Hövell, Bernhardt; Oberkriegskommissar [ – ] Hövell war kaiserlicher Oberkriegskommissar.
„Das sperreuterische Regiment war inzwischen von dem kaiserlichen Oberkriegskommissar Hövell in das Fränkische und Schwäbische geführt worden und dort ‚ad interim’ einquartiert, was natürlich sofort wieder großen Ärger brachte.
Das Durcheinander fing an mit der Abberufung des Marchese de Grana nach den Niederlanden, um dort Piccolomini zu vertreten, der zum Kaiser reisen musste. (16. Dezember) Oberkommandierender wurde nun der Duca de Savelli. Die ursprünglich im Badischen einzuquartierenden Truppen musste man nach Württemberg, Schwaben und Franken verlegen, da das Badener Gebiet total ausgesogen war. Die den kaiserlichen Kroatenregimentern zugewiesenen Winterquartiere in Württemberg konnten diese nicht einnehmen, da die Bayern vor ihnen die Quartiere in Beschlag genommen hatten und diese auch mit Gewalt verteidigten (die bayerischen Regimenter von der Wahl und Neuneck).
Nach Rothenburg o. d. Tauber[1] kamen am 17. Dezember 2 sperr. Kompanien Reiter, die in Rothenburg und in umliegende Orte einquarttiert wurden (Tauberzell,[2] Finsterlohr,[3] Schmerbach[4] und Archshofen[5]). Am 5. Februar zog die Kompanie aus Rothenburg wieder ab.
Am 18./28. Dezember 1637 kündigte der sperreuterische Oberstleutnant Ulrich Philipp von Helverssenn den ellwangischen[6] Räten an, dass der Oberstwachtmeister Bartholomäos Heim mit zwei Kompanien vorläufig sein Quartier in Bühlertann,[7] Bühlerzell[8] und Groß Allmerspann[9] nehmen wird. Helverssenn selbst nahm sein Quartier in Schwäbisch-Hall.[10]
Diese Einquartierungen ohne vorherige Absprache und Ankündigung erregten sofort den heftigsten Widerstand. Hatten doch vor allem die geistlichen Fürstentümer sowie alle Stände, die den Prager Frieden angenommen hatten, sich durch erhöhte Zahlungen von den Einquartierungen befreit geglaubt. Der Fürstprobst von Ellwangen [Johann Jakob Blarer von Wartensee (1621-1654); BW] wendete sich mehrmals mit Beschwerden, vor allem über den Obristwachtmeister Heim, an den Generalwachtmeister Enkevoert, der auch den sperreuterischen Oberstleutnant aufforderte, die Truppen aus dem Ellwangischen abzuführen. Der berief sich aber darauf, dass die Einquartierungen nicht seine Idee waren, sondern seine Kompanien vom kaiserlichen Kriegskommissar Hövell darthin geführt worden seien. Da der Obristwachtmeister nicht ging, war Enkevoert ‚ziemlich alteriert’ und forderte von Helverssen, Heim in Arrest zu setzen. Dies scheint dann doch Wirkung gezeigt zu haben, denn Heim schrieb einen braven Brief an den Fürstpropst und kündigte seinen Abzug in zwei Tagen an.
Im Wirtshaus zu Thann[11] soll er allerdings spöttlich, grob und scharf gegen die geistlichen Fürsten, Domherren und Pfaffen geredet haben. Es solle niemand wagen zwischen ihm und Enkevoert einen Finger zu legen, ‚Den Späth wolle er zum Mainaittigen Mann machen’. Die darauf angestellte Untersuchung brachte allerdings nicht viel ein. (Eventuell trauten sich die Zeugen nicht eine Aussage zu machen. Außer den Aussagen des Amtmanns Späth von Zwiefalten,[12] der allerdings nicht selbst dabei war, sind die anderen Aussagen sehr ungenau und verhalten)“.[13] Da der Oberstleutnant Helverssenn noch weiter in Franken war, so ist es wahrscheinlich Oberstwachtmeister Heim gewesen, der mit einem Teil des Regimentes nach Rheinfelden[14] zog. Der Oberkommissar Hövell bat jedoch schon am 16. Januar wieder, die Stände mögen die noch anwesenden sperreuterischen Truppen solange weiter unterhalten, bis eine endgültige Entscheidung über die Logierung gefallen ist“.[15]
[1] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.
[2] Tauberzell, heute Ortsteil von Adelshofen [LK Ansbach].
[3] Finsterlohr, heute Ortsteil von Creglingen [Main-Tauber-Kreis].
[4] Schmerbach, heute Ortsteil von Creglingen [Main-Tauber-Kreis].
[5] Archshofen, heute Ortsteil von Creglingen [Main-Tauber-Kreis].
[6] Ellwangen (Jagst) [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 172f.
[7] Bühlertann [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 125.
[8] Bühlerzell [LK Schwäbisch Hall].
[9] Großallmerspann [LK Schwäbisch Hall].
[10] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.
[11] Thann, heute Ortsteil von Bechhofen [LK Ansbach].
[12] Zwiefalten [LK Reutlingen].
[13] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 69f.
[14] Rheinfelden (Baden) [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 659.
[15] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 71.