Bochorst [Buchhorst, Bakoes, Bakors], N; Obrist [ -1647/48] Bochorst stand 1644 als Offizier in hessen-kasselischen Diensten und war in Kalkar[1] stationiert.
Der katholische Chronist Wilmius aus Kempen[2] berichtet: „Am 9. April [1644; BW] kamen die hessischen Besatzungssoldaten von Kalkar zum großen Schaden unserer Bürger mit einer staatlichen Reiterschar und Fußtruppe nach Kempen, weil sie etwas gegen die Kaiserlichen unternehmen wollten. Ein bei Clot einquartierter Reiteroffizier mit Namen Falk aus Wesel[3] ließ mir mitten in der Nacht, als ich schon zu Bett lag, auftragen, ihm ein Bett decken zu lassen. Einen Quartierschein, der ordnungsgemäß vorgezeigt werden mußte, bekam ich überhaupt nicht zu Gesicht. Ich entschuldigte mich daher und lehnte das Ansinnen ab mit der Begründung, ich hätte bereits einen anderen Reiteroffizier, der im Hause des Kellners einquartiert war, ein Bett geliehen. Anderentags kam der Reiteroffizier selbst zu mir ins Haus und behauptete, mein Haus sei ihm als Quartier zugewiesen worden. Doch ich glaubte nicht seinen Worten und verlangte eine Marke oder einen Schein der Viertelsvorsteher oder des Kommandanten zu sehen. Ich wußte genau, daß er derlei Papiere nicht vorweisen konnte. So forderte er von mir Hafer, Heu und den übrigen Bedarf für Pferde, was ich aber nicht liefern konnte. Darauf ging er fort und schickte mir um die Mittagszeit drei hungrige Knechte zum Essen. Doch ich empfing sie mit groben Worten und hieß sie fortgehen, weil sie fremde und keine Besatzungssoldaten seien. Höchst unzufrieden über meine Abweisung erklärten sie, von Clot, bei dem sie eingekehrt waren, mit ihren Pferden zu mir geschickt worden zu sein. Um aber nicht den Anschein eines Widerspenstigen zu erwecken, der Hornissen reizen wollte, schickte ich dem Clot einen Reichstaler zur Senkung seiner Ausgaben. Clot wies aber das Geld entrüstet zurück, weil er nicht in den Verdacht kommen wollte, die Leute zu mir geschickt zu haben. So nahm der Knecht des Reiteroffiziers den Reichstaler für sich in Anspruch und erklärte sich mit dieser Entschädigung zufriedengestellt. Doch ich wurde in meiner Hoffnung getäuscht. Zu später Abendstunde – ich war im Begriff zu Bett zu gehen und hatte die Strümpfe schon ausgezogen – da schickte mir Falk, trunken vom Gift des Calvin und aufgestachelt von dem Häretiker Hermann Everetz drei Knechte. Rücksichtslos stellten sie mich zur Rede und verlangten von mir unter Drohungen die Zahlung von drei Reichstalern für Hafer, Stroh und Heu. Wenn ich diesem Ersuchen nicht sofort nachkäme, würden sie die Nachtwache rufen und schnell ein Mittel finden, um zu dem Geld zu kommen. Ihrem anmaßenden Benehmen widersetzte ich mich mannhaft und tapfer. Beinahe hätte ich in meinem flammenden Zorn einem von ihnen, der mich mit maßloser Frechheit beschimpfte, einen Faustschlag versetzt, aber ich zügelte meine Angriffslust trotz Aufregung und Verwirrung. Es wäre ja auch verwegen gewesen, drei furchtlose und mit Schwertern bewaffnete Männer durch einen voreiligen Schritt gegen mich aufzubringen, wo nicht einmal Herkules zweien gewachsen gewesen sein soll. Zudem konnte ich mitten in der Nacht sowieso nichts erreichen und war ihrer Willkür preisgegeben. Ich gab ihnen deshalb noch zwei Reichstaler, da ich einen ja schon früher gegeben hatte. Am anderen Morgen brachte ich bei den Bürgermeistern und Viertelsvorstehern Klage wegen Erpressung vor und schickte sie mit einer Empfehlung und der Versicherung meiner Dienstwilligkeit zum Kommandanten Sprewitz und einem anderen Offizier dieser Truppe. Nach Kenntnisnahme der mir zugefügten Schmach schickten sie einen ihrer Offiziere zu mir, da sie einen erschöpfenden Bericht zu erhalten wünschten. Der Abgesandte war ein Katholik und Moskowiter seiner Herkunft nach. Mit freundlichen Worten stellte er mir die Wiedererstattung des Geldes in Aussicht und zwang den Knecht, der zu mir kommen mußte, zur Wiedererstattung von vier Reichstalern. Darüber hinaus sicherte er mir jede Freundlichkeit und Freiheit von allen Lasten seitens seines Vorgesetzten Buchhorst und unseres Kommandanten zu.
Am Sonntag, dem 10. April, verliessen die von Kalkar gekommenen Hessen wieder unsere Stadt. Sie zogen auch aus Linn[4] und Neuß[5] die Besatzungen heraus und stellten sie zu einer schlagstarken Truppe zusammen. Es kamen noch holländische Soldaten hinzu, die durch einige Fähnlein verstärkt waren. Mit dieser auserlesenen Schar zogen sie in aller Stille nach Jülich[6] gegen die Lothringer, die sich in dem Dorf Eschweiler[7] allzu sicher fühlten. Vor Tagesgrauen machten die Feinde einen Überfall, schlugen und zerstreuten sie. Die Hessen machten reiche Beute, steckten das Dorf in Brand und lieferten ein Beispiel unerhörter Grausamkeit und Unbeherrschtheit gegenüber dem anderen Geschlecht. Mit reicher Beute beladen, schickten sie sich an, den Rückmarsch anzutreten. Da sahen sie in der Ferne die Kaiserlichen heranrücken. An ein Entrinnen war nicht zu denken, da die schwere Beute eine Beschleunigung des Marschtempos nicht zuließ. Gegenseitig feuerten sie sich zum Widerstand an und rüsteten zur Schlacht, entschlossen, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Doch mit Ungestüm fielen die Kaiserlichen über sie her und richteten ein Gemetzel an, daß jeder nur durch die Flucht diesem Inferno zu entrinnen versuchte. So wurden die Hessen und Holländer geschlagen und zerstreut, die sich insgeheim von Maastricht aus entgegen ihrer Neutralitätserklärung gegenüber den Kaiserlichen mit den Hessen verbündet hatten. So kehrten sie ohne ihre fette Beute in einzelnen Trupps ruhmlos nach Hause zurück. 500 waren gefallen und genausoviel in Gefangenschaft geraten. Auf Seiten der Kaiserlichen wurden von den namhaften Männern der Graf von Nassau und einige andere vermißt. Sie waren wohl gefallen. Von den Hessen gerieten in Gefangenschaft der berühmte Karl Rabenhaupt, der Gouverneur und ein gewisser Bochorst, der höchste Offizier dieser Streitmacht und viele andere. Die Kaiserlichen errangen ihren Sieg unter dem Befehl des Hatzfeld“.[8] In Wassenbergs[9] 1647 erneut aufgelegten „Florus“ heißt es dazu: „Zu eingang deß Aprils / als die Hessische verkundschafftet / daß vier Lothringische Regimenter mit dem Geschütz vnweit vom Schloß Merode,[10] im Dorff aber daselbsten Obrister de Gierecourt zu Fuß / und Obrister de Mondragon zu Pferd / im Quartier gelegen / seynd sie auß Neuß / Kempen / vnnd Kalckar / vnterm Begleite deß Obristen Rabenhaupts / zu Nacht mit fünfhundert Reuttern / dreyhundert Tragonern / vnnd vierhundert Musquetierern außgangen / haben das Lothringische Hauptläger überfallen / vnnd / vnerachtet starcker Gegenwähr / den Obristen Bellemont / auch in zweyhundert gemeine Lothringische erleget / hundert vnnd sechzig Reutter gefangen / zweyhundert Pferde sampt sampt zwey Stücken Geschütz / auch was sonsten im Läger vorhanden / zur Beute bekommen. Vnter wehrendem scharmutzieren hat / nach deß Obristen Bellemont Tode / Obrister de Fauge [Faugy; BW] sich noch über ein halbe stund aufgehalten / biß endlich das Pferd vnter ihm erschossen / vnnd er darüber gefangen worden / da dann die Lothringischen endlich nach deß Obristen Gierecourts Quartier ihre Flucht nehmen müssen.
Nachdem aber inzwischen Herr Graff Christian zu Nasaw-Sigen / etc. hiervon bericht eingezogen / hat er mit dreyhundert Reuttern / sampt dem Mandelslohischen Regiment / die zerstrewete Lothringische hauffen in Eil widerumb gesamblet / vnnd auff die Hessischen (welche vnnöthiger weise lang im Feld geblieben / vnnd auß denen eroberten Stücken geschossen : ) mit wol gefaster Resolution angangen / da es dann erst rechte Stösse geben / vnnd beyderseits frisch zusammen geschlagen worden / biß endlich die Hessische Parthye in vnordnung gerathen / vnnd von beyden Theilen in fünffhundert auff der ställe todt geblieben : wobey dann die vorhin von den Hessischen gefangene Lothringische Obristen vnnd andere / sampt denen zwey eroberten Stücken / vnd mehr Beuten wider vmb / deßgleichen viel gesattelte Pferde / erobert / die Hessische Obristen / Rabenhaupt vnd Brunckhorst [Bronckhorst; BW] / auch der Obriste Leutenant vom Ebersteinischen Leib-Regiment / weitere sechs Beampten vnd hundert neunzig gemeine Soldaten gefangen / vnd sämptlich nach Münster-Eifel[11] gebracht worden.
Doch ist auff der andern Seiten vorgedachter Herr Graff von Nassaw / aller andern zugeschweigen / ebenfalls todt / drauff gangen / der junge Landgraff [Friedrich v. Hessen-Rotenburg; BW] auf der Hessischen Seite verwundt worden / jedoch glücklich wider nach Neuß kommen“.[12]
Möglicherweise handel es sich bei ihm um den in einer anderen Quelle unter 1644 erwähnten „Bakoes“. In der Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611 – 1675] gibt es weitere Details: „Hirentusschen hefft den oversten Ravenhoefft, commendant tot Nuis, den 9 deser maent 400 te voete voer heen ut Nuis geschicket ende ist selvest den 10 dito met 9 companien perden gefolget, warmede hee den 11 des morgens te 5 uhren 3 regement[e] perden en 3 regemente te voete Lamboysche en Lottringesche in’t dorp Merode, unfern von Eschweiler, averfallen ende geruinert hefft, bekommende 2 veltstucken, voele gefangen ende schonen buit. Mar also dieselve haer in’t plunderen te lange upheelden, ende tot bravade die 2 | bekommenne veltstucken (welck man segen wilde, dat de los was, in dien dese vorschrevene 6 regementer in noot waren, umme die andereumherligende keisersche truppen tot hun secors te trecken) loossbranden, hebben haer die verstroyden weer vergadert, ende met een goodt deel van die nast umhergelegene keiserschen versterckt synde, die Hesseschen weer verfolget ende unfern van Caster[13] in’t dorp Vrimersdorp[14] achterhaelt ende geheel geslagen, die 2 stucken neffens buit ende alle gefangene verloset ende van ddie Hesseschen umtrent 500 man (warunder was den oversten Ravenhoefft, den overste Luytenant Bakoes neffens andere | officeren) en tussen 5 ende 600 perden gefangen bekommen, umtrent 200 doot geslagen. Van die keiserschen waren ock prinsepalick in den ersten inval voele gebleven, warunder was den grave von Nassouv neffens einige andere officiren“.[15]
[1] Kalkar [LK Kleve]; HHSD III, S. 374f.
[2] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[3] Wesel [LK Rees]; HHSD III, S. 773ff.
[4] Linn [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 468f.
[5] Neuss; HHSD III, S. 556ff.
[6] Jülich [LK Jülich]; HHSD III, S. 367ff.
[7] Eschweiler [LK Aachen]; HHSD III, S. 211f.
[8] WILMIUS, Chronicon, S. 140ff.
[9] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[10] Merode [LK Düren]; HHSD III, S. 510.
[11] (Bad) Münstereifel; HHSD III, S. 45ff.
[12] WASSENBERG, Florus, S. 566f. Vgl. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 166: Bericht des Philipp v. d. Beeck für Hatzfeldt, April 1644.
[13] Kaster [LK Bergheim]; HHSD III, S. 381f.
[14] Frimmersdorf, heute Stadtteil von Grevenbroich [Rhein-Kreis Neuss]; HHSD III, S. 237.
[15] STROTHMANN, Westfalen, S. 141f.