Brandenburg-Ansbach, Friedrich III. Markgraf von; Obrist [21.4./1.5.1616 Ansbach-6.9.1634 bei Nördlingen gefallen] Friedrich von Brandenburg-Ansbach war der älteste Sohn des Markgrafen Joachim Ernst (1583-1625) und der Gräfin Sophia von Solms-Laubach. Geboren in Ansbach am 21.4.1616 wurde er in den Kriegsjahren 1632 und 1633 von seiner Mutter auf eine Kavalierstour nach Frankreich geschickt. Für ihn führten Markgräfin Sophia und ihr Bruder, Graf Friedrich von Solms-Rödelheim, die vormundschaftliche Regierung. Für Friedrich selbst hatte sein Vater Joachim Ernst in seinem Testament von 1618 Christian von Anhalt, Joachim Ernsts Onkel, eingesetzt. Dieser konnte aber die Aufgabe nicht ausfüllen, da er auf Grund seiner Verwicklung in den Böhmischen Aufstand von 1618-20 in die Reichsacht erklärt worden war, so dass Joachim Ernsts Bruder, Christian von Brandenburg-Kulmbach, als Vormund eingesetzt wurde.
Friedrich, nun Markgraf, trat nach erlangter Volljährigkeit (21.4.1634) in die Dienste Herzog Bernhards von Sachsen-Weimar.[1] Als Obrist erhielt er das Kommando über das Kavallerieregiment[2] des ausgeschiedenen schwedischen Generalmajors[3] Claus Conrad Zorn von Bulach.
„Am 17.8.[1634; BW] war das Hauptquartier in Alerheim[4] unweit Nördlingen.[5] An diesem Tag brach eine starke Abteilung mit 5 Regimentern zu Roß und 4 Dragonerregimentern[6] unter den beiden Generalwachtmeistern Johann von Werth[7] und Giacomo von Strozzi nach Franken auf. Man zog zuerst gegen Oettingen[8] ‚in der Hoffnung, die von Forchheim[9] heranmarschierenden Feinde [des Feldmarschall Cratz] an einem bequemen Ort vorzubiegen und sie aufzuschlagen‘. Die kaiserlich-bayerischen Regimenter erreichten am 18.8. Ansbach,[10] ließen die Tore sprengen und die Stadt plündern. Der gerade mündig gewordene Markgraf Friedrich hatte sich mit seiner Mutter und etlichen Hofbeamten nach Kitzingen[11] begeben“.[12]
Seit der Schlacht bei Nördlingen[13] blieb er angeblich verschollen. Der Salemer[14] Zisterziensermönch Sebastian Bürster [? – 1649][15] schreibt in seiner Chronik, man habe ihn tot auf dem Schlachtfeld gefunden.[16] Die anfängliche Hoffnung auf eine Wiederkehr erfüllte sich nicht, man musste sich mit seinem Tod abfinden. Für Friedrich rückte nun Markgraf Albrecht [18.9.1620-1667] nach.
Der Kitzinger Pfarrer Bartholomäus Dietwar [1592-1670][17] berichtet zum September 1649: „Um diese Zeit sprengten die Papisten ein Geschrei aus, Markgraf Friedrich von Ansbach, der in dem Nördlinger Treffen ao. 1634 geblieben war, wäre aus Spanien gekommen und sei diese Zeit her darin gefangen gewesen, wäre päpstisch geworden und begehrte nun das Land und dessen Regierung. Das war eine grobe päpstische Unwahrheit und verlöschte bald wieder von sich selbst“.[18]
[1] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.
[2] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Leutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[3] Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.
[4] Alerheim [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 6f.
[5] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[6] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.
[7] Vgl. LAHRKAMP, Johann v. Werth.
[8] Oettingen i. Bayern [LK Nördlingen]; HHSD VII, S. 558f.
[9] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[10] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.
[11] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.
[12] ENGERISSER, Von Kronach, S. 305f. (die zur Zeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung); die Erwähnungen bei ENGERISSER; HRNČİŘİK, Nördlingen.
[13] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.
[14] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f. Vgl. BECKER, Salem.
[15] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 59f.
[16] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 85. Vgl. ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634, S. 144.
[17] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 71f.
[18] DIETWAR, Chronik, S. 93.