Freysing, N Graf von; Obristleutnant [ – ] Freysing soll 1627 als Obristleutnant in kaiserlichen Diensten gestanden haben.
„Dienstag den 9. Januar [1627; BW], als die sämmtlichen Amtleute noch in Heftrich[1] versammelt waren, kam Nachmittags der Beamte von Usingen,[2] welcher die Nachricht mitbrachte, daß Oberstlieutenant Graf von Freysing die Mauern des Fleckens Walsdorf,[3] welcher von dem Ausschuß besetzt war, überstiegen und sich daselbst niedergelassen habe. Auch Schloß Hasselbach[4] sei besetzt worden. Es wurde daher beschlossen, dass drei Beamte nach Walsdorf gehen und dem Grafen Vorstellungen über dieses unerlaubte Eindrängen und über die übertriebenen Belastungen machen sollten. Dies aber sowohl, als die Absendung der Beamten von Gleiberg[5] und Usingen nach Assenheim,[6] blieb ohne allen Erfolg. Den 20. Januar 1627 wurde den Beamten zu Usingen angedeutet, daß dem Grafen von Freysing 2000 Rthlr. Stabgeld unverzüglich zu entrichten sei. Zugleich erschien ein Quartiermeister in Idstein, welcher Betten, zinnerne Teller, Schüsseln, Leinwand, kurz alles Hausgeräthe für den Stab in Walsdorf requirirete, dem auch alsbald entsprochen werden mußte. Man brach in die leerstehenden Häuser in Idstein ein und alles Vorgefundene wurde weggenommen. Da die verlangte Contribution nicht sogleich abgeführt werden konnte, so wurde Freysing immer drohender. Den Leuten wurden die stärksten Lieferungen abgepreßt, fünf Personen von Seelbach,[7] die ihre Lieferungen nach Walsdorf bringen wollten, eingesperrt, ihre Ochsen in Beschlag genommen und, statt zwei, 8000 Rtlr. Contribution von Herrschaft Idstein gefordert. Alle Gewehre, welche man vorfand, wurden weggenommen und diejenigen, welche der Ausschuß zu eigen besaß, abgepreßt. Konnten die Dorfschaften die angesetzten Contributionen nicht entrichten, so wurden Menschen und Vieh eingesperrt und nicht zur Weide und Arbeit gelassen, wie dieses zu Walsdorf, Seelbach, Strinz Trinitatis[8] und Margarethä[9] und andern Orten vorkam; die Bürgermeister wurden misshandelt und deren Wohnungen ausgeplündert“.[10]
„Kaiser Ferdinand[11] hatte auf die vielen beweglichen Vorstellungen der Reichsstände unter dem 3. Mai 1627 dahin Bescheid gegeben, ‚daß, da die Klagen über die Regimenter des Herzogs Rudolph Maximilian von Sachsen-Lauenburg wegen nicht mehr zu tragender Contributionen, unerträglicher Exactionen und Pressuren zu stark seien, auf Linderung gedacht seien müsse. Es sei deßhalb nach Vernehmung mit dem Herzog von Friedland[12] am besten gehalten worden, allem weiteren Übel durch eine Commission abzuhelfen, die dem Landgrafen Georg von Hessen und dem Grafen von Nassau-Saarbrücken aufgetragen werden sollte, damit dieselben gründlich erwägen und berathen möchten, wie die Quartiere am leichtesten ausgetheilt, die Soldaten mit der bloßen Nothdurft versehen und sonder Beschwerde des armen Landmannes noch auf eine kurze Zeit unterhalten werden könnten’. Es ist aber zu bezweifeln, dass sich die Kaiserlichen Generale dadurch haben beschränken lassen, vielmehr wird von neuem dem Geschäftsträger in Wien geschrieben, ‚wie sich der Oberstlieutenant Graf von Freysing in Idstein betragen habe. Allein aus dieser Herrschaft, Wehen[13] und Miehlen[14] abgerechnet, habe er 84 Vorspannpferde, die besten im Amte mitgenommen und nur mit Lebensgefahr sei ein Theil gerettet worden, jedoch seien noch 34 zurück, die sammt dem Geschirr 1400 Rthlr. werth gewesen. Ungeachtet Graf Freysing die Rückgabe der Pferde dem Grafen Johannes selbst zugesagt, so sei es doch nicht geschehen. Diese Einquartirung koste dem Amte Idstein 50,000 Rthlr. und Wiesbaden[15] 30,000, wozu noch die Görzenich’schen Einquartirungen kämen’. Was konnten aber alle diese Vorstellungen helfen, da Raubgier und unbeschränkte Herrschsucht der oberste Grundsatz der Heerführer selbst war ?“[16]
[1] Heftrich, heute Stadtteil von Idstein [Rheingau-Taunus-Kreis].
[2] Usingen [Kr. Usingen]; HHSD IV, S. 437.
[3] Walsdorf, heute Stadtteil von Idstein [Rheingau-Taunus-Kreis].
[4] Hasselbach [Rhein-Hunsrück-Kreis] oder Hasselbach [LK Altenkirchen]. ?
[5] Gleiberg [LK Gießen].
[6] Assenheim, heute Stadtteil von Niddatal [Wetteraukreis].
[7] Seelbach, heute Stadtteil von Haiger [Lahn-Dill-Kreis]. ?
[8] Strinz-Trinitatis, heute Ortsteil von Hünstetten [Rheingau-Taunus-Kreis].
[9] Strinz-Margarethä, sneute Stadtteil von Idstein [Rheingau-Taunus-Kreis].
[10] KELLER, Drangsale, S. 71f.
[11] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.
[12] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein.
[13] Wehen, heute Stadtteil von Taunusstein [Rheingau-Taunus-Kreis].
[14] Miehlen [Rhein-Lahn-Kreis].
[15] Wiesbaden; HHSD IV, S. 465ff.
[16] KELLER, Drangsale, S. 78f.