Rochow [Rochaw, Rohau] Hans XIV. von; Obrist [18.8.1596 Zinna – 16.9.1660 Stülpe] Rochow, 1627 noch kurbrandenburgischer Rittmeister,[1] ab 1638 Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „der Beliebte“, stand zuletzt als Obrist in kursächsischen Diensten.[2]
Seine Jugend verlebte er bei Verwandten in Taubenheim,[3] Dresden[4] und Dölau,[5] bevor er Page bei dem kaiserlichen Oberstallmeister Graf Adam von Wallenstein, Cousin des Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein[6] wurde. Nach dessen Tod diente er bei dem Herzog Heinrich Julius von Braunschweig bis zu dessen Tod im Jahre 1613, verließ dann den Hof und ging nach Padua zu seinem Bruder Daniel [1586-1656], um an der dortigen Universität, berühmt wegen ihres Rechtsstudiums, drei Jahre zu studieren. Um 1617 zog er nach Paris, war drei Monate in Diensten des Gouverneurs von Poitiers, Graf Rochefoucauld, und weitere drei Monate bei dem Grafen von Emden in Bristol, ehe er über Hamburg[7] zurückkehrte.
Nach dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges diente er unter Graf Wolf von Mansfeld und stieg zum Rittmeister auf. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er als Erbe Plessow[8] samt Zubehörungen und baute das verwüstete Gut wieder auf. Als brandenburgischen Rittmeister zog er mit Katharina von Brandenburg, der Schwester des Kurfürsten Georg Wilhelm, nach Kaschau[9] in Ungarn. Er übernahm 4.000 Mann Fußvolk und 600 Reiter, die der Kurfürst hatte werben lassen, um Brandenburg vor dem zwischen Polen und Schweden ausgebrochenen Krieg zu schützen. Drei Jahre später ehelichte er Elisabeth Sophie (Söffey) von Lange [1600 -1688 Stülpe[10]]. 1631 trat er als kursächsischer Rittmeister in das Bindaufsche Kürassierregiments.[11] Zum Major avanciert, nahm er an der Schlacht bei Breitenfeld[12] teil. Nachdem Obristleutnant Bindauf in der Schlacht fiel, übernahm er das Regiment. Als Oberstleutnant führte er ab 1632 das Regiment des Hans Georg von Arnim-Boitzenburg und focht als Oberst in der Schlacht von Liegnitz[13] gegen Hieronymus von Colloredo [1582 – 1638)].
Am 31. lagerte eine Kompanie seines Regiments in Dessau.[14]
Am 1.5.1634 erfolgte die Abrechnung seines Kavallerie-Regiments, das am 16.9.1635 in Staßfurt[15] errichtet wurde.[16]
In der Schlacht bei Wittstock[17] am 4.10.1636 führte er unter Generalleutnant von Kalksteins Befehl seine Truppen gegen die Schweden unter Banér.
Der schwedische Historiker Englund hat die Schlacht sehr anschaulich dargestellt: „Einen solchen unerwarteten Gegenstoß arrangierte er jetzt im nördlichen Brandenburg. Elf Tage lang spielte sich dort ein merkwürdiges Schauspiel ab. Wie zwei Boxer umkreisten die zwei Heere einander; die schwedische Armee wie ein verbissener und selbtbewußter Fliegengewichtler, der immer wieder den Schlagabtausch sucht, während der großgewachsene Widersacher – verwirrt und nicht wenig verängstigt durch seinen aggressiven Gegner – immer wieder ausweicht. Aber am Samstag, dem 24. September, stellte Banérs Heer seinen Gegner in dem hügeligen, bewaldeten Terrain unmittelbar südlich der kleinen Stadt Wittstock. Die Kaiserlichen und die Sachsen hatten beschlossen, ihre Gegner auf einigen sandigen Höhen, dem Scharfenberg, zu empfangen; der Sicherheit halber hatten sie einen Teil der Front mit sechs in aller Hast gegrabenen Schanzen und einer Mauer zusammengeketteter Troßwagen gedeckt. Ihre Befehlshaber warteten lange darauf, daß sich die schwedischen Truppen auf den offenen, sumpfigen Feldern vor ihrer Front offenbarten, um sich wie bei Nördlingen[18] in geordneten Formationen von der zahlreichen Artillerie niedermähen zu lassen. Aber statt dessen kam die Meldung, daß die schwedischen Truppen völlig unvermutet und gegen herkömmlichen Brauch durch einen Wald aufmarschiert waren, an den sich der linke Flügel der vereinigten Armeen anschloß, und daß sie schon gut geordnet bereitstanden, um die kaiserlichen und sächsischen Truppen zu überflügeln ! Letztere waren daher gezwungen, ihre schönen Schanzen und ihre feine Wagenburg zu verlassen und gegen die angreifenden Schweden umzuschwenken. Dann begann die Schlacht.
Sie dauerte Stunde um Stunde. Wie gewöhnlich war es kein richtig geordneter Kampf, sondern eher nur ein rhapsodischer Wirrwarr von Schwadronen und Brigaden, die ein ums andere Mal im Rauch aufeinanderprallten. Beide Seiten verfügten über große Kavallerieverbände, und diese waren bald in eins der blutigsten und ausgedehntesten Reitergefechte des ganzen Krieges verbissen – Schwadronen prallten für einige kurze, verwirrte Augenblicke aufeinander, während die wogenden Reiter (die Gesichter schwarz von Pulverstaub und weiß vor Schrecken) wild mit den Degen in die Luft hieben und ihre schweren Pistolen aufeinander abfeuerten: dann kämpften sie sich frei, wie Ringer, ordneten ihr Glied und ritten aufs neue an. Oft entschieden die Pferde über die Dauer der Schlacht. Sie hielten in der Regel nicht länger als vier, fünf Stunden Kampf durch, dann mußte der Verband aus dem Feuer genommen werden. Über dem Ganzen waren das Dröhnen der Schüsse, das Klappern der Harnische, das Splittern von Piken, das Wirbeln von Trommeln und die Silbertöne von Trompeten und Pfeifen zu hören, gemischt mit den Schreien der Verwundeten und Rufen der Kämpfenden. […] Banér selbst schrieb später in einem Brief, einen so »grausamen« Kampf habe er bis dahin noch nie gesehen.
Es fehlte nicht viel, und es wäre für die Schweden schlecht ausgegangen. Nicht genug damit, daß sie zahlenmäßig unterlegen waren: Banér hatte auch noch kurz vor der Schlacht seinen gesamten linken Flügel unter King auf einen langen und unerhört gewagten Flankenmarsch durch morastiges und waldiges Gelände geschickt; er sollte nach einiger Zeit im Rücken der Vereinigten auftauchen. Nur selten hatte ein General die Nerven, im Kampf ein so riskantes Manöver zu versuchen, aber Banér wagte es. Das Problem war nur, daß der linke Flügel ausblieb. Währenddessen wurden Banérs Verbände langsam von dem überlegenen Feind zermürbt. Die aus Nationalschweden bestehende Schwedische Brigade wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen und »fast ganz ruiniert«; von den 892 Männern des Verbands wurden fast zwei Drittel getötet oder verwundet. Die schwedischen Streitkräfte standen kurz vor dem Zusammenbruch, als ferner Kampflärm verkündete, daß King und die Männer des linken Flügels schließlich wieder zum Schlachtfeld gefunden hatten. Der Druck ließ sogleich nach, die Kaiserlichen wichen zurück, doch der einbrechende Abend setzte weiteren Kämpfen ein Ende.
Die beiden Heere biwakierten auf dem Schlachtfeld und entzündeten nur wenige hundert Meter voneinander entfernt ihre Lagerfeuer. Die Nacht wurde ruhig – nur vereinzelte Schüsse waren aus dem Dickicht zu hören; das waren die ständigen Begleiter der Schlachten, die Marodeure, die umherstreiften und die Toten und Verwundeten ausplünderten. Die anderen warteten auf den Tag und den Tod. In der Frühe des kalten Sonntagmorgens nahmen die schwer mitgenommenen schwedischen Verbände Aufstellung und rückten – sicher mit einem inneren Beben – aufs neue gegen die Höhen vor, die sie am vorhergehenden Tag vergebens zu erstürmen versucht hatten. Zu ihrer Verwunderung begegnete ihnen Schweigen. Die Sachsen und die Kaiserlichen hatten während der Nacht das Schlachtfeld verlassen. Sie fanden nur Reihen von verlassenen Kanonen (alles in allem 33 Geschütze; eins davon ein Dreipfünder, den Gustav Adolf 1631 seinen damaligen Verbündeten geschenkt hatte, der aber nun gegen die Schweden verwendet worden war; 24 der anderen waren schön gegossene Stücke mit Abbildungen von Wilden auf den Rohren), 180 Munitionswagen (ein Teil davon in tausend Stücke gesprengt, andere unbeschädigt und vollbeladen mit hochwillkommenem Pulver) sowie natürlich unglaubliche Mengen von Toten und Verwundeten. Ein Augenzeuge [Grimmelshausen; BW] beschreibt das Grauen des Schlachtfeldes wie folgt: Die Erde, deren Gewohnheit ist, die Toten zu bedecken, war damals am selbigen Ort selbst mit Toten überstreut, welche auf unterschiedliche Manier gezeichnet waren, Köpf lagen dorten welche ihre natürlichen Herren verloren hatten, und hingegen leiber, die ihrer Köpf mangleten; etliche hatten grausam- und jämmerlicher Weis das Ingeweid herauß, und andern war der Kopf zerschmettert und das Hirn zerspritzt; da sah man, wie die entseelten Leiber ihres eigenen Geblüts beraubet und hingegen die lebendigen mit fremdem Blut beflossen waren, da lagen abgeschossene Arm, an welchen sich die Finger noch regten, gleichsam als ob sie wieder mit in das Gedräng wollten, hingegen rissen Kerles aus, die noch keinen Tropfen Blut vergossen hatten, dort lagen abgelöste Schenkel, welche ob sie wohl der Bürde ihres Körpers entladen, dennoch viel schwerer worden waren, als sie zuvor gewesen; da sah man zerstümmelte Soldaten um Beförderung ihres Tods, hingegen andere um Quartier und Verschonung ihres Lebens bitten. Summa summarum: da war nichts anders als ein elender jämmerlicher Anblick !
Die nachsetzende schwedische Reiterei brauchte nur der Spur von verwundeten Soldaten, fortgeworfenen Kleidern, liegengelassenen Waffen und zu Bruch gefahrenen Troßwagen zu folgen, die nach Südwesten führte. Innerhalb weniger Stunden wurden große Teile des fliehenden Heeres zersprengt und auf den schmalen Wegen, die von Wittstock wegführten, niedergeritten; als man später die Beute zusammenzählte, waren unter anderem 151 Fahnen und Feldzeichen – die Ablieferung eines eroberten Feldzeichens wurde mit zwischen 10 und 30 Reichstalern belohnt, die Kanzlei des Kurfürsten, seine vergoldete Karosse sowie sein gesamtes Tafelsilber darunter“.[19]
Im September 1637 unterrichtete Rochow Dam Vitzthum von Eckstätt vom Marsch des schwedischen Generalleutnant Jacob King in Richtung Erfurt.[20]
Ende 1637 gab Dehn-Rotfelser, wahrscheinlich aus gesundheitlichen Gründen, seine militärischen Ämter auf und unterstellte sein Regiment Rochow. Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe[21] hält in seiner „Thüringischen Chronik“ fest: „Den 26. September [6.10.; BW] Billeben[22] und Rockensußra[23] von den Dehnischen und Rorhauwischen [im Original (falsche) Korrektur aus Rochauischen] geplündert worden“.[24] „Den 27. September [7.10.; BW] Holzsußra[25] von diesen Völckern geplündert worden. Eodem [die] habe ich noch sechs Roshauwische Reuter zu Guarden bekommen. Eodem [die] auch einen Ungerischen [Friedrich Unger; BW] Corporal mit zehen Reutern zur Guardia bekommen. Den 28. September [8.10.; BW] sind die zwey Regimenter, das Demische und Rorauwische [im Original (falsche) Korrektur aus Rochauischen] in das Amt Tonna[26] gezogen“.[27] „Den 11. November sind die churfürstlichen Dehnischen Regimenter von Kelbra[28] und Badra[29] in die Grafschaft Hohenstein[30] gezogen“.[31] „Den 15. November [25.11.; BW] sind die zwey churfürstlich sächsischen Regimenter, als das Dehnische und Rohauwische wieder aus der Grafschaft Hohenstein umb Sondershausen,[32] als zu Hachelbich,[33] Berka,[34] Jecha[35] und Bebra[36] ankommen. Den 16. [26.11.; BW] sind diese zwey churfürstliche Regimenter in der Nacht unversehens in das Amt Keula[37] kommen, haben gelegen zu Großbrüchter,[38] Kleinbrüchter,[39] Toba[40] und Urbach,[41] auch theils zu Schlotheim.[42] Den 17. [27.11; BW] sind diese Regimenter an denen Orten stille gelegen. Den 18. [28.11.; BW] Commissarius Fischer mit dem Jungen Wolf Schneidern anhero kommen. Eodem [die] sind diese Regimenter in das Amt Volkenroda[43] und in die Heylingen,[44] theils auch nach Bothenheilingen[45] gezogen“.[46] „Eodem [die] [24. 11./2.12.; BW] ein Rittmeister vom Dehnischen Regiment anhero kommen, deme wir vorspannen sollen, hat Krackeel geben. Eodem [die] hat auch der Obriste Rochaw Soldaten anhero geschicket und Vivers und Fourage begehret. Eodem [die] die Dehnischen und Rachauwischen zu Peukendorf[47] eingefallen und Meinem Gnädigen Herrn[48] Getreide genommen. Eodem [die] [24.11./2.12.1637; BW] haben wir einen Guarden nach Peukendorf gesandt. Eodem [die] [25.11.; 5.12.; BW] Rockensußra von den Demischen und Rochauwischen geplündert. Eodem [die] in der Nacht auch Peukendorf geplündert“.[49]
In der Thomas-Chronik heißt es zu den Kriegsereignissen um die freie Reichsstadt Mühlhausen:[50] „Den 28. Nov. [8.12.1637; BW] sind die beiden kursächsischen Regimenter zu Pferde, als das Dehnische und Rochauische, nachdem sie 10 ganzer Tage in den Mühlhäusischen Dörfern Quartier gehabt, wieder abgezogen, haben teils die Gebäude aus den Dörfern, weil die armen Leute nicht bei ihnen bleiben können, sondern entlaufen müssen, umgehauen und verbrannt“.[51]
Happe hält weiter fest: „Den 8. Dezember [18.12.; BW] etzliche reuberische Diebe von den Demischen und Rohauwischen über dreyßig Schweine alhier zu Ebeleben[52] genommen. Darunter ich [im Original Korrektur aus ist] eine schöne Sau und 2 Schweine mit verlohren“.[53] „Den 22. [1.1.1638; BW] haben die Demischen und Rohauwischen Bothenheilingen geplündert. Den 23. [2.1.1638] sind diese Regimenter aufgebrochen und nach der Naumburg[54] gezogen“.[55]
Am 5.1.1638 kam Rochow von Hinsdorf[56] und Qualendorf[57] nach Dessau.[58] „Die Häuser unter dem Rat erhielten 3 und 4 Mann Einquartierung; das Fleisch war sehr knapp und teuter“.[59]
Im 6.5.1639 wurde Rochows Regiment in Dresden reformiert, in vier Kompanien eingeteilt und mit dem Leibregiment Dietrich von Taube vereinigt, das unter der Führung des Obristleutnants Hans Friedrich von Knoch stand.[60]
Das „Theatrum Europaeum“[61] berichtet zu 1641: „Wir wollen nunmehr von Chur-Sächs. Consiliis und Fürhaben welche auff Schlesien und Laußnitz abgesehen / und zwar erstlich vom Gen. Lieutenant Arnheim [Arnim; BW] hier zum Anlaß nehmen / dessen Intention vermuthlich gewesen auff Schlesien / und eins vom andern dependiret / die Schweden zu dämpffen und successivè auß dem Römischen Reich / oder biß an die Seekanten zu treiben / vielleicht auch von Franckreich zu separiren / dabenebens Chur-Sachsen starck zu machen / und zum Frieden im Reich dardurch auffs wenigste viel / wo nicht alles / zu befördern / die Chur-Pfältzische Prätendenten / mit Ihrer Majest. Reputation postliminio also zu reduciren / daß sie in Gehorsam bleiben können / und was dieser Consequentien mehr gewesen seyn mögen : So alles auff einer neuen Union, neuer Werbung / und eintzigem glücklichem Treffen bestehen solen / durch dasselbe zu allem mehrerem Guten Thür und Thor zu öffnen.
Zu dem Ende hat der von Arnim schon voriges Jahr / nachdem er der Schwedischen Gefangenschafft glücklich entgangen / das Seinige zu consultiren und practiciren angefangen / und ist successivè nichts ohne Käiserl. Maj. Vorwissen vorgenommen / doch alles in grosser Geheim gehalten worden. Erst im Januario diß Jahrs in Preussen / wo nicht gar bey Polen gewesen / hat ohne Zweiffel seine Consilia zu erkennen geben / und ist den 1. 11. Februarii durch Ober-Schlesien auff die Sittau[62] / zu Dreßden wieder ankommen.
Die Reise gienge nach verrichter Relation den 6. 16. Februarii bald weiters fort / auf Hall[63] / Magdeburg[64] und Hamburg zu / und war solches der rechte Weg nach Dennemarck / der Ruckweg nach Bremen:[65] Der von Arnheim aber wendete sich von Magdeburg auff Schöningen[66] / von dannen zu Herzog Augusto nach Braunschweig[67] / und wurde vorgegeben es sollte von dannen der Weg auff Bremen und Hamburg zugehen / Bremen zu einer Werbung von 12000. Mann zu bewegen.
Hertzog Frantz Albrecht von Sachsen-Lauenburg war schon im Vorschlag ein Feld-Marschall zuseyn / und wollte der von Arnheim das Gelt zur Werbung 16000. Mann herschiessen / nur daß ihme die Wiederzahlung auff Land und Leute / als etwa in Schlesien versichert würde. So viel ließ man von dieser geheimen Sache / um den 16. 26. Februarii offenbar werden; Und war Hertzog Frantz Albrecht ums Ende Februarii styl. vet. sampt dem Käis. Kriegs-Rath Johann Baptista Kielman zu Dreßden ankomen / auch waren Obr. Krackau [Krockow; BW] / [Hans v.; BW.] Rochau / und [Dietrich v.; BW] Kracht ohne das schon in loco vorhanden.
Solches war am Käiserlichen Hof in geheim schon proponiret / und sehr wol von dem von Arnheimb gesprochẽ unter dem Dafürhalten / daß kein besserer gefunden werden könnte / als er / dem Schwedischen Wesen einen Stoß zu geben / darum ihme das Generalat und Præ / vor einem Catholischen / wol zugönnen sey.
Um den 10. 20. Martii waren Hertzog Albrecht und der von Arnheim in Tractation gemeiner Sache / die gleich so weit so weit schon offenbar worden / zu Schöningen beysammen / von denen man / daß sie allbereit in Käiserlicher / Chur-Sächsischer und Brandenburgischer Bestallung seyen / gehalten / unter denen der Obrist Booth [Hermann Bothe; BW] seine Werbung zu Hamburg schon schon angefangen hatte / und diß Orts viel Cavallier sich aufhielten / die auff Käiserliche Bestallungen / unter dem von Arnheim warteten : der auch nach Hamburg / aber nur in der Stille kam / seinen Weg zum König in Dennemarck nehmend / welcher aber nicht zu Coppenhagen[68] / sondern zu Bergen[69] in Norwegen sich befande / den jüngst beschehenen Feuer-Schaden zu besichtigen.
Der Käiserliche Kriegs-Rath Kielman war um den 19. 29. Martii noch zu Dreßden / Hertzog Frantz Albrecht und Arnheim waren auch wider dahin kommen / und wurde fleissig Kriegs-Rath gehalten. Damals kam heraus / daß der von Arnheim über das Käiserl. Volck in Schlesien / und das Chur-Sächsische / mit Plenipotentz als ein Generalissimus, doch nur unter vorigem Prædicat eines Gen. Lieutenants / Hertzog Frantz Albrecht Feld-Marschall seyn / und Chur-Brandenburgisch Volck auch darzu stossen solle / vermittelst dessen allen und neuer Werbung von 6. Regimenter / man auch künfftig Johannis eine Armee von 20000. Mann beysammen haben möge : darum Käiserlich-Sächsisch- und Brandenburgisch Volck um den 24. Martii styl. vet. zu Wittenberg[70] zusammengeführet / und zu Dreßden eine Artolleria gerüstet wurde / der Sache einen Anfang auff weitern Progreß zu machen / und wenigstens das Volck interim zu recuperation deß Verlohrnen zu gebrauchen.
Der von Arnheim leistete hierauff Chur-Sachsen sonderbare neue Pflicht : Die Obristen Güstron [Henning v. Gristow; BW] / Krackou [Krockow; BW] / Rochou / Mitzlaff / Hungar [Unger; BW] / Kracht und andere andere Officirer / waren Werbens und Recruten halben zu Dreßden gegenwärtig / und hatten der ihrigen auffs Werben schon außgeschicket / und ehe es an Volck mangeln sollte / wollte man es in England suchen.
Als alles wol beschlossen war / nahme Frantz Albrecht seinen Weg auff den Reichs-Tag nach Regenspurg[71] / davon Relation zu thun / deme der Kaiserl. Abgesandte und Kriegsrath Herr Kielman / erst über etliche tage / um den 29. Martii styl. vet. nachfolgte“.[72]
Mitten in den Feldzugsvorbereitungen im Frühjahr 1641 verstarb Arnim in Dresden. Das „Theatrum Europaeum“ berichtet dazu: „Dergestalt hatte man nun alles nach menschlicher Fürsichtigkeit / Willen und Gutbedüncken / in seine Verfassung gebracht / und hätte der vorgesetzte Zweck seinen Effect vielleicht wol erreichen mögen : Es wurde aber Arnheim den 18. 28. Aprilis so schnell kranck / daß er communiciret / mit dessen Kranckheit es um den 23. ejusdem styl. vet. so besorglich stunde / daß man auß Dreßden schriebe : GOTT helffe ihm : Er hatte zwar den neuen Mond / und die damahlige Finsternüß überlebt / daß man zu seiner Reconvaleszenz Hoffnung hatte / doch muste er in seiner ansehnlichsten Dignität bey so wichtigem Rathschlag die Schuld der Natur bezahlen / und den 18. 28. Aprilis Mittag um 12. Uhren zu Dreßden diese Welt verlassen : und war bey seinem Ableiben das Werck dahin gerichtet / daß solches Hertzog Frantz Albrecht contiinuiren sollte / worzu Käiserl. Majest. nachmals consentiret / und haben Seine Fürstl. Gnaden wie vor oben bey Schlesien und Laußnitz erzehlet / eine gute Prob diß Jahrs schon sehen lassen : Diweiln wir aber noch nicht am rechten Ende darmit seyn / und noch immer dubius belli eventus bleibet / auch die Formation deß beschlossenen Corporis, consequenter die angefangene neue Werbung zurück biß dato geblieben / darzu noch der Chur-Brandenburgische Staathalter Herr Adam Graf von Schwarzenburg den 14. Martii vor dem von Arnheim / am halben Schlag und Fieber / oder wie andere vorgeben / gehlingen Todes gestorben / und bald nach Arnheim Hertzog Georg zu Lüneburg / alsdann auch Herr Banner mit Tode abgangen / hat sich hierauff eine grosse Enderung hinc inde erzeiget.
Den 25. Julii styl. vet. wurde Herr General-Lieutenant von Arnheim in die Creutz-Kirch zu Dreßden solenniter begraben / und folgte der Leich zuforderst Ihre Churfürstl. Durchl. benebenst derselben Hertzog Frantz Albrecht von Sachsen-Lauenburg : auff diese die 4. Churfl. Printzen : nach denselben die gantze hoffstatt. Auff solche der Obriste von Arnheim / Obriste Rochau / Güstron [Gistrow; BW] / Gen. Commissarius von Schleunitz [Joachim v. Schleinitz; BW] / nach solchen andere mehr hohe Officirer : Alsdann die churfürstl. Cammer- und Hof-Räthe sampt vielem Adel vom Land : Auch haben dabey unterschiedliche compagnien von den Churfürstl. Leib-Regiment zu Roß und Fuß in ihrem Gewehr auffgewartet, Anderer Solennitäten mehr zu geschweigen“.[73]
In der Thomas-Chronik ist festgehalten: „D. 9. Sept. [12.9.1644; BW] ist Dr. Lehmann, Syndikus, und H. Georg Adam Strecker nach Erfurt[74] des Magazins halber geschickt, haben mitgebracht, daß diese Stadt auf die nächstkünftigen drei Monate, als September, Oktober und November jedesmal 400 Rtlr. dem Rochauischen Regiment geben sollen. Item dem Oberstleutnant Rosenkranz für Fütterei monatlich 60 Rtlr. und fürs Magazin, so auf Geld veraccordiret worden 900 Rtlr., jedesmal 300 Rtlr. monatlich zu bezahlen, dazu dem Rochauischen Regiment 120 Rtlr. Heugeld assigniret worden. Hierbei hat ein jeder vernünftiger Mensch zu ermessen, wie mächtig starke Vorbitte die Abgesandten für die arme bedrängte Bürgerschaft der begehrten Linderung halber eingeleget haben, da man zuvor monatlich nur 500 Rtlr. gegeben hat und sich beschwert, daß man es hinfort nicht geben könne. Den 5. Sept. [15.9.; BW] sind obige Herren Abgesandten wiedergekommen“.[75] „Im Herbst und Winter zog uns die unglückselige Nachbarschaft von Erfurt und die Nähe von Gotha,[76] Weimar[77] und Eisenach,[78] wo der Schwedische Oberfeldherr Torstenson Winterquartier nahm, wieder eine starke kostspielige Schwedische Einquartierung zu. Am 11. September rückte ein Schwedisches Regiment unter dem Obristen von Rochau sammt dem ganzen Stabe in Langensalza[79] ein; dieß blieb 16 Wochen lang bis zum 4. Januar 1645 liegen, und wurde der Stadt abermals ein Aufwand von vielen tausend Thalern zugezogen, denn die Cavallerie tauschte ihre schlechten Pferde gegen die Besten in der Stadt aus, und die sämmtliche Mannschaft mußte noch überdieß neu montiert werden“.[80]
[1] L’Homme de Courbière, Geschichte, S. 35 ; ROCHOW, Nachrichten, S. 74-84.
[2] Vgl. Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf.: Oberst Hans von Rochow an Fürst August von Anhalt-Plötzkau, Zerbst 1635 (Nr. 88).
[3] Taubenheim, heute Ortsteil von Triebischtal [LK Meißen].
[4] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[5] Dölau, heute Stadtteil von Halle/Saale.
[6] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.
[7] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.
[8] Plessow, heute Ortsteil von Werder (Havel) [LK Potsdam-Mittelmark].
[9] Kaschau [Košice]; Königreich Böhmen; ungarisch Kassa, romani Kasha, neulateinisch Cassovia, französisch Cassovie), Stadt in der Ostslowakei, nahe der Grenze zu Ungarn am Fluss Hornád.
[10] Stülpe, heute Ortsteil von Nuthe-Urstromtal [LK Teltow-Fläming].
[11] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab August 2012).
[12] Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. Happes Zahlen liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen.
[13] Schlacht bei Liegnitz am 13.5.1634: Die kursächsische Armee unter Generalleutnant Hans Georg von Arnim schlug die Kaiserlichen unter Generalmajor Johann von Götz und Feldmarschall Rudolf von Colloredo: Die Kaiserlichen büßten 40 Fahnen, die gesamte Artillerie und 4000 Tote ein. Auch in dem mittlerweile wieder schwedisch besetzten Osnabrück wurde dieser Sieg entsprechend gefeiert, wie der protestantische Chronist Bellinckhausen berichtet; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 281 f.
[14] WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 220. Dessau [Stadtkr. Dessau]; HHSD XI, S. 77ff.
[15] Staßfurt [Kr. Calbe/Staßfurt]; HHSD XI, S. 443ff.
[16] SCHERER, Sächs. Regimenter, Nr. 22. Vgl. neuerdings SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab März 2012).
[17] Wittstock [Kr. Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff.
[18] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.
[19] ENGLUND, Verwüstung, S. 157ff.
[20] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 41; Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[21] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[22] Billeben [Kyffhäuserkreis].
[23] Rockensußra [Kyffhäuserkreis].
[24] HAPPE II 178 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[25] Holzsußra [Kyffhäuserkreis].
[26] Tonna [Kreis Gotha].
[27] HAPPE II 179 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[28] Kelbra [Kreis Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 236f.
[29] Badra [Kyffhäuserkreis].
[30] Honstein, Burg [Gem. Neustadt, Kr. Nordhausen]; HHSD IX, S. 205f.
[31] HAPPE II 164 r – 164 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[32] Sondershausen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 402ff.
[33] Hachelbich [Kyffhäuserkreis].
[34] Bad Berka [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 27f.
[35] Jechaburg [Kyffhäuserkreis], HHSD IX, S. 214f.
[36] Bebra [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 41.
[37] Keula [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 233.
[38] Großbrüchter [Kyffhäuserkreis].
[39] Kleinbrüchter [Kyffhäuserkreis].
[40] Toba [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 441.
[41] Urbach [Unstrut-Hainich-Kreis]
[42] Schlotheim [Unstrut-Hainich-Kreis], HHSD IX, S. 385.
[43] Volkenroda; Kloster [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 453ff.
[44] Kirchheilingen [Unstrut-Hainich-Kreis].
[45] Bothenheilingen [Unstrut-Hainich-Kreis].
[46] HAPPE II 165 r – 165 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[47] Peukendorf [Kyffhäuserkreis].
[48] Christian Günther I. Graf zu Schwarzburg-Hohenstein [1578-1642].
[49] HAPPE II 178 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[50] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.
[51] JORDAN, Mühlhausen, S. 258f.
[52] Ebeleben [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 84f.
[53] HAPPE II 180 v – 181 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[54] Naumburg [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.
[55] HAPPE II 183 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[56] Hinsdorf, heute Ortsteil von Südliches Anhalt [LK Anhalt-Bitterfeld].
[57] Quellendorf, heute Ortsteil von Südliches Anhalt [LK Anhalt-Bitterfeld].
[58] Dessau [Stadtkr. Dessau]; HHSD XI, S. 77ff.
[59] WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222.
[60] SCHERER, Sächs. Regimenter, Nr. 13.
[61] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.
[62] Zittau; HHSD VIII, S. 371ff.
[63] Halle i. W. [LK Halle/Westf.], HHSD III, S. 282.
[64] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[65] Bremen; HHSD II, S. 69ff.
[66] Schöningen [Kr. Helmstedt]; HHSD II, S. 419f.
[67] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.
[68] Kopenhagen [Seeland]; HHSDän, S. 102ff.
[69] Bergen [Prov. Hordaland].
[70] Wittenberg [Kr. Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.
[71] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[72] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 580f.
[73] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 581.
[74] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[75] JORDAN, Mühlhausen, S. 258f.
[76] Gotha; HHSD IX, S. 151ff.
[77] Weimar; HHSD IX, S. 473ff.
[78] Eisenach [Kr. Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.
[79] Bad Langensalza [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 33ff.
[80] GÖSCHEL, Langensalza, S. 64.