Canard, N; Kapitän [ – ] Canard stand 1640 als Kapitän[1] unter Gill de Haes[2] in kaiserlichen Diensten.
Aus Meiningen[3] wird 1640 berichtet: „Den 29. Junii ist Gilli de Hase mit theils Völckern auff Schmalkalden[4] und Saltzungen[5] gangen, und weilen der Ertz-Hertzog[6] mit der Käyserischen Armee von der Neustadt[7] gegen Hessen sich auch movirte, bekamen sie das Hauß Friedewald[8] ein, welches dem Gilli de Hase in Verwahrung gelassen worden, der legte einen Capitain, Namens Canard, mit etlichem Volck hinein, der verlohr solchen Ort hernachmals wieder liederlich“.[9]
[1] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[2] Gil [Gilles, Gilli, Chill, Schill, Aegydius, Wilhelm] de [di] Haes [Hasi, Haas, Haase, Haß, Hasa, Hass, Haaß, Haais, „Schillerhaas“, Gülde Haas, Gildehas, Gildhase, Schildhase, Schildehaas] [22.4./1.9. ? 1597-1657], bayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[3] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.
[4] Schmalkalden [LK Schmalkalden- Meiningen]; HHSD IX, S. 387ff.
[5] [Bad] Salzungen [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 36ff.
[6] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien], kaiserlicher Feldherr. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[7] Bad Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.
[8] Friedewald [LK Hersfeld-Rotenburg]; HHSD IV, S. 149.
[9] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 264.