König, Albrecht Nikolaus, gen. von Mohr; Obristleutnant [5.1.1600 – 19.7.1637] Der katholische Schweizer, von Jesuiten erzogen, war ein Halbbruder von Franz Peter König.
Im August 1623 war er in Schlesien stationiert und diente als Fähnrich in einer der beiden Leibkompanien des Kaiserbruders, Erzherzog Karl, Bischof von Breslau und Brixen, und ging auf dessen Befehl nach Neisse.[1]
Ende August 1625 wandte er sich aus Kirchberg an Collalto, um Nachfolger Coroninis als Obristleutnant zu werden.
Am 25.4.1626 nahm er unter dem Befehl Wallensteins[2] an der Schlacht an der Dessauer Brücke[3] teil. Im September war er Obristleutnant über 500 Reiter im Regiment Gabriel Pechmann von der Schönau. Anscheinend hielt er sich in der Gegend von Olmütz[4] auf. Anfang März 1627 musste er sich allerdings vor einrückenden Schweden aus seinem Winterquartier zurückziehen.
„Obristlieutenant Albert König, von Mohr genannt,“ lehnte am 30.8.1628 die Bitte des Stadtrats von Würzburg[5] um Quartierverschonung für das Gut des lutherischen Lorenz Bandorf in Bergrheinfeld[6] ab. Am 8.1.1629 berichtete Bandorf, er habe König – der vor 10 Tagen mit seiner Kompanie abgedankt worden sei – 20 Wochen lang wöchentlich „3 Metz Haber, 18 Pfd. Brot, 72 Pfd. Heu neben ettlichem Gelde“ kontribuieren müssen.[7]
Spätestens ab 1628 erscheint er als Obristleutnant im kaiserlichen Regiment Rudolf Graf Colloredo.[8] Im Frühsommer 1629 scheint er auch als Kriegskommissar amtiert zu haben. Im September hielt er sich mit einer Kompanie in Köln auf. 1630 nahm er an der Erstürmung und Plünderung Mantuas teil.[9] 1631 kehrte Albrecht Nikolaus nach Freiburg zurück.
Anfang 1631 wurden sein Bruder und er in den Freiherrnstand erhoben. In einer Kaminplatte werden beide als „Freiherrn von und zu Billens,[10] Herren zu Hennens und Villariaz“[11] tituliert.[12]
1632 nahm er an den Kämpfen an der Alten Veste[13] gegen Gustav II. Adolf teil. Er kämpfte auch bei Lützen,[14] musste sich nach der Schlacht nach Kuttenberg[15] zurückziehen.
„Am 4. August 1633 war der Befehl Wallensteins an den Feldmarschall [Holck; BW][16] ergangen, ‚allda dem Feind eine diversion zu machen‘, damit der ‚Kurfürst zu Sachsen desto ehender den Frieden zu suchen verursacht werden wird‘ (Droysen/Holcks Einfall in Sachsen etc.; Hallwich, ADB 12, S. 743, nennt den 11. August als Datum des Einmarschbefehls). Einer der Hauptgründe war freilich, daß die Verpflegungssituation der in Böhmen um Eger,[17] Pilsen[18] und Brüx[19] liegenden kaiserlichen Regimenter unhaltbar geworden war, und man sich von einem Zug nach Sachsen Verbesserung erhoffte. Tatsächlich stand auch der Plan, die Expedition nach Leipzig[20] auszudehnen und dort reiche Beute zu machen, von Anfang an fest. Holk beeilte sich deshalb, die an der Grenze Böhmens stehenden Regimenter zusammenzuziehen, um auf Wallensteins Befehl hin ‚unversehener Weise etwas zu tentiren, Chemnitz,[21] Freiberg[22] und Zwickau[23] berennen zu lassen, dass wir zu leben können haben und, ehe Volk dahin einkommt, sie zu überraschen‘ (ebd.).
Der Angriff auf Sachsen begann am Sonntag, dem 14.8., in drei Hauptstoßrichtungen mit drei getrennten Truppenabteilungen, welche sich am 15. und 16.8. in Zwickau vereinigen sollten, um dann über Altenburg[24] weiter nach Leipzig zu ziehen. Während das Korps unter dem Feldmarschall-Leutnant Melchior von Hatzfeld über Hof[25] und Plauen[26] Zwickau erreichen sollte, hatte der östliche Heeresteil unter dem Obersten Franz von Ulfeld die Aufgabe, auf Freiberg, die Gebiete vor Dresden[27] und Chemnitz vorzudringen, während das Hauptheer unter Holk von Joachimsthal (Jáchymov),[28] wo ‚Rendezvous‘ gehalten worden war, auf direktem Wege über Schwarzenberg,[29] Aue[30] und Schneeberg[31] Zwickau erreichen sollte. Hatzfeld, welcher die leichte Reiterei und die Kroaten befehligte, war in Eger aufgebrochen und zog zunächst über Hof nach Adorf:[32] ‚[…] zu Hof, Wunsiedel[33] und andern Orten haben sie alle Thor zerhauen, dann keine Stadt mehr versperrt sein soll‘. Am 15. August rückte Hatzfelds Korps von Adorf gegen Oelsnitz[34] vor, welches am 16.8. kapitulierte[,] woraufhin das dortige Schloß in Brand gesteckt wurde, schließlich nach Plauen, welches am gleichen Tag besetzt, die Stadt
geplündert und die Tore ausgebrannt wurden. Weiter ging die Spur der Verwüstung nach Mylau[35] und Reichenbach[36] und schließlich über Reichenbach nach Werdau.[37] Werdau, ‚wo sie die Rathspersonen und sonderlich Bürgermeister Sausen mit Radeln[38] heftig marterten, wurde gänzlich ausgeplündert, Stollberg von einem Reiterhaufen erst gebrandschatzt, dann doch in Brand gesteckt. Mehrere Rathsherren, die kurz zuvor das Geld beigeschafft hatten, wurden mit Stroh verbrannt‘. (Droysen/Holck etc.). In Zwickau, welches, von der Pest entvölkert, widerstandslos eingenommen wurde, war die Vorhut bereits am 16.8. eingetroffen, während die letzten Kompanien erst am 17.8. Plauen verließen.
Der Oberst Franz Graf von Ulfeld war am 14.8. mit 24 Kompanien Reitern, den Dragonern und einem Kroatenregiment aus dem Gebiet von Dux[39] (Duchcov) und Brüx (Most) in Böhmen aufgebrochen. Bereits am 15.8. zeigten sich einige seiner Reitertruppen vor Freiberg, allen voran die Kroaten unter dem Obersten Daniel Beygott, ‚eine fast längliche Person mit einem rotgülbligten Barte, so doch gut Deutsch geredt‘. Freiberg weigerte sich aber, seine Tore zu öffnen, weshalb Ulfeld, der sich nicht zu lange verweilen wollte, seinen Weg weiter nach Chemnitz nahm, welches am 16.8. aufgefordert und eingenommen wurde.
Altenburg wurde am Abend des 17.8. (Mittwoch) von einem 3000 Pferde starken Reiterkorps, bestehend aus den Regimentern Hatzfeld, Neu-Piccolomini, Bredau [Breda; BW] und Orossy [Orosi; BW] unter dem Hatzfeldischen Obersten Hans Rudolf von Bredau überfallen, welcher mit seinen Regimentern von Plauen über Reichenbach und Crimmitschau[40] gleich weiter in Richtung Altenburg vorgedrungen war: ‚[…] da ging alsobalden die scheckliche Plünderung an allenthalben. In welchen Häusern niemand vorhanden, denen haben sie zehn Mal so arg mitgefahren; wo Bier in Keller gewesen, ist dasselbe weggelassen worden; der Hausrath zerstümmelt auf die Gassen geworfen und zertreten […]. Wohl in die hundert Leichen sind anitzo zu begraben, weil gestern und vorgestern niemand hat begraben werden können. Vorgestern ist auch dem Lazaristen[41] das Pferd, so die leichen hinaus geschafft, auch gestohlen und dessen Wärter entlaufen. Jetzo hat man mit grosser Mühe ein anderes geschafft‘. (Droysen/Holcks Einfall in Sachsen etc.). Nach der Aussage des Theatrum Europaeum[42] (Bd. III, S. 109), welches den Einfall in Altenburg drastisch, jedoch in üblicher Manier etwas propagandistisch übersteigert schildert, waren die kaiserlichen Truppen ‚gantz plötzlich und unversehens mit vier Tausend Pferdten allda ankommen / alles geplündert / die Weibs-Personen zu todt geschändet / und die Mannspersonen zu todt geschraufft / geprügelt / und auff allerley Marter und Weis getödtet. Kirchen / Schulen / Pfarrhäuser wurden geplündert […], die Todten wurden aus den Särcken geworffen / die Weiber ranzioniert und geschändet / Tafeln und Flügel aus der Kirchen genommen / der Syndicus erschlagen / die Apothecken in grund verderbet [usw.]‘.
Leipzig erreichte man bereits in der Frühe des 18. August. Nachdem am 21.8. der Feldmarschall Holk und Feldzeugmeister Rudolf Graf Colloredo mit der Artillerie eingetroffen waren, wurde die Stadt von Mitternacht an 12 Stunden lang heftig beschossen, so daß am 22.8. ein Akkord abgeschlossen und die Stadt übergeben wurde. Leipzig mußte 70.000 Reichstaler Ranzion erlegen und eine große Menge an Handelswaren, welche die Kaufleute in der Stadt zurücklassen mußten, fiel in die Hände der kaiserlichen Truppen. Lediglich die Pleissenburg, auf welcher der kursächsische Oberstleutnant Christoph von Trandorf befehligte, konnte sich den Eindringlingen widersetzen. (Chemnitz II, S. 121; Krebs/Hatzfeld, S. 271 nennt August Adolf von Trandorf)“.[43] Anfang Februar 1634 wurden Versuche unternommen, Albrecht Nikolaus die Stelle des tödlich verunfallten Obristen Konrad Böhm zu verschaffen, was aber wegen der Vorgänge um seinen Bruder keinen Erfolg hatte.
Am 28.5.1634 wies König als Obristleutnant im kaiserlichen Regiment Rudolf Graf Colloredo die ihm unterstehenden Kompanien Bellarifa, Villari, Neuhaus und Stoffel an, ihre Verpflegung, Servis und Fourage von den Gütern des verhafteten Hans Ulrich von Schaffgotsch zu beziehen. Insgesamt wurden 1552 fl. wöchentlich auf jede Kompanie erhoben, obwohl von den Gütern schon mehr al 60000 fl. für das Regiment gezahlt worden waren und er den Unterhalt für die Kompanien außerdem nochmals zu Liegnitz[44] erhob.[45]
[1] Neisse [Nysa]; HHSSchl, S. 331ff.
[2] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.
[3] In der Schlacht an der Dessauer Brücke am 25.4.1626 besiegte Wallenstein die mansfeldisch-weimarischen Truppen unter Ernst von Mansfeld und die dänischen Kontingente unter Johann Ernst von Sachsen-Weimar und drängte sie über Schlesien und Mähren bis nach Ungarn ab. Vgl. WESELOH, Die Schlacht, S. 135ff.; WÜRDIG, HEESE, Dessauer Chronik, S. 197ff.
[4] Olmütz [Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.
[5] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[6] Bergrheinfeld [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 86f.
[7] Vgl. HÖRNES, Die Rathscapelle im Grafeneckhard, S. 432f.
[8] Lebensdaten aus der genealogischen Übersicht im Anhang von VILLIGER; STEINAUER; BITTERLI, Im Galopp. – weitere Angaben zu ihm: a. a. O., S. 97ff.
[9] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas, S. 46f.
[10] Billens-Hennens [Schweiz, Kanton Freiburg].
[11] Villariaz, heute in Vuisternens-devant-Romont [Schweiz, Kanton Freiburg] eingemeindet.
[12] VILLIGER; STEINAUER; BITTERLI, Im Galopp, S. 98f.
[13] Alte Veste [Gem. Zirndorf, LK Fürth]; HHSD VII, S. 14. Vgl. MAHR, Wallenstein vor Nürnberg; ENGERISSER, Von Kronach, S. 108f. (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[14] Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff.
[15] Kuttenberg [Kutná Hora]; HHSBöhm, S. 307ff.
[16] Vgl. ARENDT, Faktotum.
[17] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[18] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[19] Brüx [Most]; HHSBöhm, S. 79ff.
[20] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[21] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[22] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.
[23] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[24] Altenburg [Kr. Altenburg]; HHSD IX, S. 6ff.
[25] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[26] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.
[27] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[28] Sankt Joachimsthal [Jáchymov; Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 540ff.
[29] Schwarzenberg; HHSD VIII, S. 328f.
[30] Aue; HHSD VIII, S. 10ff.
[31] Schneeberg; HHSD VIII, S. 320ff.
[32] Adorf [Kr. Oelsnitz]; HHSD VIII, S. 1f.
[33] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.
[34] Oelsnitz [Kr. Stollberg]; HHSD VIII, S. 263f.
[35] Mylau [Kr. Reichenbach]; HHSD VIII, S. 240f.
[36] Reichenbach; HHSD VIII, S. 298f.
[37] Werdau; HHSD VIII, S. 357f.
[38] raiteln, reuteln: zügeln, züchtigen, quälen, insbesondere foltern. Bei dieser Foltermethode wurde ein Strick um die Stirn oder den Unterleib gelegt und mittels eines Holzpflocks zusammengezogen. Am Unterleib traten auf diese Weise die Gedärme hervor. Am Kopf traten die Augen aus den Höhlen, die Kopfhaut wurde eingeschnitten und am Ende brach, so wird berichtet, die Schädeldecke. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing: „Diese ‚Tortur’ besteht darin, dass sie ihrem Opfer den Kopf bis zur Stirnhöhe (cerebrotinus) mit einem Bündel Seiden- oder Leinenfäden, die sie zu einer Schnur drehen, umwinden. Dabei pressen sie durch immer strafferes und strengeres Herumdrehen die Hirnschale immer fester und so lange zusammen, bis die Augäpfel mehr und mehr aus den Augenhöhlen hervorquellen und in abscheulicher Weise herausgetrieben werden“. SIGL, Wallensteins Rache, S. 151.
[39] Dux [Duchcov, Bez. Teplitz]; HHSBöhm, S. 118f.
[40] Crimmitschau [Kr. Werdau]; HHSD VIII, S. 53ff.
[41] Die Lazaristen, auch Vinzentiner, (lat.: Congregatio Missionis, CM) sind ein katholischer Männerorden, der 1625 vom heiligen Vinzenz von Paul für den Dienst an den Armen in Paris gegründet wurde.
[42] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.
[43] ENGERISSER, Von Kronach, S. 187ff. (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[44] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff.
[45] Vgl. KREBS, Hans Ulrich Freiherr von Schaffgotsch, S. 204: „Albert König, Freiherrn auf Billersdorf“ – [recte: Nikolaus Albrecht König Freiherr von und zu Billens (Billens-Hennens; Kanton Freiburg) und Villariaz (Kanton Freiburg)]. Ich danke Herrn Uwe Volz für seine Hinweise.