Duwall [Duval, Duwal, McDougall, Dubald, Thubalt, Tubalt, Tubold, Tuboldt, Tubolt, Mac Duwald, Duwellt], Tobias; Obrist [ -1657]
(Unterschrift v. 1648)
Er war der Bruder Jacob Duwalls.[1] 1630 war er noch Leutnant[2] des Västerbotten-Regiments.
Der Schmalkaldener[3] Chronist Johann Georg Pforr [1612-1687] berichtet über die Einquartierung und die Erpressungen Duwalls: „Den 13. Decembr: [1636 a. St.; BW] kamen 5 Schwedische[4] regiment reuter unterm commando deß Obristen[5] Pfullß [Adam v. Pfuel; BW] ankommen und haben 2 nächt in ambtsdörffern still gelegen, von dannen in Francken gangen und daßelbst den Keyß: Obrist[en Harrach ufgerieben, druf sich der Obriste Pfull [Pfuel; BW] mit seim regiment in Meinungen,[6] der obrist Pfrangell [Karl Gustav Wrangel; BW], nach Schleußungen,[7] Dörfling [Derfflinger; BW] in Mellerstadt,[8] Mordan [Mortaigne y Potelles; BW] nach Demar[9] und Kündorff[10] und der Obrist Tubalt mit dem stab und 5 compag: in die statt Schmalkalden und hievon 3 compag: nach Waßungen[11] geleget“.[12] „Hierauff hat der Obrist Thobias Tubalt vor sich und seine 5 comp: uber den unterhalt uff 6 lehnung[13] von der statt Schmalkald[en /:dan er mit den dorffschafften nichts zu thun haben wollen:/ 17000 rthlr gefordert, da sich doch laut des Paniers [Banér] ordre solche lehnung höher nicht alß uff 8000 thlr beloffen.
Den 25. Dec: hat der Obrist Tubalt die Fürstliche frucht im Hennenberger hoff und 12 fuder[14] wein vor feinds guht wechgenommen, theilß verkaufft und theilß unter die officirer getheilet. Von solcher frucht hat der obrist den adelichen stifftsverwanthen [zu Waßungen] an ihren zinßgeldern bey hießige[r] renterey[15] abfolgen lassen [100 mlr[16] korn]. Und ob schon solches dem fürsten zum besten geschehen, ist doch solches [von] Landgraff Georg[en[17] in ungnaden ufgenommen worden.
Den 31. Dec: hat der Tubaltische major[18] an obbemelten lehnungsgeldern unverzügklich 5000 thlr haben wollen. Und weill man nicht stracks darmit gefast geweßen, hat er den gantzen raht arestirt und ufm rahthauß mit 12 reuttern bewachen lassen, sind aber uf vorbitt deß vatters uff den abend wegen des newen jahrs fest wieder ledig worden.
Sonst sindt in dießem monat Decembr: obbemelte 5 regiment zweymahl in Francken gangen.
Weil auch der Obrist Tubalt erfahren, das der geweßene Rendmeister D. Krebß zu Gießen[19] bey Landgraff Georg[en /:als Schwedischen feind:/ damalß geweßen, hatt er daher ursach bekommen, D. Krebßen sohn alhier in arest zu nehmen, auch nicht ehir ledig gegeben, biß seine mutter ihne mit 1200 thlr gelößet. Und hatt noch darzu dem Regimentssecretario Heinrich von Haaren /:so bey dem vatter gelegen und derselbe ihne uff die 70 thlr gekostet:/ 50 thlr verehren müßen. Alhier sind die Krebßische geschenck und wucher zum theill wechgangen“.[20]
„Hiervorn ist gemeldet worden, wie daß der Obrist Tubalt wegen 5000 thlr [den raht] arrestiren lassen. Weil aber mitt dieße starcke summa nebey der einquartirung nicht uffzubringen gewest, ist der raht den 5. Jan: wiederumb ufm rahthauß arestirt worden, ihnen auch biß deß andern tags kein speiß od[er tranck gefolgt worden.
Den 9. Jan: [1637; BW] ließ der obrist die bürgermeisterr nebent 5 rahtspersonen und der statt advocaten, Sigismund Pforr, nochmalß arrestiren, so lang, biß sie ihme 1000 thlr bar erlegt und darneben versprochen, ihme künfftige Ostern 2000 thlr in Hamburgk zu bezahlen und darüber ein obligation zustellen müßen“.[21]
„Baner war inzwischen mit seiner Hauptmacht bis Erfurt[22] vorgedrungen, um diesen wichtigen Stützpunkt in schwedischen Besitz zu bringen, was ihm auch am 22. Dezember 1636 dann gelang. Zur Sicherung seiner linken Flanke hatte er einige Regimenter über den Thüringer Wald auf Schmalkalden entsandt, wo am 11. November das Hoditzsche Regiment erschien. Ihm folgte am 14. November der schwedische Obrist Karl Gustav Wrangel mit 11 Kompanien des Banerschen Leibregiments[23] und der Oberstleutnant[24] Georg Derflinger mit 6 Kompanien Kavallerie. In Schmalkalden hatte man 3.000 Taler erpreßt, in Meiningen 4.000 Reichsthaler und 20 ausgerüstete Pferde. Am 21. November zogen sich Wrangel und Derflinger wieder gen Thüringen zurück, doch von dort aus sandte Baner fünf Regimenter Kavallerie unter dem Kommando des Obersten Pfuel, darunter das Regiment des Obristleutnants Derfling [!], die er bei der Belagerung Erfurts nicht gebrauchen konnte, mit der Weisung zurück, an der Grenze gegen Franken Winterquartiere zu beziehen und seinen Rücken zu decken.
Außer der über den Thüringer Wald vorgeschobenen Abteilung blieb in Westthüringen mit der Sicherung gegen Hessen außerdem der Generalmajor Stalhanske mit mehreren Regimentern stehen. Den fünf Regimentern der Kavallerieabteilung Pfuel waren folgende Städte und Ämter angewiesen worden:
1. Dem Regiment des Obersten Pfuel Stadt und Amt Meiningen, Amt Maßfeld,[25] Stadt und Amt Suhl,[26] Stadt und Amt Mellrichstadt im Bistume Würzburg.
2. Dem Regiment des Obersten Karl Gustav Wrangel Stadt und Amt Schleusingen,[27] Stadt und Amt Eisfeld,[28] Stadt und Amt Hildburghausen.[29]
3. Dem Regiment des Obersten Dubald die Stadt Wasungen und die Ämter Wasungen und Sand,[30] Stadt und Amt Schmalkalden.
4. Dem unter dem Kommando Derflings stehenden Torstensonschen Regiment zu Pferde Stadt und Amt Ilmenau,[31] Stadt und Amt Bischofsheim,[32] Stadt und Amt Fladungen[33] im Bistume Würzburg und das Amt Kaltennordheim.[34]
5. Dem Dragonerregiment[35] des Obersten Caspar Cornelius von Mortaigne Stadt und Amt Themar,[36] die Ämter Kühndorf,[37] Frauenbreitungen und Fischberg,[38] die Zent Benshausen[39] und die Kellerei Behrungen.[40]
Die Regimenter legten ihre Quartiere nun nicht verstreut über die ihnen zugewiesen[en] Gebiete, sondern bezogen enge Quartiere, von denen aus sie den ihnen zugewiesen[en] Raum überwachten, aber auch um in ständiger Einsatzbereitschaft zu stehen. Aus der noch erhaltenen Quartierliste ist nun zu ersehen, daß das Regiment Pfuel in Stärke von neun Kompanien in Meiningen und seiner unmittelbaren Umgebung stand, das Leibregiment unter Wrangel geschlossen in Wasungen, Mortaigne in Themar und Derflinger im (vorgeschobenen) Stockheim[41] lagerten.
Da nun anscheinend Nachrichten über feindliche Truppenbewegungen einliefen, erhielten die Regimenter Derfling und Mortaigne den Befehl, nach der Fränkischen Saale aufzuklären. Da die Hauptsorge der militärischen Führung damals in der Beschaffung von Löhnung und Verpflegung für Mann und Tier bestand, der erbärmliche Zustand des Landes es aber nicht erlaubte, diesem nachzukommen, nahm man vorsorglich Geiseln, die man nach Erfurt überstellte.
Die Erkundung brachte die Bestätigung vom Heranrücken einer starken kaiserlichen Truppe aus dem Stifte Würzburg. Darauf zogen sich die schwedischen Einheiten ‚gegen den (Thüringer) Wald‘ zurück. Der kaiserliche General Godfrid Huin [Huyn v. Geleen;[42] BW] stationierte seine ‚letztliche Regimenter‘ nun um Neustadt[43] und Mellrichstadt, da er ins Leere gestoßen war. Nun war das strategische Ziel der Kaiserlichen, sich zwischen die Schweden in Thüringen und die Hessen unter Wilhelm V.[44] zu schieben und deren Vereinigung zu verhindern. Hatzfeld rückte westlich der Rhön vor, der Generalfeldzeugmeister Huin de Geleen mit 6 Regimentern bzw. angeblich 14.000 Mann zur Flankendeckung auf Meiningen vor. Das zu verhindern, gedachten die Schweden unter Pfuel zu tun. So rückte er am 11. Januar 1637 wieder heran, verstärkt durch 2 Reiterregimenter und Generalmajor Stalhandske. Das Nahziel war, den feindlichen Vormarsch zum Stillstand zu bringen, das Zweitziel, dem Gegner so viel Verluste wie möglich beizubringen.
Am 12. Januar 1637 schickte er den Oberst Wrangel mit dem Banerschen Leibregiment von Wasungen in Richtung Meiningen vor, von wo der Feind in Stärke von 2 Regimentern im Anmarsch war, 1 Kroaten-[45] und 1 Dragonerregiment. Der Vortrab der Schweden kam bei Walldorf[46] in Gefechtsberührung mit dem Gegner. Die beiden kaiserlichen Regimenter hielten diesen Vortrab für eine stärkere Erkundungsabteilung und glaubten[,] die Gelegenheit günstig [,] als diese sich zurückzogen und stießen nach.
Der Haupttrupp der Schweden hatte aber inzwischen am Südausgang von Wasungen hinter Gebüsch gedeckte Stellung bezogen. Als die Kaiserlichen, deren Verbände sich während der Verfolgung aufgelockert hatten, herankamen, brachen die Schweden dem völlig überraschten Feind in die Flanke. Es kam zu einem kurzen Gefecht; was nicht niedergehauen und verwundet wurde, suchte sein Heil in der Flucht. Die beiden Obersten Manteuffel und Wolframsdorf wurden gefangen genommen. Die Regimenter Wrangel und Derfling setzten den Kaiserlichen nach. Vor den Toren Meiningens kam es, da hier die Kaiserlichen Verstärkung erhielten, zu einem weiteren scharfen Gefecht, bei dem 3 Kompanien Kroaten völlig zusammengehauen worden seien.
Auch hier wandten sich die kaiserlichen Reiter zur Flucht und jagten in Richtung Mellrichstadt davon. Die dort stehende Hauptmasse der Kaiserlichen hatte sich indessen zu einem Teil in Richtung Königshofen[47] zurückgezogen, in der Hoffnung, hinter den Festungsanlagen in Sicherheit zu sein. Sie hatten aber nicht mit so einem Angriffsschwung der Schweden gerechnet; denn eine halbe Meile vor Königshofen wurden sie von Oberstleutnant Derfling eingeholt, dem sie sich widerstandslos ergaben, obwohl er nur mit 60 Pferden gegen sie ansetzte. 800 Fußvolk, 3 neue Geschütze und der gesamte Troß fielen in seine Hand.
Der andere Teil der Kaiserlichen, 8 Kompanien Dragoner stark, wurde im Streugrund zwischen Mellrichstadt und Neustadt gestellt, zusammengehauen und zersprengt. Wiederum wurden 200 Mann gefangengenommen. Es wird berichtet, daß die Schweden grundsätzlich keinem Kroaten und Undeutschen Pardon gaben, sondern nur Deutschen. Der das Fußvolk kommandierende Oberst Klein und der Generalfeldzeugmeister Huin de Geleen seien nur knapp der Gefangenschaft entkommen.
Es war ein ungewöhnlicher Erfolg der Schweden gewesen. Die Kaiserlichen zogen sich hinter die Fränkische Saale zurück und wagten keinen Vorstoß mehr. Die Schweden bezogen seelenruhig wieder ihre alten Quartiere, um Mann und Roß einige Tage der Ruhe zu gönnen. Am 15. Januar 1637 zogen sie sich endgültig über Schmalkalden zurück, da sich Baner, der sich inzwischen auf Sachsen geworfen hatte, diese so weit im Westen stehenden Truppen nicht länger entbehren konnte. Strategisch aber war die Dislozierung des Gegners, der Kaiserlichen, trotz aller Mißerfolge gelungen“.[48]
Der Schmalkaldener Chronist Pforr hält dazu fest: „Den 9. Jan: sind die hievor bemelte 5 Schwedische regimenter wegen deren in Francken zusammengezogenen Keyserlichen völcker in hießige ambtsdörffer gewichen und, die obristen legten sich in die statt, ihre pocaschen[49] aber schickten sie ubern walt. Hierauff giengen sie die Schwedischen den 12. dito in der furi uff die Keyß: loß und treffen bey Meinungen uffeinander, alwo die Keyßerlichen auß dem feldt geschlagen, ihnen 3 stück geschütz abgenommen. Der Obriste Mandeuffel und Ramßdorff und andere officirer, beneben 700 gemeine soldaten, wurden gefangen. Bey dießer occasion hat sich der Obriste Wrangell, welcher den angefriff gethan, am tapfersten gehaltten.
Den 14. Jan: kamen die Schwedische regimenter mit den Keyßerlich[en gefangen alhier wiederumb ahn und wurden die zu Waßungen gelegene 3 comp: folgends in die statt geleget, welche den bürgern alhier viel gelt abgepreßet. Den 16. Jan: sint bemelde 5 Schwed: regimenter gentzlich uffgebroch[en und in Thüring[en gangen, haben uff die 40 stück ochßen und pferdt in der statt genommen und vor die stück gespant, darvon wenig wider zurückkommen.
Der Obrist Tubalt nahm auch wegen seiner geforderten gelder halber den Burgermeister Johan Franckenberg[er, Johan Zöllner, Adam Merckell, beyde des rahts, und den stattschreiber gefengklich mitt. Nachdem sie aber eine obligation uber sich geben, waß die statt nach gehaltener rechnung an obbemelten geforderten lehnungsgeldern noch schültig bleiben würde, uff Jacobi tag[50] zu bezahlen, sint sie zum Tambach[51] wieder ledig worden. ist alßo abermahl ein ungestümneß wetter voruberkommen, worbey die armen bürger abermahlß ein harttes außgestanden“.[52]
„In den Monaten Februar und März [1639; BW] lag eine schwedische Besatzung unter dem Befehle eines Obristen Duwal in Altenburg.[53] Am 21. März kam es in der Stadt selbst zu einem Kampfe. Der kursächsische Oberstleutnant Rohrscheid, der in Leipzig[54] stand, überfiel unvermutet mit 400 Musketieren und 150 Reitern frühmorgens die Stadt und ihre nichtsahnende Besatzung. Er machte große Beute in Geld, Gold und Kleinodien, da die schwedischen Offiziere vielfach ihre Wertsachen in Altenburg zusammengebracht hatten, nahm 200 Pferde, meistenteils gesattelt, weg und den Obristen Duval mit mehreren Offizieren gefangen. Da die auf den umliegenden Dörfern einquartierten Schweden ihren Kameraden zu Hilfe eilten, sah sich Rohrscheid zu schleunigsten Rückzug gezwungen, den er aber wohlbehalten und geordnet mit seiner Beute glücklich bewerkstelligen konnte. Die Schweden glaubten an einen Verrat von seiten der Altenburgischen Bürger. Torstenson befahl 3 Regimentern nach Altenburg aufzubrechen, die Stadt auszuplündern und von Grund aus zu zerstören. Nur die Aussage der gefangenen schwedischen Offiziere, die versicherten, die Bewohner Altenburgs hätten ebenso wenig wie sie den beabsichtigten Überfall geahnt, rettete die Stadt vor dem Äußersten. Der Feldherr zog seinen Befehl zurück. Doch trotzdem erschien am 25. März der Oberst Dörfling und forderte von der unglücklichen Stadt 1800 Taler Brandschatzung für den durch die Niederlage erlittenen Schaden. Trotz aller Bitten musste die Stadt die hohe Summe auch aufbringen. Am 29. und 30. März zogen die Schweden nach Zeitz ab“.[55]
In der Mühlhausener[56] Chronistik heißt es unter 1640: „In diesem Jahre wurden die Herren von Erfurt[57] einig mit dem General Banier und nahmen ein Regiment Fußvolk ein in die Stadt Erfurt beneben einem Kommandanten [Caspar Ermes; BW]. Derselbe nahm 8 Meilen Weges um die Stadt Erfurt herum alle in seine Kontribution, und das brachte ihm viel Geld ein. Hier die Stadt Mühlhausen ist dem schwedischen Tuboldischen Regiment assigniert, hat alle Monate 1000 Rtlr. geben müssen und 91 Malter[58] Hafer, dazu Heu und Stroh und alle Jahre 1000 Malter Früchte. Das ist einem jeden Bürger gesetzt, nachdem er in der Kontribution gestanden, und mußtens die Bürger auch nach Erfurt führen. Das hat also müssen gegeben werden bis zum Friedensstande 16 Jahre. Nebst diesem schreibt der Kommissarius Peter Brandt, daß diese Stadt ins Erfurtische Magazin 1600 Malter Früchte einschicken sollte. Wiewohl nun der Rat zeithero cunctirt[59] und angestanden mit der Abfertigung aus des Rats Mittel bis auf den 20. August [30.8.; BW]. Alla Herr Christoph Ringleb und Herr Valtin Dehmarn Kommission aufgetragen, die tractaten dieser beiden Punkte selber zu Erfurt zu expediren, so ist doch selbigen Morgen 5 Uhr der Rittmeister Israel mit 40 Pferden, von allen Kompanien 4 Mann ohne die Offiziere, zur Execution[60] anhero commandirt wegen des praeteriti. Inmittelst wie des Rats Abgesandte fortreisen, nimmt sie bemeldter Rittmeister mit 8 Convoyern an und liefert sie hinein in Erfurt, allda sie in Arrest Zeitlang gehalten worden, bis ihnen ihr Begehren bewilligt worden. – Den 22. Aug. [1.9.; BW] sind die Tuboldischen Executores auf des Rats Einwilligung ad interim herein in die Stadt gelassen und bequartiert, inmaßen ihnen denn alsbald halbe Löhnung gegeben worden“.[61]
Auch bei Pforr wird Duwall letztmalig 1640 erwähnt: „Den 16. April: ließe der Obrist Tubalt die restirente 2000 thlr ernstlich fordern“.[62]
Der Erzgebirgschronist Lehmann erwähnt ihn anlässlich des Entsatzes von Zwickau[63] Ende 1640: „Alß Baner die beträngnuß der Statt Zwicka vernommen, hat er den General-Major Pfulen mit 5 Commandirten regiementer zue Pferd und 2 Trajonern abgeschickt, dasselbe zue entsezen. Der hatte das Dubaltische regiement aus Erfurt darzue genommen, flohe gleichsam in November aus den Lüneburgischen in Meißen,[64] den 7. kahm er von Eißleben,[65] Sangerhausen[66] uber die Unstrut auf Naumburg[67] und alda uber die Saalle auf Zwickau und vermeinde die Saxischen Regiementer zue uberraschen; weil nun der Obrist Unger die rechnung balt gemacht, daß es auf entsaz der Stadt Zwicka angesehen, alß hat er den 10. November zuevor die Pagagi nach Chemnitz[68] weg und theils nach Freyberg[69] fortgeschickt, Sich mit 14 Troppen mit den keyßerlichen ins felt gestellet, weil er aber sich nicht bastant befunden, den 12. November eilendts aufgebrochen, des Nachts in lager alles stehen und liegen laßen und mit seinen Völckern theils uff Chemnitz, welches mit 4 Strizkischen Compagnien besazt blieb, theils in Freyberg, theils in Oschatz[70] und Grimme,[71]endlich gar uber die Elbe in die Quartier gegangen. Die Keyßerlichen Gallas- und Colloredischen rißen auch auß durchs gebirg auf 3 Päßen in Böhmen so verzagt, daß Sie sich auch nicht einest umbgesehen. Den 14. November quartirten des nachts darvon 400 in Wiesenthal,[72] 600 uffn Weipert,[73] 3 regiementer uff der Presnitz,[74] die nahmen den deutschen Fuhrleuten, meist Cranzlern,[75] die von Prag kamen, uff der Presnitzer straßen 18. November 38 schöne Pferd weg pro 1500 thl. Den 17. November legten Sich 50 Pferde davon in Wiesenthal auf die Vorwache zue sehen, was der feindt vor hette, 6 tage lang, brachen den 23. November auf, legten Sich zum andern in Böhmen in die Quartiere, partheiten uber den Pas herauß, und wahr vor ihnen niemand sicher in handel und wandel, ließen den feindt in Meißen rauben, sengen und brennen und nahmen sich des nichts an. General-Major Pful ließ die Statt Zwicka nothdürftig provantiren und das lager verbrennen und mit volck besezen, lage biß den 30. November mit den Obristen Graun und Dörfling [Derflinger; BW] in Haupt-Quartier mit 3 regiementern, commandirte die andern nach den Creißen an der Mulda, preste vor die maroden 200 Pferde, die Contribution, so auffgelaufen, und uber die große brandtschatzung bey feuer und schwerd, von Eulenburg[76] 3000, von Merseburg[77] 5000, von Naumburg[78] 10000 thl. Darnach legte er sich mit seinen Volckern nach Born,[79] Rochlitz,[80] Coldiz,[81] Pega[82] und Weißenfels.[83] Den 8. December streiften sie auf allen straßen nach Leipzig, nahmen Pferde und viehe weg, und weil der Obrist Unger auß Oschitz und Grimme auf sie wahr gefallen und was schaden gethan, brach 11. December der General Pful auß dem Haupt-Quartier Born auf, ging auf Oschitz, Dubalt [Duwall; BW] auf Grimme, Gustavus Horn auf Lützen,[84] verjagten aller ortten die Churfürstlichen völcker, daß Sie sich uber die Elbe retterieren musten. Darmit handelte er seinen Belieben nach in lande Meißen,[85] brande und brandschazte umb Dresden, Freyberg und umb Chemnitz die Stedte, land und ämpter. Er schickte auch in die 1000 Pferde auf die Zschopa[86] und in dieses Oberertzgebirge, ließ den 22. November die Contribution in continenti bey Heller und Pfenningen einfordern. Darvon kamen eben den tag 500 Pferde in Marienberg, begehrten vor 1000 thl. Spitzen, von Annenberg[87] 3000 thl. Die Marienberger gaben durch große bitte 400 thl. ins Haupt-Quartier Rochlitz, Die Statt Annenberg 600 thl. Den 23. November ruckten Sie auf Schwartzenberg[88] und preßeten uber die Contribution herauß von Ampt 900 thl., breitteten sich hernach auß in gantzen gebirg und Plackten auß allen Städtlein gelt, Victualien nach Zwicka und raubten darneben, was Sie funden; bey solchen Zuestandt wahr dieses gebirg abermahl wohl geplagt, in deme es muste fast 3erley Contribution geben, Marienberg[89] wochentlich nach Freyberg 10 thl., 5 scheffel haber nach Zwicka und Erfurt, daß die armen leute abermalß außgesogen wurden, und ein wunder gewesen, wo doch so viel geldes und Mittel sindt herkommen. Das triebe der General-Major Pful mit seinen Volckern Durch den gantzen November und December, daß er den 1. Januar 1641 noch in und umb Mügeln[90] gelegen mit seinen 8 regiementern zue Roß, reinlich alles in lande aufgereumet und mit hinwegnehmen aller Pferde sich starck wieder beritten gemacht, daß Er hernach den Banér beym aufbruch und march in die Ober-Pfaltz gute dienste leisten und stattlich hat rauben helffen können. Den er wurde endlich auß Meißen Nach dem Vogtland beruffen und muste der Banierischen Armee folgen“.[91]
Der Hildesheimer[92] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch den Wortlaut der sogenannten „Allianze“ vom 20./30.5.1641, die nach Banérs Tod verfasst wurde: „Dieweilen die Fr. Häuser Braunschweig und Lüneburgk und heßen sich als Mitgehülfen erwiesen und mit ihrer Fortze zur Beförderung des gemeinen Evangelischen Wesens und Beschützung ihrer Lande abermal herbey getreten und als getrewen Freunden gebührt, hinwieder auch getrewlich gemeint und tractirt seyn wollen: Als haben wir hohe Officirer und Obristen zue Roß und Fueß der Königl. Armee hiermit zu mehrer der hochfürstl. Versicherung uf Cavalliirs Trawen und Parol kraft dieses Versprechens und zugesaget, bey Vorstellung oder Annehmung eines newen Königl. Schwedischen Grãls. dabey bestehen wollen, daß wir gegen beede Hochfürstl. Häuser uns nicht verbinden, noch denen selben etwas wiedriges, so lang sie bey der Parthey beständig verbleiben, zufügen laßen, können oder wollen, sondern gleichwie getrewen Mitgehülfen gebühret, dieselbe hinwieder mit trewen Meinen, dero Land und Leute Conservation und ruhe nebest dem allgemeinen Evangelischen Wesens Beste befördern und in Summa uns gegen sie in allen, als redliche Cavalleri gebühret, erweisen wollen. Urkuntlich haben wir dieses samtliche mit unserer Hand, Unterschrift und Pitschaft bevestiget, geschehen im Königl. Schwedischen Feldlager bei Halberstadt,[93] den 20. May Ao 1641 Johan Eberhardt von Bellinghausen, G. M. von Weitzleben [Witzleben; BW], Ro Duglaß [Douglas, BW] Tobias Tuboldt [Tobias Duwall, BW], Gustaff Horrn, Georg Dorfling, Joachim Ludwig von Seckendorf, Heinrich von Münchhausen, Ewaldt Schütz, Ludwig Ranko, Mathias Höten, Hans Seeseman“.[94]
Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[95] schreibt in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ für den Februar 1642: „Vnter dessen hat es den Schwedischen allenthalben ziemlich geglücket / in dem sie vnter dem General Königsmarck mit etlichen Regimentern vmb Stendal[96] / Garleben[97] vnd vmbliegende Orte gestreiffet / alles geplündert nit allein viel Pferd vnd Viehe nach ihren Quartieren geführet / sondern auch Garleben vnterm Obristen Dubald besetzet / vnd die Armee auß den Quartieren nach Saltzwedel[98] abgeführet. Als sie nun kundtschafft bekommen / daß die Keyserische Armee gäntzlich resolvirt auff Stendal / Garleben vnd Saltzwedel / vnd gegen sie anzugehen / auch zu dem Ende von Magdeburg[99] allerhand Nothturfft vnd viel Proviant zu Wasser nach der Armee führen lassen / haben sie die Keyserischen zwischen Halberstatt[100] vnd Aschersleben[101] vnversehens überfallen / vier Regimenter zu Pferd / als das Savellisch / Soyisch [Soye; BW] / Gonzagisch [Annibale Gonzaga; BW] / vnd noch eins / sämptlich in 1000 starck ruiniret vnd also durch dieses den Keyserischen nicht eine geringe confusion verursachet“.[102]
„Ansonsten setzte sich das Muster des Frühjahres [1643; BW] fort: ein schneller Angriff hier, ein Scharmützel[103] dort, und zwischendurch wurde eine kleine Festung eingenommen. Meistens behielten die schwedischen Verbände bei diesen kurzen Zusammenstößen auf gelben Getreidefeldern oder gewundenen Waldwegen die Oberhand. Bei einer Gelegenheit wurde jedoch eine starke schwedische Abteilung von einer kleineren kaiserlichen Einheit überrumpelt und nahezu aufgerieben. Torstensson, der stets Schwierigkeiten hatte, Untergebene, die ein Fiasko erlitten hatten, zu ertragen, tobte vor Wut, und als die Leiche des Chefs der Abteilung, eines Obersten Werner, ihm, wie es der Brauch war, übergeben wurde, ließ er den Körper an den Galgen hängen. Ein anderer Offizier [Georg v. Dewitz; BW], der an dem Debakel beteiligt gewesen war, wurde unter erniedrigenden Umständen aus dem Heer katapultiert und mußte ein Papier unterschreiben, in dem er sich verpflichtete, nie zu sagen, daß er in schwedischen Diensten gewesen sei“.[104]
Auch der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[105] schreibt in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“, dass Werner, genannt Schulmann wegen der besonderen Umstände von Torstensson noch als Leichnam gehenkt wurde: „Gleichwol seynd die feindlich-Schwedischen Völcker bey solchem fortgang auch viel vnterschiedliche mal gezauset worden. Der andern Scharmützel zu geschwiegen / haben sich vmb den neun vnd zwanzigsten dieses dieses zween Cornet[106] eines von dem Buchheim [Puchheim; BW] / das ander aber vom Palavicinischen [Pallavicini-Sforza; BW] Regiment / mit zwey hundert Pferden zusammen gethan, vnd weil sie gewisse Nachricht erlanget, daß der Obriste Döbitz [Georg v. Dewitz; BW] / Dubolt [Tobias Duwall; BW] / vnd Werner / sonsten Schulman genant / sich bey Mährischen Triba[107] / die Contribution daselbsten herumb einzufordern / befunden; haben sie vermittelst der günstigen Nacht besagte drey Regimenter plötzlich überfallen / glücklich geschlagen / den Obristen Döbitz vnd Werner tödtlich verwundet / vnd auff das nechste Schloß gebracht. Vber diß ist auch der Obrister Leutenant Dubolt sampt ein hundert vnd dreysig Reuttern / in die fünffzig Officrer / worvnter zween Rittmeister[108] / zween Leutenante[109] / vnd drey Cornet / nebens vier hundert Pferden gefänglich eingebracht / die übrigen aber mehrentheils verwundet / oder gar zu Boden geleget worden.
Nach dem nun diese Niderlage deß Feld-Marschallen Torstensohns Excellenz zu Ohren kommen / hat er sich dermassen hierüber entrüstet / daß er diese 2. Obristen / den Obristen Leutenant vnd etliche Rittmeister / vmb ein gewisses Geld von den Keyserischen gelöset / weil er selbige gegen andere rädliche Cavallier außzutauschen nicht würdigen wollen. Wie er sie aber in sein Läger bekommen / hat er den Obristen Werner zur stund auffhencken lassen / den Obristen Döbitz [Georg v. Dewitz] aber mit einem Schelmen von der Armee gewiesen / darbey er sich noch verreversiren [schriftlich niederlegen] müssen / sein Lebtag nicht zu sagen / daß er jemals vnter der Cron Schweden gedienet. Diese scharpffe verfahrung soll daher kommen seyn / weil die Keyserische partie gar schwach / dieses aber 3 gantze und starcke Regimenter gewesen / vnd sich dennoch so liderlich nidermachen lassen“.[110]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet dazu: „Am 28. Dito / wurde frühe auß dem Käyserlichen Feldlager bey Cothin[111] / durch eygenen Currir / advisirt / nemblich / es wären 2. Cornet / einer von Buchheim [Puchheim; BW] / der ander vom Paravicinischen Regiment / für sechs Tagen außcommandirt gewesen. Diese / als sie sich in zweyhundert Pferdt starck zusammen gethan / hätten durch einen Bawren gewisse Nachricht erlangt / was massen der Obriste Döbitz [Georg v. Dewitz; BW] / Dubald / vnnd Werner / sonsten Schulmann genannt / sich bey Mährischen Driba / die Contribution daselbst einzufordern / befunden. Weil dann den Käyserlichen die schwartze Nacht favorisirte / haben sie besagte drey Regimenter glücklich geschlagen / die Obristen Döbitz vnnd Werner / tödlich verwundet / vnnd auff das nechst angräntzende Schloß überbracht. Vnter denen andern Gefangenen / waren Obrister-Leutenant von Dubold / funffzig Officirer / darunter zween Rittmeister / zween Leutenant / drey Cornet / nebenst 130. gemeinen Reuttern / vnnd 400. Pferden. Der Rest bliebe auf dem Platz / vnd wurde fürter niedergemacht.
Neben diesen / hatten 100. Pferdt vom Jungen Piccolominischen Regiment einen Hinterhalt gemacht / vnd eine Anzahl Marquenter von den Schwedischen / so sich vnter die Wallachen gemischt / angetroffen: Dieselbe angegriffen / 80. Wägen / vnnd 200 Pferdt bekommen / von den Wallachen über 150. niedergemacht. Entzwischen blieben beyderseits feindliche Armeen gegen einander / in ihren alten Posten wol verschantzt.
Dieser obbesagter Verlust / vnd Schimpff / in dem drey Schwedische Regimenter / vnd Obristen / von 2. Käyserlichen Cornetten geschlagen / ruinirt / vnd gefangen genommen worden / hat Herrn Generaln Torstensohn dermassen geschmertzet / daß er so bald darauffer 2. Obristen / ein Obristleutenant / vnnd etliche Rittmeister / von den Käyserischen / vmb ein gewisses Geld / rantzionirt. Sintemaln er selbige gegen andere redliche Cavallieri außzuwechseln nicht würden wollen. Wie er sie nun in sein Läger wieder überkommen / hat er den Obristen Werner zur stund auffhencken lassen / den Obristen Döbitz [Georg v. Dewitz; BW] aber cum infamia[112] von der Armee relegirt.[113] Dabey er sich noch verreversiren[114] müssen / vmb sein Lebtag nicht zu sagen / daß er jemals vnter der Cron Schweden gedienet. Obgedachte scharpffe Execution kam daher / weil die Käyserliche Parthey sehr schwach / diese 3. aber complet / vnd starcke Regimenter gewesen / vnd sich demnach dermassen liederlich ruiniren lassen“.[115]
Ab 1645 war er Kommandant in Altmark[116] und Gardelegen.[117] Von dort beklagte er in den Jahren 1648 bis 1650 bei Karl Gustav den Mangel an Gewehren und Munition.[118]
[1] „The Scots in Sweden“, Part II ©, Militaria. Online verfügbar unter: electricscotland.com; MURDOCH, SSNE ID: 2475; AILES, British Military Community, S. 102; CHEMNITZ, Geschichte Bd. 4, S. 52; CRONHOLM, Trettioåriga kriget, S. 45; BOETHIUS, Duwall, S. 608.
[2] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompagnie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.
[3] Schmalkalden [Kr. Schmalkalden]; HHSD IX, S. 387ff.
[4] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon.
[5] I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. RUDOLF VON BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Cronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[6] Meiningen [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.
[7] Schleusingen [Kr. Suhl]; HHSD IX, S. 382ff.
[8] Mellrichstadt [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 438f.
[9] Themar [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 436f.
[10] Kühndorf bei Miningen (Thüringen).
[11] Wasungen [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 468f.
[12] WAGNER, Pforr, S. 141.
[13] „lehnung“: alle zehn Tage zu entrichtender Sold für die schwedischen Truppen, z. B. Kapitän 12 Rt., Leutnant und Fähnrich 10 Rt., Sergeanten, Fourier, Führer, Musterschreiber und Rüstmeister zusammen 12 Rt., Trommelschläger, Pfeifer zusammen 6 Rt., Korporal 2 Rt., sowie den unteren Dienstchargen gestaffelte Beträge in Groschen. BURSCHEL, Sozialgeschichte, S. 975f.
[14] 1 Fuder = 14 Eimer, 1 Eimer = 79, 37 Liter, insgesamt 1091, 18 Liter.
[15] renterey: Behörde oder Amt, für die Berechnung und Einnahme von Renten (herrschaftliche Abgaben auf Grund- und Hausbesitz) verantwortlich.
[16] 1 Malter = 163, 417 Liter.
[17] Vgl. DIEHL, Georg II.; BECK, Die Neutralitätspolitik Landgraf Georgs II.; WACHENDORFER, Möglichkeiten und Grenzen.
[18] Major: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obrist-Lieutenants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[19] Gießen; HHSD IV, S. 172ff.
[20] WAGNER, Pforr, S. 142.
[21] WAGNER, Pforr, S. 142.
[22] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[23] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17.Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark und in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen.
[24] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[25] Ober- und Untermaßfeld [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 319ff.
[26] Suhl [Kr. Suhl]; HHSD IX, S. 426ff.
[27] Schleusingen [Kr. Suhl]; HHSD IX, S. 382ff.
[28] Eisfeld [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 98f.
[29] Hildburghausen [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 198ff.
[30] Sand, unter Sinnershausen, Kloster [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 400.
[31] Ilmenau [Kr. Ilmenau]; HHSD IX, S. 211ff.
[32] Bischofsheim a. d. Rhön [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 97.
[33] Fladungen [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 199.
[34] Kaltennordheim [Kr. Bad Salzungen]; HHSD IX, S. 229f.
[35] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.
[36] Themar [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 436f.
[37] Kühndorf [Kr. Suhl]; HHSD IX, S. 243f.
[38] Fischberg, unter Zella [Kr. Bad Salzungen]; HHSD IX, S. 495.
[39] Benshausen [Kr. Suhl]; HHSD IX, S. 45.
[40] Behrungen, unter HHSD IX, S. 199, 281, 354.
[41] Stockheim, Kr. Mellrichstadt, unter Henneberg [Kr. Meiningen], S. 194.
[42] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[43] [Bad] Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.
[44] Vgl. ALTMANN, Wilhelm V.; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel.
[45] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „.
[46] Walldorf [Kr. Meiningen]; HHHSD IX, S. 457f.
[47] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[48] PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 123ff.
[49] Bagage.
[50] Jakobstag: Tag des Heil. Jakob, Jakobi (Tag des Apostels Jakob Zebedäus), 25. Juli. Wegen der Verwechslungsgefahr weit seltener zum Datieren benutzt wurde der Jakobstag am 22. Juni (Tag des Apostels Jakob Alpheus).
[51] Tambach-Dietharz [LK Gotha/Thür.].
[52] WAGNER, Pforr, S. 142f.
[53] Altenburg [Kr. Altenburg]; HHSD IX, S. 6ff.
[54] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[55] FRITZSCHE, Altenburg, S. 30f.; Zeitz [Kr. Zeitz]; HHSD XI, S. 519ff.
[56] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.
[57] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[58] 1 Erfurter Malter = 715, 358 Liter.
[59] cunctirt: gezögert.
[60] Execution: (notfalls gewaltsame) Umsetzung von Bestimmungen und Auflagen; Zwangsvollstreckung, Zwangseintreibung von Kontributionen.
[61] JORDAN, Mühlhausen, S. 261.
[62] WAGNER, Pforr, S. 153.
[63] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[64] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.
[65] Eisleben; HHSD XI, S. 103ff.
[66] Sangerhausen; HHSD XI, S. 409f.
[67] Naumburg; HHSD XI, S. 341ff.
[68] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[69] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.
[70] Oschatz; HHSD VIII, S. 265ff.
[71] Grimma; HHSD VIII, S. 128ff.
[72] Oberwiesenthal; HHSD VIII, S. 261.
[73] Weipert [Vejperty]; HHSBöhm, S. 650.
[74] Pressnitzer Pass: der Preßnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Preßnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Preßnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges.
[75] Cranzler: unbekannter Begriff.
[76] Eulenberg [Sovinec]; HHSBöhm, S. 138f.
[77] Merseburg; HHSD XI, S. 322ff.
[78] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.
[79] Borna; HHSD XI, S. 34ff.
[80] Rochlitz; HHSD VIII, S. 303ff.
[81] Colditz [Kr. Grimma]; HHSD VIII, S. 49ff.
[82] Pegau; HHSD VIII, S. 272ff.
[83] Weißenfels; HHSD XI, S. 487ff.
[84] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[85] Meißen; vgl. KÖBLER, Historisches Lexikon, S. 389f.
[86] Zschopau; HHSD VIII, S. 378f.
[87] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.
[88] Schwarzenberg; HHSD VIII, S. 328.
[89] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.
[90] Mügeln; Kr. Oschatz; HHSD VIII, S. 236ff.
[91] LEHMANN, Kriegschronik, S. 127f.
[92] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[93] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.
[94] SCHLOTTER, Acta, S. 341.
[95] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[96] Stendal; HHSD XI, S. 446ff.
[97] Gardelegen; HHSD XI, S. 130ff.
[98] Salzwedel, HHSD XI, S. 404ff.
[99] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[100] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.
[101] Aschersleben [Kr. Aschersleben]; HHSD XI, S. 23ff.
[102] WASSENBERG, Der Ernewerte Teutsche Florus, S. 469f.
[103] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.
[104] ENGLUND, Verwüstung, S. 291.
[105] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[106] Kornett: Ein Kornett war die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entspricht der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.
[107] Mährisch Trübau [Moravská Třebová, Bez. Zwittau]; HHSBöhm, S. 361f.
[108] Rittmeister: (Capitaine de Cavallerie). Oberbefehlshaber eines Cornets (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Corporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[109] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompagnie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.
[110] WASSENBERG, Florus, S. 530f.
[111] Kojetin [Kojetín, Bez. Prerau]; HHSBöhm, S. 279.
[112] infamia: (lat.: infamia: „Schande, Schimpf“, wörtl. „Unaussprechliches“), bezeichnet ein ehrloses (gemeines, heimtückisches) Handeln oder die Ehrlosigkeit. „infamis“ machen hieß für Soldaten, etwa wegen der raschen Übergabe einer Stadt oder Festung an den Feind, der unehrenhafte Ausschluss aus der Armee. Zum Teil musste auch ein Revers unterschrieben werden, in dem der Betreffende erklären musste, nie in der betreffenden Armee gedient zu haben.
[113] religiren: ausschließen.
[114] verreversiren: schriftlich niederlegen.
[115] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 183f.
[116] Altmark [Stary Targ, Kr. Stuhm]; HHSPr, S. 4.
[117] Vgl. Chemnitz, Geschichte des Schwedischen Feldzugs, S. 52; Gardelegen [Kr. Gardelegen]; HHSD XI, S. 130ff.
[118] FISHER, The Scots, S. 109, Anm. 1. Vgl. Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf, Nr. 145: Tobias Duvall, schwedischer Militär, an den anhaltischen Kolonel Knoch zu Strelitz, Neubrandenburg 1648.
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