Gruner, N; Hauptmann [ – ] Gruner stand 1633 als Hauptmann unter dem Befehl des Forchheimer[1] Kommandanten und kurbayerischen Obristen Friedrich von Schletz und war Kommandant von Weismain.[2]
„Nach seiner Ankunft in Bamberg[3] am 7. März 1633 hatte Bernhard die Stadt mit erheblichen Kontributionsforderungen überzogen. Die Stadt sollte 200.000 Reichstaler in die Kriegskasse einzahlen, die je zur Hälfte von den Bürgern und von der Geistlichkeit aufgebracht werden sollten. Der schwedische Kommissär Heußner von Wandersleben verlangte vom Jesuitenkolleg 30.000 Taler, die er jedoch, nachdem man die Unmöglichkeit dieser Forderung dargelegt hatte, auf 12.000 Taler herabminderte. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, wurden aus dem Jesuitenkolleg und den anderen Ordensklöstern je 2 Priester auf das Rathaus gebracht, ebenso eine Anzahl von Ratsherren in Gewahrsam genommen. Die Bürgerschaft konnte schließlich 12 bis 13.000 Taler aufbringen, die Jesuiten zahlten nur 300 Taler, die Benediktiner dagegen 4000 Taler für ihre Freilassung. Dem Bettelorden erließ Bernhard das Lösegeld. Dagegen wurden 2 Stadträte und 3 Geistliche auf ihrer Reise von Forchheim nach Bamberg abgefangen und mußten sich mit je 500 Talern ranzionieren. (Looshorn VI, S. 226). Nach Bernhards Abreise versuchte der weimarische Kommandant von Gerolzhofen,[4] Wolf Adam von Steinau (genannt Steinrück), die noch ausstehenden Gelder in Bamberg durch einige Reiter, allerdings mit wenig Erfolg, einzutreiben um damit seine Werbungen zu finanzieren. […]
Noch am gleichen Tag, an dem Höchstadt[5] in einen Schutthaufen verwandelt worden war (10.3.1633), hatte sich Herzog Bernhard von Bamberg nach Nürnberg[6] begeben, um sich mit dem ‚Rathe wegen Formierung seines künfftigen Dasseins zu unterreden‘. Auf dem Rückweg rekognoszierte er die Festung Forchheim, fand aber dieselbe ‚dergestalt beschaffen, daß er sie für dießmal anzugreifen keineswegs für rathsam erachtet‘. (Heilmann II, S. 409).[7] Nach Bamberg zurückgekehrt, schickte er am 15. März zu Abholung und Geleit der Pfalzgräfin Hedwig (von Pfalz-Sulzbach) 300 Pferde unter des Obersten Hastver Kommando nach Nürnberg. Dabei wurden auch die noch in Ansbach[8] stehenden Stücke in die Reichsstadt zurück eskortiert. Der Bamberger Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim war am Samstag[,] den 19. März 1633, früh zwischen 3 und 4 Uhr in Spital am Pyhrn[9] ob der Enns im Alter von 47 Jahren verstorben.
Das Städtchen Weismain, in der Fränkischen Schweiz gelegen, war bereits seit dem 6. März von brandenburg-kulmbachischen Truppen unter dem Obersten Muffel und auch coburgischen Untertanen blockiert worden. Die kulmbachischen Dragoner, welche das untere Tor angriffen, wurden jedoch mit ziemlichen Verlusten zurückgeschlagen. Der Hauptmann Gruner, dem vom Forchheimer Kommandanten Friedrich von Schletz die Stadt anvertraut worden war, ließ daraufhin die an der Mauer gelegenen Häuser der Vorstadt anzünden. Schließlich rückte Herzog Bernhard, der sich zu dieser Zeit noch mit seiner Armee in Bamberg befand, am 12./22. März mit 9000 Mann und 14 Stücken, darunter 4 halben Kartaunen, vor die Stadt und forderte diese zur Übergabe auf. Dies wurde verweigert und stark von der Stadt auf die Feinde geschossen.
Mittlerweile war es Abend geworden und der Herzog begann Verschanzungen auszuheben, auch ließ er etliche Schanzkörbe setzen, wobei viele seiner Soldaten erschossen wurden, er selbst bekam einen Schuß durch den Mantel. Ein Feldstück ließ er in ‚Clausen Kolben‘, Schwarzfärbers‘ Haus führen und dort in Stellung bringen, jedoch einer aus der Stadt ließ sich an einem Seil herab und zündete das Haus an. Am nächsten Tag, dem 13./23. März, begann der Herzog mit den vier Halbkartaunen eine Bresche in die Stadtmauer hinter der Stadtmühle zu schießen. Weil keine Unterstützung zu erhoffen war, entschloß man sich zur Übergabe. Der Hauptmann Gruner und der Stadtschreiber Endres Schütz begaben sich daraufhin auf das Bollwerk über dem Sturmturm und ließen die Trommel dreimal rühren, worauf sich ein schwedischer Obrist sehen ließ, dem der zu schließende Akkord angekündigt wurde. Auf sein Begehren trat Endres Schütz hervor, worauf sofort etliche Geschütze gelöst wurden. Dem Stadtschreiber wurde dabei der Daumen der rechten Hand abgeschossen, der Hauptmann Gruner am Backen verwundet.
Der Herzog schickte schließlich 2 Trompeter in die Stadt, mit der Aufforderung, sich zu ergeben. In diesem Fall sei er bereit, der Stadt Quartier und den Bürgern das Leben zu schenken. Daraufhin öffneten Hauptmann und Kommandant der Bürgerschaft mit dem Ausschüsser Martin Heublein von Kronach[10] die Tore. Der Kommissär des Herzogs ordnete auf dem Rathaus die sofortige Entwaffnung der Bürgerschaft an, ließ ihnen 3 Henker unter die Augen treten und verlangte 120.000 Reichstaler Ranzion (Lösegeld), wenn nicht alle niedergehauen werden sollten. Die Bürgerschaft bewilligte in ihrer Not 50.000 Taler, konnte allerdings, trotz Einbeziehung der Kirchenschätze, nur 3729 Taler erlegen. Darauf wurden mit der Drohung, jeden Tag zwei Personen der Bürgerschaft zu hängen, sogleich zwei Ratsmitglieder, darunter ein 95jähriger Greis, zum Galgen geführt, jedoch auf Bitten wieder losgelassen.
Die schwedischen Söldner hieben in der Zwischenzeit alle Kisten auf und plünderten die Stadt. Schließlich sah der Herzog die Unmöglichkeit seiner Forderung ein und zog mit seinen Truppen ab. In die Stadt wurden 3 Kompanien des Muffel’schen Regiments sowie etliche Dragoner des Regiments Taupadel unter dem brandenburg-kulmbachischen Kapitän Christoph Friedrich von Raitenbach, einem ‚tyrannischen, blutgierigen voigtländischen Adligen‘ als Garnison in die Stadt gelegt. (Looshorn VI, S. 305ff.; Chemnitz II, S. 96). Vergleicht man ähnlich abgelaufene Belagerungen unter Bernhard, so muß man ihm diesmal zubilligen, daß er das Städtchen verhältnismäßig glimpflich davonkommen ließ. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, daß bei dieser Belagerung fast 300 der Angreifer gefallen waren, jedoch nur 2 Bürger Weismains. In Weismain fand man 5000 Simra Getreide, Bamberger Maß (ein Bamberger Simra hatte ca. 56 kg). Herzog Bernhard ließ es zur Verproviantierung der Festung Plassenburg nach Kulmbach[11] schaffen (Soden II, S. 57). Die schwedische Besatzung Weismains sollte bis zum 14. August 1634 dauern“.[12]
[1] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[2] Weismain [Gem. Altenkunstadt, LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 797f.
[3] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[4] Gerolzhofen [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 233f.
[5] Höchstadt a. d. Aisch [LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 301.
[6] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[7] Die Feste Forchheim wurde während des gesamten Krieges nicht erobert.
[8] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.
[9] Spital am Pyhrn [BH Kirchdorf a. d. Krems]; HHSÖ I, S. 115f.
[10] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[11] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.
[12] ENGERISSER, Von Kronach, S. 146 (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).