Koch [Kock], Johann
Koch [Kock], Johann; Obrist [ – ] Johann Koch [Kock] [ – ] diente 1634 als Obristleutnant in der braunschweig-lüneburgischen Armee Herzog Georgs.
Der Hildesheimer[1] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 3./13.12.1633: „Heut ward durch den Captein-Leutnand Kock, der Braunschweig.-Schwedische Abgesannter, Rittmeister [Wilhelm; BW] Wrangel, ein gebohrner Schwed, forsan[2] des General Wrangel Sohn, so alhie den Tractaten beywohnen sollte, kegen Abend eingeholet“.[3] Unter dem 13./23.7.1634 heißt es bei ihm: „Obrist-Luitnend Johan Koch kam Mittages herein zue [Obristwachtmeister; BW] Baldino zue Gast“.[4] Beim Abzug der kaiserlichen Garnison aus der Stadt führte er den Begleitkonvoi. 27.7./6.8.1634: „Nachmittages kam Obristleutenand Koch mit seinen Reutern wieder zurück von der Convoya unser ausgezogenen Völkern, hatte eine Gulden Kett und jeder Rittmeister einen doppelt Gulden Pfenning von 10 Thl bekomen“.[5]
1640 kommandierte Koch im Weserdistrikt.[6] Sechs seiner Kompanien lagen in Holzminden.[7] „Noch vor Banniers Ankunft haben übersetzende kaiserliche Soldaten es geschafft, die Schanzen an der Weser zu erobern. Sie ‚machten’ sogar die braunschweigischen Besatzungen unter dem Kommando des Generals Koch in Fürstenberg,[8] Meinbrexen,[9] Boffzen,[10] Lüchtringen[11] und auch Holzminden (!) ‚mehrenteils herunter’ “.[12] Am 24.9.1640 verbrannten kroatische Einheiten unter Zahrádecky Holzminden.[13]
Er ist identisch mit jenem Obristen Koch, den ein unbekannter Chronist aus Höxter nach der Einnahme von Höxter[14] (29.9.1640) erwähnt: „Nach ihrem Abzueg [der Kaiserlichen; BW] seindt mehr alß 140 krancke soldaten liggen blieben, welche auch mehren theils gestorben undt christlich zur erden bestattet worden seindt; diweil aber der Schwedische feldtmarschall Bannier [Banér; BW] mit seiner gantzen armee sambt denen bey sich habenden fürstlichen Hessischen, Braunschweigischen, Lüneburg- undt Weymarischen völckern (so der hertzog von Longoville [Longueville; BW] fuhrete) auff jenseiten der Weeser von Münden[15] herunter durch das Braunschweigsche landt zog, an dem Solingerwaldt von haus Fürstenberg bis nach Holtzminden hinab das läger geschlagen, auch schon etzliche troppen durch die Weeser gesetzet, alle schantzen auff jenseith erobert, die damahlß zum Fürstenberge, Meinbrexen, Boffsen, Lüchteringen undt Holtzminden gelegene völcker unterm obristen Koch mehreren theils sich herunter gemacht undt eilff fahnen auff dem fürstlichen hauß Beveren,[16] alwo sie zu samengebracht, erobert hatte, musten die kayserlichen das stattlein Holtzminden auß noht verlasen, stecktens also in den brandt, das nichtes alß etzliche kleine hütten, nebst der kirch undt rahthaus stehen blieb. Alles getrayde, deßen unglaublicher vorraht an selbigen ohrt damahls war, fuhr zugleich mit in die lufft und blieb nichtes nicht, alß ach undt wehe ! über. Wie nun diese beyde armeen acht tage still gelegen undt eine gegen die andere wegen der Weeser nichts haubtsächliches vorhaben kont, brachen die kayserlichen entlich auff undt nahmen ihren weg nach dem stifft Paderborn; Bannier aber in das Braunschweigsche landt, undt blieb eine zeitlang darinnen lieggen. Bey wehrender dieser unruhe zogen abermahls die meisten bürgere aus der statt undt hielten sich theils zu Hameln,[17] Einbeck,[18] Göttingen[19] undt dergleichen örthen auff, wie aber beyde armeen auffgebrochen, ist Huxar gänzlich quitirt undt von beyde kriegenden theilen alß kayserlichen undt Schwedischen mit schrifftlichen undt lebendigen salvaguardien begnädiget worden“.[20]
Koch führte 1641 ein Kürassier-Regiments und ein Fußregiment.
„Ein kaiserliches Heer war unter dem Erzherzog Leopold aus dem Magdeburgischen zum Entsatz der blockierten Festung [Wolfenbüttel;[21] BW] herangerückt. Generalleutnant von Klitzing vereinigte die braunschweig-lüneburgischen Truppen gegen den inneren Wunsch der Herzöge mit dem schwedischen Heere unter den Generalen Phul [Pfuel; BW] und [Helm; BW] Wrangel sowie den Weimaraner Truppen unter dem französischen Marschall Guébriant im Juni vor dem Kiebitzer Damm am Großen Bruchgraben, um die Blockade von Wolfenbüttel zu decken. Da aber die Kaiserlichen nördlich dieses Hindernisses über Germersleben[22]-Schöningen[23] vorrückten, zogen die Alliierten gleichfalls auf Wolfenbüttel, so daß beide Heere parallel miteinander gleichsam in die Wette marschierten und fast gleichzeitig vor der Festung anlangten. Am 17. Juni marschierte die kaiserliche Armee durch Wolfenbüttel, auf das linke Okerufer, wo die schwedisch-deutsche Armee schon stand, und nahm unter den Kanonen der Festung eine Stellung, derjenigen der Alliierten gegenüber. Hier kam es am 19. Juni zu einer blutigen und lange unentschiedenen Schlacht, in der es sich hauptsächlich um Steterburg[24] und den Besitz des dortigen Waldes handelte. Bei den Verbündeten stand das schwedische Heer auf dem rechten, das deutsche Heer auf dem linken Flügel. Die Stärke des verbündeten Heeres betrug 22 000 Mann, die des kaiserlichen 20 000 Mann. Von den Truppen des verstorbenen Herzogs nahmen sein berühmtes Leib-Kavallerie-Regiment, das ebenso berühmte Kürassier-Regiment Anton Meier und die Kürassier-Regimenter v. Warberg, Koch und von Dannenberg, von der Infanterie das rote Regiment v. Schlütter[24a] und das blaue Regiment mit je 6 Kompagnien, sowie endlich vom Leib-Infanterie-Regiment v. Bessel und vom gelben Regiment v. Waldow je 2 Kompagnien in der Gesamtstärke von 5400 Mann an der Schlacht teil. Namentlich zeichnete sich Generalleutnant v. Klitzing mit den drei alten Kavallerie-Regimentern Georgs aus. Die gesamte Kavallerie der Verbündeten unter dem General v. Königsmark führte durch einen umfassenden Angriff auf den kaiserlichen rechten Flügel, der diesen zum Weichen brachte, die Entscheidung zugunsten des protestantischen Heeres herbei. Das Leib-Kavallerie-Regiment unter dem Oberstleutnant v. Schönberg drang dabei in zwei bayerische Infanterie-Regimenter ein, nahm 2 Obersten [Gayling v. Altheim und Hagenbach; BW] gefangen und eroberte 6 Fahnen und 4 Kanonen. Die Kaiserlichen wurden bis unter die Wälle der Festung getrieben, zogen am 24. durch Wolfenbüttel und setzten den Rückzug bis Schöningen fort“.[25]
Dr. Jordan hält in seinem Tagebuch unter dem 5./15.9.1641 fest: „Die Allirten Armeen marschirten vergangene Nacht von dannen nach Gifhorn.[26] Die Ursach mach von Gott bekannt seyn, weil sie noch feststunden und keines Mangels an Proviant hatten. In dem Abmarche seyn beide Herzog August Regimenter, eins zu Roß und eins zu Fueß, unter beiden Obristen Koch von ihnen nach Dannenberg[27] gegangen. Wie die Schwedische solches gesehen und gesagt: ‚Wo stremet sick, dut‘. Herzog Augusti seine Leute haben gesagt: ‚Es streme sick soo‘. Bis an Lüneburgk[28] alles Vieh geraubet. Nachgehnds wie die Armee von Oeßel[29] nach Zell[30] sich gewandt sich gewandt, kombt der Obristliutnand Rochow und Obrist Hake von Wißmar[31] zu der Schwedischen Armee berichten, daß Torstensohn sie zu Wißmar gesprochen und warumb sie den Posten bey Wulfenbüttel verlassen. Landgraf Johan (von Hessen) und Klietzing haben ihm unterblawen Himmel höchlich verwiesen, daß sie die Schweden die schöne occasion so verlassen und in keine Differenz setzen wollten, sondern dafern sie, die Schweden, noch ferner bey ihren Propositionen verharren, werden sie, die übrigen Allirten, Ursach genug haben von ihnen zu gehen. Darauf einhelliglich beschloßen uf den Feind zu gehen. Man gab große Schuld uf Grãl.-Majeur Adam von Pfuhl und anderen, so etwan corumpiert oder hohe Ehren im Säckel vom Kayser führeten“.[32]
Unter dem 3./13.10.1641 heißt es bei Dr. Jordan: „D. Johan Kipius, Cantzler, avisirt von Gaslar[33] [!] anhero, daß Herzug Augustus sich schon den Kayserlichen accomodirt und gleichsamb er zum Instrument gebraucht werde, das übrige Haus Br. und Lüneburg auch dahin zue persuadirn zu dem starken Verbündniß mit dem Kaiser. Es sollen seine beiden Obrist Kohische [Kochische; BW] Regimenter zue Roß und Fueß bey Gandersheimb[34] die Kayserl. an der Seite liegen haben“.[35]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Der Käiserl. Absehen / ihres bißherigen stilligens war / auff der Schwedischen und Unirten fürhaben ein wachsames Auge zu haben : Als aber die de novo conjungirte Schwedische / schon wider nach der Elbe waren / und ihre Winter-Quartier daselbsten herum genommen hatten / auch Hessische und Weymarische nacheinander ins Münsterische und Cöllnische giengen / blieben die Käiserl. an der Saal und Unstrut / im Eyßfeld und Braunschweigischem einen und andern Weg / nicht nur allein diese Winters-Zeit / sondern auch den gantzen Frühling biß in Junium folgenden Jahrs still ligen / davon wir daselbsten vernehmen werden.
Der Hessischen und Weymarischen Marche verursachte / daß sich der [Melchior; BW] von Hatzfeld auß Thüringen auch moviren muste / deme Gen. Wahl in den Quartieren fleissig succedirte / und wurde das veste Schloß Maßfeld[36] von Kochischen Völckern bloquiret / damit es biß ins künfftige Jahr / und daß es Königsmarck endlich noch entsetzet hat / continuirte“.[37]
Dr. Jordan notiert weiter unter dem 21.2./3.3.1642: „Der Schwedische Grâl.-Majeur [Hans Christoffer v. Königsmarck; BW] entsetzet die Vestung Manßfeld, schlägt davor auf 2 Regimenter zue Pferd, etzliche compagnia Dragoner, 1 Regiment zue fueß, 400 auscommandirte Musquetirer, bekomen von ihnen die Heerpauken, 2 Obrist-Wachtmeister, worunter Schafgotsch und Retkert und den Obristen Cond. Koch todt nebest 400 Gefangenen“.[38]
Sebotendorff schrieb am 7.3.1642 an W. E. von Lobkowitz und berichtete ihm über das klägliche Ende der Belagerung der Burg Mansfeld. Die Besatzung habe einen Ausfall gemacht, die Kochischen aus ihrem Posten vertrieben und der unbemerkt erschienene Königsmarck habe die Soldaten niedergemacht. Simon Baron Des Fours sei nach Merseburg[39] ausgewichen, der Großteil der kursächsischen Offiziere[40] aber sei gefallen oder in Gefangenschaft geraten.[41]
Im April 1644 stand Koch noch als Obrist in braunschweigischen Diensten.[42]
[1] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[2] fälschlich.
[3] SCHLOTTER, Acta, S. 108.
[4] SCHLOTTER, Acta, S. 197.
[5] SCHLOTTER, Acta, S. 201.
[6] KIECKBUSCH, Von Ackerleuten, S. 269.
[7] KIECKBUSCH, Von Ackerleuten, S. 239, 290; Holzminden; HHSD II, S. 240f.
[8] Fürstenberg [Kr. Holzminden]; HHSD II, S. 157.
[9] Meinbrexen, heute Ortsteil von Lauenförde [LK Holzminden].
[10] Boffzen [LK Holzminden].
[11] Lüchtringen, Kr. Höxter.
[12] KIECKBUSCH, Von Ackerleuten, S. 291.
[13] KIECKBUSCH, Von Ackerleuten, S. 239.
[14] Höxter; HHSD III, S. 346ff.
[15] Minden; HHSD III, S. 517ff.
[16] Bevern [LK Holzminden]; HHSD II, S. 46f.
[17] Hameln; HHSD II, S. 192ff.
[18] Einbeck; HHSD II, S. 128ff.
[19] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.
[20] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 102f.
[21] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[22] Groß-Germersleben [Kr. Wanzleben]; HHSD XI, S. 155f.
[23] Schöningen [Kr. Helmstedt]; HHSD II, S. 419f.
[24] Steterburg [Stadt Salzgitter]; HHSD II, S. 442f.
[24a] Wilhelm (v.) Tietz, genannt Schlüter [Schlütter] [1601 Burgwedel-20.1.1646 Hameln], braunschweigisch-lüneburgischer Obrist; seit 1642 Mitglied Nr. 381 der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „Der Leuchtende“; CONERMANN, Die Mitglieder, S. 446f.; http://www.die-fruchtbringende-gesellschaft.de/index.php?article_id=16&wWidth=1366&wHeight=607.
[25] WERSEBE, Geschichte der hannoverschen Armee, S. 32ff
[26] Gifhorn; HHSD II, S. 167ff.
[27] Dannenberg [Kr. Lüchow-Dannenberg]; HHSD II, S. 106f.
[28] Lüneburg; HHSD II, S. 311ff.
[29] Orrel bei Munster [Örtze] [LK Soltau-Fallingbostel].
[30] Celle; HHSD II, S. 94ff.
[31] Wismar [Kr. Wismar]; HHSD XII, S. 133ff.
[32] SCHLOTTER, Acta, S. 352.
[33] Goslar; HHSD II, S. 174ff.
[34] [Bad] Gandersheim; HHSD II, S. 158ff.
[35] SCHLOTTER, Acta, S. 356.
[36] Ober- und Untermaßfeld [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 319ff.
[37] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 604.
[38] SCHLOTTER, Acta, S. 368.
[39] Merseburg [Kr. Merseburg]; HHSD XI, S. 322ff.
[40] Vgl. neuerdings SENNEWALD, Die Kursächsische Armee.
[41] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1282a.
[42] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 65.
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