Arundel, Thomas Howard earl of; Gesandter [7.7.1585 Framlingham-26.9.1649 Padua] Arundel[1] war ein berühmter Kunstsammler, für den auch der Künstler Wenzel Hollar tätig war. Er stand als Gesandter in englischen Diensten und nahm am Kurfürstentag von Regensburg 1636[2] teil. Die englische Gesandtschaft sollte die Verhandlungen über die Rückgabe der Kurpfalz an Karl Ludwig von der Pfalz voranbringen, blieb aber politisch ohne Ergebnis. Arundel schien sich mehr für die Sehenswürdigkeiten und Kunstschätze Nürnbergs[3] zu interessieren und tatsächlich gelang es ihm, aus der Imhof’schen Sammlung die Bibliothek des Humanisten Willibald Pirckheimers zu erwerben; außerdem erhielt er noch einige Kunstwerke von Dürers Hand.
Am 11.6.1636 informierte Wilhelm von Slavata Adam von Waldstein: Am heutigen Tag sei vor dem Kaiser eine englische Mission mit Graf Arundel an der Spitze erschienen; dieser sei 60 Jahre alt und bekleide in England wichtige Ämter.[4] Der Überlinger[5] Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595 – 1655][6] berichtet anlässlich seines Aufenthalts in Wien in seinem Tagebuch: „Den 14 Junij ist ein englischer extra ordinari ambasciator conte Arondelli genant, so zu Regenspurg[7] die kayß. Mst[8] anzutreffen vermaint, hernach von dannen zu waßer alhero nach Lintz[9] kommen, der wirdt von hoff auß spesirt vnd gastfrey gehallten, hatt den 16 morgen vmb 10 vhren bei ihr kayß. Mst auf dem Schloß audienz gehabt mit gar volckhreichem comitat,[10] den er mit auß Engelland gebracht, darvnder auch ein praedicant, so in seinem langen schwartzen talar oder kutten vnd einem langen schwartzen mantel darveber mit einem glatten kragen gleich vnsern gaistlichen aufgezogen. Der solle gestrigen sontag (den 15 Junij) in deß ambasciators quartier auf dem platz in der statt in gegenwart desselben hofgesindts einen sermon, oder gebett auß einem bůch den zuhörern vorgelesen haben, ohne verrichtung anderer cearemonien oder sacramentalien“.[11]
Slavata schrieb am 21.6. aus Linz[12] an Waldstein: Am Vortag habe der englische Gesandte Arundel eine Audienz beim Kaiser gehabt, bei der er die Rückgabe des Kurfürstentums und die Übergabe einer Pfalzgrafschaft an den ältesten Sohn Friedrichs V. von der Pfalz, Karl Ludwig, verlangte und drohte, dass andernfalls die starke Militärmacht England mit dem König von Frankreich und anderen Alliierten ein Bündnis schließen würden. Slavatas Briefe vom 28.6. und 2.7. enthielten die Mitteilung von zwei weiteren Arundel gewährten Audienzen, die am 26. und 30.6. stattfinden sollten.[13]
Die Pfarrchronik von Bruck[14] (bei Erlangen) verzeichnet die Ermordung seiner Begleiter am 3.9.1636: „Sind die engeländische Gesandte (welche auf der Feuchter Straßen, als sie von Nürnberg[15] aus nach Regensburg[16] auf den Tag reisen wollen, nahe bei Altenfurt,[17] einem Weilerlein mitten im Wald gelegen, jämmerlich sind ermordet, und den 29. dito abends in die Stadt gebracht worden) zu St. Johann[i]s von dem Bitterhold[18] aus mit ansehlicher Prozession begleitet und begraben worden. Dieselbe sind mit Namen also angeschrieben gewesen: der hochwohlgeborne Herr, Herr Antonius Lampeluolis [Lample], ihrer hochgräflichen Exzellenz, Herrn Thomae Grafen zu Arondel und Suerr, extraordinari ambasatoris [außerordentlicher Gesandter], und des Königreichs Engeland Marschalk bestellter Stallmeister, aus Engeland bürtig; und der fest und mannhaft Wilhelm Schmid, [William Smith] ihr königlichen Majestät in Engeland Leibtrompeter, anjetzo höchstermelter ihrer Exzellenz Zugegebener, beide bei dem Bitterhold. Der Postillion aber, so neben und mit ihnen beden gereiset und zu gleicher Weise umbkommen, ist des Tags zuvor zu Wöhrd begraben worden“.[19]
Am 3.8.1639 beteuerte Arundel vom königlichen Hof in London aus Piccolomini[20] durch Obristwachtmeister Shawe seine Ergebenheit und versuchte ihm zu erklären, weshalb die Werbungen für die kaiserliche Armee bisher erfolglos geblieben waren.[21]
[1] Vgl. CROWNE, Blutiger Sommer.
[2] Vgl. die Erwähnungen bei HAAN, Kurfürstentag.
[3] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[4] BADURA; Kočí, Der große Kampf, Nr. 230.
[5] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.
[6] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.
[7] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[8] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.
[9] Linz; HHSÖ I, S. 66f.
[10] Comitat: Anhang, Begleitung, Geleit, Gefolge, Hofstaat. Dieser mobile Hofstaat aller Offiziere, Unteroffiziere und ihrer Ehegattinnen trieb die Einquartierungskosten zusätzlich in die Höhe. Leone Cropello de Medicis hatte 1628 bei sich: einen Gesellschafter von Adel, Haushälter, Kornett, Hofmeister, Kammerdiener, Sekretär, Gestlichen mit Jungen, Tafeldecker, Aufwärter, 3 Pagen, Trompeter, Koch mit Jungen, Schneider, zwei Sattler und ein Pferdeschmied mit Frauen, Feuereinmacher, Aufwärter in der Küche, Küchenfrau, Domestiken und Musikanten, ingesamt 51 Personen; KELLER, Drangsale, S. 91, Anm. Am 24.5.1630 schrieb Maximilian I. von Bayern dem Obristen Cronberg, es sei ein „unverantwortliches procedere, da die Obersten sich den Fürsten gleich halten wollen, werden die Quartieer ruinirt und erschöpft“. OMPTEDA, Die von Cronberg, S. 521. Dass auch Offiziersfrauen selbst z. T. ein großes Gefolge (50 Personen und 50 Pferde) mit sich führten, erwähnt HELML, Oberpfalz, S. 59. Das Amtsprotokoll (1626 VIII 29), SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg , S. 281, täuscht hinsichtlich der Gesamtzahl: „Die Gravin von Ahnolt hat 9 pferdt, darzu wirdt außm ambt Stromberg contribuirt. Obrist Gallas hat 15 pferdt. Der ist nit hier. Der haubtmann hat 10 pferd, capitanleutenant 7, drey fendriche 12, cap(itan) S(t). Eloi 4, drei veltwaibell 9, drey furier 3, aventurier 12, ingenieur 5“. Dies waren lediglich die in Wiedenbrück stehenden Pferde. Die anti-kaiserliche „36. Extraordinari. 1634“ teilte unter dem 14./24.6.1634 mit; Archives Municipales Strasbourg AA 1065: „Mit Regenspurg hat es / Gott lob / kein Noth / wie deßwegen Ihre Fürstliche Gn. vor Forchheim von demselben Commendanten [Lars Kagge; BW] wider Schreiben bekommen / auch gestern glaubhaffter Bericht eingelangt / daß sich der Feindt darvor sehr ruinire vnd consumire / auch schon durch Gegenwehr / Absterben vnd Entlauffen in zehen tausendt Mann verlohren / gelte im Läger ein pfundt Roßfleisch acht Kreuzer / sey zwar grosse Zufuhr / weiln aber der Vngarische König eine grosse Hoffstatt von ohngefehr 3000. Vngar- Böhm- vnnd Oesterreichischen Herrn / welche widerumb ihre Diener haben / vmb sich hat / so alles zu sich ziehen / als kompt dem gemeinen Soldaten wenig zu theil“.
[11] SEMLER, Tagebücher, S. 292.
[12] Linz; HHSÖ I, S. 66f.
[13] BADURA; Kočí, Der große Kampf, Nr. 235.
[14] Bruck [heute Stadtteil von Erlangen].
[15] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[16] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[17] Altenfurt [heute Stadtteil von Nürnberg].
[18] Gasthof an der oberen Karlsbrücke.
[19] GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 55. Vgl. dazu auch Arundels eigene Darstellung; MAHR, 1636.
[20] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[21] BADURA; Kočí, Der große Kampf, Nr. 882.