Durmenstein, N; Obristleutnant [ – 1.2.1637] Durmenstein soll 1637 als Obristleutnant in hessen-kasselischen Diensten gestanden haben.
Der sehr parteiische hessische Offizier und Historiker Geyso schreibt: „Gerade in den Tagen, in denen der Landgraf [Wilhelm V. von Hessen-Kassel; BW] dem General Melander [Holzappel; BW] den Statthalter-Posten in Hessen anbot, waren die Widerwärtigkeiten, die ihm dieser bereitete, besonders stark. Seit Anfang November, also gleich nach dem Abzug des Grafen Götz, hatte St. Chamond in Wesel[1] und der Landgraf wiederholt verlangt, Melander möge der Festung Hermannstein[2] Hülfe und Rettung bringen. Nach seiner Rückkehr nach Kassel[3] wiederholte der Landgraf, der wegen dieser Sache ‚fast desperat‘ war und seine ‚reputation nit wenig engagirt‘ fühlte, dies Verlangen in bestimmtester Form. Die Lage für einen Entsatz von Hermannstein war durch den Abmarsch der Kaiserlichen auf und über Hameln[4] hinaus von neuem günstig geworden. Melander, der noch unter dem 2. und 3.1. Ausflüchte gemacht hatte, konnte nun nicht mehr ausweichen. Aber statt mit allen abkömmlichen Truppen gegen die vor Hermannstein liegenden Bayern zu marschieren, unternahm er – wie der Landgraf schon geahnt hatte – durchaus Unzureichendes, in hohem Grade Bedenkliches. Er gab am 14. Januar den schriftlichen Befehl, der Oberstleutnant Andreas Hofmann solle am 22. von Dorsten[5] mit 10 Fahnen Reitern und 300 Musketieren aller Kompagnieen unter Oberstleutnant Wolbrandt aufbrechen und circa 100 Wagen Proviant nach Hermannstein hineinbringen. Derartige Anordnungen konnten nicht geheim bleiben. Sie müssen in 2-3 Tagen in Köln[6] bekannt geworden sein. Der hessische Zug war von Anfang an einem sicheren Untergang geweiht. Joh. v. Werth, der sich in Köln befand, traf seine Maßregeln. Bei Grenzhausen,[7] 15 km nordwestlich Hermannstein, liefen die Hessen in die ausgebreiteten Arme des Feindes hinein. Am 29. berichtete der Obrist Geyso aus Fulda[8] ‚die vom Generalleutnant Milander [Melander; BW] auf Hermannstein geschickte Partie ist ganz geschlagen, Früchte, Stücke und Pferde sind verloren‘, und der Landgraf antwortete hierauf seinem Vertrauten am 2.2. ‚daß es dergestalt ablaufen würde, haben wir die Rechnung letztlich machen können, es hat aber damit seine rationes physicas, welche wir Euch nicht eben schreiben, sondern in präsenti wohl sagen wollen‘. Was der Landgraf sich dachte, kann nach meinen Ausführungen nicht zweifelhaft sein. Die französischen Memoiren-Schreiber berichten, daß Melander durch spanisches Geld bestochen sei. Das wird sich schwerlich beweisen lassen. Eins ist jedoch gewiß: Wenn Melander wollte, daß der wichtige Rheinpaß Koblenz[9]-Ehrenbreitstein in die Hände von Köln-Baiern käme, – und daran ist kaum zu zweifeln – so sind es nicht deutsch-patriotische Gefühle gewesen, die ihn abgehalten haben, den Franzosen Hülfe zu leisten“.[10]
Nach der Darstellung Lahrkamps, der sich dabei auf das „Theatrum Europaeum“ bzw. den unzuverlässigen Rommel stützt, soll der hessen-kasselische Obristleutnant Durmenstein und Kommandierender des Fußvolks den Transport geführt haben.
„Werth war wegen Ehrenbreitsteins baldiger Kapitulation so zuversichtlich, weil er durch Überläufer hinreichend über die Not der französischen Besatzung unterrichtet war. Auf Entsatz hatten sie nicht zu hoffen; keine verbündete Armee war in der Nähe, um die Belagerer zu vertreiben, so dünn deren Postenkette auch sein mochte, da die kalte Jahreszeit die Bayern in die Quartiere trieb. Im Auftrage des Kardinals Richelieu versuchte der französische Gesandte Marquis de Saint-Chamont, der sich in Wesel[11] aufhielt, einen bedeutenden Lebensmitteltransport in die Festung zu werfen. ‚Die Holländer gaben Rat und Wagen, die Franzosen Gold und Unkosten, die Hessen Volk zu diesem Zuge‘. Der hessische Generalleutnant Melander stellte dem französischen Diplomaten zum Entsatz von Ehrenbreitstein elf Kornetts Reiter und 400 Musketiere zur Verfügung, die der hungernden Besatzung einen großen Wagenzug von über 100 Karren mit Lebensmitteln, die z. T. in Holland gekauft worden waren, zuführen sollten. Zum Transportführer wurde der hessische Obristleutnant Durmenstein bestimmt, der sich am 23. Januar von Dorsten[12] aus in Bewegung setzte, nachdem sich Melander von Saint-Chamont die Zusicherung hatte geben lassen, daß alle Unkosten, auch die eventuelle Auslösung hessischer Gefangener, von Frankreich getragen würden. Aber Jan von Werth hatte rechtzeitig von dem Anschlag Kunde bekommen und nahm sich vor, den hessischen Konvoi ungesäumt abzufangen. Mit geringer Bedeckung verließ er Köln, zog das Regiment ‚Neu-Werth‘ und Gaylings Reiter an sich, nahm 350 Musketiere mit und marschierte stromaufwärts; der Rhein, auf dem Eisschollen trieben, wurde überquert, die Nacht des 31. Januar hindurch marschiert. Durch Kundschafter benachrichtigt, daß der hessische Geleitzug in der Nähe sei, legte er im Morgengrauen zwischen Grenzhausen und Ehrenbreitstein einen Hinterhalt. Die Hessen, deren Marsch durch Regenwetter und schlechte Wege verzögert worden war, hatten bereits in der Nähe der Festung ein Nachtlager bezogen und warteten, daß französische Führer ihnen, wie verabredet, den Weg wiesen. Doch der Kommandant de La Saludie wollte von seiner zusammengeschmolzenen Mannschaft keine Leute aufs Spiel setzen und verwarf den Vorschlag des Colonels Montaigu, mit 50 Musketieren den Wagen sicher in die Festung zu geleiten. So sahen die Hessen im Angesicht Ehrenbreitsteins ‚eine halbe Stunde vor der Festung‘ die bayerischen Reiter unter persönlicher Führung Werths anreiten. Ihr Führer ließ eiligst eine Wagenburg bilden und aus zwei Geschützen feuern. Die erste Attacke Werths wurde zwar abgewiesen, doch die zweite drang in die Wagenburg ein und die hessischen Reiter wandten sich zur Flucht. Durmenstein, der das Fußvolk kommandierte, fiel, der Anführer der hessischen Reiter, Obristleutnant Andreas Haumann, zwei Kapitänleutnants und der französische Begleitkommissar wurden gefangen, alle 117 Karren und Wagen erbeutet. Auf bayerischer Seite war Werths Obristleutnant gefallen, auch Gayling empfing eine Schußwunde, ebenso drei Kornetts, deren einer daran starb“.[13]
[1] Wesel [LK Rees]; HHSD III, S. 773ff.
[2] Ehrenbreitstein [Stadt Koblenz]; HHSD V, S. 86f.
[3] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[4] Hameln; HHSD II, S. 192ff.
[5] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.
[6] Köln; HHSD III, S. 403ff.
[7] Grenzhausen, heute Stadtteil von Höhr-Grenzhausen.
[8] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.
[9] Koblenz; HHSD V, S. 178ff.
[10] GEYSO, Beiträge III, S. 120. Geyso datiert nach dem alten Kalender.
[11] Wesel [LK Rees]; HHSD III, S. 773ff.
[12] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.
[13] LAHRKAMP, Werth, S. 70f.