Geyso, Ludwig von; Obristleutnant [1600-5.1.1644 Kassel] Ludwig von Geyso [1600-5.1.1644 Kassel] stand 1637 als Obristleutnant in hessen-kasselischen Diensten.
Für die Niedergrafschaft Hessen hält der Militärhistoriker Geyso fest: „Die Landleute hatten sich aus Angst vor den Kroaten mit ihrem Vieh in die Städte und Wälder geflüchtet. Die meisten Häuser waren leer. Soldaten und Pferde hungerten, die Neugeworbenen fingen an, sich zu verlaufen, die Kranken mehrten sich. ‚Wasser zu trinken in diesen Winterzeiten macht keine starken Leute … selbst für Geld ist nichts zu haben … ich fluche und schwöre mich selbst noch in die Hölle‘ heißt es in den Briefen [Johann] Geysos. Alle seine Bemühungen konnten weder das Plündern der fouragierenden Reiter verhindern, noch der Soldateska Brot verschaffen. Trotzdem wollte er, wenn nur einige Lebensmittel von rückwärts zugeführt würden, einem weiteren Vordringen der Kroaten auf Homberg,[1] Melsungen,[2] Eschwege[3] Widerstand leisten, ‚alles thuen, was zu E. F. Gn. Staat und der armen Untertanen Besten gereicht‘. Der Landgraf beauftragte den Kommissar Horn, den Oberst Geyso zu unterstützen, aber auch er konnte keine Lebensmittel und Munition herbeizaubern. Wenn die Kroaten nicht unter ähnlichen Schwierigkeiten gelitten hätten, würde es den Hessen schlecht ergangen sein. Erstere hielten sich weit auseinandergezogen in der Linie Salzungen[4]-Schenklengsfeld[5]-Schlitz[6]-Lauterbach[7] und machten von hier aus ihre Raubzüge. Am, 18. Februar [1637] erschien der Oberst Budiany (Bathiany ?) mit 400 Pferden vor Hersfeld,[8] ließ den Rat ‚vor sich fordern und verlangte wöchentlich 500 tlr. Kontribution; bei Verweigerung derselben wollte er die Stadt an 20 und mehr Orten anstecken‘. Er begnügte sich dann mit dem Versprechen der Hersfelder, ihm in drei Tagen 100 tlr. Nach Schenklengsfeld senden zu wollen. Aber auch das könnten sie nicht halten, so schreiben Bürgermeister und Rat am 19. Februar an Geyso und bitten ihn um einen guten Rat und um Schutz. Geyso hatte das bunte Gemisch seiner 6-7 Reiter- und Dragoner-Abteilungen seinem Bruder Ludwig unterstellt. Er gab ihm 200 gute Musketiere bei und riet, den Oberst Budiany in seinen Quartieren zur Nachtzeit zu überfallen. Der erste Versuch in der Nacht vom 21. zum 22. Februar mußte aufgegeben werden, da Pferde und Musketiere auf grundlos gewordenen Wegen nicht weiter konnten. In der Nacht vom 24. zum 25. gelang es jedoch dem Oberstleutnant L. Geyso in Weißenborn[9] und Schenklengsfeld, wo 600-800 Kroaten lagen, einzubrechen. Die grö-ßere Anzahl von ihnen wurde niedergemacht. Wertvoller als die gefangenen fünf Offiziere und 34 Reiter waren den Hessen eine größere Anzahl erbeuteter Pferde, unter denen sich auch die des Oberst Budiany befanden. Er selbst war zu Fuß entkommen und tauchte nach einigen Tagen als Verwundeter in Fulda[10] auf. Der Landgraf, hocherfreut über diese Tat, sandte dem Oberst Geyso noch 300 Reiter und 150 Dragoner zu. Sie kamen gerade zur rechten Zeit. Isolani [Isolano; BW] hatte – wohl um die Scharte auszuwetzen – seine verschiedenen Abteilungen bei Hünfeld[11] zusammengezogen und rückte am 3. März über Hersfeld vor. Auf den Höhen bei Lispenhausen traten ihnen die hessischen Truppen entgegen und nötigten Isolani nach ’stundenlangem Scharmütziren‘ wieder abzuziehen. Er schlug nun sein Hauptquartier in Fulda auf. Am 8. März wollte der Oberst Geyso noch ‚etwas Größeres unternehmen, nicht nur, um den Feind zu schädigen, sondern auch weil bei dem Fouragiren und unter diesem Schein gar zu schelmische und räuberische Händel vorgehen und die rechten Täter nicht auszuforschen seindt, die armen Leute aber darüber ins äußerste Elend gerathen‘. Die Absicht Geysos kam nicht zur Ausführung“.[12]
[1] Homberg a. d. Efze [Kr. Fritzlar-Homberg]; HHSD IV, S. 236f.
[2] Melsungen; HHSD IV, S. 327.
[3] Eschwege; HHSD IV, S. 114ff.
[4] [Bad] Salzungen; HHSD IX, S. 36ff.
[5] Schenklengsfeld [Hersfeld-Rotenburg]; HHSD IV, S. 400.
[6] Schlitz [Kr. Lauterbach]; HHSD IV, S. 403f.
[7] Lauterbach; HHSD IV, S. 286.
[8] (Bad) Hersfeld; HHSD IV, S. 20ff.
[9] Unterweisenborn, heute Ortsteil von Schenklengsfeld [LK Hersfeld-Rotenburg].
[10] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.
[11] Hünfeld; HHSD IV, S. 238f.
[12] GEYSO, Beiträge 3, S. 121f.