Holstein-Sonderburg-Beck, August Philipp von
Holstein-Sonderburg-Beck, August Philipp von; Obrist [11.11.1612-6.5.1675] August Philipp von Holstein-Sonderburg-Beck stand als Obrist in schwedischen Diensten.[1]
Er war der Sohn von Alexander I., Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg [20.1.1573 – 13.5.1627] und Dorothea, Gräfin von Schwarzburg-Sondershausen [23.8.1579 – 25.7.1639]. Er war der Begründer der Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck und sowohl Herzog von Oldenburg als auch von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck. In 1. Ehe war er verheiratet mit Clara Gräfin zu Oldenburg-Delmenhorst, in 2. Ehe mit Sidonia Gräfin zu Oldenburg-Delmenhorst [10.6.1611-1650], die am 6.5.1649 als Äbtissin von Herford resigniert hatte und 1650 im Wochenbett starb;[2] in 3. Ehe mit Maria Sybilla von Nassau-Saarbrücken [1628-9.4.1699].
In der Stolberger[3] Chronistik heißt es: „Um diese Zeit [Oktober 1630; BW] kamen 2. Regimenter zu Fuß / eins das Wrangelsche [Herman Wrangel; BW] / das andere das Holsteinische / zu Rottleberode[4] und Uftrungen[5] an / machten in beyden Dörffern Qvartier / waren bey 6000. Mann starck / und hatte mancher Baur wohl 30. und 40. im Hause. Diese schlachteten alle das Vieh / Hüner und Gänse weg / rissen die Zäune / auch etliche Häuser um / und verbrandten sie / prügelten die Bauern wie die Hunde / nahmen was sie in Kisten und Kasten funden: Was nicht gefressen werden konte / wurffen sie auf die Strassen / und machten die Bauern so fertig / daß mancher nicht ein Stück Brodt behalten hat. Ihr Aufzug geschahe durch unsere Stadt in vollem Gewehre und Ordnung / und giengen die Fähnlein alle mit einander / deren 20 waren / durch das krumme Hauß. Waren wohl montirt, thäten zwar niemanden was zu Leide / als daß sie etlichen Leuten mit den langen Spießen die Fenster ausstießen. Der Huren und Jungen / so eine sonderliche Fahne auch hatten / waren wohl über 500. Sie soffen wohl etliche Faß Bier im Wein-Keller aus / und giengen bey 20. Thaler im Gasthofe auf / das die Officirer darinn verzehrten“.[6]
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[7] erwähnt August Philipp in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 9. Dezember [19.12.1631; BW] der junge Hertzog von Holstein von hier hinweg nach Erfurt[8] gezogen“.[9]
Der Erzgebirgschronist Lehmann berichtet über die 1. Eroberung der Stadt Freiberg[10] 1632: „In der Stadt lagen nicht mehr den 1. Compagnie Pferd vom Holsteinischen und 1 Regiement zue Fuß. Den 30. September ginge die Belagerung an. Der General Holcke [Holk; BW] kam mit 6000 Pferden den 2. October, der General Gallas mit 8000 Infanterie und 28 stücke, branden umb die Stadt ab alle fuhrwercke, hütten und gebeude, Darneben 3000 schrägen Flößholtz, darvon eine solche glut und flamme in die höhe gegangen, daß mann das Feuer in Ober-Ertzgebirg gesehen. Den 3. October schoßen Sie mit 500 Canonschößen breche, kugeln, von 12 biß 36. Pfd. schwer, warffen 75 feuerkugeln, ein von 70 biß 90 pfd. schwer, daß der Commendant noch des tags einen anfang zum accord machte, Der den 4. October schimpflich vollzogen wurde, daß das Regiement Fehnlein und Obergewehr, die Compagnien zue Pferd stanttart und Pferde hinderlaßen und abziehen, dargegen 2 Compagnien Keyßerliche ins schloß einnehmen und 50000 thl. die Stadt geben solte, ist aber bey 30000 thl. geblieben: und wurde darinnen Commendant der Obristleutnant Adelshofen. Die Armada blieb in vorstädten und in Dörfern umbher liegen. 10. October brach Holke auf von Freyberg und zog den Wallenstein entgegen und Praesentirte zue Plauen[11] denselben die zue Freyberg eroberten Fehnlein … Den 30. October zog auch der Gallas ab, versalvaguardirte das Berg-Ampt, Ihre Hütten und zugehörige gebeute und lies es mit 2 Regiementern besezt. Die brachten die Stadt in die äußerste noth, daß nicht ein bißen brod bey einen Becken, noch ein trunck bier bey den einen bürger zue bekommen, viel weniger Saltz, Würtz und andere nothdurft, daß viel Menschen uff den gassen umbgefallen und verschmachtet. Die Marcketender fehreten ein weniges zue, aber in so hohen Preiß, daß es der 10. nicht bezahlen kunte. Eine kanne bier galt 3 biß 8 gr., Eine kanne Wein des geringsten 12 biß 30 gr., eine von den Soldaten geraubte Kuhe wahr wohlfeiler denn 1 kanne bier. Darbey riße die Pest und Soldatenkranckheit den dritten Theil der Bürger weg, daß 500 heuser öde und lehr stehen blieben. Die Stadt Annenberg[12] that große hülffe mit zueführung (von) brodt und bier nach Chemnitz[13] und Freyberg im November“.[14]
Der sächische Chronist Lehmann meint wahrscheinlich ihn anlässlich des schwedischen Marsches durch Meißen und das Ober-Erzgebirge 1639: „Weil Sich die keyßerlichen in Böhmen also stercketen, zog der Baner auch mehr Volck an sich, und nach deme Sie zue Erfurt[15] 5 Regiementer versamlet hatten, marchirten Sie auf Zwicka[16] durchs Ertzgebirge des graden Wegs auf Zweniz,[17] Elterlein,[18] Annenberg,[19] Schletta,[20] Sehm,[21] Cranzal[22] auf den Presnitzer Paß[23] hinein. Die kahmen alß der Herzog von Holstein, Herzog Franz Heinrich von Sachsen[-Lauenburg; BW], Obrist Debitz, Obrist Winzenhausen, Obrist [Kaspar v.; BW] Eberstein mit ihren Völckern den 22. Maji an Festag der Himmelfahrt Christi ungewarnet von der Zwenitz auf Elterlein, daß die leute auß der kirchen entlauffen musten umb 9 Uhr, und zum Scheibenberg[24] die Communicanten kaum kundten abgespeiset werden. Die theilten Sich in Unsern gebirge auß, daß alle städte, Dörfer und winckel vor ihnen Unsicher wahren, sezten den leuten nach uff die Wälde, schändeten Frauen und Jungfrauen, erbrachen alle kirchen und Sacristeyen, raubten Pferde, Viehe, Menschen, zehreten auf brod, fleisch, bier und was sie funden, ließen theils in koth lauffen und handelten so barbarisch, daß das gebirg dergleichen Teuffel noch nicht gehabt; in Scheibenberg Plünderten Sie 6 stunden und theten nicht wie Menschen. Den 23. Maii wurden 4 regiementer unter den Obristen Eberstein und Herzog von Holstein in Annenberg einquartiert, Die es so arg gemacht alß uff den lande, also daß mancher armer Land-Mann in gebirg nicht einen leffel wieder funden, und viel feine bürger musten nach den lieben brod gehen, weil es sehr teuer, und doch nichts zuerwerben wahr“.[25]
Happe notiert: „Den 24. [4.12.1639; BW] der Hertzog von Holstein alhier ankommen“.[26]
Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !
[1] Vgl. auch die Erwähnungen bei HAPPE; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[2] GOETTING, Bistum Hildesheim, S. 384.
[3] Stolberg [LK Harz]; HHSD XI, S. 453ff.
[4] Rottleberode, heute Ortsteil von Südharz [LK Mansfeld-Südharz].
[5] Uftrungen, heute Ortsteil von Südharz [LK Mansfeld-Südharz].
[6] ZEITFUCHS, Stolbergische Kirchen- und Stadt-Historie, S. 275.
[7] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[8] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[9] HAPPE I 209 v – 210 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[10] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.
[11] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.
[12] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.
[13] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[14] LEHMANN; Kriegschronik, S. 50f. Lehmann datiert nach dem alten Stil.
[15] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[16] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[17] Zwönitz [Kr. Aue]; HHSD VIII, S. 385f.
[18] Elterlein [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 89.
[19] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.
[20] Schlettau [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 319f.
[21] Sehma, heute Ortsteil der Gemeinde Sehmatal unweit von Annaberg-Buchholz.
[22] Cranzahl bei Weipert [Vejperty]; HHSBöhm, S. 650.
[23] Pressnitzer Pass: Der Pressnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Pressnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Pressnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges. [wikipedia]
[24] Scheibenberg; HHSD VIII, S. 316ff.
[25] LEHMANN, Kriegschronik, S. 107f.
[26] HAPPE I 293 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
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