Paykull [Paickel, Paijkull, Peikel, Peikul, Peuckel, Peykel, Patkul, Beykel, Beichtel, Böckel, Bockihl, Pryckel, Poiquel, Poichel, Poickul, Putkul (Patrulius)], Freiherr (1651) v. Vöråberg (Österbotten), Jöran [Jörgen, Jurgen, Jürgen, Jyri, Georg] (II)

Paykull [Paickel, Paijkull, Peikel, Peikul, Peuckel, Peykel, Patkul, Beykel, Beichtel, Böckel, Bockihl, Pryckel, Poiquel, Poichel, Poickul, Putkul (Patrulius)], Freiherr (1651) v. Vöråberg (Österbotten), Jöran [Jörgen, Jurgen, Jürgen, Jyri, Georg] (II); Generalmajor [2.5.1605 Reval-1.2.1657 Stockholm]

Das „Theatrum Europaeum“[1] berichtet unter 1642/43 über die weiteren Operationen der schwedischen Armee vor Olmütz: „Und ob zwar hierauff anfangs von Hochgedachter Sr. Excell. Herr Obrister Königam zum Commendanten dahin verordnet / selbiger auch in 14. Tag lang daselbsten commendirt / haben doch S. Excell. hernach rathsamb befunden Herrn Obr. Paykulln auß dem Feldläger[2] bey Cosell[3] dahin abzufertigen / vmb das Commando daselbst anzutretten / vnd bemelten Obristen Königam abzulösen / welches auch also erfolget.

Nach dem nun H. Obr. Paykull dahin gelanget / hat er nicht allein zu Formirung eines ansehnlichen Magazins gute Anstalt gemacht / sondern auch den Orth besser zu fortificiren / von aussen aber die Vorstätte vnnd Clöster / so mit grossem Vnkosten vor diesem erbawet / abzubrechen / vnnd es vmb die Statt gantz eben zumachen / angefangen. In deme er in solcher Arbeit begriffen / vnnd kaum etwas Anfang damit gemachet / seyn Ihre Durchleucht Ertzhertzog Leopold[4] vnnd General[5] Picolomini[6] 14. Tag hernach mit der Käyserlichen Haupt-Armee darvor ankommen / selbige auff ein Canon Schuß[7] von der Statt langs denen Bergen gegen dem Stättlein Proßnitz gestellet / vnd in 30. biß 40. Schüsse mit Stucken / ohn gemachte Baterien, von freyem Felde hinein gethan / in Meynung die Schwedische darinn zuschrecken / vnd in diese Gedancken zubringen / als der Ort nun recht würde belagert werden / sind auch in solcher Postur drey Tage davor stehen geblieben / hetten zwar den Ort gern attaquiren / vnd selbigen wieder in Käyserl. Devotion bringen  wollen / inmassen auch die Bürger anderst nicht gehoffet / als daß sie nun hierdurch wiederumb sollen liberiret werden; Weiln aber der Hertz-Hertzog diese Nachricht gehabt / daß die Statt Brieg[8] in Schlesien / so gleich damahls von deß Herrn Feldt-Marschall Torstensohn Excellentz attaquiret / auch bereits so weit gebracht war / daß sie sich in weniger Zeit hette ergeben müssen / inmittelst periclitiren[9] möchte / haben sie sich deß vierten Tags von dar wider abgezogen / vnnd ihren Marsch dahin gegen Schlesien eingerichtet / vmb Brieg zu secundiren, daß also zu diesem mahl die Statt Olmütz von der Belägerung noch frey geblieben. Nichts destoweniger aber hat man sich hierauff an Käyserlicher Seiten bemühet / an Landvolck vnnd Wallachen so viel zusammen zuziehen / welche die Contribution[10] vom Lande verhindern / vnd den Ort blocquiret halten möchten / haben auch darauff etzliche hundert Mann zusammen gebracht / welche die Strassen vnsicher gemacht / vnnd den Land-Mann so weit abgehalten / daß er der Guarnison weder Contribution oder Proviant zubringen mögen.

Nach deme sie aber von der Guarnison / vnd besonders von denen darinnen loschirenden  Reutern etzliche mahl also bezogen / daß ihrer viel geblieben / vnd mit ihnen vbel procediret worden / sind sie hierdurch so schew gemacht / daß sie sich allgemach wieder verlohren / vnnd dahin gangen / woher sie kommen / vnnd ist der Orth hierdurch etwas wieder befreyet worden. Dann / ob sich zwar hierauff General Wachtmeister[11] Wallenstein[12] mit einem kleinen Corpo davor gesetzet / vnnd ein Läger formiret / hat doch selbiges kaum drey Tage lang bestanden / in deme er bald darauff Kundschafft erhalten / daß die Schwedische  Haupt-Armee bereits im Marsche begriffen / sich durch Böhmen wieder naher Mähren zuziehen / vnnd selbige Guarnison auffs new zu proviantiren / welches auch also erfolget / daß die Armee im Monat Junij 1643. Derer Orthen in Mähren wieder angelanget / vnnd so wol Olmütz / als Newstatt[13] proviantiret / vorbey sie sich der beyden Schlösser / Tobitschaw[14] vnnd Eulenberg[15] / bemächtiget / vnnd ist also biß zu Außgang deß Monats Octobris im Lande verblieben / da dann auch zugleich Obrister Hammerstein[16] mit seinem Regiment zu Pferdt / wie auch Obrister Leutenant Wancke[17] mit seinem Regiment Tragonern / sampt denen commendirten Mußquetirern in Olmütz abgelöset / vnnd hingegen Obrister Sandhoff[18] vnnd Obrister Meyer mit ihren Regimentern zu Fuß / neben dem Birckfeldischen[19] Esquadron[20] zu Pferdte hinein geleget worden. Hierauff hat sich die Armee wie gemeldt / zu Ende deß Octobris von dar moviret / vnnd ihren Marsch durch Schlesien nacher Hollstein eingerichtet / vnnd der in Dennemarck entstandenen Vnruhe[21] abzuwehren“.[22]

Bei Chemnitz heißt es zu den Ereignissen in Mähren im Frühjahr 1643, wobei Paykull den Olmützern Hausarrest auferlegte, wenn es sich um sensible militärische Aktionen handelte, so wenig traute der den Einheimischen: „In Mähren thaten Schwedische aus Olmütz, wiewol der Feind daherumb gelegen, mit ausfällen und streiffen grossen schaden, vnd führten alles, was Sie an vieh und getreyde bekommen konten, mit sich in die Stadt hinein. Sonderlich schreibt man auch aus feindlichen orten von einer denckwürdigen partey, so Sie ins Land gethan; in deme drey Trouppen zu Pferde einen Streiff hinaus gewaget, denen aber die feindlichen Reuter den pas, wie Si zurückkomen, abgeschnitten: Worüber Sie in ein benachbartes Schlos sich retiriren müssen vnd von jennen darin vmbringet werden. Nachdem aber der Commendant zu Olmütz davon kundschafft erlanget, hatte Er den Bürgern darin, bey leibs- vnd Lebens-Straffe, das ihrer keiner aus seinem hause sich begeben und vor der thüre blicken lassen solte, geboten, vnd were, diesem nach, mit der gantzen Besatzung, ausser achtzig Man, so die wachten bestellet, auf gedachtes Schloß zugangen, dergestalt seine Völcker, nachdem die feindliche partey, solches vernehmend, davon abgewichen, glücklich entsetzet und wieder in die Stadt gebracht. Ein verwegens stücklein ! Wovon man, da es es sich in warheit also verhält, zweiffeln möchte, ob es zu loben, oder zu lastern: Sintemahl, so wol es gelungen, so übel es leichtlich hette ausschlagen können“.[23] Möglicherweise ist hier der bei Flade erwähnte Raid Hammersteins im Februar gemeint: „Den 19ten umb 1 Uhr Frühe ist das gantze Regiment sambt dem Herrn Obristen Hammerstein hinaus auf die Parthey, welche umb 11 Uhr zu mittag, mit zihmblicher beüth, und Viech wieder zurückh gekommen“.[24] Weiter heißt es bei Chemnitz: „Der General Borry[25] lag ein zeitlang davor und hatte die pässe und plätze von consideration[26] daherumb, als Prosnitz,[27] Littow,[28] Merow,[29] Eulenberg, Sternberg,[30] Dobitschaw vnd andere, jedoch, in ermangelung geworbener Soldaten, so mehrentheils nach Böhmen zu verstärckung der Armée gemust, nur mit landvolcke, dessen Er über dreytausend Man bey sich gehabt, besetzet; weshalb die darin der Bloquade vmb so viel weiniger geachtet, sintemahl Er damit keine grosse Thaten, wie gern Er auch gewolt, verrichten können. Vnter denen verhielten zweyhundert Österreichische Reuter sich in einer Occasion nicht allerdings, wie ihnen gebühret: Daher Er sie abgesetzet zu fußknechten, vnd mit ihren pferden vnd gewehr drey vnberittene Sperreuterische[31] Compagnien wieder beritten gemachet. Die Wallachen thaten mit zufuhr von Saltz vnd allerhand lebensmitteln den Schwedischen dieses orts sehr nützliche dienste: Wiewol der General Borry, wan Er derer mächtig worden, ja köpffen, hencken, radbrechen[32] und viertheilen[33] ihrer nicht geschonet. Aus des Fürsten in Siebenbürgen[34] negstgelegenen Herrschafften v. dem Abt Lesenitz[35] (so gleichwol elff meilen von Olmütz gelegen) ward Ihnen auch vnterweilen von Victualien etwas vor bezahlung zugebracht: Zu dessen befürderung vnd damit es an geldmitteln nicht ermangelte, der FeldMarschall H. Torstensson siebentausend Reichsthaler dahin verordnet vnd übermachet; auf das Sie alle mügliche Provision vmb so viel besser herbey schaffen, vnd dessentwegen keine noth leiden möchten. Massen Er auch einem der Wallachen Obristen, so hiebey vor andern seine gute Affection[36] in der that spüren lassen, vnd Ihm selbst zugeschrieben, darnebenst ein schön Wallachisch Rohr[37] geschencket, dargegen mit einem wackern silbern Degen, Spänner[38] und Sporen, dann einer vom golde reich durchwirckten Escarpe[39] verehret.

Der Obriste Hennini[40] büssete allhie das leben ein, vnd ward, in deme Er recognosciren wollen, erschossen; der Obriste Schönkirch[41] aber, wie er sambt einem Rittmeister vnd weinig gefährten, zu den Völckern vor Olmütz von Wien reisen wollen, vnd eine ziemliche post geldes vor dieselbige bey sich gehabt, den drey und zwantzigsten tag Mertz-Monats, von einer parthey daraus ertappet vnd daselbst sambt der beute eingebracht. Der Obriste Hammerstein gieng im Hornung[42] mit einem falschen paß vnd dreyssig wolberittenen Reutern von dannen mitten durch den Feind zur Schwedischen Armée, vnd brachte dem FeldMarschalln die nachricht von denen Commendanten in Olmütz vnd Newstadt mit, das Sie bis Pfingsten mit Proviant annoch versehen weren vnd sich zu halten getraweten: Inmittler zeit Sie, entsetzet zu werden, gehoffet vnd gebeten“.[43] Torstenson war mittlerweile nach Müglitz[44] marschiert. „Hier wurde mehrere Tage requirirt, um Mähr. Neustadt[45] und Olmütz – der eigentliche Zweck des Feldmarschalls – von Neuem zu verproviantiren. Dass Torstenson den 9./19. Juni sein Hauptquartier im Felde bei Müglitz hatte, ist ersichtlich aus seinem Schreiben an Karl G. Wrangel wegen der Garnison in Sternberg. Torstenson zweifelt nicht, der Oberster Paickul (Paickel von Torstenson geschrieben) werde darauf gute Achtung geben“.[46]

Natürlich wurden auch die üblichen Diskretionsgelder[47] erpresst: „Eodem [18.2.1643; BW] abends ward von dem Herrn Commendanten wieder seine Vorige parol,[48] das denen Officirern nur 100 rthlr. discretionsgelder gegeben werden sollen, anbefohlen, 120 rthlr. zu geben, oder sich mit Ihnen selbst zu vergleichen“.[49]

Im September 1643 war es Wittenberg[50] gelungen, Olmütz zu verproviantieren.[51]

Unter 1643 heißt es auch, dass sich Paykull an den Kirchenschätzen bedient hatte: „In diesem Jahre 1643 ist allhier in der Dombkirchen, unterm Beinhauß, an allerhand Kirchenornat, von silbernen Bildern und dergleichen, ein grosser Kirchenschatz gefunden worden, welchen man von daraus mit etlichen Waagen ab und nach Pommern geführt“.[52]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet unter dem 12.5.1644 über einen dänischen Teilerfolg während des sogenannten „Torstensson-Krieges“ gegen Wrangels[53] Truppen: „Bey Eingang deß Maij Monats / den den Dänischen die Fortun / gegen die Schwedischen / nicht vbel favorisiret. Dann als die Dänischen / am 2. 12. dieses / mit einer ziemblichen Anzahl deß Morgens bey Anbrechung deß Tages / bey Coldingen[54] angesetzt / haben sie sich entschlossen / denen daselbst Quartierenden vier Schwedischen Regimentern / als deß General Major Wrangels / Obristen Lindens[55] / Obristen Plettenbergs[56] / vnd Obristen Paickels / vnversehens einzufallen. Nun ist nicht ohn / es were dieses Orts den Schwedischen ein ziemblicher Schaden zugefügt worden: Im Fall diese gantze Compagny der vier benanten Regimenter sich völlig in Coldingen befunden befunden hätten. Dieweilen aber die meisten dieser Völcker / vnd zwar zweyhundert nach Renßburg[57] / zweyhundert nach Hadersleben[58] / etliche hundert nach der Schantz Riepen[59] / vnd andere Oerter außcommandirt gewesen / auch viel in ihren zugeschriebenen Quartieren auff Salvaquardien[60] / vnd also nur theils Officirer / mit dem Vberrest / sich zu Hauß befunden: Als haben die Dänischen ausser was in beykommender Specification vermeldet / weiter nichts erhalten / weilen die meisten sich eylends auff das Schloß / wo selbsten die Fähnlein gewesen begeben / vnnd also vnangefochten verblieben.

Folget ein Verzeichnuß der Officirer / vnd gemeinen Soldaten / so in dem Einfall zu Coldingen gefangen / beschädiget / vnd todt geblieben. Von General Major Wrangels Regiment gefangen / 3. Leutenants / 1. Fähnderich / 17. gemeiner Knecht. Todt / 1. Major Namens Luther[61] / 1. Unter-Officirer / 5. Gemeine / etc. Von beschädigten aber hat sich niemand befunden.

Von deß Obristen Lindens Regiment gefangen / 1. Major genant Döring[62] / 1. Leutenant / 2. Fähnderich / 3. Vnder-Officirer / 22. gemeine. Beschädigt / 1. Capitäin Leutenant / vnnd 4. Gemeine. Todte / Obrister Plettenberg / 1. Capitäin / 1. Leutenant / 3. Vnder-Officirer / 4. Gemeine.

Von deß Obristen Paickels Regiment gefangen / 1. Capitäin / 3. Vnter-Officirer / 6. Gemeine / etc. beschädigt / 1. Obrist Leutenant / Namens Lindy[63] / 6. gemeine. todt / 1 . Leutenant / 1. Fähnderich / vnd 5. Gemeine / etc“.[64]  „An einem Tage deß Morgens frühe fielen die Dähnischen Völcker mit hellem Hauffen in die Stadt Coldingen / in Jütland gelegen / und wollten der Schweden 4. Regimenter / als deß Herrn General Major Wrangels / Obristen Lindens / Obristen Plettenbergs / und Obristen Paickels ruiniren, aber weil theils von diesen Regimentern nach Riepen / theils nach Hadersleben außcommandiret / und theils auff Salva Guardien außgeleget waren / fanden sie wenig zu Hause / ohne die Officirer / die sich also bald auff das in der Stadt gelegene Schloß reterirten, also daß sie nur 137. Gefangene bekamen / 15. aber wurden beschädiget / und 34. todt geschossen“.[65]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet unter 1644 ausführlich über die weiteren Ereignisse vor und in Olmütz:[66] „Inmittelst aber / vnd weil die Armee von Mähren so weit ab war / vnd die Guarnisonen Olmütz / Newstatt vñ Eulenberg deß Succurses sich so bald nit getrösten kondten / noch auch sonst zu ihrer Conservation / einig andere Assistenze hatten / ausser dz der Fürst in Siebenbürgen / Ragotzky[67] / die Käyserliche Armee vnterm Commando deß General[68] Götzen[69] / in Vngarn so weit abhielt / daß sie mit so grosser Macht die Orthe nicht angreiffen konte / ward darauff anfangs nicht allein Ölmütz unterm Com̃ando deß General Wachtmeisters[70] Buchheimbs[71] / sondern auch hernach vnnd fast zugleich Newstatt / vnterm Commando deß Obristen Leutenants[72] Creutzherrn[73] von Liechtenstein[74] von weitem plocquirt[75] / vnd solcher gestalt inne gehalten / daß ihnen weder Proviant / noch sonst etwas zukommen kondte / dahero Herr Obrister[76] Beykull[77] / als welcher vber die andere Guarnisonen / Newstatt vnd Eulenberg / emässig[78] die Inspection hatte / beydes den Obristen Leutenant Dancuart,[79] vnd Majeur[80] Bogern,[81] durch Schreiben ermahnete / das Proviant bestens zu menagiren[82] / vnd die Orthe / vermöge ihrer vorigen Ordre, biß auffs eusserste zu mainteniren[83] / welchem nachzukommen / sie sich auch resolvirten.

Nun hatte zwar Gen. Wachtmeister Buchheimb die Plocquada vor Olmütz vom Monat Novembr. 1643. biß gegen dem Vor-Jahre 1644. hart continuiret / machte auch ein vnd andere Verfassung / selbiges bey angehendem Frühling zu belägern / ward aber von dar ab- vnnd naher Wien vociret / vmb die Armee in Vngarn gegen den Fürsten Ragotzky zu commendiren. Hierauff ward der General Wachtmeister Crackaw[84] an dessen Stelle vor Olmütz commendiret / vmb solche Belägerung vorzunehmen / vnnd den Orth zu recuperiren / inmassen er dann Ihrer Käyserlichen Mayestät versprochen / selbigen innerhalb vier Wochen in  Käyserl. Hände zulieffern / welche ihme aber hernach also mißlungen / daß er wenig oder nichts darvor außgerichtet; in deme er zwar anfangs vorgehabt / selbigen durch Verrätherey mit Entreprise[85] zu vberrumpeln / welcher Anschlag aber ihme hernach nit allein zurück gangen / sondern er hat auch per Forze[86] nichts außrichten können. Dann / nach deme er ein Corpo ohne gefehr von 3500. Mann darvor zusammen gebracht / hat er sich zwar mit selbigem ein Canon Schuß[87] von der Statt auff dem Berge gesetzet / vnd auff solchem Berge zwey Schantzen[88] hinder aneinander geleget / auch also gegen der Statt ferner zu approschiren[89] angefangen; vngeachtet aber er solch seine Aproschen von der Statt so weit anfing / daß selbige mit keinē Canon Schuß konten bestrichen werden / wurden ihm doch selbige / von den Belägerten bey Nacht wider eingeworffen. Nach deme er aber begrieffen war / der Statt sich besser zunahen / auch nun bereits etliche Monat darvor zugebracht hatte / vnd seine Actiones gar schlechten Fortgang gewinnen wolten / ward er ebenmässig von dar abgefordert / vnd an seine Stelle General Wachtmeister Boray[90] dahin geschicket; Weil ihme aber nicht gehalten ward / was ihme  versprochen worden / brachte er ohne gefehr sechs Wochen darvor zu / dancket ab / vnd gieng naher Italien / vnd kam hierauff der General Wachtmeister Wallenstein[91] wiederumb an seine Stelle / welcher sich dann die Belägerung solcher gestalt angelegen seyn ließ / daß er auch vermeynete / es ihme nicht fehlen köndte / sondern solcher Orth nun bald in seine Hände gerathen müste / inmassen er sich dann ebenmassig vermessen / selbigen in kurtzer Zeit in Käyserl. Devotion zubringen / dahero auch dem Commendanten offters entbieten lassen / daß er sampt der Guarnison in kurtzem sein Gefangener seyn solte / vnd dahero nicht Vrsach hätte / sich so hart zu opponiren / oder die Extrema zuerwarten / besonders weilen er sich keines Succurß zugetrösten / hingegen aber eines guten Accords zuversehen hätte; Es ist ihme aber von dem Commendanten widerumb zur Antwort worden: Er wolte nicht hoffen / daß er die Ehre haben solte / ihn zu seinem Gefangenen zubekommen / noch auch den Orth solcher gestalt / wie er meynete / zu vbermeistern / in deme er sich zuversichern / daß er ehrliche Leuthe vnnd solche Soldaten vor sich finden solte / welche ihme vnnd seinen vnderhabenden mit tapfferer Gegewehr resistiren würden / dahero er nur zuthun / was er nicht lassen köndte. Worauff der General Wachtmeister Wallenstein nicht allein mit Approschiren gegen der Statt fortgangen / sondern auch ein Mußqueten Schuß[92] von der Statt ein Werck nach dem andern geleget / daß fast die gantze Statt mit Schantzen vnd Gräben solcher gestalt vmbschlossen gewesen / daß niemand weder auß noch ein gekondt / inmassen auch derer Schantzen Namen / vnnd wie selbige gelegen / auß nachgesetztem Abrisse zuersehen seyn. Als nun der Orth also von einer Schantze biß zur andern mit Gräben beschlossen / vber diß auch vnterschiedliche Baterien gefertiget / vnnd so wohl Stücke als Feuer-Mörser[93] auffgeführet / den Belägerten auch alle Lebens-Mittel abgeschnitten / vber diß wed‘ Botten noch Brieffe mehr durchzubringen  waren / vnnd sie also wusten / daß sie sich einigen Succurses so bald nicht zugetrösten hätten / schickte nicht allein bemelter General Wachtmeister Wallenstein dem Commendanten vnterschiedliche Accords Puncten vnnd Formulen von Zittaw / Schweidnitz / Oppeln vnnd anderer Orten zu / mit Bericht / wie solche Orte nunmehr wiederumb in Käyserl. Hände gerathen / weil weder selbige / noch er in Olmütz einigen Succurses zugewarten hätte / sondern er bemühete sich auch / wie offentlich / also heimlich / den Commendanten durch ein vnd andere Promiß[94] / so Ihre Käyserliche Mayestät selbst gethan hätten / zum Accord vnnd Vbergabe deß Orthß zu persuadiren / welcher aber solches nicht allein jedes mahl recusiret[95] / sondern auch endlich die Pfaffen[96] / oder diejenige / so dergleichen anzubringen bestellet gewesen / gar nicht mehr hören wollen / sondern mit harter Betrohung abgewiesen.

Nun ist es zwar nicht ohne / daß bey solcher Beschaffenheit / vnnd da man sich keines Succurses zugetrösten / der Commendant Vrsach gehabt / sich zum Accord anzubieten / vnnd die Völcker lieber zu salviren / als hernach den Ort vnd Völcker zugleich zumüssen. Weil er aber seine Pflicht bedacht / vnnd mit der Guarnison lieber das eusserste ausstehen / als den Orth in Käyserliche Hände lieffern wollen / der General Wachtmeister Wallenstein dahero auch wol abnehmen können / daß er den Orth solcher gestalt weder mit Accord noch Force so leicht bekommen würde / bemühete er sich durch Verrätherey[97] vnnd Conspiration der Pfaffen es so weit zu practiciren / wie er sich bey Nacht heimlichen vnd mit List einschleichen / vnnd einer Post bemächtigen köndte. Nun hatte aber der Commendant vor diesem schon so viel Nachricht gehabt / daß einige Verrätherey obhanden / vnnd man sich auff Käyserlichen Seiten bemühete / die Statt durch ein verborgen Orth zu vberrumpeln / man hatte aber weder den Verräther noch den Ort / wo solche Verrätherey vorgehen solte / außforschen mögen / dahero der Commendant die Posten aller orthen wohl visitiret / vnnd selbige also beschaffen vnnd verwahret befunden / daß man nicht sehen können / wo vnnd an welchem Orthe die Käyserische heimlich oder ohn grossen Verlust angehen köndten / besonders / weilen die Posten jedes mahl beydes mit Bereitschafft vnnd Wachten wol versehen gewesen / vber diß auch auff der Pfaffen Actionen gute Auffsicht gegeben / vnnd hierin fleissig nachgeforschet worden.

Diesem nach ist es zwar mit der Verrätherey eine Zeitlang still geblieben / daß man kein fernere Nachricht darvon erhalten können / ausser daß vnter dē Bürgern in geheimb die gäntzliche Hoffnung gewesen / sie nun in drey oder vier Wochen / oder auch wohl in kürtzerer Zeit / ihre Erledigung erlangen würden; Nichts desto weniger aber haben die darvor gelegene mit approschiren / Schiessen vnnd Feuerwerffen continuiret / doch aber keine Brescha[98] zulegen begehret / vnangesehen / sie mit ihren Approschen so nahe an waren / daß sie offt von denen Belägerten in selbigen besuchet / vnnd vnterschiedlich Gefangene hinein gebracht worden.

Als sie nun mit den Approschen nahe genug vnter den Wercken waren / vnd auff einer Seiten / als dem Mitter-Thore / das Wasser / welches sonst so wohl aussen vor dem Wall / als auch hinterm Wall an der innersten Mawer vorbey gieng / vnnd die Belägerten dessen zu ihrem Maalwerck gebrauchen kondten / benommen hatten / fieng er General Wachtmeister Wallenstein an im Monat September, einen Thurn an dem Litter-Thor an der inwendigen Mawer hart zu canoniren / daß der Commendant vermeynte / er selbigen Thurn zuvor vbern Hauffen werffen / den Graben damit füllen / vnnd hernach Brescha dabey legen würde / dahero er auch folgende Nacht das Ziegeldach von selbigem Thurn abnehmen / vnd vmb so viel leichter machen ließ ; worauff die draussen inne hielten / selbigen weiter zubeschiessen.

Das „Theatrum Europaeum“ hat diese September-Aktion ausführlich und sehr anschaulich dargestellt: „Als nun der Orth also von einer Schantze biß zur andern mit Gräben beschlossen / vber diß auch vnterschiedliche Baterien gefertiget / vnnd so wohl Stücke als Feuer-Mörser auffgeführet / den Belägerten auch alle Lebens-Mittel abgeschnitten / vber diß wed‘ Botten noch Brieffe mehr durchzubringen  waren / vnnd sie also wusten / daß sie sich einigen Succurses so bald nicht zugetrösten hätten / schickte nicht allein bemelter General Wachtmeister Wallenstein dem Commendanten vnterschiedliche Accords Puncten vnnd Formulen von Zittaw / Schweidnitz / Oppeln[99] vnnd anderer Orten zu / mit Bericht / wie solche Orte nunmehr wiederumb in Käyserl. Hände gerathen / weil weder selbige / noch er in Olmütz einigen Succurses zugewarten hätte / sondern er bemühete sich auch / wie offentlich / also heimlich / den Commendanten durch ein vnd andere Promiß / so Ihre Käyserliche Mayestät selbst gethan hätten / zum Accord vnnd Vbergabe deß Orthß zu persuadiren[100] / welcher aber solches nicht allein jedes mahl recusiret[101] / sondern auch endlich die Pfaffen[102] / oder diejenige / so dergleichen anzubringen bestellet gewesen / gar nicht mehr hören wollen / sondern mit harter Betrohung abgewiesen.

Nun ist es zwar nicht ohne / daß bey solcher Beschaffenheit / vnnd da man sich keines Succurses zugetrösten / der Commendant Vrsach gehabt / sich zum Accord anzubieten / vnnd die Völcker lieber zu salviren / als hernach den Ort vnd Völcker zugleich zumüssen. Weil er aber seine Pflicht bedacht / vnnd mit der Guarnison lieber das eusserste ausstehen / als den Orth in Käyserliche Hände lieffern wollen / der General Wachtmeister Wallenstein dahero auch wol abnehmen können / daß er den Orth solcher gestalt weder mit Accord noch Force so leicht bekommen würde / bemühete er sich durch Verrätherey[103] vnnd Conspiration der Pfaffen es so weit zu practiciren / wie er sich bey Nacht heimlichen vnd mit List einschleichen / vnnd einer Post bemächtigen köndte. Nun hatte aber der Commendant vor diesem schon so viel Nachricht gehabt / daß einige Verrätherey obhanden / vnnd man sich auff Käyserlichen Seiten bemühete / die Statt durch ein verborgen Orth zu vberrumpeln / man hatte aber weder den Verräther noch den Ort / wo solche Verrätherey vorgehen solte / außforschen mögen / dahero der Commendant die Posten aller orthen wohl visitiret / vnnd selbige also beschaffen vnnd verwahret befunden / daß man nicht sehen können / wo vnnd an welchem Orthe die Käyserische heimlich oder ohn grossen Verlust angehen köndten / besonders / weilen die Posten jedes mahl beydes mit Bereitschafft vnnd Wachten wol versehen gewesen / vber diß auch auff der Pfaffen Actionen gute Auffsicht gegeben / vnnd hierin fleissig nachgeforschet worden.

Diesem nach ist es zwar mit der Verrätherey eine Zeitlang still geblieben / daß man kein fernere Nachricht darvon erhalten können / ausser daß vnter dē Bürgern in geheimb die gäntzliche Hoffnung gewesen / sie nun in drey oder vier Wochen / oder auch wohl in kürtzerer Zeit / ihre Erledigung erlangen würden; Nichts desto weniger aber haben die darvor gelegene mit approschiren / Schiessen vnnd Feuerwerffen continuiret / doch aber keine Brescha[104] zulegen begehret / vnangesehen / sie mit ihren Approschen[105] so nahe an waren / daß sie offt von denen Belägerten in selbigen besuchet / vnnd vnterschiedlich Gefangene hinein gebracht worden.

Als sie nun mit den Approschen nahe genug vnter den Wercken waren / vnd auff einer Seiten / als dem Mitter-Thore / das Wasser / welches sonst so wohl aussen vor dem Wall / als auch hinterm Wall an der innersten Mawer vorbey gieng / vnnd die Belägerten dessen zu ihrem Maalwerck gebrauchen kondten / benommen hatten / fieng er General Wachtmeister Wallenstein an im Monat September, einen Thurn an dem Litter-Thor an der inwendigen Mawer hart zu canoniren / daß der Commendant vermeynte / er selbigen Thurn zuvor vbern Hauffen werffen / den Graben damit füllen / vnnd hernach Brescha dabey legen würde / dahero er auch folgende Nacht das Ziegeldach von selbigem Thurn abnehmen / vnd vmb so viel leichter machen ließ ; worauff die draussen inne hielten / selbigen weiter zubeschiessen.

Inmittelst aber war in der Statt vnter andern ein Bernhardiner[106] Mönch / Pater Pommer[107] genandt / welcher sonst bey dem Commendanten wol gelitten / ihme auch dahero zugelassen ward auff dem Thumb[108] zuwohnen / weiln solches Gebäwe ohne diß öde / vnnd der Thumb Dechant[109] freywillig ausgegangen war. Damit aber selbiger Mönch den Commendanten alles Verdachts benehmen / vnd selbigen in wehrender Belägerung vmb so viel sicherer machen möchte / begehrte er so wol zu seiner / als deß Commendanten besserer Versicherung lebendige Salva Guardi zu sich auff den Thumb / versicherte auch dabey beydes den Com̃endanten vnd vnd andere hohe Officirer durch seine vorgewandte Trew / Affection vnd allerhand gegebene Nachricht / was die Käyserische mit der Statt vorhätten / welcher gestalt vnd an welchem Orthe sie selbiger bey kommen wolten.

Weil er sich dann in seinen Actionen zu der Zeit richtig vnnd ohne falsch befunden / vnnd es also / wie er zuvor schon berichtet hatte / mit der Statt vorgenommen ward / machte er sich hierdurch nicht allein guten credit vnnd Affection / sondern ward auch für allen andern Pfaffen / welche er selbst in ein vnnd andern / wie ihnen nicht zu trawen were / angabe / geehret vnnd geliebet / besonders weilen er auch einen Bruder[110] hatte  / welcher vnter der Schwedischen Armee Rittmeister[111] war / sich auch sonst mit Worten so weit außließ / daß / nach auffgehobener Belägerung / er sein Gemüth wol besser offenbahren / vnnd dieser Seiten sich accomodiren[112] wolte.

Da er sich nun zwar hoch obligiret / diesem allem aufrichtig nach zukom̃en / vñ an der Guarnison weder mit Rath noch That sich im wenigsten zuvergreiffen / noch selbiger zu Præjuditz[113] etwas zu practiciren[114] / sondern / da er dergleichen von andern mercken oder vernehmen solte / es dē Commendanten zu offenbahren / inmassen er es auch damahls vnterschiedlich gethan / daß die darvor gelegene es mit ihrem Schaden vnnd Verlust empfunden: So hat doch seine die gantze Zeit vber mit den Käyserischen gepflogene Conspiration vnd darauß erfolgte Verrätherey endlich an Tag gegeben / wie er solche Zeit vber seine Falschheit vnterm Schein der Auffrichtigkeit vermäntelt / vnd die gantze Guarnison in der Käyserischen Hände / vnd vmb Leib / Leben / Ehre vnd Reputation[115] zubringen gesucht; in deme er es mit Vorbewust vnnd Consens deß General Wachtmeister Wallensteins vnnd Hülffe etliche Burger bereits so weit vnd dahin eingerichtet / daß den 9. 29.[116] Septembr. deß 1644. Jahres nach Mitternacht nicht allein in der Dechaney[117] / durch ein Keller Fenster / so an dem Thumb[118] / oben an dem Felsen gelegen / vnd wol verwahrt gewesen / vnterm Commando deß Obristen Sous[119] in 600. Mañ / sondern auch in den Bischoffs Hoff / durch eine Cloacam vnter Commando des Obristen Günters[120] vom Cracauischen[121] Regiment[122] 60. Mann verborgen / vnd vnvermerckter Weise eingebracht / welches dann vmb so viel füglicher geschehen / weiln die davor gelegene selbigen Tag vnd gantze Nacht mit Schiessen vnd Fewerwerffen auff der andern Seiten der Statt also continuiret / daß man sich in solchem Orthe / weiln es fast die beste Post der Statt gewesen / dergleichen nicht versehen / zumahln er auch lebendige Salva Guardj darinn gehabt / vnd vber diß der Officirer / so bey dem Thumb die Wacht gehabt  / jedes mahl das Hauß / nemblich den Thumb / vnnd besonders den Keller deß Nachts dreymahl visitiren sollen. Weil aber der Mönch nicht allein die Salva-Guardij auff seine Seite gebracht / sondern auch der Officirer solch seiner Ordre zu dem mahl nicht nach kommen / vnnd das Hauß nur einmahl vor Mitternacht visitiret / die eusserste Wacht in der Mühle sich auch beschleichen lassen / hat der Verräther solch seinen Anschlag vmb so viel desto besser effectuiren können.

Nach deme nun auff solchen beyden Posten nahe in 700. Mann Käyserische darinn gewesen / vber selbige auch noch 200. auff dem Bischoffs Hoff durch die Cloacam folgen sollen / selbige aber bey eingefallenē dicken Nebel das Loch vermisset / vnnd vorbey gangen / haben sie sich in beyden Häusern von Mitternacht biß vmb 4. Vhr gantz stillgehalten / vnd nicht außzugehen begehret / vermeynende / sie nun den Orth schon gewonnen / vnd in ihren Händen hätten. Als aber die Patrollia Morgens vmb 4. Vhr an den Bischoffs Hoff von innen der Statt kommen / selbigen geschlossen vnnd verbollwercket  gefunden / hat sie selbigen mit Gewalt öffnen / vnd zusehen wollen / wie es darin beschaffen / wordurch dann die Käyserischen darin Alarm gemacht / vnd Fewer herauß gegeben. Nun ist zwar also fort hierdurch in der gantzen Statt Alarm worden / vnd der Commendant Obrister Paykull im Begriff gewesen / von denen Posten so viel Völcker abzuziehen / daß er die vom Bischoffs Hofe wieder außjagen möchte. Weil aber die Käyserischen bey solchē Alarm auch zugleich von aussen fast auf alle Posten loß gãgen vnnd gestürmet / hat er die Mannschafft von den Posten / weil sie ohne daß etwas schwach besetzt waren / nicht entrathen können / vnnd ist inmittelst nur ein Vnter Officirer mit sechs Mußquetirern von der nechsten Post am Bischoffs Hoffe darauff loß gangen / vnnd durchs Thor etliche mahl Fewer hinein geben lassen / worüber ihme auch der rechte Arm entzwey geschossen worden.

Nachdem aber die Käyseris. aussen an dē Posten nichts schaffen können / sondern mit mercklichem Verlust / vnangesehen / sie an etlichen Orthen biß auff die Sturm Pfäle[123] kommen / abgeschlagen worden / der Majeur[124] Wilhelm Meer[125] auch auff der nechsten Post innen ward / daß die Käyseris. im Bischoffs Hofe zu mächtig / nahm er noch einen Capitain mit etlicher Mannschafft / zu sich / gieng an den Bischoffs Hofe / arbeitete an dem Thor / vnd chargirte[126] so lange / biß nit allein er durch die rechte Brust vbel geschossen / zu Boden fiel / sondern auch der Capitain mit vnterschiedlichen Knechten todt blieb: Worauff der Commendant noch eine Compagnye Reuter an den Bischoffs Hofe commendirte / vmb die andern zu secundiren / welche auch zugleich darauff durch das Thor einbrachen / vnd alles was dariñ angetroffen ward / niedermachten / ausser daß dem Obristen Günter Quartier[127] gegeben / vnnd also der Bischoffs Hofe recuperiret ward.

Nach deme nun dieses vorbey / vnnd es in der Statt wieder still war / die Käyserischen aber von aussen mit stürmen nichts destoweniger continuirten / wird der Commendant von einē Reuter berichtet / daß im Thumb ebenmässig Käyserische weren / weil ein Mußquetirer von der Guarnison / welchen sie heimlich gefangen hinein bekommen / anjetzo wieder außgesprungen / vnnd berichtet / daß der Obriste Sous mit 600. Mann darin were / möchten auch bereits Alarm, vnd würden wol auff das Burgthor loß gehen / sich dessen zu bemächtigen. Weiln aber die auff dem Bischoffs Hause bereits glücklichen wieder ausgeschlagen waren / resolvirte sich der Commendant / Obr. Paykull / den Thumb ebenmässig zu recuperiren / oder lieber das Leben zulassen / ermahnete auch beydes Officirer vnd Soldaten zur Gegenwehr vnnd bestendiger Resolution / brachte anfangs ohne gefehr in 50. Mann zusammen / vnd bekam ausser vor dem Thumb eine Mawer eines Knies hoch zu seinē Vortheil ein / legte die Mußquetirer dahinder / vnd ließ continurlich Fewer in den Thumb geben / brennete das Thor im Vorhofe ab / vnd brachte den Gegentheil mit seiner wenigen Mañschafft so weit / daß sie im Vorhofe nicht mehr bleiben kondten / sondern sich alle hinein in den Sack retiriren musten.

Nun hat zwar der Gegentheil auß dem Thumb so starck gestossen / daß / so sich nur jemand etwas bloß gegeben / er bald vbern hauffen geschossen worden / in deme es von Menge der Völcker darinnen nicht anders hergienge / als ob die Kugeln Handvoll weise herauß geworffen vnnd gesäet wurden; Nichts destoweniger aber bemühete sich Obrister Paykull vmb ihnen den Außfall zu verwehren / einē Abschnitt mit Pallisaden anzufangen / war aber von dem grossen Schiessen vnmüglich zufertigen / in deme niemand daselbst bestehen / sondern bald vbern hauffen gehē mußte / ließ sich auch anfangs vbel vnnd fast vnmüglich ansehen / den Gegentheil (weiln ihme vbel beyzukommen / er auch fast in Thumb so starck / als die gantze Guarnison war) mit Gewalt außzutreiben. Diesem nach zog der Commendant noch so viel Völcker von den Posten ab / daß er ohne gefehr 150. Mann darvor zusammen brachte / setzte auch dazu auff jede Seiten deß Fußvolcks einen Troup Reuter also / daß sie verdeckt stunden / vnd auß dem Thumb nicht kondten gesehen werden.

Vngeachtet nun beydes der Commendant vnd Obrister Sandthoff[128] / wie auch alle andere Officirer vnd gemeine ihr bestes thaten / vnd sich / so viel immer möglich / bemüheten / der Käyserischen Meister zu werden / kondten sie doch ohne grossen Verlust nirgendts an dieselben kommen / viel weniger außjagen / vnd sahe dißmahl mit der Schwedischen Guarnison darinn sehr gefährlich auß / war auch zur Recuperation fast keine Hoffnung mehr vbrig.

Endlich aber ließ der Commendant auff der einen Seiten deß Thumbs die Garten Mawer durchbrechen / bekam dardurch im Vorhof ein Stall ein / jagete die vber dem Stall mit Granaten[129] vnd Mußqueten[130] hinweg / bemühete sich auch das Hauß oder Dechaney zugleich in Brandt zu bringen / vnangesehen aber die Pech-Cräntze auff dem Schindeltache liegen blieben vnd liechter Lohe brenneten / wolte doch das Fewer nicht angehen / vnnd hielte man fast darvor / daß es ohne Zauberey nicht zugehen könnte / doch aber fürchtete der Gegentheil gleichwol das Fewer / vnnd bemühete sich das Dach abzuschlagen. Es ward aber hingegen von dem Commendanten ein Capitäyn mit etzlicher Mannschafft auff den bey der Thumb-Kirchen gleich vberstehenden Thurn commandiret / durch das Dach Fewer hinein zugeben / vnnd den Gegentheil abzuhalten / daß er selbiges nicht abschlagen möchte / worauff derselbe auch oben von dem Hause / so wol mit Granatē alß Mußqueten abgetrieben ward / daß er das Dach zu seinem folgenden Schaden muste stehen lassen / vngeachtet selbiges innerhalb etlichen Stundē zu keinem Brandt kondte gebracht werden / sondern kostete in der Zeit noch manchen Mann / in deme nit allein bald Anfangs vnd fast zu gleich zwey Capitäyns / einer von dem Meyerischen / der ander vom Sandhofischen Regiment todt bliebē / sondern es ward auch vber diß der Statt Majeur Ambrosius Jacobson[131] / nebenst dem dem Capitäyn Leutenant[132] vom Meyerischen[133] Regiment vnd etlich andern tödtlich beschädiget / vnnd viel Gemeine todt geschossen.

Als sie nun also in voller Action waren / selbige auch bereits in drey oder vier Stunden gewehret hatte / schickte General Wachtmeister Wallenstein einen Trompeter[134] auff der andern Seiten in die Statt / vmb dem Commendanten ein guten Accord anzubieten. Ob nun wol bemelter General Wachtmeister solches / wie man darvor hielt / mehr zum Versuch that / vnd sich ohne diß / wie er auch entbieten ließ / den Ort vnd die Völcker gewiß genug vnnd gleichsamb in Händen schätzete / auch deßwegen einen Currier nach dem andern naher den Käyserlichen Hofe sandte vmb die Aviso[135] zu thun / daß der Orth nunmehr widerumb in Käyserliche Devotion gebracht / vnnd also gut Käyserisch were / ward doch selbiger Trompeter von dem Cõmendanten gantz nicht angenommen / viel weniger gehöret / sondern befohlen auff selbigen Fewer zugeben / vnnd wider weg zu jagen / denn er mit keinem Accord etwas zuthun haben wolte / hat auch darauff beydes Officirer vnd Soldaten abermahls zu tapfferer Gegenwehr angemahnet / ihnen auch gleichsamb vor Augen gestellet / wie sie hiedurch / wo sie / wie er dann zu GOTT hoffete / den Orth erhielten / vnnd den Gegentheil wider abschlügen / nicht allein von Ihrer Allergnädigsten Königin besondere Gnad vnnd Recompens[136] / sondern auch von dem Herrn Feldt-Marschalln fernern Avancements[137] / von Jedermänniglich aber Ehre / Ruhmb vnnd Reputation erlangen vnd zu gewarten haben würden / worauff sie sich auch allerseits erkläret / bey ihme zu leben vnnd zu sterben / vnd Glück vnnd Vnglück mit ihme außzustehen.

Weiln dann die Käyserische anderst nicht / als mit Gewalt außzubringen waren / brauchte der Commendant hierzu alle Mittel / vnnd bemühete sich vornehmblich wie das Hauß möchte in Brandt gebracht werden. Weiln aber die Pech-Cräntze gar nicht hafften / noch das Fewer angehen wollte / sondern mancher ehrlicher Soldat darüber darauff gieng / ließ er endlich zwey schwere Stück vor das Thor in dem Vorhofe auff freyen Platze anführen / vnd damit etlichmahl in den Thumb Fewer geben / welche Schüsse auch also antraffen / daß man hernach das Blut vnd Gehirn an Wänden finden und sehen können. Vber diß ward auch mit Granaten[138] zu den Fenstern starck hinein geworffen / vnd grosser Schaden gethan. Weiln aber das Fewer auff dem hausse gar nicht angehen wolte / ließ er endlich eine Petardt durch zwey Vnter-Officirer vnnd ein Constabel[139] / welchen er ein gewisses zugeben versprochen / anbringen / welche auch selbige zwar so weit anbrachten / daß sie ihren Effect that / es waren aber nit allein beyde Vnter-Officirer darüber todt geschossen / sondern auch dem Constabel die Hand entzwey geschlagen. In deme nun die Petarde ihren Effect that / vnnd die Thüre in dem Thumb in das Hauß hinein warff / gieng das Hauß zugleich mit Fewer an / schlug ein Gewölbe / worauff viel Magazin Röcken[140] lag / ein / daß in viertzig biß fünfftzig Mann der Käyserischen darin verfielen / vnd hernach todt gefunden wurden / in deme hierauff das Hauß zugleich gestürmet / vnnd alles / was angetroffen / niedergemacht ward. Darauff ward der Gegentheil getrungen / dz Hauß zu quittiren / ließ sein Gewehr an Partisanen[141] / Helleparten[142] vnnd Mußqueten in dem Stich / sprang beydes durch die Fenster vnd Löcher hinauß / daß sich auch theils an denen in der Mauer liegenden Spanischen Reutern[143] spisseten / vnd im ablauffen viel niedergeschossen worden / wobei auch der verrätherische Mönch / Pater Pommer, mit außsprang / vnd also durch seine Verrätherey viel vnschuldig Blut vergoß / in deme in dem Thumb vnnd Bischoffs Hofe in zweyhundert Todte von Käyserlicher Seiten gefunden vnd begraben / auch vnterschiedliche Gefangene bekommen worden. Als nun die Käyserische beydes den Thumb vnnd Bischoffshof also mit grossem Verlust wider quittiren vnnd verlassen müssen / hat General Wachtmeister Wallenstein deß andern Tags an den Commendanten geschrieben / vnd seine Todte abfolgen zulassen / begeret / welchem es auch so weit bewilliget / daß ime die / so ausser dē Posten gefunden / abgefolget / die innerhalb deren Posten aber in der Statt begraben werden solten / welches auch also geschehen / vnnd darauff etliche Stunden lang Stillstand gemachet worden / worbey auch auff ferners Ansuchen deß General Wachtmeister Wallensteins die todte Officirer / so von Käyserlicher Seiten in der Statt gefunden worden / ebenmässig abgefolget / vnnd gantz entblöst[144] auff Wagen abgeführet worden

Diesem nach wolte bemeldter Gen. Wachtmeister doch nicht ablassen / viel weniger den Orth quittiren noch die Belägerung auffheben /sondern vermeynete sich wieder zurächen / vnd den Orth noch zu vbermeistern / bekam mehr Völcker an sich / vnd machte allerhand Præparatoria / die Statt nochmahls mit Ernst anzugreiffen vnd zu stürmen. Nach dem er sich aber auff das newe mit Munition vnnd mehr Stücken versehen / vnd also alle Nothturfft an der Hand hatte / ließ er drey newe Battereyen / als eine zwischen dem Blasii Thor / vnd Jesuiten Collegio, die andere zwischen dem Litter Thor vnnd Rosen-Pforten / die dritte aber vnter dem Closter Rhadisch[145] gegen dem Thum̃ fertigē / vnd schwere Stücke aufführen / fieng auch darauff an / den siebenden Novembris styl. nov.[146] von solchen drey Battereyen zugleich zu canoniren / besonders aber hatte er vornemblich sein meinstes Absehen auff eine weisse Mawer zwischen dem Litter-Thor vnnd Rosenpfort gerichtet / auch auff selbige Batterey die schwereste Stücke / als sieben oder acht Canonen / bringen lassen.

Ob er nun zwar vermeynte / beydes solche Mawer wie auch die zwischen dem Blasii Thor vnd Jesuiten Collegio zugleich / vnnd in einem Tage zu fällen / vnnd also bald darauff zu stürmen / brachte er doch mit solch beyden Breschen zu drey Tage vnnd zwey Nacht / biß er selbige / besonders aber die bey der Rosen-Pforten den zehenden Novembris / welcher war Martini Abend / gleich vnten an der Erden in zwey Pickquen[147] lang abschoß / vnnd man also ebenes Fusses fast Esquadron[148] weise eingehen kondte / continuirte aber mit solchem Schiessen biß an den Abend vmb 5. Vhr / schickete darauff nach gelegter Bresche abermahls an den Commendanten / vnnd ließ ihn zu der Vbergabe anmahnen. Weilen er aber abschlägliche Antwort bekam / vnnd nun so wol drinnen zur Gegenwehr / als auch aussen zu dem Sturmb alles fertig war / vnnd der Abend anbrach / ward zu halb 6. Vhren das Statt-Gericht vor Olmütz / so mit Fewerwerck angelegen / angezündet / vnd denen daraussen / so nun bereits in den Lauff-Gräben zu dem Sturmb commandiret waren / dardurch Losung gegeben / daß sie beydes auff die Bresche bey dem Jesuiten-Collegio / vnnd auff die bey der Rosen-Pforten loß gehen vnnd stürmen solten.

Nun giengen zwar selbige Anfangs mit grosser Fury vff solche beyde Breschen an / ward auch von aussen beydes mit Stücken vnd Granaten auff die Posten hinein gespielet. Weiln aber von dem Commendanten darinnen gute Verfassung zu der Gegenwehr gemachet / vnd denen Ankommenden hinwiederumb beydes auß denen Flanquen vnd Breschen / mit Stücken / Granaten / Mußqueten vnnd guter Resolution entgegen gangen ward / vber dieses auch hinder der Bresche an der Rosen-Pforten nicht allein ein guter Abschnitt mit einem Graben / vnd längst der Bresche / Dornen / Pech-Tonnē vnd ander Fewerwerck geleget vnnd angezündet / sondern auch die ander Bresche bey dem Jesuiten Collegio also beschossen war / daß sie mit Leytern angehen musten / kondten sie vff beyden Seiten nichts schaffen / sondern wurden mit grossem Verlust zu rück getrieben / in deme in die Bresche bey der Rosen-Pforten zwar in fünfftzig biß sechtzig mann einkommen / kondten aber weder hinder noch vor sich / sondern musten mehrertheils von dem Fewer / so in der Bresche angezündet ward / verbrennen / durch welche Gegenwehr vnnd Widerstandt die Käyserlichen also geschrecket vnnd abgehalten worden / daß vnangesehen selbige von ihren Officirern ferner zu vnterschiedenen dreyen mahlen angeführet worden / sie doch nicht mehr angehen wollen. Gleichsfals sind auch die / so vnter dem Commando deß Obristen Wachtmeister Pandemirs[149] auff der andern Bresche bey dem Collegio angangen / mit mercklichem Verlust poussirt[150] worden / vnnd weiln bemeldter Obrister Wachtmeister durch die Bresche nit einkommē können / hat er sich gegen der lincken Hand naher dē Blasii Thor gezogen / vnd ein kleines Aussenwerck / welches nur mit 10. oder 12. Mann besetzet war / gestürmet / sich auch dessen bemächtigt / vnd selbiges in drey Stunden lang / (weiln ein Corp. de Garde[151] von Ziegelstein gebawt / darinn war) mainteniret / ist auch heraus mit Leytern an die Bastion an bemelten Thor kommen / vñ sich deß Thors ebenmässig zu bemächtigen bemühet. Weilen ihm aber nicht allein die Leytern wider abgestossen / vnd die angehende wider abgeschlagen / vber diß auch voin der Bastion vnd Mawern mit Stücken / Mußqueten / Granaten / PechCräntzen vnd Steinen continuirlich in das Werck gespielet / vnd ihme hart zugesetzet ward / daß er auch selbst sein Leben darüber auffgeben muste / ward das Werck wiederumb quittiret / vnnd worden von Käyserlicher Seiten in 60. biß 70. Todte vnnd Beschädigte darinn gefunden. Als sie nun nicht allein von beyden Breschen / sondern auch allen andern Posten mit grossem Verlust zurück geschlagen / vnd ihnen wie das erste mahl auff dem Thumb vnnd Bischoffshofe / die Stuben warm gnug gemachet / also auch zu diesem mahl die Martins Ganß wol gebraten / aber vbel gesegnet worden / hat General Wachtmeister Wallenstein folgēden Tages abermahls vmb Abfolgung derer Todten Ansuchung gethan / welches ihme auch so weit bewilliget / daß auff etliche Stunden Stillstand gemacht / vnd die ausser denen Posten abgefolget / die innerhalb aber darin begraben worden. Ob er nun zwar solche Zeit vber grossen Verlust gelitten / vber diß auch das kal-Wetter[152] eingefallen / hat er doch den Orth noch nicht quittiren / noch die Belägerung auffheben wollen / sondern hat darauff mehr Völcker an sich gezogen / vnd ist noch biß an den Monat Martii in seinen Wercken liegen geblieben / biß endlich die Schwedische Haupt-Armee / nach geschlossenem Frieden mit Dänemark[153] / widerumb durch Böhmen im Marsch gewesen / solchen Orth zu secundiren / worüber sie auch mit der Käyserlichen Haupt-Armee zur Haupt-Action vnd blutigem Treffen gerathen / vnnd den vier vnnd zwantzigsten Februarii Anno 1645. die Schlacht vor Jancko[154] / darvon wir hiernechst an seinem Orth melden werden / erhalten / wordurch dann nicht allein Olmütz / sondern auch Newstatt vnnd Eulenberg von der Belägerung vnd Plocquaden liberiret worden: In deme vierzehen Tage hernach General wachtmeister Wallenstein sein Läger vnd Schantzen vor Olmütz in Brandt gestecket / vnnd hat also vnverrichter Sachsen / vnangesehen die Plocquade vnd Belägerung in anderthalb Jahr continuiret / wider abziehen müssen.

Es ist aber solcher sein geschwinder Auffbruch denen Belägerten etwas bedencklich vorkommen / in deme beydes das Läger vnd Schantzen fast zugleich in den Brandt kommen / daß man vermeynet / Herr Wallenstein etwas anders im Sinn hätte / vnd hierdurch etwas per strategema[155] zu practiciren suchte / besonders weilen die Belägerte võ Ankunfft ihrer Armee / vnd auch von erhaltener Victoria bey Jancko kein Nachricht gehabt / sondern vermeynet / ihre Armee sich noch vor Bernburg befinde / dahero auch hernach / nach eingezogener Kundtschafft / die Frewde / wegen erlangter Victory vnd ihrer Liberation vmb so viel grösser worden / weiln es besonders so weit schon kommen war / daß nicht allein die Guarnison beydes durch absterben vnnd vberlauffen der Soldaten also abgenommen hatte / daß an Gesunden vnnd Krancken[156] in allem nur noch in sechshundert Mann darinnen sich befunden / vnnd eine so weitläufftige Posto bey so weniger Mannschaft nicht wol bestehen noch defendiret werden können / sondern es hatten auch die Lebens-Mittel nunmehr also abgenommen[157] / vnnd die Hungers-Noth[158] die Belägerte solcher Gestalt betroffen /  daß beydes Bürger vnd Soldaten vngewöhnliche Thiere / als Pferdte / Hund vnd Katzen zur Speise geniessen müssen / vnnd ist mancher / besonders von Bürgern / Hungers gestorben / welcher sonst sein Leben noch retten können / in deme durch Niessung vngewöhnlicher Speisen[159] / die beschwerliche Kranckheit / der Scharbock[160] / also eingerissen / daß beydes Bürger vnnd Soldaten häuffig hingefallen vnd gestorben / vnangesehen der Commendant / zu besserer Menagirung deß Proviandts vnnd Rettung der vnschuldigen Weibesbilder vnd Kinder / allemahl bey Außgange deß Monats zu zwey / drey / biß vier hundert Personen außgehen lassen / damit die vbrige vmb so viel desto länger außdawren möchten / inmassen auch in währender Belägerung in drey tausendt Personen außgelassen / vnnd also die Statt vom Volck vmb so viel erleichtert worden. So offt aber selbige außgelassen worden / hat General Wachtmeister sie nicht annehmen / noch durch seine Wercke passiren lassen wollen / sondern hat Fewer vnter sie geben lassen / daß auch etliche dardurch todt geschossen worden. Endlich aber wann sie sich nun Tag vnd Nacht in den wüsten Kellern verborgen / sind sie hernach noch auffgenommen / zuvor aber visitiret / vnd also passiret worden.

Weiln derohalben durch obbemelte Victori bey Jancko Olmütz wider geöffnet / vnd beydes Bürger vnd Soldaten widerumb genugsame Lebens-Mittel bekamen / sich hierdurch gleichsam wider erholeten / vnd also der Ort in Ihrer Königlichen Mayestät zu Schweden Devotion erhalten worden / ward von deß Herrn Feldt-Marschall Torstensohns Excellentz dem Commendanten / Herrn Obristen Paykull zugeschrieben / daß er / wie in andern / als auch seiner Guarnison daselbst zu Olmütz / GOTT zu Ehren ein Danckfest solte halten lassen / vmb dem Allerhöchsten für erhaltene Victory vnnd Liberation gebührend zu dancken / welches auch hernach solemniter[161] also gehalten vnd gefeyret worden“.[162]

Chemnitz teilt zu 1644 weiter mit: „Die Stadt Olmütz in Mähren ward zuforderst mit Schantzen vnd Wercken vnter den Stücken rings vmbher beleget, das niemand mehr herauskommen, noch das weinigste an lebensmitteln hineingebracht werden können, folgends mit der schärffe angegriffen: Zu dem ende von verschiedenen orten Volck zusammengeführet, vnd, vnter andern, von Breslaw[163] aus sechshundert Newgeworbene, so man den zwey vnd zwantzigsten tag Hew-Monats[164] gemustert, dahin geschicket worden.Die Keyserliche kamen denen darin je länger, je näher, vnd setzten mit schrecklichem Canoniren, fewr einwerffen, Miniren[165] vnd dergleichen Ihnen sehr hart zu; Verstärckten auch ihre Macht davor von tage zu tage, mehr vnd mehr, vnd hatten Ihnen das wasser schon vorlängst genommen.

Es hatte aber der Commendant sich darin sehr verbawet: Daher man sich nicht getrawet, das Sie mit gewalt gros davor ausrichten würden. Sonsten, wiewol vor die Officirer fast alle lebensmittel entgehen wollen, war doch vor die Besatzung daselbst annoch kein mangel:[166] Ausser das, wegen gebrechs von wasser, es mit dem Brawen schwer daher gegangen. Allein die Bürgerschafft fieng an noth zu leiden: Also, das der Commendant derer viele, auch der vornembsten, ausmarchiren lassen, dabey die jennigen Handwercker, welche Er zur arbeit am nothwendigsten bedürfft, mehrentheils mit Commis[167] vnterhalten, vnd darüber dem Magasin vmb so viel stärcker zugesprochen werden müssen. Über dis kranckten Officirer vnd Knechte nicht allein sehr vnd sturben hinweg, sondern es handelten, eines theils nicht nur Knechte, sondern so gar Officirer so übel, das ihrer viele aus blosser leichtfertigkeit vnd aus keiner noth noch durchgangen vnd zu schelmen[168] worden: Da Sie dan so wol bey tage aus den Posten gelauffen, alks des nachts sich über die Posten heimblich herunter gelassen vnd davon gestrichen. Durch welches Ausreissen vnd Wegsterben die Guarnison vmb ein merckliches geschwächet worden. Kürtzlich davon zu reden, der Commendant war in einem ziemblich beschwerlichen zustande begriffen: Angesehen Er sich von innen so wol vor der Inwohnern, als seinen eignen Leuten solcher gestalt gnugsam zu hüten, dabey von aussen mit dem Feinde alle hände voll zu thun gehabt.

Den neunden tag HerbstMonats lies der Graff von Wallstein die Stadt durch einen Trompetter anblasen vnd auffordern: Als Er aber abschlägige antwort bekommen vnd schlecht abgewiesen worden, canonirte Er selbige durch Creutz-Schießen[169] über die massen hart, vnd fast hefftiger, wie vormahls; wie Er dan auch die nacht zugleich mit fewreinwerffen starck fortgefahren. Alles vermuthlich zu dem ende: Die Schwedischen dadurch auf die eusserste Posten zu ziehen, vnd seinen vorhabenden anschlag desto füglicher werckstellig zu machen. Sintemahl den zehenden, vermittelst einer sonderbaren kriegslist vnd der Pfaffen verrätherey, Keyserliche, in sechshundert Man stark, die Dechaney[170] am Dom vnvermerckt (worztu ein starcker Nebel damahls geholfen) erstiegen, auch durch heimbliche löcher und gänge mit fünffzig Man in den Bischoffs-Hoff kommen: Deme noch anderthalb hundert folgen sollen, aber, wegen des Nebels, des heimblichen orths verfehlet vnd selbigen vorbey passiret. Wie nun diese letztgedachte bis zum eussersten Thore in der Stadt an der Gasse gelanget, wurden Sie von den Schwedischen, so den vnrath bald vermercket vnd des Feindes aufm Dom gewahr worden, auch der vrsachen sich hieher von andern Posten, so starck als müglich, gezogen, stracks angegriffen, Obr. Lieutenant Günter vom Crockawischen Regiment, so sie commendiret, gefangen, vnd ein Fändrich, nebenst den übrigen, niedergemachet; Worüber man disseit einen Capitain vnd etliche Knechte eingebüsset, vnd Major Wilhelm,[171] nebenst andern, hart beschädiget worden. Die andere aber verharreten von morgens zu vier vhren an, bis vmb zwelff zu Mittage, in der Dechaney. Wolten von dannen nicht weichen, auch nicht heraus auf die Schwedischen loß gehen; wiewol endlich fünffzig Man herausgefallen, so aber, bald poussiret, über hals über kopff zurücke kommen. Hielten sich auch so lang feste darin, bis die Schwedische das haus beschossen, petardiret vnd mit fewr angestecket: Also, das Sie mit aller gewalt heraus getrieben werden, vnd den ort mit nicht geringem verlust verlassen müssen. Bey solcher Occasion nun vor gemeldter Dechaney blieben abermahl ein Capitain, ein Cap. Lieutenant vnd eine anzahl Knechte aufm platze, und wurden theils, neben dem Wachtmeister-Lieutenant, verwundet.auf der SpittalMühlen ausserhalb dem Dom ward ein Fändrich, mit zwantzig Knechten, angetroffen: Welche sich gefangen gegeben vnd, ausserhalb des Fändrichs, stracks vnterhalten[172] lassen. War ein denckwürdiger anschlag: Aber noch denckwürdiger, daß der Commendant, Obriste Poikul, dem Feinde, welcher, vermittelst dessen, bereits so starck in seine Post kommen, so resolut vnd tapffer begegnet vnd Ihn so glücklick wieder heraus getrieben.

Nach diesem vergeblich gethanen versuch ward mit feindlichem ernst etwas innegehalten, vnd die belagerung abermahl in ein eine Blocquade verwandelt: Wie gegen ende deß HerbstMonats, da aufs newe ein ruff erschollen, das der gewaltige angriff reassumiret,[173] vnd zu dem ende aus Hungarn[174] etliche alte Teutsche Völcker abgefordert, hingegen dero stelle mit Croaten vnd anderer leichten Reuterey ersetzet werden sollen.

Zur Mährischen Newstadt lagen annoch hundert Schwedische Reuter, so täglich ausgefallen vnd nicht geringen schaden gethan: Derhalben Keyserliche solchen platz gleicher gestalt blocquiret, doch nicht so gar enge einsperren können. Vnd hatten die darin noch so viel lufft, das Sie sich der Weyde etwas nahe an der Stadt gebrauchet: Wiewol Sie mit starcken partheyen täglich vmbfangen gewesen, die continuirlich auf den nähesten dörffern vmb Sie herumb gelegen. Der Feind, nebenst den StadtsPfaffen, hatten ebner massen hieselbst eine verrätherey vnd anschlag vor auf das offne Thor: Zu dessen Effectuirung die Reuter Mußquetierer auf den Pferden hinter, vnd Sturmleitern mit sich geführet. Dem Commendanten, Obristen Danckwart,[175] war solches zeitlich verkundschaftet: Darumb Er ihren anschlag selbst befürdert, vnd Sie, in guter postur vnvermerckt stehend, ankommen lassen. Allein wurden Sie durch versehung eines seiner Officirer des handels zeitig gewahr: Darumb Er nur etliche gefangene von Ihnen bekommen, vnd zwantzig todt aufm platze geblieben. Das Haus Eulenburg[176] war gleichfals im HerbstMonat vom CreutzHerrn[177] belagert; welcher das wasser vergiften lassen: Das also, bey damahliger trucknen zeit, nicht viel wassers droben vorhanden gewesen. Dessen vngeachtet, der Major droben sich wol gehalten, vnd denen drunten mit Ausfällen ziemblichen Schaden gethan“.[178]

„Olmütz in Mähren hatte man aufs newe mit Macht anzugreiffen entschlossen; zu dem ende Stücke vnd Munition, den neunden tag WeinMonats, von Wien aus davor geführet worden: Vnd war der Keyser darüber dermassen entrüstet vnd verbittert, das Er, die Stadt in grund zu schiessen vnd allerdings übern hauffen zu werffen, Ordre gegeben. Weil es aber davor schier an Volcke gebrechen wollen, als machte man abermahl einen anschlag, das durch Mähren alle Musquetierer, so sich auf der Inwohner Schlösser vnd Häuser befünden, aufgehebt, vnd vngefehr auf ein tag achte vor Olmütz, vnnd die Schwedischen dermahleins herauszubringen, geliefert werden sollen: Deren dennoch, angesehen man schon vorher, zu solchem behuff, fünffzehen hundert Knechte hergeben müssen, weinig mehr zu bekommen gewesen.

Die Olmützer waren dargegen vnerschrocken vnd stelleten sich tapffer zur gegenwehr: Thaten, vnter andern, einsmahls mit allen ihren Reutern vnd vierhundert Musquetirern einen ausfall; bey deme Sie die Keyserlichen von einer Bateri getrieben, ein Stücke vernagelt,[179] vnd einen HaubtMan, nebenst etlichen andern, todt geschossen. Nicht desto weiniger hielten Keyserliche noch weiter mit der belagerung an: Der guten hoffnung, das es Ihnen in die harre nicht würde entstehen können. Den dritten tag WinterMonats wagten Sie es vnd thaten einen Sturm davor: Den die darin tapffer abgeschlagen, vnd der Keyserlichen darüber etliche hundert, nebenst dem Obr. Wachtmeister Bandemir,[180] todt geblieben, auch bey zweyhundert, worunter viel Officirer, beschädiget worden.

Worauff Sie, an der eroberung verzweiffelnd, das Landvolck nacher haus ziehen lassen, die Geworbene hingegen in die quartiere, vnd die groben Stücke[181] nach Brinn[182] abgeführet, gleichwol den platz annoch von weitem bloquiret gehalten: Biß Sie endlich, nach empfangener Ordre, solchen allerdings verlassen, vnd nacher Böhmen zu der daselbst richtenden Armée, vnterm Graffen von Hatzfeld,[183] sich erheben müssen. Daher Schwedische, als nunmehr aller Blocquade gäntzlich entfreyet, das Land durchgestreiffet vnd alle notturfft daraus, weit vnd breit herumb, eingeholet. Da Sie sonsten, wan es länger gewehret, wol etwas schmal hetten beissen müssen: sintemahl der Graff von Wallstein einen kundschaffter[184] mit Briefen, als ob er vom Commendanten in der Newstadt were, hineingeschickt gehabt; der auch angenommen vnd beantwortet worden. Aus welcher antwort man, das die lebensmittel bis etwa Weyhnachten vnd schwerlich weiter zureichen dürfften, befunden“.[185]

Der Sekretär Paykulls berichtet im Oktober 1644 während der Belagerung von Olmütz über die Montierung[186] der Kaiserlichen, „dass des Feündts nemblichen des Römischen Kaysers Soldathen nur buben, und nackendes gesindl wären, und theilss laimete Säcke anstatt der Hosen, und blosse füsse hätten“.[187] Als die Lage jedoch kritischer wurde, so berichtet Flade weiter, veranlasste Paykull, dass ein „gutter frommer Katholischer Corporal[188] von zühmlichen alter“ wegen defätistischer Äußerungen hingerichtet wurde.[189]

Unter Dezember 1644 wird die Hungerkrise „der hoch nothleydenden burgerschafft, deren arme theils ausser Ross, Essels, Hundt, undt Katzen Fleisches, sich der treber, und hilssen Vom Hiersch,[190] mit Kleyben vermischet gebackener für brodt, den Viehe tranckh vom bierläger auss dem Commiss zu suppen sich gebrauchen müssen“, festgehalten. Weiter heißt es aus Olmütz: „Diese Zeit ist alles im hohen Werth kommen, die Roß haben auch abgenommen, das Pfund Butter ist vor 5-6 Reichsthaler gekauft worden, Ein Ey vor 30 kr.. Ein Haan oder Henne vor 5 fl., auch theurer, der Metzen Korn vor 10-12 Dukaten oder Thaler, und alles umb hartes Geld, Dukaten oder Thaler, man hat auch ein Metzen Getrayd vor 1-2 Hüner geben. Man hat eine Kuh vor 50-60 Reichsthaler verkaufft, man hätte auch gerne mehr gegeben, wann sie wäre zu bekommen gewesen“.[191]

Unter 1645 wird aus Olmütz berichtet: „Den 17. Januarii diese Zeit haben alle Lebensmittel abgenommen, und war ein Wunder, wenn man ein Hund oder Katz gesehen, dann die seynd alle von den Soldaten auffgefressen worden, wie wohl sie des Tages 2 Pfund Brot und ihr Bier gehabt. Das Fleisch ist auch abgangen. Unter denen, die Weib und Kind gehabt, ist große Noth gewesen, die Bürgersleuth haben sich viel mit Kleiben, Hirschmengsel oder Sprey bekösten müssen, so wie das Vieh Tröber essen müssen“.

Nach dem Kriegstagebuch des schottischen Kriegsteilnehmers William Forbes[192] nahm Paykulls Regiment an der Schlacht bei Jankau[193] am 6.3.1645 teil: „Marchirten dem nägst nach Böheimb, da wir den 24. Februar anno 1645 die Kayserliche undt Bayrische bey Janckow geschlagen, daß sieben Generalspersohnen todt geblieben undt gefangen worden. Ich mit meinem Regiment zwey Brigaden[194] vom Feindt aus dem Waldt geschlagen, viele gefangen, Fähnlein, Stücke, Munition, Wagen bekommen, daß ihrer viele das gewehr wegk werffen müssen, ihr Leben zu salviren. In Gegenwarth Herrn Feldmarschalls Torstensohns und General Mortaigne. Ich mußte mit meinem Regiment uber einen Grund avanciren undt hatte keine Reuterey bey mir. Da kahmen 2 Esquadrons[195] Bayrische Curassier[196] mir in die flanque, darüber etliche Officirer und Knechte todt blieben und gefangen  wurden, auch Herr Obrister Seestedt[197] blibe, dan wir seine Fahnen[198] und Picquen bey uns hatten, auch von des Herrn Generalmayor Peykels Regiment zu uns gestoßen wehren“.[199] Nach den schwedischen Kriegslisten hatte er mit einer Brigade an der Schlacht teilgenommen.[200]

In diesem Jahr nahm er an der Belagerung Brünns durch Torstensson teil.[201] Brünn_(Merian)Am 26.6.1645 erschien der Sukkurs der Schweden vor der Stadt: „Dieser Succurs zeigte dem Feinde, daß die Laufgräben nicht hinreichten. Dieselben zogen sich, mit Schanzen und Redouten verstärkt, und mit Geschütz besetzt, a) unter dem Obristen Poichel von der Malzmühle und dem Spitale (St. Stephan), längs dem Schwarza-Mühlgraben bis zu den Kirchen Allerheiligen und St. Anna, weiter an mehreren Punkten unter dem bedeckten Wege und dem Spielberge, endlich um diesen selbst; b) zweifache Laufgräben unter dem General und Obristen Mortaigne liefen von der Schwabengasse bis hinter St. Thomas, und c) unter Altenblau von da bis zur Vorstadt Zeil und an den Fluß Zwittawa.

Nach dem gelungenen Succurse des Grafen Wrbna[202] führte der Feind zur Verhinderung zur Verhinderung ähnlicher Hülfe, auch noch eine Cirkumvallation (Gräben mit Brustwehren) vom Kloster Obrowitz an gegen Königsfeld[203] bis zum Königkloster in Altbrünn[204] in der Länge einer halben Meile aus“.[205]

Unter dem 15.8.1645 wird berichtet: „Auf dem Petersberge, als dem gefährlichsten Punkte, befand sich de Souches persönlich als Leiter der Vertheidigung, und hielt an der innern Seite oben an der Bresche, ihm zur Seite der Capitän Becker,[206] und ein irländischer[207] reformirter[208] Lieutenant mit 30 Dragonern und 30 Cavalleristen zu Fuß; an der andern Seite der Bresche hielt Obristlieutenant Gérarde,[209] die Hauptleute Lamberg[210] und Gordon[211] mit eben so viel Mannschaft. Im Graben und in einem daselbst während der Nacht angelegten Abschnitte waren 45 Musketiere unter dem Commando eines Fähnrichs vom Kron’schen[212] Regimente, dann eine Anzahl Bürger und lediger Burschen aufgestellt, und oben an der Bresche an einer Gartenmauer in einem zweiten Abschnitte 25 Musketiere und 1 Fähnrich, dann 30 der auserlesensten Bürger mit einem Lieutenant. Das Corps der Adeligen, als: Wilhelm Freiherr von Dubsky, Zdenko Přepitzky, Anton von Courtamble, Wolfgang Hätzner, von Liebensee, zwei Brüder Mathiaschowsky u. a. m. nebst ihrer Dienerschaft, unter der Leitung des mit Obristlieutenant Baron Bubna[213] und 80 Reitern in 2 Abtheilungen bei der Sct. Peterskirche nahe der der Bresche halten Obristlieutenant Grafen Wrbna,[214] vertheidigten die Häuser der Domherren[215] und die nebenanliegenden Häuser, von denen man in den Stadtgraben sehen konnte.

Schon Morgens hatte der Feind in die Herren- und Kunstmühle unter dem Petersberge 300 Musketiere postirt, welche mit Spottreden die Belagerten aufzureitzen versuchten. Abends in der obgenannten Stunde führte Obrist Paikul seine auserlesenen Schaaren, bei 600 Mann stark, theils deutsche rakotzysche[216] Völker, zum Sturm. Bis an den Fuß der Mauern drangen mit Wut die Schweden vor, aber von den Vertheidigern wohl empfangen, von den in den in dem Graben und hinter den Abschnitten postirten Schützen scharf gefaßt, und von den in den Domhäusern Befindlichen, ungeachtet des dahin gerichteten heftigen feindlichen Feuers, mit Handgranaten[217] und Steinen beworfen, mußten die Stürmenden mit großem Verluste stets zurückweichen. Viermal innerhalb zweiter Stunden wiederholte sich der Anlauf, und jedes Mal bedeckten eine Menge der Feinde den blutgetränkten Felsen; nur mit Widerstreben gehorchten am Ende die entmutigten Soldaten den Befehlen ihrer Führer“.[218]

Am 15.8.1645 erfolgte der Sturm auf Brünn: „Mit der sechsten Stunde begann von 6 Seiten der Sturm: auf dem Petersberg, zwischen dem Holzthore und Pförtchen, an der Schanze bei dem Kloster St. Thomas, am halben Monde bei dem Brünner Thore und an dem beim Spielberg. Wenn er auf solche Weise seinen Angriff vorzugsweise auf die Stadt richte, meinte der Feind, werde man alle Kraft vom Spielberge herabziehen, und ihm alsdann wahrscheinlich das kühne Wagniß auf die Festung gelingen. Allein sie blieb wie vor besetzt, alle Posten blieben ungeschwächt, aufgerichtet, und muthig ging alles zum Kampfe. An der Schanze und Bresche zwischen den Jesuiten und St. Thomas stürmten des Heeres auserlesenste Soldaten; dreizehn Fähnlein[219] unter dem Obristen Mortaigne, welcher auf einem Schimmel reitend die Sturmhaufen bis in den Kardinalsgarten führte, sich dann aber zurückzog und seine Leute zum Sturme[220] aneiferte. Doch die mit Wuth Angreifenden empfing einer solcher Kugelregel, daß ein großer Theil getödtet und verwundet wurde, die übrigen weder durch Bitten noch durch Drohungen, noch den Degen ihrer Führer von schimpflicher Flucht zurückgehalten werden konnten, als Obrist Mortaigne aus der Stadt erkannt, und durch einen Schuß kampfunfähig gemacht, 1 Hauptmann, 1 Feldwebel,[221] 1 Fähnrich und 1 Feldwebel im Graben bei der Thomasschanze tödtlich getroffen waren. Am furchtbarsten ging der Kampf bei dem Petersberge, dem gefährlichsten und entblößesten Orte der Stadt. In vier Sturmhaufen drangen hier unter dem Obristen Paikul, dem vorigen Befehlshaber in Olmütz, Schweden und Siebenbürger[222]Rákóczi_György [=> Abb. links] stürmisch vor, 600 an der Zahl. Alle Mauern waren niedergeworfen, offen stand ihnen der Weg. Die Trümmer vertheidigten 200 Mann unter Gerarde,[223] Lamberg,[224] Gordon,[225] Becker.[226] Dreimal griff der Feind an, durch Schläge von den Führern vorwärtsgetrieben, dreimal wurde er mit großem Verluste zurückgetrieben. Das Schwert, Kugeln, Handgranaten und Steine von den Schanzen und aus den Fenstern der benachbarten Domherrenhäuser geworfen, tödteten eine Menge der Feinde, trieben ab, und zerstreuten die Uebrigen. Nach zwei harten Stunden schwieg der Kampf. Die Belagerten füllten sogleich den offenen Raum durch Wollsäcke, Koth, Steine und Bretter aus“.[227]

„Es wurde bereits erwähnt, dass der schwedische Obrist Paikul, nach der Einstellung der Belagerung Brünn’s, von Torstensson beauftragt war, die Gemahlin des letzteren, nebst den übrigen schwedischen Frauen nach Olmütz zu bringen. Die unüberlegte Äusserung eines dortigen Jesuiten, Namens Georg Pelinza, welcher mit sehr unzeitigem Witze von einem Schatze im Werthe von mehreren Tausenden sprach, und darunter die kostbare Bibliothek des dortigen Jesuitenkollegiums meinte, hatte die Aufmerksamkeit Paikul’s erregt, welcher kurz darauf in Begleitung von einigen Offizieren die Bibliothek besuchte; und in der That – daran Gefallen fand. Und sieh ! nach einigen Wochen erscheint ein schwedischer Bibliothekar, welcher aus dieser, so wie aus den übrigen Klosterbibliotheken Mähren’s die besten gedruckten und handschriftlichen Werke, aus den Archiven aber, so namentlich auch aus jenem des Olmützer Rathhauses, die werthvolleren Urkunden aussuchte, und bei 100 Wägen mit Büchern und Schriften aus ganz Mähren nach Schweden schickte.[228] Man suchte wohl in neuester Zeit Torstensson von diesen Plünderungen der Bibliotheken und Archive in Böhmen und Mähren freizusprechen und  derlei vaterländische Verluste bloss einem unliebsamen Sammelfleisse Königsmark’s,[229] Wrangel’s[230] und Paikul’s in die Schuhe zu schieben; allein ohne Vorwissen des obersten Kommandanten konnte doch Paikul literarische und archivalische Eroberungen in solchem Umfange nicht machen !?“.[231]

In der Olmützer „Sammel-Chronik“ wird unter 1645 berichtet: „Den 21. Octobris ist der hier so lange Zeit gelegene Commendant, Georg Päukl, von hier auffgebrochen, und der Obriste Winter an seiner Stelle Commendant worden, und ist noch ein Regiment zu Fuß unter dem Obristen Haußmann[232] herein gelegt worden. Den 27. dto. zu Abends ist der General-Lieutenant Königsmarck[233] nebst dem vorigen Commendanten, Georg Päukl, herein gekommen und den andern Tag Mittags wieder forthgangen. Wie seine Armee auf Sternberg hier vorbey gangen, hat diese Zeit die Burgerschaft sehr abgenommen, kein Geld mehr außzupressen gewesen, dennoch hat man Geld aufs Rathhaus geben müssen und der Rath hat solches dem Commendanten geben, von 1. Octobris an ein Burger wochentlich 1 Reichsthaler“.[234] Sich von der Armee zurückzuziehen war ein langgehegter Wunsch des an der Gicht stark leidenden

Torstensson, der seine Nachfolge bereits geregelt hatte. Auch Paykull, als der älteste Obrist der Infanterie, wurde nun zum Generalmajor befördert. „Weil aber der General vnd Reichszeugmeister[235] H. Carl Gustaff Wrangel,[236] wessenthalben die Königin[237] sich bereits, da Sie selbigen, auf des FeldMarschalln erlassung, in dessen stelle verordnen wolte, erkläret, auch, zu besserm Respect bey fortführung dieses beschwerlichen Wercks, Ihn vollkomblich zu auctorisiren, annoch nicht angelanget, die Armée aber der orten, da Sie ist war,[238] wegen ermangelnder lebensmittel vor Man vnd pferde, länger zu stehen nicht vermocht, sondern sich in die Marche, angezogener masse, begeben müssen; als trug Er das commendo darüber, auf ein Interim und bis zu dessen ankufft, dem General von der Reuterey Arffwidh Wirtenberg[239] auf: Welcher nicht allein bei der Armée grosse Affection vnd den grössesten theil der Officirer an sich hatte, sondern auch den Feind vnd dessen Actiones wol kandte, ausser deme sehr fleissig vnd mühesamb war; also, das der FeldMarschall sich in seiner offtmahligen beschwerlichen kranckheit gar wol auf Ihn verlassen können. Massen Er dabey eine solche Auctorität erlanget gehabt, daß Mortaigne, auch bey dem fusvolck, Ihm zu cediren, sich nicht gewegert. Daher dan der FeldMarschall, ob schon selbiger, Ihm eine reise nacher Schweden, damit Er seine sachen etwa in richtigkeit bringen vnd die seinigen vmb so viel besser versorgen möchte, zu verstatten, zum öfftern vnd gleich itzt, gar instendig angehalten, Ihn dahin vor dismahl zu erlauben, nicht rathsamb noch dienlich ermessen. Nebenst deme, angesehen schier zu weinig GeneralsPersonen bey der Armée, Er itztgenandten Mortaigne zum Gen. Lieutenant übers fußvolck gemachet; welcher sich diese zeit hero wol comportiret,[240] auch dergleichen noch ferner zu thun, ja die tage seines lebens keinen andern Herrn zu suchen, bestendig vorgegeben: Massen Er, in dieser guten Intention, vnd damit Er selbige vmb so viel mehr an den tag geben möchte, begehret, das, im fall einige enderung mit Spiering im Niederlande vorgehen würde, die Königin seinem Bruder,[241] so der General Staadten[242] Hofemeister, und dero Stats guten theils kündig war, dessen Charge anvertrawen wolte. Dem Gen. Lieutenant Mortaigne ward Poykel, als einer der eltisten Obristen zu fus, der in Olmütz gute proben seiner trew, tapffer- vnd vorsichtigkeit gethan, vnterm Namen eines Gen. Majors beygeordnet. Mehrere GeneralsPersonen aber übers fusvolck zu bestellen, hielt der FeldMarschall vnnötig; befahrend, das der Königin dienste dadurch vielmehr gehindert, als befordert werden dürfften: Bevorab, wan einer dieses, der ander jennes gut befinden vnd befehlen thete; wodurch alles, was vorträglich, ersitzen bleiben würde. Bey der itziger zeyt beysammen habenden, zieblich starcken Reuterey war niemandt, negst dem General Wirtenberg, als Gen. Major Duglas: Deme das werck allein zu schwer gefallen. Weshalben der FeldMarschall Helmuth Wrangeln,[243] als dem eltisten Obristen, so itzt nebenst dem Reichszeugmeister, zur HaubtArmée heran marchiren kommen, den Gen. Major-Platz gegeben: Sonderlich, weil Goldstein,[244] wegen seiner in der Janckower Schlacht empfangen Wunde, annoch zu Erffurt in der Cur gelegen, vnd man befahret, daß, wan Er gleich wieder zu rechte keme (woran theils zweiffeln wollen) dennoch eine geraume zeit vorüber streichen dürffte, ehe Er zur Armée wieder gelangen vnd dienste würde leisten können“.[245] Am 14.12.1645 hatte Torstensson die Armee verlassen und sich nach Leipzig zurückgezogen. Paykull war zur Eroberung vor das Schloss Tetschen[246] gesandt worden. Chemnitz hält unter dem Dezember 1645 fest: „Gen. Major Paykull ward gleichfals hierunter mit etwas Volcke vor das Haus Tetschen gesandt; auf welchem über dreyhundert Centner pulver, hundert vnd fünffzig Centner Lunten, eine ziembliche anzahl allerhand Stückkugeln vnd dergleichen mehr, zur Artoleri gehörige, sachen, so vor diesem der Keyserlichen Armée nach Bernburg zugeführet werden sollen, aber hieselbst ausgeladen waren vnd liegen blieben, sich befunden: Daher man, ehe man dessen mächtig werden könnte, zu versuchen, der mühe wol wert geachtet. Wiewol nun derselbe das dabey gelegene Städtlein stracks occupiret, auch vorm Schlosse etliche tage gestanden vnd vnterschiedliche Schüsse aus halben Cartaunen[247] darwieder thun lassen; vermeinend, das der darauff liegende Commendant, so ein Obr. Wachtmeister, sich zur übergabe bequem solte: Jedoch, weil derselbe zween Lieutenants vnd hundert vnd dreyssig Knechte droben bey sich gehabt, vnd man wol gesehen, das Er darzu nicht so leichtlich verstehen würde, der ort auch an sich selbst ziemlich considerabel war, als wurden die Völcker, nachdem Gen. Lieutenant Mortaigne alle gelegenheit selbst in augenschein genommen, von dannen wieder ab- vnd zur Armée geführet“.[248] Nach anderer Lesart zwang jedoch die Kälte Paykull zum Abzug.[249]

Die „Thomas-Chronik“ berichtet über die Ereignisse in der freien Reichsstadt Mühlhausen[250] 1646: „D. 1. März [11.3.1646; BW] ist vom Kommandanten Ermeß zu Erfurt[251] wegen aus Austeilung der schwedischen Hauptarmee in den Thüringischen Quartieren anhero nach Mühlhausen geschrieben worden geschrieben worden. – D. 10. März [20.3.; BW] bringt Oberstleutnant Bohner[252] mit bei sich habendem Comitat von Generalfeldzeugmeister Wrangel Order, daß die Stadt Mühlhausen vier Brigaden verpflegen soll. Inzwischen ist H. Georg Engelhardt, H. Georg Adam Strecker nach dem Reichszeugmeister [Torstensson; BW] geschickt, um Moderation zu bitten: Weil nun derselbe nicht anzutreffen und die Assignation an den H. Generalmajor Wittenberg und Generalmajor Beykel verwiesen, ist diese Sache peraccordiret auf 1000 Rtlr. an Gelde, 350 Mltr.[253] Hafer und 40 Faß[254] Bier, so man auf Abschlag in Erfurt liefern soll, denn sollte an Victualien 1500 Rtlr. gegeben werden, sollte für diesmal die Einquartierung abgestellt werden. – D. 14. März [24.3.; BW] ist Dr. Lehmann in dieser Sache nach Erfurt zum Kommandanten verschickt, Moderation zu bitten, weil aber das Werk im Hauptquartier veraccordirt, hat Dr. Lehmann[255] nichts ausgerichtet, sondern sind zugleich wiedergekommen den 16. März [26.3.; BW]“.[256]

Im August 1647 scheint Paykull versucht zu haben, die abgefallenen Weimarer, die den Dienst für Frankreich nicht leisten wollten, für Schweden anzuwerben. So schrieb J. H. Garnier[257] an Piccolomini,[258] es sei zu Unstimmigkeiten zwischen Turenne[259] und den Weimarern gekommen, und als er sie mit Gewalt zum Gehorsam zwingen wollte, sei zwischen Königshofen[260] und Bischofsheim[261] ein Gefecht ausgebrochen, in dem 60 Weimarer und etwa 20 Turenne’sche Männer fielen. Die Weimarer hätten sich zerstreut, die etwa 1.000 Reiter umfassende größte Gruppe sei durch den Thüringer Wald gezogen und angeblich verhandle der Kommandant von Erfurt mit ihr; eine andere Gruppe soll nach Weimar,[262] eine dritte nach Braunschweig[263] gezogen sein.[264] Ausführlich dargestellt wurde die Meuterei in den Briefen des Kommandanten von Steinfurt, Christoffer von Steinecker, an Carl Gustav Wrangel.[265]

Teilweise mussten schwedisch-finnische Truppen die würzburgischen Ämter wie Gerolzhofen,[266] das unter der Aufsicht Paykulls, der zuständig für den Fränkischen Kreis war, stand und das nach Schweinfurt, Bergrheinfeld,[267] Königshofen und dem von Würzburgischen wieder besetzten Zabelstein[268] kontribuieren musste,[269] sogar vor den eigenen Konföderierten schützen.[270]

Am 16.5.1648 wurde Paykull das Amt Verden[271] bei Bremen nach der bereits am 19.12.1646 ergangenen Zusage mit 2680 Rt. Gefälle doniert.[272]

In diesem Jahr wurden acht Kompanien zu 1.150 Mann in Erfurt, der fünftgrößten Garnison der Schweden auf Reichsboden, unter Paykull gelistet.[273]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603-1676][274] aus dem von Eger[275] abhängigen Marktredwitz[276] erinnert sich an die von Paykull befohlenenen Streifzüge: „Den 24.[6.1648, BW] dito – am Tag Johannis also – sind an die 20 schwedische Reiter von Erfurt herab[ge]kommen und haben den beiden Dörfern Wolfersreuth[277] und Pfaffenreuth[278] die Viehherden von der Weide weggenommen. Sie dann über das Lehen getrieben, beim Ochsenweiher durch das Wasser, auf Lorentzreuth (= Rodenzenreuth[279]) und gegen Hof.[280] Obwohl etliche von uns zu ihnen hinausgegangen sind, um sie wegen der Zurücklassung des Viehs der Pfaffenreuther anzuhalten, die ja neben uns in schwedischer Kontribution standen, haben sie dennoch nichts erreichen können. Wir haben es auch dem Kommandanten[281] zu Eger und dem Kommandanten auf dem Schloß zu Hof berichtet und sie um(b) Hilf[e] angerufen; es war aber alles vergeblich“.[282] […] „Unterdessen sind auch viele schwedische Parteien von Erfurt hervor[ge]kommen und haben um Oberlorntzreuth (= Rodenzenreuth), Lochau,[283] Dreifüße(r)n[284] und vielen anderen Orten das Vieh (hin)weggenommen“.[285]

Paykull nahm an dem schwedischen Angriff auf Prag teil, nachdem Königsmarck bereits die Prager Kleinseite[286] erobert hatte: „Der junge Held[287] – noch hatte er das 25ste Jahr nicht zurückgelegt – brannte vor Ruhmbegierde. Prag und Böhmen – eine eben nicht schwere Eroberung, nachdem Königsmark durch die Wegnahme der Kleinseite und des königlichen Schlosses den Weg dazu gebahnt hatte – versprachen ihm glänzende Lorbeern. Er brach also mit der Schwedischen Hauptmacht nach Böhmen auf, und hatte sich bereits den 5. Weinmonat auf dem weißen Berge gelagert. Er gieng dann über die Moldau, und schloß die Neustadt ein, indem er alle Anhöhen und vorzüglich den Zižkaberg besetzte. Wittenberg mußte nun von dieser Seite einen Angriff auf den Stadtwall in 3 Heersäulen wagen, welche die Obersten Lagardie,[288] Löwenhaupt[289] und Paykul befehligten“.[290] Paykull wird im „Theatrum Europaeum“ unter dem 3.10.1648 anlässlich des schwedischen Angriffs erwähnt: „Darauf hatte man am 3. Octobr. an der Statt-Mawer gegen des Herrn Generals von Königsmarck Posten / eine breche, und die Thürne in den Ravelinen[291] fällen zu lassen / vor gut befunden. Ob nun wol nach langwürig und heftigem Canoniren / weiln die Mawer stärcker gewesen / als man vermeynt gehabt / endlich ein ziemlichs / und dergleichen Loch darein gemacht worden / daß / dafern man gerade darauff gehen / und Volck spendiren wollen / man sich zum wenigsten der breche bemächtigen können; So ist aber solches nicht für rathsamb / sondern für besser zu seyn erachtet worden / daß man sich vorhero der auff beyden Seiten vorerwehnter massen befindtlicher Ravelinen / und darhinder gelegener Thoren / zu impatroniren / oder auffs wenigste an den Ravelinen einzuschneiden / trachten solte; Dahero resolviret worden / auff das vor dem Galgen-Thor gelegene einen Versuch zu thun.

Indessen ward ein Trommelschläger[292] an die Statt geschickt / umb zu vernehmen / ob sie sich accomodiren wolten: Weil aber derselbe / wie man sich zwar leicht eingebildet / kein Gehör hatte / sondern abgewiesen ward; als wurde der Herr General Lieutenant Löwenhaupt beordret / ein 200. Mann darauff vor Abends umb vier Uhr angehen zu lassen; Die dann mit solcher Courage angesetzt / und das Glück gehabt / daß sie nicht allein den Feind / so an Soldaten und Bürgern bey vier hundert starck darinn gewesen / außgeschlagen / und sie guten theils / was nicht durch das Thor nach der Statt geloffen / niedergemacht / und etliche gefangen bekommen; sondern auch mit ihnen zugleich eintzeler Weise durch das Thor in die Statt getrungen. Es seynd aber dieselben dergestalt in der Statt empfangen worden / daß sie wiederumb nach dem eroberten Ravelin sich zu rücke ziehen müssen: Zu dessen besser maintenance der Herr General Major Paickul beordret wurde / von denen bey Ihme gehabten drey Brigaden / ihnen noch einige Knechte zu Hülff zu schicken / von welchen / weil sie mit dem Feindt die gantze Nacht zu fechten gehabt (damit man den Zugang und Einschneidung am Ravelin dergestalt versichern möchte / daß man sich deren folgenden Tags sicher gebrauchen köndte) zwar unterschiedliche todt geblieben und beschädiget worden / jedoch hat man dißmahl die intention etlicher massen erreicht: Hette aber Gegentheil das Ravelin besser disputiren wollen / dörffte es schwer gefallen seyn“.[293]

Paykull war vom Hauptmann und Verlegenheitskommandanten bis zum reichen Mann und Generalmajor aufgestiegen, als er 1648 noch einmal zur Konferenz mit Wrangel nach Schweinfurt zurückkehrte. Er überlebte den Krieg, gubernierte im ersten Friedensjahr von Erfurt auch den Fränkischen Kreis und wurde in den ständigen Kriegsrat der schwedischen Krone berufen.[294] Bereits im Dezember hatte er in Prag in der Delegation geweilt, die sich um die Bedingungen des Waffenstillstands und die Auswahl der Winterquartiere für die schwedischen Truppen kümmerte.[295]

„Nachdem Kursachsen seinen Anteil an der Bezahlung zur Abdankung der Armee am 30. Juni 1650 vollständig beglichen hatte, übergab der schwedische Gouverneur zu Erfurt,[296] Georg Paykull, am Tag darauf die Stadt Leipzig[297] an Johann Georgs I. Abgesandten, Generalwachtmeister Wolf Christoph von Arnim.[298] Der Abzug erfolgte unter Oberst Nehren[299] ohne weitere Zwischenfälle“.[300] Das 600 Mann starke Fußregiment Paykulls sollte Erfurt am 29.8.1650 zwischen 2 und 3 Uhr in Richtung Magdeburg[301] bzw. Pommern verlassen. Nach der „Demonstratio et Descriptio Evacuationis“[302] von 1650 sollen es 690 Musketiere, 655 Weiber und 916 Kinder gewesen sein.[303]

Am 20.9.1651 wurde Paykull zum Freiherrn erhoben[304] und mit dem Kirchspiel Vörả[-Maxmo; finn. Vöyri-Maksamaa][305] in Österbotten [finn. Pohjanmaa] als Freiherrschaft begabt.

Von 1651 bis 1654 amtierte er als Vize-Gouverneur von Wismar[306] und saß zudem ab 1652 im Reichskriegsrat der Krone Schweden. Am 27. 7.1652 heiratete er in Stockholm Sigrid Horn af Åminne [1630-22.2.1693 Stockholm].[307] Die Ehe blieb kinderlos.

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.

[2] Feldlager: Einfache Soldaten bauten je nach Jahreszeit ihre Zelte aus Brettern, Türen, Dielen, Getreidegarben, Stroh und Laub, stabilisiert mit Spießen und mit Tüchern verhängt, während Offiziere fertige wetterfeste Zelte, die zum Teil gefüttert waren, mit sich führten. LANGER, Hortus, Abb. 62, EICKHOFF; GROTHE; JUNGKLAUS (Hg.), 1636, S. 96f. Zum Feldlager mit Holzhäusern für Offiziere und den Hütten und Zelten für die Gemeinen vgl. WAGNER, Tracht, S. 230. In der spanischen Flandern-Armee hatte eine Baracke Platz für vier Personen mit 2 Betten. Daneben gab es eine Doppelbaracke für acht Personen mit vier Betten. Der Salemer Mönch Bürster hat die Beschreibung eines französischen Lagers hinterlassen: „Ein groß Wunder war zu sehen, wie es von Rückenbach bis Mimmenhausen hinunder nit ist zu schreiben noch zu malen, wie die Berg aussehen. Schier ein Hütten an der andern, von weitem sehe es wie eine große Stadt so abgebränt. Ueber die Aach waren hin und wieder Steg und Brücken, dass sie frei von und zu allen Orten könnten reiten; die Hütten machten sie schön aneinander, in Mitten aber hin und wieder zu reiten große Straßen und Plätz gleich wie in großen Städten; etliche machten’s von Stroh, Gras und Heu, andere aus Mayen, darum sie großen Schaden thaten an den jungen Büchlein, andere mit Hanf und Früchten insonders mit Roggen, denn es eben in der Erndt und in 8 Tagen der Liechtenberg sollte werden geschnitten … andere von Thüren, Tafeln und Brettern, so sie aller Orten, insonders aber im Gotteshaus abgebrochen etc. etc.“ GONZENBACH, Erlach, 2. Bd., S. 287, Anm.; LAHRKANP, Dreißigjähriger Krieg, S. 198. Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. Die Feldlager waren entsprechend dem Tross kaum noch kontrollierbar. Die Beute- und Solidargemeinschaft der Soldatenfamilien bot einen gewissen Schutz, solange man kranke und verwundete Soldaten nicht in den Städten zurückließ und deren Frauen und Kinder fortschickte, die ums Überleben kämpfen mussten. Zudem gab es angesichts der schlechten hygienischen Bedingungen die üblichen Lagerseuchen, so dass wohl 20 % der Soldaten als Kombattanten ausfielen. Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi; EICKHOFF; GROTHE; JUNGKLAUS, 1636, S. 97ff.

[3] Cosel [Koźle]; HHSSchl, S. 72ff.

[4] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien], kaiserlicher Feldherr. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[5] General: Zumeist als Oberbegriff für alle Generalsränge verwendet, wenn eine genauere Zuordnung des Rangs dem Zeitzeugen nicht möglich war oder um in den schriftlichen Zeugnissen Papier zu sparen. Darunter fielen in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, „General(feld)wachtmeister“ („Generalmajor“ bei den Schweden). Etwa 20 % der bayerischen Generäle hatten sich „von der Pike auf“ hoch dienen müssen, während die Beförderung in der schwedischen Armee je nach Verdienst wesentlich schneller erfolgte. Sowohl in der kaiserlichen als auch in der kurbayerischen Armee spielten Herkunft, Gönner und verwandtschaftliche Beziehungen („Freundschaft“) eine entscheidende Rolle bei der Karriere. Bereits Anfang 1628 hatte Maximilian I. festgestellt: „An der fromen khaisers gueten intention ist zwar nit zu zweiflen; aber er ist seiner ministrorum bevorab denen, die daß kriegswesen dirigirn und füehren, so wenig mechtig alß dieselbige ihrer soldatesca; die experienz hat bißher gewisen, daß die generales des khaisers und die soldaten der generalen ordinanzen nur so weit in acht nemmen, alß es ihnen gelegen und gefellig. Daher alle ietzige confusiones.“ Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 218, fol. 63: Memorial für Richels Sendung nach Kurmainz, Januar/Februar 1628.

[6] Ottavio Fürst Piccolomini-Pieri d’Aragona, Herzog v. Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).

[7] Kanonenschussweite: ENGERISSER, Von Kronach, S. 585f.: „Wurden die Geschütze im Kernschuß, also absolut waagrecht abgefeuert, so setzte die Kugel bei einer 48pfündigen Kartaune mit einer Pulverladung von 2/3 Kugelgewicht bereits bei 150 Schritt (112 m) auf und rollte bei 800 Schritt (600 m) aus. Aus einer viertel Kartaune (12-Pfünder) abgefeuert, setzte die Kugel bereits bei 80 Schritt auf auf. Zwischen erstem Aufsetzen und Stillstand entfaltete eine solche Kugel allerdings eine gewaltige kinetische Energie. Gerade bei der Feldartillerie wurde dieser Effekt ausgenutzt, wobei eine solchermaßen abgefeuerte Kugel bei jedem Aufsetzen bis zu ihrem Auslauf für die Fußtruppen eine verheerende Wirkung hatte. Auf hundert Schritt dranh eine Kartaunenkugel noch 18 Fuß (5, 60 m) tieg in den Boden ein. (u. a. Dolleczek, s. 104. Nach Vasselieus Angaben durchschlug eine 33pfündige Kanone 12 Fuß gewachsenen Boden, 18 Fuß aufgeschütteten Boden und 30 Fuß Sand. Selbst auf 750 bis 800 Schritt (600) schlug die Kugel einer viertel Kartaune noch 9 Fuß (2, 80 m) tieg in die Erde (Heilmann/Kriegswesen, S. 51). Als ideale Entfernung für die Beschießung einer Festungs- oder Stadtmauer betrachtete man 200-250 Schritt (150-190 m). Diese Weitenangaben mögen manchem gering erscheinen, jedoch muß man berücksichtigen, daß sich bei 1 Grad Rohrerhöhung die Schußweite verdoppelte und in der Folge (dabei wieder exponential abnehmend) bei 45 Grad Elevation ihre größte Weite erreichte. Nach Diego Ufano erreichte dabei der Drache 91117 Schritt (6835 m), die halbe Feldschlange 5373 Schritt (4030 m) und die 6pfündige Falkaune 4179 Schritt (3135 m). Diese Weiten wurden allerdings vollkommen empirisch und ohne jegliche ballistische Kenntnisse ermittelt, weshalb sie von modernen Ballistikern stark angezweifelt werden. Zudem war es sinnlos mit Geschützen, die nicht wie Mörser oder Haubitzen als Steilfeuergeschütze ausgelegt waren, mit einer solchen Rohrerhöhung zu schießen, da man den Treffpunkt eines solchen abgefeuerten Geschosses unmöglich vorherbestimmen konnte. Die maximalen Schußweiten, bei denen ein annähernd gezieltes Schießen gerade noch möglich war, lagen bei den großen Kalibern (12- und 24-Pfünder) bei einer Elevation von 8 Grad bei 1500-2000 Metern, bei den kleineren Kalibern (4- und 6-Pfünder) und einer Elevation von 6 Grad bei 1150-1600 Metern. Mörser waren in der Lage, bis zu 1500 m, in Ausnahmefällen bis 2300 M weit zu werfen. (Guddat, S. 32, 82; Egg, S. 55, 68, 76, 88). Diese Daten galten für optimale Voraussetzungen und beste Pulverqualität. Unter normalen Umständen konnte man von wesentlich geringeren Werten ausgehen, wodurch ersichtlich wird, daß man zu Beginn des 17. Jahrhunderts potentielle Ziele nicht von jeder beliebigen oder günstigen Position aus beschießen konnte, sondern verhältnismäßig nahe an diese Objekte heranrücken mußte“. Zur Wirksamkeit der Artillerie vgl. ENGLUND, Verwüstung Deutschlands, S. 424f.: „Sowohl bei sogenannten Kernschüssen als auch bei Visierschüssen zielte man mit dem Geschützrohr in mehr oder weniger waagrechter Position. Ein in dieser Position eingestellter Neunpfünder hatte eine Reichweite von etwas über 350 Metern. Dann schlug die Kugel zum erstenmal auf dem Boden auf, wonach sie regelmäßig einen Sprung machte und noch einmal 350 bis 360 Meter flog, bevor sie kraftlos erneut aufprallte – acht von zehn Kugeln sprangen mindestens dreimal auf. (Der Abprall hing davon ab, ob der Boden eben oder buckelig und uneben war.) Die Kugel flog die ganze Zeit in Mannshöhe. Sie konnte also auf ihrer gesamten Bahn töten und verwunden, und wenn sie im rechten Winkel durch eine dünne Linie von Männern schlug, pflegte sie im Durchschnitt drei Mann zu töten und vier oder fünf zu verwunden, aber es kam auch vor, daß eine einzige Kugel 40 Menschen auf einen Schlag tötete. Menschen und Tiere wurden meistens mit einem hohen und entsetzlichen Reißgeräusch zerfetzt. Es gibt Beschreibungen von Schlachten dieses Typs – wie es aussah, wenn brummende Vollkugeln in die von Pulverdampf eingehüllten und dicht gestaffelten Reihen aufrecht stehender Männer einschlugen: In der Luft über den Verbänden sah man dann eine kleine Kaskade von Waffenteilen, Rucksäcken, Kleidern, abgerissenen Köpfen, Händen, Beinen und schwer identifizierbaren menschlichen Körperteilen. Der tatsächliche Effekt beruhte in hohem Grade auf der Größe der Kugel. Leichte wie schwere Geschütze schossen im großen und ganzen ihre Kugeln mit der gleichen Anfangsgeschwindigkeit ab, etwas unter 500 Meter in der Sekunde, doch je größer die Kugel war – das Kaliber in Pfund bezeichnet das Kugelgewicht – , desto höhere Geschwindigkeit und Durchschlagskraft hatte sie, wenn sie ihr Ziel erreichte: die Beine und Muskeln und Zähne und Augäpfel eines Menschen auf der anderen Seite des Feldes“.

[8] Brieg [Brzeg]; HHSSchl, S. 54ff.

[9] periclitieren: in Gefahr geraten, gefährdet sein.

[10] Kontribution: Kriegssteuern, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. In den bei Angriffen und Belagerungen ohnehin gefährdeten Vorstädten waren die Kontributionsleistungen geringer. Allerdings bestand hier auch immer die Gefahr, dass die Vorstädte entweder vom Feind abgebrannt oder seitens der Stadtkommandanten abgerissen oder abgetragen wurden, um dem Feind keine Verstecke zu bieten und um ein freies Schussfeld zu haben.

[11] General(feld)wachtmeister [schwed. Generalmajor]: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer. In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.

[12] Ladislaw [Lasco, Lasla, Lätzko] Burian Graf v. Waldstein [z Valdštejna] [1591-8.10.1645 Prag], kaiserlicher Generalwachtmeister.

[13] Neustadt O. S. [Prudnik]; HHSSchl, S. 353ff.

[14] Tobitschau [Tovačov; Bez. Prerau]; HHSBöhm, S. 616f.

[15] Eulenberg [Sovinec, Bez. Freudenthal]; HHSBöhm, S. 138f.

[16] Friedrich Christoph Freiherr v. Hammerstein [Hamenstäm] [15.9.1608 Schloßböckelheim-12.10.1685 Oelentrup], schwedischer Generalmajor.

[17] Jacob Wancke [Wanke, Wank, Weerke, Weynecke, Wanek] [ – ], schwedischer Dragoner-Obristleutnant, Obrist.

[18] Joachim Sandhoff [ – ], schwedischer Obrist.

[19] Jobst Rudolf [Hunold] v. Berkefeld [Bir(c)kenfeld, Birkfeld, Bürckenfeld, Pirckenfeld(er), Pirckfeld, Bergkfeld, Berckenfelder, Borchenfelder] [ -nach 1653], schwedischer Obrist.

[20] Schwadron [schwed. Skvadron]: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).

[21] Gemeint ist hier der sogenannte „Torstensson“-Krieg zwischen Schweden und Dänemark-Norwegen 1643-1645: Vgl. WETTERBERG, Kanslern. Del 2, S. 789-808; DANSK UDENRIGSPOLITIKS HISTORIE, 1. Bd., S. 457-463; ÖHMANN, Der Kampf um den Frieden, S. 185-199.

[22] THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd., S. 531f.

[23] CHEMNITZ, Königlich Schwedischen in Teutschland geführten Krieges 4. Teil, 3. Buch, S. 39

[24] DUDÍK, Flade, S. 379.

[25] Alessandro Freiherr (Graf) v. [del] Borri [Borro, Borrel, Bohre, Borey, Boery, Borri, Buori, Pori, Barre, Broy, Gory] [1600-1656], kaiserlicher Obrist, Feldmarschall.

[26] Consideration: Bedeutung, Beachtung.

[27] Prossnitz [Prostějov, Bez. Prostějov]; HHSBöhm, S. 499ff.

[28] Littau [Litovel, Bez. Olmütz]; HHSBöhm, S. 343f.

[29] Merow: nicht identifiziert. Um Hinweise wird gebeten !

[30] Sternberg [Šternberg, Bez. Olmütz]; HHSBöhm, S. 584f.

[31] Claus Dietrich Freiherr v. Sperreuter [Sperreut, Stierreuth] [um 1600 Walsrode-9./20.1.1653 Innsbruck], schwedischer, dann kaiserlicher Obrist, ab 1646 venetianischer Generalmajor. Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.

[32] Radebrechen: Dem zum Radebrechen verurteilten Delinquenten wurden so lange mit einem Rad Knochenbrüche und Verletzungen zugefügt, bis dieser starb. Anschließend wurde der Leichnam auf dieses Rad gelegt („geflochten”). Vgl. rädern.

[33] Vierteilen: Eine verhältnismäßig seltene Form der Todesstrafe, die zumeist erst am Leichnam vorgenommen wurde, nach der „Peinlichen Halsgerichtsordnung“ Karls V. die Strafe für männliche Verräter; Art. 124. Da der Verrat nach alter Vorstellung im Herzen saß, wurde bei der Verteilung nach Öffnung des Brustkorbs das Herz herausgerissen und als Strafverschärfung „ums Maul geschlagen“. Eingeweide und Genitalien wurden heraus- bzw. abgeschnitten, dann der Leichnam mit dem Beil in vier Teile gehauen. Vgl. WINTER, Möser’s Aufzeichnungen, S. 20 (1629): „Auch einen Müller, Heinrich Krempe genannt, beim Galgen erstlich 4 Knippe (Kniffe) mit glühenden Zangen geben, ihn Arm u. Bein, wie auch den Hals ab und entzwei stoßen, und hernach viertheilen; sollte ohne Abstoßung des Halses lebendig die Viertheilung vermöge des Urtheils erleiden, ward aber dergestalt gelindert; hat etliche Mord, und daß er ein schwanger Soldatenweib aufgeschnitten, bekannt“. Teilweise erfolgte die Vierteilung auch durch Zerreißen durch Pferde. Teilweise wurden wie etwa in Olmütz Spione gevierteilt; DUDIK, Sammel-Chronik, S. 49. PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 101 (1632): „Mense Martio kam der Landbetrieger (sonst Kauser genannt) nacher Windsheim / in Veit Ströbels Wirths-Haus / dingete eine gute Mahlzeit an / und entlehnete 20. fl. zu Einkauffung Habern / dann sein Herr würde auf den Abend mit etlich 100. Säuen ankommen /  er machte sich aber mit dem Gelde aus der Stadt / wurde hernach von denen Kayserlichen Soldaten als ein Spion geviertelt“. Angeblich von kursächsischen Soldaten (1635) an Bürgern v. Staßfurt verübt; GEIß, Chronik, S. 109;  MEHRING; REISCHERT, Zur Geschichte der Stadt Köln, 3. Bd., S. 335f.

[34] Georg I. Rákóczi, Fürst v. Siebenbürgen [8.6.1593 Szerencs-11.10.1648 Sárospatak]. Vgl. SZILÁGY, Georg Rakoczy I.

[35] Lesenitz [Lesenice, Bez. Veľký Krtíš].

[36] Affection: Gewogenheit.

[37] Wallachisch Rohr: wallachisches Gewehr.

[38] Spänner: Radschlossspanner; Vorrichtung zum Spannen des Hahnes.

[39] écharpe: Schärpe.

[40] Feuerrohr: Büchse mit Luntenschloss.

[41] Johann Albrecht v. Schönkirchen [ -1657], kaiserlicher Obrist.

[42] Hornung: Februar.

[43] CHEMNITZ, Königlich Schwedischen in Teutschland geführten Krieges 4. Teil, 3. Buch, S. 39f.

[44] Müglitz [Mohelnice, Bez. Mährisch Schönberg]; HHSBöhm, S. 381.

[45] Mährisch-Neustadt [Uničov; Bez. Olmütz]; HHSBöhm, S. 354.

[46] DUDÍK, Die Schweden, S. 82.

[47] Diskretion(sgeld): Verehrung = „Ehrengeschenk“, das von ein- oder durchziehenden Offizieren erwartet oder erzwungen wurde, in Geld- oder Sachleistungen der verschiedensten Art.

[48] Parole: Ehrenwort.

[49] DUDÍK, Flade, S. 379.

[50] Johan Wittenberg [Wittberger, Wirtenberg, Witteberg] v. Deber [Döbern] [ -1679], schwedischer Obrist, Generalmajor.

[51] DUDÍK, Die Schweden, S. 97f.

[52] DUDÍK, Olmützer Sammel-Chronik, S. 55.

[53] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesborg, Freiherr zu Lindeberg u. Ludenhof, Herr zu Skokloster, Bremervörde, Wrangelsburg, Spycker, Rappin, Ekebyhov, Gripenberg u. Rostorp [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall. Vgl. auch die Erwähnungen bei BACKHAUS, Brev 1-2; ASMUS, Unter der schwedischen Krone, S. 52ff.; ASMUS, Das Testament des Grafen, S. 193ff.

[54] Kolding [Vejle A, Jütland]; HHSDän, S. 99ff.

[55] Lorenz Freiherr v. der Linde [Linden] [30.7.1610 Stockholm-25.6.1671 Stockholm], schwedischer Obrist, Feldmarschall.

[56] Hieronymus v. Plettenberg [Plettenburg] [ -1675 oder 1676], schwedischer Obristleutnant.

[57] Rendsburg; HHSD I, S. 219ff.

[58] Hadersleben/Haderslev [Nordschleswig/Sønderjyllands A, Jütland]; HHSDän, S. 60ff.

[59] Ribe [Ribe A, Jütland]; HHSDän, S. 161ff.

[60] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266. Teilweise wurde nur ein einzelner Salvaguardist einquartiert, teilweise aber ging die Zahl je nach Kriegs- und Ortslage erheblich in die Höhe. 1635 hielt Heinrich Graf Schlick 100 Mann zum Schutz seiner Herrschaft Plan für notwendig; SENFT, Geschichte, S. 124.

[61] N Luther [ -Mai 1644], schwedischer Major.

[62] Dietrich v. Dühring [Düring, Döring, Döringk] [1611-11.1.1668], schwedischer Obrist.

[63] James [Jakob, Hans] Lundi [Lundy, Lundie, Lundidh, Lindy, Lundius] [ – ], schwedischer Obristleutnant.

[64] THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd., S. 382f.

[65] SCHULTZE, Neu-Augirte Und Continuirte Chronica, S. 401.

[66] Olmütz [Olomouc, LK Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.

[67] Georg I. Rákóczi, Fürst v. Siebenbürgen [8.6.1593 Szerencs-11.10.1648 Sárospatak]. Vgl. SZILÁGY, Georg Rakoczy I.

[68] General: Zumeist als Oberbegriff für alle Generalsränge verwendet, wenn eine genauere Zuordnung des Rangs dem Zeitzeugen nicht möglich war oder um in den schriftlichen Zeugnissen Papier zu sparen. Darunter fielen in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, „General(feld)wachtmeister“ („Generalmajor“ bei den Schweden). Etwa 20 % der bayerischen Generäle hatten sich „von der Pike auf“ hoch dienen müssen, während die Beförderung in der schwedischen Armee je nach Verdienst wesentlich schneller erfolgte. Sowohl in der kaiserlichen als auch in der kurbayerischen Armee spielten Herkunft, Gönner und verwandtschaftliche Beziehungen („Freundschaft“) eine entscheidende Rolle bei der Karriere. Bereits Anfang 1628 hatte Maximilian I. festgestellt: „An der fromen khaisers gueten intention ist zwar nit zu zweiflen; aber er ist seiner ministrorum bevorab denen, die daß kriegswesen dirigirn und füehren, so wenig mechtig alß dieselbige ihrer soldatesca; die experienz hat bißher gewisen, daß die generales des khaisers und die soldaten der generalen ordinanzen nur so weit in acht nemmen, alß es ihnen gelegen und gefellig. Daher alle ietzige confusiones.“ Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 218, fol. 63: Memorial für Richels Sendung nach Kurmainz, Januar/Februar 1628.

[69] Georg I. Rákóczi, Fürst v. Siebenbürgen [8.6.1593 Szerencs-11.10.1648 Sárospatak]. Vgl. SZILÁGY, Georg Rakoczy I.

[70] General(feld)wachtmeister [schwed. Generalmajor]: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer. In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.

[71] Johann Christoph III. Graf v. Puchheim [Buchheim] zu Göllersdorf [1605 Schloss Göllersdorf-(November ?) 1657 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.

[72] Obristleutnant [schwed. Överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog, in der brandenburgischen Armee sogar 300 fl. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[73] Deutscher Orden: Der Deutsche Orden (auch Ordo Teutonicus, Ordo domus Sanctae Mariae Theutonicorum Ierosolimitanorum, Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, Deutschherrenorden, Kreuzritterorden, Deutschritterorden oder Deutscher Ritterorden) (abgekürzt OT = Ordo Teutonicus) ist ein geistlicher Ritterorden und war maßgeblich an der Deutschen Ostkolonisation beteiligt. Seit 1929 ist er ein klerikaler Orden. Er ist neben dem Johanniter- bzw. Malteserorden und den Templern der dritte große Ritterorden, der in der Zeit der Kreuzzüge gegründet wurde.

An der Spitze des Deutschen Ordens stand der Hochmeister, der jeweils auf Lebenszeit gewählt wurde. An seiner Seite standen fünf Großgebietiger: der Großkomtur als Statthalter des Hochmeisters, der Marschall mit Zuständigkeit für das Heerwesen, der Tressler in der Funktion des Schatzmeisters, der Trapier in Verantwortung für die Ausrüstung und der Spittler als Leiter des Hospitalwesens.
Daneben gab es einige Provinzialobere: den Deutschmeister für die zwölf deutschen Ordensballeien, der seit 1494 Reichsfürst war, und seit 1525 nach der Säkularisierung des Ordensstaates, das Hochmeisteramt verwaltete und daher später auch als Hoch- und Deutschmeister bezeichnet wurde. Der Landmeister für Livland sowie Landkomture für die Ordensgebiete außerhalb Deutschlands. Der Orden setzte sich aus dem Mönchsgelübde verpflichteten Priester- und Ritterbrüdern zusammen sowie aus dienenden Halbbrüdern. Das Ordenszeichen ist ein schwarzes Tatzenkreuz auf weißem Grund. Zur typischen Ordenskleidung gehört für die Geistlichen, welche Soutane, Halskreuz und Brustkreuz tragen, ein weißer Mantel, auf dem rechtsseitig ein graues Kreuz angebracht ist. Der Wahlspruch des Ordens lautet „Helfen, Wehren, Heilen“. [wikipedia]

[74] Augustin Oswald Graf v. Liechtenstein-Karneid [Lichtenstein] [1600-1663 Bad Mergentheim], Komtur v. Horneck, kaiserlicher Obrist.

[75] Blockade (blocquade, plocquade): Absperrung, Einschließung, Besetzung, Belagerung. Blockade und Einschließung einer Festung zielten auf Aushungerung der Bevölkerung. Der Salemer Mönch Bürster berichtet über die Blockade Überlingens 1644; WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Den 19. Februarii hat der commendant [Courval; BW] wol uff zway oder anderthalb hundert personen außgelaßen, welche herr obriste Wolff widerum haißen zuerugg hineinzuetreiben oder niderzueschießen und nit paßieren laßen, uff welches ain solches geschray, jamer, heylen und wainen, insonders klainer kindern und schwangeren weiber, daß doch ainen harten stain und letstlichen auch ihn hat mießen bewegen; hat er solche laßen verwahren biß er befelch vom obristen Merzi [Franz v. Mercy; BW] bekomen, wie er sich mit ihnen solle verhalten, welche also lange zeit im veld in großer kelte, regen und wind, tag und nacht uffgehalten, und letstlich befelch komen, solche alle widerumb zuemahlen zuerugg hineinzuejagen oder aber niderzueschießen. Allain welche gelt gehabt, weil nun deß beschaids von Merzi erwartet, haben sich interim ihre ettliche redimirt oder außkauft, da0 man sie hat laßen laufen, entreunen und darvon komen, welche außgeben, daß man kain kazen noch hund nit mehr darinnen thue sehen und ain solches schwarzes brod thue backen, daß manß nit oder kümmerlich kendte glauben und allberait an schmalz schon großen mangel. Und sollen die gemaine soldaten, deren über 600 nit, deren maßen also elend und der mehrer thail so kraftloß herumber gehen, daß sie die muggen oder fliegen schier möchten umbstoßen. Lassen auch schon kuglen biß in die schanzen, unangesehen sie so weit vorhußen, heraußlaufen, wie sie dann voriger tagen in ainem schuz ihr drey getroffen, 2 gebliben, der drüdte ob er möchte curiert werden, ist ungewiß“. Dagegen wurden Ausfälle aus der Festung unternommen, um Nahrung zu beschaffen, den Belagerungsring zu sprengen, die Belagerer aus den Gräben zu werfen und diese zuzuschütten. Doch es gelangten immer wieder Güter hinein, weil der Ring wie z. B. um Eger 1647 nicht lückenlos geschlossen werden konnte. Holzappel erließ daher einen Aufruf an die Nachbarorte, mit dem er jedem für das Einschleusen von Lebensmitteln die übliche drakonische Strafe des Abschneidens von Nasen und Ohren androhte. Dass der Befehl auch vollstreckt wurde, zeigen die Erinnerungen Leopolds aus Marktredwitz: „In dieser Woche(n) sind 3 Männer, die etwas auf dem Rücken nach Eger tragen wollten, von den bayer. Reitern gefangen genommen worden. Dem einen davon ist der Bart samt der Haut, dem anderen die Nase(n) und dem dritten sind die Ohren abgeschnitten worden. Dann hat man sie wieder laufen lassen“. BRAUN, Marktredwitz, S. 318. Ein ähnliches Mandat hatte Ferdinand III. auch Nürnberg zugehen lassen, das ebenfalls Transporte nach Eger hatte abgehen lassen. Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsakten 168, fol. 271: Kaiserliches Mandat an Nürnberg, Pilsen, 1647 VIII 26.

[76] Obrist [schwed. Överste]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[77] Jöran [Jörgen, Jürgen, Jyri, Georg] Paykull [Paickel, Paijkull, Peikel, Peikul, Peykel, Patkul, Beckel, Beykel, Beykull, Bickell, Pryckel, Poiquel, Päukl, Putkul (Patrulius)] [2.5.1605 Reval-1.2.1657 Stockholm], schwedischer Generalmajor.

[78] ebenmässig.

[79] Nikolaus Danckvart [Danckwart, Dancuart, Dankwart] Lilienström [ – ], schwedischer Obristleutnant.

[80] Major [schwed. Major]: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht. Er erhielt 1633 monatlich 200 Rt. bei der Infanterie und 300 fl. bei der Kavallerie.

[81] N Boger [ – ], schwedischer Major.

[82] menagieren: sich verköstigen, sich mäßigen, Rücksicht nehmen; hier: mit Proviant sorgsam umzugehen.

[83] maintenieren: halten.

[84] Joachim Ernst v. Krockow [Crakaw, Cracau, Crocko, Crockow, Crockaw, Cracou, Krackau, Krackaw] [1601-Sommer 1646 Danzig], schwedischer, dann kaiserlicher Generalwachtmeister.

[85] Entreprise: Unternehmen, Unterfangen.

[86] per forze: mit Gewalt.

[87] Kanonenschussweite: Zu den stark differierenden Angaben vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 585f.

[88] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f.. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bei den Schweden wurden bevorzugt die Finnen zu diesen schweren Arbeiten herangezogen. Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 [von ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb;  STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“. Augsburg 1632; STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 211: „Den 14. Septembris ließ der Gouverneur Oxenstirn [Bengt Bengtson Freiherr v. Oxenstierna; BW] etliche Bischöfliche, Capitlische und Fuggerische Beamte und Vögte, so ihre Unterthanen bey der Schantz-Arbeit zu erscheinen nicht angehalten hatten, zur Straffe durch den Profosen etliche mal um das höltzerne Roß oder Esel herumführen“. Fehlte es auf Grund von grassierender Pest an zwangsverpflichteten Bürgern, mussten auch Soldatenfrauen Schanzarbeiten leisten. Zur Schanze vgl. auch STUHR, Die Schanze.

[89] Approchen: Approchen ist die Bezeichnung für die Laufgräben (Annäherungswege) bei der militärischen Belagerung von Festungen. Das Wort ist eine Eindeutschung des französischen Verbes s’approcher, sich nähern. Es handelt sich um eine Anlage, die der Angreifer einer Festung anlegen musste, bevor die Festung erstürmt werden konnte. Mit Hilfe einer Erdwalze (Sappe) konnte sich der Angreifer an die Festungsmauern heranarbeiten, um sie durch ein anschließendes Unterminieren zum Einsturz zu bringen. Mit Hilfe der Approchen konnte der Angreifer das Vorgelände gedeckt überschreiten. Sappen wurden von den zu den ingenieurtechnischen Truppen gehörenden Sappeuren angelegt, die über besondere Ausrüstung wie z.B. Schanzkörbe verfügten oder den typischen, breitkrempigen Eisenhelm zum Schutz vor Geschossen, welche die Verteidiger von oben abschossen. Bei mittelalterlichen Burgbelagerungen wurden Sappen häufig eingesetzt, um das Mauerwerk der belagerten Festung aufzubrechen und die Mauer so weit auszuhöhlen, dass sie, evtl. durch Verbrennen des Stützgebälks, zum Einsturz gebracht werden konnte. Die Approchen bestanden aus einem Graben von etwa 2,5 m Sohlenbreite und etwa 1,25 m Tiefe, der bis zur 3. Parallele im Zickzack geführt auf der der Festung zugekehrten Seite mit einer etwa 1 m hohen Erdschüttung versehen war. Die einzelnen Approchenzüge legte man vor den einspringenden Winkeln der Festungswerke an und führte die einzelnen Schläge so, dass ihre Verlängerung mindestens 50 m vor dem weitest vorspringenden Festungswerk vorbeischlug. Jeder vorwärtige Schlag wurde bogenförmig über den rückwärtig hinaus nach hinten verlängert, was man Haken oder Crochet nannte. Diese Haken dienten als Ausweichstellen und der Aufstellung kleinerer Wachposten. Die zickzackförmigen Approchen wurden als einzelne Sappen ausgeführt. In geringerer Entfernung zur Festung, etwa von der zweiten Parallele an, kam die vom Sappeur mit Wälzkorb und sonstigem Hilfsgerät auszuführende völlige Sappe, später (ab etwa 1870) die einfache Erdwalze zur Anwendung. In nächster Nähe zur Festung, etwa vom Fuß des Glacis ab, hätten die Zickzacks allzu spitzwinklig werden müssen, um gegen bestreichendes Feuer geschützt zu sein. Man ging deshalb auf dieser Strecke von der Anwendung der Zickzacks ab und führte hier die Approchen derartig in gerader Richtung auf die Saillants der Angriffsfront weiter, dass sie durch Traversierung (Traversensappe, Würfelsappe) gegen bestreichendes Feuer geschützt wurden. Die Anlage von Approchen seitens der Angreifer wurde von den Verteidigern durch die langjährige Anpflanzung von tiefwurzelnden Pflanzen auf dem Glacis der Festung erschwert. [Wikipedia]

[90] Alessandro Freiherr (Graf) v. [del] Borri [Borro, Borrel, Bohre, Borey, Boery, Buori, Pori, Barre, Broy, Gory] [1600-1656], kaiserlicher Obrist, Feldmarschall.

[91] Ladislaw [Lasco, Lasla, Lätzko] Burian Graf v. Waldstein [z Valdštejna, Wallenstein] [1591-8.10.1645 Prag], kaiserlicher Generalwachtmeister.

[92] Musketenschussweite: Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html.

[93] Feuermörser, Mortier: Steilfeuergeschütz, dessen Rohre aus geschmiedeten Schienen bestanden, die, wie bei einem hölzernen Fass, durch eiserne Reifen zusammen galten wurden. Bei einem Kaliber von bis zu einem Meter Durchmesser waren die Feuermörser bis zu 2, 50 m lang und wurden vor dem Abschuss in die Erde eingegraben. Ihre Stahlkugeln hatten eine sehr steile Flugbahn, man konnte mit ihnen also hinter Mauern schießen. Sie dienten auch zum Werfen von Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) und mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll). Nach Pflummerns Aufzeichnungen konnte man mit ihnen Kugeln von 100 Pfund und mehr werfen; SEMLER, Tagebücher, S. 68. Vgl. auch die Abbildung bei FREYTAG, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 1, S. 89.

[94] Promiß: Versprechen.

[95] recusieret: entschuldigt.

[96] Pfaffe: Der verächtliche Nebensinn kommt in der Reformationszeit auf, als Luther das Wort zunächst für die abgöttischen („Götzenpfaffen“), dann für die katholischen Priester verwendet.

[97] Verrat: Bürger, die wie in Konstanz 1643 mit dem Feind in Verbindung standen, um die Stadt ausliefern, wurden gevierteilt, gehenkt und ihre Angehörigen der Stadt verwiesen; SEMLER, WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 170: „Wer beßer geweßen, were kain graf oder dergleichen obrister, so kriegßweßen nit erfahren, darbei geweßen: obriste Nussbaum und Matthaeus Bach hetten beßer corascha darzue gehabt, werß an ihnen gelegen und sie daß commando gehabt, hettenß gewiß einbekomen. Haben fürgeben, daß loch seye zue klain (da es doch bald hette geweitert werden kenden; seyen auch schon 2 oder 3, wie oben gemelt, hineingeschloffen), da doch der ratsherr Hewdorf, der nur ain dicker mann, selbsten heraußer geschloffen sampt seinem sohn, so auch auß den correspondierischen waren, uff sie gewartet, seinen sohn entgegen, weil sie so lang außwaren und umb 12 uhr nit erscheinten, biß naher Burgberg oder Nußdorf geschickt, es und andere Uberlingerische correspondierische burger, so vor haußen sie gefüert und mitgeloffen. Alß sie vernohmen, daß die obriste nit an die sach wollten, sonder wider zuerugg commandirten, haben sie solche umb deß jüngsten gericht wüllen gebetten, solen doch fortsezen, sie wöllen alß vor ihnen hergehen, die sach werde guot werden. Hat auch M. Hannß, der scharpfrüchter, der auch ainer auß den correspondierischen ware, von innen herauß bey seiner behaußung zuegeschrayen: nun wacker her ! er wolle uff dem Galler die wacht, deren wohl uff 12 waren, allein mit seinem hänkerschwert nidermachen, welches nachmahlen ihme und andernen, wie volgen wird, übel außgeschlagen, alß der anschlag entdeckt und derenselben ettliche eingezogen, under denen er auch einer gewesen war, welcher lange zeit zum öfternmahlen an die folter geschlagen, gestreckt und ernstlich gepeiniget  worden. Andere 2 muoste er selbsten einen tag zuevor, ehe man ihne würde hänken, dan er zum galgen schon war condemniert, fiederthailen und die stuck uff die straßen außerhalb der statt uffhänken. So ist er aber endlichen von den geystlichen und insonderß von den Salmanschweylischen, welche bey dem commendanten vil vermöcht, erbetten und deß lebenß wider gefrüstet worden, uff welches er bald hernach außgerüßen und sich auß dem staub gemacht, auch viel andere intreßirte, welchen man weib und kinder schier nackend und bloß nachgeschickt, dass war nun ain großer jammer, elend und wohl über die maßen zue erbarmen, so also deren ettliche naher Costantz gekomen“. Teilweise wurden wie etwa in Olmütz Spione gevierteilt; DUDIK, Sammel-Chronik, S. 49. Vgl. dazu das berüchtigte Patent Wallensteins vom 29.8.1626 aus Neiße; KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 308, S. 306: Während des gegenwärtigen feindlichen Einfalls hätten viele Städte und Orte dem Feind nicht nur keinen Widerstand entgegengesetzt, wie es sich angesichts der Pflichten gegenüber dem Kaiser gebührt hätte, sondern hätten vielmehr dem Feind bereitwillig die Tore geöffnet und diesem jede mögliche Hilfe und Unterstützung gewährt. Viele Menschen aus dem Königreich und den Ländern des Kaisers seien zum Feind übergelaufen und hielten sich bei ihm auf. Darum befehle er, dass solche meineidigen, abtrünnigen Untertanen aus Böhmen und Mähren, Schlesien, der Lausitz und Österreich bei Gefangennahme auf der Stelle getötet, die Städte aber, die sich verräterisch und ohne Gegenwehr dem Feind ergaben, im Falle ihrer Eroberung durch die kaiserliche Armee geplündert und durch Feuer vernichtet werden sollten. SCHORER, Memminger Chronick, S. 141 (1633): „Den 10. September ließ der H. Commandant einen hieigen Burger auff dem Weinmarckt / auß Verdacht / daß er mit den Schweden zu Biberach correspondirte / bey hellem Tag auffhenecken / da musten die Burger zu sehen / vnd jeder dergleichen gewärtig seyn“. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 606 (Zwickau 1640): „Etliche Bürger hatten sich hinaus zum Kaiserlichen begeben / die geriethen in und Leib-und Lebens-Gefahr / durfften nicht wieder in die Stadt; einem ließ auch der Obriste Schliebe sein Hauß auff dem Holtz-Anger niederreissen / und auff den Grund schleiffen“. MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 525f. (Schweinfurt 1640): „An dem nämlichen 19. April wurden, auf Befehl des Feldmarschalls von Geleen, drey angesehene Bürger, nämlich Heinrich Arnold, Mitglied des äußern Rathes und Wirth zum goldenen Einhorn, Johann Caspar Seuppel, Wirth zum schwarzen Bären und Jacob Renninger, Kaufmann allhier, wegen eines Verdachtes, als ob sie mit dem Feinde (den Schweden) einen geheimen Briefwechsel unterhielten, mit Weibern und Kindern arretirt und mit Musketirern scharf bewacht. Alle ihre Briefe wurden in Beschlag genommen und durchgelesen. Um aber den angedrohten härtern Verlust zu verhüten, schlugen sich mehrere Generale ins Mittel, und dadurch erhielt man so viel, daß Weib und Kinder frey; Arnold aber in das Wirthshaus zur Krähe (jezt zum Raben) Seuppel in das Quartier des Grafen Bornival und Renninger in das Wirthshaus zum schwarzen Bären gefänglich eingebracht wurden. Erst am Montage, den 27. d., kamen sie, nachdem sie der General-Auditor scharf examinirt hatte, und nichts fande, was Verdacht erregen konnte, auf freyen Fuß. Nichts desto weniger mußte der Rath für sie Bürge werden“. Aus dem von den Kaiserlichen heimgesuchten Pommern heißt es 1631; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 84: „Das Landvolck thäte den Schwädischen grosse Hülffe / vnd erfrewete sich vber die massen / daß sie dermahleins von der schröcklichen Tyranney sollten erlöset werden“. Vgl. den Verrat des Kapitän Homann, der das Rodenberger Schloss 1637 den Kaiserlichen ausgeliefert hatte; MITHOFF, Chronik der Stadt Rodenberg, S. 260f. Vgl. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 41: „Wann einer in der Besatzung / alß ein Verrähter erdappet wurde / der sol mit strenger Frag erstlich ersucht / und des Feinds Practicken erdauret werden: Nachmal / so er solches verschuldet / der Verrähter in vier theile getheilt / alßdann über die mauren auß gehenkt / und die Verrähterey dem Feind zuerkennen gegeben werden. Es sol auch kein Frömder weder zu tag noch zu nacht in die Vestung unexaminiert ein- oder außgelassen / auch kein Brief in- oder aussert die Vestung geschickt werden / eh und zuvor dieselbigen vom Gubernator durchlesen / und mit seinem Siegel verschlossen worden“.

[98] Bresche [Brescha, Breche, brescia, bresica]: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer oder auch in einer Verschanzung. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde [ENGERISSER].

[99] Oppeln [Opole]; HHSSchl, S. 378ff.

[100] persuadieren: überreden.

[101] recusieret: entschuldigt.

[102] Pfaffe: Der verächtliche Nebensinn kommt in der Reformationszeit auf, als Luther das Wort zunächst für die abgöttischen („Götzenpfaffen“), dann für die katholischen Priester verwendet.

[103] Verrat: Bürger, die wie in Konstanz 1643 mit dem Feind in Verbindung standen, um die Stadt ausliefern, wurden gevierteilt, gehenkt und ihre Angehörigen der Stadt verwiesen; SEMLER, WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 170: „Wer beßer geweßen, were kain graf oder dergleichen obrister, so kriegßweßen nit erfahren, darbei geweßen: obriste Nussbaum und Matthaeus Bach hetten beßer corascha darzue gehabt, werß an ihnen gelegen und sie daß commando gehabt, hettenß gewiß einbekomen. Haben fürgeben, daß loch seye zue klain (da es doch bald hette geweitert werden kenden; seyen auch schon 2 oder 3, wie oben gemelt, hineingeschloffen), da doch der ratsherr Hewdorf, der nur ain dicker mann, selbsten heraußer geschloffen sampt seinem sohn, so auch auß den correspondierischen waren, uff sie gewartet, seinen sohn entgegen, weil sie so lang außwaren und umb 12 uhr nit erscheinten, biß naher Burgberg oder Nußdorf geschickt, es und andere Uberlingerische correspondierische burger, so vor haußen sie gefüert und mitgeloffen. Alß sie vernohmen, daß die obriste nit an die sach wollten, sonder wider zuerugg commandirten, haben sie solche umb deß jüngsten gericht wüllen gebetten, solen doch fortsezen, sie wöllen alß vor ihnen hergehen, die sach werde guot werden. Hat auch M. Hannß, der scharpfrüchter, der auch ainer auß den correspondierischen ware, von innen herauß bey seiner behaußung zuegeschrayen: nun wacker her ! er wolle uff dem Galler die wacht, deren wohl uff 12 waren, allein mit seinem hänkerschwert nidermachen, welches nachmahlen ihme und andernen, wie volgen wird, übel außgeschlagen, alß der anschlag entdeckt und derenselben ettliche eingezogen, under denen er auch einer gewesen war, welcher lange zeit zum öfternmahlen an die folter geschlagen, gestreckt und ernstlich gepeiniget  worden. Andere 2 muoste er selbsten einen tag zuevor, ehe man ihne würde hänken, dan er zum galgen schon war condemniert, fiederthailen und die stuck uff die straßen außerhalb der statt uffhänken. So ist er aber endlichen von den geystlichen und insonderß von den Salmanschweylischen, welche bey dem commendanten vil vermöcht, erbetten und deß lebenß wider gefrüstet worden, uff welches er bald hernach außgerüßen und sich auß dem staub gemacht, auch viel andere intreßirte, welchen man weib und kinder schier nackend und bloß nachgeschickt, dass war nun ain großer jammer, elend und wohl über die maßen zue erbarmen, so also deren ettliche naher Costantz gekomen“. Teilweise wurden wie etwa in Olmütz Spione gevierteilt; DUDIK, Sammel-Chronik, S. 49. Vgl. dazu das berüchtigte Patent Wallensteins vom 29.8.1626 aus Neiße; KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 308, S. 306: Während des gegenwärtigen feindlichen Einfalls hätten viele Städte und Orte dem Feind nicht nur keinen Widerstand entgegengesetzt, wie es sich angesichts der Pflichten gegenüber dem Kaiser gebührt hätte, sondern hätten vielmehr dem Feind bereitwillig die Tore geöffnet und diesem jede mögliche Hilfe und Unterstützung gewährt. Viele Menschen aus dem Königreich und den Ländern des Kaisers seien zum Feind übergelaufen und hielten sich bei ihm auf. Darum befehle er, dass solche meineidigen, abtrünnigen Untertanen aus Böhmen und Mähren, Schlesien, der Lausitz und Österreich bei Gefangennahme auf der Stelle getötet, die Städte aber, die sich verräterisch und ohne Gegenwehr dem Feind ergaben, im Falle ihrer Eroberung durch die kaiserliche Armee geplündert und durch Feuer vernichtet werden sollten. SCHORER, Memminger Chronick, S. 141 (1633): „Den 10. September ließ der H. Commandant einen hieigen Burger auff dem Weinmarckt / auß Verdacht / daß er mit den Schweden zu Biberach correspondirte / bey hellem Tag auffhenecken / da musten die Burger zu sehen / vnd jeder dergleichen gewärtig seyn“. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 606 (Zwickau 1640): „Etliche Bürger hatten sich hinaus zum Kaiserlichen begeben / die geriethen in und Leib-und Lebens-Gefahr / durfften nicht wieder in die Stadt; einem ließ auch der Obriste Schliebe sein Hauß auff dem Holtz-Anger niederreissen / und auff den Grund schleiffen“. MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 525f. (Schweinfurt 1640): „An dem nämlichen 19. April wurden, auf Befehl des Feldmarschalls von Geleen, drey angesehene Bürger, nämlich Heinrich Arnold, Mitglied des äußern Rathes und Wirth zum goldenen Einhorn, Johann Caspar Seuppel, Wirth zum schwarzen Bären und Jacob Renninger, Kaufmann allhier, wegen eines Verdachtes, als ob sie mit dem Feinde (den Schweden) einen geheimen Briefwechsel unterhielten, mit Weibern und Kindern arretirt und mit Musketirern scharf bewacht. Alle ihre Briefe wurden in Beschlag genommen und durchgelesen. Um aber den angedrohten härtern Verlust zu verhüten, schlugen sich mehrere Generale ins Mittel, und dadurch erhielt man so viel, daß Weib und Kinder frey; Arnold aber in das Wirthshaus zur Krähe (jezt zum Raben) Seuppel in das Quartier des Grafen Bornival und Renninger in das Wirthshaus zum schwarzen Bären gefänglich eingebracht wurden. Erst am Montage, den 27. d., kamen sie, nachdem sie der General-Auditor scharf examinirt hatte, und nichts fande, was Verdacht erregen konnte, auf freyen Fuß. Nichts desto weniger mußte der Rath für sie Bürge werden“. Aus dem von den Kaiserlichen heimgesuchten Pommern heißt es 1631; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 84: „Das Landvolck thäte den Schwädischen grosse Hülffe / vnd erfrewete sich vber die massen / daß sie dermahleins von der schröcklichen Tyranney sollten erlöset werden“. Vgl. den Verrat des Kapitän Homann, der das Rodenberger Schloss 1637 den Kaiserlichen ausgeliefert hatte; MITHOFF, Chronik der Stadt Rodenberg, S. 260f. Vgl. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 41: „Wann einer in der Besatzung / alß ein Verrähter erdappet wurde / der sol mit strenger Frag erstlich ersucht / und des Feinds Practicken erdauret werden: Nachmal / so er solches verschuldet / der Verrähter in vier theile getheilt / alßdann über die mauren auß gehenkt / und die Verrähterey dem Feind zuerkennen gegeben werden. Es sol auch kein Frömder weder zu tag noch zu nacht in die Vestung unexaminiert ein- oder außgelassen / auch kein Brief in- oder aussert die Vestung geschickt werden / eh und zuvor dieselbigen vom Gubernator durchlesen / und mit seinem Siegel verschlossen worden“.

[104] Bresche [Brescha, Breche, brescia, bresica]: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer oder auch in einer Verschanzung. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde [ENGERISSER].

[105] Approchen: Approchen ist die Bezeichnung für die Laufgräben (Annäherungswege) bei der militärischen Belagerung von Festungen. Das Wort ist eine Eindeutschung des französischen Verbes s’approcher, sich nähern. Es handelt sich um eine Anlage, die der Angreifer einer Festung anlegen musste, bevor die Festung erstürmt werden konnte. Mit Hilfe einer Erdwalze (Sappe) konnte sich der Angreifer an die Festungsmauern heranarbeiten, um sie durch ein anschließendes Unterminieren zum Einsturz zu bringen. Mit Hilfe der Approchen konnte der Angreifer das Vorgelände gedeckt überschreiten. Sappen wurden von den zu den ingenieurtechnischen Truppen gehörenden Sappeuren angelegt, die über besondere Ausrüstung wie z.B. Schanzkörbe verfügten oder den typischen, breitkrempigen Eisenhelm zum Schutz vor Geschossen, welche die Verteidiger von oben abschossen. Bei mittelalterlichen Burgbelagerungen wurden Sappen häufig eingesetzt, um das Mauerwerk der belagerten Festung aufzubrechen und die Mauer so weit auszuhöhlen, dass sie, evtl. durch Verbrennen des Stützgebälks, zum Einsturz gebracht werden konnte. Die Approchen bestanden aus einem Graben von etwa 2,5 m Sohlenbreite und etwa 1,25 m Tiefe, der bis zur 3. Parallele im Zickzack geführt auf der der Festung zugekehrten Seite mit einer etwa 1 m hohen Erdschüttung versehen war. Die einzelnen Approchenzüge legte man vor den einspringenden Winkeln der Festungswerke an und führte die einzelnen Schläge so, dass ihre Verlängerung mindestens 50 m vor dem weitest vorspringenden Festungswerk vorbeischlug. Jeder vorwärtige Schlag wurde bogenförmig über den rückwärtig hinaus nach hinten verlängert, was man Haken oder Crochet nannte. Diese Haken dienten als Ausweichstellen und der Aufstellung kleinerer Wachposten. Die zickzackförmigen Approchen wurden als einzelne Sappen ausgeführt. In geringerer Entfernung zur Festung, etwa von der zweiten Parallele an, kam die vom Sappeur mit Wälzkorb und sonstigem Hilfsgerät auszuführende völlige Sappe, später (ab etwa 1870) die einfache Erdwalze zur Anwendung. In nächster Nähe zur Festung, etwa vom Fuß des Glacis ab, hätten die Zickzacks allzu spitzwinklig werden müssen, um gegen bestreichendes Feuer geschützt zu sein. Man ging deshalb auf dieser Strecke von der Anwendung der Zickzacks ab und führte hier die Approchen derartig in gerader Richtung auf die Saillants der Angriffsfront weiter, dass sie durch Traversierung (Traversensappe, Würfelsappe) gegen bestreichendes Feuer geschützt wurden. Die Anlage von Approchen seitens der Angreifer wurde von den Verteidigern durch die langjährige Anpflanzung von tiefwurzelnden Pflanzen auf dem Glacis der Festung erschwert. [Wikipedia]

[106] Zisterzienser: Zisterzienser: Der Orden der Zisterzienser – lateinisch „Sacer Ordo Cisterciensis\“, wurde 1098 in Cîteaux in Frankreich von einer Gruppe von Benediktinern des Klosters Molesme unter der Leitung von Robert von Molesme gegründet mit dem Ziel, streng nach den Ordensregeln zu leben, die Benedikt von Nursia 540 für seine Mönche aufgestellt hatte. Als Teil der Ordensregel befürworteten sie strenge Askese sowie Handarbeit und lehnten Einnahmen aus der Verpachtung von Ländereien ab. Die Zisterzienser lebten nach der Charta Caritatis, der \“Heiligen Regel\“ in einem klaren, durch ein Patriarchalsystem geprägten Mönchtum. Roberts Nachfolger im Kloster von Cîteaux, Alberich, gelang es 1100, die Anerkennung des Ordens durch Papst Paschalis II. zu erwirken. Dem dritten Abt, dem aus England stammenden Stephan Harding, verdankt der Zisterzienserorden die Formulierung seiner Verfassung der Nächstenliebe. Bernhard von Clairvaux kam 1113 als Novize in das Kloster Cîteaux und wurde 1115 zum Gründerabt von Clairvaux. Er entwickelte sich zum einflussreichsten geistigen Leiter seiner Zeit, die schnelle Verbreitung des Ordens war weitgehend sein Verdienst. Bis 1153 gab es über 300 Zisterzienserklöster, wovon 68 unmittelbar von Clairvaux aus gegründet wurden. Bis zum Ende des Mittelalters stieg die Anzahl der Zisterzienserabteien auf mehr als 700 in ganz Europa. Im 12. Jahrhundert galten die Zisterzienser als einflussreichster Orden innerhalb der katholischen Kirche. Sie übernahmen die Bistümer und Legatenämter, die im 11. Jahrhundert von den Benediktinern des Klosters Cluny beansprucht wurden, und lösten letztere auch in der römischen Kurie ab. Ferner erbrachten sie einen wesentlichen Beitrag zum wirtschaftlichen Leben des Mittelalters, so bei der Urbarmachung von unfruchtbarem Land sowie in der Produktion von Getreide und Wolle. Sie beeinflussten die Verbreitung der gotischen Architektur in ganz Europa und sammelten viele Handschriften für ihre Bibliotheken. Im Lauf der Zeit entfernten sich die Zisterzienser von einigen in ihrer Verfassung verankerten asketischen Idealen. Nach dem 13. Jahrhundert setzte ein Rückgang ein, gefolgt vom Aufschwung neuer reformierter Zisterziensergruppen im 17. Jahrhundert, u. a. durch die Trappisten. Diese Gruppierung entwickelte sich schließlich zu einem eigenständigen Orden, der sich „Zisterzienser der strengen Observanz“ nennt, zum Unterschied vom ursprünglichen Orden, der nun als „Zisterzienser der allgemeinen Observanz“ bezeichnet wird.

[107] Peter Pommer SJ [Pumer] [ – ], Jesuitenpater in Olmütz.

[108] Wenzelsdom (Katedrála sv. Václava).

[109] Domdechant: Der Domdechant, auch Domdekan, ist ein Amt innerhalb der Geistlichkeit von bischöflich verfassten Kirchen. Er steht dem Domkapitel nach innen vor, während dem Dompropst die Verwaltung der Güter des Kapitels und oftmals die Vertretung nach außen übertragen ist. Der Domdekan ist somit in einem Domkapitel die zweite Dignität. Fehlt die Würde des Dompropstes in einem Kathedralkapitel, ist der Domdekan die erste Dignität des Domkapitels.

[110] N Pommer [Pumer] [ – ], schwedischer Rittmeister.

[111] Rittmeister [schwed. Ryttmåstere]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich datiert gewesen. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[112] accommodieren: sich (gütlich) vergleichen, sich fügen, anpassen; einquartieren.

[113] Praejudiz: Beeinträchtigung, Vorurteil; Schaden.

[114] practicieren: intrigieren, vorgehen, etwas unternehmen gegen jemanden, betrügen, hinterhältige Anschläge verüben; vorführen, beweisen, zeigen; bestimmen, durchsetzen.

[115] Reputation: Hochachtung, Hochschätzung, Anerkennung, Wertschätzung, guter Ruf, Ansehen, Ehre, Leumund.

[116] 9. 19.

[117] Dekanei: Wohnung eines Dechanten: in Dom- und Kollegiatsstiften und in Klöstern erster Würdenträger oder zweiter Würdenträger nach dem Probst bzw. Abt; der an der Spitze des (Land-) Dekanats, einer Unterabteilung des Bistums stehende Geistliche, der als Vertreter des Bischofs die Aufsicht über die anderen Geistlichen und Pfarreien führte.

[118] Wenzelsdom (Katedrála sv. Václava): Dom in Olmütz.

[119] Louis Raduit Graf de [Ludwig Freiherr Radwig de] Souches [Susa, Sous, Desouches, des Ouches] [1608-6.8.1682], kaiserlicher Feldmarschall.

[120] N Günter [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.

[121] Joachim Ernst v. Krockow [Crakaw, Cracau, Crocko, Crockow, Crockaw, Cracou, Krackau, Krackaw] [1601-Sommer 1646 Danzig], schwedischer, dann kaiserlicher Generalwachtmeister.

[122] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl. eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[123] Sturmpfähle: vor Brustwehren und Wällen eingerammte Holzpfähle mit zugespitztem Ende (bevorzugt Weinbergpfähle), als Abwehr gegen anstürmende Soldaten. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 21: „Sie sind 3 oder 4 Zölle dick: ihre Länge ist 6. oder 7. Schuhe: sie werden halb in die Brustwehr einen halben Schuh weit von einanderen / rings umher gestecket / die andere helfte aber / so scharff zugespitzet / geht herauß. Etliche aber wöllen / daß man auf 10. Schuhe 15. nach einanderen in einen Reyen stecke / damit der feind / wann er stürmet / nicht so leichtlich einen Reyen stecke / damit der feind / wann er stürmet / nicht so leichtlich auf die Wercke steigen könne: man stecket sie auch nicht allein in die Brustwehr des Walls / sonder in aller Werken Brustwehrenen“.

[124] Major [schwed. Major]: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht. Er erhielt 1633 monatlich 200 Rt. bei der Infanterie und 300 fl. bei der Kavallerie.

[125] Wilhelm Meer [ -29.9.1644 Olmütz] schwedischer Major.

[126] chargierte: kämpfte.

[127] Quartier: Pardon, Gnade. Das hing zumeist von den Möglichkeiten ab, sich zu ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 450. Nach Lavater, KRIEGSBüchlein, S., 66f., hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „Wann aber ein Soldat eine eiserne / zinnerne / in speck gegossene / gekäuete / gehauene / oder gevierte Kugel schiesset / sol man ihm kein Quartier halten. Alle die / so gezogene Rohre oder Füseschlosse führen führen / haben das Quartier verwürckt. Item / alle diejenigen / die von eisen geschrote / vieregkichte / und ander Geschröt / und Stahel schiessen / oder geflammete Tegen haben / sol man todtschlagen: auch alle diejenigen / so man in einem Land / welches preis gegeben wird / vor dem Feind antrift / sol man henken lassen: Auch alle Spionen haben kein Quartier / sonder sollen ohn alle gnad gehenkt werden. Alle Nachtvögel / so die Strassen unsicher machen / und keinen Herren haben / sol man henken lassen. Item / alle diejenigen / so ohne Paßporten zum Feind überlauffen / und wider ergriffen werden / sol man todtschlagen“. Auch wurde beim Angriff zum Teil die Parole ausgegeben, kein Quartier zu gewähren; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 609f. (Treffen bei Haselünne 11.1.1636).

[128] Joachim Sandhoff [Sandthoff] [ – ], schwedischer Obrist.

[129] Granat(feuer)kugel: eiserne Sprengkugel als „eine spezielle form der granate älteren gebrauchs, die auch in der feuerwerkskunst verwendet wurde“ [DWB]. Zum Teil versuchte man diese in Schlachten (z. B. Hessisch Oldendorf 1633) in die Munitionswagen der Gegner zu werfen. Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 115 v (Ausfertigung): August Erich an Johann Ernst v. Sachsen-Eisenach, Kassel, 30.6.1633 (a. St.)

[130] Muskete [schwed. musköt]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier und Kugelform kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber und langem Lauf, die von Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, in denen man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Der Preis für eine Muskete lag je nach Qualität zwischen 4 und 6 Rt., also zwischen 6 und 9 fl.

[131] Ambrosius Jacobsson [ – ], Olmützer Stadtmajor.

[132] Kapitänleutnant [schwed. Kaptenslöjtnant]: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[133] Valentin Meyer [ – ], schwedischer Obristleutnant, Obrist.

[134] Trompeter: Eigener, mit 12 fl. monatlich wie der Trommelschläger recht gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.

[135] Aviso: Nachricht, Neuigkeit.

[136] Rekompens: ständig eingeforderter Ausgleich, eine Entschädigung und Belohnung für geleistete oder noch zu leistende Dienste [z. T. aus noch zu konfiszierenden Gütern; HALLWICH. Wallenstein’s Ende 1. Bd., Nr. 759, S. 628.

[137] Avancement: Beförderung.

[138] Handgranaten: runde, mit Pulver gefüllte Eisenkugeln, die mit einer Lunte gezündet wurden. Granaten können, als selten erhaltene Beispiele damaliger Feuerwerkerkunst, noch heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg besichtigt werden. Während die Handgranaten aus runden, mit Pulver gefüllten Eisenkugeln bestanden und mit einer Lunte gezündet wurden, gab es auch schon Fallgranaten, die beim Aufschlag mittels eines Reibungszünders explodierten. Granadiere waren ursprünglich Soldaten, die Handgranaten gegen den Feind schleuderten. Bereits 1631 wurden sie bei der Eroberung Frankfurt a. d. Oder von den Iren eingesetzt; MAHR, Monro, S. 112. Als Generalmajor Lars Kagge 1634 in Regensburg belagert wurde, forderte er zu dieser gefährlichen Tätigkeit – ihre Splitter konnten bis zu 50 Schritte gefährlich werden – Freiwillige gegen höheren Sold auf und wurde so der Schöpfer der Granadiere. Chemnitz, S. 467, beschreibt bei dieser Gelegenheit erstmalig den Einsatz von Handgranaten: ‚Gebrauchte sich [der Gen. Maj. Kagg] hierunter zuforderst der handgranaten, den Feind in confusion zubringen, nachgehends, wann solches geschehen, der Kurtzen wehren [Helmbarten] zum niedermetzeln. Wobey er jennige, so die handgranaten zu erst geworffen, mit einer gewissen recompens [nach Heilmann 2 Reichstaler] zu einer so gefährlichen action angefrischet‘. ENGERISSER, Von Kronach, S. 277.

[139] Konstabel [schwed. Konstapel]: Geschützmeister (Schütze), Kriegshandwerker, der auch für schwere Festungs- und Belagerungsartillerie Rohre und Geschosse herstellte. Er musste Richten und Laden, Instandhaltung und Reparatur beherrschen. Stückgießer und Büchsenschmiede wie Pulvermacher arbeiteten unter seiner Anleitung. Gut bezahlte Büchsenmeister nahmen an Kriegszügen teil und genossen eine bessere Verpflegung als Soldaten. Der Büchsenmeister unterstand dem Zeugmeister, der sie auch anwarb, im Gefecht hatte der (General)Feldzeugmeister den Befehl. => Büchsenmeister.

[140] Roggen.

[141] Partisane, Partisain, Partison: Der Sponton der Unteroffiziere, auch Partisane genannt, war mit etwa 2,5 m länger und hieß mit ersterem Kurzgewehr im Gegensatz zur längeren Pike. Die Partisane ist ca. 1,8 m lang, der Schaft besteht aus einem stabilen Holz und trägt einen aus einem Stück geschmiedeten Aufsatz. Der Aufsatz besteht aus einer breiten, symmetrischen, doppelschneidigen, spitz zulaufenden Mittelklinge sowie zwei gebogenen Seitenklingen. Die Seitenklingen sind weniger wuchtig als die Mittelklinge und erinnern der Form nach an einen liegenden Halbmond aus dem ein kurzes Schwert (die Mittelklinge) ragt. Mit den beiden Seitenklingen ist es bei geschickter Anwendung möglich, den Gegner zu entwaffnen bzw. seine Waffe einzuklemmen. Zusätzlich verhindern die beiden Seitenklingen das zu tiefe Eindringen der Partisane in den Gegner, was das anschließende Herausziehen der Waffe erleichtert. Der stabile und wuchtige Aufsatz ermöglicht es dem Anwender, leichte bis mittlere Rüstungen zu durchdringen. [wikipedia]

[142] Hellebarde: Hieb- und Stichwaffe des 13. bis 17. Jahrhunderts mit einem aus einem Stück geschmiedeten Kopf, der ein Beil, eine Klinge und einen Haken besaß, die zu den Stangenwaffen des Fußvolks gezählt wird. Die Hellebarde hat eine breite („Beil“, „Barte“), eine kurze Klinge („Haken“) sowie am Ende eine Stoßklinge. Der meist 1½ bis 2 Meter lange hölzerne Schaft („Halm, Helm“) besaß oft einen mehreckigen Querschnitt oder Lederwicklungen, um beim Hieb das Wegdrehen der Waffe in der Hand zu vermeiden. Der Bereich zwischen Klinge und Schaft wurde seitlich mit „Schaftfedern“ aus Metall verstärkt.

[143] Spanischer Reiter (friesischer Reiter): Künstliches Hindernis, bestehend aus etwa 4 m langen, 25 starken Balken (Leib), durch die kreuzweise spitze Latten (Federn) so aneinander gesteckt sind, dass niemand dazwischen durchkriechen kann, früher als Sperre im Feld- und Festungskrieg beliebt. => Springstöcke.

[144] Kleiderraub: Kleider gerade der Adligen waren relativ teuer, so dass man sich bei jeder Gelegenheit, bei Gefangennahmen, bei Gefallenen auf dem Schlachtfeld und oft auch auf offener Straße welche zu verschaffen suchte. Üblich war, dass einquartierte Soldaten den Bürgern die Kleider wegnahmen und sogar Frauenkleider anzogen. Nach einer Nachricht in den Akten des Staatsarchivs Bückeburg aus dem Jahr 1633 betrug nach der Schlacht bei Hessisch Oldendorf (1633) die Zahl der Gefallenen 6.534, die der Gefangenen zwischen 1.700 und 1.800 Mann; ZARETZKY, Flugschrift, S. 7, 3; darunter waren allein 1.000 Weiber; RIEZLER, Baiern Bd. 4, S. 170. Anscheinend hatten sich auch die Soldatenfrauen und Trossweiber der Konföderierten an dem Gemetzel an den Kaiserlich-Ligistischen beteiligt; Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 117 (Abschrift, PS): August Erich an Johann Ernst v. Sachsen-Eisenach, Kassel, 1633 VI 30 (a. St.): „Unter andern sagt mann auch, dz ein solcher eÿwer unter den soldaten weibern gewesen seÿ, daß die Heßische und Schwedische sambt andern soldaten weibern die Merodischen und Gronsfeldischen mit meßern unnd gewehr darnieder gestoßen, und ihnen ihre kleider sambt andern außgezogen und abgenommen“. ENGLUND, Verwüstung, S. 261f.: „Kleider waren kostspielig. […] Dies erklärt, warum man Gefangenen und Gefallenen in den Feldschlachten die Kleider auszog. In der schwedischen Armee versuchte man in der Regel, solche von Kugeln durchlöcherten und blutgetränkten Kleidungsstücke zu sammeln, die gewaschen und geflickt und nach Hause gesandt wurden, wo man die neu Ausgehobenen in sie hineinsteckte“. Vgl. auch KOLLER, Die Belagerung, S. 28, 34.

[145] Kloster Hradisch [Kloster Hradisko, tschechisch: Klášterní Hradisko; umgangssprachlich auch: Moravský Escorial): ehemalige Niederlassung der Benediktiner und später der Prämonstratenser am nördlichen Stadtrand von Olmütz auf einer kleinen Anhöhe in der Nähe der March (Morava).

[146] styl. nov.: nach neuer Zeitrechnung, nach dem Gregorianischen Kalender, der mit der Reform Papst Gregors XIII. von 1582 den Julianischen Kalender (stylus vetus) abgelöst hat. Die meisten Protestanten jedoch wollten den neuen Kalender lange Zeit nicht übernehmen. Um nach dieser neuen Zeitrechnung zu datieren, mussten 10 Tage zum Datum des alten Kalenders dazugezählt werden.

[147] Pike: Landsknechtspieß von 3 bis 5 m Länge, die entscheidende Waffe des in geschlossenen Haufen kämpfenden Fußvolkes. Die Pikeniere bildeten die unterste Klasse des Fußvolks. Bei einem Reiterangriff richteten die ersten beiden Reihen des Fußvolkes die Piken gegen die Angreifer. Die Pike war eher eine Defensivwaffe, da die Pikeniere den Rückhalt für die beweglicheren Musketiere bildeten (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, S. 89 f.). Hochrangige Offiziere wie Piccolomini behaupteten gern von sich, sie hätten das Kriegshandwerk „von der Pike auf“ („con una picca“) gelernt.

[148] Schwadron [schwed. Skvadron]: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).

[149] N Pandemir [Bandemir] [ -13.11.1644 vor Olmütz], kaiserlicher Obristwachtmeister.

[150] poussieren: scharmutzieren. Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“: Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.

[151] corps de garde: Wache, befestigtes Wachhaus.

[152] kalte Wetter.

[153] Frieden von Brömsebro vom 23. August 1645: Er beendete den von Schweden ohne formelle Kriegserklärung begonnenen „Torstenssonkrieg“ gegen Dänemark zwischen 1643 und 1645. Dänemark-Norwegen musste die Ostseeinseln Gotland und Saaremaa und die norwegischen Landesteile Jämtland und Härjedalen an Schweden abtreten. Weiter wurden schwedische Schiffe vom Sundzoll auf dem Öresund befreit.

[154] Schlacht bei Jankau am 6.3.1645: 16.000 Mann schwedische Truppen unter Feldmarschall Torstensson besiegten ein kaiserliches Heer von 18.000 unter Feldmarschall Johann von Götz, der in der Schlacht fiel. Die Kaiserlichen hatten 4.000 Tote und Verwundete zu beklagen, verloren 4.500 Gefangene (darunter auch Melchior von Hatzfeldt) und alle Geschütze. Die Schweden büßten 2.000 Mann ein. Vgl. THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd., S. 672ff.

[155] per strategema: durch eine Kriegslist.

[156] Soldatenkrankheiten: Als Soldatenkrankheiten galten Rote Ruhr, Pocken, Grippen, Typhus, „die apokalyptischen Reiter des 17. Jahrhunderts“, sowie Skorbut, Blattern und Syphilis – diese, schon im 16. Jahrhundert gleichbedeutend mit „Landsknecht“ verwandt und meist von den Soldatenhuren übertragen wurde, wurde (IRSIGLER; LASSOTTA, S. 210ff.), nur durch einen Absud aus verschiedenen Baumarten behandelt wurde – traten zusammen mit der Pest auf. Vgl. MÜHE, Gandersheim, S. 66: „Auch scheint die Zahl der Opfer nicht so groß gewesen zu sein, wie man gewöhnlich annimmt. Zwar schreibt der Rat am 12.7.1626 an Obristleutnant Allen nach Bockenem, daß ‚bey uns die eingerissen gewesene Peste, welche in schleuniger eill den einen vnd andern ehe den mans recht gewahr worden hinwegk nimpt, die heuser vnd gassen ledich vnd an der bürger Zahll einen großen riß macht, also gar daß wir auch vor wenig tagen noch einen newen Gottsacker ersehen müssen‘. Das klingt sehr erbärmlich, ist aber aus dem Grunde unzweifelhaft übertrieben, weil man damit eine Kompagnie Einquartierung abhalten wollte“. Das des Öfteren erwähnte Auftreten der Beulenpest hatte jedoch mit den Truppenbewegungen wenig zu tun. Bevölkerungsverluste durch Peste, wie endemische Krankheiten seit dem Mittelalter mit diesem Sammelbegriff bezeichnet wurden, traten vor allem dort auf, wo die einheimische Bevölkerung bereits durch Unterernährung und Überanstrengung ohnehin geschwächt war. Hinter der Kopfkrankheit oder dem Hauptweh verbarg sich angeblich die Enzephalitis, die während des Sommers häufig erkennbar ist. Vgl.  dagegen den Eintrag des Pfarrers Lucas, Trusen (1637), der richtig von der „Ungarischen Krankheit“ ausgeht; LEHMANN, Leben und Sterben, S. 151: „[…] großes Hauptweh, hitziges Fieber dazu, danach die Rote Ruhr geschlagen, gehabt und daran gestorben. Man hält das jetzige grassierende hitzige Fieber für die Ungarische Krankheit, so ohne allen Zweifel in dem langwierigen Kriegswesen von den Kroasten und anderen fremden Völkern in Deutschland ist eingeführt und gebracht worden“. 1631/1632 wird aus Bautzen berichtet: „Worauff die Churfl. Armee fortgangen / und mehr dann in die 500. zur Besatzung hier gelassen / unterwelchen / nachdem sie vorhin zu sehr erfroren und verhungert gewesen / hier aber sich zu gehling mit Speiß und Tranck übernommen / sind sie an hitzigen Fieber / Hauptwehe und Soldaten-Kranckheit so häuffig dahin gestorben / daß man sie Fuderweise zu 3/4/5/6/ und mehr hat auf einem bretern Wagen / wie sie gangen und gestanden / in ihrer Kleidung zu begraben / heraus geführet: Solche Einquartirung der krancken Soldaten hat gewähret biß auffs 1632. Jahr hinaus / das es um Johannis zur Pest ausgeschlagen / und die Bürgerschafft / Jung und Alt / angefallen / also daß ihr biß an Weyhnachten heran / viel 100. biß an 1000. die Soldaten zugleich mitgerechnet / gestorben seyn“.MARTINI; ZEIDLER, Kurtzer Anhang und Bericht, in: ZEIDLER; ZEIDLER, Tabeera Budissinae, S. 100. Im Tross mitlaufende, verseuchte Pferde und Rinder verbreiteten die Ansteckung in den umliegenden Bauernhöfen. Auch in Tillys Lager wütete die Pest, die jedoch unter den besser verpflegten und besser untergebrachten Offizieren weniger Opfer forderte. Wohl aus diesen Gründen wurden größere Auseinandersetzungen vermieden, da in den ausgezehrten Quartieren an Leine und Weser Massensterben durch endemische Krankheiten, hervorgerufen durch Unterernährung und Überanstrengung, und Desertion, z. T. liefen die Soldaten vor den Lagerseuchen davon, auftrat. Vgl. auch LAMMERT, Geschichte der Seuchen, S. 258 (1646). Der Ausbruch von Lagerseuchen (1626, nach dem Bericht des braunschweig-lüneburgischen Kapitäns Daniel Meyer) führte teilweise zur Massendesertion; Hauptstaatsarchiv Hannover Cal. Br. 16, Nr. 1141. 20-25 % Ausfälle pro Jahr sind wohl realistisch.

[157] Unter 1645 heißt es aus Olmütz; DUDÍK, Olmützer Sammel-Chronik, S. 58: „Den 17. Januarii diese Zeit haben alle Lebensmittel abgenommen, und war ein Wunder, wenn man ein Hund oder Katz gesehen, dann die seynd alle von den Soldaten auffgefressen worden, wie wohl sie des Tages 2 Pfund Brot und ihr Bier gehabt. Das Fleisch ist auch abgangen. Unter denen, die Weib und Kind gehabt, ist große Noth gewesen, die Bürgersleuth haben sich viel mit Kleiben, Hirschmengsel oder Sprey bekösten müssen, so wie das Vieh Tröber essen müssen“.

[158] Hunger: Hungerkrisen traten durch Missernten, Wettereinflüsse, Truppendurchzüge, Einquartierungen, Erntezerstörungen, Pferde- und Viehdiebstahl immer wieder auf. Oftmals blieb nur die Flucht ins Heer oder der Anschluss an den Tross. So hatten sich 2.000 hungernde Eichsfelder Pappenheims Soldaten angeschlossen. Ein Berittener oder Knecht in der Musterung hatte immerhin noch zwei Pfd. Fleisch, drei Pfd. Brot, eine Maß Wein und drei Maß Bier pro Tag zu fordern – drei bis fünf Maß Bier je nach Geschlecht pro Tag galten auch sonst als üblich – , was zur raschen Auszehrung einer Landschaft führte, zumal die eingeforderten Naturalabgaben im Laufe der Zeit noch weiter anstiegen und von Jahr zu Jahr neue Verpflegungssätze erfordern. Vom Verpflegungsansatz her war dies eine gewaltige Kalorienmenge, entsprachen doch drei Pfd. (gutes) Brot allein bereits etwa 3.750 kcal. Rechnet man noch über 2.000 kcal für das Fleisch hinzu, ohne Bier und Wein, so wird eine Kalorienzahl zwischen 6.000-7.000 kcal erreicht, was dem Zweieinhalb- bis Dreifachen eines durchschnittlichen Tagesbedarfs entsprochen hätte. Das war wohl Anfang des 17. Jahrhunderts nur Privilegierten vorbehalten, während die Gemeinen nur unzureichend verpflegt wurden. HIPPEL, Bevölkerung, S. 422, schätzt den täglichen Nahrungsbedarf in Württemberg auf knapp 2.400 kcal pro Tag. Vgl. BEHRENDS, Chronik, S. 145f. (1636): „Man gab den Armen von jedem Backvorgang ein Brot, […] welches damals als Krieg, Pest und Hunger hieselbst gar übel hauseten, von armen Leuten nicht für eine geringe Gabe gehalten ward, sintemal man damals oft weder Brot noch Bier und Geld haben konnte, und viele, meistenteils aber die Soldaten Hunde und Katzen, Pferde- und Menschenfleisch fraßen und nicht einmal bekommen konnten“. 1641 heißt es über die Prignitz: „So sind auch alle Dörfer so gar verwüstet, verödet, universaliter et particulariter in Brand gesteckt, die Untertanen Hungers und des milites immanitet [Unmenschlichkeit, Rohheit] halber gestorben und ins Elend [Ausland] verlaufen, dass man in dem ganzen Kreise nach angestellter fleißiger Inquisition bloß 373 Bauersleute, die doch etliche gar wenig ausgenommen, weder Hunde noch Katzen, weniger etliche Lebensmittel haben, besonderen sich vom Obste und wohl ganz unnatürlichen Speisen aufhalten müssen, gefunden worden“. HERRMANN, Ländliche Bevölkerung, S. 86. Der Bieberauer Pfarrer Minck (1635); KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 261: „Durch diesen Hunger verschmachteten viele Leut dermaßen, daß nichts als Haut und Bein an ihnen war, die Haut hing ihnen am Leib wie ein Sack, waren ganz schwarz-gelb, mit weiten Augen, gepläcketen Zähnen, grindicht, krätzig, gelbsichtig, dick geschwollen, febricht [= fiebrig], daß einem grauete, sie anzusehen“. ZILLHARDT, Dreißigjähriger Krieg, S. 161f. (1635): „Dan auß diser teürung und hungersnot ist entstanden noch ein jamer uber alle jamer, nemlich ein sterbet und pestelentz, das vüll taußendt menschen sind zu grundt gangen durch hunger, krieg und pestelenz. Dan durch den hunger ist von denen armen menschen vüll greüwlich und abscheüliches dings auffgefressen worden. Alls nemlich allerley ungereimbten dings: hundt und katzen, meüß und abgangen vüch, roßfleisch, das der schinder und meister uff dem vassen sein fleisch von dem abgangne vüch, als roß, hundt und andere thier, ist hingenomen worden, und haben dannoch einander drumb gerißen und für köstlich gut gehalten. Es ist auch für gut gehalten worden allerley kraut uff dem feld: die distel, die nesle, schersich, hanefüeß, schmerbel, schertele. In suma allerley kraut ist gut gewessen, dan der hunger ist ein guter koch, wie man im sprichwort sagt“. Vgl. auch  die Lebensbeschreibung des Gottfried Andreae (1637); DOLLINGER, Schwarzbuch, S. 321: „Doch im Jahr 1637 stieg das Elend auf’s höchste, nachdem kaum 200 Bauern in der untern Pfalz mehr übrig waren, da die übrigen teils an Hunger und Pest bereits gestorben, teils von den Kaiserlichen erwürgt oder als Soldaten weggeschleppt worden waren … Der Hunger aber zwang die Leute zu den unnatürlichsten Nahrungsmitteln: Gras, Kräuter, dürre und grüne Baumblätter, Felle von Tieren; Hunde, Katzen, Ratzen, Mäuse, Frösche und faulendes Aas waren gesuchte Bissen. Die Hungernden erschlugen einander selbst, verzehrten sie, durchwühlten Gottesäcker, erstiegen Galgen und Rad und nahmen die Toten zur Speise weg“. Notiz aus dem Pfarrbuch von Mauern (LK Neuburg/Donau) für 1648: „Viele haben aus Hunger Roßmist gegessen, der Feind hat alles fort; es ist nichts angebaut worden. Viele sind Hungers gestorben, die Überlebenden nähren sich von Wurzeln und Baumblättern und sind froh um die Häute der gefallenen Pferde“. [frdl. Mitteilung von Herrn Fahmüller, Pfeffenhausen]. Der Kitzinger Pfarrer Bartholomäus Dietwar [1592-1670] über 1649; DIETWAR, Chronik, S. 91: „Etliche tausend bayerische Bauern bettelten mit Weib und Kind durchs Land. Darunter waren auch Mörder. Sie stahlen und raubten was sie konnten. Das war Gottes sichtbare Strafe dafür, dass der Kurfürst von Bayern im 30jährigen Kriege viele Tausend armer Leute gemacht hatte. Darum war sein Land im vorigen Jahre durch die Schweden und Franzosen wieder verdorben worden, also dass seine Leute von München und Landshut her das Frankenland durchliefen, das gebettelte Brot dörrten und heim nach Bayern trugen“. Aus Nördlingen wird anlässlich der Belagerung 1634 berichtet; KESSLER, Belagerung, S. 38: „Um diese Zeit sind die Rosse wegen Mangels an Futter so erkrankt und so matt geworden, daß sie häufig einfach hingefallen und verendet sind. Von dem S. H. Schinder Jörg Schmid sind hinter dem Feilturm 2 große Gruben gegraben und die Pferde darin verscharrt worden. Die Armen und Bettelleute aber haben sich auch dabei befunden und haben, wenn man die Pferde hat vergraben wollen, aus großem Hunger ziemlich große Stücke davon herausgeschnitten, das Selbige gekocht und von solchem ihren Hunger gestillt, und gebüßt. Die armen Leute sind zur Nacht, um 12 Uhr, über solches Aas gekommen und haben es davon getragen“. KESSLER, Belagerung, S. 63: „Die kaiserlichen, spanischen, welschen, französischen und deutschen Soldaten sind gleichsam aus dem ausgebrannten Turm herundergefallen und jämmerlich aufeinander gelegen. Die armen Tagelöhner haben die gebratenen Schulterblätter von den Achseln abgenommen und für gutes Schweinefleisch gefressen“. Auch Regimenter wie das des kurkölnischen Obristen Hugo v. Tyrell[i] lösten sich wegen Hunger auf. Der Salemer Mönch Bürster (1644); WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl“. HÄVECKER, Chronica und Beschreibung, S. 96 (Calbe 1642): „Uber dieses ist dieser Ort auch mit Theurung und Hungersnoth nicht verschonet geblieben. Denn Ao. 1642. hat ein Scheffel Rocken 3. Thl. und mehr gegolten / und man das Getreyde allhier nicht einmal darum erlangen können / sondern es hat dasselbe von andern Orten müssen geholet werden; Die nun kein Geld gehabt / es so theur zu bezahlen / haben sich mit geschroteten Bohnen / Erbsen- und Gersten-Brod behelffen müssen / so aber auch beynöthig gewesen. Dahero viel arme Leute statt des Korns / mit Knoten-Kafft / Wurtzeln aus der Erden sich sättigen / und das Kraut auf dem Felde kochen und essen müssen. Und weil eben in derselben Zeit die Engel- und Schottländer in der Stadt gelegen / sind derer viel wegen Mangel des Brods gestorben / und haben einige den Hunger mit Pferdefleisch zu stillen gesuchet / und das Fleisch des verreckten Viehes gegessen“. Der Zeitzeuge Hanns Kahn aus Klings/Rhön; LEHMANN, Leben und Sterben, S. 172 (1638): „Das Getreide wurde [von den Soldaten] weggeführt. Kein Bauer hatte mehhr Lust zu säen. Keiner hatte mehr Lust zu arbeiten, weil er es doch nicht genießen konnte. Es kam nur das  Nötigste in die Erde, und dieses hatten die Soldaten gestohlen. Es kam eine böse Hungersnot. Viele sind gestorben. Die schwedischen Reiter und die Kroaten mussten sich mit kleinem Brot begnügen. Unser Brot gestand damals aus gemahlenen Eicheln, Wicken und wenigem Korn. Die solches hatten, konnten froh sein. Man reicher Mann ist aus Hunger gestorben […] Man sieht oft, dass es Menschen in der Not an jeder Erklärung mangelt. Mit gesottenem Gras und Aasfleisch glaubten viele, dem Hunger zu entgehen und starben erst recht an den abscheulichen Sachen, die sie verschlangen“. Vgl. auch die zeitgenössische Darstellung von VINCE, Lamentations, S. 35ff. Z. T. sollen sich die verhungernden Soldaten regelrecht zu Tod gefressen haben; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 117 (1634): „Den 26. Decembris zogen die Soissischen Soldaten hinaus / und kamen dargegen 3. Compagnien Schwaben herein von dem Freybergischen Regiment / die hatten meistenteils alle Weiber und 5. biß 6 Kinder / alle sehr verhungert / die frassen alles aus / was sie bekommen kunten / mit solcher Begierde und in solcher Mäng / daß etlichen der Wanst zersprang. Zween Soldaten hatten 35. Glös und 3. Spital Laiblein Brods uff einen Sitz gessen[158] / hatte der eine noch ½ Glos im Munde / da er starbe“. Der Chronist Georg Friedrich Dhein berichtet über die Zustände in der Festung Hanau (1636); KURZ, Das Leben, S. 132: „Und da unter denen Scharmützel von Freund und Feind ein wohl gehaltenes Pferd erlegt wurde, gingen viele des armen Volks hinaus, rissen sich um das Aas, brachten von dem stinkenden Fleisch so viel als möglich war zu ihrem Unterhalt herein, wie denn auch sonsten Pferde-, Esel- und Hundefleisch gekochet wurde auf dem Markt verkaufet. Katzen estimirte man vor Wildbret und etliche allzu Fleisch begierige Leut handelten dem Scharfrichter gedörrtes Schindfleisch ab zu ihrer Speis“. Als Ersatz nahm man auch Gras oder Kräuter, „da viele hundert Menschen schwere Krankheit, Lähmung, Scharbock und die Mundfaulung bekamen, auch etliche Menschen sind auf der Gassen verschmachtet und niedergefallen, auf welches vielfältige Elend so mancher sehr zu Herzen genommen, sehr viele public und privat Almosen gereichet worden, wiwohl dem Elend nicht zu steuern gewesen“. Hungersnot: BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 118f.: „Anno 1638 ist wieder eine Theuerung nach dem vorigen Krieg und der Pest erfolget, so daß ein Leipziger Scheffel [103, 83 Liter; BW] um 10 G[ulden; BW]. Verkauft worden. Dahero weil die Armen es nicht bezahlen, auch vor den Thüren nichts mehr kriegen kunten, so wurden vor großem Hunger Hunde und Katzen geschlachtet, ja das Aas von dem Schindanger [=> Schindanger; BW] geholet und gefressen, und wollte wenig zureichen, deßwegen viel Leute verhungert und in den Misthaufen gestorben, so vorhin auf dem Lande schöne Güter gehabt; daselbst viel arm Volck sich von hier nach dem Altenburgischen gewendet, woselbst sie auch erhalten worden; Es haben sich auch einige gutthätige Hertzen gefunden, die den Armen wöchendlich ein oder zweymahl zu gewissen Tagen Brod haben mitgetheilet, worunter der Herr Superintendent D. Leyser, Herr Archediakonus M. Rinckard, Herr Bürgermeister Müller wie auch andere wohlhabende Bürger sich mit befunden haben, dass iedweder einen oder zwei Scheffel [1 Scheffel = 112, 15 Liter, BW] kauffte und das hiervon gebackene Brod unter die Armen austheilete, so wollte es doch nicht zulangen, denn die Menge war zu groß, weil offt vor einem solchen Hausse 4, 5, 6 bis 800 Menschen an Männern, Weibern und Kindern gestanden, welche einander sehr gedrenget, darunter viel Leute vom Lande, so vor dem Kriege nicht vor 800 oder 1000 Gulden, ja wohl nicht vor 2000 Gulden gegeben hätten. Wenn nun die Leute ein bißgen Brod erhalten, haben sie es nicht flugs gegessen, sondern nur daran gerochen und haben Gelegenheit gesuchet, ob sie einen Hund oder eine Katze damit fangen können. Wenn sie denn einen Hund bekommen, haben sie denselben an einem Strick bey sich geführet, denen wohl 20 oder 30 arme Leute beyher gefolget, gleichsam als wenn sie mit dem Hunde zu Grabe gehen wollten. Wenn sie nun vor die Stadt auf den Graben kommen sind, da haben sie geschlachtet und gebraten, was sie bekommen, da ist auf dem Graben um die Stadt herumb ein klein Feuer nach dem anderen gewesen, darbey die armen Leute gekocht und an hölzernen Spießen gebraten, was sie nur bekommen. Denn wenn der Cavaller [Abdecker, BW] mit dem Karn ein Aas hinausgeführet, ist das arme Volck häuffig nachgelauffen, und haben ein Stück nach dem anderen davon abgeschnitten. Oder wenn eine Kuh verworfen und das Kalb gleich unzeitig gewesen, haben sie es doch geholet, gekocht, gebraten und alles gegessen. Ja es war das arme Volck so abgemattet und verhungert, daß sie gingen, als wie die Schämen (!) [Schemen; BW] war Gottes Strafe so groß, daß sie gleichsam nicht kunten wegkommen oder an andere Oerter lauffen, sondern lieber hier verhungerten, da es doch, wie obgedacht, im Altenburgischen und an anderen Orten nicht so teuer, auch noch eher Brod vors Geld oder vor den Türen zu bekommen war, als hier. Sonderlich aber wenn der Abend herbey kahm, da hätte es oftmals einen Stein erbarmen mögen, wie das arme Volck winselte und die Nacht über in den Misthauffen schrie und bath. Eins rufte hier, das andere dort, tausendmahl um Gottes-Willen umb ein bißgen Brod, oder nur um ein Krümelgen; ein anders etwa umb ein Trünklein Wasser oder Kosent [Kofent = Dünnbier; BW] und dergeleichen, daß man froh war, wenn es wieder Tag wurde; denn das Elend und große Geschrey kunte man ohne hefftige Gemüths-Bewegung nicht ansehen oder anhören“.

[159] „unnatürliche Speisen“: GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 257f. (1637) „In diesem vorhergehend- und nachfolgenden beyden Jahren ist so eine elende und erbärmliche Zeit gewesen, daß es fast nicht zu beschreiben, und die Nachkommene kaum glauben werden. Krieg, Pestilentz und Hunger haben über alle massen überhand genommen, wie denn zumal in diesem und vorhergehendem Jahr es so theuer worden, daß das Maaß Korn biß auff acht und zwantzig Patzen gestiegen und ein Pfund Brod siebenzehen Pfennig gegolten. Und weil wegen des leidigen Kriegs-Wesen kein Geld mehr unter den Leuten war, musten die meisten sich mit Kleyen, Wicken, gemahlenen Eicheln, aus welchen sie Kuchen und Brey machten, It. gesottenem Graß, so weder gesaltzt noch geschmeltzt war, so wol von verstorbenen Pferd und Ochsen behelffen, wie denn die armen Leut, weil sie es in die Stadt nicht wol tragen durfften, draußen auff dem Obern-Rasen grosse Feuer gemacht, dasselbe gesotten und gebraten. Und hat man damals offt die Leute hinter den Zäunen, daß ihnen das Schind-Fleisch oder gekochtes Graß noch im Maul, tod gefunden, welches denn jämmerlich und elendiglich anzusehen war. Ja man hat erfahren, daß auff einer Seiten eines toden Aaß die Menschen, an den andern aber die Hunde genaget“. Notiz aus dem Pfarrbuch von Mauern (LK Neuburg/Donau) für 1648: „Viele haben aus Hunger Roßmist gegessen, der Feind hat alles fort; es ist nichts angebaut worden. Viele sind Hungers gestorben, die Überlebenden nähren sich von Wurzeln und Baumblättern und sind froh um die Häute der gefallenen Pferde“. [frdl. Mitteilung von Herrn Fahmüller, Pfeffenhausen]. Der Stadtarzt Gabriel Furttenbach von Leutkirch hält zu 1635 fest; Ober-Ländische Jammer- Und Straff-Chronic, S. 98f.: „Es war noch darzu eine grosse Teyrung / und Hungers noht / das die guete Leuth allerhand unnatürliche Speisen als Hund / Katzen / Meuß / und Kuchen von Leinöl (darvon sie dann nach ihrem Todt gantz gelb / ob sie an der gelbsucht gestorben wehren / außgeschlagen) essen musten“. Aus dem belagerten Weißenburg (1634) wird berichtet, dass außer Kleie auch Taubenkot zu Kommiss vermahlen wurde; CHEMNITZ, Königlichen Schwedischen […] Kriegs Ander Theil, S. 582f. Der Chronist Georg Friedrich Dhein berichtet über die Zustände in der Festung Hanau (1636); KURZ, Das Leben, S. 132: „Und da unter denen Scharmützel von Freund und Feind ein wohl gehaltenes Pferd erlegt wurde, gingen viele des armen Volks hinaus, rissen sich um das Aas, brachten von dem stinkenden Fleisch so viel als möglich war zu ihrem Unterhalt herein, wie denn auch sonsten Pferde-, Esel- und Hundefleisch gekochet wurde auf dem Markt verkaufet. Katzen estimirte man vor Wildbret und etliche allzu Fleisch begierige Leut handelten dem Scharfrichter gedörrtes Schindfleisch ab zu ihrer Speis“. Als Ersatz nahm man auch Gras oder Kräuter, „da viele hundert Menschen schwere Krankheit, Lähmung, Scharbock und die Mundfaulung bekamen, auch etliche Menschen sind auf der Gassen verschmachtet und niedergefallen, auf welches vielfältige Elend so mancher sehr zu Herzen genommen, sehr viele public und privat Almosen gereichet worden, wiwohl dem Elend nicht zu steuern gewesen“. => Hungersnot.

[160] Scharbock: volkstümlich für Skorbut: Als Symptome traten auf Mattigkeit, Gliederschmerzen, Abmagerung, gesteigerte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten und Blutungsneigung, in fortgeschrittenem Stadium Ausfall der Zähne. „Die unmittelbare Ursache dieser Krankheit ist dieselbe, welche das Faulfieber zu wege bringt, die Fäulniß. Die mittelbaren und entfernteren Ursachen sind Alles, was die Lebensweise schwächen kann, zu wenige oder zu undienliche Speisen, die Vernachläßigung der Reinlichkeit, eingeschlossene Luft, Betrübniß, Furcht und andere niederschlagende Leidenschaften, eine feuchte Luft, das Wohnen in sumpfigten Gegenden, allerhand Arten von scharfer Materie im Blute, ein langer Gebrauch von Quecksilber, lange Seereisen, eine Kupferauflösung in kupfernen Gefäßen, die nicht gehörig nach dem Kochen der Speisen gereiniget worden, nicht gut mit Salz verwahrte Fleischspeisen, die Ansteckung etc. etc. Man schreibt diese Krankheit auch zum Theil gesalzenen Speisen und Hülsenfrüchten zu, welche, weil sie schwer zu verdaauen sind, den Körper mit einer groben und undienlichen Nahrung versehen, welches man besonders auf langen Seereisen gewahrt, auf welchen die Schiffsleute sehr heftig von dieser Krankheit befallen werden. So verlor Lord Anson auf seiner Reise nach der Südsee, durch diese Krankheit beinahe ein Drittel von seiner Schiffsmannschaft. Das Uebel stieg so hoch, daß man sogar fand, daß Beinnarben gebrochener Knochen, die sich schon seit langer Zeit gebildet hatten, sich auflöseten, und der Beinbruch aussah, als wenn er niemals zugeheilt gewesen wäre. Es muß daher in solchen Fällen ein hoher Grad von Fäulniß vorhanden seyn, und das Blut wird ein so faules Gemisch, daß wenn man es aus der Ader läßt, es nichts von seiner natürlichen rothen Farbe hat, sondern wie eine schwarze schleimige Substanz aussieht“ [KRÜNITZ]

[161] solemniter: feierlich.

[162] THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd., S. 532ff.

[163] Breslau [Wrocław]; HHSSchl, S. 38ff.

[164] Juli.

[165] Mine, minieren: graben, untergraben: Anlegen von Untergrabungsgängen unter dem Mauerfuß einer belagerten Festung. Diese Minengänge zielten entweder auf den Einsturz der Mauer oder auf ein Eindringen in die Festung. Über die Unterhöhlung hinaus konnten sie mit einer Pulverladung versehen und zum Sprengen der Mauer benutzt werden. Da man die Arbeitsgeräusche bald hören konnte, wurden Gegenminen gelegt und zur Explosion gebracht. Teilweise wurden die Minen auch dem Gegner gezeigt, um ihn zum Aufgeben zu bewegen. => Kontramine.

[166] Unter 1644 heißt es aus Olmütz; DUDÍK, Olmützer Sammel-Chronik, S. 58: „Diese Zeit ist alles im hohen Werth kommen, die Roß haben auch abgenommen, das Pfund Butter ist vor 5-6 Reichsthaler gekauft worden, Ein Ey vor 30 kr.. Ein Haan oder Henne vor 5 fl., auch theurer, der Metzen Korn vor 10-12 Dukaten oder Thaler, und alles umb hartes Geld, Dukaten oder Thaler, man hat auch ein Metzen Getrayd vor 1-2 Hüner geben. Man hat eine Kuh vor 50-60 Reichsthaler verkaufft, man hätte auch gerne mehr gegeben, wann sie wäre zu bekommen gewesen“.

[167] Kommiß: Sammelbegriff für Verpflegung der Soldaten (Brot, Fleisch und Bier bzw. Wein). SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 314: „Angesichts der unausgesetzten Klagen der Soldaten, daß das Kommißbrot ‚gar schlecht und übel ausgebacken’ werde, wurde im September 1632 ein landesfürstlicher Kriegsrat mit der Behebung dieses Mißstandes beauftragt, ohne daß dies einen langfristigen Erfolg gezeitigt hätte. Fast zeitgleich machte ein Arzt neben dem Umstand, daß die Söldner auß hungersnot alles, waß ihnen unter henden khombt, hinein gegessen hätten, die minderwertige Beschaffenheit des Kommissbrots und das Fehlen warmer Speisen für ihren schlechten Gesundheitszustand verantwortlich. Die Vermutung der Erzherzogin Claudia, daß bei der Herstellung des Brotes für das Militär grosser betrug und vortheilhafftigkheit oder aber unleidliche vorlessigkheit im Spiel sein müsse, dürfte angesichts dieser andauernden katastrophalen Verhältnisse durchaus begründet gewesen sein“.

[168] Schelm: „Schelm“ war früher der Berufsname des Abdeckers. Jemanden einen Schelm (Bösewicht, Betrüger, Verführer, Schinder, Teufel) zu schelten, jemanden zum Schelmen zu machen, galt als eine der ehrenrührigsten Beschimpfungen, eine der größten Ehrverletzungen. Vgl. BERG, Regulating war, S. 55f. „Jemanden zum Schelmen machen“ hieß, in Kriegsgerichtsverfahren einen Straftäter für ehrlos zu erklären, aus der Armee zu verstoßen und der Stadt/des Landes zu verweisen; WAAS, Chroniken I, S. 127. Zur grobianischen Schimpfartistik der Soldaten vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabruggischenn handlung, S. 36f.: „Die soldaten thun unse große uberlast, die manß personen mußen ihr dieb, schelm, boßwicht und hunde sein, die weibs personen ihr schand und brand, hurn auch, ihr hexen und zauberinnen. (57v) Ihr fluch und wunsch ist schrecklich, nicht allein die alten fluch der kriegs knecht und marter hansen, sondern neu fluchen, so der sathan herfur gebracht, als das dich der donner, blitz und hagel schlag“.

[169] Kreuzschießen: Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]

[170] Dekanei: Wohnung eines Dechanten.

[171] Wilhelm Meer [-29.9.1644 Olmütz], schwedischer Major.

[172] Untersteckung, Unterstoßung, „Unterstellung“, „Unterhaltung“: (zwangsweise) Eingliederung von (insbesondere gefangen genommenen) Soldaten in bestehende unvollständige Verbände. „Die ‚Untersteckung‘ von gefangenen Soldaten des Kriegsgegners war in der frühen Neuzeit allgemein üblich, wurde für gewöhnlich von den Betroffenen ohne Widerstände akzeptiert und scheint gar nicht selten die Zusammensetzung eines Heeres erheblich verändert zu haben“ (BURSCHEL, Söldner, S. 158). In der kurbayerischen Armee – Maximilian I. von Bayern war grundsätzlich gegen die Untersteckung wegen der Unzuverlässigkeit in Schlachten – wurden sie als Kugelfang beim Angriff oder Sturm auf eine Stadt vorausgeschickt; SEMLER, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 67. Franz von Mercy hatte nach seinem Sieg bei Tuttlingen (24.11.1643) an die 2000 Franzosen untergesteckt. HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 69f. Doch wurden schon seit dem Böhmischen Krieg Gefangene, die die Untersteckung verweigerten, oft hingerichtet. HELLER, Rothenburg, S. 158: (1645): „Die [bayr.] Furir aber haben alle Häußer, wo Franz. oder Weimar. gelegen, außgesucht und was sie hinterlaßen, alles weggenommen. Wie sie denn im güldenen Greifen einen Weimarischen Feldscherer sampt seiner Feldtruhen, welcher allhie geblieben und hernach wollen nach Hauß ziehen in Holstein, ertapt, übel gemartert und geschlagen, endlich mit sich hinweggefürt und, wie man gesagt, weilen er ihnen nit wollen dienen, auf dem Feld erschoßen“. MAHR, Monro, S. S. 157, bei der Einnahme der Schanze bei Oppenheim: „Als unsere anderen Leute sahen, daß das Schloß gefallen war, rannten sie los, die vorgelagerte Schanze zu erstürmen, in der sich neun Kompanien Italiener mit ihren Fahnen befanden. Ihre Offiziere sahen nun, daß das Schloß hinter ihnen überrumpelt war und daß der Angriff vor ihnen losbrach, da warfen sie ihre Waffen weg und riefen nach Quartier, die ihnen auch gewährt wurde. Ihre Fahnen wurden ihnen abgenommen. Da sie alle bereit waren, in unsere Dienste zu treten, wurden sie vom König Sir John Hepburn zugewiesen, der nicht nur ihr Oberst wurde, sondern auch ein guter Schutzherr, der sie in guten Quartieren unterbrachte, bis sie neu eingekleidet und bewaffnet waren. Aber sie zeigten sich undankbar und blieben nicht, sondern liefen in Bayern alle davon. Nachdem sie einmal die warme Sommerluft verspürt hatten, waren sie vor dem nächsten Winter alle verschwunden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70f. (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, daß die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. => Kriegsgefangene.

[173] reassumieren: wieder aufnehmen.

[174] Ungarn: Schriftlich erwähnt werden „hussarones“  (ursprünglich Grenzsoldaten in den ungarischen Festungen) erstmals 1481 in einem lateinischen Schreiben des  Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1443-1490). Die Husaren hatten sich bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- und Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass), Streitkolben und Lanzen, außerdem einen Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Falls die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses drei- oder vierkantige Schwert mit einer etwa 150 cm langen Klinge auf den Oberschenkel gesetzt und als Stoßwaffe benutzt. Die von ihnen gestellten Bedingungen für ihren Einsatz waren u. a., landsmannschaftlich geschlossen kämpfen zu dürfen u. gute Aussichten auf Angriffe auf den Feind zu bekommen; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1030, S. 326. Zur zeitgenössischen Einschätzung vgl. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 456f. (1619):Es ist zwar ein außerlesen schön ungerisches Kriegsvolckh, aber auch außerlesene Freybeutter; so mit stelen und rauben niemand verschonen; lassen nichts liegen, ziehen die leutt – freund oder feind – ganz nacket auß oder hawens wol gar nieder“. Eine ganz ähnliche Klage findet sich auch in dem Wiener Bericht vom 27. Oktober [1619]: „Die Hungern haußen gar übel auch bei den Evangelischen sine omni discretione, hauen alles nieder, plündern und verbrennen alles, so erbärmlich ist; wann sie alßo procediren, möchte waß anderst drauß entstehen“. Der Marktredwitzer Chronist Leopold (1635); BRAUN, Leopold, S. 54f. „Den 6. Febr[uar] hat ein edler, hochweiser Rat der Stadt Eger hie[r]her(o) berichtet, (wie) daß etliche Regimenter Ungarn aus Böheim(b) auf sie in (den) Anzug [seien] und fürters in das Reich marschieren wollten. Weil es (dann) ein böses und loses Volk, das sich auch von niemand kommandieren, vielweniger durch Kommiss[are] führen ließen, als(o) wäre ihr Rat: Wir sollten uns beizeiten mit Weib und Kindern, Vieh und [den] besten Sachen [und dem], was wir [sonst] noch hätten in Sicherheit begeben, denn [= weil] sie aller Orten sehr übel hauseten und sie uns vor solcher Gewalt nit schützen könnten“.

Der katholische irische Feldkaplan Thomas Carve [1590 – 1672 ?] berichtet; CARVE, Reyßbüchlein Bd. 2, S. 159f.: „Den 17. Octobris [1639; BW], ward ein Vngarischer Graff mit 500 Pferden / von Prag auff Prandis [Brandýs nad Labem] zu / allda die Schweden sich auffhielten / vmb Kundschafft einzuholen / außcommandirt. Dieser ist bald nach seinẽ Außzug von den Schwedischen Partheyen vmbgeben vnnd ertapffet / vnnd weilen in dem Außreissen / sein Pferdt vnter ihme gestrauchlet / gefangen worden; Obwohl nun er der Gefängnuß sich zu entledigen vermeyndt / gleichwohl gesehen dass solches durch kein anderes Mittel / alß mit gewehrter Handt geschehen könne / hat er sich allermassen ritterlich gewehret / auch der Schwedischen viele mit seiner eygenen Handt niedergemacht / biß endtlich er also verwundet / vnnd mit sieben tödtlichen Wunden verletzt / heroisch auff  der Walstatt todt blieben. Sein todten Leichnamb haben nichts desto weniger die Vngaren dem Feindt entzogen / vñ mit sich nacher Prag gebracht vnangesehen irer etliche hundert das Leben darüber eingebusset / allda selbiger nach Standtsgebühr / mit grossen Ehren zur Erden bestattet worden“.

[175] Nikolaus Danckvart [Danckwart, Dancuart, Dankwart] Lilienström [ – ], schwedischer Obristleutnant.

[176] Eulenberg [Sovinec, Bez. Freudenthal]; HHSBöhm, S. 138f. seit 1623 im Besitz des Deutschen Ordens.

[177] Augustin Oswald Graf v. Liechtenstein-Karneid [Lichtenstein] [1600-1663 Bad Mergentheim], Komtur v. Horneck, kaiserlicher Obrist.

[178] CHEMNITZ, Königl. Schwedischen in Teutschland geführten Krieges Vierter Theil, 4. Buch, 39. Kap., S. 114ff.

[179] Vernageln von Geschützen: Um Geschütze unbrauchbar zu machen, trieb man Nägel durch das Zündloch. Bei bereits geladenen Kgeschützen nahm man die Kugel heraus, zündete von vorn und die Nägel flogen heraus. MEYER, Handbuch der Geschichte der Feuerwaffen-Technik, S. 64.

[180] N Pandemir [Bandemir] [ – ], kaiserlicher Obristwachtmeister. Neu !

[181] Grobe Stücke: große Geschütze, meist: Kartaune [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17, 5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde nötig: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge des Kalibers (15 cm), schoss 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-75 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt.

[182] Brünn [Brno]; HHSBöhm, S. 68ff.

[183] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.

[184] Kundschafter: Spion. Auf Spionage, die gerade Pappenheim sehr kostenintensiv betreiben ließ, stand die Todesstrafe durch den Strang oder durch Enthaupten. Oft wurden Kundschafter über die Stadtmauer hinaus gehängt. Vgl. WAGNER, Pforr, S. 98, über den Herzog Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorp, der in jedem Bauern einen potentiellen Widerstandskämpfer sah: „Zwen soldaten, welche darvonlauffen wollen, hat der hertzoch laßen hencken, ingleichem ein bauren auß Heßen vor ein kuntschaffer hencken laßen. Und nachdem seine soldaten ein bauren auß dem Braunschwiger land bey Barchfelt bekommen und ihn auch vor ein kundschaffer gehaltten, hat ihn der hertzoch ohne einige erbarmung entheupten, hernach viertheilen und auff vier straßen hencken laßen, also in großer furcht hat er alhier gelegen“. Das THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 137, berichtet: „Eines sol dieses Orts ungeandert nicht bleiben / daß als vor hoch- und wolgedachte Herrn Altringer und Feria mit dem Gedancken ins Hertzogthumb Würtemberg einzubrechen umbgiengen / haben sie unterschiedliche Spionen und Kundschaffter außgesandt / die Päß und Steig desselben Lands abzusehen / und den Augenschein einzunehmen: Es kamen aber diese Spionen übel an / dann ihrer acht darvon gefänglich einbracht worden / unter welchen auch einer auß den Herrn Patribus Societatis von Ingolstadt gewesen / dieselbige seynd allesampt an die Päß und Steige auffgeknüpfft / der Herr Pater aber auff den Pfullinger Steig bey Reutlingen auffgehenckt worden“. Abgemildert wurde die Todesstrafe bei Frauen und Heranwachsenden durch die Verhängung entehrender Verstümmelungsstrafen wie dem Abschneiden von Nasen und Ohren. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan erinnert sich unter dem 20./30.9.1634; SCHLOTTER, Acta, S. 205: „Ein Weib, so vor etzlichen Tagen Briefe aus der Stadt Paderborn anhero gebracht, und daß sie deswegen verdächtig gehalten, wurd an den Pranger gebundeten mit geblößeter Brust und Rücken und oben dem Haupt an Pranger (von) 2 Reutern“. Protokoll der Paderborner Stiftsregierung, 9.3.1637; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 74: „Demnach gewißer bericht einlangr, waß maßen etliche feiendts reuter [hessen-kasselische Reiter; BW] in bawren kleidern einstelhen und auffhalten sollen,, als soll offendlich mitt dem trummenschlag umb und offendtlich angeschlagen werden, von allen einkombligen, er sey baur, burger adel oder unadel, weck oder kindt, so des nachts sich auffhalten wollen, die namen hern obrister alle abend einzuschicken. Item keine briefe nach feindtlichen guarnisonen zu schicken, noch einig von denen auffzunemmen, es sei dieselb[i]g zuvorderst von hern obrister […] undt gelesen“. Kundschafter, die z. B. im Auftrag belagerter Städte unterwegs waren, übten eine lebensgefährliche Tätigkeit aus; KESSLER, Belagerung, S. 55: „Den 31. August [1634; BW], nachts um 11 Uhr, hat man [der Rat v. Nördlingen; BW] den krummen Schneider von Baldingen, weil Adam bis auf den 3. Tag ausgeblieben, hinausgelassen und zu Herzog Bernhard schicken wollen. Dieser aber hat sich unterwegs selbst beim Zurückgehen verraten. Als ihn eine kaiserliche Wache angetroffen, sie seien Schwedische und wollten zu Herzog Bernhard, ist er mit solchen Worten bald gefangen und aus ihm herausgebracht worden, daß er ein Kundschafter sei. Deswegen hat man ihn auf der Stelle gefangengenommen und Eines Ehrbaren Rats Brieflein von ihm bekommen. Darauf ist ihm die Zunge aus- und abgeschnitten und er sofort um Garten des Barbierers David Günzler aufgehängt worden“. Vgl. dazu auch als Fallbeispiel Adam Jacker in den „Miniaturen“. Zur ständigen Furcht vor „Konspiration“ vgl. auch STERLY, Drangsale, S. 15. Daneben wurde auch „Aufklärung“ durch Beauftragte der Regierungen betrieben; SPIEKER, Geschichte, S. 182f.

[185] CHEMNITZ, Königl. Schwedischen in Teutschland geführten Krieges Vierter Theil, 4. Buch, 56. Kap., S. 169.

[186] Montierung, Mundierung: Ausrüstung bzw. Wiederaufstellung und –ausrüstung (Remonte, Remontierung) von Truppen. Die Montierung („Mundierung“) war die gesamte (Neu-)Ausrüstung eines Soldaten, die auch von den Bürgern und Bauern erzwungen wurde. JORDAN, Mühlhausen, S. 66; SCHWARTZ, Die Neumark, S. 51. Die angeblichen Kosten wurden natürlich dem Kriegsherrn in Rechnung gestellt. Ein leichter Reiter sollte mit Helm, Rücken- und Brustschild, zwei Pistolen und einem Schwert ausgerüstet sein, aber bereits Ende 1630 wurden Rüstungen nur an die vorderen Reihen der Fußregimenter ausgegeben. 1632 sollen nur wenige Kavalleristen überhaupt eine Rüstung getragen haben. Meist trugen sie Lederjacken. Ende der 30er Jahre war das schlechte Erscheinungsbild „fast schon legendär“; das tschechische Wort „Szwed“ war gleichbedeutend mit „Mann in Lumpen“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 39. 1647 wurden die Ausrüstungskosten für einen Reiter mit 80 Rt. veranschlagt. PETER, Eisenach, S. 52. Ein durchaus üblicher Vorgang war es angesichts der meist schlechten Versorgungslage mit Bekleidung, dass man den Toten und Verwundeten nach der Schlacht die Kleider auszog. Bei den Schweden wurden Kleider nach Stockholm verbracht, geflickt, gereinigt und wieder an die Truppe ausgeteilt. Vgl. JORDAN, Mühlhausen, S. 66, über die Leibkompanie Wilhelms IV. von Sachsen-Weimar: „haben haben die geringsten von ihren Wirthen erpresst Sattel, Zeug, Stiefel, Sporen, Pistolen, Degen etc.“ Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg 3. Bd., S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. Für seine Ausrüstung war jeder Soldat selbst verantwortlich. So heißt es etwa im Artikelbrief des kaiserlichen Regiments St. Julien vom 24.4.1628; SAINT JULIEN, Heinrich Johann Guyard von St. Julien, S. 101: „Item eß soll auch sonsten ain Jeder sein Rüstung vnd Ober wehr vnd sonderlich die Schüezen Jre Mußquetten, Haggen vnd Zuegehör in guetter gewarsamb vnd bereitschafft auch Jedzeit Rain vnd sauber halten, vnd sich ohne Kraut vnd Loth auch andere notthurfft nicht finden lassen, da aber ainer anderst befunden dergestalt dass Er seiner wöhr, Mußquetten od Haggen, Auf züg vnd achten geg dem feindt nicht gebrauch Kundte, der soll darumben am leib gestrafft werden“.

[187] FLADE, Tagebuch, S. 465.

[188] Korporal: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes.

Korporalschaft: Zug einer Kompanie, die von einem Korporal geführt wurde. Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes.

[189] DUDÍK, Tagebuch, S. 470f.

[190] Hirse.

[191] DUDÍK, Olmützer Sammel-Chronik, S. 58

[192] Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2262.

[193] Jankau [Jankov, Bez. Beneschau]; HHSBöhm, S. 226. ENGLUND, Verwüstung, S. 419ff. 6.3.1645: 16.000 Mann schwedische Truppen unter Feldmarschall Torstensson besiegten ein kaiserliches Heer von 18.000 unter Feldmarschall Johann von Götz, der in der Schlacht fiel. Die Kaiserlichen hatten 4.000 Tote und Verwundete zu beklagen, verloren 4.500 Gefangene (darunter auch Melchior von Hatzfeldt) und alle Geschütze. Die Schweden büßten 2.000 Mann ein. Vgl. THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd., S. 672ff.

[194] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.

[195] Schwadron: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).

[196] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment –  und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.

[197] Friedrich v. Seestädt [Seestadt, Sehestedt, Seestätter, Seestett] [ – 6.3.1645 bei Jankau], schwedischer Obrist.

[198] Fahne: Fahne einer Kompanie; metonymisch die ganze Kompanie. Als Feldzeichen war die Fahne zur Unterscheidung von Freund und Feind unverzichtbar, da es im Dreißigjährigen Krieg kaum einheitliche Uniformen gab. Sieg und Niederlage wurden nach der Zahl der eroberten und verlorenen Fahnen ermittelt. Die Fahne wurde geradezu kultisch verehrt, Soldaten legten ihren Eid auf die Fahne, nicht auf den Kriegsherrn ab. BRNARDÍC, Imperial Armies 1, S. 38ff.

[199] PLEISS, Kriegstagebuch, S. 144.

[200] MANKELL, Uppgifter, S. 281.

[201] KOLLER, Die Belagerung, S. 22.

[202] Jiří Śtépán Bruntálský Graf z Vrbna [Werba, Wrbna, Wirben, Wirbna, Würben, Wurby, Wolbrig, Wolbrink, Conte de] u. Freudenthal [ -1682], kaiserlicher Obrist.

[203] Královo Pole [deutsch Königsfeld], heute Stadtbezirk von Brünn.

[204] Staré Brno [Altbrünn], heute Stadtbezirk von Brünn.

[205] d’ELVERT, Die Belagerung, S. 54.

[206] N Becker [ – ], kaiserlicher Hauptmann.

[207] Iren: „Während des Dreißigjährigen Krieges machten sich irische Soldaten erstmals einen Namen in der kaiserlichen Armee, insbesondere jene der Regimenter Tyrone und Preston. Bei der Verteidigung von Frankfurt an der Oder im April 1631 gegen ein schwedisches Heer zeichnete sich das irische Regiment durch besondere Tapferkeit aus und wurde dabei vollständig aufgerieben, jedoch unter dem Kommando von Walter Butler als Dragonerregiment neu aufgestellt. Walter Butler war es auch, dem in der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges eine besondere Rolle zufallen sollte: Am 25. April 1634 tötete Butler im Auftrag Kaiser Ferdinands II. gemeinsam mit seinem Landsmann Walter Devereaux den kaiserlichen Generalissimus Albrecht von Wallenstein. Dafür wurde Butler vom Kaiser der Grafentitel verliehen und mit böhmischen Ländereien bedacht. Zur ersten Generation irischer Offiziere in der kaiserlichen Armee gehörte auch Oberst Wilhelm Bourke von Gallstown aus dem County Kilkenny, welcher 1633 in kaiserliche Dienste trat und als Oberst seines Kavallerieregiments der schwedischen Reiterei in der Schlacht bei Nördlingen schwer zusetzte. Für diesen Erfolg wurde er wie Butler in den Grafenstand erhoben, mit dem Gut Limberg belohnt und zum Kämmerer Kaiser Ferdinands III. ernannt“. [Wikipedia]. Vgl. auch CLARK, Irish Soldiers.

[208] reformiert: zur Disposition gestellt; außer Dienst; aufs Wartegeld (verringerter Sold, bis es zur Verwendung im Krieg kommt) gesetzt.

[209] Jacques [Jakob] Gérard [Gérarde] [ -gefallen vor Demmin 1676], kaiserlicher Obristleutnant.

[210] N Lamberg [ – ], kaiserlicher Hauptmann.

[211] N Gordon [ – ], kaiserlicher Hauptmann.

[212] Jan [Johann, Jean] Freiherr van der Croon [de la Croon, Corona, Croen, Crona, Lacron, La Cron, von der Kron] [um 1600- 8.11.1665 Prag], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[213] N Graf v. Bubna, [Bubna, Erbherr v. Senftenberg u. Lititz, Johann Heinrich Graf v. [ -13.4.1653 Glatz] ?] [ – ], schwedischer Obristleutnant.

[214] Jiří Śtépán Graf Bruntálský z Vrbna [Werba, Wrbna, Wirben, Wirbna, Würben, Wurby, Wolbrig, Wolbrink, Conte de] u. Freudenthal [ -1682], kaiserlicher Obrist.

[215] Domherr: Mitglied einer kollegial verfassten geistlichen Körperschaft an einer Bischofskirche oder als Kanonikerkapitel an einer Stiftskirche. Primäre Aufgabe war die Feier der Gottesdienste. Die Kanoniker waren zur Einhaltung der Statuten verpflichtet, die die Verfassung des Kapitels und die Rechte und Pflichten der Kanoniker festhielten. Die wichtigsten Rechte waren Bischofswahl und Regierung des Bistums in der Zeit zwischen dem Tod des alten und der Amtsübernahme des neuen Bischofs. Es stellte den vornehmsten Stand auf den Landtagen und war an der Regierung des Bistums beteiligt. Neben der Feier der Domliturgie, bei der sie ihrerseits von den Vikaren unterstützt wurden, zählte die Unterstützung des Bischofs zu den Aufgaben der Domherren. Die Domherren waren zur Einhaltung der Gelübde (Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit) verpflichtet und widmeten sich der Seelsorge. Das Domkapitel war nur „Adligen“ bzw. „Ritterbürtigen“ bei den Vorfahren vorbehalten, die z. T. 8 oder sogar 16 Ahnen nachweisen mussten. Der Kanoniker konnte auch an anderen Domkapiteln Kanonikate besitzen und gegebenenfalls dort residieren. Aufnahmebedingungen waren in der Regel eheliche Geburt, die uneingeschränkte Ehrenhaftigkeit und das Fehlen körperlicher Mängel. Domherrnstellen wurden auf Lebenszeit verliehen und wurden so auch Versorgungsstellen für nachgeborene Söhne von Adligen. Die Übertragung der Präbende und die Aufnahme mit Sitz und Stimme in die Kapitelversammlung lagen zeitlich auseinander. Als Voraussetzungen zur Beförderung zum stimmberechtigten Kapitular galten die Vollendung des 24. Lebensjahrs und die Weihe zum Subdiakon. Dazu kam die sogenannte Residenzpflicht. Die Sicherung des Unterhalts erfolgte vorwiegend über Pfründen; die sie innehabenden Kanoniker wurden durch die mit einem Kanonikat verbundenen Besitzungen und Anrechte versorgt. Die Höhe der Pfründe hing von der Anzahl der Domherren (20-30) sowie vom Ertrag der Kapitelgüter ab. Die Einkünfte der Domherren in Mainz selbst sollen 2.000 Rt. im Jahr betragen haben. Domherren, Dompröpste und Domdechanten hatten in der Regel eigene Höfe, wenn sie nicht wegen der Knappheit der Wohnungen anderweitig untergebracht werden mussten. Das Domkapitel beinhaltet eine Reihe von Ämtern wie die beiden wichtigsten Dompropst und Dekan, sowie Domscholaster, Kantor und Kustos.

[216] Georg I. Rákóczi, Fürst v. Siebenbürgen [8.6.1593 Szerencs-11.10.1648 Sárospatak].

[217] Handgranaten: runde, mit Pulver gefüllte Eisenkugeln, die mit einer Lunte gezündet wurden. Granaten können, als selten erhaltene Beispiele damaliger Feuerwerkerkunst, noch heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg besichtigt werden. Während die Handgranaten aus runden, mit Pulver gefüllten Eisenkugeln bestanden und mit einer Lunte gezündet wurden, gab es auch schon Fallgranaten, die beim Aufschlag mittels eines Reibungszünders explodierten. Granadiere waren ursprünglich Soldaten, die Handgranaten gegen den Feind schleuderten. Bereits 1631 wurden sie bei der Eroberung Frankfurt a. d. Oder von den Iren eingesetzt; MAHR, Monro, S. 112. Als Generalmajor Lars Kagge 1634 in Regensburg belagert wurde, forderte er zu dieser gefährlichen Tätigkeit – ihre Splitter konnten bis zu 50 Schritte gefährlich werden – Freiwillige gegen höheren Sold auf und wurde so der Schöpfer der Granadiere. Chemnitz, S. 467, beschreibt bei dieser Gelegenheit erstmalig den Einsatz von Handgranaten: „Gebrauchte sich [der Gen. Maj. Kagg] hierunter zuforderst der handgranaten, den Feind in confusion zubringen, nachgehends, wann solches geschehen, der Kurtzen wehren [Helmbarten] zum niedermetzeln. Wobey er jennige, so die handgranaten zu erst geworffen, mit einer gewissen recompens [nach Heilmann 2 Reichstaler] zu einer so gefährlichen action angefrischet‘. ENGERISSER, Von Kronach, S. 277.

[218] KOLLER, Die Belagerung, S.  77f.

[219] Fähnlein, Fahne [schwed. fana]: I. militärische Einheit; die kleinste Gliederungseinheit beim Fußvolk, im 17. Jahrhundert allmählich durch die Bezeichnung „Kompanie“ verdrängt. In der kursächsischen Armee bestand ein Regiment zu Fuß aus 10 „Fendl“: ein Fähnlein umfasste 200 bis ca. 300 Mann (100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere und 20 Rundschildner), bei den Schweden z. T. bis 500 Mann. Es gliederte sich wiederum in Rotten von 10-15 Mann, die von einem Rottmeister angeführt wurden.

[220] Sturmlauf: heftiger, schnell vorgetragener Angriff mit dem Ziel, den [völlig unvorbereiteten] Gegner zu überraschen, seine Verteidigung zu durchbrechen. Zum Teil wurden für die Erstersteigung der Mauern oder des ersten Eindringens in die Stadt, Festung etc. Geldprämien bis zu 1000 Rt., die „erste Beute“ oder Rangerhöhungen (so etwa bei der Erstürmung Frankfurts a. d. Oder 1631), von den Offizieren ausgesetzt worden. Die Sturmkolonnen sollten Wälle oder Festungen auf Sturmleitern ersteigen, sich dort festsetzen und das Tor von innen öffnen, um den nachrückenden Soldaten den Weg frei zu machen. Teilweise wurde allerdings auch Branntwein ausgeschenkt, um die Angst zu betäuben, oder es wurden Gefangene bei allen Armeen als Schutzschilder vor der ersten Sturmreihe vorangetrieben; vgl. die Aussagen eines Untergesteckten (1634) => Gottmann, Peter in den „Miniaturen“; GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 80. Zum Teil wurden die zögernden Soldaten, wenn einer ihrer Anführer fiel, von anderen Offizieren geschlagen oder gar getötet (Freiberg 1639); BENSELER, Geschichte Freibergs, S. 968: „Als dieß nun die Andern, welche nachdrangen und sich gleichfalls zum Sturme anschickten, sahen, wollten sie nicht weiter, ob sie schon von ihren Offizieren mit bloßen Degen heftig angetrieben und einige sogar erstochen wurden, sondern warfen die Musketen und andere Gewehre weg und flohen, wobei die in der Stadt gar manchen noch erreichten und mit ihren kurzen Wehren, Schlachtschwertern und Morgensternen tödteten“.

[221] Feldwebel [schwed. fältväbel, finn. kersantti, dän. sergent]: Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung und Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. und 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, und im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang und Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung und Weitergabe der Losung an die Korporale und Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Compagnie und die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- und Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie und Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 20 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) hatte er Anspruch auf 21 fl.; 1634 erhielt er beim Fußvolk 9-14 fl. Sold. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 46ff.

[222] Truppen des Georg I. Rákóczi, Fürst v. Siebenbürgen [8.6.1593 Szerencs-11.10.1648 Sárospatak]. Vgl. SZILÁGY, Georg Rakoczy I.

[223] Jacques [Jakob] Gérard [Gérarde] [ -gefallen vor Demmin 1676], kaiserlicher Obristleutnant.

[224] N Lamberg [ – ], kaiserlicher Hauptmann.

[225] N Gordon [ – ] kaiserlicher Hauptmann.

[226] N Becker [ – ], kaiserlicher Hauptmann.

[227] d’ELVERT, Die Schweden vor Brünn, S. 62ff.

[228] Vgl. auch DUDÍK, Forschungen.

[229] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.

[230] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesberg [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall.

[231] FEIL, Die Schweden, S. 454.

[232] Georg Hausman [Hausmann, Haußman] [ – ], schwedischer Obrist.

[233] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall. Vgl. RÜDIGER, Leben und Thaten.

[234] DUDÍK, Olmützer Sammel-Chronik, S. 60.

[235] Reichszeugmeister: oberster schwedischer Waffeninspekteur und Oberbefehlshaber der Artillerie.

[236] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesborg, Freiherr zu Lindeberg u. Ludenhof, Herr zu Skokloster, Bremervörde, Wrangelsburg, Spycker, Rappin, Ekebyhov, Gripenberg u. Rostorp [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall. Vgl. auch die Erwähnungen bei BACKHAUS, Brev 1-2; ASMUS, Unter der schwedischen Krone, S. 52ff.; ASMUS, Das Testament des Grafen, S. 193ff.

[237] Christina Königin v. Schweden [17.12.1626 Stockholm-19.4.1689 Rom]. Vgl. FINDEISEN, Christina von Schweden; HERMANNS, Christina Königin von Schweden; BUCKLEY, Christina; HEYDEN-RYNSCH, Christina von Schweden.

[238] Die Armee lag bei Greiffenberg i. Schl. [Gryfów Śląski, LK Löwenberg]; HHSSchl, S. 148f.

[239] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg, Wütenberg, Wüttenberg] v. Döbern u. Nyborg [1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.

[240] comportiert: angestellt.

[241] N Mortaigne y Potelles [ – ], generalstaatischer Hofmeister.

[242] Generalstaaten: Die protestantische Republik der Vereinigten Niederlande, die sich nach dem Zerfall der Niederlande 1581 in einen nördlichen (protestantischen) und einen südlichen (katholischen) Teil [Spanische Niederlande] konstituiert hatte, von Anfang an in den Krieg mit Söldnern und finanzieller Unterstützung involviert war und am 15.5.1648 in Münster durch Friedensschluss mit Spanien offiziell den „Aufstand der Niederlande“ beendete.

[243] Helm[old] [Wilhelm] Wrangel [Wrangler] genannt der „tolle Wrangel“ [1599-25.8.1647], schwedischer Generalmajor.

[244] Johann Arndt v. Goltstein [Goldstein, Goldsten, Goldtstein, Golttstein, Golltsten, Golts] [1606-30.5.1654 Königsberg], schwedischer Generalmajor.

[245] CHEMNITZ, Königlich Schwedischen in Teutschland geführten Krieges 4. Teil, 5. Buch, 57. Kap. S. 265f.

[246] Tetschen [Děčín, Tschechien]; HHSBöhm, S. 610ff.

[247] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.

[248] CHEMNITZ, Königlich Schwedischen in Teutschland geführten Krieges 4. Teil, 5. Buch, 57. Kap., S. 267f.

[249] Illustrirte Chronik von Böhmen 1. Bd., Prag 1852, S. 176.

[250] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.

[251] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[252] N Bohner [Bohn] [ – ], schwedischer Obrist.

[253] 1 Malter = ca. 500 kg.

[254] 1 Fass Bier = 174, 875 Liter [Mühlhausen].

[255] Dr. Matthias Lehmann, Syndikus von Mühlhausen.

[256] JORDAN, Chronik, S. 277.

[257] Jean Henri [Johann Heinrich] Freiherr v. Garnier [2.2.1614-9.8.1664 Augsburg], kaiserlicher Obristleutnant. Zu den Vorgängen um die Meuterei der Weimarer vgl. den Briefwechsel des damaligen Kommandanten in Schweinfurt, Christoffer v. Steinaecker, mit Carl Gustav Wrangel; Christoff von Steineckers Briefe an Carl Gustav Wrangel (III).

[258] Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Teilnahme am Böhmischen Krieg, unter Pappenheim Dienst als Obristleutnant, 1627 wurde er Kommandant der Leibgarde Wallensteins, Teilnahme am Mantuanischen Erbfolgekrieg u. am 16.11.1632 an der Schlacht bei Lützen, Mitunterzeichner des 1. Pilsener Revers u. Hauptakteur bei der Verschwörung gegen Wallenstein, danach erhielt er reiche Schenkungen in Böhmen, er war kaiserlicher Feldmarschall in der Schlacht v. Nördlingen am 5./6.9.1634, es folgten Kämpfe in Lothringen, am 7.6.1639 Sieg über die französische Armee unter Feuquières bei Diedenhofen (Thionville) u. Ernennung zum kaiserlichen Geheimen Rat bzw. zum Herzog v. Amalfi durch Philipp IV. v. Spanien, am 5.9.1639 Ernennung zum Befehlshaber der kaiserlichen Hauptarmee in Böhmen. Nach mehreren Niederlagen u. der Katastrophe Piccolominis u. Erzherzog Leopold Wilhelms gegen Torstensson in der Schlacht bei Breitenfeld am 2.11.1642 legte er den Oberbefehl nieder, 1644 war er erneut bei den Kämpfen der Spanier in den Niederlanden aktiv, 26.5.1648 Ernennung zum Generalleutnant, Einsatz als Prinzipalgesandter bei den Nürnberger Verhandlungen zur Umsetzung des Westfälischen Friedens (Mai 1649-Juli 1650), 1650 Erhebung in den Reichsfürstenstand. Vgl. BARKER, Piccolomini, S. 322-369, WOLTZ, Piccolomini, S. 93-145. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten v. ELSTER (=> Literaturregister).

[259] Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne [11.9.1611 Sedan-27.7.1675 Sasbach], Marschall v. Frankreich.

[260] Königshofen [Lauda-K., Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 418f.

[261] Bischofsheim, heute Ortsteil von Tauberbischofsheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 788ff.

[262] Weimar; HHSD IX, S. 473ff.

[263] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.

[264] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1066, S. 341: J. H. Garnier an Piccolomini, Frankfurt/M., 1647 VIII 18.

[265] Christoff von Steineckers Briefe an Carl Gustav Wrangel und Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken aus Schweinfurt 1647/49 (III) von Suzanne v. Steinecker u. Dr. Bernd Warlich in den „Miniaturen“.

[266] Gerolzhofen; HHSD VII, S. 233f.

[267] Bergrheinfeld [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 86f.

[268] Zabelstein; HHSD VII, S. 845.

[269] Stadtarchiv Gerolzhofen Kontributionsrechnungen 1648, p. 5ff.

[270] SIXT, Chronik, S. 164. Zu den Streitigkeiten schwedischer u. französischer Truppen um die Quartiere, die bis zu offenen Gefechten führten; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 649. In der Bürgermeisterrechnung, fol. 15 (Stadtarchiv Gerolzhofen) heißt es lakonisch: „Auß den fleischbenckhen nichts. Weiln alles durch die soldaten eingerissen und verbrönt worden“. 1634 dürfte Gerolzhofen ca. 900 Einw. gehabt haben; in den Dörfern des Amtes Gerolzhofen ist mit einem Rückgang v. 30-75 % des Vorkriegsbestandes an Herdstätten u. Familien zu rechnen; KOLB; KRENIG, Unterfränkische Geschichte Bd. 3, S. 544.

[271] Verden; HHSD II, S. 464ff.

[272] FIEDLERR, Die Verwaltung, S. 47; FIEDLER, Königin Christine, S. 141.

[273] MANKELL, Uppgifter, S. 293, 295.

[274] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[275] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[276] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.

[277] Wolfersreuth, heute Ortsteil von Waldershof [LK Tirschenreuth].

[278] Pfaffenreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[279] Rodenzenreuth, heute Ortsteil von Waldershof [LK Tirschenreuth].

[280] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[281] Johann [Hans Franciscus] v. Koppey [Koppy, Coppy, Copy, Copi, Copie, Copey] [ -nach 1663], schwedischer Obristleutnant, Obrist.

[282] BRAUN, Marktredwitz, S. 342.

[283] Lochau, heute Ortsteil von Pullenreuth [LK Tirschenreuth].

[284] Nicht identifiziert.

[285] BRAUN, Marktredwitz, S. 342f.

[286] Prager Kleinseite (tschechisch: Malá Strana): mit dem Kleinseitner Ring (tschechisch: Malostranské náměstí), Stadtteil von Prag, von 1257 bis 1784 eine rechtlich eigenständige Stadt unterhalb der Burg mit einem von der Altstadt deutlich abweichenden Charakter [nach wikipedia].

[287] Karl Gustav Graf v. Pfalz-Zweibrücken, dann als Karl X. Gustav König v. Schweden [8.11.1622 Nyköping-13.2.1660 Göteborg], schwedischer Generalissimus, 1654-1660 schwedischer König.

[288] Magnus Graf De la Gardie [15.10.1622 Reval-26.4.1686 Schloss Venngam], schwedischer Reichsrat, Diplomat u. Befehlshaber der schwedischen Inlandstruppen. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=17381 (ausführliche Biographie mit Literaturhinweisen).

[289] Gustav Adolf Graf v. Lewenhaupt [Leijonhufvud, Lauwinnhaupt, Lowenhaupt] [24.12.1619 Vinäs-29.11.1656 bei Wyborg], schwedischer Obrist, Generalwachtmeister, Generalmajor.

[290] Kurzgefaßte Geschichte der Schwedischen Belagerung der Stadt Prag. o. O. o. D.

[291] Ravelin: eigenständiges Festungswerk mit meist dreieckigem Grundriss, das die sogenannte Kurtine und den Grabenabschnitt zwischen zwei Bastionen schützt. Das direkt im Festungsgraben liegende Ravelin ist niedriger als die angrenzenden Bastionsmauern.

[292] Trommelschläger: Trommler (Tambour) wurden bei der schwedischen Armee auch als Boten eingesetzt, deren Aufgabe darin bestand, im feindlichen Lager als Kundschafter zu fungieren. Trommelschläger wurden z. T. als Übermittler bei Belagerungen oder Verhandlungen eingesetzt, ein durchaus gefährlicher Job, den sonst Trompeter ausübten. So schnitten 1642 aufständische Bauern einem schwedischen Trommler Nase, Ohren und die Finger ab, um zu zeigen, dass sie an Verhandlungen keinerlei Interesse hatten; THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 839. Vgl. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 41: „Sie sollen sich auf allerley Schläge / alß Lermen / Marsch / Versammlung / Troupen / Wacht / Rebell oder Travaille / verstehen / und allerley Marsch und frömder Völkeren Schlag können. Sie sollen nicht Narren und Possenreisser / sonder verständige Leuthe seyn, welche / so man zu dem Feind schicket / Gefangene zulösen: item / Befehl und Bottschaft zuverrichten: Briefe zuüberliefern / ihren Befehl verständig verrichten / auf alles was sie gefraget werden / vernünftig antworten / und was zu schaden gereichen möchte / verhälen / und die Heimlichkeit bey ihren Eiden niemandem offenbaren / sich nüchter halten / und so der Feind sie füllen / und ihnen mit starken trünken zusetzen wollte / solches verweigern und abschlagen: auch so sie gefraget wurden / davon schad entstehen möchte / sich entschuldigen / daß sie deren dingen keine wüssenschaft haben“. Ein Trommelschläger erhielt 1626 als Regimentstrommelschläger in der brandenburgischen Armee monatlich 12 fl.

[293] THEATRUM EUROPAEUM 6. Bd., S. 333ff.

[294] Vgl. Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf, Nr. 197: Jürgen Patkul, schwedischer Militär, an die Stadt Zerbst, Erfurt 1650; Nr. 198:Jürgen Patkul, schwedischer Militär, an Fürst Friedrich von Anhalt-Harzgerode, Erfurt 1650.

[295] DUDÍK, Die Böhmen, S. 349f.

[296] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[297] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[298] Wolf Christoph v. Arnim [Arnheim] auf Pretzsch [1601 oder 1607-1668], kursächsischer Obrist, Generalwachtmeister.

[299] Johann Nehren [ – ], schwedischer Obrist.

[300] KUNATH, Kursachsen, S. 296.

[301] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[302] HUNDORPH, Johann, Redivivae Germaniae etc. [VD17 3:633755B].

[303] STIEVERMANN, Erfurt, S. 66.

[304] Adelswappen im Estnischen Historischen Archiv: eha.ee/vapid/index.php?act=vapp&id=706&lang=de.

[305] Die 1626 erbaute Kirche von Vörå ist die älteste noch in Gebrauch befindliche Holzkirche Finnlands. Ihr Kruzifix und das Altarschränkchen stammen aus dem 14. bzw. 15. Jahrhundert und wurden vermutlich in Lübeck geschnitzt; sie kamen wohl als Siegesbeute finnischer Söldner im Dreißigjährigen Krieg nach Finnland.[wikipedia]

[306] Wismar; HHSD XII, S. 133ff.

[307] https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=8078.

Dieser Beitrag wurde unter Miniaturen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.