Schlieben [Schliebe], Daniel von; Obristleutnant [1580 – 15.8.1649] Daniel von Schlieben, Herr auf Botzau [Bogaw ?[1]], Schlieben war kursächsischer Hauptmann und Obristleutnant.
Er führte eine Freifahne (Fendl) im kursächsischen Leibregiment zu Fuß, kommandiert von Obrist Dietrich von Taube.[2] Ein Fendl umfasste nach dem Stand von 1627 ca. 300 Mann, davon 100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere, 20 Rundschildner.[3]
Am 10.9.1633 erhielt Taube die Bestallung zum Obristen des Leibregiments zu Fuß. Drei Freifahnen wurden unter dem Befehl des Daniel von Schlieben, Claus von Taube, am 13.4.1631 bereits ernannt, und am 4.5.1631 in Mühlwerck[4] errichtet, und Albanus von Brandenstein, am 16.4.1631 ernannt, geführt; drei markgräfliche Fähnlein waren am 27.7.1631 errichtet worden. Zwei Fendl unter den Hauptleuten Thimmel und Boldbach, formierten am 28.9.1631 in Leipzig,[5] Der Chef des Leibregiments war Johann Georg I. von Sachsen.[6]
Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611 – 11.12.1688][7] erwähnt ihn unter 1641: „Der Obrist-Leutenandt Schlieben, mit seiner und hauptmann Krausens Freyfahne 328 Mann starck, wahren 9 wochen in Freyberg[8] gelegen und hatten gekostet 5182 thl., die musten den 6. Januar nach Chemnitz,[9] und die 3 Compagnien Trajoner, die in Chemnitz gelegen wahren, musten den 28. Januar nach grosenhain,[10] darvon bald 1 Compagnie wieder zuerück ginge und sich in Chemnitz legte“.[11]
Im Juni 1641 wurde Zwickau[12] von den Kaiserlichen erobert, wie Lehmann berichtet: „Uber der Schwedenflucht wahr große freude in Böhmen und in Meißen, daß der Churfürst den 27. Martii zue Dresden[13] ein Freudenfest hielte und die stucke ließ losbrennen und praeparatoria machen, die Schweden auß Zwicka zue jagen, Wie den auch von keyßerlichen Sich der Obrist [Friedrich Conrad; BW] Spiegel mit 5 Regiementern, Nicolaischen und [Hans Abraham v.; BW] Gersdorfischen trouppen erst darfür geleget, die umb Werda[14] an der Pleiß logirten und Zwicka von ferne blocquirten. Die Schwedische besazung in der Stadt achtete des nichts, sondern fiel den 12. April in Glauche,[15] plünderten des Nachts 3 stunden lang auß und nahmen weg Pferde, viehe, gedreit, Victualien und, was Sie kunten fortbringen, kahmen darmit Sicher den 13. April früe ein. Den 11./12. Maii kam darfür General-Wachmeister Alexander Freyherr von Borri mit etlichen Regiementern zue Roß und Fuß, ein Regiement de Sove [Soye; BW], 1 regiement des Nicolai, 4 Compagnien [Rudolf; BW] de Coloredo, 1 Compagnie des [Maximilian v.; BW] Wallensteins, 1 Compagnie von Borri, 300 Pferde von Buchheim [Puchheim; BW] und Mißlich [Mislík; BW], 300 Trajoner von Gallas und Geleen, 300 Pferde Saxische. Das stellete er nach-Mittag umb 5 Uhr in Bataglia[16] vor Zwicke und schlag das lager an dem ort, wo der Unger vorn jahr gelegen. Des abendts branden die Schweden die Lerchenmühl ab. Mann sahe auch mehr feuer. Den 16. Mai brandte Oberhohndorf[17] ab, am 18. huius halb Planitz;[18] an den tag kahmen 4 halbe Carthaunen an von Dresden mit einer Compagnie Trajoner von Grosenhain. Den 19. folgten 4 falconen mit 1 Compagnie Pferde von Radeberg,[19] an den tag machten die keyßerlichen 3 schantzen vor der Statt, eine vorn Frauenthor, die andere Osterstein[20] gegenüber, die 3. uff den Holzanger. Den 22. Maji kahmen die 2 Freyfehnlein von Chemnitz und den 25. huius 8 Compagnien von Schleinizischen [Joachim v. Schleinitz; BW] darüber. Den 24. Maji branden die Schweden die Schneide- und Pulvermühle weg und hieben alle beume umb vor der Stadt. Den 1. Junii steckten Sie an die Walck-Mittelmühle und die heußer auf den graben an. So lange aber die Schweden die Schloßmühle, die 9 gänge hat, behielten, kunten Sie der Statt nichts anhaben, welche die belägerer den 2. (12.) Junii mit sturm wegnahmen. Den 28. Maii hatten Sie von Dresden mehr stücke bracht, 2 gantze und 4 halbe Carthaunen, 6 flacianer,[21] 3 Feuermorsel, viel Munition; darauß schoßen Sie auf einen tag binnen 4 stunden 232 mahl auf die stadt, daß mans hier allezeit bobern gehöret. Es kahmen auch mehr völcker darfür, Ertzherzogliche, Beyerische und Saxische, von Duc de Savelli und Grafen von Suys, daß Sie vor der stat starck lagen 5000 zue fuß und 3000 zue roß. Die machten 20 000 schantzkorbe und So viel faschinen.[22] Den 6. Junii wurde hefftig geschoßen, 3 Minen gemacht und der Statt so hefftig zuegesezt, daß die Schweden den 7. Junii parlirten, und muste sich die besatzung auf discretion ergeben, des Obristen Johann Beers Reuter absitzen, Standarten, Pferd und Obergewehr zuerücklaßen, des Obristen Hans Heinrich von Schlieben regiement zue fuß aber nur die fehnlein von sich geben, zogen den 9. Junii auß und wurden nach ihrer Armee convoirt: Die Stat aber mit den 2 Freyfehnlein zue fuß untter des Obrist-Leutenandt Schliebens (s. o.) commando besezet, und das hauß Wiesenburg[23] ihnen darzue anvertrauet. Zwicke muste den Borri geben 4000 thl., denen Artollerey verwanden 550 thl. vor die glocken“.[24]
1642 eroberte Arvid Wittenberg Chemnitz.
Das „Theatrum Europaeum“[25] berichtet: „Der Schwedische General-Major Wittenberg hat sich indessen an die Stadt Kemnitz / so nur mit dreyssig Schliebischen Mußquetirern besetzt gewesen / gemacht / und sich deß Orts vermittelst schlechter Gegenwehr bemächtiget“.[26] Der Chronist Lehmann schreibt dazu: „Drauf beschloß der General-Major Wittenberg mit der Cavallerie die Stadt Chemnitz den 20. December, drinnen nur 30 Schliebische Musquetirer lagen, und bekam Sie nach ettwas gethanen Wiederstandt mit accord, machte Sie zum Magazin zue der drauf erfolgten belägerung der Statt Freyberg, besazte Sie starck, legte die Cavallerie eines theils in des Herrn Reußen landt; Er selbst kam mit ezlichen regiementern herauf den 22. December, hielte feyertage alda, lag stille 5 tage und zog den dritten Feyertag wieder fortt“.[27]
Zu 1643 hält Lehmann fest: Das Erzgebirge hatte „seine Quaal von der Churfürstlichen besazung in Zwicka. Darinnen lag der Churfürstliche Obrist-Leutnant Daniel Schliebe mit 2 fehnlein, 200 starck, die muste das Ober-Ertzgebirge auch verpflegen helfen“.[28]
Unter 1645 heißt es: „In Zwicka bliebe liegen Veit Dietrich Wegners [Wagner; BW] Obrist-Leutenandts Compagnie, die ihn Daniel von Schlieben, Obrist-Leutenandt, altershalber ubergeben hatte“.[29]
[1] Bei http://hov.isgv.de/volltext/ nicht gelistet.
[2] Vgl. allgem. Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab Dezember 2012).
[3] Eiserner Rundschild einer nach spanischem Muster aufgestellten Spezialeinheit des Fußvolkes, Gewicht ca. 7800 g, Durchmesser ca. 60 cm. Vgl. BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch, S. 160.
[4] Mühlwerck: nicht identifiziert.
[5] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[6] SCHERER, Sächs. Regimenter, Fußregiment Nr. 1.
[7] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.
[8] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.
[9] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[10] Großenhain; HHSD VIII, S. 135f.
[11] LEHMANN, Kriegschronik, S. 129. Lehmann datiert nach dem alten Stil.
[12] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[13] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[14] Werdau; HHSD VIII, S. 357f.
[15] Glauchau; HHSD VIII, S. 116f.
[16] In Schlachtordnung.
[17] Oberhohndorf, heute Stadtteil von Zwickau.
[18] Planitz [Stadtkr. Zwickau]; HHSD VIII, S. 279.
[19] Radeberg [Kr. Dresden]; HHSD VIII, S. 292f.
[20] Osterstein, Schloss von Zwickau.
[21] grobes Geschütz, nach dem Streittheologen Flacius Illyrikus benannt.
[22] Schanzkörbe, Reisig, Bündel, Holzwälle, Rutenbündel.
[23] Wiesenburg [Kr. Zwickau]; HHSD VIII, S. 360.
[24] LEHMANN, Kriegschronik, S. 134f. Lehmann datiert nach dem alten Stil.
[25] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.
[26] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 894.
[27] LEHMANN, Kriegschronik, S. 141.
[28] LEHMANN, Kriegschronik, S. 148.
[29] LEHMANN, Kriegschronik, S. 162.
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