Cannavell [Canevale], Johann Baptist; Obristleutnant [ – ] Cannavell war im Dezember 1632 erst Kapitänleutnant, dann ab Juli 1634 Hauptmann und erhielt Zecks Kompanie im Regiment Julius von Hardegg.[1]
1643 stand Cannavell nach der Chronik von Bietigheim[2] 1643 als Obristleutnant eines lothringischen Reiterregiments unter dem Befehl Anne-François de Bassompierres: „Als nun gleich zu Eingang des 1643igsten Jahrs in dem Januario beede conjungirte Churbayr.- und Lothringische Armeen, die zue und umb Tuttlingen[3] in gueter Sicherhait gelegene französische und weimarische Völker, welche von dem General Ranzau [Josias von Rantzau; BW] commandirt wurden, ganz unversehener Dingen überfallen, eine große Anzahl derselben niedergemetzget und allerdings ruinirt gehabt, seind folgends selbige in die Refrechierquartier dises ganzen Herzogtumbs gegangen. Da dann Biettigkheimb abermalen zu seinem Grundverderben sein Part redlich bekommen und anfänglichs vom dem 23. Februario 1643 an bis den 5. Martii, also 12 Tag lang, von dem Lothringischen Bassampirischen Regiment, welches in Abwesen des Obristen, desselben Obrist Leutnant Cannavell zwar mit schlechter Reputation oder Ordre commandirte neben dem Stab 6 Compagnien zue Pferd, sehr übel discipliniertes, tyrannischs, ja durchteufeltes Volk einnehmen und nach ihrem Belieben (ohnerachtet in dem ganzen Städtlin nicht zwei Aymer[4] Wein waren) underhalten müeßen. Die haben obige 12 Tag über in allem aufgewendt, und was sie in dem Abmarchiren an Pferd, Vich, Mobilien und dergleichen de facto hinweg genommen, wie bey denen Actis specifice zue finden, alles zu Geld gerechnet summariter 5108 Gulden 43 Kreuzer. Es ist aber in der zu Marppach[5] der Ordinanz, gemeß getroffener Abrechnung, darfür mehrers und weiters nicht passiert worden, dann 933 Gulden 36 Kreuzer.
So hat obernannter Obrist Leutenant Cannavell alsbalden vor (für) des Obristen Quartier von den damaligen Burgermeistern Jacob Wagner und Joh. Jacob Nördlingern 100 Ducaten gefordert. Und obwohl ihme Obrist Leutenant die pure Unmüglichkeit zu erkennen gegeben worden, hat er jedoch darmit keineswegs vernüegt sein wollen, sondern den Burgermaister Nördlinger dahin genötigt, daß er sich nach Stuetgardten[6] in Hoffnung das Geld zu sollicitiren, begeben, Es hat aber gedachter Nördlinger uff gemeiner Stadt Widerbezahlen in ganz Stuetgardt den geringsten Heller nicht bekommen können, sondern also hilflos sich widerumben nacher Haus begeben müeßen. Und damit nun diser grausame Bluethund von seinem vielfältigen, betrohlichen, bösen Vorhaben möchte abgehalten werden, ist ihme endlich von Herrn Roland Willeredt Rittmaistern ain schön Pferd (welches gemeine Stadt um 120 Gulden annehmen müeßen) vor dise Anforderung zugestellt worden“.[7]
[1] HAUSMANN, Regiment, S. 103, 112.
[2] Bietigheim [Bietigheim-Bissingen, LK Ludwigsburg], HHSD VI, S. 83f.
[3] Tuttlingen [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 806f.
[4] 1 Eimer = 293, 92717 Liter.
[5] Marbach am Neckar [Kr. Ludwigsburg]; HHSD VI, S. 509f.
[6] Stuttgart; HHSD VI, S. 768ff.
[7] Bentele, Protokolle, S. 210.