Württemberg-Oels, Silvius I. Nimrod Herzog von [2.5.1622 Weiltingen-24.4.1664 Briese bei Oels/Schlesien]
Silvius I. Nimrod Herzog von Württemberg-Oels [2.5.1622 Weiltingen-24.4.1664 Briese bei Oels/Schlesien] hatte 1638 im Heer Bernhards von Sachsen-Weimar[1] an der Belagerung von Breisach[2] teilgenommen: „Anno 1638. wohnete er auch der Belagerung der Haupt-Vestung Briesach bey, als ein junger Fürst, welcher bemühet war, sich Arte und Marte berümt zumachen“.[3]
Im Juli 1643 war der kaiserliche Rittmeister[4] Westphal[5] noch in Marktbreit[6] einquartiert. Aus Schweinfurt[7] wird berichtet: „Der Rittmeister[8] Westphal vom Königseckischen[9] Regimente,[10] der sein Quartier zu Marktbreit hatte, brachte am 8. Jul. [18.7.1643; BW] den Herzog Sylvius Nimrod von Würtenberg, der von Heilbronn[11] herkam, diese Nacht zu Ochsenfurt[12] gelegen war, und den Herzog Ernst von Sachsen-Weimar,[13] seinen Vetter, welcher sich zu Königsberg[14] befande, besuchen wollte, gefangen hier ein. Er hatte ihn zu Schwanfeld[15] erwartet, und nachdem er ihm das Pistol[16] an den Kopf gesezt, gefangen. Der Rittmeister nahm ihm zwey Pferde, Gewehr, Briefe, auch die geringsten Sachen, die er bey sich hatte. Er wurde hier in das Wirthshaus zum schwarzen Bären gelegt und bewacht. Er schrieb gleich an General Hatzfeld,[17] da er aber nicht mehr zu Würzburg war, und der Bischof[18] sich in diese Sache nicht mischen wollte, wies er den Bothen an den Grafen Hermann von Hatzfeld.[19] Dieser gab vor, es wäre ein Irrthum vorgegangen; weil man ihn für den Bruder des regierenden Herzogs[20] gehalten hätte. Alles Abgenommene sollte ihm wieder ersezt werden, auch säße der Rittmeister schon in Arrest. Herzog Ernst von Sachsen-Weimar schickte einen Trompeter von Königsberg und der Bischof von Würzburg seinen Oberschultheißen,[21] Rippenburger, hieher, der den Bischof wegen dieses Verfahrens entschuldigen sollte. Des Herzogs weggenommene Pferde kamen am 11. Jul. wieder hier an, darauf er denn nach Königsberg reiste und beym Wegreiten sagte: Dieser schlechten Behandlung wegen wolle er sich bey dem Kaiser beklagen. Einige Tage nachher kam er wieder zurück und begab sich auf seine Güter“.[22]
Bei dem württembergischen Theologen, Schriftsteller und Mathematiker Johann Valentin Andreä [17.8.1586 Herrenberg-27.6.1654 Stuttgart] findet sich das Urteil von 1647: „Auswärts verlobte sich Prinz Sylvius Nimrod mit der einzigen Tochter des Herzogs von Münsterberg, Maria Elisabeth,[23] und verbesserte dadurch seine Umstände, die längst nicht die besten waren gar sehr“.[24]
[1] Bernhard Herzog v. Sachsen-Weimar [16.8.1604 Weimar-18.7.1639 Neuenburg am Rhein], schwedischer, dann französischer General. Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst; RÖSE, Herzog Bernhard der Große.
[2] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[3] RAFF, Hie gut Wirtemberg allewege II, S. 642; LORENZ; MERTENS; PRESS, Das Haus Württemberg, S. 205f.
[4] Rittmeister [schwed. Ryttmåstere, dän. kaptajn]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich datiert gewesen. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[5] Andreas Westphal [Westphalen], kaiserlicher Rittmeister, Obristwachtmeister.
[6] Marktbreit [LK Kitzingen]; HHSD VII, S. 425f.
[7] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[8] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[9] Ernst Graf v. Königsegg [Königseck, König-Eck] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[10] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[11] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.
[12] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.
[13] Ernst I. der Fromme, Herzog v. Sachsen-Gotha-Altenburg [25.12.1601 Altenburg-26.3.1675 Gotha]. Vgl. JACOBSEN; RUGE, Ernst der Fromme; KLINGER, Der Gothaer Fürstenstaat.
[14] Königsberg i. Bay. [LK Haßberge/UFr.]; HHSD VII, S. 365f.
[15] Schwanfeld [LK Schweinfurt].
[16] Pistole: Faustfeuerwaffe; meist paarweise in Halftern am Sattel geführt oder mittels Gürtelhaken am Leibriemen angehängt.
[17] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.
[18] Franz v. Hatzfeldt [13.9.1596 Schloss Crottorf-30.7.1642 Würzburg], Fürstbischof v. Würzburg u. Bamberg. Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg.
[19] Hermann Graf v. Hatzfeldt [Holtzfelt] [12.7.1603-23.10.1673], kaiserlicher Obrist.
[20] Eberhard III. Herzog v. Württemberg [16.12.1614 Stuttgart-2.7.1674 Stuttgart].
[21] Oberschultheiß: vorwiegend mit richterlichen und exekutiven Aufgaben betrauter Vertreter der Obrigkeit.
[22] MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 377f.
[23] Elisabeth Marie v. Oels [11.5.1625 Oels-17.3.1686 Oels].
[24] SEYBOLD, Selbstbiographie Joh. Valentin Andreä’s von Herrenberg, S. 289.