Löscher, Wolf Friedrich; Kapitän [ – ] Der aus Nürnberg stammende Wolf Friedrich Löscher stand 1632 als Kapitän[1] und Kommandant von Hohentwiel[2] in württembergischen Diensten.
„Der Herzogliche Commendant zu Hohen-Twiel, Capitain Lösch, hatte indessen sich etlicher Oesterreichischen anderen zu Lehen verliehenen Schlösser, Berghäuser und Güter bemächtigt, worüber sich Erzherzog Leopold[3] gegen dem Herzog[4] den 12. Augusti sehr beschwehrte und demselben vorrückte, daß solches Verfahren wider sein dem Erz-Hauß Oesterreich gethanes Versprechen und Verbindlichkeit lauffe. Dieser wünschte aber in der Antwort, daß die nachbarliche Freundschafft von Oesterreich bißher besser gegen dem Hauß Würtemberg beybehalten worden wär, indem dieses Herzogthum anstatt des demselben versprochenen Schutzes von den Oesterreichischen und Kayserlichen Völkern durch so viele langwürige höchstbeschwerliche Einquartierungen, grundverderbliche Durchzüge und sogar feindliche Einfälle so vieler 1000. Mann, mit morden, rauben, sengen, brennen und unaussprechlichen barbarischen Grausamkeiten mißhandelt und erst vor einigen Tagen[5] der Marckflecken Knittlingen[6] mit Brand und Mord jämmerlich verwüstet worden, welches er bißher mit Geduld ertragen müssen. Von Einnahm Oesterreichischer Vestungen sey ihm nichts bekannt und müßte bemeldeter Commendant nur etwas zur Sicherheit der ihm anvertrauten Vestung gethan haben. Dieser entschuldigte sich aber, daß, weil ihm befohlen worden mit der Schwedischen Armee in gutem Verständnus zu stehen, er solche Ordre so verstanden habe, daß er alles, was zur Erleichterung der Schwedischen Unternehmungen thun könnte, beyzutragen schuldig sey. Alle übrige an ihn ergangene Ordern seyen ihm von einigen Wochen her durch die Kayserliche Besatzung zu Radolfszell[7] aufgefangen worden. Das unbesetzte Schloß Roseneck[8] habe er in Besitz genommen um von solchem Flecken die Vestung Twiel zu proviantieren. Den Mägdberg[9] und Hohenkrähen[10] aber habe er theils zu seiner Sicherheit, theils weil ein schöner Vorrath von Proviant daselbst gelegen, eingenommen“.[11]
[1] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[2] Hohentwiel [Singen, LK Konstanz]; HHSD VI, S. 352ff.
[3] Erzherzog Leopold V. v. Österreich-Tirol [ 9.10.1586 Graz-13.9.1632 Schwaz, Tirol].
[4] Julius Friedrich Herzog v. Württemberg-Weiltlingen [2.6.1588 Mömpelgard-25.4.1635 Straßburg].
[5] Am 15./25.8.1632 erfolgte der Überfall durch Wilhelm V. Markgraf v. Baden-Baden [30.7.1593 Baden-Baden-22.5.1677 Baden-Baden] und Ernesto Graf Montecuccoli de Montecenere [1582-18.7.1633 Colmar], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[6] Knittlingen [Enzkr.]; HHSD VI, S. 413.
[7] Radolfzell [LK Konstanz], HHSD VI, S. 636ff.
[8] Burg Rosenegg (Hegau) bei Rielasingen-Worbingen [LK Konstanz].
[9] Mägdeberg, einer von den Hegau-Bergen, Gem. Mühlhausen-Ehingen [LK Konstanz].
[10] Hohenkrähen, bei Singen im Hegau [LK Konstanz].
[11] SATTLER, Geschichte VII, S. 70.