Taube [Daube, Tauben] zu Neukirchen, Dietrich Freiherr von; Obrist [1594 Maardu [Estland]-29.1.1639 Dresden]
Veit Dietrich Freiherr von Taube [Daube] zu Neukirchen [1594 Maardu [Estland]-29.1.1639 Dresden[1]], Sohn des baltischen Adeligen Johann von Taube [gest. 1603], stand als Hofmarschall, Oberstallmeister, Obristleutnant und Obrist in kursächsischen Diensten.
„Kriegerische Auseinandersetzungen um die Hegemonie im Baltikum zwangen um 1600 die deutschstämmige Adelsfamilie von Taube zur Flucht aus ihrer Heimat, dem Deutschordensstaat Livland (heute: Estland). Als Achtjähriger gelangte Dietrich von Taube (geb. 1594) so an den sächsischen Hof nach Dresden,[2] wo er gemeinsam mit dem Kurprinzen Johann Georg I. aufwuchs. Nach dessen Amtsantritt im Jahr 1611 erfolgte auch der Aufstieg des Dietrich von Taube, welcher erst Reisestallmeister und Oberstleutnant, mit 23 Jahren schließlich Stallmeister wurde und damit eines der höchsten Hofämter inne hatte. Bereits 2 Jahre zuvor hatte er das Gut und Schloss Neukirchen[3] erworben. Obwohl Dietrich von Taube das Leben am kurfürstlichen Hof dem im Wasserschloß Klaffenbach[4] vorzog – der Besitz diente ihm lediglich als Einnahmequelle – , begründete er mit dem weiteren Ausbau des Schlosses im Renaissance-Stil den Glanz und Zauber des heutigen Ensembles“.[5]
Taube führte das Leibregiment zu Roß (Nr. 1), das er am 21.4.1631 als Obristleutnant formierte. Am 22.8.1631 übernahm er auch das 2. Leibregiment als Obrist. Zudem war er Obrist eines Dragoner-Regiments von 9 Fendl; das Datum der Bestallung ist nicht bekannt.[6]
Auch an der Wiedereroberung Leipzigs[7] war er beteiligt.
Sein Regiment nahm an der Schlacht von Breitenfeld[8] am 17.9.1631 teil.
Am 17.11.1631 übernahm er als Obrist das Leibregiment zu Roß.[9]
Johann Georg I. hatte Arnim mit der Weiterführung der Friedensgespräche mit Wallenstein[10] beauftragt. „Dieser kam dann unter Mitnahme der Obersten Dietrich von Taube und Hans Kaspar von Klitzing mit [Hans Philipp v.[11]; BW] Sparr am 17. Mai [1632; BW] in Laun[12] zusammen. Hier sollte er sich Wallensteins neue Vorschläge anhören und auch schriftlich aushändigen lassen. Drei Tage später überbrachte ihm Sparr eine Einladung des Friedländers in sein Hauptquartier nach Rakonitz.[13] Bei der dann am 22. Mai stattgefundenen Zusammenkunft wies Wallenstein seine kaiserliche Vollmacht vor, die ihn bemächtigte, mit den evangelischen Reichsfürsten Frieden zu schließen.
Da ein derartiges Separatabkommen zur Isolation Schwedens geführt hätte, stand der Dresdner Hof dem Anerbieten ablehnend gegenüber. Dass Johann Georg I. weiterverhandeln ließ, kann wohl nur dadurch erklärt werden, dass sich die kursächsische Armee möglichst unbeschadet aus Böhmen zurückziehen wollte. Denn diese sah sich mittlerweile 40.000 von Wallenstein, 12.000 von Marradas und 20.000 von Schaumburg aus Schlesien anmarschierten Mann gegenüber“.[14]
„Inzwischen hatte die sächsisch-lüneburgische Abteilung, die am 7. Torgau[15] verlassen hatte, Nachricht von der Schlacht bei Lützen[16] und deren Ausgang erhalten, war also nur bis Wurzen[17] vorgestoßen, da sie fürchten mußte, in den geordneten Rückzug Waldsteins [Wallensteins; BW] zu geraten, was ihr kaum gut bekommen wäre. Von Torgau aus wurde ihr v. d. Pfordten mit einigen Dragonern von Taube und 2 Kompanien von Klitzing zu Fuß über Eilenburg[18] nachgesandt. Kaum hatten die Sachsen-Lüneburgischen Holcks Abzug vernommen, als sie sich auf den Weg machten. Am 10. nachmittags versuchten sie einen Handstreich gegen die Stadt. Hinter einem Wagen ritten 8 sächsische Reiter an das Grimmaische Tor heran und gaben sich für versprengte Kaiserliche aus. Die wenigen Waldsteiner, die zusammen mit sächsischen Defensionern[19] dort Wache hielten, öffneten. Sofort zogen die Sachsen blank und hieben in die überraschten Feinde ein. Die Defensioner machten natürlich sofort mit ihnen gemeinsame Sache und im Nu war das Tor genommen.
Dann folgten weitere 150 Reiter nach, und ein furchtbares Blutbad hob in den Straßen der Stadt an. ‚Alle Kayserische / so viel sie derselben auff der Gassen / auff dem Marckte / vnd in den Häusern angetroffen’ / wurden ‚niedergestochen / daß ehe recht eine halbe Stunde vorgangen / vber die 100 Todte auff der Gassen lagen / von denen alle ihre Kleider / vnd alles was sie bey sich hatten / von den Schwedischen abgenommen wurde’. Hoffkirchen berichtet über die Greuelszenen aus ‚Leibtzig’ am 11. November: ‚leibtzig die Statt hob ich wieder ein v. sindt in der furie bey die zwey hundtert von feindt nidergemacht das Schloß weret sich noch hoffe aber es soll nicht lange weren ich habe die von Eylenburg v. die Helffte von Torgaw laßen hiher marsiren ich aber bin mit dem rest der Cavalery den Feind zu verfolgen zu der königlichen armee gemarsiret’.
Unter den Opfern befand sich der jüngere Isolani, ein Rittmeister[20] und der Hofmeister des Herzogs von Florenz [Mattia di Toscana; BW] Am Abende rückte Oberst Taube mit seinen Dragonern[21] in die Stadt ein, dann folgten Hoffkirchen, v. d. Pfordten und Lüneburg, schließlich auch Altenburg, zusammen 40 Kornets.[22] Die Dragoner ‚wurden ohne Verzug noch selbigen Abend gegen das Schloß commandiret / die bey anbrechender Nacht starck zu verschantzen anfingen / auch wurden noch selbigen Abend 2 grosse Rathsstücken in die Burgstrasse geführet / deren eines auf die kalckhütte / das andere auf das Petriner Collegium gebracht wurden’.
– – Ein Tagebuch meldet seinen Einzug in Leipzig: „Den 10. [11. a. St.; BW] ists gar still gewesen und hat die Bürgerschaft von dem Kommandore [Moser, BW] auf dem Schloß erlangt, daß das Rannische und Grimmische Tor wieder hat sollen geöffnet und mit Soldaten und Bürgern verwahrt werden, wie denn mit dem Rannischen Tor vor Mittag der Anfang gemacht worden, da viel Bürgersvolk in Vorstädten in ihren Häusern gewesen. Es ist aber alsobald nach 12 Uhr dasselbe wieder zugemacht und das Grimmische eröffnet. Nach 1 Uhr aber ist ein Trupp Reiter, und zwar anfänglich nur deren 10, ans Tor kommen, und weil sie sich vor Kaiserliche angegeben, hereingelassen worden, die aber alsbald im Tore die kaiserlichen Soldaten niedergeschossen. Denen ist bald der Trupp gefolgt, der in Gassen, Häusern und auf dem Markt, was sich von kaiserlichem Volk angetroffen, niedergemacht, darauf in einer halben Stunde noch mehr gefolgt, daß in 2 Stunden die Kaiserlichen fast in 100 auf den Gassen tot gelegen, welche stracks geplündert und ausgezogen worden, und sind diesen Abend Herr Obrist Taube mit seinen Dragonern, insgleichen Herr Obrist Hoffkirch [Lorenz v. Hofkirchen; BW], Obrist Hans von der Pforte [Pforten; BW], Herzog [Friedrich Wilhelm; BW] von [Sachsen]-Altenburg und Herzog [Georg; BW] von Lüneburg in Person herein, wie auch über vierzig Cornetts auf den Markt gekommen.[23] – –
Trotzdem gelang es Mosen noch in der Nacht vom 10. zum 11. nach der Thomasmühle zu auszufallen und sich zu verproviantieren. Des Flößholzes im Stadtgraben aber konnte er sich nicht bemächtigen. Am 11. früh trafen 250 Mann zu Fuß ein und am 12. Eustachius Loeser mit seinem Regimente zu Fuß, worauf um Mittag die Regimenter zu Roß die Stadt verließen. Als man an diesem Tage die Burg anblasen ließ, schlug Mosen alle Verhandlungen aus, doch wurden ‚noch selbiges Tages viele Kayserliche / so sich hier vnd dort verstecket / gefunden / die alle ohne Gnade niedergemachet wurden’.
Die Belagerung der Burg machte in den folgenden Tagen nur geringe Fortschritte. Der Feuer der sächsischen Musketiere reichte bei weitem nicht aus, die Belagerten einzuschüchtern. So erhielt v. d. Pfordten, als er am 18. die Burg zur Übergabe auffordern ließ, die boshafte Antwort: ‚Wier sollten umb Pfingsten wieder anhalten, Vnter deß nur nach Torgau marsieren, vnd auff dem Schlitten fahren’. Vor allem fehlte es den Sachsen auch an Schießbedarf. Es kam sogar noch schlimmer. In der Nacht vom 20. auf den 21. November fielen die Kaiserlichen überraschend aus, überrumpelten die Wachen und fingen einen Leutnant,[24] einen Feldwebel[25] und 4 Musketiere[26] der Kompanie von Witzleben (Klitzing zu Fuß). Nur v. d. Pfordten persönliches Eingreifen verhinderte größeres Unheil.
Er selbst klagte sehr, er habe nicht genug Leute, um ähnliche Vorfälle unmöglich zu machen. Eins war den Belagerten allerdings nicht gelungen: sie hatten einen Barbier[27] auftreiben wollen, ‚weil es ihnen in der Festung ein Feldscherer[28] gemangelt’. Den zu fangen fehlte es an der Zeit. Übrigens wurden drei nachlässige Wachen ‚zur Justitia geführet’, aber dann nur ein Mann gehangen. Man sah sich schließlich gezwungen, von Chemnitz[29] her schwedische Verstärkung zu holen, denn auch Chemnitz war belagert, weil sich dort Waldsteinsche Truppen festgesetzt hatten und noch hielten.
Am 24. November kündete darauf Dodo von Inn- und Knyphausen[30] seine Ankunft an. Wirklich rückten am 26. die Regimenter Knyphausen zu Fuß (1500 Mann), Franz Karl (600 Mann) und Herzog Bernhard[31] zu Roß (300 Mann) in Leipzig ein, was der Rat am 28. sofort mit einer Jeremiade[32] über Einquartierungslasten an den Kurfürsten beantwortete. Auch der Kurfürst freute sich der schwedischen Hilfe nicht recht. Er befahl am 28. ausdrücklich, daß im Falle der Übergabe die Burg von den Sachsen und ja nicht von den Schweden besetzt werden solle. Auch die ersehnten Belagerungsstücke – zwei halbe Kartaunen[33] – trafen am 30. November aus Wittenberg[34] ein und wurden noch ‚selbige Nacht vor dem Thomasthor gepflantzet’. Am nächsten Morgen beschoß man den Pleißenturm‚ da man denn mit wenigen Schössen die Haube auff dem Thurm dermassen durchlöchert / daß die Büchsen-Meister alßbald von den Stücken weichen müssen / vnd selbige von dar nicht mehr gebrauchen können’.
Jetzt mußte Mosen erkennen, daß die Burg eine ernsthafte Belagerung nicht aushalten konnte. Am 1. Dezember trat er in Akkordverhandlungen, die am 2. dazu führten, daß die Kaiserlichen der freie Abzug in aller Stille bewilligt ward. Mit ‚8 Pagagi-Wägen, einer Kutschen, und 1 Senfften / so 2 Pferde getragen’ zog Mosen am 3. Dezember ab. Er hatte unter sich gehabt:
Regiment Leutnant Feldwebel Mann Adjutanten Summe
Breuner 1 1 135 – 127
Waldstein 1 – 131 1 133
Marques de Grana – 1 154 – 155
Alt-Sachsen[35] 1 2 141 – 144
Geiß 1 1 55 – 57
Baden – 1 52 – 53
4 6 658 1 669
Die Hoffnung, viele Überläufer zu bekommen, zerschlug sich zunächst; Mosen hatte seine Leute erst noch tief in die kursächsischen Weinfässer blicken lassen, so daß ‚alle truncken gewesen’, und bei Kursachsen nicht untertreten wollten. Nur ‚etliche zwanzigk Man’ verließen ihre Fahnen. Trotzdem glaubte v. d. Pfordten, daß von den Kaiserlichen ‚Ihrer wenig davon vber die Grenze mit kommen werden’. Es wird auch behauptet, daß ‚auch von denen / so albereit schon vber ein Meil Weges hinausgewesen / viele wieder zurücke kommen / vnd Bestallung angenommen’“.[36]
Nach der Eroberung Leipzigs heißt es: „Dabei verübten die Dragoner von Taube und andere Reiter in der Umgebung der Stadt ‚große Insolentien’. Sie überfielen den schwedischen Heereslieferanten Andreas Jedler von Treitstagk, den Leipziger Bürgermeister Christoph Schwendendörffer, George Haubold von Berbisdorff und einen Herrn von Dieskau. Ihnen wurden die ‚Pferde genommen vnd sie gentzlich außgezogen’. Infolge solcher Unsicherheit der Straßen blieben die fremden Kaufleute der Neujahrsmesse fern“.[37]
„Bernhard [v. Sachsen-Weimar; BW] kümmerte sich indes wenig um seines Bruders [Wilhelm IV.; BW] Ansprüche. Er hatte schon von Schweinfurt[38] aus Befehle an Lohausen und Bulach erteilt, ohne die Zustimmung Wilhelms einzuholen. Als er dessen Aufforderung, sich zur Armee zu begeben, erhielt, war er bereits bei den Truppen in Bamberg.[39] Dieses Verhalten Bernhards blieb Wilhelm nicht verborgen. Um endlich Klarheit zu bekommen, ob er überhaupt in die fränkischen Dinge noch hineinzureden hatte, bat er ihn um Nachricht, ‚was die endliche Abrede zwischen dem Herrn Reichskanzler[40] und E. Ld. gewesen‘ sei. Außerdem verlangte er Bericht über die Lage der Armee. In Thüringen beabsichtigte er eine Truppenmacht zu sammeln, die er entweder zum Schutz Erfurts[41] verwenden oder, bei einem Einfall des Feindes in Franken, zur Verstärkung der fränkischen Armee dorthin führen wollte. Diese Truppenmacht gedachte er aus den von ihm in Thüringen noch zurückgehaltenen Kompanien, drei magdeburgischen Regimentern und 3000 Mann thüringischen Ausschuß zu bilden. Ihre Stärke berechnete er auf 5400 Mann. Er ging sofort daran, die einzelnen Truppenkörper zusammenzuziehen. Den Statthalter von Magdeburg[42] und Halberstadt,[43] Fürsten Ludwig von Anhalt, ersuchte er, drei schwedische Regimenter nach Halle[44] zu schicken, wo sie seinen Befehl erwarten sollten. Um nicht durch einen Einbruch des Feindes von Eger[45] aus überrascht zu werden, legte er den Obersten Christoph von Taupadel nach Saalfeld,[46] der den Feind beobachten sollte, da dieser schon ziemlich weit von den vogtländischen Grenzen hereingestreift war. Den Kurfürsten von Sachsen bat er, die Truppen unter Oberst Dietrich von Taube ‚etwas näher zusammenzuziehen und auf des Feindes Vorhaben ein wachendes Auge zu haben‘. Taupadel sollte mit Taube in Verbindung treten“.[47]
Am 18.2.1633 hatte Taube aus Leipzig ein Dekret gegen räuberische Soldaten erlassen.[48]
Am 20.2.1633 waren Reiter unter Taube in dem mittlerweile von schwedischen Truppen geräumten Chemnitz eingetroffen, die aber wegen der Pest am 8.3.1633 wieder abzogen.[49]
„Ein Entsatzversuch Weismains[50] durch kaiserliche Kroaten[51] unter dem Obristen Marcus Corpes schlug fehl; er mußte wegen Mangels an Feldstücken wieder abziehen. Am 29. März/8. April 1633 wurde Corpes, der sich ‚mit 12 Cornets Reitern, etlichem Fußvolk und Artillerie‘ auf dem Rückweg von Weismain befand, von dem schwedischen Obersten Georg Christoph von Taupadel, der sich in Hof[52] mit dem Reiterregiment des kursächsischen Obristen Dietrich von Taube vereinigt hatte, überfallen und bis nach Kirchenlamitz[53] verfolgt. Die schwedischen Truppen ‚gingen also in gesambt gerades weges auff den Feind zu, traffen denselben an und setzten dermassen in ihn, daß er das Feld räumen, alle Pagage im Stiche, auch über hundert todt und viel gefangen hinterlassen müssen‘. (Chemnitz II, S. 111)„.[54]
„Den um Erfurt und Schmalkalden[55] quartierenden eigenen Truppen gab der Herzog am 27. März den Befehl zum Aufbruch nach Saalfeld. Das Kommando über sie und die schon bei Saalfeld liegenden Abteilungen übergab er dem Obersten Taupadel. Wilhelms Ziel war Eger. Daß er in seinem Plan auf Unterstützung durch Kursachsen rechnen könnte, glaubte er bestimmt, zumal Bernhard ihm einen Brief des sächsischen Feldmarschalls Herzog Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg zugesandt hatte, in dem dieser erklärte, er sei entschlossen, in Böhmen einzurücken, wenn die schwedische Armee gegen Eger und die Oberpfalz anmarschieren würde. Außerdem ging ja der ganze Plan auf die Anregung Arnims zurück. Wilhelm bat deshalb den Kurfürsten, indem er auf das Schreiben Franz Albrechts Bezug nahm, den Obersten Taube und andere umliegende sächsische Truppen mit den Seinen zu verbinden und ihn außerdem durch Munition und Artillerie zu unterstützen.
Am Dresdener Hof aber, wo man eben noch die Bitte Bernhards, Taube möge in der Not unterstützen, mit der Begründung abgelehnt hatte, daß Taube die Grenze decken müsse, begegnete man der Bitte Wilhelms mit Argwohn. Sein Schreiben wurde ‚von etlichen präokkupierten Gemütern nicht so wohl aufgenommen und bei dem Herrn Kurfürsten interpretiert als es I. f. G. gemeint haben‘. Man glaubte, ‚es läge hierunter etwas verborgen‘, und man suche schwedischerseits Sachsen zu schwächen. Der Kurfürst ließ dem Herzog auch in der Tat eine aufschiebende Antwort zugehen: Er erwarte ‚fernere Nachricht, sonderlich wie stark Sie eigentlich vermeinen, an Volk aufzubrechen‘: Dann wolle er sehen, ob er aus Schlesien etwas Kriegsvolk heranführen könne. Immerhin war diese Antwortung keine Ablehnung der Wünsche Wilhelms, zumal der Kurfürst gestattete, daß Abteilungen des Obersten Taube sich mit Taupadels Truppen um Hof vereinigten. Eine über die Grenze gerückte Abteilung des Feindes konnten sie gemeinsam am 8. April zurückjagen und ihr die Bagage abnehmen“.[56]
„Auf Anordnung Wilhelms von Weimar versammelte Taupadel im April 1633 seine Truppen um Hof und schloß sich mit dem kursächsischen Obristen Dietrich von Taube zusammen. Beide Obersten unterstützten sich nun in ihren Operationen im Fichtelgebirge. Zusammen zählten sie etwa 2000 Reiter. (Huschke, S. 114). Wie wir bereits erfahren haben, konnte das kleine Corps das Kroatenregiment des Marcus Corpes am 8. April bei dessen Rückmarsch von Weismain abfangen und ihm eine empfindliche Niederlage zufügen (s. S. 148), nachdem bereits Anfang Februar der Taupadel’sche Oberstleutnant Reinhold von Rosen gegen Corpes’sche Streiftruppen in der Gegend von Burgkunstadt[57] und Weißenstadt[58] erfolgreich war. Zu diesem Zeitpunkt hatte der kaiserliche Feldmarschall Heinrich Holk[59] mit starken Truppenverbänden um Eger Stellung bezogen. Als Taupadel Nachricht bekam, daß sich die Kroatenregimenter Paulus Orossy (genannt ‚Horatius‘), Daniel Beygott und Peter Graf Keglewich als Teil der Holk’schen Truppenverbände in der Nähe von Arzberg[60] logiert hatten, brach er am 15./25. April mit 40 Cornets Reitern von Hof auf, zog über Kirchenlamitz nach Arzberg und überfiel in den Morgenstunden des 16./26.4.1633 die Regimenter Orossy in Arzberg und Keglewich in Schlottenhof.[61] Das Regiment Orossy wurde ‚dergestalt ruiniert, daß von vierhundert Mann, so es effective stark gewesen, über zwanzig nicht das Leben davon gebracht. Ohne was von des Obristen ‚Kegelwitzen‘ Regiment im Lauffe geblieben‘. Der Kroatenoberst Paul Orossy wurde gefangengenommen und 8 Cornets (in diesem Fall Kompaniestandarten) erobert. Das Quartier des Regiments Beygott in Fischern war nicht bekannt geworden, so daß dieses entwischen konnte. Drei in der Nähe lagernde Kürassierkompanien vom Alt-Sächsischen Regiment (Regiment Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg unter Oberstl. Albrecht Gaston Spinola, Gr. von Bruay) ließ der Obristleutnant vom Regiment Taube entwischen. (Chemnitz II, S. 111; Braun/Leopold, S. 31)„.[62]
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 – 1676][63] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[64] erinnert sich an den März 1633: „Den 29. dito hat der chursächsische Oberst(e) Daube, so bishero in der Stadt Hof und Plauen[65] (nit allein, sondern) mit etlichen sächsischen Völkern gelegen, das Kaiser[ische] Forgatzische Regiment Kroaten in ihren Quartieren zu Kirche[n]lamitz,[66] Leutten [= Marktleuthen[67]] usw. überfallen und gute Leut gemachet“.[68]
„Seine [Wilhelms IV.; BW] Versuche, sich Kursachsen zu nähern, blieben den Schweden nicht verborgen. Herzog Bernhard warnte seinen Bruder, sich zu sehr zu ‚engagieren‘ und dadurch ‚ins Unglück zu ziehen‘. Er solle seine ‚concilia‘ lieber mit ihm ‚führen, sintemal Sie hier zu befehlen haben, dort aber nur bitten müssen‘. Auch Taupadel riet ihm, ‚sich nicht auf die Sächsischen zu verlassen. Denn es wird nimmer mehr ein Kurfürst von Sachsen einem Prinzen aus Ihrer Linie trauen, am wenigsten einem so geachteten Fürsten als E. f. G. sind‘. ‚Ihre kurfürstliche Durchlaucht suchen nichts anderes als E. f. G. zur Sicherung Ihrer Grenzen aufzuhalten‘. Wilhelm setzte trotzdem seine Verhandlungen mit den Sachsen fort“.[69]
Am 10.9.1633 erhielt Taube die Bestallung zum Obristen des Leibregiments zu Fuß. Drei Freifahnen wurden unter dem Befehl des Daniel von Schlieben, Claus von Taube, am 13.4.1631 bereits ernannt, und am 4.5.1631 in Mühlwerck[70] errichtet, und Albanus von Brandenstein, am 16.4.1631 ernannt, geführt; drei markgräfliche Fähnlein waren am 27.7.1631 errichtet worden. Zwei Fendl unter den Hauptleuten Thimmel und Boldbach, formierten am 28.9.1631 in Leipzig, Der Chef des Leibregiments war Johann Georg I. von Sachsen.[71]
Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611-11.12.1688][72] schreibt in seiner „Kriegschronik“: „Den 11. November [1633; BW] kahmen die Taubischen, verjagten die in der [Reitzenhainer;[73] BW] schantze und schleiften Sie. Derowegen commandirte auf Churfürstlichen befehl in anfang des September der Obrist Dietrich Taube auß der Lausnitz seine 2 Regiementer an Cavallerie und Trajoner in Meißen;[74] sein Obrist-Wach-Meister Bodo von Bodenhausen ging den 9. November mit 300 Pferden dem feindt entgegen ans Böhmische gebirg und schleiften mit Zuthun des landtvolcks die Reitzenhaner schanz und beritten stez die Paße, streiften oft in Böhmen und hohlten Viehe, und damit mann die Böhmen gar abschaffte, marchirten theils regiementer zue Roß und fuß auß dem lager bey Dresden, darinnen der Chur-Sächsische General Arnheim [Arnim; BW] mit der Churfürstlichen Armee von 29. September biß den 1. November Müßig lage. Des Obrist Posens [Poser; BW] regiement zue fuß wurde in Zwicka[75] gelegt, der Obrist Dietrich Taube kam den 3. Dezember mit den andern Compagnien zue den Obrist-Wachmeister von Bodenhausen umb Chemnitz an, conjungirte sich mit des Posen regiement zue fueß auß Zwickau und zogen vor Schwartzenberg.[76]
Nach deme nun der Commendant in Schwartzenberg mit seinen Crabaten und Zigeunern 17 wochen auf den Schloß von 4. August biß den 5. december gelegen und mächtigen Schaden gethan in gebirge, marchirte den 5. December der Obrist Taube mit 22 Compagnien Cavallerie und Tragonern von Chemnitz herauf auf Dorf-Zwenitz,[77] Grünhein,[78] Saxenfeld[79] gar frühe und bekahmen doselbst eine Parthei Crabaten mit Wägen, die Futterage zueführen solten, theils kamen darvon und machten lerm in schloß. Des Posens Fußvolck marchirte uff Elterlein[80] zue und bliebe in Schletta[81] liegen. Von der Cavallerie aber stelleten Sich ezliche Compagnien mit fliegenden Standarten auf den Wildenauer[82] und Grunstedler[83] weg. Die Trajoner Musten in Schwartzenberg beym Rathhauß absteigen und sich zum sturm bereit halten. Nachdeme der Commendant lose word gabe und sich zue wehren resolvirte, brachten Sie fäßer ans Schloßthor und zündeten Sie an, das feuer ergriff auch das Ampthauß und verzehrete es mit vielen Acten, briefen und registraturen, und Do sie den ernst sahen, baten Sie um accord und abzug, musten Sich aber auf gnade und ungnade ergeben, und wurde ihnen nur das leben geschenckt, der Commendant mit seiner dama nach Annenberg geführt und behalten biß zur abstattung seiner Ranzion, Die Gemeine Crabaten und Zigeuner außgezogen und durch Elterlein nach Chemnitz geschaffet, der Leutenandt und Fehnrich wurde auch in Arrest behalten.* Drauf wurden die 22 Compagnien in Grundt herauf in Pöle,[84] Rascha,[85] Mitweida,[86] Crotendorf,[87] Scheibenberg[88] einquartirt und lagen 3 tage stille. Den 8. December kam der Obrist Taube mit seinem Compagnien den grundt herauf und hielte Randefoi uff den Acker nebenst den Gottesacker zum Scheibenberg und legte darnach dieselben um Annenberg[89] herumb biß den 10. December. Do brach er auf mit seiner Cavelleri und Posischen Fußvölckern und zog auf die Presnitz[90] vor das Schloß, daß mit einen keyßerlichen Haupt-Mann und 30 Mann besezt war, Pflanzten 1 Feuer-Mörsel und 3 stücke vor das Rathhauß kaum 100 schritt vom schloß; weil sie aber vor den gezauberten Nebel nichts sehen kundten, flogen die kugeln uber das schloß und thaten keinen schaden. Seine Compagnien beritten Sich weit auß und raubten aller ortten das Viehe zum kupfer[91]- und Schmiedeberg,[92] zur Presnitz, daß Sie uber 500 stücke mit sich herauß trieben, Darzue die gebirgischen Walt- und bergleute viel geholffen, die auß denen Amptern Grünhein, Schwartzenberg und Wolckenstein[93] mit gelauffen und auch beute hohlen wollen. Weil in Böhmen Die gantze Holkische[94] und Wallensteinische Armeen Müßig lagen, die von diesen einfall lermen bekommen, also daß schon 500 Crabaten von klösterlein[95] her avancirten, Muste der Obrist mit Den stucken und allen volck wieder abziehen, daselbe ubern paß in sicherheit führen und sich von diesen raub begnügen laßen. Den 12. December fielen 30 Pferde von diesen Volck bey Wiesenthal[96] hinein auf die Böhmische gräntze, brandtschazten Die Gottesgabe[97] pro 30, Die Böhmische Seite pro 20 und Stoltzenhan[98] pro 15 thl. und nahmen ihnen all ihr viehe. Den 16. December that der Obrist Unger mit 60 Pferdten einen streif durch die Pöle auf die Platta,[99] Plünderte die Andreas Siegelin in der Pöle, nahmen ihren Sohn gefangen, 6 Pferde und uber 1000 fl. wehrt weg, ritten ferner und Plünderten David Zobeln, Böhmischen Hammerherrn auf Ziegenschacht,[100] und dergleichen streiffungen gingen gar ofte für, sonderlich do 4 Compagnien von Taubischen Regiement in gebirg liegen blieben.
Der Obriste Taube lag in Chemnitz. Sein Obrist-Wach-Meister Bodo von Bodenhausen lage in Annenberg und bliebe liegen 34 wochen, kostete der Stadt die Zeit uber 10902 thl. 9 gr. 3 pf. von 8. December. Den 16. December wurden zue Marienberg einquartirt 2 Compagnien zue Pferd von Taubischen Regiement, 1 unter Rit-Meister Lucca uff 26 wochen, die andere untter Rit-Meister Buchnern und blieb liegen 32 wochen und machten alles fertig. Die kosteten 5177 fl. 13 gr. 7 pf. ohne anderen Vorrath. Auch muste die Stat geben von 16. Martii biß 17. Junii auf verordnung der Kriegs-Commißarien Christof von Raschau und Rudolph von Schmertzing 440 thl. Die Annenbergischen Compagnien solten den Presnitzer Pas und die Marienberger den Reitzenhainer Pas bewahren und die einfälle verwehren helffen, wahren aber mehr schedtlich dem gebirg den vorträglich. Den weil sie stez ubers gebirge fielen und raubten, so verursachten Sie auch, daß keyßerliche volcker an Ihre grantze und in die Stadte geleget wurden. In December kahmen in Jochimsthal[101] Ungern an, blieben den gebirg zum schaden liegen 10 wochen bis den 13. Martii 1634. Die sazten ubern walt in contribution, forderten von Wiesenthal wöchentlich 100 thl., bliebe bey 26 thl. und brachten die Dörfer in solche Furcht, daß Menschen und Viehe in hartten winder auf den Wäldern lagen. Sie ritten auch stez durchn Wiesenthal ubern Paß uffn Streif. Die Cranzler lagen mit ihren Viehe hinder den Habichtsberg im holtz, und weil das liebe Newe jar einfiele, hatten Sie 68 stück heimgetrieben vor den frost und die heilige Zeit uber außzueruhen, Aber das wurde balt verrathen. Den 31. December, den tag vor den Neuen jahr fielen die Jochimsthalischen Crabaten ein, branden eine scheuen ab, hieben Michel Otten, einen heußler, nieder, der mit seinen mobilien auf den Schiebebock[102] nach den Walt eilete und zerstreueten die Cranzler bauern, die sonst wohl beschoßen wahren, daß sich keiner wehrete, und nahmen alles viehe weg. Den andern tag, am Neuen jahr, fielen Sie wieder in Neudorf[103] ein, raubten, was Sie funden, und trieben das Viehe weg nach der Weiperter[104] schantze. Das wehrete den gantzen Winder durch; kein Mensch wahr sicher uffn wald, uff der straßen, in hauße und des Nachts. Die feinde troheten und vergalten raub mit rauben, wies die Chur-Sächsischen reuter machten, und die Chur-Sächsischen Volcker alß freundte mauseten uff den Schlag der feindte, daß jammer und noth an allen ortten wahr.
Ao. 1634. (Vorbemerkung: Der sächsische General Arnheim [Arnim] rückt wieder nach Schlesien.) Umb Ostern hielte der General Arnheim General-Randevous bey Torgau,[105] darzue des Obrist Posen Regiement zue fuß, die 5 Mondten lang in Zwicka gelegen, auch stoßen und gleich am heiligen Osterfest aufbrechen musten. (Vorbemerkung: Arnheim und Banér fallen zusammen in Böhmen ein. Die Sachsen lagen in Melnik.[106] Denen zogen zue von Taubischen und andern Chur-Sächsischen Völckern 1000 zue fuß und 10 Compagnien zue Pferd, welche in Zwicka, Chemnitz und Freyberg[107] gelegen und umb Annenberg außgeruhet hatten durch Presnitz in Böhmen in August. (Vorbemerkung: Die Kaiserlichen denken unter Colloredo an eine Diversion ins Meißnische.) Darzue die Chur-Sächsischen Compagnien zue Pferd in gebirge mit ihren Plündern und streiffen große Ursache gaben.*)
Rit-Meister Güntherroth und Rit-Meister Brunner lagen in Annenberg. Den 22. Mai wurde Rit-Meister Hans Georg Lowe [Löwe]** mit seiner Compagnia einlogirt, den Presnitzer Pas[108] zue verwahren. Ritmeister Düring [Dühring; BW] mit seiner Compagnia lag in Elterlein drithalbe woche lang. 26. December (1633) lag das Taubische volck in der Pöhle, Rit-Meister Curt in Marienberg mit seiner Compagnie, Rit-Meister Heinrich Wagner in der Schletta; der wurde den 28. Maii in Scheibenberg einlogirt, lag biß den 19. Junii. Die solten den Pas Rittergrün[109] bewahren, weswegen Sie fort ab- und zuereiten musten. 100 Pferde sub Obristen Tauben, 3 wochen 1 tag, ieden Reuter wöchentl. 1 fl., Sum 350 fl. In Jochimsthal lagen Ungern den winder durch 10 wochen lang biß auf den 13. Martii, do sie abgelöset wurden; es kamen aber hungrigere an Ihrer statt, die großen raub verubten und gleichs mit gleichen vergolten.
Den 4. Februar [1634; BW] fielen von Annenberg 40 Pferd uff den Stoltzenhein,[110] raubten Pferde und viehe und was Sie funden. Den 23. April fielen Sie auf die Presnitz, plünderten es reine auß und nahmen 40 Pferde. Den 24. April wolte Obrist Unger einen streiff uff Die Platte thun, kommen uber Breittenbrunn[111] des Nachts in einen Morrast, drinnen Sie halten mußen, frühe kehren Sie wieder umb und frühestücken in Breittenbrunn. Den 6. Maii fielen auß Jochimsthal durch den Rittersgruner Pas 30 Crabaten und Plünderten auß an viehe und mobilien Die Rittersgrün, Groß- und kleine Pöle, Grünstedtel,[112] Rascha und gingen sicher mit den raub wieder zuerück. Hingegen ging eine Parthei Taubische Reuter den 12. Maii durch Breittenbrunn auf den Ziegenschacht; Plünderten Davit Zobels hammerwerck, nahmen sein weib gefangen und muste Sich mit 200 thl. lösen.
Den 21. Mai ginge aber Mahl eine Taubische Parthei auf recognition in Böhmen durch Wiesenthal*** und in rückzug Plunderten Sie auß das arme Stadtlein Gottesgabe. Weil denn nun des streiffens so viel mehr, musten gleich die keyßerlichen sich der gewalt entgegen sezen und fielen in das Churfürstliche Landt ein auf ezlichen ortten …
Darnach fiel von Presnitzer Pas herauß der Morzinische Obrist-Leutenandt Hans Heinrich von und zue Schuz [Schütz v. Schützky; BW] mit 1000 Musquetirern und ezlichen Esquadronen Reutern uber 2000 starck in Annenberg, brandschazte die Stadt pro 12000 thl., ließ ezliche läden Plündern, bekam vor seine Person eine güldene Kette an leib zue sänfftigung der Tyranney, nahmb nichts desto weniger zum Geißel mit Herrn Georg Wahlen, Mühlverwaltern, den Sie absonderlich mit 700 thl. lösen musten, und ließ darzue beym abzug wieder gegebene Parole umb die Statt alles Viehe auf den feld und in fuhrwercken wegnehmen pro 4000 thl. Es lag in der Statt zwar der Churfürstliche Obrist-Leutenandt Bodo von Bodenhausen und ließ seine 5 Compagnien, die in benachbarten Stadtlein umbherlagen, zuesammen führen; weil er aber keine fußvölcker hatte, muste er sich biß an Schönfeldt[113] retteriren, iedoch do der feindt zuerück marchirte, fiel er hinden in sie, Machte einen Rit-Meister mit 30 Mann nieder, drunder auch gewesen Ein Capitänleutenandt,[114] Wach-Meister-Leutenandt,[115] Secretarius und andere officirer, nahmb ezliche gefangen, die Sich verspätet hatten. Das bekam der armen Stadt ubel, weil sie die gefangenen und nieder gemachten teuer genug bezahlen musten.
Interim wurden die straßen uberall Unsicher und gingen die Partheien durch einander, das niemandt wusste, wer sie wehren. Zue Zwicka lagen ezliche Compagnien zue fuß von Wilsdorfischen Regiement untter dem Commendo des Obrist-Leutenandt Kelchsteins, welche liegen blieben biß in anfang des Augusti. Es wurden auch die Defensioner-Fehnlein wieder aufgerichtet, und darvon ein theil in Zwicka und Freyberg geleget in die 11 wochen lang. Weil demnach der feindt in Böhmen sich an gräntzen so gewaltig sterckte, hat der Obriste Taube, der zue Chemnitz lage, seine ubrigen Völcker den außgang des Maii zue sich gezogen, Sie umbhergelegt biß ins Vogtlandt[116] und darmit den Obergebürgischen[117] Creiß großes Unglück zuegezogen. Böhmen war gesperret; Man durfte bey leibesstraffe keine Victualien heraußfahren, noch ein teutscher sich drinnen antreffen laßen. Auß dem Niederland kunde mann wegen mangel der Pferde, die von Soltaten uberall außgespannet wurden, kein Saltz und gedreit herzueführen, sondern muste alles durch Schiebeböcker herbey gebracht werden, Darumb Mangel an brod und allen Victualien in gebirg einfiele; Die Contribution* und einquartirungen machten, das die leute hauß und hof stehen ließen und uber die grentze liefen, das leben zue fristen oder nur Sicherheit und ruhe zue suchen. Den 20. Junii kame der Obrist Taube mit 500 Pferden in die Schletta, logirte ezliche tage, commandirte ezliche 100 Pferde in Bohmen, umb zue recognosciren, wo der feindt stünde, und was Er in willens zue thun wehre. Durch den gantzen Julium partheieten Die Chur-Sechsischen volcker, So in und umb Annenberg lagen, in Böhmen und raubten Mit, was Sie funden. Am 6. Trinitatis, 13. Julii, Plünderten 200 Pferde von Annenberg die Platta auß; nahmen die gantze heerde viehe von der weite weg sambt den hirdten und bekahmen darzue in den Stedlein ohne gefehr. … Macasium, den Berg-Meister von Jochimsthal, der seiner bergtheile halber dohin kommen wahr, nahmen ihn gefangen mit, und muste Sich teuer ranzioniren. Donnerstag darnach, 17. Julii, Plünderten 30 Mann, halb zue Pferdt die Gugel-Glashütte, die doch Saxisch ist, und Sie meinten Böhmisch zue sein, bekamen schöne Sachen, welche Sie auf befehl ihrer Officirer solten wieder bekommen, das geschah in geringen, das beste behilten Sie.
Den 27. Julii, wahr der 8, Trinitatis, fielen (sie) in Böhmen nach Schlackenwerth[118] und Jochimsthal, brandtschatzen sie Städte, blünderten die umbliegende ortte auß und belagerten darneben frühe umb 3 Uhr das Schloß Freudenstein in Jochimsthal, drinnen eine Compagnie keyßerliche von Fränckischen Regiement [Franck; BW] lage; In der Statt zwar lage eine Compagnie Commandirte keyßerliche Völcker, aber die riß auß und ließe das Schloß ohne Succurs. Darumb bekahmen die Taubischen Fußvolcker nach 2 stündiglichen Scharmiziren unter den Parliren das Schloß, nahmen den Hauptmann Hans Steinern mit D. Francisco Albano, Dechant in Jochimsthal, der sich sicherheit halben hatte hienein salvirt, gefangen, führeten ihn nach Annenberg, und Muste die Statt ihn ranzioniren. Die Gemeinen Knechte steckten Sie untter. Der Taubische Haupt-Mann Andreas Hoßmann, der das Schloß mit seinen Fußvölckern eingenommen, besezte das Schloß mit 32 Mann, die aber dasselbe lenger nicht innen hatten den 2 tage. Den des anders tages kahmen die keyßerlichen umb 8 Schon wieder und belagerten das schloß wieder, daß niemandt bey tage auß noch ein kommen kundte. Nach zweyen tagen rißen die 32 Mann im Schloß des Nachts wieder auß uff Wiesenthal und Annenberg zue, und zogen die keyßerlichen wieder ein und sindt lange droben blieben, brachen viel wüste heußer, aber zum brennholtz, damit Sie auch das Schloß angezündet,. daß es gantz außgebrandt und Sie förder ziehen Müßen. Den 29. Julii samleten Sich in der Rittersgrün ezliche Taubische Reuter und raubbegieriges gesindtlein von berg- und waltleuten umb Crandorf[119] und Breitenbrunn, die fielen in Böhmen und Plunderten. Desgleichen geschahe den 2. August umb Perniger (?)[120] und kahmen reich beladen wieder. Das streiffen erbitterte die Böhmen, das Sie dem Meisnischen Ertzgebirg hefftig troheten und sich ihres schadens an ihnen wohl erholen wolten, wie auch geschehen, das Sich an Rittersgrüner Pas undt zum Breittenbrunn kein Mensch durfte Sicher aufhalten, sondern Menschen und Viehe sich nach Elterlein und Zwenitz[121] eine Zeit lang retteriren musten*).
(Vorbemerkung): Banér zieht** nach Thüringen, die Sachsen müssen sich aus Böhmen zurückziehen; der Churfürst unterhandelt mit den Kaiserlichen zu Pirna[122] ohne Erfolg.)
Mittler Zeit handelten die Keyßerlichen immer feindtseelig, Darzue die Chur-Sechsischen Reuter einen anfang machten. Den 19. September fiel Ritmeister Kropp von Taubischen mit seiner Compagnie nach Neudeck[123] in Böhmen, hatten es rein außgeplündert und 200 stück mit weggetrieben, ein Reuter, in Neudecker grundt von einen schützen geschoßen, starb den 20. September zum Breittenbrunn“.[124]
Im „Theatrum historiae universalis“ ist festgehalten: „Weil auch der bißhero gewesene ChurSächsische General Leutenant Arnheim / auß mißfallen deß FriedenSchlusses / wie man vorgab / seine Charge resigniret, als haben Ihre Churfürstliche Durchläuchtigkeit die hohen Officien vnd Officirer wieder bestellet / vnd Herrn Baudiß[125] zum General Leutenant angenommen / Obristen Dehnaw zum General Major vber die Cavallery / vnd Obristen Tauben zum General vber die Infanteria geordnet / auch etliche Obristen mit stattlichen Ketten[125a] / Brustbildern vnd Præsenten begabet“.[126]
Für 1637 heißt es: „In Chemnitz wurde den 22. Februar gelegt der Obriste Wachmeister Churt Reinecke von Callenberg mit 5 Taubischen Compagnien zue Roß und hatte zue seiner Verpflegung die ampter Augustusburg,[127] Lichtenwalde,[128] Franckenberg[129] und Neusorge“.[130]
In der Chronik der Stadt Beelitz[131] heißt es unter 1638: „Ein anderer Unfall war dieser: Als gegen den damaligen Feind, den General Banier, von allen Orten her die Völker zusammengeführt worden waren, geschah es auch, daß zu der Zeit der neue General Marozin [Morzin; BW], ein Katholik, mit einer starken sächsischen Armee von 8000 Mann, wie man sie schätzte, sich nach der Mark begab. Indem nun der Obrist [Dietrich; BW] Taube und mehre andre mit viel Volk über den Teltowschen[132] Kreis herabzogen, kam ein Vortrab von 60 Reitern zu Abend um 7 Uhr – da man von keinem Volke etwas Gewisses hatte – vor unsre Stadt mit den Windmühlen her, und sind Willens in der Furie die Stadt zu überfallen. Sie ertappen aber zu ihrem doch schlechten Vortheil vor dem Thore einen Bürger, Urban Fleming, und zwingen ihn, sie an einen Ort zu führen, da man leicht in die Stadt könnte kommen; dieser, weil er nun ein listiger Fuchs war, wußte, daß an einem Orte die Mauer eingefallen war, an welchem jedoch eine kleine Wache stand, führet sie da hin und da er an einen fast trockenen Stadtgraben kommt, springt er bald hinein und schreit der Wache zu, sie solle Feuer geben. Die Wache vernimmt des Bürgers Stimme, giebt Feuer unter die Reiter und Plünderer, und da etliche getroffen werden, weichen die andern zurück und wollen nicht standhalten; andere Räuber aber fallen in ein Thorhäuschen am Heidethor und gedenken hier in die Stadt zu kommen; aber sie werden bald von der Bürgerschaft und den hier liegenden Schutzsoldaten zurückgetrieben und es blieb also damals durch Gottes Gnade die Stadt ungeplündert“.[133]
Lehmann notierte für 1639: „Der Churfürst zue Sachsen hatte die gewalt des Baners und seine elenden Zuestandt dem Römischen keyßer zeitlich zue wißen gethan, darumb derselbe ihn auch durch den Freyherrn von Traun und untterschiedliche Currier eines gewißen Succurs versichert an Assistenz, Munition, artollerey und proviant auß seinen Erbländern. Die Churfürstlichen Regiementer, so in der Laußnitz gelegen, musten nach Dresden, darüber Ihr Obrist Diedrich Taube den 19. Januar verstorben“.[134] Ein Teil seines Regiments nahm unter Stritzky am Kampf gegen die Schweden in Marienberg teil.[135] Magdalene Sibylle von Sachsens[136] wohltätigen Dienste betrafen nicht nur die Armen, sondern in besonderer Weise auch die Opfer der Politik ihres Mannes. So sorgte sie sich um die böhmischen Exilanten, schwedischen Kriegsgefangenen und evangelischen Priester. Ihre Klagen betrafen vor allem die politischen Missstände: „Gott erbarms, der arme gemeine Soldat kriegt nichts, die Großen stecken es in ihren Beutel. E[uer] L[iebden] melden mich nicht, sagen es nur dem Kriegs-Commissarius[137] und dem Obersten Taube nicht, dass von mir kommt, sie stecken alle unter einer Decke. E[uer] L[iebden] sein leider, Gott erbarm es, verraten und verkauft, sie haben wenig, die es mit ihnen meinen, wie sie vorgeben. Die Bitten um eine bessere Behandlung der gefangenen Schweden, dass der Zeugmeister[138] nicht mit ihnen so unbarmherzig umgehen lässt und sie so tirannisch und barbarisch tractirt, ignorierte Kurfürst Johann Georg, auch wenn seine Gattin ihn darauf hinwies, es sind wackere Kerls darunter […], es sein Christen und Religionsverwandte“.[139]
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 – 1676][140] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[141] erinnerte sich an den November 1639 und die Einquartierung des Regiments: „Den 4. dito ist wieder Bericht hierher(o) [ge]kommen, daß das Chursächsische Taubische Regiment zu Pferd, dabei auch etliche Kroaten, an [die] 1300 Mann stark, zu und um Auerbach[142] kursiere und den Marsch auf Kemnath[143] und hie[r]her(o) nehmen werde. Welches wir dann auch alsbald(en) nach Eger berichtet, worauf ein edler, hochweiser Rat doselbst(en) uns ein Schreiben zugesandt, daß wir dem Obristleutnant Kallenberg [Reinicke v. Callenberg; BW], der das Taubische Regiment kommandierte, zustellen sollten. Darinnen [haben] sie ihn gebeten, uns zu verschonen. Den 5. dito ist eine Partei von dem Taubischen Regiment von Thölau[144] herüber, durch Oberrebitz, gegen Waldershof[145] und wieder auf das Regiment zu [ge]gangen. [Diese hat] die Straße(n) sehr rein gehalten. Eodem, in der Nacht, haben wir gewisse Nachricht erlangt, daß das ganze Regiment auf Ebnath[146] zu [ge]kommen [ist], sich doselbst einquartiert und sehr übel gehaust [hat].
Den 6. dito ist dies[es] Volk zu Ebnath still gelegen. Sie haben sehr gestreift und viel[e] Dörfer geplündert; wie denn auch [zur] Mittagszeit Rittmeister Grave mit einer Partei von 60 Pferden hie[r]her(o) [ge]kommen [ist] und Quartier machen wollte. Doch ließ er sich vermerken: wann wir spendierten, so wolle er weiterrücken. Daher [haben] wir uns mit ihm verglichen und ihn und seine Offiziere hereingelassen und gespeist. Seinen Reitern haben wir sowohl Bier und Brot vor das Tor hinaus [als] auch ihm an Geld vierzehn Reichstaler [ge]geben. Hernach begab er sich nach Brand und machte es sowohl doselbste(en), [als] auch auf anderen Dörfern auf diese Weise und schätzete die Bauern unchristlich.
Eodem die, abends um 4 Uhr(en), folgte diesem der Regimentsquartiermeister mit allen Fouriere(r)n[147] und begehrte, allhier Quartier zu machen für das ganze Regiment, welches seinem falschen Vorgeben nach alsbald (her)nachmarschierte. Als wir hart darwider stritten und uns darein nit verstehen wollten, sprach er, er hätte Order und gemessenen Befehl. Er könnte davon nit weichen. Man müsse ihn hereinlassen. Und [als bereits] auf dem Rathaus ein Anfang gemacht wurde, die Quartiere auszuteilen und Bolletten[148] zu schreiben, wir aber [immer noch] sehr lamentierten, sagte er: wann wir 100 Dukaten geben wollten, so wolle er solches ändern. Worauf wir mit ihm so lang[e] flehentlich gehandelt, bis wir es mit ihm [wegen der] Abwendung des Quartiers auf 30 Taler und ein neu[es] Paar Pistol[en] gebracht haben. Hingegen hat er uns ein[en] Fourier(er) zur Salva Guardi[a][149] hiergelassen, dem wir auch 3 Taler [haben] geben müssen. Er begab sich [an] diesem Abend wieder zurück in das Quartier“.[150]
Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !