Bönninghausen, Lothar Dietrich Freiherr von; Feldmarschall-Leutnant [ca. 1598 Apricke – 13.12.1657 Schnellenberg] Bönninghausen [Benighausen, Bönighausen, Bonninghausen, Boningkhauses, Bünninghausen, Penningshausen, Penninghausen, Pennighausen, Penickhausen, Bennighausen, Brannikaußen] stand in ligistischen, kaiserlichen, spanischen und französischen Diensten.[1]
Die Teilnahme Lothar Dietrichs, des späteren Vertrauten Gronsfelds, an der Schlacht am Weißen Berg lässt sich im Gegensatz zu der seines Onkels Engelbert von Bönninghausen bisher nicht nachweisen.[2]
Bönninghausen diente 1622 als Rittmeister im Reiterregiment Nikolaus Des Fours.[3]
Dass trotzdem die Offiziere zu Geld kamen, zeigt sich auch am Beispiel Bönninghausens, der 1624 immerhin 4.000 Rt. gegen Zinsen anlegen konnte.[4] Vielleicht war Bönninghausen nicht ohne Grund als „Landreuber“ bezeichnet worden, der das Stift Münster ausgeplündert habe. Bönninghausen gab immerhin in seinem Testament zu, einen Teil seines Vermögens bei der Einnahme Magdeburgs[5] „erworben“ zu haben.[6]
Bönninghausen beklagte 1629 die Untätigkeit der kaiserlichen Truppen[7] und die Desertion der Söldner: „Liegen nun allhier fangen nichts an; weis auch niemandt ob etwas angefangen werden soll, nur allein dz dz volckh ruinirt unnd verdorben würdt, und täglich hinweckh laufft, wie dan fast uf der andern seit ein anderthalb tausendt mann zue rosß und fueß von unß hienweckh zum feindt gelauffen seindt: würdt allso die armee gewaltig ruinirt und dz leider dz volckh sehr stürbt und hienweckh leüfft“.[8]
„Am 15. Juni 1629 kam der wegen seiner Verwegenheit überall gefürchtete kaiserliche Obrist Bönninghausen durch Dortmunder[9] Gebiet. Der Rat erkaufte von ihm mit einem Geschenk von 72 Talern die Verschonung der Grafschaft“.[10]
Bönninghausen soll vom Herbst 1629 bis zum Frühjahr 1630 bei insgesamt fünf Märschen nach Hameln,[11] Hildesheim[12] und Osnabrück[13] aus den märkischen Ämtern Altena[14] und Wetter[15] insgesamt 1.500 Pferde und unzähliges Vieh fortgetrieben haben.[16] Im Frühjahr 1630 hatte ihm das Amt Altena bei seinem Aufbruch aus dem Winterquartier noch 4.500 Rt. „verschreiben“ müssen.[17]
Schon im Januar 1631 hieß es in einem Schreiben Tillys an Kurmainz,[18] die kaiserlichen Truppen seien „zue fechten ganz unwillig“.[19] Das traf vor allem auf Bönninghausens Regiment und 2 Kompanien Pappenheim’scher[20] Reiter zu.[21]
„Mit Schreiben vom 9. Mai 1631 aus Welschenbeck[22] informierte Rittmeister Johann Wilhelm von Berchem den Landdrosten Friedrich von Fürstenberg über den aus Saalfeld[23] vom 6. Mai datierten Befehl seines Generalwachtmeisters Dietrich Otmar von Erwitte, seine Reiterkompanie aus dem Stift Münster abzuziehen und ins Erzstift Köln zu führen. Er bat um Unterstützung bei der Einquartierung. Neben einer Abschrift des Befehls des von Erwitte liegt ein gesondertes, in Soest[24] datiertes Blatt mit einem Bericht über Werbungen bei, wonach sich in der Bördestadt neugeworbene Truppen sammelten. Dort befindliche Militärs führten eine verdeckte Werbung ohne offenen Trommelschlag, aber mit einer Sackpfeife (Dudelsack) durch und warben damit verbotenerweise auch in den kurkölnischen Landesteilen.
Es kombt ietzo gewißer bericht auß Soest, Bennewich [= Binnewitt; BW] hatt einen trop von 34 man weghgesant, denen dan balt noch ein trop gefolget, mit der pforten eingangh. Ietzo hat er schoen wider einen trop zusammen, die beide erste tropen sein vorgestern hier underscheidtlich außgemarschiret, zwingen die haußleute durch underscheidtliche practelen [= Praktiken] durch sich und die seinige, jedoch ohne trumenschlagh, sondern braucht darvor eine saekepfeiff ohne underlaß.
Brannikaußen [= Bönninghausen; BW]; Bentinck und Bhrunkorst [= Jost Maximilian v. Gronsfeld; BW], suchen daß stifft, so im dahl, werben in allen umbligenden statten, und auch heimlich im stifft Collen. Eß ist auch einer auß Rheuden [= Rüthen[25]] burtigh, der einen bruder hat, welcher ein conspirirner [= Verschwörer] ist, wirbt gleichfahlß und andere mehr, welche ich ietzo ihre nahmen so balt nit haben kan. Scheinet, eß wirt eine großere streifferey in dißen umbgrenßenden stifftern vorgenohmen wirt. Waß erfolgt, gibt die Zeit. Soest den 8. May 1631“.[26]
Halberstadt[27] wurde auf Wunsch Wolf von Mansfelds belagert,[28] u. a. von Bönninghausens Regiment, der aber selbst nicht anwesend war, anscheinend begleitet von seiner Frau, mit der er noch 1632 auf Schloss Barntrup[29] logierte. Man hatte teilweise schon Bresche geschossen, als die Nachricht eintraf, Banér, der in Pommern kommandierte und allgemein als glänzender Stratege galt, habe die Elbe überschritten und rücke heran.[30] Deshalb wurde die Belagerung aufgehoben, die Artillerie in Sicherheit gebracht und die kaiserlichen Regimenter gingen auf Wanzleben[31] zurück. Mansfeld, Virmond, Bönninghausen und Berthold von Waldstein, ein Vetter des Herzogs von Friedland, zogen nach Magdeburg.[32] Als Banér erschien, schlug er erst das Regiment Bönninghausens, das schwere Verluste erlitt,[33] in die Flucht, griff dann Wanzleben an und zwang 4.000 Soldaten, die weder über ausreichenden Proviant noch genügend Munition verfügten, zum Rückzug. Obwohl Banér freien Abzug zugesagt hatte, kamen weniger als 1.000 Mann in Magdeburg an, da Virmonds Söldner – der schon Anfang 1632 einen neuen Werbeauftrag in der Tasche hatte[34] – nach der Auslieferung ihrer Feldzeichen fast geschlossen in schwedische Dienste traten.[35]
Der Pfarrer Möser[36] in Staßfurt[37] erinnert sich: „Den 28. [Oktober 1631; BW] rückt General Firmont von der Neersen [Virmond v. d. Neersen; BW] nebst Graf Wolf von Mannsfeld, und dem Obersten Penningshausen mit 18 Fahnen Fußvolks, 17 Cornet Reitern und 6 Stücken vor Halberstadt,[38] schießen ein Stück an der Mauren, in die 6 Klafter lang, nieder zur Bresche, stürmen aber nicht darauf, sondern ziehen also wieder ab, ohne Zweifel, weil sie des Schwedischen Generals Baners Ankunft erfahren. Das größte Stück ist ihnen davor zersprungen, und haben die Halberstädter nicht in geringer Gefahr gesessen, haben sich aber tapfer gewehret. Den 31. October kommt gedachter schwedischer General (Banner) zu Calbe[39] an, schlägt darauf den 1. Novbr. das Penninghausische Regiment bei Wanzleben, nimmt ihnen 4 Cornet ab, nachdem er frühe bei Förderstedt[40] Rendevous gehalten. Den 8. Nobr. ergeben sich die in Wanzleben liegenden Kaiserlichen Soldaten, so aus Rostock[41] abgezogen, mit gutem Accord, weil ihre Offizier zu fechten kein Herz gehabt, dem General Baner, legen die Gewehr nieder, und die Reiter sitzen ab; Baner bekommt 2 Cornet u. 15 Fähnlein, sollen fast in die 2000 gewesen sein. Den 6. Novbr. wird dasselbige Volk, worüber ein Oberst Wapersnau [Wobersnau ?; BW] commandiret, hierein gelegt, so auf 1700 gerechnet wird, sind wackere Kerl, und gereuet sie, daß sie sich so schlimm ergeben, hatten Kraut und Loth genug gehabt, und sich wohl wehren können, wenn ihre Offizier gewollt, und sie ihnen den Banner nicht so stark gemacht hätten, liegen in einem Hause 20 bis in 30 Personen, und sind die Leute heftig beschweret, laufen eines Theils aus, wie mein Nachbar, deswegen ich nicht in geringer Gefahr saß, gab ihnen etwas an Brot und Gelde, daß sie nur das Feuer wohl in Acht nähmen“.[42]
Bei dem schwarzburg-sondershäusischen Hofrat Happe[43] heißt es: „Auch hat um diese Zeit der königliche schwedische Oberste Panier bei Wanzleben den Keyserlichen Obersten Pennighausen, den Obersten Wallenstein [Berthold v. Waldstein; BW] wie auch Graf Wolfen von Mannsfeld geschlagen und alle ihr Volck zertrennet. Diese Keyserliche Oberisten haben Halberstadt angefallen, starck beschossen und dreymahl gestürmet, sind aber durch Gottes Hülfe von den Bürgern iedesmahl ritterlich zurückgeschlagen worden und haben entlichen mit Verlust vieles Volcks gar abziehen müssen. Im Abzuge sind sie dem schwedischen Obersten Panier in die Hände kommen. Der hat sie vollends geschlagen und zertrennet“.[44]
„Am 15./25. November [1631; BW] kündigte Oberst Bönninghausen an, daß er mit seinem Regiment, 11 Kompagnien stark, nebst 2 Kompagnien von Piccolomini und 1 Kompagnie Kroaten sich für kurze Zeit in Lippe einquartieren wolle und zwar nur in den Städten, offenbar weil es ihm wegen der Nähe der Feinde zu gefährlich schien, die Truppen auf dem Lande zu verteilen. Vergebens protestierten die Städte, allen voran wieder Lemgo,[45] welches sogar, wie es scheint, die Absicht hatte, sich mit Gewalt zu widersetzen“.[46]
Anfang Dezember hatte Jost Maximilian Graf von Gronsfeld, Pappenheims Stellvertreter im Weser-Bereich, Lemgo nachdrücklich, wenn auch höflich, Konsequenzen angedroht, falls die von ihm verlangte Einquartierung ligistischer Bönninghausen’scher Kompanien nicht erfolge: „Waßmaßen es die unumbgängkliche Notturft erfordert etliche Truppen in die Graffschaft Lippe zu verleggen, daß werden die Herren nunmehr nach Genüge vernommen haben. Ob nun woll wir zwar der trostlichen Zuversicht gelebet, sie würdten der Röm. Kays. Maytt. zu allerunterthenigstem Gehorsamb etwas von benanten Truppen in Ihre Stadt eingenommen haben, so müßen wir uns doch berichten laßen, daß sie sich ganz wiederwillig erzeiget, alle praeparatoria zu einer tefension (!) ins Werk gerichtet und sich in keinem unangesehen Ihres gnedigen Herrn selbst persöhnlich instendigen Anmahnens bequemen wollen, derohalben wir vor nöthig erachtet Sie hiemit zu verstendigen, daß diese Einquartierung nicht zu dem Ende angesehen, daß man Ihnen eine unleidentliche Last aufzubürden gemeinet, sondern allein damitt Ihrer Kays. Maytt. offenbahren Feinden daß offene Werben und Zutritt in etwas verbotten werden möge, auch woll leiden, daß die Einquartierung also gering seyn, alß wie Sie es selbsten gerne sehen und leiden mugen, dan sie sich im widrigen Fall woll zu versichern, wan wir Sie über Gebühr zu beladen gemeinet wehren, daß wir Ihr armiren weinig achten, sondern die Schlüßell zu Ihren Thoren bald finden würdten. Wir versehen uns aber gäntzlich, Sie werden zu solchen extremiteten keine Lust haben, sondern sich also bezeigen, wie Sie es gegen der Röm. Kays. Maytt. zu verantworten haben“.[47] Doch erst das spätere Auftauchen Pappenheims vor der Stadt veranlasste Lemgo zum Einlenken.[48]
„Aus Schwalenberg[49] wurde auch am 19. Dezember gemeldet, daß Graf von Pappenheim die dort wohnende Gräfin-Witwe besucht habe. Seine Diener hatten verlauten lassen, daß er von Nürnberg,[50] wo Tilly ‚ganz zertrennt‘ sei, mit 20 Pferden sich aufgemacht habe, um hier eine neue Armee zu bilden, auch von anderen Seiten kamen allerlei für die Kaiserlichen ungünstige Nachrichten, und da man infolgedessen das Bönninghausensche Regiment wohl anderswo nötig hatte, erhielt es um Weihnachten den Befehl, das lippische Land zu verlassen“.[51]
Die „7. Newe Vnpartheyische Zeitung 1632“ berichtet: „Auß Leipzig[52] vom 10. dito [10.2. a. St.; BW] Demnach der Hertzog von Weinmar vnnd General Panier dem Feldmarschalk Papenheimb entgegen gezogen / als hat er alsbald die Braunschweigische Bauren bey Hanouer[53] vberfallen / vnnd seinem volck bey Hammeln[54] vber die Weser nach dem Stifft Cölln gezogen / darauff der von Weinmar sich deß vesten Hauß Hornburg[55] bey Nordtheimb[56] gemächtiget / darob die Keyserischen nider gehaut worden / deßgleichen hat General Panier / das veste Hauß Lowenburg[57] bey Goßlar[58] mit vergleichung erobert / vnd haben sich die darinn gelegne 3. Fahnen vndergestelt / Göttingen[59] ist von Hessen noch belägert / darinn bey 250. Mann / deßgleichen Wolffenbüttel[60] vom General Panier starck eingethan / allda sich der Obrist Penickhausen [Bönninghausen; BW] mit seiner Reuterey vnd inn allem 1500. Mann darinn befinden. Zu Braunschweig[61] hat ein Obrister 400. Reuter auff sein eigen kosten geworben / solche zum Panier zu stossen / so ist Duderstatt[62] auch belägert / vnd von Eißleben[63] 6. halbe Carthaunen / so der König allda stehen / vnd noch mehr darzu giessen lassen / darfür gebracht worden. Der Raht zu Goßlar muß auff 2. fristen 300000. Reichsthaler geben / selbe Statt ist auch besetzt / vnd Burgermeister Krammer von den Schweedischen weg geführt worden / weil er mit den Keyserischen soll ein verstendnuß gehabt haben“.[64]
Bönninghausen hatte von Pappenheim den Befehl über die Kavallerie erhalten.[65] 1632 sollte Bönninghausen ein ksl. „Handbriefl“ erhalten,[66] was einer hohen Ordensverleihung gleich kam,[67] wenngleich der Anlass nicht ersichtlich wird.
„Eine kaiserliche Armee unter dem Befehl des Grafen Mansfeld hatte sich den Lahngegenden genähert. Das hatte zur Folge, daß Gräfin Sophie Hedwig noch im November seitens der kaiserlichen Kriegskommissare Speck und von Nidegg aufgefordert wurde, für die [Philipp v.; BW] Mansfeldischen Truppen außer den üblichen Geldkontributionen 32 000 Pfund Brot, 32 Rinder, 32 Malter Hafer und einige Fuder Bier bereitstellen zu lassen. Um den sicheren Eingang dieser Forderungen zu gewährleisten, hatten sich die beiden Kommissare persönlich nach Diez[68] begeben und mit ihrem Begleitkommando Quartier in der Stadt bezogen. – Auf irgendeine Weise hatten die Schweden von diesem Aufenthalt Wind bekommen und von Idstein[69] aus ein Kommando nach Diez beordert, das die Kommissare nebst dem zu ihrem Schutz abgestellten Kommando samt dessen Führer, dem Rittmeister Karpe, aushob und davonführte. – Graf Mansfeld, über diesen Verrat erbittert, hielt das Ganze für einen Verrat der Gräfin, ihrer Beamten oder der Bürgerschaft und entsandte sofort den Generalmajor von Bönninghausen mit einem Truppenkontingent nach Diez, um die Stadt zur Rechenschaft zu ziehen. Nur dem glücklichen Umstand, daß zur gleichen Zeit der Graf von Fürstenberg in Diez eingetroffen war, und auf dem Diezer Schloß gastliche Aufnahme gefunden hatte, war es zu verdanken, daß eine Brandschatzung verhindert wurde. Fürstenbergs Eingreifen bewog den General, von seinem Vorhaben abzustehen. Er konnte jedoch nicht verhindern, daß Bönninghausen den Amtmann Naurath, den Hofmeister der Gräfin, von Hohenfeld, den Landhauptmann Kreusler und drei Diezer Bürger mitnahm. Diese wurden zunächst nach Vilmar,[70] später nach Büdingen[71] gebracht und strengen Verhören unterzogen. Erst nachdem die Schweden ihre Gefangenen freigegeben hatten und die Angelegenheit zur Zufriedenheit Mansfelds bereinigt worden war, wurden Naurath und seine Begleiter in Freiheit gesetzt und konnten bis auf einen der Diezer Bürger, der inzwischen in Büdingen gestorben war, die Heimreise antreten, nachdem schon einige Zeit vorher der bevorzugt freigegebene Hofmeister von Hohenfeld entlassen worden war“.[72] Bönninghausens Kavallerieregiment hatte unter Piccolomini nach Maastricht[73] gezogen. Gronsfeld hatte anfänglich befürchtet, dieser sei vor Maastricht gefallen.[74] Das 2., auf Piccolominis Anordnung errichtete Kavallerieregiment Bönninghausens bestand Ende 1632 lediglich aus etwa 300 Berittenen, die bei Gronsfeld verblieben waren.[75]
Langensalza[76] wurde vom 27.10.-30.10.1632 durch Bönninghausen und Johann von Leittersam ausgeplündert, da die kursächsische Stadt der Aufforderung, die Besatzung auszuweisen, nicht nachkommen konnte. Der Kommandant Hauptmann Georg von Brandenstein wurde trotz der Zusicherung freien Geleits vor der Stadt samt Begleitung gefangen genommen. Leittersam ging zu Verhandlungen mit dem Magistrat in die Stadt, während gleichzeitig die kaiserlichen Söldner in die Stadt eindrangen und plünderten. Auf die Vorstellungen des Magistrats erklärte Bönninghausen nur, Langensalza solle froh sein, so davon gekommen zu sein. Damit seine Truppen sich besser aufführten, verlangte er 2.000 Reichstaler. Am 30.10. erschien dann noch Obrist Johann Christoph Ranfft von Wiesenthal und forderte 12.000 Rt. Brandschatzung, davon wurden 5276 Rt. aufgebracht. Ranfft erhielt eine Schuldverschreibung über 3.000 Rt. Während der Verhandlungen wurde weiter geplündert. Angeblich soll die Stadt einen Schaden von 180.000 fl. erlitten haben.[77]
„Am merkwürdigsten ist die Pappenheimische Plünderung, welcher seit dem 17. October 1632 unsere Stadt mehrere Tage lang erlag. Es war Mittwochs Abends 4 Uhr, als die Pappenheimischen Obersten Bennigshausen und Lottersheim mit einer starken Truppenabteilung von 20 Compagnien zu Pferde und 4 Fähnlein zu Fuß die Stadt berennten, vor dem Erfurter Tore sich in Ordnung stellten und sofort einen Trompeter an die Pforte sendeten. Alsbald wurden zwei Personen aus der Stadt abgeordnet, um zu vernehmen, was der Trompeter begehre. Jetzt begaben sich beide Obersten selbst an das Thor und verlangten, daß Abgeordnete auf Ehrenwort aus der Stadt kommen sollten. Darauf verfügten sich zwei Bürger hinaus und zwei Soldaten, ein Regimentsquartiermeister und ein Korporal, als Geißeln hinein. Draußen wurde den Bürgern eröffnet, daß der Kaiserliche kommandierende General Gottfried Heinrich von Pappenheim, welcher aus Westphalen mit einer an der Weser gesammelten Armee komme und eben jetzt durch Thüringen ziehe, von einer in Langensalza liegenden Churfürstlichen Besatzung Kunde bekommen habe, wenn diese gutwillig abzöge, so solle der Stadt nichts zu Leide geschehen, dafern sie sich mit ihnen abfinde, den Obersten in der Stadt ein Nachtlager und in der Vorstadt etlichen Reufern [Reutern; BW] Quartier, Bier und Brod reiche. Seiten der Stadt wurde vorgestellt, daß die Abführung der Churfürstlichen Soldaten nicht in ihre[r] Gewalt stände, aber die Stadt sehr erbötig sei, sich gütlich abzufinden. Allein die Obersten bestanden auf dem Abzug der Besatzung, verlangten mit dem kommandierenden Hauptmann Georg von Brandenstein selbst zu sprechen und ließen einen Bürger in die Stadt zurück gehen, um den Hauptmann dazu einzuladen. Der Hauptmann bezeigte anfänglich keine besondere Lust zu dieser bedenklichen Zusammenkunft, aber da ihm die Obersten seine persönliche Sicherheit auf Ehrenwort versicherten, so blieb ihm keine Wahl, er wagte sich jetzt hinaus und begehrte nichts, als freien Abzug mit Sack und Pack, und freies Geleite nach Erfurt,[78] wo schwedische Besatzung lag. Allein die Pappenheimer hielten nicht an Treue und Glauben, sie nahmen den Hauptmann, den Fähndrich und andere Officiers alsbald gefangen. Hierauf kam der Oberste Lottersheim selbst in die Stadt. Auf dem Rathhause zeigte er die Vollmacht vor, welche der kommandirende Oberste Bennigshausen an ihn ausgestellt hatte, er verlangte 12000 Thlr. an Geld, Gold und Geschirr, mit dem Versprechen, gegen Erlegung dieser Brandschatzung die Stadt vor Brand, Plünderung und Einquartierung zu schützen. Während darüber auf dem Rathhause unterhandelt wurde, drangen die Soldaten theils mit Gewalt zum Erfurter Thore, theils heimlich über die Mauern in die Stadt. Da begann ohne Scheu und ohne Umstände eine fürchterliche Plünderung öffentlich und durchgängig. Zu gleicher Zeit schoß in der Langengasse, bei dem Kriegsthore vor der Mühle am Eckhause in Franz Rödigers Wohnung ein Feuer auf, welches eine Scheuer und einen Stall in die Asche legte, und dann von selbst ohne alle menschliche Hülfe wieder ausging. Mitten unter diesem Lärme hatte sich Oberste Lottersheim vom Rathhause zurückgezogen, nirgends war er anzutreffen, nirgends gegen die Plünderung Hülfe zu finden. In der Nacht zeigte sich endlich der Oberst Benningshausen auf dem Markte, er wurde inständig gebeten, den Vergleich wegen der Brandschatzung zu vollziehen und der Plünderung zu steueren, aber er verweigerte beides, und dem Stadtrathe ließ er sagen, man sollte Gott danken, daß es nicht ärger zuginge und ihm für die leidliche Manneszucht 2000 Rthlr. zur Belobung und Belohnung auszuzahlen. Wirklich wurden auch Tages darauf, nämlich Donnerstags am 18. October 1000 Thaler an Bennigshausen abgezahlt. Aber die Plünderung dauerte fort, obgleich der Oberste mit seinem Geld davonzog, um auch Arnstadt[79] mit einem gleichen Besuche zu beehren. Hier wurde nunmehr eine Companie nach der andern zur Plünderung in die Stadt eingelassen, und die letzte, unter welcher sich viele Eichsfelder[80] Bauern befanden, behielt nichts übrig, als den Leuten die Kleider vom Leibe zu reißen, und selbst die Hemden auszuziehen. Gleichwohl kam am 19. October der Obristlieutenant Ranft auf das Rathhaus und forderte die 12,000 Thlr. Brandschatzun; zugleich drohte er mit Feuer und Schwerdt, wenn er nicht sofort befriedigt würde. Da mußte sich der Stadtrat wohl fügen. An deren Spitze standen damals als Bürgermeister D. Johann Jüngling und M. Friedrich Heppeler. Aber alles was Bürger und Einwohner vom Adel an Geld, Gold und Geschmeide, theils zu ihrem tragenden Antheile, theils vorschußweise in der Geschwindigkeit zusammen bringen konnten, betrug 5276 Thaler. Darunter war auch ein Darlehn begriffen, welches die Witwe des verstorbenen Bürgermeisters Georg Kruhme, Namens Elisabeth geb. Schröterin, mit 595 Thlr. 22 Gr. vorschoß, und worüber sich das zwei Jahre hernach ausgestellte Dokument in Abschrift noch vorfindet.
Dem Obristlieutnant Ranft wurden die zusammengebrachten 5.276 Thaler unverzüglich zugestellt, er erhielt zugleich vom Stadtrathe eine Verschreibung auf 3,000 Thaler Nachschuß. Gleichwohl dauerte die Plünderung noch bis um 20. October, sie hat von Mittwoch bis zum Samstag, Nachmittags 2 Uhr, ununterbrochen fortgedauert. Jetzt brach aber das wilde Heer auf, es zog auf Tennstädt,[81] wo die Kirche geplündert wurde. In Langensalza war bei dieser Plünderung auch die churfürstliche rothe Blutfahne eine Beute der Feinde geworden, bei welcher ein hiesiger Einwohner, Namens Franz Greim, der bei dem Defensions-Regimente lange Zeit gedient hatte, Führer gewesen war. Aus der Marktkirche war alles Silbergeschirr entwendet worden. Bei eben dieser Plünderung, welche die Feinde selbst als noch unerhört ausgegeben haben sollen, welche vielleicht als eine Rache gegen den abtrünnig gewordenen Chürfürsten angesehen werden konnte, sind mehre hiesige Einwohner Einwohner theils erschossen, theils zu Tode gemartert worden. Darunter gehört auch der Seidenkrämer Justinus Poppe, welcher dem Rathskeller gegenüber wohnte; er wurde, wie wir schon vorhin in einem andern Zusammenhange erzählt haben, während dieser Plünderung bei der Bergkirche erschossen und Sonntags am 21sten October begraben. Daß damals schon die hiesigen Vorstädte abgebrannt worden, erzählt zwar das europäische Theater [Theatrum Europaeum; BW], und Zeiler in seiner Beschreibung des Obersächsi[s]chen Kreises, aber unsere Chroniken, welche den allmähligen Eingang der Vorstädte vielmehr vom Jahre 1642 an datiren, wissen zur Zeit der Pappenheimischen Plünderung nur von dem Eingange einzelner Häuser. Die Folgen dieser Plünderung sind übrigens traurig genug. Wir haben umständliche Nachricht über den Plünderungsverlust, der nach Stieler’s Bericht, und zwar nach den Anzeigen, welche die einzelnen Bürger darüber an den Stadtrath einreichen mußten, 180,000 Mfl., nach anderen 81,106 Mfl. 11 Gr. 1 Pf. betragen haben soll; wir besitzen auch eine Ausgabenrechnung des Stadtraths über mehrere verabreichte Geldposten; wir haben außer der Urkunde über das Darlehn der Wittwe Kruhme, auch von der Verschreibung, welche der Stadtrath an den Obristlieutenant Ranft über 3,000 Thlr. Nachschuß ausstellte, von Ranfts zurückgelassenem Befehle und von dem Vergleiche über die Brandschatzung über die Brandschatzung Abschriften übrig behalten; welche wir mittheilen werden, wenn wir die Geschichte des traurigen Jahres 1632 werden vollendet haben. Wir besitzen auch des Weberstedter[82] Pfarrherrn M. Cyriacus Prachts Bericht darüber, den wir ebenfalls nicht vorenthalten können“.[83]
Im Bericht des Weberstedter Pfarrers Pracht heißt es: „Den 16. October 1632 gleich auf den Tag Galli kam der Kaiserlichen und Päpstischen Liga General der Herr von Pappenheim vom Eichsfelde, nahm Mühlhausen[84] mit einer starken Armee zu Roß und Fuße, die ergaben sich alsobalde, und alß sie von dannen in die nächsten Dörfer bis nach Seebach[85] feindselig einfielen und alles ausplünderten, haben sich die Dorffschaften im Amt Salza noch selbigen Tages nach Salza retterirt, wie auch wir dieselbige Nacht mit allen Pferdten in Weberstedt uns aufmachten, und die Mittewoch, als den 17. October frühe Morgens für die Stadt kamen,und eingelassen worden. Ehe wir aber ein par Stunden in der Stadt gewest, hatt sich der feind hin und wiedersehen lassen bis gegen Abend um 4 Uhr ist der Feind mit 30,000 Mann für die Stadt gerückt, darauf also bald der Hauptmann Brandenstein, welcher alda zu Besatzung lag, sammt den Bürgermeistern dem Feinde entgegengangen, und einen Obristlieutnant in die Stadt aufs Rathhaus bracht, mit demselbigen auf 12,000 fl. accordiret, die sie auch erlegt, daß der Stadt mit Plünderung sollte verschont werden. Als aber auf solchen Accord der Feind um 6 Uhr Regen [gegen; BW] Abend In die Stadt eingelassen worden, ist die Plünderung alsobald angegangen und der Accord von dem Feinde versprochenermaßen nicht gehalten worden; sobald der Feind in die Stadt kam, ist ein Feuer aufgegangen, welches ein Soldat angesteckt, der in einem Stall ein Pferd erschossen, und dadurch den Stall angesteckt, da ist der Feind wieder für die Stadt gerückt. Das Feuer aber ist bald gestillet worden, und der Feind wieder eingezogen, da ist es an ein Raubern und plündern gegangen, und gewehret drei Tage und Nacht; 1400 Pferde an Bürger und Bauer Pferden hatt der Feind aus der Stadt geführet, Küsten und Kasten aufgeschmissen, und alles an Silber, Gold, Gewand, Kleider, Geld, Geschmeide, Weißen Gerethe[86] auf Wagen geworfen, und hinweggeführt, Weiber und Jungfrauen geschendet, und viel gefangen, aus Weberstedt allein sind 6 junge Mägdlein dem Feinde in die Hände kommen und gefangen hinweg geführt worden. Hier dem Pfarrer sind 2. Pferde sammt dem Geschirr, so 100 Thaler würdig genommen worden. Alles unser Geschmeide, an vergüldeten und Silber Ketten, Silbern Gürtel, Silbern Löffeln. Item alle unsere Kleider und weißgerethe, welches in Summa an die 500 fl. Sich erstreckt ist mier genommen. Ich bin 2 mal ausgezogen, und verwundet worden, etliche mal hat man mich erschießen und erstechen wollen. In zerrissenen Hosen, die mir zugeworfen worden, bin ich ohne Schue und Strümpfe barfüßig in der Nacht in das Gehölze zu meinen Pfarrkindern kommen. Was für eine Wüsterei in der Pfarr ich funden, will ich nit setzen, aber das größte und höchste Herzeleith ist, daß mier und meinem lieben Weibe, unsere liebe Tochter Anna Sophie ein Mägdlein von 16 Jahren mit gewalt genommen und entfüret worden. Ach ! domestica mala sund majora lachrymis. Gott wolle der Feinde Herzen mit Barmherzigkeit Regen sie erfüllen. Sie und uns betrübte Eltern durch den h. Geist stärken, und trösten, in unserm Creutz Gedult verleihen, durch seine h. Engel schützen, regieren und führen, sie aus ihrem Elend und Nöthen zu rechter Zeit wieder ausführen und erretten, und gesund wieder zu uns bringen“.[87]
Der nach Langensalza geflüchtete Pfarrers Ernst Noltenius von Illeben[88] schreibt dazu: „Ich habe gahr nicht umhin gekont bey Ißiger gelegenheit dem Herrn Schwager zuschreiben v.[und; BW] zu refiren kürtzlich Wie Wir doch so Wunderlicher Weise Sambtlich Unter sonderbahrer Göttlichen protection alhier zu Langensalza in der graüsahmen Tyrannischen Pappenheimischen Plünderung, Mord-, Brand- v. [und; BW] räuberey findt [sind; B. W.] erhalten Worden; Alß ich Vernahm by [wy; BW] Die Crabaten ohne einiegen Wiederstand die Thore anlieffen v. [und; BW] Aufhieben (den Unsere Defensoren Verließen Musqueten spieß v. [und; BW] degen auch ihre bünte Röcke) führete ich den Schwiegervater, Mutter, Meine Junge frawen v. [und; BW] alle haußgenoßen auß dem hause in die Berg Kirche, darinnen saßen Wier in sehr großen schrecken v. [und; BW] zagen Von 5 Uhr biß 10 in die nacht, Wier Konten darinnen sehen b. großen fewr zu Tommesbrücken[89] d. machten die ganzen küchen hell, darnach entstundt by große fewr in der statt, fast alle augenblick Kahm ein groß geschrey diesen Und Jehnen hatten sie niedergehawen v. [und; BW] würde Weder jung noch aldt Verschonet, Da gab eins dem andern gut nacht, bahten eins dem Andern ab, „Empholen sich mit hellen v. [und; BW] lauten Singen v. [und; BW] behten dem lieben Gott, Weiber v. [und; BW] Kinder – fielen alle auff die gesichter Krochen rin Unter den Andern Winselten Undt schrien dy nimmermehr aufzusagen, Nach 10 Uhr aber kam Herr Balthsar Schmalkalden Unser lieber Schwager mitt des Obersten Bönnighausen Secretario v. [und; BW] führeten unß auß der Kirchen sämbtlich zu hause. Doch aber kahm Unterwegen ein Crabat zu uns, riß dem Vater die Mantel mitt gewaldt vom Halse, hatte ihn auch genßlich zu Boden gerißen dafern ich ihn nicht so stark erhalten hatte; Als Wier nuhn ins Hauß kahmen, Wahr schon alles geplündert, die Apotheker Laden Kisten und Kasten Undt alles mitt gewaldt auffgehawen und stunden im Hause Der Obrister Bönnighausen v. [und; BW] Obrister Leuttersheim fragten einen nach dem Andern Wert er Werde Wier beklagten Zum höchsten Unsere unschuld gegen ihnen Wurden aber mit schlechter AntWort abgewiesen; Ihr seidt lauter Narren; Schaffet geldt v. [und; BW] zufreßen e[t]c Ich für meine person gab mich P. aus für einen Stundenten, Unangesehen dy sie mitt gewaldt eine Priester aus mihr machen Wollten, stets sagende: du bist ein Papa, bist du nicht ein Papa e[t]c. Hernach nahm mich Obrister Leutersheim auff der großen stuben für, legte einen blosen Degen Undt Pistolen auff den Tisch drewete mit großen schweren v. [und; BW] flüchten [Flüchen; BW], Wofern ich ihm nicht alsobald 100 Rhlr. Promitirte v. [und; BW] in pucto verschafte Wollte er mich erschießen. Ich beschwerte mich zwarn Zum allerhöchsten Undt beschönete micht nicht so Viel inüglich [möglich; BW] mitt ergangener Plünderung nichts desto Weinieger aber ich zur Mutter holete 2. Silberne Becher und praesentirte sie ihm wardt aber sehr schlecht acceptiret maledictis ac fustibus und muste Wieder Zurück u. holen ihm noch nebens ziemlichen gelde, hernach wollte er mitt gewaldt ein Concubinam haben, Welches ich aber mitt Vielfeltiegen zu Fuß fallen Undt Klegliches bitten entlich noch Von ihm erbaht Seine Diener Undt Jungens Plünderten die gantze nacht alles auch u. Zusonders den Keller darin ich meinen Pfarrrock Unter die kollen Verscharret Welchen ich wieder von ihnen erkauffen Muste ich gab Vor er Wehre meinen Herrn Antecessori gewesen; dieser Oberste Zog den Morgen aus darnach kahm ein Hoffmeister mitt etzlichen Pferden herein, (bei dem gab ich mich auß darnach Kahm ein Hoffmeister mitt eßlichen Pferden herein, (bei dem gab ich mich auß vor einen Apotheker da Schwager Andreas eben nacher frankfurt[90] verreiset wahr) Plünderten Weiter Wo noch etwas übrig u. zufinden Wahr, hernach aber erhielten Wir mitt großen schenken und flehen allezeit Salva Guardi e[tc]“.[91]
Nach der Schlacht bei Lützen[92] hatte Holk Bönninghausen vor der Hinrichtung wegen Feigheit vor dem Feind, was Wallenstein Bönninghausen vorwarf, bewahrt.
Holk hatte Wallenstein am 8.12.1632 auch vorgeschlagen, Bönninghausen, dem am 18.12. Stadt und Grafschaft Dortmund[93] „auf Werbung und sonst zu Kaiserl. May. Diensten aufgewendet Expensen halber“ urkundlich übertragen worden war[94] – zur Unterstützung Gronsfelds an die Weser abzukommandieren.[95] Allerdings brach Bönninghausen, bedingt durch die Untersuchung der Flucht einiger Teile seines Regiments in der Schlacht bei Lützen, erst Ende Januar 1633 an die Weser auf.[96]
„Beim Heranrücken der kaiserlichen Armee verließ der Landgraf von Hessen Dortmund[97] mit dem größten Teil seiner Truppen, um die Belagerung Hamelns zu verstärken. Die zurückbleibenden 400 Musketiere wären aber einem Überfall durch die Kaiserlichen nicht gewachsen gewesen, und daher bemächtigte sich der ganzen Stadt eine große Aufregung, als das Heer nahte. Die Bürger fürchteten vor allem Bönninghausen, der wegen seiner und seiner Truppen Rohheit längst in Westfalen berüchtigt war. Bisher hatte die Stadt ihn mehrmals durch Geschenke abgewiesen. Aber jetzt wußten die Dortmunder wahrscheinlich bereits, daß der wieder mit dem Oberbefehl betraute Wallenstein am 18. Dezember 1632 dem General die Stadt und Grafschaft Dortmund ‚auf Werbung und sonst zu Kaiserl. Maj. Diensten aufgewendet Expensen halber‘ urkundlich übertragen hatte. So ist die Aufregung der Dortmunder beim Herannahen des Bönninghausen begreiflich. Aber wir hören von keinem Übergriff des Feldherrn auf die Stadt oder die Grafschaft. Auch als er bei seinem Rückmarsch im September 1633 in Hörde[98] lagerte, ließ er die Stadt auf Bitten des Rates, der sich auf eine Salvagardia des Grafen Gronsfeld berufen konnte, unbehelligt. Da wir in den Rechnungsbüchern keine Spur davon finden, daß Dortmund an Bönninghausen Kontributionen bezahlt hat, ist anzunehmen, daß er von seinem Recht auf die Stadt keinen Gebrauch machen konnte. Die Unstimmigkeiten, die die Übertragungsurkunde enthält, muß uns in dieser Vermutung bestärken. Zwar stellt die Urkunde keine Eigentumsübertragung dar, aber auch zu Kontributionszwecken konnte Wallenstein eine Reichsstadt und eine Grafschaft, die kaiserliches Lehen war, nicht ohne weiteres vergeben. Zudem widerspricht der Wortlaut der Urkunde den tatsächlichen Verhältnissen, wenn es darin heißt: ‚ … also haben wir ihn in erwägung dessen dergestalt auf die Stadt und Grafschaft Dortmund mit allen deren Zubehör, im Land zu Berg gelegen, das dem Kaiserl. Fisco heimgefallen ist, angewiesen …‘ Stadt und Grafschaft lagen nicht im Herzogtum Berg und waren ebensowenig wie dieses dem kaiserlichen Fiskus verfallen. Es liegt daher die Vermutung nahe, daß der Text der Urkunde absichtlich unklar gehalten sei, um eine wirkliche Übertragung unmöglich zu machen. Auch der Zeitpunkt der Urkunde, die eine Belohnung für treue, tapfere Dienste sein sollte, erweckt Bedenken. Denn die Verleihung erfolgte einen Monat später, nachdem Bönninghausen mit seinen Reitertruppen durch schimpfliche Flucht aus der Schlacht bei Lützen die Niederlage der Kaiserlichen vollendet hatte“.[99]
Der Hofer[100] Chronist und Organist Jobst Christoph Rüthner [1598 – 1648] hält fest, dass Bönninghausen im Januar 1633 Kontributionen von der Stadt Hof erhalten habe.[101]
Die Stadt Schwelm[102] erlebte ihre Kriegsdrangsale durch Bönninghausen, der im April 1633 aus dem Bergischen Land die Stadt um Kontributionen anging und Soldaten einquartierte.[103]
Kurmainz[104] und Kurköln hatten sich wieder an den Kaiser gewandt: Dass die „belägerung der statt Hameln nach wie vor von dem feindt mit allem ernst und eiffer continuirt würdt, auch die darin liegende guarnison durch stetiges travalligiren und ausfallen an der mannschaft sehr abgenohmen hat, und obwohl der oberster Bönninghausen mit den wenigen trouppen zu roß und fueß, so er aus disen quartiren ab- und nacher den Niedersächsischen Craiß hingeführt, sich mit dem grafen von Gronsfeld zu coniungiren vermeint, so hat er doch ein solches, umb deßwillen, daß der feind zwischen beede sich in die mitte gelegt, biß anhero noch nit zu werk richten können“. Kurmainz und Kurköln ersuchten wiederum um eine starke Diversion, die „durch niemand besser, noch füglicher, alß durch hochgemelts herzogen zu Mecklenburg und Friedland Ldn. geschehen kann“.[105]
Gegenüber Bönninghausen klagte Gronsfeld: „So viel die begehrte geldtmittel belanget, kan ich dem herrn nicht pergen, daß ich gantz kein geldt mehr habe, und noch uberall daß geldt, so dem herrn feldtmarschalk [Pappenheim; BW] undt mir zustendig gewesen, mehr dan m/20 [20.000; BW] Rt. von andern uffgenommen [Anselm Kasimir v. Mainz[106] u. Ferdinand v. Köln; BW] in ansehung, ich alle wochen hir und zu Nienburg[107] kaum mit 5.000 Rt. außkommen kan, bitte derhalben den herrn zum höchstenn, biß uff unsere glückliche zusammenkunft in geduld zu stehen“.[108]
In der Soester[109] Börde wehrten sich Bauern gegen Bönninghausens marodierenden Soldaten.[110] „Um Bönninghausen und seine Räuber zu befriedigen, kaufte der Rat [Soests; BW] in Ermangelung baren Geldes bei diesen hiesigen Kramern für 800 Rt. Seidenwaren auf Kredit, die den Marodeuren übergeben wurden“.[111]
Gleichzeitig versuchte man Gronsfelds ohnehin schon angeschlagene Reputation bei den rheinischen Kurfürsten weiter zu untergraben. In einem Schreiben von Kurmainz und Kurköln an den bayerischen Kurfürsten wird eine „zuverlässige“ Quelle aus Osnabrück zitiert, allerdings ohne Absender und Adressat: Unter Gronsfeld würden ligistische Regimenter veranlasst, sich Wallenstein zu unterstellen; er und andere Obristen hätten an Bönninghausen – der wohl als Chef des Stabes fungierte – bereits Kompanien abgetreten. Auch sei er von Wallenstein zum Feldmarschall befördert worden,[112] was er von Kurbayern niemals akzeptiert hätte, und erhalte seine Weisungen jetzt vom kaiserlichen Generalissimus. Somit würden, zumal Johann II. von Mérode-Waroux und Bönninghausen ohnehin dessen Kommando unterstellt seien, Ligatruppen von Offizieren Wallensteins kommandiert, was den Interessen des Katholischen Bundes wohl kaum dienlich sein könne.[113] Da diese Informationen aus einem geschickten Gemisch von Tatsachen und Verdrehungen bestanden, sollten sie doch das Ansehen des Grafen am Münchner Hof diskreditieren, da beide Kurfürsten sehr wohl wussten, dass Maximilian zu den erbittertsten Gegnern des kaiserlichen Generalissimus während seines zweiten Generalats gehörte. Gleichzeitig sollten die Ligastände Kommissare an Gronsfeld abordnen, die auch an den Konsultationen im Kriegsrat teilnehmen sollten. Zudem bestand Spanien noch immer auf der Abforderung der Truppen Gronsfelds von der Weserfront. Bereits im Februar 1633 hatte Philipp IV. Ferdinand II. zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen Frankreich aufgefordert und ihn ersucht, der französischen Regierung zu erklären, dass die Verhinderung des Zuges des Kardinal-Infanten bzw. des Zuzugs nach Flandern als Kriegsfall angesehen werden müsse. Gronsfeld war dabei zusammen mit Aldringen von Philipp IV. für die Sicherung des Wegs nach Flandern vorgesehen, was jedoch das Einverständnis Wallensteins voraussetzte. Bis in den Mai drängte Madrid auf eine kaiserliche Entscheidung für den sofortigen Kriegseintritt, wofür die Truppen Gronsfelds, Mérodes, Bönninghausens und Aldringens benötigt wurden, oder für einen sicheren Frieden mit Frankreich und den Generalstaaten.[114]
In dieser Phase der diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen beiden Höfen um Gronsfelds Abordnung in die Spanischen Niederlande war unterdessen die Lage der eingeschlossenen Besatzung Hamelns[115] von Tag zu Tag kritischer geworden, doch sollte die Entscheidung über das Schicksal der Stadt an anderer Stelle fallen. Bereits im April[116] hatte Gronsfeld Bönninghausen den Befehl erteilt, die Verbindung mit Mérode herzustellen und zum Entsatz Hamelns heranzuziehen.[117] Auch hatte er den kurmainzischen Oberamtmann Heinrich Christoph von Griesheim an den kaiserlichen Hof und zu Wallenstein abgeordnet, um erneut um einen Sukkurs zu ersuchen, der ihm nach Abschluss des Feldzuges in Schlesien zugesagt wurde.[118] Auf konföderierter Seite sollte der von Herzog Georg entsandte Knyphausen zusammen mit Melander [Holzappel; BW] die Verbindung Bönninghausens und Mérodes verhindern. In den Berichten Kurkölns an Maximilian hieß es, dass Bönninghausen etwa drei Wochen lang bei Osnabrück auf die Vereinigung mit Gronsfeld gewartet habe, vom Gegner jedoch daran gehindert wurde. Wegen fehlender Subsistenzmittel habe er sich wieder in das Hochstift Münster zurückgezogen.[119] Weil aber „die Lüneburgische undt Heßische ermelten von Bönninghausen von dem grauen von Gronsfeld abgeschnitten, und die coniunction mit demselben ahn der Weser verhindert, der von Bönninghausen auch dem feind in campagnia widerstand zuthun, oder ihnen anzugreiffen nit bastant ist, so hat er sich zuruek in meinen stift Münster retiriren und negst umb selbiger statt hero niderlegen müßen, zu deme dan der feiandt, weilen er meister in campagnia, undt so woll den mehrern thaill meines stifts Münster, alß auch den stift Paderborn, unnd anderer umbligende orter in seines gewaldt hatt, undt mehr dem Rhein stromb nähert, wie dan auch der schwedischer general Baudissin, in deme zue besagtem meinem stift Münster gehorigen Emsland mit newen werbungen sich sterken, undt zu deren behuf unerschwingliche contributionen, lauf, unnd musterplätz seines gefallens außtheilen thutt. Unnd obwoll ermelter von Bönninghausen auf deß grauen von Mérode mit verlangen erwarttet, derselbe auch so bereith ankommen, daß er beraitz im aufbruch, umb nacher dem Rhein zu marchiren, begriffen, ich auch darzu alle mögligste befürderung gelaistet, auch ferneres zuthun nit underlaßen wolle, so thut eß doch ahn dennen darzue unentpörlichen mitteln sehr ermangeln, also daß selbige furt- unnd uberzuge dergestalt nit, wie es die hohe notth erfordert, maturirt werden kann“.[120] Angesichts des Charakters Bönninghausens, den Wallenstein wohl richtig eingeschätzt hatte, scheint es jedoch nicht ausgeschlossen, dass er sich unter diesem Vorwand mit Deckung Kurfürst Ferdinands der Auseinandersetzung um Hameln entziehen wollte. Bönninghausen lag zunächst mit sechs Regimentern vom 1.-11.6. auf der Mauritzheide vor Münster.[121] „Am 2. Juni 1633 klagten Kanzler und Räte beim Kurfürsten über die Notlage des Hochstiftes, die sich vergrößert habe, weil der Generalwachtmeister von Bönninghausen bereits über acht Tage lang vor der Stadt lagere. Seine Reiterei hätte ringsum alles Getreide abgeerntet, die Dörfer geplündert, das Vieh abgeschlachtet. In die Stadt kämen keine Lebensmittel mehr herein, weil die Mühlen beraubt seien und Mehl fehle. Der münstersche Magistrat, der den General zeitweise verproviantiert habe, beklage sich sehr über ihn“. Bönninghausen hatte eine „Verehrung“ von 1.000 Rt. erhalten.[122] Nach der Mitteilung eines Münsteraner Schuhmachers hatte er sich über die hohen Preise beschwert und erklärt, „keine Statt tractirt meine Soldaten übeler als Münster“.[123] Zum Teil hatte man versucht, den Ausschuss zu mobilisieren: „Am 16. Junii [1633; BW], als der feiand mit seiner soldatesca dem hiesigen ampt sich genahret, liß auf einen tag der richter von Medebach[124] dreimalige citationes an die stat alhir abgehen ad effectum, man vor man naher Medebach zu schicken und dem aufgemahneten landvolke succurs zu leisten, wie dan auch daselbsten fernerer ordinanz abzuharren, mit dieser trohenden clausul, auf den contraventionsfal leib und lebensstraf wie auch verlust aller privilegien zu gewarten. Als nun aber die alhiesige burgerschaft vor eine unumbgengliche noturft ermessen, unser selbsaigene stat und feldmark in wachenter obhut zu beachten, hat man keinen burger folgen lassen, worauf dan der anitzo im ampt einquartirte obristleutenant zehn reuter anhero abgelassen und getrohet, auf ferneres widersetzliches verpleiben den burgermeister bei dem kopfe abzulangen. So hat man demnach solche comminationes und hitzige extremiteten abzufertigen, einen botten mit abgebener excusaschrift an hern drosten ausgefertiget und erhalten, das gemeine stat und deren burgerschaft zu postulirter folge keinesweges angenotiget werden solte, sub dato des 17. Junii. Demnach aber, obwol die primorces[125] zu Medebach albereit ausgewichen und jederman vermeinet, das ampt werde wiederumb von dem feiandlichen volk occupiret werden, ist gleichwol dasselb vor diesmal beschonet pleiben und der feind seine marche nach der Weser genommen“.[126]
Doch waren die Kaiserlich-Ligistischen nach der Vereinigung mit Johann II. von Mérode-Waroux,[127] der die Weisung von Kurmainz und Kurköln erhalten hatte, dass er sich von Gronsfeld „nicht persuadiren ließe, mit dem Schlagen einzuhalten“,[128] und später einer dritten Heeresgruppe unter Bönninghausen – dieser hatte am 23.6. bei Telgte[129] eine Schlappe gegen Kagg(e)s Dragoner hinnehmen müssen[130] – bei Wittlage[131] mit 9.-10.000 Mann[132] in einer derartig starken Position, dass Melander und Knyphausen keinen Angriff wagen konnten. Gronsfeld, der die Garnisonen aus Wolfenbüttel,[133] Hildesheim,[134] Nienburg, Minden,[135] Osnabrück[136] und anderen festen Plätzen aufgeboten hatte, schlug im gemeinsamen Kriegsrat vor, Hameln zu entsetzen, wogegen gerade Johann II. von Mérode-Waroux wegen seiner Direktiven starke Einwände erhoben haben soll.[137] Man könnte dem später gegen den Grafen erhobenen Vorwurf, er habe sich trotz seiner Befehlsgewalt dem Mehrheitsbeschluss gebeugt, zustimmen. Sein Zögern lässt sich vielleicht damit erklären, dass er eine offene Konfrontation mit den Kaiserlichen vermeiden wollte, hatte doch schon der einflussreiche, spanienfreundliche Johann Ulrich von Eggenberg, zudem der wichtigste Berater des Kaisers, geäußert, dass Gronsfeld „zue aim capo die genuegsame sufficientiam nit habe“, aus Gründen, die er nach Questenbergs Aussage nur Wallenstein selbst mitteilen wolle.[138]
Bei Hessisch Oldendorf[139] in der Grafschaft Schaumburg kam es zur Entscheidungsschlacht,[140] die nach Georgs Auffassung durchaus vergleichbar mit der bei Lützen war,[141] und einer der „merkwürdigsten der deutschen Geschichte“.[142] Georg fügte den an Zahl überlegenen Kaiserlich-Ligistischen[143] eine vernichtende Niederlage zu, wenn auch „das relative Mehr an Fußvolk auf Seite Gronsfeld’s aus kaum geworbener, eilig zusammengeraffter junger Mannschaft bestand und das ganze übrige Heer durch langwierige, beschwerliche Märsche, unglückliche Kämpfe oder schlechte Garnisonen merklich an äußerem und innerem Halt verloren hatte. Vor allem aber an schweren Geschützen hatte Gronsfeld, wie sich bald zeigte, verhältnismäßig allzu wenig vorgesorgt“.[144] Die kaiserlich-ligistische Armee – nach einem Bericht aus Osterode[145] angeblich 13.000 Mann, darunter „mehrernteils die besazungen aus Minden, Nienburg, Neustadt am Rübenberge,[146] Wolfenbüttel, und die hahnenfedern aus denen stifftern, als Münster, Paderborn und Osnabrück“[147] – fand in den frühen Morgenstunden des 7.7. den Weg bereits durch den Gegner verlegt. Anscheinend hatte man die nötige Aufklärung sträflich vernachlässigt. Außerdem hatten Herzog Georg, Knyphausen und Melander [Holzappel; BW] eine sehr geschickt gewählte Stellung bezogen.[148] Um 1.000 Mann in Schlachtordnung aufzustellen, brauchten die Ligisten im Gegensatz etwa zur schwedischen Armee immer noch eine Stunde. Hinter einem tief ausgeschnittenen Bachlauf war ihre Infanterie in Schlachtordnung aufgestellt und in der Front kaum angreifbar, während der rechte Flügel durch Waldungen und der linke durch sumpfigen Wiesengrund gedeckt waren. Diese Geländeverhältnisse, von Gronsfeld auch in seiner späteren Verteidigungsschrift, der „Comoedia Gronsfeldiana“, beschrieben,[149] machten es ihm unmöglich, die damals zumeist Schlachten entscheidende Kavallerie wie üblich zur Einleitung des Kampfes gegen eine der beiden Flanken anreiten zu lassen.[150] Gronsfeld hatte sich gegen einen Angriff ausgesprochen: „Ich hatte aber kaumb ausgeredet, da fienge der graf von Merode ahn und sagte, daß alles das ienich, was ich jetzt geredt, ihnen praedicirt worden, und könte er mir nicht bergen, daß die herren chur und fürsten ihm ausdruklich vohrgesagt, sie wüßten, daß ich den feind würde schtarck machen und unsere schwach; sie wüßten nicht, ob[s] poltronerie[151] oder verreterei were; er, graf Merode, sollte nichts darauf geben, sollte nuhr wackher darauf schlagen, doch man hielte davohr, daß man Hameln mit 1.000 pferdt könte entsetzen. Wie mir diese discours ins hertz geschnitten, ist leichtlich zu ermessen“.[152] Zu spät erkannte er, dass er in eine Falle geraten war. Johann II. von Mérode-Waroux – dessen Truppen Johann II. von Mérode-Waroux selbst insgesamt angesichts des ausgebliebenen Solds als schlecht motiviert eingeschätzt hatte – und der von Wallenstein wegen seiner Feigheit vor Lützen verachtete, skrupellose Bönninghausen[153] rieten ihm angesichts der gegnerischen Aufstellung von einer Kehrtwendung ab.[154] Auch die Mehrheit der Offiziere forderte unter dem Einfluss des arroganten Mérode – der in den verschiedenen Schlachtberichten zuerst genannt wird: „Herodes, oder wollte ich sagen, Mirode, sambt seinem anhang, den Gronsfeld und Bönninghausen, durch Gottes handt ganz geschlagen“[155] – den sofortigen Angriff. Mérode-Warouxs Truppen genossen im ligistischen Lager einen ausgesprochen schlechten Ruf. Es bestand angeblich aus lauter Wallonen; nach Ansicht des Grafen von Sulz sei bei ihnen „gantz kein Rgt. zu halten“.[156] So soll Mérode Kurmainz und Kurköln gegenüber selbst zugeben haben: „Wie Ich bei deroselben, daß die höchste Nothdurft erfordere, das Volk zu mustern und mit einem Monatssold zu versehen, gehorsamste Anregung gethan, also thue dasselbe hierdurch wiederholen, maßen dann der Oberstlieutenant Henneberger bei mir gewesen und mit mehrem zu vernehmen geben, wie die Knechte anfangen sich zu rottiren und allerhand seltsame Discurse zu führen, wie man nämlich ihnen vor der Musterung gute Quartiere zugesagt, itzo aber aus einem Ort in’s andere und in fremder Herren Lande geführt worden, daß sie also nicht wissen könnten, wohin sie solches zu denken hätten“, verbunden mit der Bitte, „das Wesen dahin gnädigst zu befördern, daß das Volk beisammengebracht, gemustert und mit einem Monatssold versehen werden möge, widrigenfalls allerhand Disconvientien zu besorgen sein wollen“.[157] Gronsfelds Freund Lintelo notierte sich schon am 10.1.1632: Man „weiß wohl, wie die Wallonen beschaffen, nur auf Plackherey und rauberey, doch zum fechten seyn sy wenig nuz, es heißt wol dem gemeinen Sprichwort nach: vill geschrey und wenig wohl. Thuet doch den armen undertanen wol soviel plagen als ein ganzes volles Regiment“.[158] In dem anti-kaiserlichen Bericht an August von Anhalt-Plötzkau hieß es dagegen: Da „sich anfangs, sonderlich der Merode, Spanier und Wallonen sehr wol gehalten, weil aber die reutereÿ nichts fechten wollen, wenn sie endlich in confusion gerathen und herr general Knyphausen anfangs befohlen, keinem quartir zugeben, da dann mancher hoher officirer, ob er schon sehr darumb angehalten, daßelbe nicht erlangen können, sondern waren, sonderlich von den Schwedischen, alles niedergehauen“.[159]
Zu den hier aufgebrochenen Friktionen zwischen dem ihm nach Wallensteins Patent untergeordneten kaiserlichen Generalfeldzeugmeister Mérode und Gronsfeld hatte sicherlich auch seine Ernennung zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen am Niederrhein beigetragen, hatte sich Mérode doch wohl Hoffnungen gemacht, hier ein selbstständiges Kommando zu erhalten.[160] So wurde in der späteren Untersuchung nachgefragt, ob „also zwischen Gronsfeld und Mérode wegen des commando mißverstand gewesen schon in Minden, ob man bei dem general rendeuous sich deßhalben verglichen“ und ob die Verbände über die Befehlsstruktur informiert gewesen seien.[161] Der um seine Reputation besorgte, persönlich sehr tapfere Gronsfeld, der nicht mehr als Vorwurf der Feigheit zu fürchten schien, fügte sich dann aber doch dem Mehrheitsvotum des Kriegsrats; eine Führungsschwäche, die ihm auch 1648 bei der Aufgabe des Lechs zum Verhängnis werden sollte: „Dieweillen aber die zeitt nicht wehre, viel discours darüber zu machen, sagte ich anderst nicht, als daß mir leidt wer, daß ich mit meinen treuen diensten ein solche opinion verursacht, damitt man aber aus dem argwohn kehme, mußte ich endtlich daß iennich zu laßen, waß gemelte herren haben wolten, daß folk wehre ihnen, mochtens und köntens nach ihrem belieben verschpielen. Damitt man mir aber hernegst nicht obiciren könte, als ob ich vorweißlich auf des grafen Mérode einzige turbulente redt mich alsobald praecipitiert hette, begerte ich, man möchte der ahnwesenden hohen officire parere auch ernstlich drüber vernemmen, welche einhellichlich dahin einschtimbten, man solte und müßte den feind angreifen; einer luht mich zu gast in Hameln [was sich nach der „Wunderbaren Retirada“[162] wohl auf Äußerungen Bönninghausens bezog; BW], der andere wolte den feind allein pressen und noch dergleichen mehrers“.[163]
Abgesehen von der Geringschätzung der eigenen Soldaten und des Beharrens auf der vorgeblichen Befehlsgewalt, die nach Gronsfelds Aufzeichnungen hier zum Ausdruck kamen, verhinderte zudem eine vorgeschobene Stellung des Gegners jedes weitere Vorrücken, während sich schon die große Überlegenheit der schwedischen Artillerie[164] bemerkbar machte. Da der Angriff sehr rasch erfolgte, war anscheinend zum großen Entsetzen des Mainzer Kurfürsten die übliche Feldmesse von Gronsfeld nicht abgehalten worden: „Ob vor der battaglion nach altem loblichen christlichen geprauch der allmechtige Gott umb beistand mit diemutigem gepett angerufen und also die feldcapellanen den feldherrn darzu ermanet, er selbigen nit schimpflich außgelachet und gesagt, man hette ietzo mit andern sachen zu thuen“.[165] Durch das kreuzweise Feuer der Konföderierten erlitt besonders der rechte Flügel große Verluste, als die Kanonenkugeln in die dichtgedrängten Reihen einschlugen.[166] Gronsfelds verzweifelter Versuch, „granat feuer kugelln in die heßischen munition wägen zu werffen, in meinung, durch dz mittell eine confusion zumachen und großen schaden zuthun“,[167] blieb wirkungslos. Als er den Obristen Floris Freiherr von Mérode,[168] einen Vetter des kaiserlichen Generalfeldzeugmeisters, zum Eingreifen aufforderte, verweigerte dieser wiederholt den Gehorsam, anstatt die Musketiere Geleens, die sich in Gräben und Hecken festgesetzt hatten, durch einen Kavallerieangriff zu entlasten, und meinte sarkastisch, ebenso gut könne man ihm befehlen, mit dem Kopf gegen eine Mauer zu laufen: „Es sei nicht der Brauch, erklärte er, dass „die Reiter auf die Musketiere, und sonderlich im Walde, chargiren“.[169] Gegen zwölf Uhr griff Knyphausen, der die Parole ausgegeben hatte, keine Gefangenen zu machen, mit der Kavallerie an. Dieser Tötungsbefehl war möglicherweise die Revanche für den Befehl der bayerischen Kriegskanzlei beim schwedischen Rückzug aus Bayern, die Kroaten sollten alle „hinterblibene[n] Schwedische – sei gleich gesund oder kranke [Zusatz] – , welche sie auf den straßen und an andern unterschidlichen ohrten und anders antreffen, unfehlbar niedermachen“.[170] Zwar wurden seine Regimenter im ersten Ansturm von Quadt, Westphalen und Wartenberg noch einmal zurückgeschlagen, als aber die Hauptmacht seiner Kürassiere und Dragoner auf die Kaiserlich-Ligistischen eindrang, wurden diese geworfen, zumal auch Kommunikationsschwierigkeiten aufgetreten waren.[171] Gronsfeld brachte zwar zusammen mit Bönninghausen noch einmal vierzig Standarten gegen die Konföderierten vor, doch sollten seine Reiter dem massiven Anritt der schwedisch-finnischen Kavallerie unter dem ehemaligen Schneider und Typ des schwedischen „Soldaten von fortune“, Stålhandske, und Kagg(e), der das Jönköping-Regiment kommandierte, nicht standhalten. Stålhandske hatte 1631 den Befehl über das ehemals von dem Finnlanddeutschen Reinhold Wunsch geführte finnische Reiterregiment [acht Kompanien à 150 Mann Sollstärke] übernommen. Seine 650 Finnen galten zusammen mit Isaac Axelssons Upländern (325 und möglicherweise 230 Ostgöter) als die zuverlässigsten Soldaten in der Royal-Armee.[172]
Die Kaiserlich-Ligistischen ließen die Infanterie im Stich, gegen die sich nun der Angriff Melanders richtete.[173] Panik brach aus, Fahnen gingen verloren, Graf von Mérode wurde schwer verwundet – Gronsfeld wurde später vorgeworfen, man habe Mérode trotz seiner Verletzungen „mitgeschleift“ und dadurch seinen Tod verursacht[174] – und in wilder Flucht zogen sich die kaiserlich-ligistischen Truppen vom Schlachtfeld zurück. ´Nach einem Bericht aus Osterode vom 30.6.1633 (a. St.) soll Mérode eine größere Anzahl Bauern in seinem Regiment gehabt haben: […] „ob sie wol vmb Quartier gebeten / ist es jhnen doch nicht wiederfahren / soondern sind alle nieder gemacht worden“.[175] Bönninghausens Reiterei kam erst vor Minden zum Stehen;[176] elf Kompanien sollen dort gemeutert haben,[177] was die Spottverse in dem satirischen Flugblatt „Wunderbare Retirada“, das die Flucht Bönninghausens, Gronsfelds und Geleens in deutschen und französischen Versen kommentiert, zum Ausdruck brachten.
Was muß das sein für ein Windt /
Der den Held fortjagt so gschwindt ?
Auf Minden er galoppirt /
Muß sich drumb haben verjrrt.
Denn er heut schwur bey seim Eydt /
Schelhammern zuthun Bescheidt /
Vnd in Hammeln zu pravirn /
Nun thut er allhie passirn /
Vnd eylt nach der Minderpfortn:
Der Wind ist gewiß von Nordn“.[178]
In einer zeitgenössischen Flugschrift über die Schlacht heißt es „Aus einem andern Schreiben“:[179] „Demnach S. Excell. der Herr Feldmarschalch die Conjunction deß Graffen von Gronßfeld [Gronsfeld; BW] mit Meroden vnd Benninghausen [Bönninghausen; BW] geschehen lassen müssen / hat er sich mit allen beyhabenden Trouppen / als den General Majeur Kachen [Kagge; BW] vnnd Melander [Holzappel; BW] wiederumb ins Läger den 29. dieses retirirt / die Reuter vnd Volck nahe bey Woll[180] campirt / vnd vberall gute ordre gestellet / damit nicht etwa ein Einfall geschehen / oder er an constanten vorgenommenen propos in comportirung[181] der Stadt Hameln[182] verhindert werden möchte / Darauff seynd wie weiland 4 junge Grafen vnnd Herrn / als der von Gronßfeld / so commãdirt, Merode / Benninghausen / vnd der von Wertenberg [Ferdinand Lorenz v. Wartenberg; BW] / der H. von Gleen [Geleen;[183] BW] vñ andere von Minden außgefolget / vnd den 27. dieses vffn Abend etwa vm die Glock 3. bey Schaumburg[184] zwischen Oldendorff vnd 2. Dörffern / als Tode[185] vnd Wolstorff[186] / etwa eine Meile von vnserm Lager vor Hameln gesetzt / vnd 12000. Mann, 8000. zu Fuß vnd 4000. zu Pferde / effectivè (wie die vornehme Gefangene fast alle aussagen / sollen da 14000. Mann complet gewesen seyn) starck in Batallie gestellet / auch mit vier Canonschüssen den Belagerten die Loßkündigung gethan / welche darauff mit so vielen hinwieder geantwortet / der gar eyfferigen zuvor bey Abschied zu Minden beliebter resolution, vnd ohn fest gefaster courage, der Teuffel sie holen solte / wo sie nit Hameln entsetzen / oder sterben wolten / Ist darauff von S. F. Gn. Herrn General I. Excell. Herr Feldmarschalln vnd andern hohen Officirern in geschwinder Eil vffn Abend die billich gute gegen Resolution genommen / Im fall der Feind stünde / wie wir vns dann nicht wol einbilden kondten / sondern gedachten / er etwa eine Finte machen / vnd durch die Berge oder sonsten allein Volck in die Stadt zu bringen / oder vns davon zu locken suchen würde / durch Hülffe Gottes (wie dann das Feldgeschrey dieser Orten war) Hilff Gott I. Kön. Maj. höchstmilden Gnaden Blut zu rächen / vñ den Feind zu schlagen / vnd ob wol Mangel der ammunition anfangs vnd fast allerhand perplexität machte / massen die Convoy, so dieses falls nach Hañover[187] in so geschwinder Eil nicht wieder zurück kommen köndte / seyn doch I. Exc. der Herr Feldmarschall hingeritten zuförderst einen Ort zum Combat an vnser seiten bequembt : wie er dann auch sehr favorabel vnd commodè gewesen / da vff der rechten die Berg / vnd vff der lincken seiten die Weser neben obgedachter Stadt Oldendorff zu vnserm Vortheil zu erwehlen / darauff I. F. Gn. der Herr General zu marchiren befohlen / welche die ganze Nacht bis morgẽs vmb 8. Vhren gewäret / vmb welche Zeit die Bataglie von hochged. I. Exc. wol formirt, vñ darauff die Schwedische Loßkündigung durch 2 Canonschüssen vff etliche deß Feindes / so fast wie wir hinten im Hügel hielten / hervorguckende Trouppen gethan worden / welche eben den Geruch deß guten noch vbrigen Pulvers nicht wol vertragen können / dardurch dann den vnserigen die grosse courage zu fechten confirmirt vnd grösser worden / der Feind aber / welcher ihm dañ vffs Fußvolck meist verlassen / commandirte die Mußquetirer durch hole Wege am Berg / da er die ganze force hin emplorirte / wurdẽ aber von den vnserigen durch Herrn General Majeur Kachens gute conduicte so begegnet / daß es Lust anzusehen / vnd war nicht anders / als wann es eitel Kugel geregnet. Wie nun solches etwa 3 Stund continuellement gewäret / ward die sehr ersprießliche resolution genomen / den Feind dero gestalt anzugreiffen / daß Ihre F. Gn. Herr General vnd Ihre Exc. Herr Feldmarschall / dabey dann auch Herr Gustavus Gustaff Sohn [Gustafsson; BW] sich resolut befunden / vff der einen seiten mit der Cavallerie selbsten / General Major Kache / Vßler [Thilo Albrecht v. Uslar; BW] vnd Obr. Stalhanß [Stålhandske; BW] / Obr. Soppe [Soop; BW] / Obr. Sack [Osten; BW] / Obr. Isaac / Axesyn [Axelsson; BW] vnd Major von den Schmalendern / also mit dẽ Kern der hiesigen Armee vff der andern Seiten / vnd Melander in der Mitte den Feind angrieffen / doch nicht ohn einer guten reserve / welches dann auch dero gestalt geschehen / daß nach langen Gegenminẽ der Feind in confusion, darauff in die Flucht gelegt worden / verlauffend die Stücke / Artolerey / munition / Pagage / vnd alles was er bey sich gehabt / bey etlichen hunderten fielen nieder / vnd baten Quartir / welches die Finnen nicht wol verstehen kondten / doch von den Teutschen bißweilen solches erhielten / die vnserigen haben die noch vbrigen biß Rinteln[188] vnd Minden verfolget / so fern es denn voller Toden vber Todẽ liget. Ist also der Feind dieses Orts / sonderlich die Infanterey vff einmal ganz ruinirt vnd höchstgedacht I. K. M. Tod der gebür eben vff Leonis Papsts / ut fasti docent, Tag / an den Pfaffenknechten gerechnet worden / dazu dann die vnserige zuförderst ihre devoir vnd eusserliche Bildniß / so ein jeglicher fast vff der brust tregt / auch sonderlich das lebendige obged. Gustaff Gustaff Sohn (welches præsenz dabey nit ein geringes genutzet) ermahnetẽ. Vom Feind ist Gen. Merode durchn Leib geschossen / seynd in der flucht für Bruckeburg[189] gewiß gestorben / so wol der Herr von Geldern [Geleen; BW] selbst vnd Obr. Quad [v. Alsbach; BW] neben noch andern Gen. derẽ Namen noch nit kundig / Obr. Westerholtz [Westerholt zu Lembeck; BW] ist vffn Kopf vnd in die Axel geschossen / vnd neben Obr. Westphal [Heinrich Leo v. Westphalen; BW] gefangen / wohin Bennighausen vnd der von Wartẽberg hinkomen / weiß man noch nit / der Graff von Gronßfeld ist naher Minden gelauffen / dessen Hut vnd Degen I. F. Gn. dem H. General zuhanden kommen / wie auch obged. Herrn Gustaff Gustaff Son / einen von deß Merode Page, so seiner sprachen wol kundig / neben einẽ stab etlicher Hunden vnd Französischen Büchern / der Cornet vnd Fahnẽ seyn vber die massen viel / mehr dann etliche 50. schon gelieffert / darzu 12. Metallene Stück. An vnser seiten sind / Gott lob / nicht vber 100. verletzt vnd geblieben / keine hohe Officirer / als Obr. Stalhanß / so mit einer Pistolen vber den Elbogen durch den lincken Arm / vnd Obr. Soppe / durch die rechte Lenden / beyderseits ohn Gefahr deß Lebens oder sonsten geschossen wordẽ / daneben auch der Obr. Ranzow [Marquard Rantzau ?; BW] vnserer seiten gefehrlich blessiret. Es ist nicht zu schreiben / wie statliche beute die vnserigen gemacht / also daß auch ein geringer schütze mit einer roten sambten Casache wol verbremet / vnd mit Plusch gefüttert auffgezogen kömpt / vnd fast biß Rinteln / wie ich dann selbst mit gefolget / die wege voller Pagage / welches mich auch verhindert / so wol im mangel gelegener botschafft / daß ich solches gestern nicht alsobald avisirt. Ist dieses nur gleich mein Entwurff dieser grossen vnd herrlichen victori / heut oder morgen wird man mehr particularia vnd etlicher mehrer Namen der Toden haben / Das Combat wäret von 8. vhr morgens biß 4. deß Abends / ausser dem Verfolg / vnd war ein schön gewünschtes Wetter / welches vns sonsten bißhero nicht wol favorisiren wollen / Jetzo wird ein Trompeter an den Obr. Leut. Schelhamer mit etlichen Weibern vom Feind / davon er / wz gestern vorgangen / erfahren mag / geschickt / vnd catechotische Erklärung begehrt / meyne das Herz sitze schon niedriger / vnnd sey durch das Gedöhn der gestrigen Carthaunen ganz gefallen“.
Während Wilhelm V. von Hessen-Kassel mit den hessischen Fußtruppen am 22.8.1633 das feste Schloss Lüdinghausen[190] zur Aufgabe zwang, hatte er die Nachricht erhalten, dass sich Daube mit mehreren hundert Kavalleristen auch Warburgs[191] bemächtigt habe und einen Vorstoß ins Hessenland plane: „Welcher gestalt Paul Daube mit seinem reuberischen grossen ahnhang sich nicht alleinn der statt Warburgk impatronirt, sondern auch mit etzlichen hundert pfwerden uff unssern grentzen finden lassen undt dieselbe wohl allen vermuhtungen nach mit zuziehung etzlicher Böninghaussischen trouppen unser fürstenthumb invadiren undt darinne ihrem gebrauch nach mit sengen undt brennen, rauben undt morden übell gebahren, unss auch dardurch von unsserm vorhaben zu divertiren understehen dörfte“.[192]
Um die Verluste an Ausrüstung ergänzen zu können, hatte Bönninghausen, der nach der Schlacht ins Münsterland ausgewichen war und zur Remontierung 10.000 Rt. rückständiger Kontributionen erhalten hatte, am 20.7. von den ständischen Deputierten in Münster 50.000 Rt. und die Lieferung von Musketen verlangt; der Kanzler Dietrich von der Horst hatte ihm nur 10.000 Rt. sowie 2.000 Musketen bewilligen können.[193] Vom 23. bis 26.7.1633 konferierte er in Telgte mit Wartenberg, den Deputierten des Domkapitels und den fürstlichen Räten, denn jetzt schien die katholische Position in Westfalen ebenfalls vor dem Zusammenbruch zu stehen. Diese Aufgabe nahm er wahr, obwohl er sich in der Schlacht von Hessisch Oldendorf nicht gerade ausgezeichnet und die Hamelner Garnison nach der Kapitulation an sich gezogen hatte, auch von Maximilian selbst als nicht besonders befähigt angesehen wurde und dessen Verhältnis zu Gronsfeld, der ihn protegierte,[194] schwer einzuschätzen ist.
Bönninghausen hatte in der Schlacht als Führer der Aufklärungsreiterei versagt. Anscheinend wollte er sich auf Anforderung der Infantin der burgundischen Armee anschließen, was die Generalstaaten als Bruch der Neutralität mit Kurköln angesehen hätten, falls Bönninghausen wirklich über den Rhein gegangen wäre; Kurköln und Kurmainz hatten daher ihre Zustimmung verweigert.[195]
Wilhelm V. rief seine Truppen ins Münsterland, wo sich Bönninghausen, der Geld auftreiben musste,[196] durch weitere Werbungen zu verstärken suchte.
Unterdessen hatte Gronsfeld versucht, mit den verbliebenen Truppenkontingenten neue Aktionen gegen die Konföderierten einzuleiten. Am 16.9. hatte er in einem allerdings von hessen-kasselischen Truppen abgefangenen Schreiben Bönninghausen aufgefordert, die unter Kagg(e) über das Eichsfeld und Fulda[197] nach Franken auf Schweinfurt[198] zu abrückenden fünf schwedischen Regimenter zu überfallen.[199] Falls dies nicht möglich sei, sollte der sich auch immer mehr zu einer Gefahr für die Grafschaft Waldeck werdende Bönninghausen in die Grafschaft Lippe – anscheinend als Strafexpedition gegen Graf Simon Ludwig zur Lippe wegen seiner Annäherung an Schweden und Hessen-Kassel gedacht – vorstoßen, um dann zusammen mit ihm die von Knyphausen belagerte Petersburg[200] zu entsetzen. Bönninghausen soll noch über zweitausend Reiter, eintausendfünfhundert Infanteristen und zwei Kanonen verfügt haben, als er von Medebach aus in die Grafschaft Waldeck einrückte.[201] „Im September nahm Herzog Georg von Braunschweig das feste Haus Pyrmont[202] ein und säuberte die Grafschaft von ‚feindlichen‘ Truppenteilen. Im gleichen Monat überzog der liguistische Oberst von Bönninghausen ‚mit seiner Bande die Grafschaft …, allenthalben auf das Uebelste verfahrend‘. Bis auf den heutigen Tag ist der Name Bönninghausen im Waldeckischen unvergessen. Dieser zweifelhafte Ruhm begann mit der Einnahme Korbachs,[203] in dessen Mauern 2 (noch in der Werbung befindliche) hessische Kompanien lagen. Deren Aufnahme rechnete Bönninghausen der Stadt als Verbrechen an, forderte 12 000 Rthlr., die die Einwohner teils in Geld und Früchten, teils in Silbersachen, Zinn und Kupfer mühsam genug aufbrachten, um der angedrohten Plünderung zu entgehen. Dazu wurden sämtliche Pferde requiriert. Bönninghausen verhieß dem ganzen Lande Brand und Plünderung, ‚wenn ihm nicht 20 000 Rthlr. Kontribution gezahlt würden; er begnügt sich aber endlich mit 7 500 Rthlr. und einer Lieferung von 24 000 Pfd. Brod, 30 Faß Bier und 15 Rindern‘. Seine zügellose Soldateska verheerte die Feldmark, tat ‚sowohl alten Frauen von 50 bis 60 Jahren als Jungfrauen und unmündigen Mädchen‘ Gewalt an und setzte viele vornehme Leute gefangen, die aufs grausamste behandelt wurden. Von Korbach aus wandte sich Bönninghausen ins Hessische, plünderte und raubte mit seinen ‚durch Grausamkeit berüchtigten Reitern‘ im Löwensteiner Grund und in den Ämtern Frankenberg[204] und Wetter,[205] wobei die gröbsten Exzesse verübt wurden. Nach der Einnahme Amöneburgs[206] und auf die Kunde des Herannahens des hessischen Landgrafen entschloß Bönninghausen sich zum Rückmarsch. Sachsenberg[207] und die Güter Sand und Lichtenfels[208] bekamen diesen noch empfindlich zu spüren. Über Winterberg[209] und Attendorn[210] eilte Bönninghausen wieder ins Kölnische zurück, im November 1633 stand er schon im Herzogtum Jülich-Berg. Sein Einfall hatte nur wenige Wochen gedauert, aber die Waldecker zitterten, wenn sein Name genannt wurde. Wie berechtigt ihre Sorge vor diesem westfälischen Edelmann war, sollte sich auch in den darauffolgenden Jahren erweisen. Der Schaden zum Anteil der Kaiserlichen wurde für 1633 zu 38 152 Rthlr. und der zum Anteil der Alliierten zu 13 766 Rthlr. berechnet, zusammen 51 918 Rthlr“.[211] Wilhelm V. teilte Oxenstierna mit, er habe vorgeschlagen, „durch eine starcke besazung in Osnabrug ermelte Petersburg gleichsamb blocquirt zu halten undt mit dem übrigen volck zu unss zu stossen, damit wir uff einmahl den vonn Bönnighausen angreiffen unndt, wann derselbe getilget oder repoussirt, auch unsere erblande gerettet, mann alssdan dem von Gronssfeldt umb so viel mehr gewachsen sein möchte“.[212] Meuternde Truppen hatte man in Osnabrück durch das Dezimierungssystem zur Räson gebracht.[213] Zunächst gelang es Bönninghausen, Wilhelm V. zum Verlassen des Stiftes Münster zu zwingen.[214] Vergeblich versuchte Knyphausen, den Hessen zum Marsch auf Osnabrück zu bewegen, da er zu Recht den Entsatz der Zitadelle durch Gronsfeld und Bönninghausen annahm.[215] Wilhelm ging jedoch davon aus, dass die in Sachsen eingefallenen Regimenter Holks zum Entsatz von Hildesheim[216] und zur Verbindung mit Gronsfeld oder Bönninghausen antreten würden.[217]
Gronsfeld hatte es zulassen müssen, dass das Haus Calenberg[218] am 15.9. übergeben und die Belagerung Hildesheims durch Georg und Uslar wieder aufgenommen wurde.[219] Ferdinand von Köln hatte seinem Bruder mitgeteilt, Gronsfeld – wie übrigens auch Bönninghausen – habe erklärt, aus Geldmangel vorläufig nichts unternehmen zu können. Ähnlich äußerte sich Maximilian gegenüber dem Kaiser.[220] Das ging wahrscheinlich auch auf Äußerungen Griesheims zurück: „Gronsfeld vnd Benighausen schreien, sie könten nichts thun ohne geld, auch verkrieche sich das Volckh darunten, dz man nit wisse, was endlich daraus werden werde. Deß von Bönighausen […] trouppen sollen 12 regiment sein. Man siehet aber nichts als confusion und bei etlichen gar desperation. Jedermann tragtet uf seinen abschied, wie den der obrist Asseburg nicht allein sein charge quittirt, sondern beim feind 2 neue regiment geworben hat. Diesen unheil zu remedirn, hat man schlegte apparentz, es sei den, das herrn generalwagtmeistern von Gleen, welcher in hegster renomee ist, noch ein capabel corpo demnegsten zugeordnet oder das ubrige volk heraufgefordert und wider in ordnung bracht werde, zumal wan der herr graf von Gronßfeld nicht lenger verbleiben wollte“.[221] Wenn Gronsfeld etwas Fußvolk aufbringen könne, wolle er nach Hessen gehen, die „widerwertige[n] Grafen – gemeint waren hier Wilhelm V. und sein neuer Anhänger Graf Simon Ludwig zur Lippe – haimbsuechen, ob er ein diversion dem feindt köndt machen und um einige contributiones“ für seine Soldateska einzutreiben. Pessimistisch hatte Ferdinand jedoch hinzugefügt, dass er, falls Hilfe ausbleibe, er sich zu seinem Bruder oder gar in die Fürstpropstei Berchtesgaden[222] zurückziehen müsse,[223] was wohl seinen Bruder zur Hilfe bewegen sollte. Am 21.9. übergab der kaiserliche Kommandant die Stadt Osnabrück,[224] wertvolle Kirchenschätze und Reliquien fielen in die Hände der Gegner[225] – Wartenberg hatte die Amotion der geforderten Akkomodation vorgezogen und sich ins Exil begeben[226] – , während die Petersburg zwei Wochen später in gegnerische Hände fallen sollte.[227]
Anselm Kasimir hatte Maximilian bereits am 15.9. geschrieben, Bönninghausen, der Wallenstein unterstehe und bei der ganzen Armee außerordentl. unbeliebt sei, solle durch Wynand von Eynatten oder Karl Friedrich Waldecker von Kempt, kurmainzischer Hofmarschall, ersetzt werden.[228]
Mit der abziehenden Besatzung von zweitausend Mann und den Freikorps Bracht und Daube führten Bönninghausen und der ehemalige Kommandant von Hameln, Schelhammer,[229] im Auftrag Gronsfelds mit wechselndem Erfolg den Kleinkrieg kaiserlich-ligistischer Truppen in Nordwestdeutschland, oft auch als „Bandenkrieg“ bezeichnet, fort. Dabei wurde jeder dritte Mann aus den von ihm noch kontrollierten Städten zur Defension angefordert.[230] „1633 12. Octobris generalmajor Bonnigh(ausen) hauptquartir in Medebach[231] gehabt, in dorfern graf [Ferdinand Lorenz; BW] von Wartenb(erg) und Oer [ v. Palsterkamp; BW] mit 18 compagnien gelegen bis aufn 13. eiusdem, welche uns kosten … proviand und bier, item von Medebach Bonninghausen verhert ein pferd von 100 rt. Consequenter sonabends nach s. Dionysii, war der 13. huius [Oktober 1633; BW], ist der generalmajor mit der ganzen armada von Medebach aufgebrochen und das randevou zu Medebach bei dem gerichte gehalten. Stad Medebach hat vor dismal allein den general und seinen stab gehalten, demenach demselben ein pferd von 100 rt., so unsers hern drosten Johan Moritz Schaden gewesen, praesentiret, welches hernach die bauren im ampt bezahlen mussen. Nach abzug diesseitigen volkes haben demenach wiederumb die parteien, so mehrenteils binnen der stad Sachsenberg sich versamlet, gar feiandlich wiederumb erzeigt und mit rauben und stehlen immervort in der alhirigen feldmark sich hervorgetan. Anno 1633 am 23. Octobris morgens zwischen 9 und 10 (uhr) ward ein hochverpoent zwangsbefehlich von churfurstlichen hern räten und general Bonnighausen unter starken tetlichen clausulen einbracht, den dritten man stundlich aufzunehmen und vortzuschicken, ad affectum dem haus Arnsberg,[232] deme der feiand sich nahere, zur defension, hulf und succurs zu leisten. […] Folgents am 3. Novembris [1633] war abermal alhier einb[r]acht eine starke anmahnungsschrift von dem general Luter von Bonnighausen ad effectum, den 3. man auszuschiesen und zum succurs und rettung des vatterlands einzuschicken“.[233] Nachzutragen bleibt nur eine Feststellung Hatzfeldts: ‚Als der Feldmarschall Melchior von Hatzfeld 1637 das zerstörte Medebach sah, hieß es, er habe „daruber ein christlich mitleiden getragen und herzlich geseufzet, mit offenem verlauten, daß er an keinem ort desgleichen gesehen’ „.[234]
Am 20.5.1634 wurde Bönninghausen (wohl auch wegen des recht erfolgreichen Kleinkriegs) zum Freiherrn erhoben; in der Begründung hieß es, er habe sich „von anfang der entsprungenen Böhembischen Rebellion, volgents im Romischen Reich noch schwebend vnnd empor gehenden Kriegs vnruhen“ ausgezeichnet.[235] Seinen Truppen gehörten Freikompanien an, die von Grasteufel, Brandjohann, Hasenbein[236] und Quadfasel geführt wurden und zum Teil in Truppen von etwa hundert Mann operierten. Ihre Stützpunkte lagen in Salzkotten[237] (am 22.12.1633 von hessen-kasselischen Truppen erstürmt[238]), Marsberg,[239] Warburg[240] und Brakel:[241] „Welcher gestalt Paul Daube mit seinem reuberischen grossen ahnhang sich nicht alleinn der statt Warburgk[242] impatronirt, sondern auch mit etzlichen hundert pferden uff unssern grentzen finden lassen undt dieselbe wohl allen vermuhtungen nach mit zuziehung etzlicher Böninghaussischen trouppen unser fürstenthumb invadiren undt darinne ihrem gebrauch nach mit sengen undt brennen, rauben undt morden übell gebahren, unss auch dardurch von unsserm vorhaben zu divertiren understehen dörfte“.[243]
„Und sein deme nach am 26. huius [September 1633; BW] mehrberurte 4 compagnien aufgebrochen und mit der armada nach der herschaft Waldeck[244] gangen, und obwol der general Buninghausen das haubt nach Niederhessen gekehret, so hat er sich jedoch obig Fritzlar[245] hergewendet und furbaß auf den Frankenberg[246] er(st), wo wolermelter generalmajor das haubtquartir 2 nachte gehabt, es ist aber die Au Battenberg[247] und die dorfschaften im ampt Wulkersdorff[248] elendlich verderbt, das vih in gemein vortgetriben und das furstliche haus Wulkersdorff ausgeplundert worden. October scheinenten 1633. Jahrs: Indeme nun die armada zum Frankenberg stille gelegen und etliche truppen dieser ends hin zu recognosciren ausgelasen, so sein ritmeister Jobst von Zerzen, Steffan Wrede, der capitanleutnant von Wartenberg, Mattes Franke, item ein cornet von Palant, Weinrich König, sampt ihrem comitat alhir angelangt, welche man jedoch in der guten aussig behalten, den officirern vor der Underpforten auf der Kalkkaulen mit einem kalten kuchen noturftige provision gemacht und denselben bis an den abent hin einen trunk auftragen lasen. Haben demnach im abzug noch 2 ohm[249] birs haben wollen, aber nicht bekommen. Diese kosten hat die stad abgezahlet, die gemeinen reuter aber sein nach Bromskirchen[250] zur verpflege gefuhret worden […]“.[251]
„Folgents am 12. Octobris [1633; BW] hat der generalmajor [Bönninghausen; BW] sich wiederumb auf das ampt Medebach[252] gewendet und folgents am 13. huius stille gelegen, hat das haubtquartir binnen Medebach genommen, und haben 18 compagnien von den hern grafen [Ferdinand Lorenz; BW] von Wartenberg und Caspar von Oer in Hespern[253] zwei nachte gelegen, alles verderbt und veroset, und obwol selbig quartir in die stat alhir gelegt werden sollen, so ist es jedoch durch guter leute verfugung und wachsamen theilß verhuet und der schwal vor dismal abgefuhret worden.
Nichtsdestoweniger hat man etlich, wiewol jedoch wenig bir, den hohen officirern verehret worden, hat sonst nichts mehr vor dismal gekostet. […] 1633 12. Octobris generalmajor Bonningh(ausen) hauptquartir in Medebach gehat, in dorfern graf von Wartenb(erg) und Oer mit 18 compagnien gelegen bis aufn 13. eiusdem, welche uns kosten … proviand und bier, item von Medebach Bonninghausen verehrt ein pferd von 100 rt“.[254]
„Bönninghausens Einfall in Hessen hatte bewirkt, daß der Obrist Alexander II. von Velen, der die Ligatruppen im Münsterland kommandierte, Luft bekommen hatte. Es war diesem gelungen, Bocholt,[255] Borken[256] und Dülmen[257] den Hessen abzunehmen, das feste Haus Schönflieth[258] wiederzubesetzen und die hessische Garnison in Ahlen[259] gefangen zu nehmen. Von Lüdinghausen[260] zog Velen auf die Kunde vom Anmarsch der vereinigten schwedisch-hessischen Armee eiligst ab. Bönninghausen warf sich ins Sauerland und nahm Quartiere um Attendorn.[261] Landgraf Wilhelm und Knyphausen zogen über Büren[262] nach Werl,[263] das die Übergabe verweigerte. Sie rechneten damit, daß Bönninghausen zum Ersatz heranrücken würde. ‚Wenn es ihnen gelungen wäre, ihn aus seiner unangreifbaren Stellung im Sauerland herauszulocken, hätten ihn die Protestanten bei ihrer Überlegenheit sicher vernichtend geschlagen. Er aber stellte sich nicht zur Schlacht – eine ebenso kluge wie für die Protestanten gefährliche Taktik, da ihre Truppen durch die langen Märsche geschwächt wurden‘. Zwar mußte die Stadt Werl, nachdem über hundert Häuser durch die Beschießung in Brand aufgegangen waren, ergeben, doch zog sich der Kommandant Wilhelm Dietrich von Wendt in das feste Schloß zurück, wo er bis zum 20. November 1633 tapfer Widerstand leistete“.[264]
Bönninghausen war es auch, der am 22.11.1633 in der kleinen Grafschaft Hohenlimburg[265] auftauchte und durch die Drohung einer Beschießung die Übergabe des Schlosses erzwang.[266] Dies hatte zur Folge, dass nicht nur die Witwe Johanneta Elisabeth von Bentheim-Limburg ihren gräflichen Witwensitz verlor, sondern auch das Amt Wetter stets von seinen Streifkorps bedroht war. Seine Spezialität war offensichtlich die Verschleppung von Untertanen, um Kontributionszahlungen wirkungsvoller zu erpressen.
Zumindest scheint Gronsfeld von Wallenstein die Wiedererstattung seiner Auslagen in Aussicht gestellt worden zu sein, was den beabsichtigten Wechsel umso notwendiger erscheinen ließ: „Sonsten thue ich dem Grauen von Gronßfeldt undt Bönighausen vermittelß Bestellung Eur. Majt. Hofkriegs Rath Des von Questenberg zuschreiben, ihnen den dahiesigen Zustand erofnen und sie, ihr eußeristes zu remittirung des anoch darunter hin undt wieder überbliebenen volcks anzuwenden, animiren, auch auf künftige von Eur. Majt. erfolgende gnedigste recompens vertrösten“,[267] wobei die Betonung anscheinend angesichts der ohnehin chronisch leeren kaiserlichen Kassen auf „Vertröstung“ lag. Zumindest schien man doch auf der Seite der Konföderierten mit weiteren Aktionen Gronsfelds und Bönninghausens, der nicht besonders glücklich operieren sollte,[268] unterstützt durch einen Sukkurs unter Melchior von Hatzfeldt, im Weserbereich zu rechnen,[269] während Oxenstierna inzwischen in Hessen die unter Banérs Kommando stehenden Truppen mit Söldnern aus den Generalstaaten auffüllte.[270]
Mit seinem Schreiben vom 24.11.1633 stellte Maximilian den Kurfürsten von Mainz und Köln die Entlassung Gronsfelds anheim; einen Tag später ersuchte er durch den fanatischen Wallenstein-Gegner Richel Ferdinand II.[271] um die Ablösung Bönninghausens und Gronsfelds, da weder dieser noch der Graf zur Führung einer selbstständigen Armee geeignet seien. Die Armee sei „nit in geringer confusion, da sie khein rechts capo habe, zu dem sie ein affectation und Vertrauen“ besitze. Zu mehr als singulären Aktionen reichte es wohl nicht mehr.[272] Mit Zustimmung Wallensteins sollte Philipp von Mansfeld, der jüngere Bruder Wolf(gang)s, zum „generalcapo“ ernannt werden.[273] Daneben betrieb Richel im Auftrag des bayerischen Kurfürsten auch bei Schlick die Absetzung Bönninghausens,[274] dem Holk erheblichen Einfluss auf Gronsfeld zuschrieb[275] und der allgemein als Günstling des Grafen galt.
Velen hielt das östliche Münsterland von den Garnisonen in Münster,[276] Warendorf[277] und Wiedenbrück[278] aus unter Kontrolle, während Bönninghausen das märkische und kurkölnische Sauerland beherrschte. „Zum siebten Mal im Laufe eines Jahres (Lützen,[279] Rinteln,[280] Hameln, Osnabrück,[281] Münster, Oldendorf[282]) entkam er den Finnen auch diesmal wieder: durch Rückzug im letzten Moment unter die Mauern einer festen Stadt (Köln). Am Paß Wipperfürth[283] soll sein Vorsprung nur drei Stunden betragen haben“.[284]
Wie Gronsfeld Wallenstein mitteilte, sei sein Schreiben – wie bisher üblich liefen seine Briefe über John Gordon, Kommandant zu Eger,[285] an den Generalissimus weiter ins Feldlager – vom 10.11. geöffnet und dechiffriert worden, was nur möglich gewesen sei, da Pappenheim dem Betreffenden seine Chiffres – möglicherweise war hier Stechenberg gemeint – überlassen habe. Er suche nun bei ihm Zuflucht, denn offenbar war er wegen der entwürdigenden Behandlung durch die Kurfürsten mehr denn je geneigt, in Wallensteins Dienste zu treten. Der Streit hatte sich insofern ausgeweitet, als man ihm vorwarf, er und Horst hätten Bönnninghausen Kompanien überlassen, die nun als kaiserliche geführt würden.[286] Der kurmainzische Rat Heinrich Christoph von Griesheim warf Bönninghausen noch am 20.2.1635 aus Stadtberge[287] (Obermarsberg) in einem Schreiben an Ferdinand von Ungarn vor, die Kurfürsten von Mainz und Köln hätten enorme Summen für die Werbung neuer Regimenter ausgegeben; Bönninghausen hätte diese Regimenter teils verkauft, teils anderweitig transferiert.[288]
Im Dezember 1633 war es Bönninghausen noch gelungen, das schwedische Reiterregiment [Wilhelm Ludwig v.; BW] Nassau-Siegen; BW] bei Versuch, in Brilon[289] Winterquartier zu nehmen, zu überfallen. Die Reste des Regiments retteten sich nach Lippstadt.[290] Zum Überfall Bönninghausens auf Iserlohn[291] am 22.12.1633 und zur Legendenbildung heißt es: „Iserlohn ereilte das Schicksal am 22. Dezember 1633, dem Tag, an dem auch Salzkotten durch hessische Truppen zerstört wurde. Ursache war ein Streit um Fischereirechte zwischen der Stadt und Herrn von Ohle, der unter Bönninghausen als Offizier diente. Als der Iserlohner Bürgermeister Heinrich Duisberg mit Bönninghausen über die Übergabe der Stadt verhandelte, stellte ihn der Herr von Ohle zur Rede. Bei dem Wortwechsel griff Duisberg unvorsichtig an seinen Degen. Ein Soldat deutete dies als versuchten Angriff auf den Offizier und erschlug den Bürgermeister mit einer Hellebarde. Der Offizier schleppte den Toten in sein Quartier und ließ die Witwe von seinen Soldaten verhöhnen. Die ganze Stadt wurde von Bönninghausen zur Plünderung freigegeben und mußte eine Brandschatzung von 80 Pfund Silber aufbringen. Schon bald rankten sich um diesen Vorfall Legenden, die Bönninghausen selbst zum Täter machten und die Leiden der Familie des Bürgermeisters drastisch ausschmückten: Es hieß, Duisbergs Frau habe um den Leichnam ihres Mannes herumtanzen müssen. Eine andere Erzählung besagt, Bönninghausen habe die drei Töchter des Bürgermeisters um den aufgehängten Toten tanzen lassen; als eine versucht habe, den Tod ihres Vaters zu rächen, sei sie lebendig verbrannt worden, und die beiden anderen habe man mit geschorenen Haaren und halbnackt in die Stadt zurückgejagt. Die Ballade »Die Belagerung von Iserlohn« von Gustav Manz (1866) und der Roman »Heinrich Duisberg. Roman aus Iserlohns Vergangenheit« von Friedrich Huë (1912) gestalteten den Stoff dichterisch“.[292]
„Den Streifzügen der Hessen im Sauerland konnte in der zweiten Jahreshälfte 1633 der aus Apricke[293] bei Iserlohn gebürtige kaiserliche General Lothar Dietrich Freiherr von Bönninghausen (ca. 1598-1657) mit seiner 2000 starken Kavallerie und den 1500 Mann Fußvolk Einhalt gebieten. Am 18. August und 9. September läßt er sich in Arnsberg nachweisen und zog, nachdem er am 23. September bei Meschede[294] ‚General-Rendezvous‘ seiner Truppen gehalten hatte, nach Waldeck ab. Landgraf Wilhelm V. von Hessen (1602-1637) wurde so gezwungen, seine Truppen in Eilmärschen nach Hessen zurückzuziehen. Werl[295] jedoch konnte der Landgraf einnehmen, Kommandant von Breitenstein, der mehrere Wochen lang das Werler Schloß verteidigt hatte, erhielt freien Abzug nach Arnsberg.[296] Am 20. Oktober überfielen von Werl aus hessische Truppen das Zisterzienserinnenkloster Himmelpforten[297] an der Möhne und schossen es an vier Stellen in Brand, die Kirche konnte jedoch gerettet werden. Darauf sollen die Hessen in der Nacht Neheim[298] überrumpelt und dabei den Fresekenhof[299] zerstört haben, einen alten Burgmannssitz, der zeitweise im Besitz der von Bönninghausen war.
Ende Dezember gelang Lothar Dietrich von Bönninghausen mit dem Überfall auf das in schwedischen Diensten stehende Reiterregiment [Wilhelm Ludwig v.; BW] Nassau[-Siegen; BW], das Winterquartiere bei Brilon[300] beziehen wollte, ein weiterer Erfolg. Das Regiment wurde zurückgetrieben, verlor seine gesamte Bagage und konnte sich nur in Trümmern nach Lippstadt[301] retten. Sein Obristleutnant Seelbach wurde schwer verwundet, schließlich von Bönninghausens Truppen gefangengenommen und auf Anweisung des Generals nach Arnsberg gebracht, wo er am 23. Januar 1634 starb“.[302]
„Von Knyphausen und Melander [Holzappel, BW] bedrängt, blieb Bönninghausen nichts anderes übrig, als sich zum Rhein zurückzuziehen. Anfang November [1633; BW] kam er an der bergischen Grenze an und sandte starke Kavallerieeinheiten aus, um mit sich zu nehmen, was sie gebrauchen konnten. Am 6. November erschien er im Amte Porz[303] und quartierte seine Truppen in allen Dörfern um Mülheim[304] ein. Die noch vorhandenen Pferde wurden der Landbevölkerung weggenommen; die Untertanen Wolfgang Wilhelms flüchteten ihre Habe, so gut sie konnten, nach Köln[305] und auf die linke Rheinseite; die pfalzgräflichen Soldaten wagten nichts gegen Bönninghausens plündernde Scharen zu unternehmen. Nach dem Bericht ihres Obristwachtmeisters Matthias Daniel an Wolfgang Wilhelm ‚wurde das Spoliiren continuirt‘. Erst am 22. November setzte der Pfalzgraf, der sich in Köln aufhielt, durch, daß Bönninghausen Ordre erhielt, aus des Pfalzgrafen Land aufzubrechen. Dessen Truppen setzten sich zwar schwerfällig in Bewegung, doch gelang es Bönninghausen nicht, weiter vorzudringen. Er blieb in Beyenburg[306] an der Ruhr liegen, von wo er am 1. Dezember [1633; BW] ein Entschuldigungsschreiben an Wolfgang Wilhelm schickte, in dem er betonte, der Verzug der Räumung gereiche ihm selbst zum höchsten Mißvergnügen. Er werde strenge Befehle erlassen und allen Klagen nachgehen, auch den Obristen Wippart – gegen den Beschwerden eingelaufen waren – zur Rückgabe der in Elberfeld[307] erpreßten Kontribution veranlassen. Tatsächlich war Bönninghausen außerstande, den Vorstellungen des Pfalzgrafen nachzugeben. In der Nacht vom 14. zum 15. Dezember versuchte er nochmals mit seiner ganzen Armee einen Vorstoß gegen Knyphausen, indem er bei Wenigern[308] die Ruhr überschritt; seine Vorhut führte der Obrist Schwarzenberg, dessen Kundschafter Meldung brachten, daß der Feind alle märkischen Städte in seiner Gewalt habe. Größere Vorstöße der Reiterei verhinderte die Kälte, die alle Wege schwer passierbar gemacht hatte. ‚Zur Konservation seines Volkes‘ mußte Bönninghausen sich wieder zurückziehen und rückte bis nach Lennep[309] und ins Amt Bornefeld,[310] wo seine Scharen großen Schaden verursachten. Am 20. Dezember versuchte er einen neuen Vorstoß und marschierte auf Iserlohn, da die Hessen und Schweden inzwischen abgerückt waren“.[311]
„Das Jahr 1634 begann mit neuen Requisitionen und Kontributionen durch Kaiserliche sowohl als durch Alliierte zu Lasten Waldecks. Wieder war es Korbach,[312] das im ersten Viertel des Jahres durch Einquartierungen besonders betroffen wurde, aber auch Mengeringhausen,[313] Wrexen[314] und Sachsenberg[315] erlitten harten Schaden. Eine Abteilung Kaiserlicher berannte im Mai das Schloß Arolsen,[316] der Anführer – ein Hauptmann L’hermite [Ermite = Bracht; BW] – verlangte den Grafen zu sprechen. Wolrad selbst befand sich auf Reisen, sein 14jähriger Sohn forderte von den Seinen die Verteidigung des Schlosses. Der tapfere Widerstand trug Früchte, der Feind zog für diesmal ab. Bönninghausen, der wieder in seine alten sauerländischen Quartiere eingerückt war, versuchte, seinen erfolgreichen Raubzug vom Vorjahre zu wiederholen, brach im Juni in die wehrlose Grafschaft ein und requirierte Pferde und Schlachtvieh. Beim Herannahen alliierter Streitkräfte wich er nach seiner gewohnten Art aus. In den Herbst- und Wintermonaten mußten hessische Truppenteile laufend versorgt werden, der Gesamtschaden für 1634 belief sich auf 92 743 Rthlr“.[317] „Als man nun je lenger je mehr sich vor einquartirung besorgt, das Bunninghausische volk auch sich indeme in diese Westphalische landschaft geteilet, so ist demnach der her graff Ferdinand Lorentz von Wartenberg mit seinem und dem Ohrischen [Oer v. Palsterkamp; BW] regiment am 3. huius [Februar 1634; BW] zu Medebach eingezogen, und dieweilen deren regimentern jedes 8 compagnien gehabt, hat man auf 18 compagnien, deren 2 auf beide stabe gangen, quartire und verpflege schaffen mussen. Und ist dis der uberharten und trangsamen beschwerungen anfang. Am 3. huius [Februar 1634; BW] wird daruff Hallenberg[318] peremptorie citiret, woruff nach ihrer hochgraflichen gnaden Jo. Ad. Bangius und Otto am 4. huius abgesendet worden, so in werenter tractation wegen anschlags dero contribution 3 tage zu Medebach abharren mussen. Und ist demenach folgents am 5. eingehenten monats Februarii [1634; BW] den beiden stetten Hallenberg (und) Winterberg und den dorfschaften dieses ampts folgenter anschlag herunter geben, mit dem anhang, denselben unter sich zu teilen, bis dahin dan die bevolmechtigten keinesweges erlassen werden solten. Wartenbergische anschlag wochentlich: Rinder 21, schafe 42, kelber 22, huner 82, schinken 42, bir 62 ohm, wein 11 ohme, schweine 20, hafer 370 mutte, kese 12 pfund vor ihrer gnaden tafel, brot 3600 pfund. Wartenbergische contribution nach Medebach gestattet anno 1634 vom 3. Februarii bis auf den 8. aprilis: Anfanglich zu behuif des graflichen Wartenbergischen regiments innerhalb 10 wochen an gelde, vivers, bir, wein, gewurze, confect, heu, streu, hafer etc. naher Medebach contribuiren mussen, so sich computatis conputandis belauft ad 1500 reichstaler“.[319]
„Durch die ungestörte Winterruhe gestärkt, gingen indes Bönninghausen und Geleen[320] zum Angriff gegen die Protestanten über. Bönninghausen verließ Ende März [1634; BW] das Sauerland, zog den Obristen [Heinrich Leo v; BW] Westphalen, der mit 24 Reiterkornetts um Brilon stand, und die Obristen Osterholt und Eremite [Bracht; BW] mit 21 Kompanien aus Büren und Geseke[321] an sich und hielt zwischen Boke[322] und Salzkotten General-Rendezvous, wo am 10. April auch Geleen zu ihm stieß, der alle aus Minden,[323] Nienburg und dem Münsterland aufgebotenen Garnisonen zusammengezogen hatte. Beider Streitkräfte zählten gegen 10 000 Mann. Groß war die Spannung, ob sie Hessen brandschatzen, Paderborn wegnehmen oder sich der Weser nähern und Hildesheim entsetzen würden. Melander [Holzappel; BW] mußte seine Garnison Dorsten[324] verlassen und rüstete sich zum Abmarsch an die Diemel, als bekannt wurde, daß die Ligaarmee zwischen Paderborn und Detmold zur Weser marschierte. Am 13. April überschritt sie den Fluß zwischen Holzminden[325] und Höxter,[326] unangefochten von Herzog Georg, der nur einen Tagesmarsch weit in ihrer Flanke stand und auf schwedische Verstärkungen unter dem Schotten Jakob King wartete. Geleen und Bönninghausen begannen am 15. April mit der Beschießung von Höxter. Der hessische Stadtkommandant Obristleutnant Kaspar Krug wies die wiederholte Aufforderung zu akkordieren, trotzig zurück, unterstützt von der Bürgerschaft, die auf das Erscheinen des in der Nähe stehenden Herzogs Georg vertraute. Aber der Herzog kam nicht, am 20. April drangen die Kaiserlichen durch mehrere Breschen in die Stadt, die in Flammen aufging. Die erbitterte Soldateska machte Besatzung wie Bürgerschaft nieder, den um Schonung (Quartier) Flehenden erwiderten die Eroberer ‚Salzkotter Quartier‘, auf die Behandlung der Stadt Salzkotten anspielend. 1500 Leichen sollen, um sie nicht begraben zu müssen, in die Weser geworfen, nur 30 Bürger am Leben geblieben sein. Die Stadt sah alle Greuel eines im Sturm eroberten Platzes; selbst der Abt und die Mönche von Corvey[327] entrannen nur mit knapper Not dem Verderben. Drei Tage lang wurde – nach dem damaligen Kriegsrecht – geplündert“.[328]
„Während die Lüneburger [nach der Einnahme Höxters am 20.4.1634 durch Geleen u. Bönninghausen; BW] auf Hildesheim zurückwichen, marschierten Geleen und Bönninghausen den Hessen unter Melander [Holzappel; BW] entgegen, der die Vereinigung mit Herzog Georg suchte und von Lippstadt über Neuhaus[329] und Bielefeld[330] im Anzug war. Die Kaiserlichen überfielen Melanders [Holzappels; BW] Vorhut unter dem Obristen [Wendt v.; BW] Krassenstein, der 12 Reiterkompanien führte, und zersprengten sie vollständig. Bönninghausen nahm Krassenstein, die Dragonermajore von Dalwig und Leeden gefangen, außerdem 5 Rittmeister. Nur drei Rittmeister kamen mit wenig Reitern davon, wie Melander seinem Kriegsherrn aus Herford[331] am 25. April berichten mußte. Melander befand sich in recht gefährlicher Lage und wurde in Herford eingeschlossen, doch rückten die Kaiserlichen über Salzuflen,[332] das sie plünderten, ab, als sich Herzog Georg mit der Hauptarmee endlich in Bewegung setzte. Er vereinigte sich mit Melander, der durch 2 schwedische Regimenter aus der Wetterau[333] unter dem Obristen Beckermann verstärkt worden war. Der Übermacht waren Geleen und Bönninghausen nicht gewachsen. Sie wichen zurück, bezwangen aber Lünen[334] und Hamm,[335] die hessischen Stützpunkte an der Lippe, wobei stattliche, dort aufgehäufte Kriegsmittel und die Beute aus den Stiftsländern ihnen zufielen. Ligatruppen aus Warendorf [336] und Münster hatten inzwischen Beckum[337] und Lüdinghausen[338] besetzt. Auf die Nachricht, daß der Feind gegen die Lippepässe Haltern[339]-Lünen, ihre Rückzugslinie, vorrücke, gaben Geleen und Bönninghausen die Belagerung von Coesfeld[340] auf; ihr Rückmarsch geschah in Unordnung, ein Teil der Bagage blieb stehen. Lünen wurde am 18. Mai von den lüneburgisch-hessischen Truppen zurückerobert“.[341]
„Vor der feindlichen Übermacht weichend, ließen Geleen und Bönninghausen beim Durchzug durch Hamm 9 Kompanien zurück, mit dem Befehl, durch hinhaltende Verteidigung der Armee Zeit zum Rückzug zu gewinnen. Aber schon in der Nacht zum 27. Mai [1634; BW] wurde Hamm erstürmt, der Kommandant Baron Siebelsdorff [Seibelsdorff; BW] gefangen, seine Soldaten – soweit sie nicht entkommen konnten – niedergemacht ‚undt uff Höxarische Manier begraben in der Lippe‘. Gefangene hessische Offiziere, darunter Obrist Wendt von Krassenstein, konnten befreit werden; nach dem Bericht des Obristen Geyso an den Landgrafen dauerte die Plünderung der Stadt ‚sechs Stunden, doch ohne einige Tyrannei‘ !
Nun artete der Rückzug der kaiserlich-ligistischen Streitkräfte in eine förmliche Flucht aus; zahlreiche Söldner desertierten. Nach die Regimenter Herzog Georgs noch durch 3500 Holländer unter dem Kommando des Obersten Pinß verstärkt worden waren, mußte ein Treffen im freien Feld den Untergang der Geleenschen Armee bedeuten, so daß der Feldmarschall-Leutnant mit dem Fußvolk Schutz unter den Kanonen der Stadt Münster suchte, während Bönninghausen mit der Kavallerie getreu seiner alten Taktik ins Sauerland auswich. Die holländischen Generalstaaten hatten mit dem schwedischen Kanzler Oxenstierna ausgemacht, bis zur Eroberung der Stadt Münster monatliche Subsidien in Höhe von 20 000 Talern zu zahlen; den Obristen Pinß begleiteten im Belagerungskrieg erfahrene Offiziere und Ingenieure. Doch die alte Hauptstadt Westfalens hatte zunächst 1000 Mann zu Fuß in ihre Mauern aufgenommen; der Rest der Regimenter Geleens lag in Kanonenschußweite auf den Wällen, wurde aber nach längeren Verhandlungen mit der Bürgerschaft auch in die Stadt eingelassen. Vom 31. Mai standen Hessen, Schweden und Lüneburger vor Münster, ohne jedoch eine ernsthafte Belagerung der Stadt zu unternehmen. Obwohl Melander [Holzappel; BW] auf Drängen des Landgrafen gern einen Angriff versucht hätte, scheute Georg vor einem Sturm zurück und zersplitterte die Kräfte seiner Armee durch kleinere Unternehmungen, wie die Rückeroberung von Lüdinghausen und die Belagerung von Borken.“[342]
„In seinen alten sauerländischen Quartieren erhielt Bönninghausen die Nachricht, daß Kaiser Ferdinand II. ihn am 20. Mai 1634 in Ansehung seiner Verdienste in den Reichsfreiherrnstand erhoben habe. Er hatte den Kommandeur seines Dragonerregiments, den Obristleutnant Andreas Klepping, zum kaiserlichen Hof entsandt, um dort Meldung von den jüngsten Erfolgen auf dem nordwestdeutschen Kriegsschauplatz zu machen und beim Hofkriegsrat unter Hinweis auf Bönninghausens Meriten die endliche Beförderung zu erbitten. Er machte sich Hoffnungen auf ein selbständiges Kommando an der Weser, wurde aber ‚mit seinem respect undt gehorsam‘ an den Grafen Philipp Mansfeld gewiesen, dessen Ernennung erfolgt war, um den Kompetenzstreitigkeiten Geleens mit Bönninghausen ein Ende zu machen. Beide hatten zuletzt in offenem Gegensatz zueinander gestanden.
Während Herzog Georg mit der Belagerung von Borken beschäftigt war, bewies Bönninghausen durch einen seiner unerwarteten Reitereinfälle, daß er trotz der Verluste, die seine Kavallerie betroffen hatten, noch immer ein Faktor war, mit dem man auf protestantischer Seite zu rechnen hatte. Am 20. Juni zog er sechs Reiterregimenter zusammen, sein Leibregiment und die Regimenter der Obristen Eremite [Bracht; BW], Loe, Osterholt, Wendt und Schwarzenberg, und ging mit ihnen über Olpe[343] auf Attendorn vor; am 22. Juni erfuhr der Landgraf von Hessen, daß es auf seine Stammlande abgesehen. Es schien, als wolle Bönninghausen die hessische Offensive nach dem Rhein wieder mit einer Gegenoffensive auf Hessen parieren. Er zwang den hessischen Obristen Geyso, die Belagerung von Obermarsberg[344] aufzugeben, brach in die Grafschaft Waldeck ein, führte Pferde und Schlachtvieh mit sich fort, brandschaftete die Dörfer und tat den hessischen Untertanen auf alle Art Abbruch. Eiligst sandte Herzog Georg den schwedischen Generalmajor Beckermann mit 3000 Pferden und allen Dragonern ab, um Bönninghausen zu stellen, der nach seiner gewohnten Art auswich. Verfolgt von der gegnerischen Reiterei erschienen seine Regimenter am Abend des 7. Juli im Herzogtum Berg, wo Bönninghausens Name für die Bevölkerung von seinen letzten Durchzügen her einen furchtbaren Klang hatte. Sie nahmen ihren Weg über die Wipperfürther Straße bis Mülheim, massenweise geraubtes Vieh mittreibend. Graf Mansfeld, der inzwischen am Rheine angelangt war und von den Kurfürsten von Köln[345] und Mainz[346] zu scharfem Vorgehen gegen den Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm veranlaßt wurde, wies Bönninghausens Reiterei in den bergischen Ämtern Porz und Lülsdorf[347] Quartiere an. Wieder hausten die Söldner in zügelloser Weise, zerstörten die Feldfrüchte und trieben in förmlichen Treibjagden das Vieh ab, das die Bauern großenteils in die Wälder geflüchtet hatten. Durch die Einlegung dieser Truppen suchten die geistlichen Fürsten den Widerstand des Pfalzgrafen gegen die Vereinigung seiner Soldaten mit der kaiserlich-ligistischen Armee zu brechen. Mansfelds Generale und Obristen benutzten die Gelegenheit, auf Kosten des Landes ihre Taschen zu füllen“.[348]
Erst am 30.6.1634 konnte Maximilian I. Kurmainz und Kurköln mitteilen, er habe von Ferdinand von Ungarn u. den Militärs die Zusage erhalten, wie Bönninghausen abgeschoben oder anderweitig eingesetzt werden könne.[349]
„Hessische Truppen waren Anfang Juli [1634; BW] in die ihnen als Kontributionsgebiet angewiesene Grafschaft Mark eingerückt. Der bei Iserlohn und Menden[350] mit seinen Truppen stehende Lothar Dietrich von Bönninghausen wich ihnen aus und zog sich auf Arnsberg zurück. Da seine Kavallerie der hessischen jedoch unterlegen war, zog Bönninghausen in der Nacht vom 6. auf den 7. Juli mit seinen vier deutschen und fünf spanischen Regimentern aus Arnsberg nach Attendorn ab. Nur 60 Mann ließ er auf Schloss Arnsberg zurück und befahl, alle in der Stadt befindlichen Lebensmittel auf die Festung bringen zu lassen.. Dann versetzte er das Schloß in Verteidigungszustand und ließ die Zugbrücke hochziehen, so daß es von der Stadt abgeschnitten war. Bürgermeister und Rat stellte er frei, die Stadt zu verteidigen. Generalmajor Beckermann, der im Schwerter Hauptquartier von Bönninghausens Abzug aus Arnsberg erfahren hatte, benachrichtigte am 8. Juli seinen hessischen Vorgesetzten, daß er gegen Arnsberg ziehen wolle und schlug wohl schon am nächsten Tag bei der Freiheit Hüsten[351] sein Hauptlager auf. Seine Reiter ließ er in der Umgebung fouragieren, wobei sie das Kloster Oelinghausen[352] völlig ausplünderten. Am 10. Juli besetzte er dann die Abtei Wedinghausen[353] und forderte den Arnsberger Magistrat ohne Erfolg zur Übergabe der Stadt auf“.[354]
Die 42. „Ordentliche[n] Wochentliche[n] Zeitungen. 1634“ berichteten aus Köln, den 16.7.: „Newes dieser Ort wenig / dann daß die Böninghausische Reutterey sich nun den Rhein hinauff / als nacher Reidt[355] / Cassel[356] / Lülsdorff vnd der Ort einquartiert / werdens daselbsten verderben / gleich wie im vorigen Quartier geschehen.
Weiln Zeitung anhero kommen / daß die Lünenburg- vnnd Hessische das Stättlein Arenßbergk erobert / das Schloß aber sich annoch halten solle / als seyn gestern zu Nacht in die 1000. Böninghausische Reutter dahin marchirt / ob sie nun selbiges zuentsetzen Willens / oder sonsten vff einen andern Anschlag auß seyn / gibt die Zeit“.[357]
„Ein Aufsehen erregender Vorfall verstrickte Bönninghausen Ende Juli 1634 in schwere Differenzen mit dem Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm, dem Landesherrn von Jülich-Berg, in dessen Territorien sich die kaiserliche Soldateska breit machte. Der Pfalzgraf, der die Unterstützung der katholischen Partei beharrlich ablehnte, bediente sich bei seinen Unterhaltungen mit den Schweden der Vermittlung des Ritters Christoph Stick, eines Holländers, der auch als Agent für den Prinzen von Oranien und Kardinal Richelieu tätig war. Seine Verhandlungen zur Aufrechterhaltung der Neutralität Jülich-Bergs wurden von kaiserlicher Seite mit äußerstem Mißtrauen beobachtet. Stick war am 28. Juli von Mülheim abgereist, um mit dem schwedischen Kanzler Oxenstierna in Frankfurt[358] zu konferieren. Am folgenden Tage wurde die Kutsche des pfalzgräflichen Abgesandten um 8 bis 9 Uhr vormittags zwischen Remagen[359] und Sinzig[360] durch eine kaiserliche Streifschar in Stärke von 50 Pferden überfallen. Stick wurde sämtlicher Briefschaften beraubt, samt seiner Begleitung bis aufs Hemd ausgezogen und genötigt, sich wieder in die Kutsche zu setzen, der die Reiter die Pferde ausspannten. Eine Kammerjungfer der Pfalzgräfin, die sich in Sticks Begleitung befand, wurde entführt, doch in Oberwinter,[361] wo pfalzgräfliches Militär die Streifschar zersprengte, wieder befreit. Sieben Reiter, darunter der Anführer, ein Quartiermeister, und zwei weitere Offiziere, wurden gefangen genommen, die übrigen entkamen, darunter der Kornett, der die erbeuteten Briefschaften bei sich hatte. In der Folge wurden die Gefangenen mehrfach verhört. Der Quartiermeister Claus Diekmann vom Regiment des Obristen Westphalen sagte aus, sein Kommandeur habe ihn zum Generalwachtmeister Bönninghausen geschickt, der ihm in seinem Kölner Quartier am Neumarkt in Gegenwart des Landdrosten [Friedrich; BW] von Fürstenberg mündlichen Befehl erteilt habe, er solle mit einer dazu kommandierten Reitertruppe, die aus je 1 Offizier und 25 Mann des Leibregiments und des Regiments Westphalen bestünde, sich nach Andernach[362] verfügen und eine auf der Straße nach Breisach[363] fahrende Kutsche mit einem feindlichen Gesandten oder Kommissar abfangen. Allen Personen, die in der Kutsche säßen, seien ihre Briefe und Sachen abzunehmen und schleunigst ihm – Bönninghausen – zu bringen. Auf Diekmanns Frage habe ihm der Generalwachtmeister befohlen, die Personen nackend auszuziehen und der Kutsche die Pferde auszuspannen. Der Quartiermeister war im Besitz eines Passes von Bönninghausen, datiert, Köln, den 28. Juli 1634, für 1 Offizier mit 50 Pferden nach Andernach.
Die übrigen Reiter bestätigten die Aussagen ihres Vorgesetzten und erklärten, nur auf Befehl gehandelt zu haben. Ihnen wurde besonders zum Vorwurf gemacht, mit der Mitnahme der Kammerjungfer Menschenraub begangen zu haben. Bönninghausen selbst leugnete in einem Schreiben an Wolfgang Wilhelm vom 12. August jede Beteiligung ab und erbat die Auslieferung der Gefangenen zwecks exemplarischer Bestrafung. Die Reiter wurden in Düsseldorf[364] gefangengesetzt; dem Quartiermeister gelang die Flucht mit Hilfe eines Geistlichen, bei dem es sich um den Regimentskaplan Westphalens handelte; an Diekmanns Stelle wurde dieser inhaftiert. Der Wache stehende Soldat war aus Furcht vor Strafe mit Hinterlassung seines Gewehrs geflüchtet. Auch ein Korporal brach aus und nahm den ihn bewachenden Garnisonsoldaten gleich mit. Die restlichen 5 Kavalleristen mußten bis Ende November in Haft bleiben, obwohl fürstliche Räte entschieden hatten, sie seien aus Mangel nötiger Beweise ihrer Kriegsobrigkeit zur Bestrafung zuzusenden. Ohne Pferde und Waffen, die man zum Ersatz der Zehrungskosten verkauft hatte, durften sie schließlich zu ihrer Truppe zurückkehren. Wenngleich der Angriff auf den Ritter Stick offensichtlich durch Bönninghausen befohlen war, wodurch die Verärgerung des Pfalzgrafen, der wegen der Übergriffe der zuchtlosen kaiserlichen Soldateska bereits gereizt war, noch wuchs, fühlte sich Bönninghausen infolge seiner Stellung als Führer einer ansehnlichen Truppenmacht antastbar.
Graf Mansfeld berichtete dem Kaiser wegen Bönninghausens Beförderung am 21. Juli 1634, er habe sich befehlsgemäß wegen der von jenem geführten Kriegsaktionen informiert und dabei niemand gefunden, der über Bönninghausens Person ‚etwas Widriges‘ vorgebracht habe. Vielmehr bezeuge man ihm ‚mehr ein Contento als einigen Widerwillen‘. Da Bönninghausen schon geraume Zeit die gesamte Kavallerie wirklich kommandiere und von jedermann als Generalwachtmeister respektiert werde, auch schon in vielen kaiserlichen Befehlsschreiben als solcher tituliert worden sei, seine Abdankung dagegen für die Reiterei höchst schädlich sei, bitte er untertänig, die Majestät möge geruhen, den gehörigen Gehorsamsbrief und das Patent für Bönninghausen ausfertigen lassen.
Dieser fuhr mit den Bedrückungen des jülich-bergischen Landes fort. Nachdem schon der mansfeldische Obrist Steckenberg das Haus Landskron[365] völlig ausgeplündert hatte, unternahm Bönninghausen am 25. August unter dem Vorwand eines Hilfszuges nach Attendorn, wo hessische Söldner aufgetreten waren, ‚einen förmlichen Raubzug‘. Er marschierte zunächst in das Amt Porz, von da in das Amt Steinbach[366] nach Overath,[367] dann durch die Herrlichkeit Wilpe nach Olpe.[368] Dort machte er kehrt, rückte in das Amt Windeck,[369] wo die Kirchspiele Eckenhagen,[370] Odenspiel[371] und Morsbach[372] geplündert wurden, und zog wieder nach Overath, wo die Kirche ausgeraubt wurde. Als er endlich in seine alten Quartiere bei Deutz[373] zurückkehrte, hatten seine Reiter viel Schaden getan. Über 3000 Stück Rindvieh waren die Beute. Wolfgang Wilhelm fürchtete sogar, daß er Düsseldorf nehmen wolle, und verstärkte die dortige Garnison. Graf Mansfeld deckte alle Ausschreitungen der Soldateska und hatte von Bönninghausens Fähigkeiten als Reiterführer eine hohe Meinung. Was geschah, geschah in Kaisers Namen. Gleichsam als Belohnung für die Bedrückung der bergischen Untertanen mochte die Bestallung Bönninghausens zum Generalwachtmeister über das kaiserliche Kriegsvolk zu Roß und zu Pferd erscheinen, die am 23. August 1634 endlich ausgesprochen wurde.
Indessen hatten die Klagen des Pfalzgrafen beim Kaiserhof doch dazu geführt, daß Kaiser Ferdinand II. am 16. Oktober seinem Sohn, dem König Ferdinand von Ungarn und Böhmen, der nach Wallensteins Absetzung den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen übernommen hatte, Anweisung gab, dem Feldmarschall Mansfeld die Wegführung seiner Armee vom Niederrhein anzubefehlen. Wegen der vorgefallenen Plünderungen, Ausschreibung von Kontributionen und Mißhandlung der pfalzgräflichen Untertanen möge er Mansfeld, den Generalwachtmeister Bönninghausen und andere Schuldige zum Schadenersatz zwingen. Wirklich wurde Bönninghausen, der am 16. Oktober 1634 seine einzige erst zwölfjährige Tochter Agnes Elisabeth mit dem Obristen Don Francisco Imperiali, einen gebürtigen Italiener, vermählt hatte, in Arrest gesetzt. Am 26. Oktober übersandte König Ferdinand die Aussagen des verhafteten Bönninghausen dem Wiener Hofkriegsrat. Er stellte dem Generalleutnant Gallas[374] anheim, an Stelle Bönninghausens jemand anders das Kommando zu übertragen, zumal auch den Kurfürsten die Entfernung des Generalwachtmeisters geraten scheine. Obwohl der König dem Grafen Gallas am 25. November erneut die Abberufung Bönninghausens vorschlug, zeigte dieser keine Neigung dazu. Erst am 16. Januar 1635 berichtete er, Mansfeld habe um Belassung Bönninghausens angesucht, welchem Verlangen er stattgegeben habe. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Mansfelds Armee bereits im Anmarsch gegen Herzog Bernhard von Weimar;[375] Bönninghausen befehligte die gesamte Reiterei“.[376]
„Graf Mansfeld erhielt am 31. Oktober [1634; BW] den Abmarschbefehl. Der Kriegsplan des Grafen Gallas, der unter König Ferdinand von Ungarn das eigentliche Kommando führte, sah vor, daß Mansfeld nach Besetzung der Lahngegend gegen den die Trümmer der schwedischen Armee um Mainz[377] sammelnden Herzog Bernhard vorgehen und ihm die Verbindung mit Landgraf Wilhelm von Hessen unmöglich machen solle, während Gallas und Piccolomini mit ihren Streitkräften das Schwedenheer in die Zange nehmen wollten. Mansfeld, ein äußerst vorsichtig operierender Truppenführer, verfügte über 8-10 000 Mann, etwa zur Hälfte Reiterei, über die Bönninghausen kommandierte. Das übrige Fußvolk war großenteils als Besatzung der letzten kaiserlichen Festungen verwandt worden – noch hielten sich Minden, Nienburg an der Weser, Neustadt am Rübenberge[378] sowie Warendorf und Münster, dessen Verteidigung in der Hand des am 3. November zum Generalwachtmeister beförderten Alexander von Velen lag. Da Herzog Georg nach dem Falle Hildesheims vor Minden stand und Neigung zeigte, dem Vorbild des sächsischen Kurfürsten zu folgen, sah sich Landgraf Wilhelm von Hessen in bedrängter Lage; mit dem Zerfall der protestantischen Kampffront nach der Nördlinger Niederlage[379] begann für ihn das Ringen um die bloße Existenz. Zwar hatte ihn Oxenstierna angewiesen, mit seinen Regimentern die Wetterau zu decken und Bönninghausen an einem Durchbruch nach Oberdeutschlands zu hindern, doch war dazu nur die Kavallerie unter Melander [Holzappel; BW] verfügbar, die am 22. September nach Frankenberg[380] abrückte. Fußvolk und Artillerie wurden konzentriert, um die Bewegungen des Feindes in Münster und Köln zu beobachten; auch Melander selbst befand sich Ende November wieder in Westfalen, um die hessischen Garnisonen in Verteidigungsbereitschaft zu setzen. Unterdessen waren Mansfelds Scharen, die sich bei Andernach[381] gesammelt hatten, bereits aufgebrochen, um in den Westerwald einzufallen.
Die kaiserliche Armee marschierte zunächst über Neuwied[382] und Montabaur[383] in Richtung Wetzlar.[384] Überall wurden Lieferungen zwangsweise eingetrieben. Bönninghausens Kavallerie stieß nur auf schwache schwedische Kräfte, die überall zurückwichen. Weilburg,[385] Greifenstein,[386] Braunfels[387] und Wetzlar wurden eingenommen. Als in Diez der kaiserliche Kriegskommissar von Speck durch eine schwedische Streifpartei aufgehoben worden war, erschien Bönninghausen mit einigen Regimentern, vertrieb die Schweden und überlieferte die Stadt seinen Söldnern zur Plünderung. Bürger und Beamte, die im Verdacht standen, den Schweden Vorschub geleistet zu haben, wurden als Gefangene fortgeführt“.[388]
„Eine kaiserliche Armee unter dem Befehl des Grafen Mansfeld hatte sich den Lahngegenden genähert. Das hatte zur Folge, daß Gräfin Sophie Hedwig noch im November seitens der kaiserlichen Kriegskommissare Speck und von Nidegg aufgefordert wurde, für die Mansfeldischen Truppen außer den üblichen Geldkontributionen 32 000 Pfund Brot, 32 Rinder, 32 Malter Hafer und einige Fuder Bier bereitstellen zu lassen. Um den sicheren Eingang dieser Forderungen zu gewährleisten, hatten sich die beiden Kommissare persönlich nach Diez begeben und mit ihrem Begleitkommando Quartier in der Stadt bezogen. – Auf irgendeine Weise hatten die Schweden von diesem Aufenthalt Wind bekommen und von Idstein[389] aus ein Kommando nach Diez beordert, das die Kommissare nebst dem zu ihrem Schutz abgestellten Kommando samt dessen Führer, dem Rittmeister Karpe, aushob und davonführte. – Graf Mansfeld, über diesen Verrat erbittert, hielt das Ganze für einen Verrat der Gräfin, ihrer Beamten oder der Bürgerschaft und entsandte sofort den Generalmajor von Bönninghausen mit einem Truppenkontingent nach Diez, um die Stadt zur Rechenschaft zu ziehen. Nur dem glücklichen Umstand, daß zur gleichen Zeit der Graf [Egon VII.; BW] von Fürstenberg in Diez eingetroffen war, und auf dem Diezer Schloß gastliche Aufnahme gefunden hatte, war es zu verdanken, daß eine Brandschatzung verhindert wurde. Fürstenbergs Eingreifen bewog den General, von seinem Vorhaben abzustehen. Er konnte jedoch nicht verhindern, daß Bönninghausen den Amtmann Naurath, den Hofmeister der Gräfin, von Hohenfeld, den Landhauptmann Kreusler und drei Diezer Bürger mitnahm. Diese wurden zunächst nach Vilmar,[390] später nach Büdingen[391] gebracht und strengen Verhören unterzogen. Erst nachdem die Schweden ihre Gefangenen freigegeben hatten und die Angelegenheit zur Zufriedenheit Mansfelds bereinigt worden war, wurden Naurath und seine Begleiter in Freiheit gesetzt und konnten bis auf einen der Diezer Bürger, der inzwischen in Büdingen gestorben war, die Heimreise antreten, nachdem schon einige Zeit vorher der bevorzugt freigegebene Hofmeister von Hohenfeld entlassen worden war“.[392]
In den Erinnerungen des Dr. Jeremias Molther aus Friedberg[393] heißt es für 1634: „Nicht lange aber nach diesem Durchzug [kaiserlicher Truppen] ist [15. Okt.] der Oberst Rosa [Reinhold von Rosen] mit seinem Regiment zu Pferd dahier kommen und erstmahls instinctu fratris [auf Antrieb seines Bruders: Vollmar, gen. ‚der tolle Rosen‘], eines Rittmeisters wegen [zum Schutz] des adligen Frauenzimmers in der Burg Quartier gemacht, darauf sich die sequentes [die folgenden Kommandanten] jederzeit bezogen. Deme der [schwedische] Obriste Princk [Brink], welcher aber, auf Ankunft des [kaiserlichen] Obristen Isolani und seiner Kroaten, des Nachts zu Friedberg aufgebrochen und durchgangen, und diesem Herzog Bernhard von Weimar mit der Armee selbsten gefolget, und bei dero Abzug einen Capitain-Leutnant [Christoph Schultheß-Schulze] mit 150 Soldaten zur Besatzung hinterlassen.
Den 18. Nov. Freitags hat der Kais. Generalwachtmeister Bönninghausen die Stadt eingenommen, vor der Kronen die Stück gegen die Burg geplanzt, Feuer hinein geben. Darauf der schwedische Capitain den Abend noch abgezogen [sich ergeben]. Ist in der Stadt bewacht und Morgens mit sein Soldaten weg convoyirt worden.
Den 14. Dec. ist er wegen dieser disreputirlichen [ehrlosen] Uebergab auf dem Neustädter Markt in Hanau[394] arkebusiert [erschossen] worden“.[395] „Von Diez stieß er [Bönninghausen; BW] auf Idstein und Wiesbaden[396] vor, ließ auch hier Kontributionen erheben, und bedrohte Mainz, wo eine starke schwedische Garnison lag. Der schwedische Obrist v. d. Brincken meldete am 4. Dezember 1634 dem Herzog Bernhard von Weimar, daß Bönningshausens Kavallerie, die von Eppstein auf Cronberg[397] und Oberursel[398] marschiere, voraussichtlich auf Friedberg vorstoßen werde. Kundschafter berichteten, sie rücke so geschlossen vor, daß niemand zur Seite ‚ausreitten‘ oder zurückbleiben dürfe, weswegen man unmöglich Gefangene machen könne. Bönninghausen habe die Infanterie noch nicht bei sich, die aber auf Usingen[399] im Anzug sei. Tatsächlich erschien Bönninghausen am 6. Dezember vor Friedberg. Der Rat der Reichsstadt beeilte sich, ihm die Torschlüssel auszuliefern“.[400]
Nachfolger des schwedischen Kapitänleutnants wurde Obristleutnant Carussa vom Dragoner-Regiment Bönninghausens. Der spätere Friedberger Pfarrer Johannes Henrici (1592-1656) berichtet: „Als aber 1635 [18. Nov. 1634] der Oberst Bönningshausen die Burg Friedberg beschossen und in einem halben Tag einbekommen, hab ich mich zum selben mal in dem Kloster [Augustinerschule] zu Friedberg acht Wochen lang bei dem Rektore Ottone Preußen [Preuß] ufgehalten. Als aber der Obrist Lieutnant [Carussa] nach mir fragen ließ, bin ich mit einer Leich (war Richter Else), der ich als ein Trauermann nachgangen, dem Menzer Thor naus kommen, folgendes nach Roßbach[401] und dann nach Frankfurt mich begeben und zwei Vierteljahr da ufgehalten, bis uff den 30. Augusti 1635, da ich nach Friedberg vociret [berufen] worden“.[402]
„Am 26. Dezember 1634 trafen 6000 Franzosen zu Fuß, 1000 Karabiniers und 3 Kompanien zu Pferd unter dem Befehl der Marschälle de Brézé und Marquis de la Force bei Bernhard[403] ein, der in der Gegend um Ladenburg am Neckar[404] und Weinheim[405] nordöstlich Mannheim[406] mit seinen restlichen Truppen lag. Am 31. Dezember 1634 setzte sich diese Armee zum Anmarsch gegen Mansfeld, der mittlerweile um Frankfurt lagerte, in Bewegung. Dieser ging über den Main zurück und stellte die Verbindung mit Piccolomini her, der von Würzburg[407] heranmarschierte und dessen Kroaten bis Fulda[408] und Hersfeld[409] streiften. Bönninghausen vereinigte sich mit dem kaiserlichen Obristen von Bredow [Breda; BW], den Piccolomini vorausgeschickt hatte, um die Avantgarde des bei Gelnhausen[410] stehenden Herzogs Bernhard anzugreifen. Bernhard beabsichtigte einen Anschlag auf Friedberg, ging jedoch auf Frankfurt zurück, nachdem er eine französische Garnison in Gelnhausen zurückgelassen hatte, mit dem Befehl, die Stadt bis zum Äußersten zu verteidigen. Abgesessene Reiter und Dragoner Bredows und Bönninghausens erstiegen jedoch in der Nacht zum 25. Januar 1635 die Mauern. Als erste drangen die Dragoner des Regiments Gallas ein. 8 französische Kompanien wurden zersprengt und meist niedergemacht, der Kommandant Oberstleutnant Redovin und der Obristwachtmeister Chambre gefangen, 8 Standarten erbeutet. Bönninghausen berichtete Mansfeld, er habe die Standarten für ihn abgefordert, doch habe der Kommandeur des Regiments Gallas sie verweigert, um sie Gallas selbst zu überbringen.
Nachdem Herzog Bernhard sich Anfang Februar auf Darmstadt[411] zurückgezogen hatte, rückte Bönninghausen nach Aschaffenburg,[412] wohin sich Mansfeld mit der Infanterie begeben hatte. Seine Reiterei, verstärkt um 1000 Pferde des Grafen Fürstenberg, durchstreifte den Spessart, um Fouragelieferungen einzutreiben. Am 18. Februar weilte Bönninghausen wieder in Friedberg, von wo aus er Bredow mitteilte, er sei Meister der ganzen Wetterau, da er Weilburg, Homburg[413] und Butzbach[414] besetzt halte. Bredow hielt sich in Fulda auf und plante einen Einfall in Hessen, da Herzog Bernhard mit seinen Verbündeten auf das linke Rheinufer ausgewichen war, wo er Mitte März mit der Belagerung Speyers[415] begann.
Obgleich Bönninghausens Vorgesetzte, Gallas und Mansfeld, mit seinen Leistungen zufrieden waren, waren seine Gegner nicht müßig. Der kurmainzische Rat Heinrich Christoph von Griesheim richtete am 20. Februar 1635 aus Stadtberge (Obermarsberg) ein Schreiben an König Ferdinand III.,[416] das schwere Beschuldigungen gegen Bönninghausen enthielt. Die in Köln weilenden Fürsten könnten dessen Gewalttätigkeiten nicht länger erdulden, über welche bei der Majestät schon öfter Klage geführt worden sei. Durch seine Fahrlässigkeit sei das feste Haus Braunfels wieder in Feindeshand gefallen. Es seien nun anderthalb Jahre vergangen, daß die Grafschaften Waldeck und Mark Bönninghausen hohe Kontributionen hätten zahlen müssen, aus denen ‚vieltausend Taler‘ geflossen seien. Niemand dürfe fragen, wohin diese Gelder gewandert seien. Man gebe vor, man habe viele Regimenter dafür geworben; in Wirklichkeit habe Bönninghausen diese teils verkauft, teils anderweitig transferiert. Wie die beiden Kurfürsten von Mainz und Köln von Bönninghausen traktiert worden, werde genügend bekannt sein. Seine Offiziere, die gegen den Willen des Kölner Kurfürsten im Lande lägen, setzten sich über königliche Salvaguardia-Briefe einfach hinweg. Besonders beklagte sich Griesheim über den Obermarsberger Kommandanten Jacob Beyer, der unaufhörlich den Grafen Wolrad von Waldeck drangsaliere. Der Bönninghausische Kommissarius Franz Meschede habe bedrohliche Schreiben an den Grafen abgehen lassen; Bönninghausen verlange viele tausend Taler und drohe nach ‚eingewurzelter Gewohnheit‘ mit der Exekution; dies könne allen ‚wohl affektionierten‘ Ständen, wie Oldenburg, Lippe u. a. Anlaß geben, die kaiserliche Partei zu verlassen. Der Wiener Hofkriegsrat verschloß sich diesen Klagen nicht. Auf Griesheims Bericht erging am 28. Februar an Gallas die Weisung, ‚über des von Bönninghausen gewalttätiges procedere zu inquiriren und mit recht fürzugehen‘. Aber Bönninghausen hatte inzwischen mit 400 Pferden einen Streifzug in den Rheingau unternommen. Der Feldmarschall Mansfeld meldete, die Streifschar Bönninghausens habe sich dort standhaft gehalten, den Feind bis Bingen[417] zurückgetrieben und jenseits des Rheins an der Mosel Posto gefaßt. Der Generalwachtmeister hatte erkundet, daß Herzog Bernhard von Weimar am 12. April mit Infanterie und Geschütz bei Mainz den Rhein überschritten und bis Höchst[418] gelangt war, wovon Piccolomini und der Feldmarschall-Leutnant Suys unverzüglich benachrichtigt wurden. Indessen zog sich das schwedisch-französische Heer auf Worms[419] und Speyer zurück, vergeblich französischen Zuzug erhoffend; auch Bönninghausen begab sich wieder in sein Hauptquartier Friedberg, wo am 25. Februar sein Schwager, der Obristleutnant Ernst Wesseler von Pape, Kommandeur des Bönninghausischen Infanterieregiments, den Befehl übernommen hatte. Am 18. Mai beschwerten sich der Mainzer und der Kölner Kurfürst erneut über Bönninghausen, indem sie sich auf die Anzeigen bezogen, die ein Abgesandter bereits über das Benehmen der Mansfeldschen Armee im Erzstift im verflossenen Winter und die Eigennützigkeit Bönninghausens gemacht habe. Sie baten erneut um die Entfernung der beiden Generale und schlugen den Grafen Egon Fürstenberg oder den Feldmarschall-Leutnant Geleen für das Armeekommando vor. Wieder erging Befehl, ‚die durch den von Bönninghausen in der Burg Friedberg verübten Incommoditeten abzustellen, auch Ihne von Bönninghausen selbiger Orthen gentzlich abzuschaffen‘. Wieder erfolgte nichts, da man Bönninghausen nötig hatte. Vergebens bat Griesheim am 26. Juni um eine unparteiische Untersuchung des durch Mansfeld und Bönninghausen im Erzstift Mainz angerichteten Schadens.
Landgraf Wilhelm von Hessen und Melander [Holzappel; BW] hatten sich im Frühjahr 1635 auf die Defensive beschränkt, ohne in das Kriegsgeschehen aktiv einzugreifen. Hessen war von seinen oberdeutschen Verbündeten praktisch abgeschnitten, die westfälischen Garnisonen wurden durch Angriffe des Generalwachtmeisters von Velen dauernd bedroht, der Vreden[420] und Bocholt[421] zurückerobern konnte. Obwohl die hessischen Streitkräfte 1635 aus 7 Reiterregimentern – zusammen 3 000 Mann – und 8 Infanterieregimentern – etwa 9000 Mann – bestanden, reichte ihre Kraft nicht aus, im Rücken der gegen Herzog Bernhard von Weimar operierenden kaiserlichen Armeen Mansfelds oder Piccolominis etwas Ernstliches zu unternehmen, so sehr auch Oxenstierna auf eine Vereinigung der protestantischen Truppen drängte. Zudem war in den Beziehungen des Landgrafen zu Kardinal Richelieu und den holländischen Generalstaaten eine Abkühlung eingetreten. Im Oktober 1634 war ein Obrist Ovelacker von der Krone Frankreich beauftragt worden, in Westfalen 3000 deutscher Hilfstruppen zu werben – da es sich um den ersten Versuch Frankreichs handelt, in Nordwestdeutschland eine eigene Truppenmacht auf die Beine zu bringen, muß kurz darauf hingewiesen werden. Der Landgraf sollte die dazu nötigen Lauf- und Musterplätze anweisen und die Städte Essen[422] und Recklinghausen[423] als Garnisonen zur Verfügung stellen. Die Generalstaaten und der Prinz von Oranien verwandten sich eindringlich für Ovelacker, der aber bei den deutschen Protestanten als ‚Renegat, Freund des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und Bewunderer Spaniens‘ übel beleumundet war. Landgraf Wilhelm verhehlte nicht, daß er über das Ansinnen Richelieus sehr befremdet und gekränkt war; er lehnte es ab, die Werbungen des Obristen zu unterstützen und verweigerte die Einräumung von Essen und Recklinghausen (November 1634). Alle Beschwerden Ovelackers, Drohungen mit dem Unwillen des französischen Königs, und auch der Einspruch der Staaten konnten das Mißtrauen Wilhelms nicht überwinden. Im Februar 1635 kehrte der Obrist unverrichteter Dinge nach Frankreich zurück.
Am 15. Juni berichtete der Rheingraf Otto, Vizedirektor des Evangelischen Bundes, aus Frankfurt dem Landgrafen Wilhelm, Graf Gallas habe oberhalb Philippsburg[424] bei Germersheim[425] mit vielen Regimentern den Rhein überschritten; Piccolomini dagegen sei mit Mansfeld vereinigt in den Rheingau gezogen. Es wäre an der Zeit, dem Feind in den Rücken zu gehen und ihm merklichen Abbruch zu tun, damit die allzu große Kriegslast, die auf den vier oberen Reichskreisen ruhe, etwas erleichtert werde. Der Landgraf beteuerte Oxenstierna seinen guten Willen, wies auf die früher gebrachten Opfer Hessens hin – , blieb aber untätig, da er sich ‚itziger leufften beschaffenheit nach‘ von seinem Fürstentum so weit nicht entfernen dürfe. – – In den Aufzeichnungen des Laurentius (Lorenz) Hartmann, später Pfarrer und Superintendent in Königsberg/Franken,[426] heißt es: „Meine erziehung ist in den elendesten und betrübtesten jahren unsers vaterlandes geschehen, da anno 1635 auf Johannis Baptistae (24. Juni) der Cölnische general Bönighausen unsere stadt Wildungen überfallen von Attendorn und Medebach her, da die stadt rein ausgeplündert und noch dazu 1 000 Rth. in Cöln vor dem brand bezahlen müssen, da denn meine lieben eltern alles ihrige leider verloren. Ist dieses die erste plünderung, worin 32 bürger ermordet und beschädiget worden“.[427] – –
Am 9. Juli kam ihm Nachricht zu, sein alter Gegner Bönninghausen sei in und um Amöneburg angelangt, ihm folge der Generalwachtmeister Colloredo mit noch 5 berittenen und 10 Fußregimentern sowie der Artillerie. Ihr Marsch richte sich allem Anschein nach gegen die Festung Ziegenhain.[428] Der Landgraf erteilte sofort seinem Generalleutnant Melander Befehl, die hessischen Truppen zu Roß und zu Fuß bei Warburg[429] zusammenzuziehen, rechnete auf Hilfe von Herzog Wilhelm von Weimar[430] und Herzog Georg von Lüneburg und bat den Kanzler, dem schwedischen Generalmajor Speerreuter[431] – dem Nachfolger Knyphausens – Ordre zu geben, schleunigst nach Hessen aufzubrechen. Der unerwartete Einfall Bönninghausens bestimmte ihn, selbst zu Herzog Georg nach Hildesheim und zu Oxenstierna nach Magdeburg zu reisen, um die die vorzunehmenden Kriegsmaßregeln zu beraten.
Bönninghausen war gegen Hessen vorgerückt, um den Landgrafen zur Annahme des Prager Friedens – der am 20. Mai 1635 unterzeichnet worden war – zu nötigen. Vor der kaiserlichen Übermacht hatte sich Herzog Bernhard von Weimar bis zur Saar zurückziehen müssen, wo er auf die Ankunft eines starken französischen Hilfsheeres unter dem Kardinal La Valette wartete. Der Feldmarschall Graf Mansfeld begann den förmlichen Angriff auf Mainz, das der Obrist Gisbert von Hogendorff [Hohendorf; BW] verteidigte, während sich in Frankfurt, wo die Stimmung immer schwedenfeindlicher wurde, Rat und Bürgerschaft an den kaiserlichen General von Lamboy wandten, um über die Öffnung der Tore zu unterhandeln. Gallas hatte Worms erobert und den neuernannten Feldmarschall Grafen Hatzfeldt zur Belagerung Kaiserslauterns[432] vorausgesandt.
Nach Aussagen einiger von den Hessen eingebrachter Gefangener verfügte Bönninghausen etwa über 13 bis 14 schwache Reiterregimenter, deren Kompanien allerdings nur 30 bis 40 Pferde stark waren. Da ihm kein Proviant zugeführt wurde, mußte er aus dem Lande leben. Bönninghausen setzte sich in den Dörfern beiderseits Amöneburg fest und ließ Patrouillen nach allen Seiten vorgehen. Die Dörfer Bischhausen,[433] Gilsa,[434] Zwesten,[435] Kerstenhausen,[436] Ober-[437] und Niederurf,[438] Groß-[439] und Klein-Englis [440]wurden niedergebrannt, die Ernte systematisch ruiniert, um die hessischen Festungen Ziegenhain und Kassel für längeren Widerstand unfähig zu machen. Mit dem Gros rückte Bönninghausen auf Wildungen[441] vor, wo eine Kompanie von 140 Hessen unter einem Kapitänleutnant des Regiments Geyso lag; der Ort wurde erstürmt, die Besatzung niedergehauen, Wildungen geplündert. Ein Vorstoß auf Fritzlar,[442] wo Melander mit 4 Reiterregimentern, 200 Musketieren und 4 Stücken lag, scheiterte unter Verlusten. Da indes die Hessen sich auf Kassel zurückzogen, führte Bönninghausen am 13. Juli die Kavallerie erneut ins Feld, erhielt indes Kundschaftermeldungen, Melander sei durch vier weitere Regimenter verstärkt worden und habe sich auf Warburg gewandt, wo General Speerreuter mit schwedischem Volk aus Lüneburg[443] zu ihm stoßen werde. Bönninghausen sandte seine Bagage nach Amöneburg zurück, bat um Sukkurs durch Dragoner und Kroaten und ging in die Gegend von Kirchhain[444]-Neustadt.[445] Am 16. Juli zwang er das feste Haus der Familie von Schenk in Schweinsberg[446] durch Geschützfeuer zur Übergabe, wobei der Ort in Brand geriet und die unterhalb der Burg liegenden Häuser bis auf zwei niederbrannten. Wenige Tage später rückte Bönninghausen, der im Dorfe Seelheim[447] sein Quartier genommen hatte, mit dem Hauptteil der Reiterei in die Gegend um Hersfeld, von da gegen Melsungen,[448] wo er auf Melander stieß, der sich mit dem schwedischen Generalmajor Beckermann conjungiert hatte. Die Kaiserlichen verloren 50 Tote und wichen bis Hersfeld zurück, doch konnten sie sich der feindlichen Bagage bemächtigen. Anfang August wurde Bönninghausen durch 12 frische Regimenter zu Fuß und Artillerie unter dem Marchese Caretto di Grana verstärkt, während die Hessen die langerwartete Armeeabteilung Speerreuters, der über Salzuflen, Lüdge[449] und Kassel heranzog, mit Freude begrüßten. Bönninghausen und Caretto gingen auf Fulda zurück, doch sandte ersterer auf die Nachricht vom Aufbruch der hessischen Truppen, die nach dem Plan des Landgrafen eine Vereinigung mit Herzog Bernhard anstrebten, Teile seiner Reiterei in die feindliche Flanke, die bis Melsungen und Lichtenau[450] streiften. Der Landgraf fühlte sich dadurch so bedroht, daß er am 18. August bei Burg-Gemünden[451] ein festes Lager bezog, um die Entwicklung der Dinge abzuwarten. Speerreuter und dessen Offiziere zeigten sich widerspenstig und hatten mit Meutereien ihrer Truppenteile zu kämpfen, die nur unwillig ihre Quartiere an der Weser verlassen hatten.
Der Marchese Caretto hatte schon am 7. August durch König Ferdinand Ordre erhalten, mit seinen Truppen in Richtung Worms zu marschieren, da sich Herzog Bernhard von Weimar mit dem Kardinal de la Valette vereinigt und die Kaiserlichen genötigt hatte, auf das rechte Rheinufer auszuweichen. Am 9. August konnte Bernhard die Besatzung von Mainz entsetzen; er beabsichtigte einen Vorstoß auf Frankfurt und Hanau, sobald sich der Landgraf von Hessen in Bewegung setzte.
– – Ferdinand von Ungarn hatte am 20.8.1635 aus Heilbronn an Gallas, geschrieben: Caretto sollte mit 6.000, Bönninghausen mit 2.000, den aus Böhmen und Schlesien abgezogenen 4.000 und mit 1.000 Mann Georgs II. v. Hessen-Darmstadt ein „Corpo“ diesseits des Rheins bilden.[452] – –
Aber dieser zögerte mit dem Vormarsch, obwohl der schwedische Gouverneur von Hanau, Generalmajor Jakob Ramsay, ihm meldete, einige Regimenter Bönninghausens seien am 21. August auf Frankfurt marschiert und Sachsenhausen[453] sei am 24. August gefallen. Die Zwistigkeiten zwischen Landgraf Wilhelm und Speerreuter ließen ein gedeihliches Zusammenwirken von Hessen und Schweden nicht zu; zwei Monate später kam an den Tag, daß Bönninghausen die Absicht gehabt hatte, den Landgrafen im Lager von Burg-Gemünden zu überfallen und daß Speerreuter – angeblich durch spanisches Geld bestochen – mit ihm im Einverständnis gewesen war. Insgeheim wirkte beim Landgrafen die Eifersucht auf Herzog Bernhard mit, der Wilhelms Würde als französischer General gegenstandslos machte und alle Subsidien an sich zog. Jedenfalls versagte er seine Mitwirkung am Rhein, so daß Bernhard, dessen französische Truppen alle Kriegserfahrung und Disziplin vermissen ließen, den Rückzug nach Lothringen in Erwägung ziehen mußte.
– – Außerdem hatte Gronsfeld in Verbindung mit Bönninghausen, dem Spezialisten für „Hinterhältigkeiten“[454] im wahrsten Sinne des Wortes, zu bleiben. Dieser marschierte am 21.8. auf Frankfurt zu, um die im kaiserlichen und französischen Hauptquartier erwartete Verbindung Wilhelms V. von Hessen-Kassel[455] – Wilhelm war bereits am 5.2.1634 mit einer Pension von jährlich 36.000 franc zum General der Krone Frankreich bestellt worden[456] – und Bernhards von Weimar zu verhindern, die jedoch teils aus persönlicher Animosität, teils aus territorialstaatlichen Eigeninteressen heraus nicht stattfinden sollte. – –
Anfang September hob Landgraf Wilhelm sein Lager auf und führte seine Regimenter in nordwestlicher Richtung ab, während Speerreuter sich zur schwedischen Armee des Feldmarschalls Baner begeben wollte. Bönninghausen rückte nicht nach, sondern begab sich zur kaiserlichen Hauptarmee. Er hatte im Juli Obristwachtmeister Mandelsloh zu Gallas gesandt, um über die Kriegsumstände in Oberhessen Bericht zu erstatten; Gallas hatte Mandelsloh zu König Ferdinand weitergeschickt, der ihn seinem kaiserlichen Vater zusandte. Der Obristwachtmeister hatte offenbar den Auftrag, Bönninghausen zu rechtfertigen und ihm für das Kommando eines Korps vorzuschlagen, das zur Weser aufbrechen sollte. Indes entschied der Kaiser, man möge Bönninghausen aus Rücksicht auf die beiden Kurfürsten von Mainz und Köln von der Hatzfeldtschen Armee – die demnach für Westfalen bestimmt war – abberufen. Daß Bönninghausen gern und oft seinen Söldnern das Plündern erlaubte, war allgemein bekannt. Der Generalfeldzeugmeister Marchese Caretto, der ein scharfer Gegner Bönninghausens war und am Kaiserhof gute Verbindungen hatte, schrieb Hatzfeldt, der Unwillen über seine Plünderungen und Gewalttaten äußerte, am 8. September aus Offenbach:[457] ‚Mich wunderts nicht, daß Klagen einkommen, denn nicht allein die Offiziere, sondern die Kommandanten selbst ausschicken und Vieh wegnehmen. Unser Krieg ist leider so weit gekommen, daß mancher, seine Pferde zu schonen, mehr seine Gelegenheit als Ihrer Majestät Dienst suchen tut. Die Hauptschuld an den Plünderungen in Nassau-Hadamar trägt Obrist Bönninghausen; seine Leute nehmen nicht ein Pferd oder eine Kuh vom Feinde, ohne daß er das meiste davon bekommt‘.[458] Freilich war Caretto nicht besser, wegen grober Exzesse von Wallenstein durch Reduktion seines Regiments bestraft, war er dessen giftigster Gegner gewesen und zählte ‚zu den durch teuflische Bosheit und Habsucht berüchtigten Heerführern‘.[459] Daß er, prahlerisch und eingebildet auf seine Ahnen – deren einer Großmeister des Johanniterordens gewesen war – , später mit Bönninghausen noch öfter aneinandergeriet, wird in der Schilderung des Feldzuges von 1638 ersichtlich werden.
Gallas war der Ansicht, Herzog Bernhard wolle dem Kommandanten von Hanau Proviant zuführen und beorderte deshalb Bönninghausens Regimenter zur Belagerungsarmee von Frankfurt. Doch der Vorstoß, den Bernhard mit etwa 3000 Reitern und 1000 Musketieren unternahm, diente nur zur Verschleierung seines Abzuges auf das linke Rheinufer. Am 14. September wurden die Franzosen von zwei kaiserlichen Kürassierregimentern bis zu einer Mühle beim Dorfe Hausen an der Nidda[460] zurückgetrieben, zogen aber Verstärkungen an sich und gaben dem Gefecht eine solche Wendung, daß die höheren Offiziere der Kaiserlichen zur Aufmunterung ihrer Leute selbst ins Handgemenge treten mußten. Dabei kam Graf Hatzfeldt unter sein getötetes Pferd zu liegen, Generalwachtmeister Lamboy wurde verwundet, andere Offiziere gerieten in Gefangenschaft.
Am 17. September meldeten indes Überläufer Bernhards Abzug über die Mainzer Brücke. Gallas folgte ihm mit allen verfügbaren Truppen, bis das französisch-schwedische Heer unter starken Verlusten nach dreizehntätigem Marsch in der Gegend um Metz[461] und Pont-á-Mousson[462] anlangte. Noch waren die Franzosen keine ernsten Gegner für die kriegserprobten Kaiserlichen; aber unter dem Kardinal La Valette diente bereits Turenne, der spätere große Heerführer der französischen Krone.
Auch die Kaiserlichen befanden sich in übler Verfassung, besonders die Kavallerie. Vier Regimenter Carettos zählten zusammen nur 1700 Pferde, ein Regiment Bönninghausens nur 200; viele Reiter scheuten vor dem Marsch in das ausgesogene Grenzland zurück und machten sich den für Desertionen günstigen Rheinübergang zunutze. Von einem zweiten Regiment Bönninghausens gingen 150 Pferde durch, das sehr schwache Regiment des Obristen Asseburg verlor sich dabei gänzlich.[463] Durch Proviantmangel und Krankheiten veranlaßt, mußte Gallas den Rückzug anordnen. 7 Regimenter unter Bönninghausen rückten in die Lahngegend und in ihre alten Quartiere in der Wetterau; der Generalwachtmeister selbst begab sich nach Friedberg, wo nach der Abberufung des Obristleutnants Pape der Obristleutnant von Mordeck die Garnison befehligte. Caretto ging bei Bonn[464] über den Rhein, um in Westfalen die Ruhe herzustellen und Hessen zur Annahme des Prager Friedens zu zwingen, dem Herzog Georg von Lüneburg am 10. August 1635 bereits beigetreten war. König Ferdinand III. wies, um den Ernst seiner Verhandlungsabsichten zu betonen, Caretto an, die Feindseligkeiten gegen die hessische Armee vorläufig einzustellen.
– – Im diesem September hielt sich Bönninghausen in Frankfurt/M. auf, von wo aus der Melchior von Hatzfeldt von der Besetzung des Hauses Reiffenberg[465] und seiner Erkrankung berichtete.[466] – –
Die Friedenssehnsucht in Hessen war groß. Die hessischen Räte machten in einem Gutachten geltend, Carettos und Bönninghausens Truppen ständen bereit, in Hessen einzufallen. Unterstützung durch schwedische oder französische Hilfe sei unsicher, ein Teil der eigenen Truppen sei unzuverlässig, mit Verrätern in den Festungen müsse man rechnen. Die Hungersnot im eigenen Lande sei so groß, daß die verzweifelten Untertanen um jeden Preis zum Frieden kommen wollten. Melander schloß Anfang Oktober mit dem Generalwachtmeister von Velen für Westfalen einen Waffenstillstand ab; der Landgraf verhandelte mit den geistlichen Fürsten unter Vermittlung des kurmainzischen Gesandten von Griesheim über die Friedensbedingungen, wobei er vor der Räumung der eroberten Gebiete Entschädigung für die die neugebauten Befestigungen und zur Befriedigung seiner Truppen 100 000 Taler in bar verlangte. Richelieu sandte als Sonderbeauftragten Mr. de Beauregard nach Kassel, um dem Landgrafen den Rücken zu stärken, so daß die Lage weiterhin ungeklärt blieb. Im Oktober bezogen die Truppen Winterquartiere. Bönninghausens Dragoner überwinterten in und um Hachenburg,[467] seine Infanterie in der Gegend von Friedberg.
Bönninghausen schätzte seine dem Kaiser geleisteten Dienste im Feldzug des Jahres 1635 so hoch ein, daß er sich am 30. November 1635 mit der Bitte an den Hofkriegsrat wandte, seine Beförderung in eine Generalleutnants-Stelle zu veranlassen. Aber er stieß auf eisiges Schweigen; man würdigte ihn nicht einmal eine Antwort. Er hatte sich Hoffnungen auf das Kommando der kaiserlichen Streitkräfte an der Weser gemacht. Nachdem nämlich der General Speerreuter, dem Oxenstierna an Stelle des Herzogs von Lüneburg den Befehl über die nordwestdeutsche Schwedenarmee übertragen hatte, für seine Person zu den Kaiserlichen übergegangen war, war der Feldmarschall Dodo von Knyphausen, der vom Kriege zurückgezogen in der Festung Meppen[468] gelebt hatte, vom französischen Gesandten Marquis de St. Chamond bestimmt worden, die führerlosen schwedisch-deutschen Regimenter wieder ins Feld zu führen. Auf die Kunde davon rückte der Feldmarschall-Leutnant von Geleen gegen ihn vor und überfiel ihn am 26. Dezember so unerwartet in der Stadt Wildeshausen,[469] daß Knyphausen, der im Hemde zum Walle geeilt war, mit Hinterlassung seiner Kriegskasse flüchten mußte. Zu entscheidenden Aktionen fehlten Geleen jedoch Kavalleriekräfte, so daß Bönninghausen in den ersten Januartagen 1636 zu seiner Unterstützung aufbrechen musste.
Noch auf dem Marsche durch die Grafschaft Mark erfuhr Bönninghausen, der sich am 8. und 9. Januar in der Gegend um Schwelm befand, daß sein alter Gegner Knyphausen am 11. Januar den Tod gefunden hatte. Der ehemals kaiserliche Obrist Johann Freiherr von Leutersheim [Leittersam; BW], der seines Regiments verlustig gegangen war, weil er einen Hauptmann, der ihm Satisfaktion verweigert hatte, kurzerhand durch seine Leute hatte erschießen lassen, schlug sich damals selbständig mit einem Infanterie- und einem Reiterregiment, die er auf eigene Kosten für den kurkölnischen Dienst angeworben hatte, im niedersächsischen Kreise herum. Er marschierte gegen Knyphausen und lieferte ihm bei Haselünne[470] ein Gefecht, bei dem der Feldmarschall eine tödliche Kugel erhielt. Obwohl die Schweden die Oberhand behielten und Leutersheim in Gefangenschaft geriet, aus der er sich kurz darauf aber befreien konnte, wurde Bönninghausen durch Piccolomini angewiesen, den Marsch zur Weser einzustellen und seine Regimenter zurückzuführen.
Inzwischen war es Piccolomini gelungen, die lange verhinderte Vereinigung der pfalzgräflichen mit den kaiserlichen Truppen zustande zu bringen, gegen die sich Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm so lange gesträubt hatte. Dessen Söldner waren mit der taten- und gewinnlosen Ruhe unzufrieden und erklärten ihre Bereitwilligkeit, spanische oder kaiserliche Dienste zu nehmen. Piccolomini, der mit seinem Stabe in Düren[471] Quartier genommen hatte, während der Feldzeugmeister Marchese Caretto im Herzogtum Berg lag, quartierte sie in Sinzig, Oberwinter,[472] Heimersheim[473] und Remagen ein. Ende Januar erhielten sie Ordre, nach St. Vit[474] abzumarschieren, um der zum Einfall nach Frankreich bestimmten Kavallerie des kurbayerischen Generals Johann von Werth zu folgen. Vergeblich hatte Bönninghausen versucht, bei dieser Armee eine Anstellung zu erhalten. Er bekam kein Kommando und mußte die ihm unterstellten Regimenter an Caretto abgeben.
– – Der Osnabrücker Chronst Bellinckhausen hält unter dem 3. 3.1636 fest: „Zwey componey dragouners [sind] zu Lengerke[475] auf Bonninghausen regiment gefallen in der nacht und [haben] dieselben gantz und gar zerstreuet“.[476] – –
Man stellte ihn kalt; in den Jahren 1636 und 1637 ist er an keiner größeren Kriegshandlung beteiligt. Doch blieb er Inhaber seines Leibregiments Kürassiere, das er aber nicht selbst führte, sondern der Obristleutnant Gottfried von Heister, der mit dem Regiment zur Armee des Feldmarschalls Götz abging, und des Infanterieregiments Bönninghausen, dessen Kommando der Obristleutnant Ernst Wesseler von Pape innehatte, der des Generalwachtmeisters Schwester Elisabeth geheiratet hatte.
Die beiden anderen Regimenter, die Bönninghausen im Jahre 1633 für den Kaiser geworben hatte, waren in neue Hände übergegangen. Sein zweites Kürassierregiment hatte sein Schwiegersohn Francisco Imperiali bekommen, der aber im Laufe des Jahres 1635 gestorben oder gefallen war. Der Kaiser hatte es dann dem Obristen Greckenbroch verliehen; es stand 1636 in den spanischen Niederlanden. Bönninghausens Dragoner, die der Obristleutnant Andreas Klepping anführte, lagen in der Gegend von Trier.[477] Bereits am 31. Mai 1635 hatte der Feldmarschall Graf Mansfeld sich bei König Ferdinand III. für Klepping verwendet, dem Bönninghausen das Regiment abgetreten hatte. Der Obristleutnant wurde befördert und erhielt das Kommando vom Kaiser bestätigt. So konnte Bönninghausens Gegner Griesheim wohl mit Recht sagen, daß jener seine Regimenter ‚verkauft‘ habe; zweifellos hatten Imperiali und Klepping dem Generalwachtmeister hohe Geldsummen für die Überlassung bezahlen müssen. Bönninghausens Fußregiment unter Pape und dem Obristwachtmeister Hans Jakob Volpert wurde unter dem Generalwachtmeister von Lamboy zur Belagerung der Festung Hanau verwandt“.[478]
„Während Bönninghausen untätig und auf ein neues Kommando wartend in Köln weilte, war es Caretto gelungen, die schwedischen Streitkräfte, über die nach Knyphausens Tode der Generalmajor Wendt von Krassenstein den Befehl führte, bis Bremen[479] zurückzutreiben. Der Feldmarschall-Leutnant von Geleen belagerte Osnabrück, wurde aber durch eine neue Armee, die der Feldmarschall Leslie [Leven; BW] auf Geheiß Oxenstiernas heranführte, vertrieben. Der Kommandant der Festung Minden, ein Major [Hieronymus v.; BW] Plettenberg, der Herzog Georg von Lüneburg verpflichtet war, überlieferte die ihm anvertraute Stadt unter Bruch des Ehrenworts in der Nacht vom 5. zum 6. Mai 1636 den Schweden, zum großen Grimm Herzogs Georgs. Der Vormarsch Leslies veranlaßte den hessischen Landgrafen zu Kündigung des Waffenstillstands mit dem Kaiser; er vereinigte sich mit Leslie am 26. Mai bei Lippspringe und zog im Lager von Boke seine Regimenter zusammen. Am 13. Juni brach die vereinigte hessisch-schwedische Armee zum Entsatz von Hanau auf.
Die Belagerung Hanaus leitete der Generalwachtmeister Wilhelm von Lamboy, der über 4 Infanterie-Regimenter, darunter das Regiment Bönninghausen, verfügte. Seine Soldaten hatten rings um die Festung Schanzen angelegt; eine der kleineren war ‚Bönninhausische Schanze‘ benannt. In Hanau verteidigte sich der Gouverneur Jakob Ramsay, ein gebürtiger Schotte in schwedischen Diensten, den Herzog Bernhard von Weimar dort eingesetzt hatte; ‚als Musterbild eines heimatlosen, genußsüchtigen Soldaten von Fortune‘ spielt er im ‚Simplizissimus‘ eine Rolle. Bei der Annäherung der Entsatzarmee floh die kaiserliche Kavallerie, die Schanzen wurden nach Artillerievorbereitung mit leichter Mühe genommen. Nur wenige stärker befestigte Werke leisteten Widerstand, so die ‚Morastschanze‘, wo sich der entschlossene Verteidiger, Obristwachtmeister Buddingen, selbst in die Luft sprengte; von der hessischen Sturmkolonne mußten viele Angreifer seine heroische Tat mit dem Leben bezahlen.
Am 24. Juni schritten die Hessen zum Angriff auf die Hauptschanze, deren Besatzung aus 600 erprobten Soldaten bestand, über die das Kommando der Obristleutnant Ernst Wesseler von Pape und der Obristleutnant Marschall hatten. Sie verfügten über 3 Feldgeschütze. Der Landgraf ließ sie vier Stunden ununterbrochen beschießen und dann seine Regimenter stürmen, doch wiesen die Kaiserlichen drei Sturmangriffe heldenhaft ab, bis nach erneuter schwerer Beschießung durch schwere Mörser die Pulverkammer der Besatzung in die Luft flog. Nun mußten Pape und Marschall sich auf Gnade und Ungnade ergeben, nachdem mehr als 70 Mann in wenigen Stunden gefallen waren. Ihre mannhafte Gegenwehr hatte die Ehre der kaiserlichen Waffen gerettet.
Der Landgraf ließ die eroberten Schanzen – es waren insgesamt 22 – niederreißen, die Festung mit Lebensmitteln und frischer hessischer Besatzung versehen, ehe er am 27. Juni wieder abzog. Er schrieb am 6. Juli aus Ziegenhain den Hanauer Räten, sie sollten es ebenso machen, wie seine Truppen, die das ganze Stift Münster gebrandschatzt hätten. ‚Da holet man mit fewerrohren undt kleinen partheyen des nachts baldt hier baldt da einen Schultheißen oder sonsten reichen gesellen auss dem bette, langet das Viehe, Pferdte, Menschen unt waß dessen mehr ist. Damit bringt man sie in contribution undt da muß man weder freundt noch feindt ansehen, welches Herr Ramsay wol wirdt zu machen wissen‘. Solche Grundsätze mußten freilich die Soldateska zu einer Räuberbande machen.
– – Happe hält in seinen Aufzeichnungen fest: „Den 10. Oktober [20.10.1636; BW] sind diese Regimenter ankommen, als der Obriste Conzago, Oberiste Coloredo, Obriste Lombardo mit 30 Compagnien im Amt Clingen[480] und Stadt Greußen,[481] das Herverische des Obristen Nitrams, Obristen Manteufels, Obristen Zweyers und Obristen Wendrums Regimenter von 28 Compagnien in das Amt und Stadt Sondershausen, das Harossische [Herrera; BW], Wolckensteinsche, Altwallensteinische und Bönnigheusische im Ambt Keula[482] und Ebeleben, ist ein unaussprechlicher Schade|Jammer| allenthalben2.[483] §Eodem [die] [25.10./4.11.1636; BW] ist der Bönnighäusische Hauptmann und Commendant, Heinrich Schulteß, ein redlicher, ehrlicher Mann, ohne alle Beschwehrunge des armen Volcks und ohne Bezahlung hinweg gezogen“.[484] „Den 28. Oktober [7.11.1636; BW] ist das Bennigheusische Regiment wieder zu Toba[485] ankommen. Den 29. Oktober [8.11.1636; BW] das Benigheusische Regiment auch in Ebeleben[486] gerücket. Diese Zeit über sind alle Dorfe geplündert worden. Den 30. Oktober sind alle keyserlichen Regimenter in der Grafschaft aufgebrochen auf Erfurt“.[487] „Eodem [die] [26.1./5.2.1637; BW] der Penigkheusische Hauptmann Schulteß alhier seine vermeinte Reste scharf gemahnet, habe ihme ein Schreiben an S. Ernst Tentzellen geben“.[488]
Zu Beginn des Jahres 1637 reiste Bönninghausen in das Hauptquartier des Königs Ferdinand III.[489] nach Regensburg,[490] um sich in Erinnerung zu bringen und für seine zur Werbung kaiserlicher Regimenter aufgewandten Unkosten Bezahlung zu verlangen; offenbar war ihm die noch von Wallenstein seinerzeit versprochene ‚Rekompens‘ zuteil geworden. Es gelang ihm, den jungen König von der Rechtmäßigkeit seiner Forderungen zu überzeugen, und derselbe wandte sich am 27. Januar an seinen kaiserlichen Vater, damit er Bönninghausen zur Befriedigung seiner Ansprüche eine Anweisung auf die Reichsmittel erteile. Allerdings lehnte der König die wiederholte Bitte des Generalwachtmeisters um Beförderung zum Feldmarschall-Leutnant und um Übertragung eines Kommandos ab. Er wurde dahin beschieden, daß bei aller Anerkennung der bislang treu geleisteten Dienste Bönninghausen bei der Armee ‚mehr als zueviel‘ hohe Offiziere vorhanden seien, weswegen eine Beförderung nicht in Frage käme. Doch wolle der König künftig auf Bönninghausen ‚consideration‘ haben und verspreche sich, dieser werde im kaiserlichen Dienst an Eifer nicht nachlassen. Der Kaiser wies immerhin den Feldmarschall Grafen Götz[491] an, das Kürassierregiment Bönninghausens ‚bestmöglichermaßen zu akkomodieren‘ und dem Inhaber zur Verstärkung desselben behilflich zu sein.
Ein Kommando über kaiserliche Truppen bekam der Generalwachtmeister jedoch nicht. Kurfürst Ferdinand von Köln und sein Bruder, Kurfürst Maximilian von Bayern, waren ihm abgeneigt; auch der Mainzer Kurfürst war ihm wenig günstig gesonnen, und Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Neuburg, der sich fast ein Jahr lang am Kaiserhofe aufgehalten hatte, hatte in Anbetracht der Leiden Jülich-Bergs unter Bönninghausens Einquartierung keine Veranlassung, ihn zu loben. Dazu traten Rivalitäten in der kaiserlichen Generalität. Der Feldzeugmeister Caretto intrigierte gegen Bönninghausen beim Hofkriegsrat und wußte Piccolomini gegen seinen Gegner einzunehmen. Auch mit dem inzwischen zum Generalwachtmeister ernannten Hans Rudolf von Bredow war Bönninghausen verfeindet, was noch von der Verleihung der 4 besten Kompanien seines alten Kürassierregiments an Bredow nach der Lützener Schlacht herrühren mochte. Die von beiden 1635 unternommene Erstürmung Gelnhausens[492] hatte die Eifersucht zwischen ihnen vermehrt, da jeder sich das maßgebende Verdienst daran zuschrieb.
Über das Ergebnis seiner Reise nach Regensburg und Wien unterrichtete Bönninghausen seinen Schwager Pape, der inzwischen ausgelöst worden war und das stark geschwächte Fußregiment Bönninghausen im Sauerland kommandierte, in einem Schreiben vom 25. März 1637. Der Generalwachtmeister wartete auf die Ankunft seines Adjutanten, den er in Regensburg zurückgelassen hatte. Er versprach, alle Mittel zu ergreifen, wodurch dem Regiment aufgeholfen werden könne. Da er dem Feldzeugmeister v. d. Wahl – dem das Regiment unterstellt war – Offiziere und Mannschaft warm empfohlen habe, habe es vorläufig die Grafschaften Wittgenstein und Berleburg angewiesen bekommen, wo sich Pape eines ‚guten Posto‘ bemächtigen solle. Der Hofkriegsratspräsident Graf Schlick habe ihm bei seiner Abreise in die Hand versprochen, dem Regiment gute Quartiere zuzuteilen. Ferdinand III. selbst habe ihm durch einen Kammerherrn bedeuten lassen, er wolle, sobald er sich besser befinde, wegen Bönninghausens Regimentern und seiner Person Verordnung ergehen lassen. Er habe die Zuversicht, dieser werde seine Dienste continuieren. Im Vertrauen auf diese Zusagen sei er abgereist; an der schlechten Lage des Regiments seien die eigenen Offiziere schuld, welche die innegehabten Örter ohne Befehl Bönninghausens quittiert hätten. Schlick habe ihm bestätigt, Caretto sei nicht berechtigt gewesen, das Regiment zu vertreiben. Im übrigen sei es ihm lieb, wenn Pape zu ihm nach Köln reise, um mündliche Unterredung zu pflegen.
Die Kriegsereignisse des Jahres erlebte Bönninghausen somit nur als Zuschauer. Feldmarschall Graf Götz hatte dem hessischen Landgrafen im Sommer 1636 fast alle westfälischen Plätze abgenommen, mußte aber gegen Ende des Jahres vor dem schwedischen Feldmarschall Baner zurückweichen, bis dieser abzog und kaiserliche Verstärkungen herannahten. Der Landgraf war am 21. November 1636 als Friedensbrecher seiner Lande verlustig erklärt worden. Die Vollstrecker des Kaiserurteils – Geleen, Lamboy, Graf v. d. Wahl – überschwemmten mit ihren Truppen ganz Hessen. 17 Städte, 47 adlige Häuser und 300 Dörfer gingen in Flammen auf, Pest und Hungersnot dezimierten die unglückliche Bevölkerung, während Landgraf Wilhelm nach wechselvollen Kriegszügen sich nach Ostfriesland warf, wo er am 1. Oktober 1637 zu Leer[493] einem Fieberanfall erlag. Melander hielt indessen die hessischen Truppen zusammen, die ihre Rolle im Dreißigjährigen Krieg noch nicht ausgespielt hatten. Er schloß im Dezember 1637 mit den Kaiserlichen einen Waffenstillstand, der den Hessen ihre Quartiere beließ.
Wir müssen noch einen Blick auf den zweiten Versuch Frankreichs werfen, in Nordwestdeutschland ein eigenes Heer aufzustellen – ein Vorhaben, das erst 1645-1646 durch Bönninghausen verwirklicht wurde. Der Holsteiner Josias von Rantzau, ‚eine der abenteuerlichsten Gestalten in dem militärischen Unternehmertum seiner Zeit‘,[494] wurde im März 1637 durch König Ludwig XIII. von Frankreich mit der Aufgabe betraut, in Westfalen Truppen zu werben, die den Landgrafen Wilhelm unterstützen sollten. ‚Es war das erste Mal, daß das französische Lilienbanner in Westfalen wehte‘.[495] Obwohl Rantzau reichlich französische Geldmittel zuflossen, war seine Werbung nahezu erfolglos, da ihm Lauf- und Musterplätze mangelten. Nach einem Vierteljahr hatte er erst 600 bis 700 Mann beisammen, die schwere Ausschreitungen begingen. In Ostfriesland fand sich für ihn kein ausreichendes Tätigkeitsfeld. Rantzau verließ Anfang September die Armee, angeblich weil seine kürzlich vollzogene Heirat und Privatinteressen seine Abreise nötig machten, und bat den Landgrafen, seine Kompanien in den hessischen Heeresverband aufzunehmen. Die Obristen von Schack und von Kotz wurden daraufhin mit etwa 800 bis 900 Mann der hessischen Streitmacht einverleibt. Das war das Ende dieser großangelegten französischen Werbung, von der selbst Baner angenommen hatte, sie würde den Protestanten einen Kräftezuwachs von etwa 12 000 Mann bringen. Rantzau selbst wurde 1645 Marschall von Frankreich.
Der kaiserliche Feldmarschall Octavio Piccolomini war 1636 mit 15000 Mann zur Unterstützung der Spanier in die Niederlande entsandt worden, als die vereinigten Franzosen und Holländer Löwen[496] belagerten und Brüssel[497] bedrohten. Er focht unter dem Oberbefehl des Kardinalinfanten Ferdinand [Fernando; BW] mit wechselndem Erfolg gegen den französischen Kardinal La Valette; unter dem fähigen Italiener dienten an der Spitze deutscher Regimenter mehrere ausländische Generale, die Wallenstein einst in kaiserliche Dienste gezogen hatte, wie der Marchese Caretto, der Baron Suys-Grysort, Altieri und Lamboy. Bönninghausen erhielt auf sein Drängen im Frühjahr 1638 ein Kommando unter Piccolomini, der ihm die Führung einiger Reiterregimenter anvertraute. Graf Gallas wurde vom Kaiser angewiesen, das Kürassierregiment Bönninghausen in die Niederlande in Marsch zu setzen.
Am 13. April 1638 teilte Bönninghausen seinem Schwager Ernst Wesseler von Pape mit, er werde kraft kaiserlichen Befehls ein Kommando bei der Armee des Feldmarschalls Piccolomini erhalten; Gallas habe bereits Anweisung, sein Leibregiment zu ihm zu senden, damit es wieder auf 1000 Pferde gebracht werde. Er stellte Pape anheim, mit dem Regiment zu ihm zu kommen. Damit ging es allerdings vorerst nicht zu schnell, da Gallas erklärte, er könne das Regiment ‚wegen jetziger conjuncturen‘ nicht entbehren. Indessen wurden dem Kardinalinfanten Ferdinand, dem Statthalter der spanischen Niederlande, von Wien am 12. Mai Gelder angewiesen, die Piccolomini für die Auffüllung der Reiterregimenter Bönninghausen und Grysort [Suys; BW] begehrt hatte. Der Führer der Bönninghausischen Kürassiere, der Obristleutnant Gottfried von Heister, erhielt Befehl, in der Eifel Quartier zu nehmen. Im Juli 1638 lag das Regiment bei Kerpen;[498] Kontributionen erhob Heister aus den kleineren Herrschaften Blankenheim,[499] Schleiden,[500] Reifferscheidt[501] und Geroldstein.[502]
Piccolomini berief Bönninghausen am 13. Juni nach Brüssel, sah sich jedoch veranlaßt, auf Grund dringender Vorstellungen, die der Kurfürst von Köln gegen den Abmarsch der kaiserlichen Regimenter erhoben hatte, den Befehl rückgängig zu machen. Er trug dem Generalwachtmeister auf, er möge – sofern er bereits aufgebrochen sei – die Regimenter in ihre alten Quartiere zurückführen, wo sie so lange verbleiben sollten, bis Graf Hatzfeldt mit Verstärkungen am Rheine angelangt sei. Am 20. Juni schrieb Piccolomini aus seinem Feldlager Therouanne[503] bei Saint-Omer,[504] da der Feldmarschall-Leutnant Graf Hieronymus Colloredo gefallen sei, möge er sich unverzüglich zu ihm begeben, um an dessen Stelle zu treten. Lamboy hatte Bönninghausen die beiden Regimenter Gonzaga und Tiefenbach zur Verfügung gestellt, dessen Kürassierregiment aber vorläufig noch bei sich behalten.
Als Bönninghausen zur Hauptarmee stieß, war Piccolomini im Begriff, in Verbindung mit dem Prinzen Thomas von Savoyen [Tommaso Francesco di Savoia; BW] der Festung Saint-Omer Hilfe zu bringen, die der französische Marschall Châtillon seit Mitte Juni 1638 belagerte. Piccolomini entsetzte den festen Platz zu Beginn des Monats August. Weniger glücklich war er bei Chatelet,[505] dessen Besetzung durch die Franzosen er nicht verhindern konnte. Seine Kavallerie, über die Bönninghausen und der Generalwachtmeister Johann Freiherr von Beck, ein Luxemburger, der sich von der Pike heraufgedient hatte, den Befehl führten, streiften in stetem Kleinkrieg mit den Franzosen durch Westflandern und den Hennegau. Gelegenheit zu großen Kriegstaten bot sich kaum, da die spanischen Niederlande nur ein Nebenkriegsschauplatz des großen Ringens waren. Winterquartiere bezogen Piccolominis Truppen in der Gegend um Charleroi,[506] Nivelles[507] und Namur.[508] Der Feldmarschall selbst wohnte in der alten Abtei Bonne-Esperance bei Vellereille-les-Brayeux.[509]
Gegen leichtfertige Plünderungen und Bedrückungen der Bevölkerung schritt Piccolomini streng ein; am 5. November [1638; BW] befahl er Bönninghausen, über etliche verhaftete Offiziere ‚justitia administrieren zu lassen‘. Am 7. November teilte er ihm mit, er hate auf Ansuchen der Frau Gräfin d’Insenghien, in deren Dörfern verschiedene Reiterabteilungen lagen, die Dörfer Châtelineau[510] und Lambusart[511] (bei Charleroi[512]) von der Einquartierung befreit, weswegen Bönninghausen Ordre zum Aufbruch derselben erteilen solle. Ihm werde täglich vorgebracht, daß von der Armee Übergriffe verübt und Leute beraubt würden. Bönninghausen möge das abstellen, wozu er von ihm alle Autorität habe.
Gegen Ende des Jahres 1638 zog Piccolomini seine Truppen zusammen und ging mit ihnen zum Niederrhein zurück. Bönninghausen nahm sein Quartier in der kleinen Festung Sittard[513] zwischen Maastricht[514] und Roermond,[515] die zum Herzogtum Jülich-Berg gehörte. Sofort trieb er für seine Regimenter Kontributionen ein und verlangte vom Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm Getreidelieferungen. Am 28. Januar 1639 erteilte dieser seinem Kämmerer und Hofmeister Philipp Heinrich von Benting den Auftrag, zu Bönninghausen zu reisen und mündlich mit ihm zu verhandeln. Da Benting feststellte, daß wirklich Bönninghausen zustehende Lieferungen durch die Untertanen nicht geliefert wurden, versprach der Pfalzgraf Abhilfe durch den Baron von Spiering, den er an Caretto abfertigte. Dagegen erbat er, die Belegung des Sittarder Vogteihauses, wo sich ein Rittmeister einquartiert hatte, rückgängig zu machen, da dies den kaiserlichen Salvaguardia-Briefen zuwiderlaufe.
Bönninghausens Reiter bestanden in der Gegend um Maastricht einige Scharmützel mit holländischen und französischen Streifparteien; kaiserliche Söldner, die dabei in Feindeshand gefallen waren, ließ Bönninghausen auswechseln, worüber er Caretto, dem er unterstellt war, Mitteilung machte. Dieser hatte seinen Adjutanten, einen Rittmeister Arnold Brandt, zu Bönninghausen geschickt, um die Ausführung einer von Caretto angeordneten Exekution zu überwachen. Da Bönninghausen diesem Adjutanten, an dem er Gefallen gefunden hatte, eine Rittmeisterstelle in seinem Kürassierregiment angeboten und angeblich auch versprochen hatte, ihn zu seinem Adjutanten zu machen, was Brandt offenbar nicht ungünstig aufgenommen hatte, geriet Caretto in Zorn und ließ dem Generalwachtmeister am 31. Januar 1639 ein in scharfem Ton gehaltenes Schreiben zustellen, in dem er sich verbat, daß Bönninghausen seine Adjutanten aufwiegele und die ‚schuldige Erkenntniß‘ gegen seinen Vorgesetzten mißachte. Fortan suchte Caretto in jeder Weise Bönninghausen wegen der Winterquartiere zu benachteiligen. Als dieser im Februar aufbrach, um in Goch[516] Quartier zu nehmen, wußte der Feldzeugmeister das zu verhindern. Piccolomini ordnete die Unterbringung der Regimenter Ruebland und Bönninghausen im Eichsfeld[517] an.
Offensichtlich hatte Bönninghausen seine alten Gewohnheiten nicht lassen können und wieder berechtigten Grund zur Klage gegeben. Piccolomini wurde vom Hofkriegsrat am 26. März 1639 angewiesen, Bönninghausen, ‚die bei dem Hauß Moyenboren verübte Gewalt‘ zu verweisen. Aus einem nicht näher bekannten Anlaß nahm man ihm sein Kürassierregiment, auf das er immer besonders stolz gewesen war. Am 30. Mai 1639 bat Bönninghausen, ihm sein Regiment nicht wegzunehmen; er ersuchte am 30. Juli, ihn aus dem Kriegsdienst zu entlassen, worauf Piccolomini aus Wien den Befehl bekam, er möge Mittel suchen, um zwischen Bönninghausen und dem Obristleutnant von Heister einen Vergleich herbeizuführen. Piccolomini riet Gallas, an eine Beförderung Bönninghausens zu denken. Dieser scheint nicht mit der Armee ins Feld gerückt zu sein. Er war nicht dabei, als Piccolomini am 7. Juni den glänzenden Sieg bei Diedenhofen[518] erfocht. Die Franzosen unter dem Marquis de Feuquières, der selbst verwundet in Gefangenschaft geriet, wurden vernichtend geschlagen und flohen bis Metz; 6000 Tote und Verwundete deckten das Schlachtfeld; fast alle Fahnen und das Geschütz fielen in die Hand des Siegers, den der König von Spanien daraufhin zum Herzog von Amalfi erhob.
Um sich gegen das Unrecht, das ihm mit der Wegnahme seines Regiments geschehen sei, nachdrücklich zur Wehr zu setzen, begab sich Bönninghausen in das kaiserliche Hoflager nach Ebersdorf.[519] Er hatte schriftlich den Kaiser gebeten, man möge ihn nicht mehr zum Piccolominischen Korps schicken, ‚weillen er alda sein Carico ohne disreputation nicht khöndte exerciren‘, da ihm Piccolomini eine nicht seinem hohen Rang angemessene Stellung zumute. Bönninghausens Reise zum Kaiserhof wurde ein voller Erfolg. Nachdem er am 1. September Vorschläge für eine Werbung in Westfalen unterbreitet hatte, die beim Kaiser Gehör fanden, ernannte ihn Ferdinand III. am 9. September zum Feldmarschall-Leutnant, wonach er ein Regiment in Stärke von 2000 Mann zu Fuß werben solle. Der Kölner Kurfürst wurde ins Bild gesetzt, die kaiserlichen Bevollmächtigten in Köln, der Graf [Johann Ludwig; BW] von Nassau[-Siegen; BW] und Caretto di Grana, angewiesen, Bönninghausen bei der mit ihm vereinbarten Werbung Hilfe zu leisten. Piccolomini erhielt Befehl, dem neuernannten Feldmarschall-Leutnant sein Kürassierregiment wieder zu unterstellen. Graf Hatzfeldt wurde ebenfalls von Bönninghausens Vorhaben unterrichtet. Der Kaiser erteilte ‚seinem lieben Getreuen‘ am 18. September im Hoflager einen Paß für seine Rückreise nach Köln. Als Bönninghausen abreiste, durfte er sich im Glauben wiegen, alle Voraussetzungen für seinen weiteren Aufstieg im kaiserlichen Dienst seien gegeben. Immerhin war er erst 38 Jahre alt und noch einer der jüngsten Generäle der Armee.
Desto schlimmer wurde er enttäuscht. Der Kölner Kurfürst, dessen Abneigung gegen Bönninghausen bekannt war, erhob am 22. Oktober Protest gegen dessen neue Werbung und bat, sein Land mit Quartieren Bönninghausens zu verschonen.[520] Der Erzherzog Leopold Wilhelm, der nach Abberufung des Grafen Gallas den Oberbefehl aller kaiserlichen Streitkräfte übernommen hatte, äußerte sich gleichfalls ablehnend. Er hielt es nicht ratsam, Bönninghausens Regiment, dem die rückgängig gemachte Werbung des ehemals schwedischen Generals Speerreuter[521] inkorporiert worden war, vom Piccolominischen Korps abzuberufen. Angesichts dieser Opposition, die wahrscheinlich durch Vorstellungen Carettos, dessen Beziehungen zum Hofkriegsrat sehr wirksam waren, unterstützt wurde, erhielt Bönninghausen am 13. Dezember die Mitteilung, weil ‚allerhand Verhinderungen‘ vorgefallen, die ihm zum Teil selbst bekannt sein würden, könne man mit der ihm zugesagten Werbung nicht fortfahren; sie müsse für diesmal notwendigerweise eingestellt werden, ‚dahero Er sich bis zu anderer Gelegenheit zu geduldten‘.
Bönninghausens spontane Reaktion war sein Abschiedsgesuch. Am 22. Dezermber 1639 schrieb er, er sei entschlossen, ‚sich des Kriegswesens abzuthuen‘. Am 30. Dezember bat er um Erstattung seiner Kosten. Antwort erfolgte nicht. Wenn er geglaubt hatte, mit Einreichung seines Abschiedsgesuches, wie er bereits am 30. Juni versucht hatte, beim Kaiser oder beim Hofkriegsrat Eindruck zu machen, so irrte er sich. Am 3. Februar 1640 wurde er benachrichtigt, der Kaiser habe ihn seiner Kriegsdienste entlassen. Leider sind die Vorgänge dieser Monate nur noch aus den Hofkriegsratsprotokollen ersichtlich, während die Akten selbst nicht erhalten blieben; es würde sonst klarer, was Bönninghausens Gegner ihm vorwarfen und welche Gründe seine Werbung verhinderten. […]
Das Dasein als Privatmann behagte ihm so wenig, daß er schon am 3. November in einem Schreiben an den Grafen Piccolomini, der als Adlatus des Erzherzogs Leopold Wilhelms maßgebend auf die Besetzung der Generalsstellen einwirkte, um Wiederanstellung in der kaiserlichen Armee bat. Piccolomini antwortete ihm in einem verbindlichen Schreiben vom 18. November, er werde ‚bei geeigneten Conjuncturen‘ nicht unterlassen, der Sache bei Ihrer Erzfürstlichen Durchlaucht eingedenk zu sein. Wegen der ausstehenden Kontribution aus dem Herzogtum Jülich werde er dem Generalkommissar Böhmer Bönninghausens Anliegen empfehlen; er übersandte diesem einen Salvaguardia-Brief wegen Gürzenich.[522] […]
Aus dem Jahre 1641 liegen einige Schreiben Bönninghausens an den Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Neuburg in Düsseldorf vor, dem sich Bönninghausen durch Vermittlung des Jesuiten P. Theodor Ray, Rektors zu Düren, zu nähern versuchte. Am 10. Juni gab Bönninghausen Ray ein Beglaubigungsschreiben mit und bat den Fürsten, er möge dem, was Ray vorbringe, Glauben beimessen. Nach der Audienz ersuchte der Pfalzgraf, Bönninghausen möge sich zu ihm begeben, ‚da von diesen Dingen persönlich am füglichsten gehandelt werde‘. Bönninghausen erklärte sich gern dazu bereit, bedankte sich für das erwiesene Wohlwollen und versicherte, er wolle als untertänigster, gehorsamer und getreuer Diener des Pfalzgrafen leben und sterben. Am 4. Juli stellte Wolfgang Wilhelm in des Feldmarschall-Leutnants Belieben, welchen Tag er nach Düsseldorf kommen wolle, ‚damit wir unß miteinander persönlich underreden können‘. Um welche Dinge es sich dabei handelte, hat man dem Papier nicht anvertraut. Vielleicht bestanden Beziehungen zu dem Plan, die Religionsfreiheit und Souveränität der Reichsstände durch Vereinigung der Landesherrn am Rhein und im nördlichen Deutschland zu sichern und mit dieser Macht Franzosen und Schweden von den deutschen Angelegenheiten fern zu halten. Entwürfe dieser Art hegte Wolfgang Wilhelm im Verein mit Melander [Holzappel; BW], der nach seiner Verabschiedung aus dem hessischen Dienst im Jahre 1640 seinen Wohnsitz auf dem Schlosse Angerort[523] unterhalb Düsseldorf genommen hatte und im Herbst 1641 in Angelegenheiten des Pfalzgrafen nach Wien reiste, wo er am 23. Dezember 1641 zum Reichsgrafen von Holzappel erhoben wurde. Aus dem erhaltenen Briefwechsel des Pfalzgrafen mit Bönninghausen geht darüber nichts hervor; vielleicht sollte sich Melander auch für Bönninghausen verwenden, der in kaiserliche Dienste zurückzukommen trachtete. Es wäre freilich seltsam, wenn zwischen den beiden Söldnerführern, die sich im Felde so oft gegenüber gestanden hatten, damals freundschaftliche Beziehungen bestanden hätten.
– – Im Januar 1642 weilte Bönninghausen in Düren und berichte Hatzfeldt über die Flucht der bei Kempen[524] geschlagenen Truppen Lamboys. Bönnunghausen hielt sich im Februar in Limburg[525] auf und informierte Hatzfeldt über die Versuche, die restlichen Truppen Lamboys wieder zu sammeln. Nach seinen Angaben erschienen im März Guébriant und Reinhold und Rosen vor Düren. Im Folgemonat weilte er in Lüttich[526] und berichtete über die Anwerbung neuer Truppen, die Eroberung von Lens[527] durch Don Francisco de Melo und die Belagerung von La Bassée.[528] – –
Nachdem die kaiserliche Armee unter Erzherzog Leopold Wilhelm und Piccolomini am 2. November 1642 in der verlustreichen Schlacht bei Leipzig von den Schweden geschlagen worden war, wandte sich Bönninghausen am 22. des Monats an den Hofkriegsrat und bot die Aufstellung zweier Regimenter im kaiserlichen Solde an. Man erwog sein Angebot und beauftragte den Generalkriegskommissar von Blumenthal, über die Aussichten einer Werbung Bönninghausens oder des Feldmarschall-Leutnants Johann von Werth zu berichten. Denn auch Johann von Werth, der sich als Reiterführer einen großen Namen gemacht hatte, hatte sich erboten, eine Werbungsaktion in Gang zu bringen, nachdem er aus französischer Gefangenschaft, in die er am 3. März 1638 geraten war, im Austausch gegen den schwedischen Feldmarschall Gustav Horn Ende März 1642 zurückgekehrt war. Blumenthal äußerte sich empfehlend über die Aussichten einer neuen Werbung und stellte dem Hofkriegsrat anheim, welchem General diese übertragen werden solle; daraufhin bevorzugte man in Wien Johann von Werth. – – „Am 23. November [! 1642; BW] berichtete Werth, daß im Stift Lüttich des Feindes neue Soldregimenter aufgestellt würden; der Herzog von Guise habe sich an den verabschiedeten kaiserlichen Feldmarschall-Leutnant Freiherrn von Bönninghausen gewandt und ihm Werbungspatente angeboten. Als Bönninghausen sie abgelehnt habe, sei ihm für seine Güter vom König von Frankreich eine Salvaguarde angeboten worden, ‚wan er sich nur retiriren und still halten und weder ashn kayserlicher noch spanischer Seiten dienen wolte, worauß ihre Intentiones gnugsamb abzunehmen‘ „[529] –
Indessen hatte sich Bönninghausen mit dem gleichen Angebot auch an die Regierung der spanischen Niederlande zu Brüssel gewandt, zu der er seit seiner Teilnahme am niederländischen Feldzug des Jahres 1638 Beziehungen unterhielt. Dem neuen Generalgouverneur Don Francisco de Mello, Marques de Tordelaguna und Conde de Assumar, der am 9. November 1642 die Nachfolge des verstorbenen Kardinalinfanten Ferdinand [Fernando; BW] angetreten hatte, kam Bönninghausens Anerbieten sehr gelegen. Er plante eine großangelegte Frühjahrsoffensive gegen die Franzosen, bemühte sich, die spanischen Truppen zu ergänzen und teilte an Obristen verschiedener Nationalitäten Patente zur Werbung aus. Sogar Polen, Schweizer und Kroaten wurden in spanischen Sold genommen, daneben zahlreiche Frei-Fähnlein hochdeutschen Kriegsvolkes errichtet. Am 4. Januar 1643 vereinbarte Don Francisco mit Bönninghausen, der nach Brüssel gereist war, zwei Kapitulationen. Die erste sah vor, daß der Freiherr Lothar von Bönninghausen, Römisch-Kaiserlicher Majestät bestallter Kämmerer, Kriegsrat und Feldmarschall-Leutnant, ein Regiment deutscher Reiter, nämlich etwa 1000 Mann in 10 Kompanien, für den Dienst der Krone Spanien zu errichten unternahm; die zweite Kapitulation beauftragte ihn mit der Aufbringung eines Regiments deutscher Knechte zu Fuß – ungefähr 3000 Mann in 20 Fähnlein, deren Werbung in deutschen Landen erfolgen sollte. Alle Fürsten und Reichsstände wurden gebeten, Bönninghausen und seinen Offizieren Musterplätze anzuweisen und gegen Bezahlung Lebensmittel zu liefern, wodurch dem König von Spanien besonderer Gefallen erwiesen werde.
Leider sind wir über den Verlauf der Werbung Bönninghausens nicht im Einzelnen unterrichtet, da seine Korrespondenz mit den Werbeoffizieren, wie dem Rittmeister Danckart und dem Hauptmann Erb, nicht erhalten sind. Lauf- und Werbeplätze standen ihm nur in den von spanischen Garnisonen behaupteten Plätzen – so in Jülich,[530] wo Don Gabriel della Torre kommandierte – zur Verfügung. Dort hatten aber schon andere Befehlshaber, die ebenfalls mit der Aufstellung neuer Truppenteile beauftragt waren, ihre Leute einquartiert. Die Stadt Jülich z. B. beschwerte sich am 5. und 13. Februar 1643 beim Generalgouverneur über die starke Belegung mit spanischen Kriegsvölkern. Zur Garnison und einer Kompanie des Obristen Donato Alemani würden nun Werber Bönnninghausens angekündigt; es sei aber unmöglich, diese noch unterzubringen, da in der kleinen Stadt bereits 1700 Soldaten, 700 Weiber und etliche hundert Kinder einquartiert seien. Mello gab zur Antwort, die Söldner würden schon Ende März ins Feld rücken.
Im März 1643 hielt sich Bönninghausen in Lüttich auf, von wo er den Obristwachtmeister Thomas Lopez de Ulloa nach Brüssel sandte, um mit den spanischen Ministern wegen der Werbegelder und Quartiere zu verhandeln. Ulloa teilte ihm am 9. März mit, der Generalgouverneur bestehe auf pünktlicher Einhaltung der geschlossenen Verträge. Die Hauptleute, die Werbungspatente erhalten hätten, möchten sich mit der Errichtung ihrer Kompanien beeilen. Auftragsgemäß hatte der Obristwachtmeister mit seinem Vater, der den wichtigen Posten eines Generalzahlmeisters der spanischen Armee bekleidete, gesprochen, dach sah dieser vor Ankunft eines aus Spanien erwarteten Kuriers keine Möglichkeit, 6000 Kronen auszuzahlen. Anscheinend waren Bönninghausen insgesamt 20000 Kronen für die Aufstellung seiner Söldnertruppen zugebilligt worden. Ulloa versicherte, auch andere Obristen – wie Alemani, Geraldin, Rogier und der Marques Torlon – hätten Schwierigkeiten bei der Anwerbung. Im April hatte Bönninghausen nur einen Teil seiner Söldner beisammen; sie begannen knapp zu werden. Zu große Lücken hatte der fortdauernde Krieg gerissen.
Zur Einleitung der geplanten Frühjahrsoffensive bereiste Don Francisco de Mello die Festungen Brügge,[531] Ostende,[532] Nieuport,[533] Dünkirchen[534] und Lille,[535] die damals noch alle in der Hand der spanischen Krone waren, inspizierte die Verteidigungsanlagen und sammelte die entbehrlichen Truppen, mit denen er am 13. Mai in Dampierre[536] weilte, um gegen die französische Armee vorzustoßen, bei welcher der junge Herzog von Enghien – der nachmals so berühmte Prinz Condé – das Kommando führte. Mello marschierte mit dem Gros der Armee auf Chimay-sur-Rocroi,[537] wo es am 19. Mai 1643 zur Schlacht kam. Bönninghausen war mit wenigen Söldnern, die am 30. April in Marche[538] gelegen hatten, zu ihm gestoßen; er weilte in der Umgebung des Generalgouverneurs, hatte aber kein Kommando. Den Befehl der spanischen und wallonischen Fußtruppen übernahm für die bevorstehende Schlacht der Lothringer Paul Bernhard Graf de la Fontaine – die Spanier nannten ihn de la Fuente – , ein erprobter Haudegen, bereits 67 Jahre alt und von der Gicht gekrümmt.
Nicht so sehr auf den Entsatz einer Grenzfeste kam es bei Rocroi an, als auf eine Entscheidung zwischen der in den letzten Jahren umgebildeten französischen Heeresmacht und der altspanischen Schlachtordnung, die sich in derselben Art und Weise, wie sie im Anfang des 16. Jahrhunderts begründet worden, noch im Felde erhielt. Gleich zu Beginn des Gefechtes wurde die spanische Reiterei unter dem Herzog von Albuquerque von der überlegenen französischen Kavallerie zurückgeworfen und floh in Verwirrung, mit ihr der Stab des Generalgouverneurs. Aber de la Fuente leitete in der Mitte fünf dicht geschlossener Regimenter – auf einem Stuhle sitzend – mit unerschütterlicher Ruhe den Widerstand des Fußvolks, der durch ein wirksames Musketenfeuer Nachdruck erhielt. Dreimal wurde die Attacke der französischen Reiterei, in der viele Edelleute dienten, abgeschlagen, obwohl sie bereits die Spanier umzingelt hatte, bis sie endlich doch die Mauer dieser Schlachtordnung durchbrach und in Verbindung mit den Schweizern, die den Kern des französischen Fußvolks bildeten, ein fürchterliches Gemetzel anstellte. In Reih und Glied, wie sie standen, wurden Spanier und Wallonen niedergemacht; ihr Führer fiel in ihrer Mitte. Condé beneidete ihn um seinen glorreichen Tod. 16 Kanonen und alle Bagagen der Spanier fielen in seine Hand. Die Schlacht hatte vier Stunden gedauert.
Der Generalgouverneur sammelte die Reste seiner Armee bei Fontaine-l’Evêque,[539] wo die Truppen der Generale Beck und Fuensaldana sich mit ihr vereinigten, so daß die Franzosen trotz ihres Sieges keinen weiteren Vormarsch wagten. Hier richtete Bönninghausen am 23. Mai 1643 eine schriftliche Eingabe an Mello, worin er das Mißlingen seiner Werbung eingestand. Getreu den Kapitulationen über die Werbung der beiden Regimenter zu Fuß und zu Pferd habe er für seine Kapitäne Werbungspatente ausgeteilt. Er könne Quittungen vorweisen, wonach er über 1200 Mann zusammengehabt habe. Da aber die Werbung in große Schwierigkeiten geraten – wovon er dem Generalgouverneur vor- und nachher Anzeige getan habe – und die Kapitäne ihre Mannschaft trotz barer Bezahlung nicht sicher hätten unterbringen können, sondern überall vertrieben worden wären, hätten sich die angeworbenen Völker notwendigerweise verlaufen müssen. Laut Ausweis der Relation der spanischen Musterungskommissare habe er – außer den Kompanien, die jenseits des Rheins geworben und im Anmarsch begriffen seien – das Regiment zu Pferd in acht Kompanien, von der eine Kompanie noch im Land Luxemburg gemustert werden solle, in Stärke von 436 Reitern geliefert, während das Fußregiment immerhin 733 Mann zähle. Die Offiziere seien weiter willig, ihre Kompanien aufzustellen, weswegen er bitte, ihnen einige Plätze an der Grenze von Luxemburg und in der Grafschaft Namur anzuweisen, wo sie Lebensmittel erhalten könnten. Sei aber der Statthalter damit nicht einverstanden, möge er geruhen, ihm Hilfe zu leisten, daß die Kapitäne ihre Werbegelder zurückgäben und ihn schadlos halten möchten.
Anscheinend hat Don Francisco de Mello Bönninghausen nicht die erbetenen Quartiere eingeräumt, sondern seine Söldner bei anderen Truppen untergesteckt; wenigstens sind dessen Regimenter in den Listen der fremden Truppen nicht weiter nachzuweisen. Ob Bönninghausen noch länger in der Umgebung des Gouverneurs weilte, ist ungewiß. Da die Spanier befürchteten, der Herzog von Enghien werde auf Cambrai[540] rücken, zogen sie dorthin, aber die Franzosen erschienen unerwartet vor Diedenhofen, so daß sich Mello gezwungen sah, Unterstützung von Herzog Karl von Lothringen und den Ligatruppen des bayrischen Kurfürsten zu erbitten. Während er auf Diedenhofen marschierte, schritt der Prinz [Friedrich Heinrich; BW] von Oranien mit den Holländern zum Angriff auf Flandern, was Mello durch eine Diversion von Teilen seiner Streitkräfte auf Venlo[541] abzuwenden versuchte. Nach vielen Hin- und Hermärschen, die ohne größeres Ergebnis blieben, bezogen beide Armeen Winterquartiere. Wegen seiner Mißerfolge wurde Mello vom spanischen König zurückberufen, der an seiner Stelle den Marques de Castel-Rodrigo zum Gouverneur ernannte, ihm aber als militärischen Oberbefehlshaber den bewährten Feldmarschall Octavio Piccolomini beigab. […]
Bönninghausen scheint sich schon im Sommer 1643 von der spanischen Armee zurückgezogen zu haben. Über seine Entlassung verlautete nichts; doch machten ihm die Spanier später zum Vorwurf, er habe zwar große Geldsummen erhalten, mit der versprochenen Werbung aber nicht Wort gehalten und über die empfangenen Mittel keine Rechnung abgelegt.
Aus spanischen Diensten war Bönninghausen mißvergnügt geschieden, da ihm weder Ehre noch Reichtum beim Feldzug des Jahres 1643 zuteil geworden waren. Sein Wunsch war, in den kaiserlichen Dienst zurückzukehren. Aber seine Bemühungen waren vergeblich, man hatte in Wien keine Verwendung für ihn. Viele Pläne wird der verabschiedete General im Winter 1643-44 geschmiedet haben. Im Sommer 1644 reiste er nach Kassel, um bei der Landgräfin Amalie einen Schutzbrief für sich, seine Untertanen und Besitzungen zu erbitten; er war ja ohne Kriegsdienste und fühlte sich neutral. Die Salvaguardia erhielt er auch gegen Bezahlung, sah aber zu seinem Leidwesen, daß der hessische Kommandant von Neuß,[542] Obristleutnant Rabenhaupt, sich wenig darum kümmerte. Am 9. September 1644 plünderte in Abwesenheit Bönninghausens eine hessische Streifpartei Haus Gürzenich[543] aus und nahm zwei Pferde mit. Bönninghausen beklagte sich darüber in einem Brief an seinen Schwager Pape, der in kaiserlichen Diensten geblieben und Kommandant von Obermarsberg war. Er bat ihn, die Übergriffe dem hessischen Kanzler Dr. Sixtinus zu melden und bei der Landgräfin Klage zu führen, damit sie Rabenhaupt und den übrigen Garnisonskommandanten Ordre erteile, die Salvaguardia zu respektieren; widrigenfalls werde der Herr Schwager hoffentlich Mittel haben, mit gleicher Prozedur gegen die Hessen zu verfahren !
Bönninghausen machte die Erfahrung, daß er ohne Kommando einflußlos und übel daran war. Auf Frieden war nicht zu hoffen, Kontributionen und Einquartierungen drohten seinen Ruin herbeizuführen. Seine Dienerschaft, die er nach Art eines großen Herrn hielt, verlangte Bezahlung. Kein Schutz gegen Unterdrückung, als selbst unterdrücken zu helfen ! Der Soldat herrschte; der Befehlshaber einer Truppe war eine wichtigere Person in einem Lande, worin er kommandierte, als der rechtmäßige Regent, der sich in seine Schlösser verkriechen mußte. Die Vernachlässigung der Felder, die Zerstörung der Saaten, die Anhäufung der Menschen in Lagern und Quartieren, pestartige Seuchen hatten Hunger und Teuerung zur unausbleiblichen Folge gehabt. […]
Er erbat sich einen Paß des schwedischen Gesandten Johann Oxenstierna Axelson, um in Privatgeschäften nach den Stiftern und Städten Osnabrück und Minden und der Grafschaft Ravensberg[544] reisen zu können. Am 29. März 1645 wurde dieser ausgestellt und Bönninghausen und seinem Gefolge als neutralen Personen ungehinderte Passage versprochen.
Der ehemalige General reiste zunächst nach Münster, das als Tagungsort des Friedenskongresses seit Mai 1643 Neutralität genoß. Hier wimmelte es nicht nur von fremden Diplomaten, ihren Sekretären, Kurieren und Bedienten, sondern auch von abenteuerlichen Glücksrittern, entlassenen Offizieren und leichtfertigem Weibervolk, wie denn die Anzahl der in Münster und Osnabrück versammelten Menge vom kaiserlichen Bevollmächtigten Johann Krane auf zehn- bis zwölftausend Köpfe geschätzt wurde. Am anspruchsvollsten traten die Franzosen auf, denen sich Bönninghausen durch Vermittlung des Osnabrücker Bischofs Franz Wilhelm von Wartenberg zu nähern wußte“.[545]
Im März 1645 sandte Ferdinand von Köln seinem Bruder Maximilian einen ausführlichen Lagebericht: „E. L. erinnern sich vngezweifelt zu wass endt dieselbe vor diesem von mir freuntlich begert, dass durch den Veltmarschalcken Grauen von Holtzapfel eine diuersion gegen das landt von Hessen furgenommen werden möge. E. L. habe ich auch hinwiederumb zu erkennen geben, dass derselbe vnangesehen wegen bey vorigen Jahrs Campagnien durch den Veltmarschalcken Grauen von Geleen E. L. Reichs Armada auss hiesigen Craiss zugefuhrten Succurs die Regimenter vnd compagnien zimblich geschwecht, dannoch solche anstalt gemacht, vardurch Er den Hessischen general Maicus [Maior ?] Gysen [Geyso; BW] ahn sich gezogen vnnd verursacht, dass derselbe von dero sonsten besorgter coniunction mit dem Khönigsmarck oder anderen Reichsfeinden abgehalten worden. Weiln nun dardurch die manschaft etwass weit abgeführt, unndt der feindt dohero anlass genommen, sich einiger Päss unnd vesten heuseren auf Jehner seithen Rheins im landt von Berge zubemegtigen, vmb die correspondentz auss westualen biss ahn unnd über den Rhein von mir abzuschneiden, hat der general wachtmeister Sparr theilss dieser seiten Rheins noch vberplibne Volcker so viel deren immer zu entrahten, zusammen gezogen erstlich eine von den Hessen ahn Rhein oberhalb Düsseldorf gegen den Neusser Fahr aufgeworfene Schantz geschluhtet, ferrers die hauser Beyenburg[546] und Huikeswagen[547] recuperirt vnnd eingenommen. Vnterdessen aber der Obrist Rabenhaupt auss allenn dieser seithen Rheins habende hessischen guarnisonen die Volckher zue ross unnd fuess zusamen gezogen vnd in der nacht vom 18. auf den 19. dieses meine vnderhalb Collen unweid von Neuss gelegene Statt Zonss[548] mit Canonen, Feuermorsen vnnd stücken per forte angegriffen, aber solchen wiederstand befunden dass, obzwarn er alle pforten bis auf die letztere mit schiessen und petarden eröfnet, dannoch mit schaden wieder abweichen müssen, dessen gleich wol vnerachtet Er sich noch mehrers gesterckt, alles geschutz auss Neuss gnohmen vnnd vorgestrigen nachts sich wiederumb von newem dafur begeben vnndt selbigem orth mit noch grösser Furi dann vorhin steetigen canonieren, auch hineinwerffung bomben und granaten abermahlen gewaltsamblich zugesetzt auch auf gemachte bresche etliche sturmb gethan, endtlich gleichwol auch durch dapfere gegenwehr vnnd weilen inmittels der generalwachtmeister Sparr in der nähe wieder ankommen vnnd bereitz einige Reutterey auf diese seith gesezt, wierumb mit verlust etzlicher haubtleuth auch einer zimblichen anzahl volckher abzuweichen genöthiget worden. Ob nun zwarn die gefahr, welche hiesigem meinem Ertz Stift vnnd sonderlich der Statt Collen dahero angetröhet, für dismahl insoweit abgewendet, weilen dannoch zu besorgen, man auch die nachricht hat, es werde der Maicus Gysen heraussgehen, vnnd sich der sachen mit annehemen, alss welches Ime auch vmb so viel leichter, weilen Er die Böninghaussische und andere ahn der hand vndt solchen falss man dieser endts ohne anderwertliche hülff zu widerstehen nit bastant sein würde, vnd dan Ich berichtet, dass E. L. ohne dass dero Obristen Storkhen [Sporck; BW] befelch ertheilt haben solten, sich gegen Hessen zu auanciren, So habe dieselbe Ich bey so bewandten sachen vmb dero rath vnnd that freuntl. bruderlich pitten unnd dohin ersuchen wollen, Sie geruhen ahn dero Generalitet befelch ergehen zu lassen, dho der Maisus Gysen dem Rhein zugehen würde, dass alsdan gleichwie von hirauss beschehen, also von E. L. Reichs Armada vermittelss einer gleichmessigen Caualcada der feind von seinem bösen vornehmen mich dieser endts gantz zu ruiniren abgehalten werde. Vnnd thue gegen E. L. mich dessen vmb so viel mehrers getrösten, weil dieselbe mit mir vnnd ich mit Iro in dem ainig, dass ob zwarn daß friedenswerck alss viel immer möglich zu befürdern vnndt neben Ihro ich dohero den punctum satisfactionis pester massen poussiren zu helfen mich erklert, dannoch vnderdessen man sich vor gewalt moglichst schutzen vnnd nicht gar von land und leuth vertrieben (!) lassen solle, habs E. L. in freuntlich vertrauen vnuerhalten wollen“.[549]
„Bönninghausen hatte in Erfahrung gebracht, daß die Franzosen gern eine neue Werbung deutscher Truppen für Frankreichs Dienst gesehen hätten. Schon hatte der Graf d’Avaux in Hamburg versucht, zwei Regimenter in französischen Sold zu nehmen; als nämlich Herzog Friedrich von Celle nach dem Ableben seines Bruder Georg von Lüneburg, der am 12. April 1641 gestorben war, die ihm zugefallene Kavallerie verminderte, schloß d’Avaux mit dem Obristen Anton Meier einen Kontrakt, gemäß dem dieser aus den reduzierten Offizieren und Reitern zweier Regimenter ein Kavallerie-Regiment für die Krone Frankreich zu errichten übernahm. Auch ein Infanterie-Regiment aus abgedankten Söldnern des Generalmajors Pithan [Pithon; BW] wurde gegen Zahlung von 15 000 Talern Einrichtungsgeld errichtet. Bönninghausen war zwar über die beiden mißglückten Werbungen des Obristen Ovelacker und des Generals Rantzau unterrichtet, glaubte sich aber imstande, selbst mit besserem Erfolg Werbungen für Frankreich vorzunehmen. Nationale Ressentiments waren ihm zunächst fremd; hatte doch der Kaiser auf seine ihm angebotenen Dienste verzichtet.
Der Plan der beiden französischen Gesandten d’Avaux und Servien, eine neue Werbung ins Werk zu setzen, bei der mit Geldmitteln nicht gespart werden sollte, resultierte aus der kritischen Lage, die für die französischen Waffen entstanden war, nachdem der Vicomte Turenne mit seiner französisch-deutschen Armee am 5. Mai 1645 bei dem Dorfe Herbsthausen[550] unweit Mergentheim[551] seine erste große Niederlage erlitten hatte. Fast das ganze Fußvolk war durch die bayrischen Truppen unter Anführung des Feldmarschalls Mercy und Johanns von Werth niedergehauen oder gefangen worden. – – „Turenne hatte am 10. Mai dem Kardinal Mazarin geschrieben, er glaube, daß seine gesamte infanterie zugrundegegangen sei, die 3000 Mann gezählt habe.[552] Tröstend kündigte ihm Mazarin an, daß bereits eine starke Armee unter Enghien (Condé) im Anmarsch sei, Verstärkungen gesandt und neue Truppen unter dem ehemaligen kaiserlichen Feldmarschall-Leutnant Lothar von Bönninghausen[553] geworben würden“.[554] –
Auf der Flucht erschien Turenne mit wenigen schwachen Regimentern an der hessischen Grenze, wo er anfangs einen Sammelpunkt zwischen Marburg und Frankenberg,[555] dann vor den Verfolgern Rückhalt unter den Kanonen der Festung Ziegenhain suchte und von der Landgräfin Amalie Hilfe erbat. – – Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt beklagte sich bei Maximilian I. darüber, dass Amalie den flüchtenden französischen Soldaten durch schriftlichen Befehl Quartiere in seinem Fürstentum Oberhessen eingeräumt habe.[556] – –
Mit Billigung der schwedischen Gesandten in Osnabrück[557] zogen ihm unter dem Generalleutnant Königsmarck, der am 27. Mai bei Höxter über die Weser ging, 4000 Mann zu, ebenso hessische Reiterregimenter unter dem Generalmajor Geyso. Erst als der Herzog von Enghien am 4. Juli sich mit ihnen verbunden hatte, waren sie in der Lage, den geplanten Einfall gegen Schwaben und Bayern auszuführen. Am 5. August kam es bei Alerheim[558] (zwischen Nördlingen[559] und Donauwörth[560]) zur Feldschlacht, in der nach anfänglichem Erfolg der Ligatruppen Geyso mit den Hessen den französischen Sieg entschied; doch überwog nach Turennes eigenem Geständnis der Schaden des französischen Heeres bedeutend den feindlichen. Einige Tage waren nur 1500 Mann Infanterie unter den Fahnen; 4000 Mann lagen tot auf der Wahlstatt.
Während dieser Kriegsvorfälle verhandelte Bönninghausen im tiefsten Geheimnis mit den französischen Gesandten, an deren Spitze am 30. Juni 1645 der Herzog von Longueville getreten war, der mit einem glänzenden Gefolge von insgesamt 1000 Personen in Münster eingezogen war. Man versäumte nicht, ihn durch glänzende Anerbietungen zu fesseln. Am 31. Juli wurde eine Kapitulation, die 22 Artikel umfaßte, von beiden Seiten unterschrieben und besiegelt. Bönninghausen versprach darin, zum Dienst des Königs von Frankreich zwei Regimenter zu Fuß, jedes 1000 Mann in 10 Kompanien zählend, und ein Regiment zu Pferde, nämlich 5 Kompanien in Stärke von 300 Reitern ohne die Offiziere, zu werben, wozu er insgesamt 54 400 Taler empfangen würde. Im Einzelnen wurden folgende Bestimmungen getroffen:
Die Kavallerie soll wohl armiert und montiert sein, jeder Reiter mit einem Küraß, Sturmhaube und zwei guten Pistolen. Das Fußvolk soll aus tauglichen Leuten bestehen, zwei Drittel sollen Musketiere, ein Drittel Pikeniere sein. Die Werbung soll innerhalb von 4 Monaten vollzogen werden, möglichst noch früher, gerechnet vom Datum des ersten Empfangs der Werbegelder. Die Söldner erhalten dieselbe Löhnung wie alle anderen deutschen Regimenter im französischen Solde. Sie sind verpflichtet, sich gegen jeden Feind gebrauchen zu lassen, wie es des Königs Majestät beliebt, sollen aber nicht in Spanien oder Italien verwendet werden. Damit die Werbung leichter vonstatten geht, wird sie im Namen der Landgräfin von Hessen-Kassel angestellt, die ersucht wird, Bönninghausen Patente zur Werbung als ihrem Generalleutnant zu erteilen. Sie soll ihm Einquartierung in ihren Garnisonen erlauben. Wenn von jeder Kompanie 12 bis 15 Mann beisammen sind, also rund 2-300 Söldner, werden sie durch Konvoi nach Mainz geleitet, wovon Bönninghausen beizeiten dem dortigen Gouverneur Nachricht zu geben hat. In Mainz wird ein königlicher Kommissar die Musterung der Truppen vornehmen. Jeder Soldat erhält täglich 6 Sous – ein Reiter 10 Sous samt Glatt- und Rauhfutter für sein Pferd. Zur Musterung bewilligt der König Bönninghausen auf jeden bewaffneten Infanteristen 16 Reichstaler, auf jeden Reiter aber 70 Reichstaler, zu 50 Sous holländisch. Nach Ablauf der viermonatigen Werbefrist erhalten die Truppen einen vollen Monatssold. Die Regimenter werden nach Dienstleistung nicht reformiert oder anderswo untergesteckt. Abgänge der Mannschaft im Dienst des Königs werden durch Rekruten ersetzt. Falls nur die Hälfte der Truppen zusammenkommt, wird das Traktament der Offiziere und Stabspersonen doch voll ausbezahlt. Bei der Musterung werden die Patente des Königs ausgegeben, neben der Erklärung, ‚in welcher honorablen Charge und Besoldung‘ Herr von Bönninghausen bei diesem Korps bestellt wird. An Werbegeldern werden ihm zum 1. Termin 20 000 Taler bezahlt, 7000 in Münster, der Rest zu Amsterdam, weitere 20 000 Taler nach sechs Wochen, vier weitere Wochen später der Rest, zusammen 54 000 Taler. Vorgesehen sind 32 000 Taler für die 2000 Infanteristen, 21 000 Taler für die 300 Reiter sowie 1 400 Taler für deren 20 Offiziere. Dieses Korps wird Bönninghausen allein kommandieren; Ordre empfängt er nur von des Königs General oder dessen Generalleutnant. Bei den Friedenstraktaten wird Bönninghausens und seiner höheren Offiziere gedacht werden, damit sie wegen ihrer Kriegsdienste keine Benachteiligung erfahren. Es werden zwei gleichlautende Kapitulationen angefertigt, eine deutsch, eine französisch, die beide als eine gültig sind.
Ohne vorherige Befragung der Landgräfin von Hessen, die erst am 1. August von der Werbung Bönninghausens in Kenntnis gesetzt wurde, war Bönninghausen der Titel eines hessischen Generalleutnants versprochen worden. Eine Umkehr der früheren Verhältnisse ! Melander [Holzappel; BW], der solange die Hessen befehligt hatte, war in kaiserliche Dienste getreten und hatte 1642 das Feldmarschallspatent erhalten. Bönninghausen, der so oft in Hessen eingefallen war und dessen Name hier in schlimmsten Andenken stand, sollte dort Werbungen anstellen und mit den hessischen Truppen vereint gegen den Kaiser fechten. Die Landgräfin, die der französische Resident in Kassel, Sieur de Beauregard, über die geplante Werbung informierte, sah sich zwar nicht in der Lage, etwas gegen dieselbe zu unternehmen, äußerte aber schwere Bedenken in einem ausführlichen Memorandum vom 12. August. Mißtrauen gegen Bönninghausens Person machte ihr die Einwilligung schwer. Aber sie war auf französische Subsidien und den guten Willen der Gesandten angewiesen, die sie gegen Kaiser und Reich in Schutz nahmen, zumal das alte vertraute Verhältnis zum schwedischen Kanzler Oxenstierna nicht mehr bestand.
Die Landgräfin erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme, sie wolle ihren Kommandanten in Westfalen und am Rheine schreiben, ob in ihrem Bereich Lauf- und Musterplätze der neuen Völker akkomodiert werden könnten. Fast zweifle sie daran, weil ihr Berichte zugekommen seien, daß wegen vieler abgebrannter und herrenloser Häuser, deren Bewohner entwichen oder verstorben wären, ihre eigene Soldateska nicht Raum und Platz genug habe, namentlich zu Neuß und Lippstadt, wo bereits 12, 15 und mehr Soldaten in ein Haus hätten gelegt werden müssen, worüber sich Bürgermeister und Rat beschwerten. Sie habe den Leuten Erleichterung versprochen; sollte sie ihnen solcher Zusage zuwider neue Lasten aufbürden müssen, zumal nach beendeter Campagne die eigenen Truppen zurückkehrten, so befürchtete sie bei Bürgern und Soldaten ‚großen Widerwillen, Totalverderben und Verlauffen‘, wodurch der Majestät vielleicht mehr Schaden erwachse als durch die neuen Werbungen Vorteil entstehe, zumal auch durch neugeworbene Söldner die Sicherheit ihrer festen Plätze gefährdet werde.
‚Wenn es aber nun nicht anders sein kann‘, will die Landgräfin lieber in etlichen Städten des Fürstentums Hessen als in den westfälischen Quartieren Lauf- und Musterplätze gestatten, etwa auf ein Regiment zu Fuß. Hierfür stellt sie allerdings Bedingungen. So dürfen weder ihre Soldaten noch ihre Untertanen angeworben werden. Für die neuen Söldner sind genügend Unterhaltsmittel anzuweisen. Zur Verteidigung der ihnen eingeräumten Orte werden diese Söldner bald bewaffnet, damit die Landgräfin bei Bedarf auf sie zurückgreifen kann. Daher sollen die Neugeworbenen ihr einen Eid leisten, dessen sie später wieder entledigt werden können. Hierdurch wird der Schein, es seien hessische Völker, desto glaubhafter und die Werbung besser befördert. Sie ist willig, die Angeworbenen durch Konvoi nach Mainz geleiten zu lassen, sofern sie das mit ihrem wenigen Kriegsvolk kann. Sie gibt ihre Zustimmung, dem ‚Haupt der Werbung‘ das Prädikat und die Charge eines Generalleutnants zu gestatten, wie sie bereits Beauregard mündlich erklärt habe. Der in Münster anwesende Rat Vultejus werde dem Herzog von Longueville und den anderen Gesandten Erklärungen abgeben. In einem weiteren Brief vom 14. August bat sie, ihren Bedenken Gehör zu geben, beteuerte aber, dieselben entsprängen nicht einem Mangel an gutem Willen, da sie brennenden Eifer für die den Dienst seiner Majestät hege. Die französischen Gesandten gingen auf ihre Vorstellungen nicht weiter ein, dankten für ihre Einwilligung und baten um Zuweisung der Musterplätze. Als Bevollmächtigter und Sonderbeauftragter wurde der Sieur de Bergerac nach Kassel geschickt. Auch der französische Gouverneur von Mainz, Vicomte de Courval, wurde unterrichtet und angewiesen, Bönninghausens Werbung tunlichst zu fördern.
Noch bevor die Kaiserlichen Kunde von dem französischen Vorhaben erhielten, hatte Bönninghausen die ersten Schritte zur Werbung unternommen. In Münster schloß er am 16. August 1645 eine Kapitulation mit dem Obristleutnant Jakob Spönla ab, der sich verpflichtete, innerhalb von 4 Monaten 4 Kompanien zu Fuß, jede zu 100 Mann, aufzubringen. Dagegen versprach Bönninghausen, ihm das Kommando seines Leibregiments, das auf 1000 Mann gebracht werden solle, zu übertragen. Spönla war ohne Bestallung und hatte früher in kaiserlichen Diensten das Oberkommissariat im Westfälischen Kreis versehen, war aber ‚unverschuldeter Dinge‘ abgesetzt worden. Gleich ihm waren noch andere Offiziere ohne Kommando in Münster; mehrere verhandelten mit Bönninghausen, verrieten aber dann das Vorhaben den kaiserlichen Gesandten, die endlich von der Werbung Kenntnis erlangten.
Die kaiserlichen Gesandten Graf Johann Ludwig von Nassau und Isaak Volmar erhielten die ersten Nachrichten über die von Bönninghausen mit den Franzosen abgeschlossene Werbungskapitulation durch ‚eine geistliche Person‘, die es von dem Obristen Peschwitz vernommen zu haben vorgab. Kurz darauf meldete sich dieser Obrist Moritz Peschwitz, der im kaiserlichen Dienst 1636 -1638 ein Regiment geführt hatte, nun aber abgedankt war, selbst bei Gesandten und ‚eröffnete den ganzen Verlauf‘. Bönninghausen hatte Peschwitz ein Regiment versprochen und die Zusage getan, er werde ihn als seinen ‚secundo‘ annehmen, dann aber sein Anerbieten zurückgezogen, worauf Peschwitz, ‚häßlich betrogen und hinters Licht geführt‘, sich zu den kaiserlichen Gesandten verfügte, um Rache zu nehmen. Er gab genaue Auskünfte über die beabsichtigte Werbung und berichtete, Bönninghausen habe bereits 7 000 Taler erhalten; weitere 13 000 seien auf dem Wege von Amsterdam nach Lippstadt, wo er sie erheben wolle. Wie Peschwitz von Bönninghausen selbst vernommen, habe dieser in der Beichte dem Jesuiten P. Christoph Mitteilung gemacht, er sei willens, in französische Dienste zu gehen. Der Beichtvater habe ihm darauf nach erteilter Absolution zu diesem Vorhaben Glück gewünscht. In einem Schreiben nach Wien schlugen Nassau und Volmar vor, Peschwitz in kaiserliche Bestallung zu nehmen zu nehmen, da er sich um Entdeckung der Anschläge Bönninghausens großes Verdienst erworben habe. Zwar habe er anfangs sich mit diesem eingelassen und die Kapitulation ‚negociiren helfen‘; doch hätte er sich entschuldigt, ihn habe die äußerste Not dazu gezwungen, da er als ‚Privat-Kavalier‘ ohne Herrendienste nicht leben und keinen kaiserlichen Dienst hätte bekommen können.
Sofort leiteten die Gesandten Gegenmaßnahmen ein. Der Generalfeldzeugmeister Graf Velen wurde am 22. August über die Werbung unterrichtet. Bönninghausen habe bereits den gewesenen Obristwachtmeister unterm Grafen [Ferdinand Lorenz v.; BW] Wartenberg, Hermann von Hessen, zum Obristen angenommen. Er habe einen Rittmeister Diekhoff, der vorgebe, für den Feldmarschall Geleen zu werben, angeworben und ihn nach Herford bestellt, wohin er auch den Obristleutnant Amelunxen beschieden hätte; Bönninghausen warte auf einen hessischen Konvoi von 300 Pferden, die ihm aus Coesfeld und Lippstadt zugeteilt werden sollten, damit er seine Quartiere und Musterplätze beziehen könne. Zwar habe sich Bönninghausen angeblich vorbehalten, nicht gegen den Kaiser, sondern nur wider die Krone Spanien in den Niederlanden zu fechten; dennoch könne man nicht sehen, wie er sich gegen den Kaiser rechtfertigen wolle, da er sich gegen den Gehorsam, den jeder Deutsche und Kavalier der Majestät und dem Reich schuldig sei, höchlichst vergehe. Velen solle, um das schädliche Vorhaben beizeiten zu verhindern, darauf bedacht sein, sich der Person Bönninghausens zu versichern und ihn zu verhaften.
Die Aussagen des Obristen Peschwitz wurden bestätigt durch den Obristen Wendt von Krassenstein, der früher in kurkölnischer Bestallung 500 Pferde geführt hatte. Dieser wandte sich an Graf Nassau und meldete, Bönninghausen habe ihm zugeredet, er möge in französische Dienste treten und ein Reiterregiment aufstellen. Am 24. August zeigte er erneut an, Bönninghausen habe ihm gesagt, ein westfälischer Edelmann, namens Nagel, der sich beim Bischof von Osnabrück als Stallmeister gebrauchen lasse, habe von ihm eine Obristleutnantsstelle angenommen. Auch sollten vom Kurfürsten von Brandenburg im französischen Solde Werbungen vorgenommen werden. Wendt wisse das, da ihm der brandenburgische Gesandte Graf [Johann v. Sayn-; BW]Wittgenstein solchen Dienst angeboten habe. Er zeige dies Nassau an, da es sicherlich nicht zum kaiserlichen Nutzen ausschlagen würde und erbiete sich, ein Regiment von 1000 Pferden aufzubringen, wenn ihm durch Quartiere und ‚etwas Bargeld‘ Mittel verschafft würden.
In einem ausführlichen Schreiben der kaiserlichen Gesandten vom 8. September wurde über Verhandlungen des Osnabrücker Bischofs Franz Wilhelm mit Bönninghausen Bericht erstattet. Dieser habe anfänglich für Bönninghausen Bürgerschaft geleistet; in seinem Auftrag hätte der Propst Landsberg, ‚der wegen Kurköln des Bischofs Adjunctus sei‘, den General aufgesucht, um ihn zu ermahnen, er möge die französischen Dienste aufgeben und sich Kurköln und dem Kreis zur Verfügung zu stellen. Bönninghausen habe jedoch erklärt, man habe ihm von seiten Kurkölns ‚lange genug herumgezogen und ihm keine Resolution getan‘. Weil es ihm unmöglich sei, sich länger ohne Kriegsdienst zu erhalten, hätte er französische Dienste nehmen müssen. Indessen könne er noch davonkommen; sollte Kurfürst Ferdinand ihm Dienste anbieten, begehrte er, ihm vor anderen zu dienen. Als sich die Gesandten an den Bischof wandten, habe man sie vertröstet, Bönninghausen hätte mit den Franzosen noch nicht endgültig abgeschlossen und die empfangenen 7 000 Taler anstatt einer Recompens erhalten. Man hoffe noch, Bönninghausen könne mit der Werbung in den Reichsdienst unter die Direktion des Kölner Kurfürsten gestellt werden.
Wie Nassau und Volmar in Erfahrung brachten, hatten die Franzosen im Namen der hessischen Landgräfin beim Grafen Wittgenstein angesucht, es möge Bönninghausen ein Sammelplatz in Soest bewilligt werden. Doch habe sich Kurbrandenburg mit dem Bedeuten entschuldigen lassen, es stehe nicht in seiner Macht. Die schwedischen Gesandten hätten sich vermerken lassen, sie würden es gerne sehen, daß Bönninghausens Werbung von den Kaiserlichen verhindert und zunichtegemacht werde !
Da nicht nur von Peschwitz und Wendt, sondern auch von dem Obristen Baron Steckenberg [Stechenberg; BW] – einem alten Kameraden Bönninghausens, der mit ihm unter [Philipp v.; BW] Mansfeld gedient hatte – über dessen drohende Werbung Anzeige gemacht hatte, sandte man Steckenberg zum Grafen Velen. Steckenberg hatte Befehl, für den General Lamboy ein Regiment Knechte zu werben, doch wurde ihm ein Teil seiner Leute durch Bönninghausen abspenstig gemacht. Velen traf mit Steckenberg zwar die notwendigen Anstalten, sich Bönninghausens Person zu versichern, meldete aber den Gesandten, er könne dem Kaiser wenig nützliche Dienste leisten, weil er nicht über einen Taler zu disponieren hätte und ihm überall die Hände gebunden seien. Er müsse sich von dem Oberkommissar von Blumenthal gleichsam kommandieren lassen, der ohne Vorwissen der Generalität die Verteilung der Kontributionen regele, wodurch er die Völker in Schaden bringe.
Derweilen ging das Tauziehen zwischen dem Osnabrücker Bischof und Bönninghausen weiter. Wie der Paderborner Kanzler Dr. Buschmann am 7. September berichtete, hatte Bönninghausen dem Bischof sein Wort gegeben, er werde die französischen Dienste quittieren und sich in kaiserliche Bestallung begeben, auch die bereits angeworbenen 300 Reiter mitbringen, sofern man ihm 7 000 Taler zahle, die er den Franzosen zurückgeben müsse, damit er sich seiner ihnen gegebenen ‚parola‘ entledige. Da nun dem Kaiser, besonders aber dem König von Spanien, dem zum Nachteil die Werbung begonnen, sehr daran liegen müsse, Bönninghausen auf ihre Seite zu bringen, so sei der Bischof der Meinung, es möchten die spanischen Gesandten ungesäumt die Geldsumme vorschießen, worüber Volmar mit ihnen sprechen solle. Der Kölner Kurfürst werde Bönninghausens Söldner so accomodieren, daß sie ihren Unterhalt hätten und zum Dienst des Kaisers gebraucht werden könnten. Volmar erwiderte Buschmann, der ihm dieses Ansinnen vortrug, die Spanier würden eine solche Summe nicht leicht erlegen, sondern Sicherheiten verlangen. Trotz einiger Bedenken begab er sich sofort zum spanischen Gesandten Graf Penaranda und dessen Kollegen und referierte alles ‚ad longum‘.
Unter der Voraussetzung, daß Bönninghausen sein Versprechen ehrlich meinte, scheint es am 7. September 1645 noch möglich gewesen zu sein, ihn von der Annahme französischer Kriegsdienste abzubringen. Kein Zweifel besteht, daß er mehrere Monate geschwankt hat, gegen seinen ehemaligen Kriegsherrn zu dienen. Seine Feldzugskameraden standen auf kaiserlicher Seite, mit der französischen Sache verband ihn keine Sympathie. Nur die Not zwang ihn, sich mit den französischen Gesandten einzulassen. Aber die Spanier konnten sich nicht entschließen. Sie wandten ein, Bönninghausen habe 1643 von ihnen hohe Geldsummen empfangen, aber darüber keine Rechnung abgelegt, so daß sie besorgen müßten, er würde sie auch diesmal um ihr Geld betrügen. Als sie sich besannen, waren die Dinge zu weit gediehen.
Volmar eröffnete Buschmann, dem Zwischenhändler des Osnabrücker Bischofs, einen ablehnenden Bescheid. Dieser teilte mit, Franz Wilhelm habe Bönninghausen bereits einen Sicherheitsbrief für seine Person erteilt, wonach er nach Quittierung der französischen und Annahme kurkölnischer Dienste die Ungnade des Kaisers nicht zu befürchten habe. Der Bischof glaube, auch die kaiserlichen Gesandten sollten Bönninghausen eine solche Versicherung zubilligen. ‚Wir werden es aber an die kaiserliche Generalität verweisen, als eine Sache, die unsere Kommission nicht berührt‘, schrieb Volmar.
Nun war es zu spät. Bei Ausfertigung des Briefes nach Wien kam Nachricht, Bönninghausen sei vergangene Nacht – vom 7. zum 8. September – aus seinem Quartier entwichen und habe in Serviens Haus Unterschlupf gefunden. Gleich darauf erschienen bei Volmar die spanischen Gesandten Don Diego de Saavedra und Dr. Antoine de Bruin mit der Anzeige, der Graf Penaranda habe über Volmars gestrigen Vorschlag nachgedacht und sich entschlossen, das Geld vorzulegen, wenn Bönninghausen sich in spanische Dienste begeben wolle. Zwar ließ Volmar dies sofort an Dr. Buschmann weitergeben, aber es war vergeblich.
Wie Bönninghausen später berichtete, war der Anschlag Velens, der ihn verhaften lassen wollte, im Hause Volmars ‚auskommen‘. Dort habe sich der Obrist Steckenberg, der die Aktion befehligen sollte, ‚sich etwas laut vermerken lassen, daß man die bestimmten Völker auf den Abend zum bewußten Werk in Bereitschaft halten solle. Dieses habe des Servien Weib, so die Volmarin besucht, gehört, alsbald von derselben Urlaub genommen und ihrem Mann solches angezeigt, der ihn durch den französischen Residenten habe warnen lassen‘. Weil der hessische Konvoi, der ihn von Münster habe holen sollen, von den Kaiserlichen geschlagen gewesen, habe der französische Resident, bei dem er sich aufgehalten, ein Geschrei ergehen lassen, daß er schon aus der Stadt und salviert sei. Er wäre aber noch neun Tage darüber in Münster gewesen, bis ein anderer Konvoi zwei Meilen vor der Stadt angekommen sei, wozu ihn der Herzog von Longueville mit vielen Wagen hinbegleitet hätte.
Darüber berichteten Nassau und Volmar am 15. September nach Wien. Sie hätten versucht, Bönninghausens Obristleutnant Spönla von ihm abwendig zu machen, was ihnen fast gelungen sei. Die Franzosen suchten Mittel, den General heimlich aus der Stadt zu bringen. Der Herzog von Longueville begehrte über den päpstlichen Nuntius Chigi bei Nassau einen Paß für einen Offizier, der zum kranken Herzog von Enghien nach Philippsburg[561] reisen müsse, mit der Bitte, den Namen freizulassen, da er noch nicht wisse, wen er senden solle. Als die kaiserlichen Gesandten antworteten, sie hätten zwar keine Bedenken den Paß auszustellen, möchten aber den Namen wissen, blieb die Antwort aus. Am 13. September sei nun der Herzog mit seinen Trabanten, Hartschieren[562] und berittenen Edelleuten aus der Stadt gezogen unter dem Vorgeben, er wolle nach Osnabrück zu den Schweden verreisen, sei aber abends wieder zurückgekehrt, so daß man annehmen dürfe, er habe auf diese Art den Bönninghausen herausgeleitet, den 200 Pferde und ebensoviel Hessen zu Fuß erwartet und sicher fortgeführt hätten. Velen berichtete, er werde an allen Orten seines Kommandobereichs öffentlich verkünden lassen, man möge Bönninghausens Werbung ‚mit allem Ernst‘ verhindern. Graf Nassau unterrichtete in diesem Sinne auch Piccolomini.
Der hessische Konvoi hatte Bönninghausen von Münster nach Lippstadt gebracht, wo der hessische Oberst Daniel [Rollin; BW] de Saint-André die Garnison befehligte. Dieser übergab Bönninghausen kurze Zeit nach seiner Ankunft das Kommando über die Festung und rückte zu einem Anschlag gegen Oberhessen aus. Mit seinem Zug begann der *Hessenkrieg‘, der Krieg zwischen der Landgräfin Amalie und Landgraf Georg von Hessen-Darmstadt, dem 4 kaiserliche Regimenter zur Verfügung gestellt wurden. Saint-André bedrohte am 23. September Gießen,[563] zog dann weiter über Butzbach[564] in die Gegend von Hanau und unternahm einen Angriff auf Friedberg, der aber von den Kaiserlichen abgewiesen wurde, so daß der hessische Obrist ohne Erfolg nach Lippstadt zurückkehrte.
Unterdessen waren Bönninghausens Werbungen angelaufen. Am 19. Oktober bat der Obristleutnant Gideon Rhodt für sich und seinen Stab – der aus 9 Mann bestand – um Quartier in Kassel; er sollte dort für Bönninghausen Fußsoldaten werben. Die Landgräfin wies den Werbeoffizieren die hessischen Orte Geismar,[565] Grebenstein,[566] Melsungen, Spangenberg,[567] Trendelburg,[568] Kirchhain, Alsfeld[569] und Korbach[570] als Lauf- und Musterplätze an. Bönninghausen selbst begab sich Ende November 1645 nach Kassel, wo er am 16. Dezember mit dem ehemaligen kaiserlichen Obristen Gottschalk Hebbing eine Kapitulation auf Werbung von 4 Kompanien Fußvolk abschloß. Der Obrist quittierte über den Empfang von 2 400 Talern, die er durch Bönninghausen ausbezahlt erhielt. Freilich war auch Hebbing nicht gerade in Ehren aus dem kaiserlichen Dienst geschieden, wo er bis 1636 ein Arkebusierregiment geführt hatte. Ähnliche Kapitulationen schloß Bönninghausen mit dem Obristleutnant Amelunxen, mit dem vormals hessischen Obristen Balthasar Rüdiger, der die Formierung des Kavallerieregiments übernahm, und den Rittmeistern Martin Jacob und Dietrich Püttelmann. An Offizieren war kein Mangel, wenn sie auch oft gescheiterte Existenzen waren; schwieriger war die Werbung der Söldner, da Bönninghausen hatte versprechen müssen, hessische Soldaten nicht zur Desertion zu veranlassen. Obwohl er über genügende Geldmittel verfügte, die ihm der französische Generalkriegskommissar de Tracy zur Verfügung stellte, dauerte es doch ¾ Jahr, bis die französische Werbung einigermaßen komplett war. Als Beauftragter Tracys stand Bönninghausen der Kommissar de Bourges zu Seite. Der Generalleutnant, der in Schreiben der Landgräfin als ‚Feldmarschall‘ bezeichnet wurde und sich auch gern ‚maréchal général du camp pour les services de Sa Majesté de France et Navarre‘ nennen ließ, nahm Februar 1646 für fünf Monate sein Hauptquartier in Korbach.
An Widerständen gegen ihn und seine Werbung fehlte es nicht. Schon am 20. Oktober 1645 beschwerte sich der Obristwachtmeister Evert Jürgen von Oer bei der Landgräfin über Bönninghausen, der zu Lippstadt seinen Aufenthalt habe ‚und sich hessischer und anderer Bestallung rühme‘.
Als dieser mit den Kapitänen Strumpschitz und Beucher sowie dem Obristen Kahrstatt Kapitulationen zur Werbung je einer Kompanie zu Fuß abschloß, die in Frankfurt a. M. vorgenommen werden sollte, machte er die Erfahrung, daß diese Offiziere die mit Bönninghausens Geldern geworbenen Söldner nicht ihm, sondern dem Feind zuführten.
Mit den von Bönninghausen bestallten Obristen gab es allerlei Zwistigkeiten; offenbar trennte er sich im Unfrieden von Gideon Rhodt, mit dem er einen Beleidigungsprozeß führte. Der zur Werbung nach Bremen und Braunschweig gesandte Obristleutnant Spönla erlebte dort nur Mißerfolge und wurde von kaiserlichen Reitern völlig ausgeplündert. Als das aufgelöste hessische Regiment Dalwig bei Bönninghausens Söldnern ‚untergesteckt‘ werden sollte, desertierten zwei Offiziere, ein Quartiermeister [Curd Kramer] und ein Kornett [Eberhard Ulrichs], und verleiteten auch andere zur Fahnenflucht. Bönninghausen, der beider habhaft werden konnte, wollte sie hängen lassen und sandte das Kriegsgerichtsprotokoll der Landgräfin Amalie zu.
– – Der Hildesheimer[571] Arzt und Chronist Dr. Jordan hält in seinem Tagebuch unter dem 1./11.7.1646 fest: „5000 Man vnter Boningkhauses ziehen von Caßel zu der Schwedischen Armee nach Kirchain, – seindt von der Cron Franckreich geworben“.[572] Wilhelm von Westphalen informierte Piccolomini am 19.1.1646 aus Paderborn: „Der Bünninghausen befindet sich am Podagra in Cassel lesset in frantzosischen diensten weitläuffig werben, auch zimblichen zulauff an officiren und soldaten, und werden die neu geworbene bei 30, 40, 50 auch ad 100 man jedestmahlen auff Mayntz geschicket, dahero gegen anstehenden Frühling ein neu frantzosisches corpo ahm Rhein und ein hessisches diser endts in Westphalen“.[573] Westphalen schrieb Piccolomini am 15.2. 1646 aus Paderborn: „Was Ihre Fürstliche Excellence unterm 27. passati mir von neuem zu communiciren gnädist befohlen, hane ich bei der jüngsten ordinari empfangen, warauff meiner unterthenigen schüldigkeit nach hinwieder berichte, daß der Generalveldtmarschalck Bünninghausen die neugeworbene Frantzosen zu Hirschfeld[574] zusammenziehe und sein hauptquartier in Butzbach,[575] welches die Hessische zu dem end quietiren und einraumen, nehmen werde. Daher nuhnmehr so viel besser die werbung extendiren und fortsetzen kann“.[576] – –
Sein Verhältnis zur hessischen Landgräfin hatte sich durchaus freundschaftlich gestaltet, soviel Mißtrauen Amalie dem ehemaligen kaiserlichen General zunächst entgegenbringen mochte. Als die Landgräfin Bönninghausen ersuchte, die beiden adligen Häuser Lichtenfels[577] und Nordenbeck[578] mit Besatzungen zu versehen, legte dieser dort Söldner ein, worüber sich freilich die Familie von Dalwig bei der Landgräfin beschwerte. Klagen wegen Pferdediebstahls versprach er untersuchen zu lassen und steckte den schuldigen Kornett in Arrest. Er meldete Mitte Juni [1646; BW] feindliche Vorstöße aus Arnsberg und Attendorn und überließ der Landgräfin eine Kompanie zur Verstärkung der hessischen Besatzung in der Festung Ziegenhain. Als allerdings die Landgräfin sich der Bürger von Wildungen[579] und Korbach annahm, die über die ihnen aufgebürdeten Lasten klagten, entgegnete Bönninghausen, er wolle wohl die Zehrungskosten seiner Söldner zahlen, müsse aber Eintreibung der Kontribution durch hessische Abgesandte zurückweisen.
Inzwischen war, von Thüringen kommend, eine starke schwedische Armee unter dem neuen Oberbefehlshaber Karl Gustav Wrangel in Westfalen eingedrungen, hatte Höxter den kaiserlichen Truppen abgenommen und Paderborn am 12. Mai nach zweitätiger Beschießung erobert. Auf Bitten der Landgräfin ging Wrangel auf Obermarsberg los, das sich viele Jahre als unbezwungener, äußerst unbequemer Nachbar für Hessen erwiesen hatte, und zwang es am 25. Mai zur Kapitulation. Bönninghausen hatte Wrangel hierzu auf Wunsch Amalies Kavallerie zur Verfügung gestellt. Dann marschierten die Schweden über Marburg nach Wetzlar, wo noch 8 000 Mann unter dem General Königsmarck zu ihnen stießen, nachdem sie auf dem Durchzug am 2. Juni die Stadt Lemgo völlig ausgeplündert und die kaiserliche Besatzung von Pyrmont[580] zur Waffenstreckung gezwungen hatten. Die Schweden beabsichtigten, sich mit der französischen Armee unter Marschall Turenne zu vereinigen und bezogen in der Gegend um Amöneburg Quartiere.
Die Truppen des Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt hingegen verbanden sich mit der heranrückenden kaiserlichen Hauptarmee, die unter dem Oberkommando des Erzherzogs Leopold Wilhelm die erprobten Feldmarschälle Graf Geleen und Graf Hatzfeldt sowie Johann von Werth befehligten. Wrangel nahm bei Kirchhain eine feste Stellung ein; die kaiserlich-ligistischen Truppen lagerten bei Homberg an der Ohm,[581] das sie infolge einer Pferdeseuche am 16. Juli verließen, um in der Wetterau bei Friedberg und Ilbenstadt[582] ein verschanztes Lager zu beziehen. Es kam zu einigen Reitergefechten, nicht zu einer Schlacht, die beide Seiten vermieden.
Bönninghausen, der Anfang Juli noch einmal in Kassel geweilt hatte, bekam von Turenne Anweisung, mit allen Truppen zu Wrangel zu stoßen. Er berief seine Besatzungen auf und führte am 17. Juli 3000 deutsche Söldner in das Feldlager der Schweden bei Kirchhain. Es war die erste französische Werbung in Nordwestdeutschland, die Erfolg gehabt hatte; Bönninghausen hatte die in ihn gesandten Erwartungen der französischen Gesandten in Münster nicht enttäuscht.
Aus dem ‚kgl. französischen Feldlager bei Kirchhain‘ sandte Bönninghausen am 25. Juli einen Parlamentär zu dem ihm gegenüberliegenden Feldmarschall Graf Hatzfeldt. Dieser überbrachte ein Schreiben, in welchem Bönninghausen anzeigte, daß der Kölner Kurfürst und der Feldmarschall Melander [Holzappel; BW] das seiner Gemahlin gehörige Haus Gürzenich im Lande Jülich durch Kriegsvolk hätten besetzen lassen, was keiner Partei Vorteil bringe, da es gleichsam neutral sei und auch von den Konföderierten unbesetzt bliebe.[583] Er bat um Erteilung einer Salvaguardia auf das Haus durch Hatzfeldt, wie auch um Ausstellung eines Reisepasses für seine Gemahlin durch den Erzherzog, ähnlich dem, den er bereits vom Generalwachtmeister Otto Christoph von Sparr[584] besitze; ‚solches gutzumachen, werde er sich äußerst angelegen sein lassen‘. Am folgenden Tag schrieb er erneut an Hatzfeldt und bat um Auswechslung von 9 Gefangenen, die unter seine Leibregimenter gehörten. Diese seien auf Fourage gefangen worden; da aber das Glück seine Partei nicht weniger favorisiert habe, sende er kaiserliche Soldaten, die ihm bei der Teilung mit ‚den Herrn Schweden‘ zugefallen seien, auf Parole zurück.
Marschall Turenne vereinigte sich am 28. Juli mit dem Heere Wrangels, wodurch dieser den Hauptzweck seines Marsches nach Hessen erreichte. Die Absicht des Erzherzogs, diese Vereinigung zu verhindern, war völlig gescheitert. Proviantmangel brachte seine Truppen in eine schwierige Lage, während den Schweden reichlich Lebensmittel aus Kassel zugeführt wurden. Wrangel entschloß sich, am Lager der Kaiserlichen vorbei nach Bayern einzubrechen. Sein Feldherrntalent zeigte ihm die Mittel, den Gegnern einen Vorsprung am Maine abzugewinnen und das Glück begünstigte ihn. Während die Kaiserlichen vermuteten, er ziehe auf Höchst oder Mainz, brach er sich am 24. August zwischen dem kaiserlichen Lager und Frankfurt Bahn bis Windeck[585] und stand im Rücken des kaiserlichen Heeres. Ohne Mühe gingen nun Wrangel und Turenne bei Hanau und Aschaffenburg über den Main, zogen getrennt durch Franken und Württemberg und fanden nirgends ernstlichen Widerstand.
Mit der Ankunft des Marschalls Turenne trat Bönninghausen mit seinen Regimentern unter dessen Oberbefehl, der ja vor allem deutsche Truppen, die sogenannte ‚Weimarische Armee‘, die Söldner des 1639 verstorbenen Herzogs Bernhard von Weimar, befehligte, über deren Regimenter, meist Kavallerie, deutsche Obristen geboten. Ein selbständiges Kommando, wie er es wohl erhofft hatte, erhielt er nicht. Turenne und Wrangel überschritten die Donau im September und drangen in Bayern ein. Kurfürst Maximilian schickte Eilboten zu Feldmarschall Geleen, dem Führer seiner Streitkräfte, und zum Erzherzog, mit der Armee den Donauländern zu Hilfe zu eilen. Schon stand Augsburg,[586] das seit dem 15. Oktober belagert wurde, vor dem Fall, als Johann von Werth mit 4000 Reitern es entsetzte. Nachdem Turenne und Wrangel am 13. November 1646 Landsberg am Lech[587] erobert hatten – wo sich auch Bönninghausen am 14. November befand – leitete der bayrische Kurfürst Waffenstillstandsverhandlungen ein, deren Kunde der Sieur de Croissy, am 22. November aus Münster von den französischen Gesandten abgeschickt, zu Turenne brachte. Franzosen und Schweden zogen zunächst nach Schwaben. Die Franzosen nahmen Winterquartiere an der Oberdonau und in Württemberg bis Tübingen, während Wrangel, der zuerst am Bodensee und in der Oberpfalz gelegen hatte, im Januar 1647 die Bregenzer[588] Klause erstürmte und sich in den Alpentälern ausbreitete. Der kleine Krieg dauerte fort. Über die Kaiserlichen hatte Gallas wieder den Befehl übernommen, nachdem der Erzherzog und Hatzfeldt ihr Amt niedergelegt hatten; er nahm sein Hauptquartier in Wasserburg.[589] Am 14. März wurde der Ulmer Waffenstillstandsvertrag[590] abgeschlossen, durch den Kurbayern vorläufig aus dem Kriege ausschied. Graf Geleen nahm seinen Abschied und ging nach Maastricht zurück.
Bereits im Januar 1647 hatte sich Bönninghausen bei Melander und Hatzfeldt um einen kaiserlichen Paß für eine Reise nach Münster bemüht; offenbar wollte er die französischen Gesandten aufsuchen, um mit ihnen seine weitere Verwendung zu erörtern. Gallas bekam indes vom Hofkriegsrat Anweisung, Bönninghausen den gewünschten Paß nicht zu erteilen. Ob Bönninghausen schon damals die Absicht hatte, aus dem französischen Dienst auszuscheiden und sich beim Herzog von Longueville seiner ‚parola‘ wieder zu entledigen, wissen wir nicht. Jedenfalls behagte es ihm im Frühjahr 1647 nicht mehr in der französischen Armee. Vielleicht ist sein Entschluß, die Armee Turennes zu verlassen, in religiösen Beweggründen zu suchen. Turenne wie auch die meisten seiner Obristen waren Protestanten; Wrangel hatte einer Schweizer Deputation, die ihn aufsuchte, erklärt, die Goten hätten schon zweimal Rom geplündert; sein höchster und letzter Wunsch sei, diesen Zug mit den Schweden ein drittes Mal auszuführen. Bönninghausen, der überzeugter Katholik war, mochte bereuen, sich wider Kaiser und Reich in Kriegsdienste eingelassen zu haben, zumal es schien, als sei die Lage der katholischen Fürsten nunmehr verzweifelt. Sahen sich doch bald nach Abschluß des Ulmer Waffenstillstands auch Kurköln und Kurmainz gezwungen, die Feindseligkeiten einzustellen.
Im April begehrte Turenne für Bönninghausen einen Paß zur Reise nach Münster und Heilbronn[591] beim Wiener Hofkriegsrat. Es scheint, als habe er in Bönninghausens Entlassung eingewilligt; unter den hohen Offizieren herrschte ein ungeschriebener Ehrenkodex, der den Übertritt zur anderen Partei gestattete. Auch Piccolomini, der im folgenden Jahre erneut den Oberbefehl der kaiserlichen Truppen antrat, wurde von den Feinden mit Freipässen versehen, um sich aus den spanischen Niederlanden ungehindert nach Böhmen begeben zu können. Angeblich sollten Bönninghausens Söldner in Katalonien verwendet werden, wo die Franzosen einen Aufstand gegen den König von Spanien ins Werk gesetzt hatten und der Prinz von Condé Lerida[592] verteidigte; das rief bei den Söldnern starken Widerwillen hervor. Wir werden sehen, daß sich der Abfall der Weimaraner an dieser Frage entzündete.
Am 25. April war Graf Gallas, schon länger krank, in Wien gestorben. Der Kaiser übertrug nun Melander das ehrenvolle Amt des Oberkommandierenden, das dieser unter der Bedingung absoluter Unabhängigkeit von den Befehlen des Wiener Hofkriegsrats annahm; wie sogar die Franzosen bekannten, war er ‚als Mann von Kopf und Arm der fähigste Kapitän, um Ordnung, Zucht und Sparsamkeit in einem ruinierten Heere herzustellen‘. Melander bemühte sich, fähige Offiziere anzustellen und ungeeignete zu entfernen. An ihn wandte sich Bönninghausen über Vermittlung des kaiserlichen Kommandanten von Regensburg [Brisigello; BW]; aber erst am 5. Juli 1647 erließ der Kaiser aus dem Feldlager zu Strakonitz[593] ein Pardonspatent für den abgefallenen General, das ihm Straflosigkeit und Verleihung eines neuen Kürassierregiments zusicherte. Bönninghausen hatte versprochen, vom Feind etliche gute Offiziere und Soldaten mit herüberzubringen.
Gleichzeitig hatte Ferdinand III. versucht, sich des bayrischen Heeres, das sowohl auf ihn wie auf den Kurfürsten Maximilian einen Eid abgelegt hatte, zu versichern. Es war ihm gelungen, den Generalleutnant Johann von Werth und den Generalwachtmeister Johann von Sporck zu gewinnen, die Ende Juni versuchten, die bayrischen Regimenter der in Böhmen stehenden kaiserlichen Armee zuzuführen. Gegenbefehle des Kurfürsten, der in letzter Stunde gewarnt worden war, durchkreuzten die Pläne. Werth und Sporck entflohen am 9. Juli ins kaiserliche Lager und wurden von Maximilian geächtet, der zum Feldmarschall seiner Truppen den Grafen Gronsfeld ernannte, der sich 1645 wieder in Kriegsdienste begeben hatte.
Aber auch bei den Franzosen kam es zur offenen Meuterei. Turenne war Mitte April mit seinen Söldnern näher an den Rhein gerückt, um den Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt zum Anschluß an den Waffenstillstand zu zwingen. Kardinal Mazarin, der Lenker der französischen Politik, glaubte, die Überwältigung des Kaisers den schwedischen Waffen überlassen zu dürfen und berief den Marschall aus Deutschland ab, um ihn gegen die Spanier in den Niederlanden einzusetzen. Damit waren die deutschen Truppen nicht einverstanden. Es ging das Gerücht um, sie sollten wie Bönninghausens Regimenter nach Katalonien ziehen. Angeblich war bereits das nach Flandern beorderte Regiment Erlach von den Franzosen niedergemacht worden, weil es sich geweigert habe, dorthin zu gehen. Anfang Juli brach bei Zabern[594] im Elsaß die offene Meuterei aus, als die deutschen Reiterregimenter – 4-5 000 Mann stark – sich schriftlich zu dem Beschluß vereinigten, sich nicht aus Deutschlands Grenzen schleppen zu lassen, ihren französischen Offizieren nicht länger zu gehorchen und ihren ausstehenden Sold zu ertrotzen. Die Regimenter Taupadel, Alt-Rosen, Ehm, Wittgenstein, Betz, [Friedrich Wolfgang v.; BW] Fleckenstein, Mazarin und Roßwurm [Russwurm; BW] trennten sich vom großenteils französischen Fußvolk und setzten über den Rhein; sie wählten Führer aus ihren Reihen, da ihre Offiziere sich ihnen versagten. Ihre Erbitterung wuchs, als Turenne den bei ihnen beliebten Generalmajor Reinhold von Rosen, dem er die Schuld an der Meuterei beimaß, verhaften ließ. Ein ehemaliger Student, Wilhelm Hempel, führte die Regimenter in guter Ordnung am 20. Juli über den Neckar, während Marschall Turenne ihnen mit der Infanterie, den französischen Reitern und einigen Kanonen folgte, dauernd durch Parlamentäre mit den Empörern verhandelnd, die nicht wußten, welchem Feldherrn sie sich anschließen sollten.
In Württemberg ritt Bönninghausen in ihr Lager und bot ihnen kaiserliche Dienste an. Am 5. Juli, dem Tage seiner offiziellen Begnadigung, hatte man im kaiserlichen Hauptquartier auf die Kunde vom Abfall der Weimaraner von Turenne beschlossen, den Versuch zu machen, sie für die Armee des Kaisers zu gewinnen. Als Unterhändler bot sich Bönninghausen an, der den Regimentern wohl bekannt war und ihre ablehnende Haltung gegen Turenne beobachtet hatte. Vielleicht aus einem gewissen Mißtrauen gegen die Ehrlichkeit seiner Versicherungen gab man Bönninghausen den Feldmarschall-Leutnant Mislick [Mislík; BW] bei, der lange im Arrest gewesen war, weil er sich wegen einer Beleidigung mit dem Grafen Bassompierre duelliert hatte. Beide erhielten eine Instruktion ‚über ihre Verrichtung bei dem Weimarschen Generalmajor Rosen und dem Obristen Fleckenstein wegen Herüberbringung der Weimarschen Völker‘. Ihr Begleiter war der Obristleutnant Wirz, der später dem Hofkriegsrat über den Mißerfolg der Sendung berichtete. Denn die Reiterregimenter ließen sich trotz lockender Angebote nicht für den Kaiser gewinnen. Rosen oder Fleckenstein hatten bei ihnen keinen Einfluß mehr; der Generalmajor saß im Gefängnis von Nancy,[595] Fleckenstein weilte bei Turenne in Heilbronn. Als der Marschall bei Königshofen[596] den abgefallenen Regimentern auflauerte, brachen diese sich blutig Bahn und flohen nach Thüringen. Sie entschlossen sich, zum Heere des Generals Königsmarck zu stoßen und erreichten mit noch 1500 Mann im August 1647 in der Gegend um Paderborn dessen fliegendes schwedisches Korps. Durch Wrangel ermächtigt, die Umherirrenden lieber aufzunehmen als sie dem Feind zuzutreiben, nahm sie Königsmarck nach langem Bedenken und vergeblicher Einmischung der französischen Gesandten in Münster Anfang September unter seine Truppen auf. Einzelne Reiter mögen auch kaiserliche Dienste genommen haben; am 12. September gab der Hofkriegsrat Anweisung, 300 Pardonspatente für beim Feind befindliche Völker drucken zu lassen.
Opportunistische Gründe lagen Bönninghausen fern, als er im Juli 1647 wieder unter die kaiserlichen Fahnen trat. Die Lage des Kaisers, der sich von seinen bisherigen Verbündeten isoliert sah, schien verzweifelt. Der bayrische Kurfürst hatte gegen die in Bayern von Schweden und Franzosen eroberten Plätze den Feinden die Reichsstädte Memmingen,[597] Überlingen[598] und Heilbronn eingeräumt und dem Herzog Eberhard von Württemberg die Festungen Tübingen[599] und Hohenasperg[600] zurückgegeben. Wrangel war mit dem Schwedenheer über Eger[601] Ende Mai ins Königreich Böhmen eingebrochen, wo Melander ihm mit den Resten der kaiserlichen Truppen, die sich um Budweis[602] und Pilsen[603] versammelten, entgegentrat. Eger fiel am 17. Juli, das Hauptquartier, in dem sich Ferdinand III. aufhielt, geriet durch einen Überfall des Generalmajors Helmold Wrangel in höchste Gefahr. Der fünfmonatige Feldzug in Böhmen – so lange standen sich die Gegner in verschanzten Lagern gegenüber – brachte keine Entscheidung und fügte beide Parteien Verluste zu, während das Land unter furchtbaren Verwüstungen litt. Erst nachdem der Kurfürst von Bayern den Schweden den Waffenstillstand aufgekündigt hatte (14. September), gab Wrangel seine Pläne auf die kaiserlichen Erblande auf und zog im Oktober über Meißen und Thüringen nach Niedersachsen und Westfalen, gefolgt von Melander, dem sich 10 000 Bayern unter Gronsfeld zugesellt hatten.
Bönninghausen befand sich nicht bei dieser Armee. Nach einer Konferenz mit dem kaiserlichen Abgesandten Pucher und Abgabe einer Relation über seine Flucht aus Münster, die der Kaiser auszugsweise an seine münsterischen Gesandten weiterleitete, hatte er sich in Begleitung des Oberstkommissars Hafner im August nach Franken begeben, wo er sein Hauptquartier in der Stadt Weißenburg[604] nahm. Die kaiserlichen Besatzungen in Weißenburg und in der nahegelegenen Bergfeste Wülzburg[605] im fränkischen Jura waren zur Zeit der bayrischen Neutralität von begreiflicher Wichtigkeit. Ihr Kommando übernahm Bönninghausen, der bald darauf zum ‚Oberkommandanten der kaiserlichen Kriegsvölker in Franken und Schwaben‘ ernannt wurde. Er plante einen Anschlag auf die Festung Hohenasperg,[606] wofür ihm der in Weißenburg kommandierende Obristwachtmeister von Enschringen Leute stellte; es gelang Ende August den Kaiserlichen, sich der Festung wieder zu bemächtigen. Mißtrauisch beobachtete der bayrische Kurfürst die Bemühungen Bönninghausens, ein neues Regiment zu werben. Am 25. August befahl er allen Regimentskommandeuren, Bönninghausens Werber, die sich in bayrische Quartiere einschlichen, zu examinieren und in Gewahrsam zu nehmen. Söldner des Regiments Guschenitz waren bereits zu ihm übergetreten.
Anfang September begab sich Bönninghausen nach Hohenasperg. Er teilte Melander am 4. September mit, daß sein nach Rottweil[607] zum Obristen von Bissingen gesandter Obristwachtmeister ein erfolgreiches Rencontre mit den Schweden gehabt habe; 6 gefangene Offiziere und 160 erbeutete Pferde seien auf den Asperg gebracht worden; der Feind habe 40 Tote auf dem Platz gelassen. Am 9. September meldete er, Bissingen habe das weimarsche Regiment Alt-Rosen, das im Anmarsch auf Rottenburg gewesen sei, gänzlich zersprengt, wodurch die Absicht des Feindes, in die Bodenseegegend einzudringen, vorläufig gehemmt werde. In Weißenburg war der ehemals bayrische Obrist Georg Creutz mit 60-70 halbmontierten Reitern und Trossen angelangt und suchte Anschluß an die kaiserliche Armada. Bönninghausen bemühte sich, aus diesen Dragonern und anderen geflüchteten Reitern ein Kürassierregiment zu bilden und ernannte den Obristwachtmeister Claus Heinrich von Rambstedt zum Kommandeur.
Natürlich wurden durch Bönninghausen und dessen Kommissar Hafner in Franken und Württemberg hohe Kontributionen erhoben, wogegen Herzog Eberhard am 16. September bei Melander Protest einlegte. Die Reichsstädte wurden nicht geschont, und es gab unerquickliche Verhandlungen mit den württembergischen Ständen, über die Hafner am 20. September seinem Vorgesetzten, dem Generalkriegskommissar Ernst von Traun, berichtete. Melander [Holzappel; BW] rief die Besatzung von Weißenburg unter Enschringen zur Hauptarmee und ersetzte sie durch 5 Fähnlein des Regiments Conti.
Auch Bönninghausens erst in der Formierung befindliche Reiterkompanien erhielten den Abmarschbefehl nach Böhmen, worüber sich Bönninghausen am 20. September energisch beschwerte. Er sandte einen Offizier an Melander und den Kaiser zwecks näherer Information; es war der Obristleutnant Wirtz, dem es gelang, in Prag ein kaiserliches Dekret zu erwirken, wonach Bönninghausen seine Werbungen eifrig fortsetzen sollte, um den feindlichen Brandschatzungen entgegentreten zu können. Die bisherigen Leistungen Bönninghausens und seines Obristwachtmeisters Rambstedt wurden belobt, doch wurde sein Gesuch um Kavallerieverstärkung abschlägig beschieden, da bei der Hauptarmee keine Reiter entbehrt werden könnten. Infolge dieses kaiserlichen Entscheids war Melander fortan schlecht auf Bönninghausen zu sprechen. Er ordnete an, Beschwerden gegen diesen und Hafner dem Kaiser vorzulegen, wies Bönninghausen an, zwei Dragonerkompanien vom Regiment Donop abzugeben, widerrief diesen Befehl aber drei Tage später, nachdem der Hofkriegsrat entschieden hatte, daß Bönninghausen 200 Pferde zur Verfügung gestellt werden sollten. Doch erhielt der Feldmarschall-Leutnant eine Rüge, weil er vorgehabt habe, den von den französischen Bevollmächtigten zu Münster an den Kurfürsten von Bayern abgeschickten Grafen d’Erbigny [d’Herbigny; BW] auf seiner Rückreise gefangen zu nehmen (27. Oktober). Der Kaiser befahl ihm, Melander fleißig zu berichten und dessen Anordnungen nachzukommen. Offenbar hatte sich der Generalissimus über Bönninghausens mangelnde Subordination beschwert.
Melander und Gronsfeld waren inzwischen dem weichenden Wrangel durch Thüringen nach Hessen gefolgt. Der bayrische Feldzeugmeister von Enckevoirt [Enckevort; BW] belagerte Memmingen, das eine schwedische Besatzung verteidigte. Bönninghausen zog Fußvolk und Reiter aus Weißenburg an sich und bemächtigte sich der Stadt Windsheim, von wo aus er erfolgreiche Streifzüge zur Kontributionseintreibung in Franken unternahm und die schwedisch-französischen Besatzungen in Überlingen, Dinkelsbühl,[608] Nördlingen, Heilbronn und Lauingen[609] belästigte. Nach der Eroberung von Memmingen, das am 24. November sich Enckevoirt ergab, erhielt dieser Ordre, mit zwei Regimentern den Marsch nach Böhmen anzutreten. Er wies Bönninghausen darauf hin, sich der Städte Rothenburg[610] und Schwäbisch Hall[611] zu bemächtigen, was leicht geschehen könne, da Turenne seine Winterquartiere jenseits des Rheins habe. Bönninghausen hatte bereits am 5. Dezember sich an den Hofkriegsratspräsidenten Graf Schlick gewandt und eine Unternehmung gegen die Franzosen empfohlen. Er traute sich zu – natürlich bei Unterstellung ausreichender Kräfte – , den Franzosen alle Kontributionsmittel vom Rhein bis zur Donau abzunehmen, da Turenne angeblich nur über 2 000 Mann verfügte, und schlug vor, Eßlingen,[612] Rottenburg am Neckar,[613] Schwäbisch Hall und Schwäbisch-Gmünd[614] zu besetzen, die sich freiwillig erboten hätten, kaiserliches Kriegsvolk aufzunehmen. Schlick legte die Sache dem Kaiser vor, der Melander entsprechend informierte. Ferdinand III. unterstellte Bönninghausen die Fußregimenter Enckevoirt und Ruebland und ein Kavallerieregiment aus den nächstgelegenen Quartieren und lobte Bönninghausens Eifer im kaiserlichen Dienst in einem Schreiben vom 26. Dezember 1647.
Melander allerdings war nicht gewillt, sich vom Hofkriegsrat Vorschriften machen zu lassen. Bönninghausens eigenmächtiges Vorgehen rief bei ihm solchen Zorn hervor, daß er sich nicht scheute, ihn beim Kaiser zu verdächtigen. In einem Schreiben aus Marburg[615] an der Lahn, das er am 14. Dezember – ohne das Schloß – eingenommen hatte, schrieb der Feldmarschall, über dessen Eigensinn und hochfahrendes Wesen sich Graf Gronsfeld lebhaft beklagte, dem Kaiser folgendes: ‚Was ferner den Feldmarschall-Leutnant von Bönninghausen und dessen neue Werbungen belanget, befinde ich dieselben also verwirret, daß ich mich fast darin nicht zu finden weiß; wenn aber Kays. Majestät. – als welcher seine Dienste, so er vor diesem geleistet, genugsamb bekannt – selbige belieben, so lasse ichs billig dabei bewenden. Daß er sonsten durch meine ihm nicht beliebige Ordre möchte unwillig und etwa zur Anspinnung anderer Gefährlichkeit veranlaßt werden möchte, solches will ich zwar nicht verhoffen, weil mir wohl bewußt, daß er nirgends besser, also wo er anitzo ist, sich wird unterbringen können. Sollten aber Eure Majestät an seiner oder jemand anders Treue zweifeln, so wollte ich lieber dahin raten, man ließe solche ganz weggehen‘. Diese Sätze, die eine starke Voreingenommenheit spüren lassen, mußten bei Ferdinand III. Argwohn gegen Bönninghausen erwecken.
Melanders [Holzappel; BW] Schreiben vom 24. Dezember ist bemerkenswert, weil er darin den Plan entwickelt, die kaiserlichen Regimenter künftig nach Landsmannschaften oder Nationalitäten einzuteilen. Er wies darauf hin, daß er bei Einteilung der Winterquartiere empfunden habe, wie überflüssig manche Stäbe seien, die durch die Menge ihrer Diener und Pferde den Unterhalt der Soldaten verkürzten. Wieder solle ein Ausländer [Boccamaggiore; BW] ein kaiserliches Regiment erhalten, das aus ‚Westfälingern‘ und Wallonen bestehe, die sich ungern zerteilen ließen. Es sei am besten, Ausländern auch ausländische Regimenter zu verleihen, man solle die Regimenter möglichst nach Provinzen gliedern, wie z. B. Frankreich Regimenter aus Navarresen, Picarden, Normannen aufstelle. Auf kaiserlicher Seite könne man Regimenter nach Landsmannschaften errichten, etwa das Westfälische, Braunschweigische, Holsteinische Regiment, was sich sicher bewähren werde und das kriegerische Ehrgefühl besonders stärke. Der Kaiser erklärte in seinem Antwortschreiben vom 14. Januar 1648, er werde Melanders Anregung ernstlich in Erwägung ziehen und erwarte über den Stand der Werbungen Bönningshausens ein Gutachten.
Die geplante große Operation Melanders wurde abgeblasen. Der Kaiser gab Befehl, die Regimenter Enckevoirt und Ruebland und alle Völker Bönninghausens aus Schwaben abzuziehen; besetzt bleiben sollten nur Lindau,[616] Asperg, Rottweil, Offenburg[617] und Wülzburg. Bönninghausen möge sich im kaiserlichen Hoflager zu Prag einfinden, sein Oberkommissar Hafer erhalte durch Traun eine neue Verwendung. Über diesen hatte Bönninghausen noch am 30. Januar Traun geschrieben, Hafner sei ‚zwar ein guter frommer Mann‘, aber so ängstlich, daß er Kurbayern und die Reichsstände mehr als Ihre Majestät fürchte. Nun ordnete Melander in einem Schreiben, das Bönninghausen, der sich in Windsheim[618] aufhielt, am 12. Februar erhielt, an, auf kaiserlichen Wunsch sollten die Besatzungen von Windsheim, Weißenburg und Rothenburg und die Regimenter Enckevoirt und Ruebland zur Hauptarmee stoßen. Die sechs zum Regiment Conti gehörigen Fähnlein hätten nach Iglau[619] in Böhmen zu marschieren; der Kaiser werde Ordre geben, ob auch die beiden Regimenter Enckevoirt und Ruebland ‚zur völligen remonta‘ in Böhmen Quartiere nehmen sollten. Am 13. Februar erteilte Melander Anweisung zum Aufbruch des Regiments Ruebland nach Ochsenfurt,[620] da man die Frühjahrskampagne beginnen werde.
In den Januartagen 1648 hatte Melander nach vergeblicher Belagerung des Marburger Schlosses vor dem Anzug der Schweden, die bei Minden über die Weser gingen, Hessen aufgeben müssen. Er war nach Franken ausgewichen, wo Gronsfeld mit den Bayern erneut zu ihm stieß. Beide Feldherren hatten sich, nachdem ihre Zwistigkeiten offen ausgebrochen waren, im November 1647 voneinander getrennt; Gronsfeld hatte sich über Fulda nach Würzburg[621] und Bamberg[622] gewandt. Aber im Februar ging auch Marschall Turenne mit 8000 Mann, großenteils Deutschen unter französischen Offizieren, bei Oppenheim[623] und Mainz über den Rhein. Wrangel stand am 9. März schon bei Ochsenfurt und vereinigte sich am 23. März mit Turenne. Der siegreiche Feldzug des Vorjahres schien sich für Schweden und Franzosen zu erneuern: bestürzt flüchtete das bayrische Landvolk mit seiner Habe aus der Oberpfalz hinter die Donau oder lief zum Heere selbst, um dort Unterhalt zu finden. Aus Tierhaupten[624] am Lech schrieb Graf Gronsfeld am 31. März seinem kurfürstlichen Herrn, in den beiden Armaden – der kaiserlichen und der bayrischen – befänden sich sicherlich über 180 000 Seelen, welche, es seien gleich Jungen, Troßknechte, Weiber und Kinder, doch alle wie die Soldaten leben müßten. Man gebe aber nur für 40 000 Mann Proviant her, und auch nur für 24 Stunden jeweils; wie nun die übrigen 140 000 Menschen leben könnten, wenn sie nicht hin und wieder ein Stück Brot bekämen, sei gegen seinen Verstand; wenn zu Zeiten der Soldat etwas Geld habe, gebe es doch nirgends etwas zu kaufen. Er sage das nicht, um vorkommende Gewalttaten zu billigen, aber es geschehe manches nicht aus Mutwillen, sondern aus Hunger. Kein General in der Welt könne eine solche Menschenmasse zusammenhalten, ohne daß Übergriffe vorkämen; wie sehr Graf Tilly früher Mühe gehabt habe, die Zucht zu erhalten, wiewohl er ‚dergleichen Exorbitanzen halber‘ gegen 200 alljährlich habe aufknüpfen lassen, sei denen bekannt, die unter ihm die Waffen getragen.
Bönninghausen hatte sich nicht zu der Armee Melanders begeben, sondern war nach Prag gereist. Seinen dortigen Aufenthalt benutzte er zu einem Abstecher auf die böhmischen Güter seiner Frau. Am 3. April erteilte ihm der schwedische Kapitän Benjamin Magnus Nortmann, Kommandant des Schlosses Friedland,[625] im Namen des Reichszeugmeisters Wittenberg einen Freipaß. Bönninghausen durfte sich demnach mit 20 Personen zu Roß von Prag her zu seinem Gute Domasslowitz[626] begeben und sich dort 8 Tage aufhalten, wozu er freies Geleit zugesichert erhielt – in Anbetracht dessen, daß von dem Gut die Kontribution zur Verpflegung der Schwedengarnison pünktlich abgeführt werde ! Der Feldmarschall-Leutnant war wieder ohne Kommando. Vergeblich hatte er den Hofkriegsrat um Hilfe bei der Auffüllung seines Regiments gebeten, das nun unter das Regiment Philipp von der Beck [Beeck; BW] gestoßen wurde. In Prag legte er dem Generalkommissar von Traun am 15. April eine Abrechnung über die von ihm eingezogenen Kontributionen vor und hielt mit ihm mehrfach mündliche Konferenzen ab. Melander empfahl den Obristwachtmeister Rambstedt dem Hofkriegsrat, um denselben wegen seiner bei Bönninghausens Werbung angewandten Spesen zufriedenzustellen. Bönninghausens Einkünfte aus Kontributionen beliefen sich auf 23 465 Gulden, die er zur Anwerbung von 4 Kompanien zu Pferd ausgegeben zu haben erklärte.
Währenddessen rückten Wrangel, Turenne und Königsmarck, 18 000 Mann zu Pferde und 11 000 zu Fuß stark, durch Franken und Schwaben gegen die Donau. Obgleich ihnen überall die Bürgermeister der Städte und Verschonung flehend entgegenkamen, wurden in Württemberg Göppingen,[627] Heidenheim,[628] Schwäbisch-Gmünd und andere Orte geplündert. Melander und Gronsfeld brachen am 13. Mai bei Günzburg[629] die Donaubrücke ab und wandten sich auf Augsburg. Sie sahen sich am Morgen des 17. Mai von schwedischer Kavallerie gestellt, und bei Zusmarshausen[630] kam es zum Gefecht, in dem Melander sein Ende fand. Er suchte die weichenden Truppen zum Stehen zu bringen und warf sich mit dem Degen in der Faust ins Getümmel, bis ihn zwei Schüsse zu Boden streckten. Am gleichen Abend starb er in Augsburg,[631] wohin man ihn gebracht hatte. Graf Gronsfeld, der mit der bayrischen Armee dorthin ausgewichen war, versuchte den Lech zu halten; er meldete nach München, seine Reiter hätten seit zehn Tagen nicht abgesattelt noch den Küraß vom Leib getan. Am 26. Mai gab er seine Stellung auf und wich nach Innerbayern aus, worauf ihn Kurfürst Maximilian in der Festung Ingolstadt[632] gefangensetzte, bis ein Kriegsgericht ihn freisprach. Schweden und Franzosen ließen die befestigten Städte liegen und verteilten ihre plündernden Scharen über das platte Land. Brennende Schlösser und Dörfer verkündeten ihren Anzug; überall Verwirrung, Flucht, Gewalttat. Königsmarck fiel mit seinem fliegenden Korps in Böhmen ein, gelangte am 19. Juli in das belagerte Eger und überrumpelte mit Hilfe eines Verräters in der Nacht vom 4. zum 5. August die Prager Kleinseite, den Stadtteil links der Moldau, wo seine Soldateska riesige Beute fand.
Kaiser Ferdinand III. hatte nach Melanders Tod Piccolomini mit dem Oberbefehl betraut, der aus den Niederlanden nach Böhmen reiste; ihm zur Seite traten Johann von Werth, der während Melanders Generalat ohne Kommando gewesen war, und Adrian von Enckevoirt als neuer Führer der bayrischen Truppen. Bönninghausen, seines Feindes entledigt und mit Piccolomini in besserem Einvernehmen, bat sofort um ‚Widerconferirung‘ seines alten Amts. Am 6. Juni bekam Piccolomini vom Kaiser Ordre, Bönninghausen seine 4 Kompanien zu Pferd zurückzugeben. Der Feldmarschall-Leutnant hielt sich zu Budweis auf, wie aus einem Schreiben des Grafen Hatzfeldt an ihn hervorgeht.[633] Er ernannte den Obristleutnant Friedrich Ulrich von Knigge zum Führer seines Regiments und bemühte sich, die schwachen Kompanien wieder vollzählig zu machen. Knigge, eine charakteristische Abenteuernatur des großen Krieges, war nacheinander in spanischen, schwedischen, kaiserlichen, florentinischen, lothringischen und hessischen Kriegsdiensten gewesen. Auch der Oberkommissar Hafner wurde neuerlich zu Bönninghausen gesandt und bildete mit ihm einen ‚Kontributionsstab‘ im Schwäbischen Kreis. Bönninghausen begab sich nach Übertragung des Kommandos in die Festung Hohenasperg.
Unter kleinen Gefechten standen sich im Sommer 1648 die Heere gegenüber, ohne daß es zur Schlacht kam. Strömender Regen machte die Wege unpassierbar, man wartete auf die Unterzeichnung des Friedens, über den so lange in Münster unterhandelt wurde. Piccolomini rückte am 4. Oktober auf München, und bei Dachau[634] fand das letzte bedeutende Gefecht im Dreißigjährigen Kriege statt. Wrangel verließ endlich im Oktober das übel zugerichtete Bayern; als er am 6. November zu Feuchtwangen[635] Kunde von dem in Münster am 24. Oktober 1648 abgeschlossenen Frieden empfing, wies der Schwede den ersten Eilboten mit Scheltworten von sich; nach der Ankunft des zweiten und dritten nahm er seinen Generalshut, warf ihn mit Ingrimm zu Boden und trat ihn mit Füßen. Auch Bönninghausen scheint sich nicht leicht entschlossen zu haben, die Feindseligkeiten endgültig einzustellen. Turenne ließ ihm am 17. November 1648 berichten, der Friede sei nun allerorten publiziert und deswegen bei den Armeen Salve geschossen, weswegen auch Bönninghausen auf Hohenasperg Waffenstillstand halten solle. Das Schreiben von Turennes deutschem Sekretär wurde den Kaiserlichen durch einen Trompeter überbracht. Der Krieg war zu Ende. Das gequälte Volk atmete auf, während den Soldaten zunächst unfaßbar schien, daß man sie nicht mehr benötigte“.[636]
[1] Vgl. die Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher.
[2] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 241, Anm. 6. Dieser folgende Beitrag versteht sich nur als kleiner ergänzender Beitrag zur Biographie LAHRKAMPS.
[3] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 242.
[4] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 65.
[5] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[6] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 256.
[7] Vgl. die Äußerungen des Tönies v. Padberg über kaiserliches Fußvolk für Juli 1629; CONRAD, Alltag, S. 37f.: „Dieses kriegsvolcks ist so viell mit dem trosse gewesen, daß sie neben dem bier alle wasserbrunnen binnen Patberg und uf minem neuen hoffe ausgesoffen, 4 diche mihr ausgelassen, durchstochen undt devastirt und ist der obristwachtmeister uf meinem haus gelegen, den keller lehrt und groß schaden zugefügt, an stro, heuer, wagen, swinen undt sonsten“.
[8] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2384, fol. 386-386’ (Ausfertigung): Bönninghausen an Tilly, kaiserliches Feldlager vor Duisburg, 1629 IX 13.
[9] Dortmund; HHSD III, S. 166ff.
[10] STEFFEN, Die Reichsstadt Dortmund, S. 42.
[11] Hameln; HHSD II, S. 192ff.
[12] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[13] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[14] Altena [LK Märkischer Kreis]; HHSD III, S. 17f.
[15] Wetter [Ennepe-Ruhr-Kreis]; HHSD III, S. 778f.
[16] Geheimes Staatsarchiv Berlin, 1. Ha, Rep. 34, Nr. 143, unfol.: Gravamina der Beamten und Ritterbürtigen der Grafschaft Mark, 1638 IV 08.
[17] Waffenruhe 1648, S. 11.
[18] Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.
[19] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 91, fol. 71f. (Ausfertigung): Tilly an Kurmainz, Saarmund, 1631 I 20.
[20] Vgl. STADLER, Pappenheim.
[21] MÜHE, Geschichte, S. 53, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2395, fol. 213 (Ausfertigung): Tilly an Maximilian I., Brandenburg, 1631 II 26.
[22] Welschenbeck, heute Ortsteil von Warstein [LK Soest].
[23] Saalfeld; HHSD IX, S. 369ff.
[24] Soest; HHSD III, S. 692ff.
[25] Rüthen; HHSD III, S. 659f.
[26] CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 102f.
[27] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.
[28] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 564 (Abschrift): Wolf v. Mansfeld an Bönninghausen, Magdeburg, 1631 XI 01.
[29] Barntrup [LK Lemgo]; HHSD III, S. 55.
[30] DITTMAR, Beiträge, S. 270.
[31] Wanzleben [Kr. Wanzleben]; HHSD XI, S. 481ff.
[32] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[33] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 595 (Abschrift): Bönninghausen an Gronsfeld, Hornburg, 1631 XI 12.
[34] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1632/1/296 1/2 (Ausfertigung): Virmond an Wallenstein, Hameln, 1632 I 28.
[35] LAHRKAMP, Kölnisches Kriegsvolk, S. 135; DITTMAR, Beiträge, S. 273.
[36] Vgl. KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 170f.
[37] Staßfurt [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 443ff.
[38] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.
[39] Calbe/Saale [Kr. Calbe/Schönebeck]; HHSD XI, S. 65ff.
[40] Förderstedt, heute Ortsteil von Staßfurt [Salzlandkreis].
[41] Rostock; HHSD XII, S. 95ff.
[42] WINTER, Möser’s Aufzeichnungen, S. 36.
[43] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[44] HAPPE I, 279 r – 279 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[45] Lemgo [LK Lemgo]; HHSD III, S. 452ff.
[46] Staatsarchiv Detmold L 56 Nr. 120 (Ausfertigung): Gronsfeld an Lemgo, Minden, 1631 XII 04; STEGMANN, Lippe, S. 78f.
[47] Staatsarchiv Detmold L 56 Nr. 120 (Ausfertigung): Gronsfeld an Lemgo, Minden, 1631 XII 04.
[48] Staatsarchiv Detmold L 56, Nr. 114-115; STEGMANN, Lippe, S. 80-82.
[49] Schwalenberg [LK Detmold]; HHSD III, S. 676.
[50] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[51] STEGMANN, Lippe, S. 79.
[52] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[53] Hannover; HHSD II, S. 197ff.
[54] Hameln; HHSD II, S. 192ff.
[55] Hornburg [Kr. Wolfenbüttel]; HHSD II, S. 243f. ?
[56] Northeim; HHSD II, S. 353f.
[57] Liebenburg [Kr. Goslar]; HHSD II, S. 295f.
[58] Goslar; HHSD II, S. 174ff.
[59] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.
[60] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[61] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.
[62] Duderstadt; HHSD II, S. 123f.
[63] Eisleben [Kr. Eisleben]; HHSD XI, S. 103ff.
[64] ADRIANS, Journalismus, S. 143.
[65] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1632/7/154 (Ausfertigung): Pappenheim an Wallenstein, Dortmund, 1632 VII 28.
[66] Österreichisches Staatsarchiv Wien Hofkriegsratsprotokolle 1632/194.
[67] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 361.
[68] Diez [Unterlahnkr.], HHSD V, S. 75f.
[69] Idstein [Untertanuskr.]; HHSD IV, S. 241f.
[70] Villmar [LK Limburg-Weilburg]; HHSD IV, S. 439.
[71] Büdingen; HHSD IV, S. 66f.
[72] HECK, Naurath, S. 116f.
[73] Maastricht [Niederlande, Provinz Limburg].
[74] Staatsarchiv Osnabrück Rep. 100 Abs. 4 Nr. 11, fol. 217 (Ausfertigung): Gronsfeld an Franz Wilhelm v. Wartenberg, Wiedenbrück, 1632 IX 03.
[75] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1632/12/217 (Ausfertigung): Holk an Wallenstein, Brüx, 1632 XII 08.
[76] (Bad) Langensalza [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 33ff.
[77] ROCKSTUHL, Langensalza, S. 79.
[78] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[79] Arnstadt [Kr. Arnstadt]; HHSD IX, S. 18ff.
[80] Goldene Mark (Kr. Duderstadt); HHSD II, S. 172f.
[81] (Bad) Tennstedt [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 39f.
[82] Weberstedt [Unstrut-Hainich-Kr.].
[83] GÖSCHEL, Chronik Bd. 3, S. 31ff.
[84] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.
[85] Seebach [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 397.
[86] Weißwäsche.
[87] GÖSCHEL, Langensalza Bd. 3, S. 50f.
[88] Illeben [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 11.
[89] Thamsbrück [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 435f.
[90] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[91] GÖSCHEL, Langensalza Bd. 3, S. 51ff.
[92] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[93] Dortmund; HHSD III, S. 166ff.
[94] STEFFEN, Dortmund, S. 124, bzw. S. 52f.
[95] HALLWICH, Briefe und Akten Bd. 3, S. 589.
[96] Nach Gronsfelds Bericht, Münster, 1633 II 20 (HALLWICH, Briefe und Akten Bd. 4, S. 12) traf dieser in der ersten Februarwoche bei ihm in Münster ein.
[97] Dortmund; HHSD III, S. 166ff.
[98] Hörde [Stadt Dortmund]; HHSD III, S. 340f.
[99] STEFFEN, Reichsstadt Dortmund, S. 52f.
[100] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[101] KLUGE, Hofer Chronik, S. 8 (eine sehr gut kommentierte Edition zur Geschichte Hofs und seines Umlandes).
[102] Schwelm [Ennepe-Ruhr-Kr.]; HHSD III, S. 679f.
[103] HELBECK, Schwelm, S. 321.
[104] Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.
[105] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1633/5/1 (Ausfertigung): Kurmainz/Kurköln an Ferdinand II., Köln, 1633 V 19.
[106] Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.
[107] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.
[108] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1633/5/7 (Ausfertigung), teilweise chiffriert mit Dechiffrierung: Gronsfeld an Bönninghausen, Minden, 1633 V 18.
[109] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.
[110] KÖHN, Soest, S. 801.
[111] KÖHN, Soest, S. 800.
[112] Angespielt wird hier wohl auf die Ernennung Gronsfelds zum Befehlshaber der am Rhein u. in den Spanischen Niederlanden stehenden Truppen. Dass die Ernennung zum Feldmarschall zumindest möglich gewesen wäre, wäre nicht die Niederlage bei Hessisch Oldendorf u. ihre Folgen gewesen, dürfte wohl außer Frage stehen.
[113] Schreiben vom 16.5.1633; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 13511, fol. 37-40; BA NF II/8, S. 166f., Anm.1; beigelegt dem Schreiben Kurmainz/Kurköln an Maximilian I., Köln, 1633 V 24; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 13511, fol. 35-36 (Ausfertigung).
[114] Archivo General de Simancas E 2459, Nr. 198 (Entwurf): Junta de Estado an Villani, Madrid, 1633 V 21. Ottavio Villani, Sekretär u. Regent des Oberrats für Italien, Resident bei Wallenstein, hatte Olivares am 1.3. über seine Verhandlungen mit Wallenstein informiert. Darauf kommt das Schreiben zurück, da anscheinend gewisse Verhandlungspunkte ungeklärt geblieben waren; GÜNTER, Habsburger-Liga, S. 363f. Darauf bezieht sich wahrscheinlich auch Wallenstein in seinem Schreiben an Philipp IV., Prag, 1633 II 26; HALLWICH, Wallensteins Ende Bd. 1, Nr. 176, S. 148.
[115] Hameln; HHSD II, S. 192ff.
[116] Vgl. Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1633/4/14 (chiffriert mit beiliegender Dechiffrierung): Kurmainz an Ferdinand II., Köln, 1633 IV 14.
[117] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 283; dort auch dessen Antwort vom 12.5.; ferner auch Bönninghausen an Anselm Kasimir von Mainz, Osnabrück, 1633 V 20, über seine Erfolge im Osnabrücker Raum; Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1633/5/10 (Ausfertigung z. T. chiffriert mit Dechiffrierung).
[118] BA NF II/8, Nr. 108, S. 167: Stückl(in) an Maximilian I., Wien, 1633 V 25.
[119] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 962, fol. 259-260 (Ausfertigung): Kurköln an Maximilian I., Köln, 1633 V 25 u. Bonn, 1633 VI 02; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 962, fol. 267-268 (Ausfertigung).
[120] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 133/6/5 (Ausfertigung): Kurfürst Ferdinand an Ferdinand II., Bonn, 1633 VI 09.
[121] Stadtarchiv Münster A XV 48 a/Bd. 50.
[122] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 61.
[123] LAHRKAMP, Münsters Verteidigung, S. 280.
[124] Medebach [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 500f.
[125] primorces [primores ?]: [die Vornehmsten ?].
[126] BRUNS, Hallenberg, S. 268.
[127] Mérode-Waroux war am 1.6. aufgebrochen, um zu Gronsfeld zu stoßen; Staatsarchiv Marburg Krieg ungeb. 1633/II (Ausfertigung): Gronsfeld an Bönninghausen, Minden (?), 1633 VI 06.
[128] HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager I. Johann Merode, S. 87.
[129] Telgte [LK Münster]; HHSD III, S. 715f.
[130] SATTLER, Knyphausen, S. 283.
[131] Wittlage, heute Stadtteil von Bad Essen [LK Osnabrück].
[132] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 446, geht v. insgesamt 13.660 Mann (einschließlich der v. den angegebenen Orten abgezogenen Truppen) aus, während Gronsfeld nur 5.000 Mann angibt.
[133] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[134] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[135] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[136] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[137] Staatsarchiv München, Familienarchiv Törring-Jettenbach M 1: Comœdia Gronsfeldiana fol. 29f.
[138] HALLWICH, Wallensteins Ende Bd. 1, Nr. 433, S. 353: Questenberg an Wallenstein, Wien, 1633 V 21.
[139] Hessisch Oldendorf [LK Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 226f.
[140] Zur Vorgeschichte GEYSO, Schlacht; GEYSO, Beiträge II, S. 69ff., gestützt auf die Marburger Archivalien; sowie die ältere, ausführliche Darstellung v. USLAR-GLEICHEN, Belagerung; KÖLLING, Schlacht, S. 19ff.
[141] Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 140 (Abschrift): Georg v. Braunschweig-Lüneburg an Christian d. Ä., Oldendorf, 1633 VI 28 (a. St.).
[142] GEYSO, Beiträge, S. 71. „Das Wesentliche und Besondere dieser Schlacht ist, daß schon mit dem Aufmarsch beider Armeen zur Schlacht ihr Ausgang schon entschieden war“ (S. 70).
[143] SCHMIDT, Kalvinist, S. 52ff., der allerdings bemüht ist, die Rolle Melanders besonders herauszustellen. GEYSO, Beiträge II, S. 72, schätzt die Kaiserlich-Ligistischen auf 11.000 zu Fuß u. 4.000 zu Pferd, die Konföderierten auf 7.000 zu Fuß u. 6.000 Reiter. Georg selbst ging in dem unter Anm. 119 erwähnten Schreiben v. 13.-14. 000 Mann aus; CALENBERG, 48, v. 15.000 (11.000 zu Fuß u. 4.000 Berittene) bei den Kaiserlich-Ligistischen, v. 8.000 zu Fuß u. 6.000 Berittenen bei den Konföderierten aus. In dem Bericht August Erichs an Johann Ernst v. Sachsen-Eisenach, Kassel, 1633 VI 30 (a. St.), ist v. 10.000 Mann unter G. die Rede; Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 115-117 (Abschrift). Nach den Zahlenangaben auf der Handzeichnung der Schlacht (Kungliga Krigsarkivet Stockholm Sveriges krig Oldendorf 1633, slaged nr. 1) waren es 10.795 zu Fuß u. 3.925 Berittene.
[144] Das gibt selbst Gronsfelds schärfster Kritiker zu, der ihn als „kleinen Cunctator“ bezeichnet, der seinem Amt nicht gewachsen gewesen sei; HALLWICH, Merode, S. 92. Nach CALENBERG, Von der Burg zum Fürstentum, S. 52, verfügte Georg über 37, Gronsfeld nur über 15 Geschütze.
[145] Osterode; HHSD II, S. 370ff.
[146] WINKEL, Geschichte, S. 267: „Die Leute im Amte Blumenau nannten um diese Zeit Neustadt wohl ‚Landesverderb‘ statt ‚Landestrost‘. Sie schrieben in einer Eingabe: ‚Es ist bekannt, daß wir dem Feinde so nahe sitzen, daß von ihm alles, was wir tun, beobachtet werden kann. Wir haben 1 000 Taler Schulden bei der Neustädter Garnison und müssen täglich befürchten, daß sie uns ausplündern, unser Vieh wegnehmen und die Häuser über dem Kopf anstecken. Falls wir zur Musterung gehen, wie befohlen, wird man uns als Rebellen behandeln und an Leib und Leben bestrafen, ja, unsere Frauen und Kinder nicht verschonen. Man hat uns angedroht, die Häuser zu verwüsten, falls wir der Aufforderung zur Musterung Folge leisten‘ „.
[147] Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 147 r (Abschrift): Bericht aus Osterode, 1633 VII 01 (a. St.). Mit den „Hahnenfedern“ waren wohl Daube u. Er(e)mite [Bracht], die v. Köln finanzierten Freikorpsführer, gemeint. Vgl. die Beschwerden der Dörfer Neersen u. Baarsen in der Grafschaft Pyrmont, Mai 1634: „Wir armen wohlgeplagten Untertanen […] können in Untertänigkeit Euer Gräfl. Gnden nicht genugsam klagen und weinend vortragen die große Drangsal, Gefahr, Verfolgung, Raub und Plünderung, so von unsern nachbarlichen Feinden, den Paderborner Bauern, und den Schnapphahnen, wie sie genannt werden, mit feindseliger Gewalt tagtäglich uns begegnet und widerfahren, also, daß inner Jahresfrist wir von ihnen zu 5 Malen ganz mordlich überfallen und an Pferden, Kühen, Schweinen, Kleidung und dergleichen alles weg geraubt und hingeführet worden. Den 6. Ueberfall haben sie kürzlich getan in Barsen den 5. mai und in Neersen den 9. mai, da sie dann nichts geschont, sondern ohne Unterschied Pastor und Zuhörer, Kirche und Schule und aller Leute Häuser jämmerlich beraubt und geplündert und haben noch an Vieh alles mitgenommen und uns, Gott erbarme uns, zu rechten blutarmen Leuten gemacht, daß, wo es der Allmächtige nicht in Gnaden verhütet, manch armer Mensch verhungert und verschmachtet ins Grab beißen wird. Und obwohl die Feinde dasmal durch eine Partei von den Unsrigen getrennt und geschlagen, und das Vieh zum Teil ihnen wieder abgenommen, ist doch zur Stede (d. h. zu seinem Herrn) nicht kommen, sondern hin und her zerstreuet. Insbesondere haben wir von Barsen zur Zeit von unserm verlorenen Gut das Geringste nicht habhaftig werden können, sitzen dazu noch mit Weib und Kind nicht wissend, was weiteres uns begegne“. VÖLKER, Pyrmont, S. 270f.
[148] MAILÁTH, Geschichte Bd. 3 319, Gronsfeld sei wegen seiner Kenntnis des geschwächten Zustands des herzoglichen Heeres u. der Unzufriedenheit der schwedischen Verbände überzeugt gewesen, dass der Gegner keine Schlacht annehmen könne, u. habe deshalb am Abend vor dem Auszug aus Minden die Wette angeboten, er werde ohne Widerstand vorstoßen können, ist aktenmäßig nicht belegbar, um nicht zu sagen grotesk.
[149] Staatsarchiv München, Familienarchiv Törring-Jettenbach M 1: Comœdia Gronsfeldiana fol. 33ff.
[150] Vgl. den Kupferstich »Eigentliche Abcontrafactur / vnd gründliche Beschreibung« (Kungliga Biblioteket Stockholm) mit einer Darstellung der aufmarschierten Truppen (mit genauer Positionsangabe selbst in den Details), einer kleineren Geländekarte u. einem ausführlichen Text. Bei SNOILSKY, Svenska historiska plantscher, S. 72f., sind noch drei weitere Kupferstiche der Schlacht verzeichnet; ferner Theatrum Europaeum Bd. 3 (1639), S. 82-83. Die Zeichnung im Theatrum Europaeum Bd. 3 basiert auf der Handzeichnung des schwed. Ingenieuroffiziers David Portin, eines Teilnehmers, u. darf als genau gelten, zumal Portin Einsicht in die erbeuteten Unterlagen der Kriegskanzlei Mérodes nehmen konnte; TESKE, Bürger, S. 100-101: »Repraesentatio Pugnae«; vgl. VEMMER, Land- und Seeschlachten, Nr. 16 (MERIAN).
[151] Doppeldeutig; entweder v. frz. poltron „Feigling“ = Feigheit oder ital. „poltroneria“ = Faulheit abgeleitet.
[152] Staatsarchiv München, Familienarchiv Törring-Jettenbach M 1: Comœdia Gronsfeldiana fol. 29f.
[153] Als Gronsfeld die Beförderung Bönninghausens vorgeschlagen hatte, lehnte Wallenstein diese entschieden ab, da „derselbe so treuloser Weise in der Schlacht bei Lützen gehandelt und nur so geschwind in die Niederlande geeilt, um der Strafe zu entgehen, welcher er besser als jene verdient, die deshalb zu Prag hingerichtet worden seien, so dass er bei der kaiserl. Armada länger nicht geduldet“ werden möge. HALLWICH, Wallensteins Ende Bd. 1, 364, Anm. Vgl. die objektive Darstellung LAHRKAMPS, Bönninghausen, S. 272ff., der zu Recht SEIDLER kritisiert. Wallensteins Ansicht mag wohl auf die »Fidelis veraque Relatio« Gil de Haes‘ zurückgehen (KREBS, Holk, 371-378) u. dessen Bericht über die Flucht der Reiterei Bönninghausens. Zumindest hatte Bönninghausen nach der Unterredung mit Wallenstein auf sein Regiment verzichtet. Wahrscheinlich dürfte ihn nur Holks Fürsprache vor der Hinrichtung bewahrt haben.
[154] HALLWICH, Merode, S. 115 (Schlachtbericht Gronsfelds an Wallenstein); ferner KÖLLING, Schlacht, S. 20f.
[155] Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 115-117: August Erich an J. E. v. Sachsen-Eisenach, Kassel, 1633 VI 30 (a. St.). Erich hatte nach seinen Angaben die Informationen durch zwei Boten Melanders, Wilhelms V. u. Knyphausen (den sachsen-eisenachischen Kapitän Franz Ulrich Wasserhu(h)n – erwähnt auch bei GEYSO Beiträge II, S. 80. Nach GEYSO hatte er im „Weißen Regiment“ Johann v. Geysos gedient, er fiel 3 Jahre später vor Hanau; GEYSO, Beiträge II, S. 80, Anm. 1 – u. einen Leutnant) erhalten. August Erich (tätig um 1620-1644) war Kupferstecher u. Porträtmaler u. hatte u. a. für Hessen-Kassel gearbeitet; SCHWARZWÄLDER, Bremen im 17. Jahrhundert, S. 22; THIEME; BECKER, Allgemeines Lexikon, Bd. 10, S. 600.
[156] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 87. Vgl. auch die Erwähnungen bei HAPPE I; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[157] HALLWICH, Merode, 88: Dormagen, 1633 VI 18.
[158] Zit. bei HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 121. Das Regiment soll nur über 200 Pferde verfügt haben.; ferner WREDE, Geschichte der K. und K. Wehrmacht III/2, S. 617. Der Ausdruck „Merode-Brüder“ (KELLETAT, Grimmelshausen. Der abenteuerliche Simplicissimus, S. 343ff.) wird in der germanistischen Forschung meist auf Truppen des schwedischen Obristen Werner v. Merode bezogen, die 1635 an der Elbe meuterten u. auseinander liefen, während Grimmelshausen die Verbände Johann II. v. Mérodes meinte.
[159] Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 148 r – 148 v (Abschrift): Großenalsleben, 1633 VII 02 (a. St.).
[160] HALLWICH, Merode, S. 78.
[161] Staatsarchiv Würzburg G-Akten 17313, unfol. (Abschrift): Anselm Kasimir von Mainz, Köln, 1633 XII o. T. »Articuli und fragepuncten bey der inquisition uber das ungluckliche treffen bei Oldendorf« (anscheinend auch Maximilian I. zugeleitet); hier Punkt 30.
[162] Abgebildet bei LAHRKAMP, Dreißigjähriger Krieg, S. 192.
[163] Staatsarchiv München, Familienarchiv Törring-Jettenbach M 1: Comœdia Gronsfeldiana fol. 30f.; ferner HALLWICH, Merode, S. 87; allgem. auch SCHREINER; SCHWERHOFF, Verletzte Ehre.
[164] Nach MANKELL, Schlacht, waren es 37 Geschütze (wahrscheinlich ohne die hessen-kasselische u. braunschweigische Artillerie).
[165] Staatsarchiv Würzburg G-Akten 17313 (wie Anm. 142; Punkt 31).
[166] Vgl. den Bericht F. W. v. Wartenbergs, Osnabrück, 1633 VII 09; Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1633/7/ad 13 (Ausfertigung): Beilage zum Postskriptum des Schreibens Kurmainz/Kurköln an Ferdinand II., [Köln], 1633 VII 14; Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1633/7/13 (Ausfertigung).
[167] Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 115 v (Ausfertigung): August Erich an J. E. v. Sachsen-Eisenach, Kassel, 1633 VI 30 (a. St.).
[168] HALLWICH, Merode, S. 94; RICHARDSON, Geschichte Bd. 1, S. 248; Geschichte Bd. 2, S. 325f., 433. Dieser kommandierte hier das kaiserliche Regiment des verstorbenen Wittenhorst. Nach SCHILFGAARDE, De heeren en Graven van Bronckhorst, Sp. 84, * Ham sur Heure 20.12.1598, † 11.5.1638, oo Anna Maria Sidonia, Frau v. Steyn [1601-1646], Tochter Maximilians Graf v. Bronkhorst-Batenburg, Steyn en West-Barendrecht, Herr van Bicht, Moerkerken en Meeswijck [nach 1561-30. 6.1641]. Vgl. Wallenstein an alle Reichskommissare, ihn bei der Werbung zweier neuer Kompanien zu unterstützen; Schwabach, 1632 VII 14; Museum des Dreißigjährigen Krieges Wittstock/Drosse, S. 31.
[169] HALLWICH, Merode, S. 9.
[170] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2416, fol. 213: Bescheid der bayerischen Kriegskanzlei, Stadtamhof, 1632 VI 10. ENGLUND, Verwüstung, S. 124: „So wurde eine Gruppe von 50 Schweden von einem großen Bauernhaufen nördlich von München überrascht. In einem Ausbruch kalter Raserei schnitten die Bauern den Soldaten Ohren und Nasen ab, hackten ihnen die Hände und Füße ab und stachen ihnen schließlich die Augen aus, worauf sie die Opfer lebendig ihrem Schicksal überließen. Die Antwort des schwedischen Heeres kam unmittelbar: An einem einzigen Tag sollen als Rache 200 Dörfer niedergebrannt worden sein“. Vgl. die berechtigte Kritik bei HOLZFURTNER, Katastrophe, S. 560, Anm. 30. MAHR, Monro, S. 173f.: „Auf dem Marsch verübten die Bauern Grausamkeiten an unseren Soldaten, die seitwärts zum Plündern weggingen, indem sie ihnen die Nasen und Ohren abschnitten, Hände und Füße abhackten und ihnen die Augen ausstachen, dazu andere Untaten begingen, die ihnen die Soldaten sofort heimzahlten. Sie brannten auf dem Marsch viele Dörfer nieder und brachten die Bauern um, wo man sie antraf. Eine starke Abteilung des Herzogs von Bayern glaubte, die Schweden in ihren Quartieren überrascht zu haben, aber sie fiel selbst in die Grube, die sie anderen graben wollte, so daß nur wenige den Schweden entrannen und mit dem Leben davonkamen“.
[171] Staatsarchiv Würzburg G-Akten 17313 (Anm. 142; unter Punkt 31): „Ob nit etliche Jesus Maria, etliche Ferdinand, etliche regimenter auch gantz kein wort gehapt“. Nach »Repraesentatio Pugnae« (TESKE, Bürger, S. 100) war der schwed. Schlachtruf „Gott mit uns“ [nach der Abb. im Theatrum Europaeum bei MILGER, Gegen Land und Leute, S. 268: „Gott bey uns“], der kaiserliche „Viva le Ferdinand“.
[172] Staatsarchiv Münster Herrschaft Büren Akten 10 (die Einschätzung durch Wilhelm v. Westphalen); Staatsarchiv Osnabrück Rep. I/1/45 (Ausfertigung): Geleen an F. W. v. Wartenberg, Minden, 1633 XII 04; Staatsarchiv Osnabrück Rep. 100/1/93 (Ausfertigung): Geleen an F. W. v. Wartenberg, Minden, 1633 XII 23. Stålhandske wurde Wilhelm V. u. Melander unterstellt; Staatsarchiv Marburg 4 f – Schweden – 125 (Ausfertigung): Oxenstierna an Wilhelm V., Frankfurt/M., 1633 VIII 08.
[173] Vgl. HOFMANN, Melander, S. 34ff., der natürlich den siegreichen Ausgang der Schlacht vor allem Melander (S. 36; so immer noch HÖFER, Ende, S. 247, Anm. 68) zuschreibt, der als Belohnung die Herrschaft Lembeck/Westf. erhielt, 1634 noch Abdinghof; von Frankreich die Herrschaft Pfirt u. das Oberamt Landser (Vorderösterreich); GEISTHARDT, Peter Melander, S. 41, 42; nach GEYSO, Beiträge III, S. 9, wurden ihm Pfirt [Firette] u. Landser am 16.9.1634 v. Oxenstierna übertragen. NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 48, Anm., geht v. ADB Bd. 39, S. 386ff., aus u. lässt sich zu der Darstellung verleiten: Er „errang gegen die kaiserlichen Truppen von General Merode und Bönninghausen in der Schlacht bei Oldendorf (8. Juli 1633) einen glänzenden Sieg“.
[174] Staatsarchiv Würzburg G-Akten 17313 (wie Anm. 142). Nach HALLWICH, Merode, S. 96, starb dieser am 26.7. (nach PLEISS, Zug, 24, am 17.7. in Nienburg) in Köln (nach LAHRKAMP, Münsters Verteidigung, 281, Anm. 21, wurde am 30.7. die Leiche des Generals durch Münster geführt); RICHARDSON, Geschichte Bd. 1, S. 255; F. W. v. Wartenberg hatte in seinem Bericht vom 9.7. noch geschrieben, Mérode sei zwar v. drei Schüssen verwundet worden, „so gleich wohl nit gefehrlich sein sollen, und sagt man, Gronsfeld und Bönninghausen haben sich ins holtz salvirt“. Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1633/7/ad 13. Vgl. WILMIUS, Chronicon, S. 94: „Im Juli desselben Jahres [1633; BW] wurden zur Entsetzung von Hameln einige Tausend unter dem Befehl des Grafen von Merode ausgeschickt. Diese Stadt wurde vom Herzog von Lüneburg und vom Landgraf von Hessen belagert, den Vorkämpfern des Schwedenbündnisses gegen den Kaiser in diesen Gegenden. Indes erlitten diese Einsatztruppen eine schwere Niederlage. Merode wurde verwundet und starb in Minden“.
[175] Kungliga Biblioteket Stockholm St 223a.
[176] Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 115-117 (Ausfertigung): August Erich an J. E. v. Sachsen-Eisenach, Kassel, 1633 VI 30 (a. St.).
[177] GRÜNDLICHER BERICHT [Kungliga Biblioteket St 228 c]: „Obrister Pallant ist 5. cornet Reutern in Wolfenbüttel kommen / in Hildesheim hat er auch 11. Compagnia Reuter / vnd ein Compagnia Tragoner bracht / zu Minden haben 11. Compagnia Reuter meutenirt / die Cornet von den Stangen gerissen vnd durchgangen“.
[178] Abgebildet bei LAHRKAMP, Dreißigjähriger Krieg, S. 192.
[179] Kungliga Biblioteket Stockholm, Svea krig, Nr. 224a.
[180] Woll ? möglicherweise Wolsdorf [LK Helmstedt].
[181] Unterstützung; vgl. auch JONES, A Lexicon, S. 223.
[182] Hameln; HHSD II, S. 192ff.
[183] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen.
[184] Schaumburg [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S. 413.
[185] Tode ?
[186] Wolsdorf [LK Helmstedt] ?.
[187] Hannover; HHSD II, S. 197ff.
[188] Rinteln [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S. 395f.
[189] Bückeburg; HHSD II, S. 80ff.
[190] Lüdinghausen; HHSD III, S. 483ff.
[191] Warburg [LK Warburg]; HHSD III, S. 752ff.
[192] AOSB II/7/2, S. 411: Wilhelm V. an Oxenstierna, Feldlager bei Heißen, 1633 VIII 12/22.
[193] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 288; LAHRKAMP, Münsters Verteidigung, S. 281. Horst amtierte bis 1634 u. wurde dann Kanzler in Düsseldorf.
[194] Wie übrigens auch Pappenheim, der in seinem Schreiben an Wallenstein, Hauptquartier Dortmund, 1632 VII 28, versucht hatte, Bönninghausen die Stelle eines Generalwachtmeisters der Kavallerie zu verschaffen; Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1632/7/154 (Ausfertigung); gedruckt bei HALLWICH, Briefe und Akten Bd. 2, S. 654.
[195] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 290, unter Berufung auf Bönninghausens Schreiben an Isabella, Arnsberg, 1633 VIII 18, bzw. zweier Schreiben an Kurköln u. Kurmainz; HALLWICH, Briefe und Akten Bd. 4, S. 292, 305.
[196] Vgl. BRUNS, Hallenberg, S. 270: „1633 den 8. Augusti generalwachtmeister Bonnighausen geben 92 1/2 rt“.
[197] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.
[198] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[199] AOSB II/7/2, S. 418: Gronsfeld an Bönninghausen, Nienburg, 1633 IX 16. Kagg(e) traf erst am 25.9. in Fulda ein; vgl. die Aufzeichnungen Hartungs; HAAS, Die chronikalischen Aufzeichnungen, S. 113: „Den 25. september ist ein schwedisger oberster mit 5 reigementer, 2 zu fuss undt 3 zu pferdt, schwedisg volck, umb die stadt Fulda ankomen undt ein reigement zu Horra quartier gehabt, undt dass ander auf dem Pettersberg, dass fussvolck undt die reutterey haben ihr quartir um Luter, auf den selbigen dorffer herumb gehabt; ist dess obersten sein nahm gewessen der oberst Gaugck [gemeint ist hier wahrscheinl. Kourk], undt hatt der oberst in der stadt Fulda zum Gulten Stern gelegen, undt die andern obersten undt hauptleudt haben ihr quartier bei den burgern gehabt; haben die leudt gar ubel tribelliert, haben ihnen mussen viell gelt geben, haben ubel gehauss in der stadt undt auf den dörffern; haben sich die saltaden folgesoffen undt darnach einen ander selbst erstochen, sindt ihrer allzeit 9 oder 10 todt bleiben, haben einen tag hier still gelegen undt den 27. September widerumb weg gezogen auf Schweinffordt zu“.
[200] Zu Knyphausens zögernder Kriegsführung SATTLER, Knyphausen, S. 446-467; zur Belagerung der Petersburg GEYSO, Beiträge II, S. 98ff.; ferner LINDHORST, Petersburg.
[201] SEIDEL, Waldeck, 54, Anm. 52.
[202] Bad Pyrmont [Kr. Hameln-Pyrmont], HHSD II, S. 29f.
[203] Korbach [Kr. Waldeck]; HHSD IV, S. 275ff.
[204] Frankenberg; HHSD IV, S. 124f.
[205] Wetter [Kr. Marburg]; HHSD IV, S. 455ff.
[206] Amöneburg [Kr. Marburg]; HHSD IV, S. 10ff.
[207] Sachsenberg, heute Stadtteil von Lichtenfels (Hessen) [LK Waldeck-Frankenberg]; HHSD IV, S. 394f.
[208] Lichtenfels (Hessen) [LK Waldeck-Frankenberg]; HHSD IV, S. 394f.
[209] Winterberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 789.
[210] Attendorn [LK Olpe]; HHSD III, S. 36ff.
[211] SEIDEL, Waldeck, S. 54f.
[212] AOSB II/7/2, S. 420: Wilhelm V. an Oxenstierna, Feldlager vor Werries, 1633 IX 16/26. Über Bönninghausens weitere erfolgreiche Aktion gegen Korbach u. Amöneburg vgl. Wilhelm V. an Oxenstierna, Kassel, 1633 IX 28 (a. St.); AOSB II/7/2, S. 423; SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 217; GEYSO, Beiträge II, S. 98ff.; KOHL, Westfälische Geschichte Bd. 1, S. 554f.
[213] PHILIPPI, Belagerung Osnabrücks, 286.
[214] Staatsarchiv Marburg Krieg ungeb. 1633/IV: „Rationes, warum in Westfalen beschwerlicher als sonst im Reich Krieg zu führen“: Aufgeführt werden hier die Feindseligkeit der katholischen Bevölkerung; Städte u. Adelssitze könnten nur unter Artillerieeinsatz genommen u. durch Garnisonen gehalten werden, u. der Guerillakrieg Bönninghausen mit den „Bauernobristen“ im Paderborn’schen; nach KRETZSCHMAR, Heilbronner Bund Bd. 2, S. 555f.
[215] AOSB II/7/2, S. 421f.
[216] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[217] AOSB II/7/2, S. 425.
[218] Calenberg [Kr. Springe]; HHSD II, S. 91ff.
[219] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1633/9/16 I (Abschrift); vgl. ferner Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1633/9/16 II (Abschrift): Kurköln an Kurbayern; Extrakt eines Schreibens, Bonn, 1633 IX 22. Nach seinem Schreiben an Ferdinand III., 1647 V 01, hatte er für Kaiser u. Liga über 50 Regimenter geworben; FOERSTER, Kurfürst Ferdinand, S. 12.
[220] HALLWICH, Wallensteins Ende Bd. 2, S. 53: Maximilian I. an Ferdinand II., Braunau, 1633 X 28 (Extrakt v. Questenbergs Hand). Vgl. Stadtarchiv Soest A 5142: Mitte Oktober musste Soest etliche tausend Rt. auftreiben; wahrscheinlich auch für Gronsfeld, dem man seit Anfang 1633 noch 2.767 Rt. schuldete.
[221] Griesheim an Maximilian I., Straubing, 1633 X 05; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 784, fol. 379-380 (Ausfertigung). Zu Ludwig v. d. Asseburg vgl. die Erwähnungen bei NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars.
[222] Berchtesgaden [LK Berchtesgaden]; HHSD VII, S. 83f.
[223] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1633/9/16 II (Abschrift): Kurköln an Kurbayern, Extrakt eines Schreibens, Bonn, 1633 IX 22.
[224] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1633/9/16 I (Abschrift): Extrakt eines kurkölnischen Schreibens, Bonn, 1633 IX 22. Die in Osnabrück eingelagerten Truppen bestanden aus 400 Mann Fußvolk aus der Provinz Uusimaa/Nyland.
[225] SCHRÖER, Die Kirche in Westfalen Bd. 2, S. 97: „Am 12. September 1633 kapitulierte Osnabrück nach dreiwöchiger Belagerung. Die Bürgerschaft hatte 60000 Taler Kontribution zu zahlen. Die Truppen erbeuteten aus der Domkirche, wie Franz Wilhelm dem Papst 1641 klagt, fünf große Tafeln angeblich aus reinem Gold, auf denen das Leiden des Herr dargestellt war, sowie zwei silberne Tumben – Geschenke Karls des Großen – und fünf weitere in ähnlicher Ausführung, die Reliquien der hl. Patrone Crispin und Crispinian, der heiligen Bischöfe und Märtyrer Hermagoras und Parmerius, der heiligen Jungfrauen und Märtyrerinnen Cordula, Cordua, Juliana, Regina sowie drei aus der Gesellschaft der hl. Ursula“.
[226] GOLDSCHMIDT, Lebensgeschichte, S. 201. Das Stift Osnabrück wurde im Januar 1634 durch den schwed. Reichsrat an Gustav Gustafsson übertragen. 1643 plante dieser seine Residenz in der Petersburg einzurichten, um bei einem eventuellen Fehlschlag der Friedensverhandlungen sich die Stadt zu sichern; KRÜGER, Stadt Osnabrück, S. 102.
[227] GEYSO, Beiträge II, S. 102; HOFFMEYER, Chronik, S. 127ff. PHILIPPI, Belagerung Osnabrücks, S. 298f.: „- Den 6 Oct. um Mittag Donnerstags ist das Kaiserl. Kriegsvolk aus der Petersburg mit Accord mit ihrem Gewehr ausgezogen und einen Feuermörser im Urlaub mitgenommen. Der Obristleutn. S. Loy mit 6 Fahnen, Hauptmann Eichels Fahne war die 7, Hauptmann Berchon [Barchon, seit Herbst 1632 Kdt der Petersburg] ist auch mit ausgezogen, da sie großen Hunger gelitten“. St. Eloy war später Stellvertreter Wilhelms v. Westphalen in Paderborn.
[228] BA NF II/8, Nr. 202, S. 355, Anm. 3.
[229] JÜRGENS, Chronik, S. 517, erwähnt unter dem 8.7.1634 Schellhammer beim Versuch des Entsatzes v. Hildesheim.
[230] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 291ff.; GEYSO, Beiträge II, S. 142ff.
[231] Medebach [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 500f.
[232] Arnsberg [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 28ff.
[233] BRUNS, Hallenberg, S. 272f.
[234] Zit. bei CONRAD, Alltag, S. 36.
[235] LAHRKAMP, Biographie, S. 63.
[236] Stadtarchiv Brakel A 1524, fol. 2 (Ausfertigung): Dietrich Hasenbein, Bellerden, 1634 VII 10, zur Wiederaufstellung ligistischer Regimenter; jetzt auch NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 68. Nach GEYSO Beiträge II, S. 88, „richtige Räuberbanden“; so auch TESKE, Bürger, S. 104. Vgl. Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1635/2/58 II: „Beschreibung aller kayserischen undt ligistischen regimenter von cavalleri undt infanteri compagnia unter Nr. 18: Hosenbain neugeworben under maintzische patent“; vgl. die Erwähnungen bei ENGELBERT, Hatzfeldt; DAMBOER, Krise, S. 77; LUCKHARD, Homberg, S. 172, anlässl. der Belagerung v. Homburg a. d. Efze; bei SCHNEIDER, Stadt und Vest Recklinghausen, S. 175, „Hastenbein“ vom Regiment Merode-Westerholt.
[237] Salzkotten [LK Büren]; HHSD III, S. 660f.
[238] TESKE, Bürger, S. 104: „Ende 1633 und Anfang 1634 gelangen den Hessen aber entscheidende Erfolge gegen das Bandenwesen. Am 21. und 22. Dezember leitete der Landgraf persönlich die Erstürmung von Salzkotten. Die eingesetzten schweren Geschütze verfehlten ihre Wirkung nicht, so daß der Kommandant der Garnison am 22. zu Verhandlungen im nahe gelegenen Verne bereit war. Während dort noch um die Bedingungen gerungen wurde, luden die Einwohner von Salzkotten die schwedischen und hessischen Soldaten zu einem Umtrunk an das Tor und den Wall, um ihr Wohlwollen zu erwerben. Da wurde plötzlich, vermutlich von verunsicherten Soldaten, das Feuer auf die Fremden eröffnet, von denen einige beim Rückzug ihr Leben verloren. Die Belagerer mußten dies als Akt heimtückischer Hinterlist auffassen und nahmen die Beschießung Salzkottens wieder auf. Nachdem die Stadt an mehreren Stellen brannte, stürmten die Soldaten durch die Bresche und richteten ein Blutbad unter den Bürgern an, das großes Aufsehen erregte. Auch wenn Frauen und Kinder weitgehend geschont wurden, kamen etwa 200 Menschen um, und die Soldaten zogen mit reicher Beute ab“. Ende Dezember gelang es Wilhelm V., mit Stålhandskes finnischen Truppen Lippstadt zur Unterwerfung zu veranlassen; Staatsarchiv Münster Fürstentum Münster Landesarchiv Militaria 54: Örtliche Beamte an Regierung in Münster, 1633 XII 18/28.
[239] Marsberg [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 494ff.
[240] Zu den Kriegskosten Warburgs 1635-1645 vgl. NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 170ff.
[241] Brakel [LK Höxter]; HHSD III, S. 112f.
[242] Warburg [LK Warburg]; HHSD III, S. 752ff.
[243] AOSB II/7/2, S. 411: Wilhelm V. an Oxenstierna, Feldlager bei Heißen, 1633 VIII 12/22.
[244] Waldeck; HHSD IV, S. 444f.
[245] Fritzlar [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 149ff.
[246] Frankenberg; HHSD IV, S. 124f.
[247] Battenberg [Kr. Frankenberg]; HHSD IV, S. 37f.
[248] Wolkersdorf, Schloss [Gem. Bottendorf, Kr. Frankenberg]; HHSD IV, S. 481.
[249] 1 Ohm = 2 Eimer = 141, 86 Liter.
[250] Bromskirchen [Kr. Frankenberg]; HHSD IV, S. 63.
[251] BRUNS, Hallenberg, S. 271f.
[252] Medebach [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 500f.
[253] Hesborn; heute Ortsteil von Hallenberg [Hochsauerlandkr.].
[254] BRUNS, Hallenberg, 272f.
[255] Bocholt; HHSD III, S. 87ff.
[256] Borken [LK Borken]; HHSD III, S. 103f.
[257] Dülmen [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 180f.
[258] Schöneflieth, Burg [Greven, LK Steinfurt].
[259] Ahlen [LK Beckum]; HHSD III, S. 11.
[260] Lüdinghausen [LK Lüdinghausen]; HHSD III, S. 483ff.
[261] Attendorn [LK Olpe]; HHSD III, S. 36ff.
[262] Büren [LK Büren]; HHSD III, S. 131ff.
[263] Werl [LK Soest]; HHSD III, S. 768ff.
[264] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 292.
[265] Hohenlimburg, heute Stadtteil v. Hagen [Regierungsbezirk Arnsberg].
[266] ESSER, Aus den Tagen des 30jährigen Krieges, S. 137-184; ESSER, Hohenlimburg, S. 223-233.
[267] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten A 1633/11/14 (Ausfertigung): Wallenstein an Ferdinand II., Hauptquartier Bautzen, 1633 XI 09; abgedr. bei HALLWICH, Wallensteins Ende Bd. 2, S. 64ff.
[268] Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 313 v (1633 XI 09 (a. St.) als Beilage zu Kanzler u. Räte in Coburg an Kanzler u. Räte in Kulmbach, Coburg, 1633 XI 21 (a. St.), Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 312-315 (Ausfertigung).
[269] Zumindest hatte Wilhelm V. gegenüber Oxenstierna, Kassel, 1633 X 01/11, noch angenommen, dass „etzliche Holckische regimenter underm commando seines Leuttenants, des von Hatzfeldt, an die 9000 starck mehrentheils reutherey herauswarts gehen undt albereits um Arnstadt undt Rudolstadt angelanget, auch Jehna unndt andere örther mehr ausgeplündert habenn sollen, vermuthlichen Hildesheimb zu endsetzen, unndt fürters an der Weeser sich mit den Gronssfeldischen unndt Böninghaussischen trouppen zu conjungiren. Gestaldt dan underschiedene gefangene solches auch aussagen“. AOSB II/7/2, S. 425. Vgl. Oxenstiernas Ausflüchte gegenüber Johann Georg I. v. Sachsen, Mainz, 1633 X 30: „Dann ob gleich zu dienst Ew. Kfl. Durchl. ich ein armée in dero landen schicken wolt, so ist doch die beÿsorg zu tragen, mit und neben den feindlichen, als gemeiniglich zu geschehen pflegt, sie alles zu grund und die arme leuth in die euserste ruin richten würden“. Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 246 r – 247 r, hier fol. 247 r (Ausfertigung). Oxenstierna zog etliche Regimenter aus Niedersachsen ab, die unter Kagg(e)s Befehl neben den Verbänden Taupadels gegen Hatzfeldts u. Holks Truppen in Franken vorgehen u. sich notfalls mit Wilhelm V. verbinden sollten. Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 240 r – 250 v, hier fol. 249 r (Ausfertigung): Georg Wilhelm v. Brandenburg an Christian v. Brandenburg-Kulmbach, Kötzau, 1633 X 12 (a. St.).
[270] Staatsarchiv Bamberg C/195-196, fol. 312-315 (Ausfertigung): Kanzler u. Räte in Coburg an Kanzler u. Räte in Kulmbach, Coburg, 1633 XI 21 a. St., hier fol. 313 r: Bericht vom 09.11.1633 (a. St.): „Umb Vacha hat herr reichs canzler viel stadisch volck gebracht, zum generalsuccurs unnd complement aller armeen in Sachsen und Thüringen zulogiren, unter Banérs commando“.
[271] Vgl. HÖBELT, Ferdinand II.
[272] MIRBACH, Salzuflen, S. 88f.: „“Zu einem besonders gewalttätigen Ereignis kam es am 22. November 1633, als ein schwedisches Regiment unter dem Kommando von Oberst Brunnecker in der Stadt lag. Der Oberst hatte seine Hochzeit in Herford gefeiert und kehrte abends mit seiner Frau nach Salzuflen zurück. Nachdem die Garnison die Feier innerhalb der Stadt noch etwas ausklingen ließ, kam es zu einem Überfall gegnerischer Truppen. Die in Minden stationierten kaiserlichen Regimenter sprengten die Stadttore und nahmen die Stadt mit 1.200 Mann ein. Die schwedischen Soldaten wurden allesamt gefangengenommen, und die Häuser der Salzufler Bürger geplündert. […] Bei jener Plünderung entstand laut vorhandener Aufstellungen von 61 Salzufler Bürger zusammen ein Schaden von über 5.747 Talern“. Vgl. STEGMANN, Lippe, S. 95f.
[273] HALLWICH, Wallensteins Ende Bd. 2, S. 138; vgl. HALLWICH, Briefe und Akten Bd. 4, S. 384ff.: Gutachten der deputierten Räte, Wien, 1633 X 14.
[274] IRMER, Verhandlungen Bd. 3, Nr. 328, S. 30.
[275] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1632/12/217 (Ausfertigung): Holk an Wallenstein, Brüx, 1632 XII 08. Dass Bönninghausen Gronsfeld erst auf die kaiserliche Seite bringen sollte (STADLER, Pappenheim, S. 737), ist nicht zutreffend.
[276] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[277] Warendorf [LK Warendorf]; HHSD III, S. 754ff.
[278] Wiedenbrück [LK Wiedenbrück]; HHSD III, S. 782f.
[279] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[280] Rinteln [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S. 395f.
[281] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[282] Hessisch Oldendorf [LK Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 226f.
[283] Wipperfürth [Rhein.-Berg.-Kr.]; HHSD III, S. 789ff.
[284] PLEISS, Zug, S. 37.
[285] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[286] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2496, fol. 185: Designatio der Kompanien, welche Gronsfeld u. Horst dem Bönninghausen überlassen haben, ad 1635 X 13; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2483, fol. 286, 405-407 (Entwurf): Maximilian I. mit Stellungnahme Gronsfelds, 1633 XII; KÄA 2496, fol. 238-239 (Ausertigung): Stellungnahme Bönninghausens, ad 1634 VIII 06; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2498, fol. 183-185 (Ausfertigung). Lerchenfeld sollte im Auftrag Maximilians I. für die Rückgabe sorgen, was jedoch ergebnislos blieb, da sowohl Gronsfeld als auch Bönninghausen die Richtigkeit der Nachforschungen bestritten, so dass es sehr schwierig war, einzelne Kontingente eindeutig zuzuordnen. Letztlich galten nur noch Reinach u. Comargo als rein ligistisch.
[287] Marsberg [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 494ff.
[288] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1635/II/91 (Ausfertigung); vgl. Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1635/2/58 II: „Beschreibung“.
[289] Brilon [LK Brilon]; HHSD III, S. 119f.
[290] GOSMANN, Arnsberg, S. 81.
[291] Iserlohn; HHSD III, S. 362f.
[292] TESKE, Bürger, S. 106. Vgl. SCHULTE, Iserlohn Bd. 1, S. 301.
[293] Apricke, heute Ortsteil von Hemer [Märkischer Kreis].
[294] Meschede [LK Meschede]; HHSD III, S. 512ff.
[295] Werl [LK Soest]; HHSD III, S. 768ff.
[296] Arnsberg [Hochsauerlandkreis].
[297] Himmelpforten, Kloster [Gem. Niederense, LK Soest]; HHSD III, S. 325.
[298] Neheim-Hüsten [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 551f.
[299] Fresekenhof in Neheim-Hüsten [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 551f. „Im Jahr 1633 wurde der Fresekenhof von schwedisch-hessischen Truppen zerstört. Nächster Besitzer wurde Ferdinand Lothar von Bönnighausen, Obrist in kurkölner Diensten und illegitimer Sohn von Feldmarschall Lothar Dietrich von Bönninghausen. Der neue Besitzer ließ das Gebäude 1688 auf den Grundmauern und unter Verwendung des erhaltenen Gewölbes des Vorgängerbaus neu errichten. In den nächsten drei Generationen blieb der Besitz in der Familie Bönnighausen“. [wikipedia].
[300] Brilon [LK Brilon]; HHSD III, S. 119f.
[301] Lippstadt [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 474f.
[302] GOSMANN, Arnsberg, S. 81.
[303] Porz [Rhein.-Berg. Kr.]; HHSD III, S. 614f.
[304] Mülheim [Stadt Köln]; HHSD III, S. 534f.
[305] Köln; HHSD III, S. 403ff.
[306] Beyenburg [Stadt Wuppertal], HHSD III, S. 72f.
[307] Elberfeld [Stadt Wuppertal]; HHSD III, S. 197ff.
[308] Niederwenigern, heute Stadtteil von Hattingen [Ennepe-Ruhr-Kreis].
[309] Lennep [Stadt Remscheid]; HHSD III, S. 455f.
[310] Bornefeld, Amt: Es umfasste das Umland der heutigen Stadt Wermelskirchen, das Kirchspiel Lüttringhausen (bis 1407), Hückeswagen (ab 1555), Dhünn, Remscheid und Dabringhausen.
[311] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 293f.
[312] Korbach [Kr. Waldeck]; HHSD IV, S. 275ff.
[313] Mengeringhausen [Kr. Waldeck]; HHSD IV, S. 327f.
[314] Wrexen, heute ein Stadtteil von Diemelstadt [LK Waldeck-Frankenberg].
[315] Sachsenberg, heute Stadtteil von Lichtenfels (Hessen) [LK Waldeck-Frankenberg]; HHSD IV, S. 394f.
[316] Arolsen; HHSD IV, S. 15f.
[317] SEIDEL, Waldeck, S. 55.
[318] Hallenberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 282f.
[319] BRUNS, Hallenberg, S. 275f.
[320] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[321] Geseke [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 253f.
[322] Boke [LK Büren]; HHSD III, S. 92f.
[323] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[324] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.
[325] Holzminden [LK Holzminden]; HHSD II, S. 240f.
[326] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.
[327] Corvey [Stadt Höxter]; HHSD III, S. 146ff.
[328] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 297f.
[329] (Schloss) Neuhaus [LK Paderborn]; HHSD III, S. 671f.
[330] Bielefeld; HHSD III, S. 73ff.
[331] Herford; HHSD III, S. 312ff.
[332] [Bad] Salzuflen [LK Lemgo]; HHSD III, S. 48.
[333] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.
[334] Lünen; HHSD III, S. 486f.
[335] Hamm in Westfalen; HHSD III, S. 286ff.
[336] Warendorf [LK Warendorf]; HHSD III, S. 754ff.
[337] Beckum [LK Beckum]; HHSD III, S. 56f.
[338] Lüdinghausen [LK Lüdinghausen]; HHSD III, S. 483ff.
[339] Haltern [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 283ff.
[340] Coesfeld [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 144ff.
[341] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 298.
[342] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 299f.; Borken [LK Borken]; HHSD III, S. 103f.
[343] Olpe [LK Olpe]; HHSD III, S. 593f.
[344] Marsberg [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 494ff.
[345] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.
[346] Vgl. dazu BRENDLE, Erzkanzler.
[347] Lülsdorf [Siegkr.]; HHSD III, S. 486.
[348] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 300f.
[349] BA NF II/8, Nr. 223, S. 382, Anm. 5.
[350] Menden [Siegkr.]; HHSD III, S. 506f.
[351] Neheim-Hüsten [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 551f.
[352] Oelinghausen, Kloster, heute zugehörig zu Holzen, Stadtteil von Arnsberg [Hochsauerlandkreis].
[353] Wedinghausen [Stadt u. Landkr. Arnsberg]; HHSD III, S. 759.
[354] GOSMANN, Arnsberg, S. 82.
[355] Rheydt; HHSD III, S. 640f.
[356] Kessel [LK Kleve]; HHSD III, S. 390.
[357] Archives Muncipales Strasbourg AA 1065.
[358] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[359] Remagen [Kr. Ahrweiler]; HHSD V, S. 304.
[360] Sinzig [Kr. Ahrweiler]; HHSD V, S. 346f.
[361] Oberwinter [Stadt Remagen]; HHSD V, S. 275.
[362] Andernach [Kr. Mayen]; HHSD V, S. 12f.
[363] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[364] Düsseldorf; HHSD III, S. 185ff.
[365] Landskron [Gem. Lohrsdorf; Kr. Ahrweiler]; HHSD V, S. 195f.
[366] Steinbach: Das Amt Steinbach war eines der Ämter, in die die Grafschaft Berg (das spätere Herzogtum Berg) unterteilt war. Das Amt erhielt seinen Namen von der Burg Steinbach in Untersteinbach (Lindlar) nahe Lindlar oberhalb der Sülz. In einer Urkunde vom 6. September 1363 wurden erstmals die Ämter der Grafschaft Berg vermerkt. Hierin werden dem Amt Steinbach die Orte Wipperfeld, Bechen, Kürten, Olpe, Lindlar, Overath, Engelskirchen, Hohkeppel und Wipperfürth zugeordnet. Die Stadt Wipperfürth lag zwar innerhalb des Amtes, hatte aber als Stadt ihre eigene Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Nur die Gebiete außerhalb der Stadt waren Teil des Amtsbezirks. [wikipedia]
[367] Overath [Rheinisch-Bergischer Kreis].
[368] Olpe [LK Olpe]; HHSD III, S. 593f.
[369] Windeck [Gem. Dattenfeld, Siegkr.]; HHSD III, S. 788.
[370] Eckenhagen, heute Ortsteil von Reichshof [Oberbergischer Kreis].
[371] Odenspiel, heute Ortsteil von Reichshof [Oberbergischer Kreis].
[372] Morsbach [Oberbergischer Kreis].
[373] Deutz; HHSD III, S. 158f.
[374] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[375] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.
[376] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 302ff.
[377] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[378] Neustadt am Rübenberge [Region Hannover]; HHSD II, S. 343ff.
[379] ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht).
[380] Frankenberg; HHSD IV, S. 124f.
[381] Andernach [Kr. Mayen]; HHSD V, S. 12f.
[382] Hier ist – wohl für „Wied“ in der Vorlage – Altwied (einige km Wied-aufwärts) zu setzen, das vor dem Bau des Schlosses ab ca. 1648 und der Gründung der Stadt Neuwied 1653 eben einfach Wied hieß, vgl. HHSD V, S. 260 u. 10f., jedoch von Altenwied zu unterscheiden ist, ebd. S. 8f. Freundlicher Hinweis von Herrn Dr. Manfred Huiskes.
[383] Montabaur [Unterwesterwaldkr.]; HHSD V, S. 239f.
[384] Wetzlar; HHSD IV, S. 461ff.
[385] Weilburg [Oberlahnkr.]; HHSD IV, S. 452f.
[386] Greifenstein [Kr. Wetzlar]; HHSD IV, S. 182f.
[387] Braunfels [Kr. Wetzlar]; HHSD IV, S. 59f.
[388] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 307f.
[389] Idstein [Untertanuskr.]; HHSD IV, S. 241f.
[390] Villmar [LK Limburg-Weilburg]; HHSD IV, S. 439.
[391] Büdingen; HHSD IV, S. 66f.
[392] HECK, Naurath, S. 116f.
[393] Friedberg [Wetteraukr.], HHSD IV, S. 145ff.
[394] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.
[395] WAAS, Chroniken, S. 142f.
[396] Wiesbaden; HHSD IV, S. 465ff.
[397] Kronberg [Obertaunuskr.]; HHSD IV, S. 278ff.
[398] Oberursel [Obertaunuskr.]; HHSD IV, S. 357f.
[399] Usingen [Kr. Usingen]; HHSD IV, S. 437.
[400] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 308f.
[401] Rossbach: noch nicht identifiziert.
[402] WAAS, Chroniken, S. 234.
[403] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.
[404] Ladenburg [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 439ff.
[405] Weinheim [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 870f.
[406] Mannheim; HHSD VI, S. 501ff.
[407] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[408] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.
[409] (Bad) Hersfeld; HHSD IV, S. 20ff.
[410] Gelnhausen; HHSD IV, S. 164ff.
[411] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.
[412] Aschaffenburg; HHSD VII, S. 33ff.
[413] [Bad] Homburg v. d. Höhe [Obertaunuskr.]; HHSD IV, S. 23ff.
[414] Butzbach [Kr. Friedberg]; HHSD IV, S. 73f.
[415] Speyer; HHSD V, S. 350ff.
[416] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.
[417] Bingen; HHSD V, S. 43ff.
[418] Höchst [Stadt Frankfurt/M.]; HHSD IV, S. 226ff.
[419] Worms; HHSD V, S. 410ff.
[420] Vreden [LK Ahaus]; HHSD III, S. 743f.
[421] Bocholt; HHSD III, S. 87ff.
[422] Essen; HHSD III, S. 213ff.
[423] Recklinghausen; HHSD III, S. 625f.
[424] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.
[425] Germersheim [Kr. Germersheim]; HHSD V, S. 112f.
[426] Königsberg i. Bay. [LK Haßberge/UFr.]; HHSD VII, S. 365f.
[427] SEIDEL, Waldeck, S. 64f.; UCKELEY, Aufzeichnungen; KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 113.
[428] Ziegenhain; HHSD IV, S. 483ff.
[429] Warburg [LK Warburg]; HHSD III, S. 752ff.
[430] Vgl. auch HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 304f. bzw. 315.
[431] Vgl. dazu LEISTIKOW, Obrist Sperreuth.
[432] Kaiserslautern; HHSD V, S. 158ff.
[433] Bischhausen, heute Stadtteil von Waldkappel [Werra-Meißner-Kreis].
[434] Gilsa, heute Ortsteil von Neuental [Schwalm-Eder-Kreis].
[435] Bad Zwesten [Schwalm-Eder-Kreis].
[436] Kerstenhausen, heute Stadtteil von Borken [Schwalm-Eder-Kreis].
[437] Oberurff-Schiffelborn, heute Ortsteil von Bad Zwesten [Schwalm-Eder-Kreis].
[438] Niederurff, heute Ortsteil von Bad Zwesten [Schwalm-Eder-Kreis].
[439] Großenenglis, heute Ortsteil von Borken [Schwalm-Eder-Kreis].
[440] Kleinenglis, heute Ortsteil von Borken [Schwalm-Eder-Kreis].
[441] [Bad] Wildungen [Kr. Waldeck]; HHSD IV, S. 35ff.
[442] Fritzlar [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 149ff.
[443] Lüneburg; HHSD II, S. 311ff.
[444] Kirchhain [Kr. Marburg], HHSD IV, S. 269f.
[445] Neustadt [LK Marburg-Biedenkopf]; HHSD IV, S. 343f.
[446] Schweinsberg [Kr. Marburg]; HHSD IV, S. 412f.
[447] Groß- und Kleinseelheim, heute Stadtteile von Kirchhain [LK Marburg-Biedenkopf].
[448] Melsungen; HHSD IV, S. 327.
[449] Lüdge [LK Höxter]; HHSD III, S. 485f.
[450] Lichtenau [LK Büren]; HHSD III, S. 461f.
[451] Burg-Gemünden [Kr. Alsfeld]; HHSD IV, S. 69.
[452] In Auszügen in TOEGEL, Der schwedische Krieg, Nr. 80, S. 46f.
[453] Sachsenhausen, heute Ortsteil von Frankfurt/M., HSSD IV, S. 126ff.
[454] Zu dem geplanten Überfall Bönninghausens u. Sperreuters, angeblich in hessen-darmstädtischen Auftrag, auf Wilhelm V. in seinem Lager Bruggemünden im August 1635 GEYSO, Beiträge III, S. 53 (mit archivalischem Beleg). Nach DECKEN, Herzog Georg Bd. 3, S. 49, wurden Ende 1635 Briefe Sperreuters abgefangen, in denen er sich verpflichtete, mit mehreren Regimentern zu den Kaiserlichen überzugehen. LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 317.
[455] d’HUART, Lettres de Turenne, Nr. 214, S. 277: Turenne an Elisabeth v. Nassau, Hgin v. Bouillon, Bingen, 1635 VIII 15: „On a eu nouvelles assurées à ce soir que le landgrave de Hessen marche pour nous venir joindre“.
[456] ALTMANN, Wilhelm V., S. 36ff. Im § 3 des Vorvertrages von Minden, 1636 VI 12, war Wilhelm V. als „lieutenant général de Sa Majesté“ apostrophiert worden; ULBERT, Subsidienzahlungen, 169, Anm. 16.
[457] Offenbach; HHSD IV, S. 360f.
[458] KREBS, Hatzfeldt II, 214.
[459] HALLWICH, Wallenstein’s Ende Bd. 2, S. 42f.
[460] Hausen an der Nidda, unter Bornheimerberg [Stadt Frankfurt]; HHSD IV, S. 57.
[461] Metz, Bistum u. Stadt [Frankreich, Dép. Moselle].
[462] Pont-à-Mousson [alter dt. Name: Moselbruck; Lothringen, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[463] Richtig ist, dass Asseburg dem Grafen Ernst von Rietberg die Reste seines Regiments gegen eine Entschädigung überließ.
[464] Bonn; HHSD III, S. 94ff.
[465] Reiffenberg, in: Bendorf-Syn [Kr. Koblenz-Land], Angaben nach ENGELBERT, Hatzfeldt, s. 814.
[466] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 220.
[467] Hachenburg [Oberwesterwaldkr.]; HHSD V, S. 124.
[468] Meppen; HHSD II, S. 327f.
[469] Wildeshausen [Kr. Oldenburg]; HHSD II, S. 492ff.
[470] Haselünne [Kr. Meppen]; HHSD II, S. 210.
[471] Düren [LK Düren]; HHSD III, S. 182ff.
[472] Oberwinter [Stadt Remagen]; HHSD V, S. 275.
[473] Heimersheim [1972 eingemeindeter Stadtteil der Stadt Alzey].
[474] St. Vit, heute Ortsteil von Rheda-Wiedenbrück [LK Gütersloh].
[475] Lengerich [LK Steinfurt].
[476] TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 344.
[477] Trier; HHSD V, S. 372ff.
[478] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 310ff.
[479] Bremen; HHSD II, S. 69ff.
[480] Clingen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 69f.
[481] Greußen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 170f.
[482] Keula [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 233.
[483] HAPPE II 45 v – 46 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[484] HAPPE II 51 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[485] Toba [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 441.
[486] Ebeleben [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 84f.
[487] HAPPE II 53 r; mdsz.thulb.uni-jena.de; Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[488] HAPPE II 85 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[489] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.
[490] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[491] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz
[492] Gelnhausen; HHSD IV, S. 164ff.
[493] Leer; HHSD II, S. 287.
[494] GEYSO, Beiträge III, S. 128; ALTMANN, Wilhelm V., S. 168ff.
[495] ROTHERT, Westfälische Geschichte Bd. 2, S. 170.
[496] Löwen [Louvain; Belgien].
[497] Brüssel [Bruxelles; Belgien].
[498] Kerpen [LK Bergheim]; HHSD III, S. 389.
[499] Blankenheim [LK Schleiden]; HHSD III, S. 82ff.
[500] Schleiden [LK Schleiden]; HHSD III, S. 669f.
[501] Reifferscheidt [Gem. Hellenthal, LK Schleiden]; HHSD III, S. 629f.
[502] Geroldstein [Gem. Dickschied-Geroldstein, Untertaunuskreis]; HHSD IV, S. 170f.
[503] Thérouanne [Frankreich, Dép. Pas-de-Calais].
[504] Saint-Omer [Frankreich, Dép. Pas-de-Calais].
[505] Châtelet [Belgien, Prov. Hennegau].
[506] Charleroi [Belgien, Prov. Hennegau].
[507] Nivelles [Belgien, Prov. Wallonisch-Brabant].
[508] Namur [Belgien, Prov. Namur].
[509] Vellereille-les-Brayeux, heute Ortsteil von Estinnes [Belgien, Prov. Hennegau].
[510] Châtelineau, heute Ortsteil von Châtelet [Belgien, Prov. Hennegau].
[511] Lambusart, heute Ortsteil von Fleurus [Belgien, Prov. Hennegau].
[512] Charleroi [Belgien, Prov. Hennegau].
[513] Sittard [Niederlande, Prov. Limburg].
[514] Maastricht [Niederlande, Provinz Limburg].
[515] Roermond [Niederlande, Prov. Limburg].
[516] Goch [LK Kleve]; HHSD III, S. 260f.
[517] Goldene Mark [Kr. Duderstadt]; HHSD II, S. 172f.
[518] Thionville [Span. Niederlande, heute Frankreich, Dép. Moselle].
[519] Ebersdorf [BH Kaisers-Ebersdorf; Wien]; HHSÖ I, S. 410, 543, 679.
[520] Vgl. auch ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 220, als Bönninghausen aus Köln an Hatzfeldt seine Sorge wegen der Unterbringung seines Regiments äußerte.
[521] Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.
[522] Gürzenich [LK Düren]; HHSD III, S. 273f.
[523] Haus Angerort, Burg und Festung im Duisburger Stadtteil Hüttenheim.
[524] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[525] Limburg; HHSD IV, S. 292ff.
[526] Lüttich [Liège; Belgien].
[527] Lens [Span. Niederlande, h. Frankreich, Dép. Pas-de-Calais].
[528] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 220; La Bassée-Vaivre [Dép. Haut-Saône].
[529] LAHRKAMP, Werth, S. 127.
[530] Jülich [LK Jülich]; HHSD III, S. 367ff.
[531] Brügge [Bruges, Span. Niederlande, h. Belgien].
[532] Ostende [Span. Niederlande, Prov. Westflandern, h. Belgien]
[533] Nieuwpoort [Span. Niederlande, Prov. Westflandern, h. Belgien].
[534] Dünkirchen [Dunkerque, Span. Niederlande; h. Frankreich, Dép. Nord].
[535] Lille [Frankreich, Dép. Nord].
[536] Dampierre [Frankreich, Dép. Aube]. ?
[537] Rocroi [Frankreich, Dép. Ardennes].
[538] Marche-les-Dames [Prov. Namur, Belgien] ?
[539] Fontaine-l’Evêque [Belgien, Prov. Hainaut].
[540] Cambrai [Frankreich, Dép. Nord].
[541] Venlo [Niederlande, Prov. Gelderland].
[542] Neuss; HHSD III, S. 556ff.
[543] Noch im Juli 1646 berichtete er Melchior von Hatzfeldt von den Auseinandersetzungen um die Neutralität des Hauses Gürzenich. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 220.
[544] Ravensberg, Burg [Gem. Cleve, LK Halle/Westf.]; HHSD III, S. 623f.
[545] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 320ff.
[546] Beyenburg [Stadt Wuppertal], HHSD III, S. 72f.
[547] Hückeswagen [Rhein-Wupper-Kr.]; HHSD III, S. 350f.
[548] Zons [LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 811f.
[549] Ferdinand von Köln an Maximilian I., Bonn, 1645 III 25; ENNEN, Kurfürst Ferdinand, S. 33f.
[550] Herbsthausen [Bad Mergentheim, Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 330.
[551] Bad Mergentheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 41ff.
[552] CHÉRUEL, Lettres II, S. 169.
[553] CHÉRUEL, Lettres II, S. 173, 177.
[554] LAHRKAMP, Werth, S. 155f.
[555] Frankenberg; HHSD IV, S. 124f.
[556] WEBER, Hessenkrieg, S. 172ff.
[557] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[558] Alerheim [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 6f.
[559] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[560] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[561] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.
[562] Hartschier (auch Hatschier, verstümmelt aus ital. arciere = Bogenschütze) ist die Bezeichnung einer militärischen Truppengattung, meist Angehöriger einer Haustruppeneinheit ohne eigentliche militärische Aufgabe; auch ein Trabant, Leibtrabant, der in kleineren Gemeinden Bütteldienste verrichtete. GÖTZINGER, Reallexicon, S. 369.
[563] Gießen; HHSD IV, S. 172ff.
[564] Butzbach [Kr. Friedberg]; HHSD IV, S. 73f.
[565] Geismar [Kr. Fritzlar-Homberg]; HHSD IV, S. 164.
[566] Grebenstein [Kr. Hofgeismar]; HHSD IV, S. 181f.
[567] Spangenberg [Kr. Melsungen]; HHSD IV, S. 417f.
[568] Trendelburg [Kr. Hofgeismar]; HHSD IV, S. 433f.
[569] Alsfeld; HHSD IV, S. 3.
[570] Korbach [Kr. Waldeck]; HHSD IV, S. 275ff.
[571] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[572] SCHLOTTER, Acta, S. 467.
[573] Statní oblastní archív v Zamrsku Rodinný archiv Piccolominové 25.271 (Ausfertigung); NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 110.
[574] (Bad) Hersfeld; HHSD IV, S. 20ff.
[575] Butzbach [Kr. Friedberg]; HHSD IV, S. 73f.
[576] Statní oblastní archív v Zamrsku Rodinný archiv Piccolominové 25. 275 (Ausfertigung); NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 111f.
[577] Lichtenfels [LK Waldeck-Frankenberg].
[578] Nordenbeck, heute Stadtteil von Korbach [LK Waldeck-Frankenberg].
[579] [Bad] Wildungen [Kr. Waldeck]; HHSD IV, S. 35ff.
[580] Bad Pyrmont [Kr. Hameln-Pyrmont], HHSD II, S. 29f.
[581] Homberg a. d. Ohm [Kr. Alsfeld]; HHSD IV, S. 236.
[582] Ilbenstadt [Kr. Friedberg]; HHSD IV, S. 242.
[583] Vgl. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 220.
[584] Vgl. GÖSE, Der erste brandenburg-preußische Generalfeldmarschall.
[585] Windeck [Gem. Dattenfeld, Siegkr.]; HHSD III, S. 788.
[586] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[587] Landsberg a. Lech; HHSD VII, S. 385f.
[588] Bregenz; HHSÖ II, S. 446ff.
[589] Wasserburg am Inn [LK Rosenheim]; HHSD VII, S. 790ff.
[590] Vgl. dazu IMMLER, Kurfürst Maximilian I.
[591] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.
[592] Lérida [Spanien, Katalonien].
[593] Strakonitz [Strakonice]; HHSBöhm, S. 587f.
[594] Zabern [Saverne; Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin]
[595] Nancy [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[596] Königshofen [Lauda-K., Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 418f.
[597] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.
[598] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.
[599] Tübingen [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 801ff.
[600] Asperg [LK Ludwigsburg]; HHSD VI, S. 29ff.
[601] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[602] Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.
[603] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[604] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.
[605] Wülzburg [Stadt Weißenburg i. Bayern]; HHSD VII, S. 835f.
[606] Asperg [LK Ludwigsburg]; HHSD VI, S. 29ff.
[607] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.
[608] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.
[609] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.
[610] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.
[611] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.
[612] Esslingen am Neckar [LK Esslingen]; HHSD VI, S. 191ff.
[613] Rottenburg [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 674ff.
[614] Schwäbisch Gmünd [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 720ff.
[615] Marburg; HHSD IV, S. 35ff.
[616] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff.
[617] Offenburg [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 607ff.
[618] (Bad) Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.
[619] Iglau [Jihlava]; HHSBöhm, S. 214ff.
[620] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.
[621] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[622] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[623] Oppenheim [Kr. Mainz]; HHSD V, S. 279ff.
[624] Thierhaupten [LK Neuburg/Donau]; HHSD VII, S. 741f.
[625] Friedland [Frýdlant, Bez. Reichenberg]; HHSBöhm, S. 155f.
[626] Dolní Domaslavice [dt. Nieder Domaslowitz; Bez. Frýdek-Mistek] bzw Horni Domaslavice [dt. Ober Domaslowitz; Bez. Frýdek-Mistek]..
[627] Göppingen; HHSD VI, S. 260f.
[628] Heidenheim a. d. Brenz [LK Heidenheim]; HHSD VI, S. 312f.
[629] Günzburg (Schw.); HHSD VII, S. 259.
[630] Zusmarshausen [LK Augsburg]; HHSD VII, S. 849f.
[631] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[632] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[633] Vgl. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 220.
[634] Dachau [LK Dachau], HHSD VII, S. 129ff.
[635] Feuchtwangen [LK Feuchtwangen]; HHSD VII, S. 196f.
[636] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 342ff.