Schaumberg, Hans Otto von; Obrist [ – 11.10.1633 ?] Schaumberg, Burggraf zu Thundorf,[1] stand zunächst als Rittmeister, Kriegskommissar und Amtmann von Pegnitz[2] in den Diensten des Markgrafen Christian von Brandenburg-Kulmbach/Bayreuth.
Auf Veranlassung des Markgrafen wurde er aus dem Böhmischen Krieg wieder abgefordert.
„Trotzdem blieb Christian von Brandenburg-Kulmbach/Bayreuth auch nach dem Nürnberger Tag als Unionsmitglied seiner Politik mit großer Konsequenz treu, und als die Union tatsächlich Truppenteile nach Böhmen abstellte, leistete er dem im Rahmen des Möglichen Widerstand. Er hatte sich schon bei der Aufstellung der Unionstruppen ausbedungen, daß es ihm jederzeit freistehen sollte, seine Offiziere ‚im Fall eigener Bedürfnis nach Belieben wieder abzufordern‘. Von diesem Recht der Abforderung machte er in der Folge auch wiederholt Gebrauch, ohne daß eine dringende Notwendigkeit dafür erkennbar war. Aber seine Absichten und Handlungen zur Schwächung der Unionstruppen in Böhmen gingen weit über die Abberufung einzelner Offiziere hinaus. Das Ziel, das er im Winter 1619/1620 mit großer Beharrlichkeit verfolgte, war kein geringeres, als den Abzug aller Unionstruppen aus Böhmen zu erreichen. Dabei kamen ihm zwei Umstände sehr zustatten. Zunächst, daß diese Truppen, die nur unzureichende Winterquartiere gefunden hatten, die vielfachen Mangel litten und die sich ‚von den groben Böhmen je lenger je schlimmer tractirt‘ fühlten, nichts mehr ersehnten, als den baldigen Abmarsch aus Böhmen“.[3]
„Dem Beschluß der Landschaft folgten umgehend eifrige Truppenwerbungen im Land, ja sogar, mit Bewilligung des Herzogs von Bayern, durch den Hauptmann Mengersreuther in der Oberpfalz. Schon im Mai [1622; BW] standen neben den 10 Fähnlein Ausschuß nicht weniger als 8 Kompanien geworbenes Volk mit je 200 Mann zur Verfügung. Diese starken Anwerbungen warfen natürlich sofort ernste Fragen, wie die der Unterbringung und Verpflegung, der Abrechnung und Ausbildung auf. Zur Konzentrierung aller notwendigen organisatorischen Maßnahmen ernannte der Markgraf im Mai für das Oberland und das Unterland je einen Kriegskommissar mit großen Vollmachten und versah beide mit genauen Instruktionen über ihre Tätigkeit. Kriegskommissar des Oberlandes wurde Rittmeister Hans Otto vom Schaumberg, Amtmann zu Pegnitz. Er hatte mit allen Beamten und Offizieren zusammenzuarbeiten, stellte also einen Verbindungsmann zwischen Zivilverwaltung und Militär dar. Ferner mußte er auch alle Beschwerden überprüfen, für die Einhaltung der gegebenen Anordnungen und Befehle sorgen, Musterungen durchführen, die Quartier- und Proviantbeschaffung regeln und die Abrechnung mit der Truppe vornehmen. Sicher war er damit ein vielbeschäftigter Mann“.[4]
Schaumberg soll dann als Obristleutnant [?] im schwedischen Kavallerie-Regiment Steinau gestanden haben.
„Eine gleichartige Werbekommission für ein Regiment zu Pferd aus 4 Kompanien mit je 125 Köpfen erhielt der in schwedischen Diensten stehende Obrist Hans Otto von Schaumberg (Looshorn VI, S. 164). Dabei ist bezeichnend, daß die in Franken geworbenen Kavallerieregimenter selten mehr als vier Kompanien hatten“.[5]
„Der Oberstleutnant Reinhold von Rosen aus dem livländischen Geschlecht Hoch-Rosen, welches nordöstlich von Riga begütert war, war ein gleichnamiger Vetter des schwedischen Obersten und späteren französischen Generalleutnants Reinhold von Rosen (Familienzweig Groß-Roop). Ersterer führte in den Jahren 1632 bis 1634 als Oberstleutnant ein 8 Kompanien starkes, gemischtes Dragoner- und Reiterregiment unter dem Obristen Georg Christoph von Taupadel. Letzterer, Rosens Vetter, ebenfalls Reinhold, war bereits seit 1632 Oberst eines Reiterregiments. Die Tatsache, daß diese beiden Reinholds von Rosen unter Taupadels Kommando Regimenter führten, geht aus einem Brief Georg Christophs von Taupadel am 15. Mai 1634 (a. St.) an Herzog Bernhard von Weimar hervor. In diesen [diesem; BW] schreibt Taupadel: ‚Auch gnädiger Fürst und Herr, es ist von Obristen Rosen ein Lieutenant mit 6 reutern, dann 8 dragoner von Obristleutenant Rosen ausgerissen undt zum feinde übergegangen‘. Hierin wird auch bestätigt, daß Oberstleutnant Reinhold von Rosen (Hoch-Rosen) überwiegend Dragoner, der in späteren Jahren berühmtere Oberst Reinhold von Rosen (Groß-Roop) ein Reiterregiment befehligte. (Skrifter II Bd. 7, S. 187).
Ihr ‚Waterloo‘ sollten die Regimenter Steinau, Sattler und Rosen im Herbst 1633 erleben, als sie, wie wir später erfahren werden, am 11. Oktober von Johan[n] von Wert[h] in dem Flecken Alesheim[6] bei Weißenburg[7] überfallen wurden. Die drei Regimenter hatten dabei insgesamt mehr als 500 Tote zu beklagen. Am schlimmsten wurde das Steinau’sche Regiment getroffen. Oberst Wolf Adam von Steinau selbst wurde dabei ‚in den Leib geschossen und lag zu Ansbach‘,[8] sein Oberstleutnant (Hans Otto ?) von Schaumberg, sein Obristwachtmeister Geyer und der Rittmeister Truchseß fielen, zudem wurden ’25 vom fränkischen Adel‘ getötet. Die Regimenter Rosen und Sattler verloren 7 Standarten. Der Sattler’sche Oberstleutnant Gotthard wurde gefangen. (Heilmann II, S. 439; Lahrkamp/Jan von Werth, S. 27; Soden II, S. 301)“.[9]
„Sperreuter hörte in der Folge nicht auf den gutgemeinten Rat des Grafen (Philipp Reinhard von) Solms, seine Truppen ins Nördlinger[10] Ries zu führen, sondern wies seinen Regimentern neue Quartiere zwischen Gunzenhausen[11] und Weißenburg an. Als Johann von Werth dies in Erfahrung brachte, rückte er am Dienstag, den 11. Oktober gegen 1 Uhr mittags mit 16 Cornets Kavallerie, unter ihnen die Regimenter Manteuffel, Busch und einige Kroaten, auf die im Flecken Alesheim liegenden Reiterregimenter ‚Steinau, Rosa und Sadler‘. Obwohl Sperreuters Regimenter gewarnt worden waren und noch zu Pferde kommen konnten, waren sie der Übermacht nicht gewachsen und hatten insgesamt über 500 Tote zu beklagen. Die Regimenter Rosen und Sattler verloren 7 Standarten und der Sattler’sche Oberstleutnant Gotthard wurde gefangen. Oberst Steinau wurde schwer verwundet nach Ansbach transportiert. Sein Oberstleutnant (Hans Otto ?) von Schaumberg, Obristwachtmeister (Major) Geyer und Rittmeister Truchseß waren gefallen. Die gesamte schwedische Bagage mußte den Bayern preisgegeben werden. Auch die bayerischen Reiter hatten erhebliche Verluste, u. a. wurde der Oberst Eberhardt von Manteuffel schwer verwundet. Nach einem Brief (vom 12.10.) des Hans Jakob von Syrgenstein, Hofmeister des nach Ingolstadt[12] geflohenen Eichstätter[13] Bischofs Johann Christoph von Westerstetten, ist bei dem Überfall ‚Herr Obrister Montaiffel gefehrlich durch den Hals geschossen worden‘ (HStAM, Dreißigjähriger Krieg, Akten 328, Bl. 6). Manteuffel starb am 16. Oktober. Oberst Sperreuter selbst hatte mit einigen Kompanien Reitern und dem Fußregiment Schenck und Tiefenhausen seine Quartiere zwischen Ansbach und Gunzenhausen genommen und konnte so dem Überfall entgehen. Herzog Bernhard war über die laufenden Mißgeschicke seines Eichstätter Statthalters derart erbittert, daß er ‚ihn weder sehen, noch von ihm hören, ja selbst das Kommando ihm nehmen wollte‘. (Soden II, S. 301, 307)„.[14]
[1] Thundorf [LK Bad Kissingen]. Vgl. auch ANDRES, Neue Fränkische Chronik, S. 401 (hier Dundorf).
[2] Pegnitz [LK Bayreuth]; HHSD VII, 577.
[3] STICHT, Markgraf Christian, S. 38.
[4] STICHT, Markgraf Christian, S. 103.
[5] ENGERISSER, Von Kronach, S. 35 (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[6] Alesheim [LK Weißenburg-Gunzenhausen].
[7] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.
[8] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.
[9] ENGERISSER, Von Kronach, S. 172f.
[10] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[11] Gunzenhausen [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 260f.
[12] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[13] Eichstätt [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 160ff.
[14] ENGERISSER, Von Kronach, S. 196f.