Anhalt-Harzgerode, Fürst Friedrich von

Anhalt-Harzgerode, Fürst Friedrich von; Obrist [16.11.1613 Ensdorf/Oberpfalz – 30.6.1670 Plötzkau] Friedrich Fürst von Anhalt-Harzgerode, Graf zu Askanien, Herr zu Bernburg[1] und Zerbst,[2] war der Sohn des Fürsten Christian I. von Anhalt-Bernburg und der Gräfin Anna zu Bentheim-Tecklenburg. Von 1634 bis 1635 war er schwedischer Obrist.[3]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe hält dazu in seiner „Thüringischen Chronik“ die Einquartierungen und Ausschreitungen seiner Soldaten fest: „Den 7. Oktober [17.10.1634; BW] ist ein Major von des schwedischen Obristen Fürst Friedrich von Ahnhalt Regiment zu Greußen[4] ankommen. Den 8. Oktober der anhaltische Regiments Quartiermeister auch ankommen und Schreiben vom General Banier [Banér; BW] bracht, darinnen er uns anmeldet, dass wir dem anhaltischen Regiment zu Fuße Quartier in der Unterherrschaft Schwartzburg geben und es mit schwehrer Contribution unterhalten sollen“.[5] „Den 10. Oktober [20.10.1634; BW] ist der Fürst von Anhalt mit seinem Regiment zu Greußen ankommen. Er hat sein Hauptquartier in der Stadt Greußen behalten nebst seiner Leibcompagnie, eine Compagnie ist geleget worden in Haßleben,[6] eine in Clingen,[7] eine in Ehrich,[8] eine in Abtsbessingen,[9] zwo in Schernberg,[10] eine in Westerengel[11] und zwo in Sondershausen,[12] sind 10 Compagnien und der Stab. Den 11. Oktober [21.10.1634; BW] bin ich bey dem Fürsten zu Anhalt in Greußen gewesen“.[13] „Im Sondershausischen und Ebelebischen[14] Theile hat ein gantz Regiment Fußvolck, deren Obrister Fürst Friedrich von Anhalt, gelegen und mit unerschwinglicher Gelt contribution, auch Vivers unterhalten werden müssen“.[15]

„Den 21. [10./31.10.1634; BW] die Anhaldischen zu Greußen auch weg gezogen. Den 22. [2.11.1634; BW] die Anhaldischen wieder zurücke kommen. Den 25. [4.11.1634; BW] zwey Compagnie Reuter in Bothenheilingen[16] und eine Compagnie in Ellrich[17] Quartier genommen, ungeachtet, dass schon albereit eine Compagnie Fußvolck darinnen liegt“.[18] „Den 30. Oktober [9.11.1634; BW] General Banier eine neue Ordinanz ertheilet, dass wir nur den anhaldischen Soldaten contribuiren sollen, auf so viel Personen, als effective dar sindt. Dieser Ordinanz haben die Soldaten gantz nicht pariret, sondern mit greulicher Tyranney die erste völlige Contribution von dem armen Volcke erpresset“.[19] „Den 29. November [9.12.1634; BW] unsere anhaltischen Soldaten abermals weg gezogen, haben aber die Pagagi in den Quartieren gelassen. Das bedeutet eine geschwinde Wiederkunft“.[20] „Den 3. Dezember [13.12.1634; BW] die ahnhaldische Pagagi marchiret“.[21] „Den 6. Dezember [16.12.1634; BW] ist das fürstlich ahnhaldische Regiment zu Fuße alles wieder zurücke kommen, dessen wir heftig erschrocken“.[22] „Diesem den 7. Dezember [17.12.1634; BW], war der 2. Sonntag Adventus, ist es nicht nach dem Evangelio gangen, da uns so angst und bange gemacht worden durch die greuliche Kriegs Pressuren, dass wir verzagen mögen, 1.) ist uns das gantze fürstlich ahnhaltische Regiment wieder einquartiret worden, welche die armen Leuthe zu tribuliren wieder wacker angefangen. Darüber von allen Orten so viel Klagen kommen, dass wir Blut darüber weinen mögen, und ist keine Hülfe, weder im Himmel noch auf Erden zu finden gewesen und ist bey den geltgierigen Soldaten wenige Barmhertzigkeit“.[23] „Den 11. Dezember ist die ahnhaltische Compagnie Fußvolck, so zeithero zu Clingen gelegen, in das Amt Keula[24] geleget worden“.[25] „Den 3. Januar [13.1.1635; BW] der lüneburgische Generalmajor Clauß Dietrich Sperreuter[26] an Meinen Gnädigen Herrn von Mühlhausen[27] geschrieben und berichtet, dass der General Banier ihme Ordre ertheilet, dass er mit 8 Regimentern in die Grafschaft Schwartzburg rücken, und eine Zeitlang darinnen liegen sollen, und haben wir das fürstlich ahnhaltische Regiment zu Fuße auch noch“.[28] „Den 9. Januar [19.1.1635; BW] haben die ahnhaldischen Soldaten den armen Leuthen auf den Dorfen alle ihr Vieh genommen, weil sie die große Contribution nicht mehr geben können“.[29]

„Den 14. Januar [24.1.1635; BW] der ahnhaldische Hauptmann Peter Kemmerich den Keulischen 9 Pferde, 11 Kühe und eine Ziege genommen wegen der rückständigen Contribution. Den 15. Januar [25.1.1635; BW] sind 3 lüneburgische Quartiermeister alhier ankommen und haben auf ein Regiment Quartier begehret. Den 16. Januar [26.1.1635; BW] habe ich mit einem Lieutenant von den Ahnhaldischen groß Crackel gehabt der armen Leuthe halber. Den 17. Januar [27.1.1635; BW] habe ich dem Hauptmann Peter Kemmerichen ein Pferdt vor 39 rh geben, dass er den armen Leuthen zu Keula ihre gepfändete Pferde und Kühe wieder geben“.[30] „Wir sind diesen Tag dermaßen von Soldaten geengstiget worden, dass es mit blutigen Tränen zu beweinen. Vor der Hannleuthen[31] haben zwey Regimenter schwedische Reuter gelegen, dem Grafen Hoditz zustendig. So haben wir schon das gantze anhaldische [anhaltische] Regiment zu Fuße [Friedrich v. Anhalt-Harzgerode; BW] gehabt, item das churfürstlich sächsische [Friedrich Wilhelm; BW] Vitzthumische [v. Eckstätt; BW] Regiment zu Pferde, und haben auch die Lüneburgischen uns geengstiget, so in Ebeleben gelegen, dass wir aus Meines Gnädigen Herrn Stalle ihnen 2 Pferde geben müssen, so auf 400 rh geschetzet worden“.[32]

„Eodem die [19./29.1.1635; BW] sind die Ahnhaltischen aus dem Ambt Keula hinweg gezogen nach Greußen. Haben den Abschied wie der Ratz vom Taubenhause genommen und über die vorigen vielen Pferde und Kühe den armen Leuthen noch 2 Pferde zu Holzthaleben[33] mit Gewalt genommen. Eodem die das gantze ahnhaltische Regiment zu Fuße in die Stadt Greußen zusammen geleget worden“.[34] „Den 20. Januar [30.1.1635; BW] ist das fürstlich ahnhaltische Regiment zu Fuße, zu des schwedischen General Bannier Volck gehörig, aus Greußen und der gantzen Grafschaft Schwartzburg hinweg nach Mansfeld[35] gezogen, nachdeme sie 17 gantzer Wochen in der Herrschaft Schwartzburg gelegen, viel tausend Thaler Contribution erhoben und auch sonsten viel tausend Scheffel Hafer verfüttert. Ihr Obrister ist Fürst Friedrich von Ahnhalt, der Obriste Lieutenant hat geheißen Rudolf Rabiel, der Regiments quartiermeister Peter Kemmerich, seines Handtwercks ein Schmiedt, haben sich anfangs wohl gehalten, aber im Abzuge haben etzliche Hauptleute lose Hendel gemachet und die armen Leuthe weidlich noch gepresset, darunter sonderlich Hauptmann Berbisdorf und des Regiments Quartiermeisters Lieutenant, denn der Regiments Quartiermeister auch ein Hauptmann gewesen und eine Compagnie gehabt, seiner Hantierunge sonsten ein Müller“.[36] „Den 31. Januar [10.2.1635; BW] sind ein starcker Tropp fürstlich altenburgische Reuter von Salza[37] zur Execution anhero geschicket. Es ist ein groß unaussprechlich Elend“.[38] „Das liebe neue Jahr hat sich sehr übel angelassen. Im gantzen Kriegs Wesen haben wir so viel Marter, Angst, Noth und Gewalt nicht ausgestanden als in diesem Monath, darinnen wir gehabt: 1. das fürstlich ahnhaltische Regiment zu Fuße, dem schwedischen General Major Banier zustendig. Den haben wir 18 Wochen gehabt, hat uns viel tausend Thaler gekostet“.[39]

Von 1635 bis 1670 regierte er als Fürst von Anhalt-Harzgerode. Als „der Stetsgrünende“ war er Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ mit alchemistischen und theologischen Neigungen. Am 5.12.1635 erhielt er im Teilungsvertrag mit seinem Bruder, Fürst Christian II., die Ämter Harzgerode,[40] Güntersberge[41] und einige andere Ortschaften als Fürstentum Anhalt-Bernburg-Harzgerode. Als die Residenzstadt Harzgerode kurz nach seinem Regierungsantritt 1635 bis auf wenige Häuser niederbrannte, übergab er seinem Bruder die Verwaltung seines Fürstentums. Er ging auf Reisen, trat aber nach seiner Rückkehr 1637 als Generalmajor in die Dienste Wilhelms V. von Hessen-Kassel. 1641 schied er aus hessen-kasselischen Diensten aus, um die Verwaltung wieder zu übernehmen. Nach der Heirat (1642) mit Prinzessin Johanna Elisabeth von Nassau-Hadamar [17.1.1619 -12.3.1647] bemühte er sich um den Wiederaufbau seines Fürstentums und darum, sein Land durch die letzten Jahre des Krieges zu führen.

[1] Bernburg [Kr. Bernburg]; HHSD XI, S. 37ff.

[2] Zerbst [Kr. Zerbst]; HHSD XI, S. 523ff.

[3] Vgl. auch KRAUSE, Fortsetzung 2. Teil, S. 596ff.

[4] Greußen [Kyffhäuserkreis].

[5] HAPPE I 331 v – 332 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[6] Hassleben [Kreis Sömmerda].

[7] Clingen [Kyffhäuserkreis].

[8] Großenehrich [Kyffhäuserkreis].

[9] Abtsbessingen [Kyffhäuserkreis].

[10] Schernberg [Kyffhäuserkreis].

[11] Westerngel [Kyffhäuserkreis].

[12] Sondershausen [Kyffhäuserkreis].

[13] HAPPE I 332 r – 332 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[14] Ebeleben [Kyffhäuserkreis].

[15] HAPPE I 337 r; mdsz.thulb.uni-jena.de

[16] Bothenheiligen [Unstrut-Hainich-Kreis].

[17] Ellrich [Kreis Nordhausen].

[18] HAPPE I 334 r – 334 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[19] HAPPE I 345 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[20] HAPPE I 336 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[21] HAPPE I 347 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[22] HAPPE I 347 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[23] HAPPE I 348 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[24] Keula [Kyffhäuserkreis].

[25] HAPPE I 350 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[26] Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.

[27] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis].

[28] HAPPE I 356 v – 357 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[29] HAPPE I 358 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[30] HAPPE I 356 v – 357 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[31] Hainleite: Höhenzug, der mit dem westlich verlaufenden Dün und den östlich verlaufenden Schmücke und Schrecke sowie der Finne den nördlichen Abschluss des Thüringer Beckens bildet. Die Hainleite reicht von Großfurra im Westen über Sondershausen bis zur sogen. Sachsenpforte, dem Unstrutdurchbruch zwischen Sachsenburg und Heldrungen, dem das ganze Mittelalter hindurch strategische Bedeutung zukam.

[32] HAPPE I 361 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[33] Holzthalben [Kyffhäuserkreis].

[34] HAPPE I 362 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[35] Mansfeld [Kreis Mansfeld-Südharz].

[36] HAPPE I 362 v – 363 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[37] Langensalza [Unstrut-Hainich-Kreis].

[38] HAPPE I 366 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[39] HAPPE I 367 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[40] Harzgerode [Kr. Ballenstedt/Quedlinburg]; HHSD XI, S. 197f.

[41] Güntersberge [Kr. Ballenstedt/Quedlinburg], HHSD XI, S. 164f.

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