Tattenbach, Hans Adolf von und zu; Kämmerer [ – ] Tattenbach stand als Kämmerer, Rat, Pfleger zu Ried[1] 1625 in bayerischen Diensten. Nicht zuletzt auf Grund seines Berichtes hatte Maximilian I. bereits vor dem „Frankenburger Würfelspiel“ seinem Statthalter Herberstorff ein hartes Vorgehen befohlen.[2] Das Hilfsangebot Tattenbachs hatte Herberstorff in eitler Selbstüberschätzung aber abgelehnt.[3]
Einer der Beteiligten, der Oberpfleger Grünbacher von Frankenburg,[4] hat seine Erlebnisse aufgezeichnet: „Auf Lands-Fürstl. Befehl haben Pfarrer zu Pfäffing[5] und ich, Grüenbacher, am Samstage den 11. Tag May in der Pfarrkirche Zwispalln[6] einen Catholischen Priester installiren wollen, allda der Priester eine Predigt gethan. Es sind aber Richter und Rath des Marcktes Franckenburg, auch der Pfarre bestellte Achter, nicht in die Kirche gegangen, sondern heraussen blieben. Als nun Pfarrer und ich Pfleger nach der Predigt die Installirung verrichten, darneben auch die Kirch-Rechnung aufnehmen wollen, hat sich heraussen aufm Freythofe ein unversehen Geschrey, darneben auch der Glocken-Streich erhoben, daß ich Grüenbacher aus der Kirche gegangen, zusehen, was das Geschrey aufm Freythofe bedeute; allda befunden den Freythof und Marckt-Platz voller Leute mit Büchsen, Spiessen und Stangen, welche alle mit aufgezogenen Streichen auf mich zugelauffen, auch ihrer etliche mit Büchsen auf mich gezielt und gedrucket, aber es ist mir kein Streich gegeben worden, auch keine Büchse loß gegangen, sondern ich bin durch dieß alles durchgegangen und ins Schloß gekommen. Der Pfarrer und Priester aber sind entlauffen. Und obwohl dem Priester ein böser Bube Hannß Scheichel, Schuster, die Büchse ans Hertz gesetzt, ist sie doch nicht loß gegangen, darauf er den Priester mit der Büchse übern Kopf geschlagen, aber keinen besonderen Schaden getan“.[7]
„Als ich nun, wie gemeldet, ins Schloß gekommen und niemanden als meine Hausfrau und meine Schreiber bei mir gehabt, habe ich in der obern langen Stube mein Pürst-Röhre fürgerichtet und mich resolviert, allda in dem von Ew. Excell. mir vertrauten Hause, so lange ich mag, mich zu wehren und mein Leben zu lassen.
Darauf haben sich allda aufm Marktplatze nicht allein das Volk in der Pfarre Zweispalln, sondern auch die Pfarrleute aus Neukirchen,[8] Vecklamarckter,[9] Gamperer[10] und Berndorfer[11] Pfarre durch den bei allen Kirchen verrichteten Glockenstreich befunden, gewiß wohl über 5000 Mann, haben das Schloß ringsum besetzt und verwacht, daß kein Mensch von mir hinaus- oder zu mir hereinkommen möge. Was ich also diesen Sonntag Abend, auch die Nacht und folgenden Tag für einen Mutwillen und Drohen mit dem Brande und Einbrechen ansehen und ausstehen müssen, ist nicht zu erzählen; wie dann unterdessen viel Schüsse zu mir in die Stube geschehen, daß die Kugeln auf dem Stubenboden gelegen, aber Gott Lob ! niemanden Leid geschehen. Unangesehen aber der so starken Belagerung habe ich dannoch ein Schreiben an meinen Sohn Tobiam hinausgebracht nach Vecklabrug, daß derselbe zum Herrn Statthalter postiert und um Schutz angerufen. Darauf dann vom Herrn Statthalter mir all sobald solch tröstliches Schreiben mit angebotenem Schutze kommen, dessen ich mich aufs höchste erfreut.
Als nun die angedeutete Belagerung von Sonntag bis Dienstag früh geschehen, haben sich die Rebellanten an solchem Dienstage früh von einander gelassen und sind abgezogen“.[12]
„Am Mittwoch den 14. May, um 10. Uhr Vormittage ist der Hr. Statthalter in eigener Person samt seinem Herrn Vetter, Herrn Walckam etc., und Hern von Gera etc. sammt andern fürnehmen Officirn und Befehlshabern, auch 1200. Musquetirern, dreyen grossen Stücken, etlichen Wägen Munition, dabey sich auch Profos und Freymann befunden, allhie anglangt. Neben dem hat auch Herr von Tättenbach (Tattenbach) etc. mit Volcke von der Bayrischen Guarnison und Land-Volcke auf 2000. Zu Rosse und 6.000 zu Fusse auf der Bayrischen Gräntze gehalten. Dahero Herr von Tättenbach etc. mit 60 Pferden hieher ins Schloß Franckenburg ankommen, hat mit dem Hr. Statthalter etc. und mir geredet und sich mit seinem Volcke herein zurucken und die Rebellen zu straffen und Hülffe zu erzeigen angeboten. Es haben aber der Hr. Statthalter etc. und ich solche Hülffe nicht für gut erachtet, sondern der Hr. Statthalter etc. das Werck allein zu verrichten sich erkläret“.[13]
[1] Ried im Innkrei; HHSÖ I, S. 95f. Freundlicher Hinweis von Herrn Benno Wageneder.
[2] ZIEGLER, Dokumente Bd. 2, S. 967f.
[3] Vgl. auch STADLER, Pappenheim, S. 194.
[4] Frankenburg am Hausruck [Bez. Vöcklabruck].
[5] Pfaffing [Bez. Vöcklabruck].
[6] Nicht identifiziert.
[7] ZIEGLER, Dokumente II, S. 965f.
[8] Neukirchen an der Vöckla [Bez. Vöcklabruck].
[9] Vöcklamarckt [Bez. Vöcklabruck].
[10] Gampern [Bez. Vöcklabruck].
[11] Berndorf [Bez. Grieskirchen].
[12] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 173f. Im Folgenden wird wieder nach ZIEGLER, Dokumente Bd. 2, zitiert.
[13] ZIEGLER, Dokumente Bd. 2, S. 966.