Corpes [Corpus, Corpusz, Corpitz, Corps, Cörber, Coepus, Korpus, Korbitz, Carpus, Kargis, Kerpus, Curbuß], Markus Freiherr von

Corpes [Corpus, Corpusz, Corpitz, Corps, Cörber, Coepus, Korpus, Korbitz, Carpus, Kargis, Kerpus, Corbuß], Markus Freiherr von; Obrist [ -19.7.1638 bei Benfeld] Markus von Corpes [Corpus, Corpusz, Corpitz, Corps, Cörber, Coepus, Korpus, Korbitz, Carpus, Kargis, Kerpus, Corbuß] bzw. Corpus, wie er sich zumeist selbst schrieb,[1] nach zeitgenössischer Darstellung ein ehemaliger Schneider,[2] angeblich aus Spanien stammend,[2a] war kaiserlicher Kroaten-Obrist,[3] jener Truppen, die Gustav II. Adolf einmal Kroatischer_Reiterals des „Teufels neuer Adel“ bezeichnet hatte.[4] Er galt als Holks[5] Handlanger. Nach Holks Tod gehörte er zur Armee Piccolominis[6] und war dem Befehl Isolanos[7] unterstellt.

Grimmelshausen hat in seinem „Simplicissimus“ Corpus sehr anschaulich beschrieben: „Mein Herr hatte kein Weib (wie denn diese Art Krieger keine Weiber mitzuführen pflegen), keinen Pagen, keinen Kammerdiener, keinen Koch, hingegen aber einen Haufen Reitknecht und Jungen, welche ihm und den Pferden zugleich abwarteten, und schämte er sich selbst nicht, ein Roß zu satteln, oder denselben Futter vorzuschütten; er schlief allezeit auf Stroh, oder auf der bloßen Erd, und bedeckte sich mit seinem Pelzrock, daher sah man oft die Müllerflöhe[8] auf seinen Kleidern herumwandern, deren er sich im geringsten nicht schämet‘, sondern noch dazu lachte, wenn ihm jemand eine herablas; er trug kurzes Haupthaar und einen breiten Schweizerbart, welches ihm wohl zu statten kam, weil er sich selbst in Baurenkleider zu verstellen, und darin auf Kundschaft auszugehen pflegte. Wiewohl er nun, wie gehöret, keine Grandezza speiset‘,[9] so wurde er jedoch von den Seinen und andern die ihn kannten, geehrt, geliebt und gefürchtet; Wir waren niemals ruhig, sondern bald hier, bald dort; bald fielen wir ein, und bald wurde uns eingefallen, so gar war keine Ruhe da, der Hessen Macht zu ringern, hingegen feiret'[10] uns Melander [später Holzappel][11] auch nicht, als welcher uns manchen Reiter abjagte, und nach Kassel[12] schickte“.[13] Auch Johann von Götz[14] nannte ihn Maximilian I. von Bayern[15] gegenüber am 12.7.1638 einen „dapferen, treuen Soldaten“.[16]

Wahrscheinlich handelte es sich schon bei den 1626 erwähnten sogenannten „Zigeunern“[17] Wallensteins[18] um Kroaten: „Am 27. September berichtet der Landeshauptmann, Herr von der Hagen, dem Herzog[19] über seinen Versuch, den ‚Zigeuner-Vortrab’ der Armee Wallensteins aufzuhalten, und skizziert den Zustand der kaiserlichen Truppen so: ‚Die neuen Werbungen[20] zu Roß sind auf der Offizier vorgeschossenen Gelder vorgenommen und haben bis dato noch keinen Pfennig von Ihro Kaiserlichen Majestät erhalten. Die Reiterei ist mit keinen Waffen versehen, ist übel beritten, haben größtenteils leichte und schlechte Pferde. Im ganzen sind die Neugeworbenen malcontente.[21] Um Blankenburg[22] herum lassen sich viel Zigeuner bei unterschiedlichen Partien zu zehn und fünfzehn Mann sehen, über die Maßen wohl bewehrt, mit zwei langen Röhren ein jeder und die Weiber zu Pferd und ein Paar Pistolen im Sattel, sie ziehen durch ungebahnte Wege, halten sich in Gehölzen und Vorbüschen, kundschaften nach allen Dingen fleißig, also daß zu besorgen, sie in des Wallensteins Bestallung auf Verräterei, Raub, Mord und Brand ausgeschickt sein mögen‘. Wallenstein soll einen Zigeuner-Vortrab zum Plündern und Morden vorausgeschickt, ihn womöglich eigens dazu angeworben haben ? Hier ist wieder einmal die Wiege einer Legende, die sich gut entwickelt und rüstig die Jahrhunderte überstanden hat. Diese Zigeuner sind nichts anderes als die leichten schnellen Reiter des Obristen Isolani, meistens Kroaten und Ungarn“.[23]

Für 1630 heißt es: „Auch Halle[24] wurde von Holcks Truppen besetzt. Am 8. Oktober wurden diese von Truppen des brandenburgischen Obristleutnants Bock[25] angegriffen, die durch ein Tor in die Stadt eindrangen, welches von innen geöffnet worden war. Es gelang den Angreifern etwa hundert Soldaten Holcks niederzumachen und dreihundert gefangen[26] zu nehmen. Allein der Anmarsch der Kroaten Markus Corpus‘ zwang sie, die Stadt wieder zu verlassen. Holck war außer sich darüber, vermißte die nötige Wachsamkeit, vermutete aber auch, daß Verrat im spiele, die Stadt selbst gar daran beteiligt war, und beklagte sich sogar bei Kaiser Ferdinand darüber. Dieser beauftragte den Rat Joachim Cratz von Scharfenstein[27] mit der Untersuchung der Angelegenheit. Doch was geschehen war, zu ändern war es nicht mehr“.[28]

Für 1632 sind in der kaiserlichen Kriegsliste zehn 1631 geworbene Kompanien[29] Kroaten aufgeführt,[30] so auch für 1633.[31]

Holk prahlte 1632 nicht ohne Befriedigung in seinen Rapporten an Wallenstein: „Der Oberst Corpus wird morgen Abend vor Dresden[32] am Tor aufs übelste hausen. […] Herr Oberst Corpus hat bis an die Vorstadt Dresden … in Brand gestecket, gestreifet, drei Dörfer allda in der Nähe abgebrannt, eine Stadt Aitten[33] genannt, mit allen Einwohnern in Asche gelegt, wie auch andere unterschiedliche Marktflecken, benebenst in die 1000 Personen niedergehauen“.[34] Corpus selbst sagte, „dass er von Generall Wallensteiner expreßé Befehl hette, Ihr. Churf. Durch. Landt mit Feuer und Schwerdt, soviel menschlich und möglich, verdilgen und niemandt schonen sollte’. Teilweise schützte er die Einwohner aber sogar vor seinen eigenen Kroaten.

Am 25.7.1632 überfiel Corpus von Zirndorf[35] aus Streitberg[36] und Muggendorf,[37] plünderte und legte alles in Asche.[38]

„Die vereinten Heere Wallensteins und Maximilians von Bayern wandten sich nach Norden mit dem ursprünglichen Plan, den sächsischen Kurfürsten Johann Georg[39] in Dresden anzugreifen. Schon vorher, bereits in den ersten Augusttagen, hatte Wallenstein den Generalfeldzeugmeister[40] Heinrich Holk damit betraut, bei Forchheim[41] ein festes Lager zu beziehen, um die Flanke der schwedischen Stellungen abzudecken und den Weg nach Böhmen offenzuhalten. Am 10. August 1632 bekam Holk, mit gleichzeitiger Ernennung zum Feldmarschall-Leutnant,[42] den Befehl, mit ca. 12 000 Mann nach Sachsen einzurücken, zur ‚Bestrafung‘ des sächsischen Kurfürsten, dessen Truppen[43] unter Generalleutnant[44] Hans Georg von Arnim[45] nach Schlesien und in die friedländischen Herrschaften Sagan[46] und Großglogau[47] eingedrungen waren“.[48] In der Regimentsliste des Hofer[49] Amtsschreibers, der am 25.8.1632 eine Regimentsliste nach Kulmbach[50] einsandte, war auch das von ihm geführte Kroaten-Regiment aufgeführt.[51]

Aus Zwickau[52] wird über den August 1632 berichtet: „In deme kömpt ein Regiment / so des Obristen Marci Corpitz Crabaten waren / von Stenn[53] gegen Planitz[54] gezogen / allda sie und in andern nahen Dörffern / als Bockwa[55] / Schedwitz[56] / Hohendorff[57] / über Nacht qvartiret: Mañ hat auch eben über der Zeit / als die Troppen angezogen / einen schönen Regenbogen über der Stadt gesehen / so vor ein gutes Zeichen geachtet worden“.[58]

Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611-11.12.1688][59] hat einen anschaulichen Bericht über diesen ersten Einfall Holks ins Erzgebirge (1632) hinterlassen; dabei führte Corpes seine zehn Kompanien Kroaten:[60] „Den 15. August kam er völlig vor Zwicka an und forderte es auf umb 2 Uhr nach Mittage. In der Stad hatten Sie nicht mehr den 20 geworbene Soltaten, so Vitzdum[61] kranck[62] hinterlaßen, und 3 Officirer von Defensionern[63] und hielten sich doch von Montag biß Donnerstag, weil den der holcke nahe 100 Canonschöße hinein gethan, die mann gar eigentlich in den Ober-Ertzgebirge gehöret, do die bürgerschaft albereit ermüdet, und kein succurs zue hoffen war, alß hat die Stad den 18. August accordirt,[64] und (ist) erstlich nur 1 Compagnie zue fueß hinein geleget worden. In diesen tagen commandirte der Holcke den Obristen Marcus Corpitz mit einem Regiement Crabaten auf recognition nach Dresden, die sindt in einen tag 13 meil weges geflohen und (haben) in ihren hin und herzug uber 11500 Menschen landt volck niedergehauen und dasselbe wie auch Lichtenstein,[65] Reichenbach,[66] Neukirchen,[67] Kohren,[68] Gnanstein,[69] Penig,[70] Siebeln[71] und Ober-Corbitz[72] von Dresden weggebrandt. – – „In wehrender Belagerung gieng ein Regiment Crabaten auf Chemnitz[73] / Oedern[74] / Freyberg[75] biß nahe an Dreßden / die haben geplündert / im Rückwege Oedern in brand gestecket / und ihrer Aussage nach über 1500. Menschen niedergehauen. Ihr Obrister war ein geborener Crabat / seines Handwercks ein Schneider / Marcus Corpitz genand / sie seyn in geschwinder Eil postiret / als hätten sie Adlers Federn / weil sie des Tags 13. Meilwegs[76] marchiren können; in solchem Zuge und March haben sie auch das Churfürstliche schöne Hauß Augustsburg[77] spoliret[78] / geplündert / und sonst übel zugerichtet.

Neben Oedern sind auch Sihlen[79] / Lichtenstein / Reichenbach / Neukirchen / Oelßnitz / Kohren / Gnanstein / Penig und andere Oerter in die Asche gelegt worden. Sie sind biß fast an Dreßden recognosciren geritten / und haben auch Ober-Corbitz angezündet“.[80] – –

Den 16. August fielen Sie in Schneberg[81] ein, funden es Öde und wüste, weil die bürger ihre mobilien vermauert und in bergwercken versezt, sich aber auf die wälder und theils mit weib und kinder in die Schächte retterirt hatten biß auf wenige, die in der furi niedergehauen, das Weibsvolck geschendet,[82] die wülste von müdern,[83] weil sie gelt in einen funden, abgeschnitten, die verborgende keller erbrochen, alleß außgeplundert, feuer in Schächte geworffen und barbarisch gehauset worden. M. Cardinal, der Bürgermeister, wahr blieben, bey welchen ein Obrist-Leutnant von Crabaten logiret, der verwiese ihnen, daß Sie nicht den Holcken entgegen geschickt und umb ein discretiongelt[84] sich umb Salvaguardia[85] beworben. Nun wehr es zu spat, die Stadt wurde immer stercker belegt und wahr nirgents Commando. Alß dieser Obrist-Leutenandt weg wahr, kam eine rotte Crabaten Vor daß hauß, und alß Sich der Bürgemeister zur gegenwehr stellte, schoßen sie (ihn) zum Munde durch den kopf todt, Plunderten sein hauß auch auß und Darnach allererst, alß diß Holcke erfahren, wurde Schneberg besezt, in contribution[86] und schuz genommen. Von den bürgern, beschedigten und erschreckten weibvolck starben ihrer viel, sonderlich fiel auch die Soltatenkranckheit[87] und Pest[88] mit ein, daß diesen herbst bey 2000 starben, und Schneeberg ziemlich lehr wurde. Der Holcke schlug ein lager vor der Stadt, samlete seine Regiementer, ließe Sie ausruhen und nach 4 tagen ging der March fort“.[89]

„Bereits am 26. August hatten Oberst Marcus Corpus’ Kroaten Schneeberg überfallen. Sie warfen Feuer in die Schächte, so dass die hierin Zuflucht suchenden Einwohner erstickten, schändeten Frauen und Mädchen und plünderten restlos. Als Holk davon Kenntnis erhielt, besetzte er die Stadt, forderte Kontribution und stellte sie unter seinen Schutz. Nach vier Tagen Ruhe zog er nach Annaberg“.[90] Holck hatte am 24.8.1632 Wallenstein gegenüber geprahlt, Corpes werde vor den Toren Dresdens aufs übelste hausen.[91] Am 29.9. schrieb Wallenstein aus Forchheim an Gallas: Am Vortag habe er ihn aufgefordert, Corpus mit seinen und den neuen kroatischen Infanteristen zu ihm zu kommandieren. Nun habe er sich aber entschieden, dass Gallas sie nötiger brauche, und so möge er sie behalten.[92]

„Nach der Übergabe des Schlosses Voigtsberg[93] zog Holck mit seinen Truppen vor die Stadt Plauen.[94] Die Hauptstadt des Voigtländischen Kreises wurde seit dem 21. August schon von zehn Kompanien Kroaten des Obristen Markus Corpus belagert. Auch hier leisteten die Bürgerschaft und ein kleines Kontingent Defensioner unter dem Hauptmann Hans Georg von Grensing zunächst Widerstand. Markus Corpus selbst war bei einem Erkundungsritt erst der Hut vom Kopf geschossen worden, und am nächsten Tag wurde er sogar unter der Achsel verwundet. In die Stadt sandte er einen gefangenen vogtländischen Adeligen mit dem Auftrag, die Stadt zur Kapitulation aufzufordern, er würde sonst Plauen erobern ‚und deß Kindes im Mutter Leibe nicht schonen‘. Kurz darauf aber erklärte er zwei Adeligen, die der Plauener Rat zu ihm gesandt hatte, er würde die Stadt ‚quittieren‘, wenn ihm ein Stück Geld gegeben werde – ein Angebot, das er jedoch am nächsten Tag wieder zurückzog. Er hatte Zeit gewonnen, Zeit, die seine Truppen nutzten, der Stadt das Wasser für ihre Mühlen abzugraben. Zugleich erhielt er Verstärkung, zunächst noch vier Kornet Reiter, und wenig später erschienen weitere Truppen von Oelsnitz her. Was dort soeben geschehen war, erfuhren die Plauener durch einen Adorfer[95] Bürger, der ihnen riet, die Stadt um Gottes Willen zu übergeben. Am späten Nachmittag des 23. August sandte die Stadtobrigkeit einen Trompeter[96] zu Corpus und bot die Übergabe auf ‚Gnade‘ an. Als die Tore geöffnet worden waren, drangen die Truppen in die Stadt ein, und es begann eine nicht weniger als vier Tage andauernde Plünderung,[97] von der nur das Haus einer adeligen Dame verschont wurde, vor dem Corpus eine Schutzwache aufstellen ließ. Holck selbst erschien mit seiner Leibkompanie[98] in der Stadt, brachte seine Verwunderung zum Ausdruck, daß so wenig ‚Volk‘ – gemeint waren die Defensioner – sich unter jenen befanden, die seinen Truppen Widerstand geleistet hatten, hatte er doch wenigstens fünfhundert Musketiere[99] hier vermutet. Im übrigen hinderte er seine Soldaten nicht an der Plünderung, die dem geltenden Kriegsrecht entsprach, hatte sich doch die Stadt ‚auf Gnade‘ ergeben, das heißt: ohne daß ein Akkord zustande gekommen war. Da sei ein Rufen, Heulen und Schreien gewesen, das es zum Erbarmen war, berichtete der Plauener Amtsschösser[100] Valentin Reichenbach einige Tage später dem sächsischen Kurfürsten, ‚do hatt nicht das geringste können verborgen bleiben, es sey auch vorgraben gewesen, alß man es vorgraben können, do ist weder Kirchen, Pfarr- noch Schulheußer bverschonet worden, alle Kisten und Kasten aufgehauen und aller Kirchenornat wegkgenommen worden‘. Auch das Amtshaus wurde geplündert, vorhandene Steuergelder wurden geraubt, Urkunden zerrissen. Der Bürgermeister Peter Sturm, der Stadthauptmann von Grensing und weitere Adelige wurden gefangen genommen und nach Eger geführt. Dennoch hatte die dreitätige Belagerung nur zwei Todesopfer bei der Bürgerschaft gefordert, bei den kaiserlichen Truppen aber vierundfünfzig“.[101]

Corpes nahm mit seinen zehn Kompanien an der Schlacht bei Lützen am 16.11.1632[102] teil.[103]

Und noch einmal wird Corpes von Lehmann nach der „Weiber-Schlacht bei Weipert“[104] 1632 erwähnt, als Bauern einen sächsischen[105] Tross[106] angegriffen, der aus dem von Holk belagerten und von Obristwachtmeister[107] Melchior Moser[108] aufgegebenen Leipzig kam – gemäß dem Akkord sollte der Konvoi nach Pressnitz[109] gebracht und vor den Angriffen der Bauern gesichert werden – und Frauen und Kinder, Soldatenjungen und einige Begleitsoldaten massakriert hatten. Moser hatte sich durch Flucht gerettet: „Den 17. December, den folgenden tag nach der Laniena[110] am Weipert, kamen die 2 Crabaten-Obristen Isolani und Corpitz mit ihren Crabaten und Böhmen, fingen und beschedigten, wen Sie antreffen, branden in Waltersdorf[111] das Richtergut weg, gingen durch Buchholtz[112] auf Annenberg und hohleten den Rest von des Mosers Soltaten ab und ließen mechtige treuword[113] hinder sich, kehreten nach der Presnitz und branden ein fuhrwerck an Beerenstein[114] weg, dem Rath zu Annenberg zuständig. Balt kehren Sie wieder, branden in Fern-Ruckerswalde[115] dem Förster Gabriel Poppen, den Sie ergriffen, und weil er fest, arm und bein entzwey geschlagen, daß er gestorben, seinen hoff, darzue Pfarre und Schule ab, und kundten die gefangenen kaum durch ihr bitten die Kirche erhalten. So arg es herginge, und die Keyßerlichen mit feuer und schwerd dieses gebirg beschedigten, blieben dennoch die Bauern halßstarrig, wolten Sich zue keiner Contribution verstehen, sondern ließen ihre heußer wüste stehen, lagen mit Weib und kindt, Pferd und viehe und, was Sie sonst noch hatten, in der Kälte und Frost auf den Wilten Wald und hütten, legten Sich des tages in die vortheil und schoßen untter die feinde, wurden auch oft selbst getroffen“.[116] […] „Flecken und Dorf Lengefeld[117] hinder Marienberg[118] hatt wegen der straße nach Zwicka und Freyberg in der Unruhe viel außstehen müßen. Die Generales Holke, Gallas, Adelshofer [Adelshofen][119] und die Crabatischen regiementer untter dem Corpus Isolani etc. sindt allezeit in hinn- und wieder marchiren mit den Stab drinnen gelegen, die leute sind geradelt,[120] beschedigt und verjagt worden, daß es viel wochen wüste gestanden; viel leut und junges Volck haben Sie mit weggeführet, die nie wieder kommen sind. Den 3. September überfielen Sie des Nachts das Stedlein Frauenstein,[121] erstiegen das Schönbergische Schloß und hieben nieder defensioner und bürger, was Sie in gewehr gefunden“.[122]

„Zu Beginn des Jahres 1633 wurde die Markgrafschaft, mit Ausnahme der Städte Kulmbach,[123] Bayreuth[124] und Creußen,[125] von den Kaiserlichen beherrscht. Besonders zu leiden hatte dabei wieder das Sechsämterland,[126] wo mehrere Kroatenregimenter unter dem zu Arzberg[127] liegenden Obersten Corpus Quartier bezogen hatten. Diese Truppen raubten und erpreßten allenthalben Geld und Lebensmittel, und alle Städte und Dörfer, die selbst nicht mit Einquartierung belegt waren, mußten starke Kontributionszahlungen leisten. Welche Lasten dabei einzelne Gemeinden auf sich nahmen, um durch äußerste finanzielle Opfer einer angedrohten Einquartierung zu entgehen, wird am Beispiel der Stadt Hof[128] deutlich. Die Bürger schätzten sich dort noch glücklich, als es nach längeren Verhandlungen mit Oberst Corpus gelang, die Stadt zunächst durch eine Zahlung von 90 Reichstalern ‚von 10 tagen zu 10 tagen‘, dann aber von 100 und schließlich von 200 Talern pro Woche vom Feinde freizuhalten. Trotzdem ließen sich aber gelegentliche Einquartierungen dadurch nicht ausschließen.

Selbstverständlich unternahmen die im Sechsämterland liegenden Kroaten immer wieder Streifzüge durch das gesamte Oberland der Markgrafschaft. Es gab wohl kaum einen kleineren Ort, den sie nicht heimsuchten. Besonders schlimm hausten sie im Januar in der Gegend von Bayreuth. Weidenberg[129] und Bindlach,[130] Goldkronach,[131] Berneck[132] und Gefrees[133] wurden geplündert.

Bayreuth selbst wagten sie allerdings nicht anzugreifen. Dort lag zu dieser Zeit der schwedische Obristleutnant Reinhold von Rosen, der soeben aus dem Schlosse Wernstein[134] angekommen war, mit zahlreichen Reitern im Quartier. Er hielt auch Creußen besetzt und schützte zwar die beiden Städte, war aber nicht geneigt, auch das Umland zu schützen; denn von Bayreuth und Creußen aus unternahm er seinerseits lieber weite Plünderungszüge in das Gebiet der Oberpfalz“.[135]

Der Hofer Chronist und Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648] hält fest: „Demnach seither die in verschiedenen herbst des abgewichenen 1632. jahrs zu Lützen vorgegangenen großen feldschlacht zwischen schwedischer königlicher und kaiserlicher armee, […] kurz darauf die stadt Hof, sowohl auch mehren theils andere städte und flecken dieses Marggrafthums von den kayserlichen in contribution gesezt, auch an etlichen orten, besonders an der stadt Wunsiedel[136] den 5. Januarii [a. St.; BW] gewalt gebrauchet worden, dass daselbst 300 polacken[137] angesezt und die thoren aufhauen wollen, so aber mit gütlichem accord abgewiesen worden, die aber doch weiters durch das land gangen, und den 16. januarii Gefreß,[138] Goldcronach[139] (alda sie einen vertriebenen schlesischen von adel, Funck genandt, die hand ab- und einen schloßer, der den fallbaum niederlassen wollen, den kopf voneinander gehauen), wie auch Weiden,[140] Berg[141] und andere ort ausgeplündert, pferd und alles vieh mit hinweggenommen, besonders aber auch bey 8 compagnien polacken und croaten bis an die stadt Hof gestreifet und den 23. januarii gar in die Vorstatt kommen, daselbst geplündert, und sich im land gar übel angelassen, weil man in den benachbarten Bischofthum Bamberg den 23. januarii vor stadt Cronach[142] einen krieg angefangen, und rittmeister Rosa[143] den 4. februarii zu Gerau[144] schon mit schwedischem volck ankommen, hat man auch bey dieser stadt [Hof] auf ergangene citation anfänglich den obrist Penickhausen.[145] nach diesen einen croatischen obristen Kegleritz[146] wöchentlich 200 thaler contribution geben müssen, bis endlich obrist Korpus, so in den monath januario in den 6 aemtern[147] zu Arzberg[148] quartier genommen, ein anderer croatischer obrister, mit hiesigen abgeordneten zu Rehau[149] tractiret, da es zu einem leidentlichen [abkommen] als wöchentlich auf 100 thaler kommen. Es hat aber nicht lange gewehret. Denn als im februario 3 andere croatische obristen als Corpus, Forgatzsch[150] und Peigert,[151] nachdem sie erstesmahles an Plauen[152] gesezt, ankommen, haben sie einen ehrbaren rath zu sich in herrn Johan Dürrenhofers abgebranten gasthof erfordert und ihnen Forgatzsch angefüget, wie dass sie von ihm aufs neue in contribution gesezt werden, und darüber nachher Oberkozau[153] mit ihnen zu tractiren abordnung thun solten. Sogleich fort geschehen müssen, und sind damals abgeordnet worden ehrenermeldter[154] Johann Dürrenhöfer, damals gastwirth, Hanß Georg Teg und Georg Nester. Die haben bey ihrer wiederkunft die relation mitgebracht, dass nemlich die stadt Hof wöchentlich liefern sollte und müste 200 thaler, 2 eymer[155] wein und 9 faß[156] bier. Als nun der anfang mit lieferung des biers montags den 25. februarii fortgehen sollen, ist doch gemeldt bier dienstags abends, weilen er, Forgatzsch, eilends ordre, neben den andern obristen sich nach Eger[157] zu begeben, überkommen, bis auf weitern bescheid wieder zurückgeschickt worden. Inzwischen wird von den kayserlichen und bayrischen kriegsvolck allenthalben gewalt geübet, gestalt den 18. februar bey 400 croaten bey Culmbach[158] sich praesentirten, aber förders auf Sch[a]uenstein[159] und Helmbrechts[160] marchirten, daselbst etliche 100 stück vieh abnehmen und solches auf Eger zutreiben.

Craysen[161] hatte es auch wegen einquartirung und aufnahm des rittmeister Roßens ganz bey den [Ober-; BW] pfälzischen[162] verderbet, dahero den 21. februarii vor tags bey 250 mann fußvolck sich in die Vorstadt eingeschlichen und um die stadt herum bey 2 bis 3000 reuther gehalten in hoffnung, die stadt plündern zu helfen. Diweilen aber herr rittmeister Rosau gute kundtschaft gehabt und die gantze nacht in bereitschaft gewesen, hat man sobald auf die in dunkeln herbeynahende musquetierer feuer gegeben, und ist der scharmüzel[163] früh um 5 uhr angangen, da die bayrischen starck mit musqueten,[164] auch etlichen geschüzlein starck in die stadt geschossen, die Vorstädte gantz abgebrannt und vermeinet, die stadt zu gewinnen. Allein es ist ihnen solche gegenwehr geschehen, dass sie ihre wägen, so mit sturmleitern beladen, abledigen und ihre toden darauf legen und wegführen, auch also mit spott und hohn wieder abziehen müssen, da hingegen bey diesen sturm, der 6 stunden gewehret, [auf seiten der schwedischen] nicht ein mann, als ein trommelschläger[165] und ein dragouner,[166] geblieben.

Gleichergestalt als freytags den 1. martii etliche corpusische croaten sich zu Tiefendorf[167] verspätet und nachmahlen sich muthwillig und wiederwärtig erzeiget, sind ihrer 6 von des orts bauern und edelleuten niedergemacht worden,[168] derowegen der herr stadtvogt[169] Johann Christoph Hendel, ein weidlicher, frischer geschickt[er] und verständiger mann, so hierbe vorn einen soldaten abgegeben, [p. 4] mit den einigen entrunnenen croaten die besichtigung einnehmen müssen. Mitlerweile und Nachmittage wird dem obristen Forgatzsch ein cornet zur abhohlung der contribution anhero geschickt. Derselbe wird von den sächsischen zu Plauen liegenden völckern unter dem obrist Veit Dietrich von Tauben,[170] welche zum Unterthor unversehens in etliche 20 starck hereingefallen, ertappt und gefänglich mit weggeführet. Und obwohl die sächsische grose promiss gethan, dass der stadt folgenden tages gewisse entsezung folgen solte, so ist doch solches unterblieben, sondern es hat sich vielmehr den 3. martii Nachmittag wieder ein compagnie croaten von Oberkozau her bey dem Trüben Teich praesentiret, zu dem der herr stadtvoigt hinausgegangen, trunk und brod reichen lassen, sind sie darauf gegen die Plauische Straße recognosciren und von dannen wieder zurück auf ihre quartier gangen.

Montags den 4. martii komt obrist Corpus mit seinen gantzen regiment vor den Obern Thor an, und er vor seine person reith mit wenig pferden in die stadt, begehret den herrn stadtvoigt mit ihm nach Tiefendorf[171] zu reiten, so geschehen.

Darauf man allhier abends 8 oder 9 uhr zwey grose feuer, als eines zu Hohen-,[172] das andere zu Tiefendorf[173] gesehen, da dan diese beyde dörfer um der todschläge, an den 6 croaten begangen, eingeäschert worden.

Die Aschermittwochen darauf am 6. martii, als man um 7 uhr zur wochenpredigt gehen wollen, kommen alle 3 obristen, Forgatzsch, Corpus und Peigert, mit allen bey sich habenden völckern von der Ziegelhütten anmarchiret, sazten alsobald zum obern Thor herein mit etlichen 20 compagnien croaten. Und ob sie wohl nichts feindseliges fürnehmen, auser dass etliche undisciplinirte in unterschiedene häußer eingefallen und uf den gaßen viel personen geplündert, ist es endlich zu einer einquartirung kommen, und folgends donnerstags ein ehrbahrer rath zu ihme, herrn obrist Forgatzsch, erfordert worden, und hat man ihme auf etliche wochen 1500 thaler herausgeben müssen, auch wegen des weggeführten cornets und salva guardiknechts straf erlegen sollen.[174] Weil man aber die hohe anforderung nicht erheben mögen, ist ihnen gleichwohl der halbe theil ihres erforderns dargezahlt worden, darnach seindt sie freytags den 8. martii um mittage plötzlich von hinnen wieder aufgebrochen, und wegen der praetendirten hinterstandes herrn stadtvoigt Johann Christoph Hendel und herrn bürgermeister Johann Gröschel mit nach Eger genommen worden, welche daselbst beym Schwarzen Bären in arrest bis nach Ostern bleiben müssen. Inzwischen haben die bayrischen den schaden, so sie vor Craysen erlitten, wiederum zu rechnen[175] gedacht und sich mit noch viel mehrern volck den 14. martii dahin gewandt.

Als aber herr rittmeister Rosa, welcher etliche tage vorher die classe eines obristlieutenants bekommen, davon kundschaft erhalten, hat er zu Craisen, weil man ihme vorher das waßer genommen, nicht verbleiben wollen, ist der ursachen auf Bayreuth geruckt, deme die bayrischen den 25. martii gefolget und den Rosen in nahmen herrn general Wahlens[176] heraus- und die stadt Bayreuth aufgefordert, allein es ist von den rosischen auf sie geschossen und wieder abgetrieben worden. Darauf sie dem Morizhof[177] und die eine Vorstadt bis auf wenige häußer abgebrant, sich wieder auf Craisen gewandt, daselbst nachtquartier genommen und beym aufbruch frühe den 16. martii die gantze stadt abgebrandt, dass nicht ein hauß in der ringmauer stehend verblieben. In dem rückweg auf die Pfalz haben sie auch Gottesfeldt[178] (so ihr fürstliche gnaden frau Marien Marggräfin, Brandenburg[-Ansbach] zugehörig, und ein herrlich schön Schloß gehabt) wie auch Schnabelweidt,[179] Heidhof[180] und andere orte[181] in den brand gesteckt. Als aber die vorgemeldeten croaten allhier zum Hof aufgebrochen, haben sie 2 soldaten zur salva guardia hinter sich verlassen, so bey herrn Georg Schillern verpfleget worden, bis freytags den 15. martii um 10 uhr der schwedischer obrister Georg Christoph von Taubadel[182] neben seinen und den sächsischen taubischen volck vor den Unternthor angesezt, mit gewalt eröffnet und die beyden auf salva guardia liegende croaten gefänglich angenommen, darauf die stadt umritten, dieselbe besichtiget. Das meiste volck aber muste auf der höhe über dem Lazareth im felde halten, denen müste man bier und brod hinausverschaffen. Nachmittage um 2 uhr aber marchirte obgemeldter obrister mit seinen und den sächsischen völckern wieder zurück, wolten die beeden salvaguarden mitnehmen, wurden aber von hiesiger bürgerschaft erbeten, weil sonst die stadt um ihretwillen das höchste unheil würde haben ausstehen müssen, hingegen wurde ein croat, so die wunsiedler fuhren nach Leipzig gehend convoiret, vor den Unter Röhrkasten[183] von einen schwedischen erstochen, dahero ein groß schrecken entstanden, also gar, dass viel leuthe aus der stadt entwichen und fast niemand bleiben wollen, obgleich die andern 2 von den sächsischen loßgebetene croaten auf dem bürgerlichen Rathhause öffentlich bekanckt, auch an ihre obristen geschrieben, dass die stadt unschuldig und vor die grose gewalt nicht gekönt. Nichtsdestoweniger sind die flüchtigen bürger, so den schweden und sächsischen nachgeeylet, vermeinet, bey ihnen schuz zu haben, unterwegens nach Redwiz,[184] alda die wonsiedler fuhren auch aufgehauen und auf 20 pferde ausgespannt, sehr spolirt worden. Nach diesen streiften die croaten fast täglich und ritten recognosciren, bis endlich freytags den 29. martii die schwedischen und sächßischen sich wieder conjungiret und vor tags in die stadt kommen, unterwegs aber viele von den croaten ausgeschickte partheyen angetroffen, dieselben ziemlicher maßen empfangen und nebst vielen niedergemacht, unter andern auch einen rittmeister nahmens Stephan Garmathey[185] (so nach Erfurt[186] geschickt worden und zu Schleiz[187] ausgesaget, dass er selbigen tages die stadt Hoff spoliren solln) gefangen bekommen. Obrister Corpus hatte zeitlich davon kundschaft, derowegen, als er gleich ein eßen fisch verzehren wollen und nachricht bekommen, hat er plötzlich sich nach Eger reteriret. Aber obrister Forgatzsch muste haar halten[188] und [hat] sein gut pferd den schwedischen und sächßischen zur beute gegeben“.[189]

Der Zeitzeuge und Bürgermeister des von Eger abhängigen Marktredwitz Georg Leopold [1603-1676][190] schrieb für Anfang 1633 anlässlich der Einquartierung kaiserlicher Kroaten-Regimenter: „Hernach kam der Ober[st] Forgatsch[191] [und] nahm sein Quartier mit seinem Regiment Kroaten zu Thiersheim,[192] [Markt]leuthen[193] und Kirche[n]lamitz.[194] Der Ober[st] Beygott[195] hatte sein Quartier mit seinem Regiment Kroaten zu Fischern[196] und Markhausen.[197] [Der] Ober[st] Orossi Paul[198] [war] mit seinem Regiment Kroaten zu Mühlbach[199] und Kunreuth,[200] Ober[st] Koglewitz mit seinem Regiment Ungarn zu Liebenstein,[201] Ober[st] Corpes, welcher diese Regimenter alle kommandierte, nahm das Quartier mit seinem starken Regiment Kroaten zu Arzberg [und ver]teilte sein Regiment auf die [folgenden] Dörfer: ein Kornet[t] nach Grafenreuth,[202] ein Kornet[t] nach Korbersdorf,[203] ein Kornet[t] nach Lorenzreuth,[204] ein Kornet[t] nach Haag,[205] zwei Kornet[t] nach Brand[206] [und] ein Kornet[t] nach Seußen.[207] Die übrigen hatte er bei sich. Als sie sich nun solchergestalt in die Quartiere verteilt hatten und der Regimenter viel waren, hingegen die Quartiere eng, auch darin[nen] wenig zum besten, haben diese Völker ausgesetzt weit und breit im Land. Da ging es dann im ganzen Land abermals jämmerlich her, denn diese Völker hatten gute, geschwinde Pferde. Da war auf 12 oder 15 Meilen nichts sicher vor ihnen. In solcher Ferne plünderten sie aus Städten und Märkten und rissen den Männern sowohl die Weiber [als] auch ihre Jungfrauen und Töchter von ihren Seiten und führten sie mit sich in ihre Quartiere. Solch traurige Herzen, die uns sehnlich von ferne angesehen und [an]geseufzet, haben wir fast täglich vor Augen gehabt und vorüberführen sehen. Aber da war bei diesen barbarischen Völkern keine Rettung. Da war kein Tag, [daß] man [nicht] hörete, [daß] da und dort dieser oder jener erschossen, erhauen oder sonst zu Tode gemartert worden ist. Da war ein Winseln, ein Schreien, Händewinden und Haarausraufen; bald von Männern, bald von Weib[ern] und Kindern. Ach mein Mann, ach mein Vater ist erschossen, erhauen oder gefangen mitgeführet worden ! Ach mein Weib, meine Tochter, meine Mutter, meine Schwester haben sie mit hinweggeführet, zu Tod[e] gemartert, hernach ins Wasser geworfen ! Ach, wie haben die Frommen ihre Häupter emporgehoben und nach einem seligen Ende geseufzet ! Und obwohl wir allhie[r] Tag und Nacht bei diesem jämmerlichen Zustand in Gefahr und Sorgen vor diesen fremden fremden Völkern standen, so hat doch Gott der Allmächtige seine starke, schutzreiche Hand über uns so gnädiglich gehalten, daß wir’s ihm nicht genugsam(b) (ver)danken können. Denn der Kommandant zu Eger, Herr Ober[st] Adelshöffer, von welchem diese Regimenter alle Order holen und erwarten mußten, (der) hielt uns mächtigen Schutz und band ihnen ernstlich ein, sie sollten sich an Rebitz – welches sein Quartier [war] und zur Erhaltung seines Regimentes kontribuieren mußte – ja nit vergreifen. Obwohl wir des Adelshöffers Regiments-Proviantmeister[208] mit etlichen Musketieren zur Besatzung und Salva Guardi[a] hatten, die uns vor allem Anfall defendieren sollten, so haben wir doch zur (Ver)sicherung auch bei Herrn Ober[st] Corpes etliche Kroaten ausgebracht und zu unserem Dienst gebraucht, damit, wann die Parteien, [die] so stark hin- und hergeritten [sind], etwas begehrt und haben wollten, (daß) sie auf ihre Sprache mit ihnen reden und antworten konnten. Denn da sparten wir keine Unkosten, weder Geld noch Geldeswert. Da zogen wir alles hervor und gaben willig und gerne alles, was wir hatten den(en) Obersten, die uns [in] dieser Zeit geschützt haben. Unsere Tor[e] mußten wir zugesperret haben Tag und Nacht und fleißig wachen, denn allernächst an den Toren wurden die Leut[e] ausgezogen, niedergehauen und beschädigt. Und durfte sich also niemand außerhalb auf dem Lande ohne starke Konvoi sehen und betreten lassen. Deswegen die Bauersleut um(b) uns sich mit Weib, Kind und Vieh – was sie noch hatten – wieder herein zu salvieret [haben]. Und ist dies gar gewiß, daß sie solche vergiftete Waffen[209] hatten, daß, wer nur ein wenig von ihnen beschädigt wurde, der mußte daran sterben, er trieb’s gleich lang oder kurz.

Als im Anfang die Kroaten in die Quartiere kamen, schickte der Ober[st] Beygott Schreiben anher[o], daß unsere Herren alsbald(e) nach dessen Verlesung sich aufmachen und noch selben Tag[s] bei ihm in seinem Quartier in Markhausen[210] erscheinen sollten. Und do solches in puncto nicht geschehe, sollten wir von ihm nichts anderes als Feuer und Schwert zu erwarten haben. Daher(o) [haben] sich abordnen lassen: He[rr] Friedrich Wuttig, Bürgermeister, He[rr] Hans Georg Steinl, Richter und He[rr] Hektor Hagius, Gerichtsschreiber. Und als sie sich zu [= bei] ihm [ein]gefunden im Dorf Markhausen, hat der Ob[e]r[st] von ihnen über Bier, Fleisch und Brot [hinaus] an Geld [noch] begehret 100 Reichstaler. In langer [Ver]handlung ist es auf 60 Taler kommen. Und weil(n) er sie von dannen nit [hat] lassen wollen, er habe denn das Geld, als[o] sind beide Herren, als[o] Wuttig und [der] Gerichtsschreiber, auf Hohenberg[211] zum Kommandanten daselbst, welcher ein Hauptmann unter dem Adelshöffer [war]. Der bewilligte, das Geld herzuleihen. Unterdessen haben sie Herrn Steinl, [den] Richter, bei den Kroaten, bis sie mit dem Geld kamen, gefangen zurück (hinter)lassen.

Inmittelst ist von dem großen Regenwetter das Gewässer so groß gewachsen, daß sie nicht zusammenkommen konnten. Und ehe solches gefallen, haben die Kroaten Ordonanz bekommen, daß von ihnen 2 Komp[anien] in Böheim(b) [ein]marschieren sollten. Dieselben nahmen unsern Herrn Richter, warfen ihn auf ein Pferd und führten ihn anstatt des Geldes gefänglich mit davon. Und als sie nun mit ihm zu Eger vorüber wollten und sie sich in der Vorstadt etwas aufgehalten, da sahen dann die egerischen Bürger, daß sie (ihn) He[rrn] Richter gefänglich mitführten. Sie zeigten solches alsbald dem Kommandanten an. Der schickte geschwind etliche Offiziere(r) hinaus und läßt ihn mit Gewalt wieder hinwegnehmen und in die Stadt bringen. Da [war] denn der Kommandant sehr übel zufrieden, daß sich unsere He[rren] Abgeordneten ohne sein [Vor]wissen hinausbegeben hatten; aber es war [eben] geschehen.

Die Kroaten aber, die es damals nit anders(t) machen konnten und geschehen lassen mußten, gaben zwar Drohwort[e] aus und wollten es zu gelegener Zeit schon rächen, wie denn bald hernach(er), als selbiges Regiment neben noch anderen 3 Regimentern Kroaten auf uns zu marschierte und einen Trompeter voraus geschicket und zu wissen begehret, ob man ihnen das versprochene Geld wollte geben. Wo nit, so wüßten sie solches an jetzo selbst zu zahlen. Aber unser Proviantmeister sprach nit allein dem Trompeter, sondern auch den Kroaten zu, es wäre ihm von seinem He[rrn] Obersten ernstlich geboten, daß die Rebitzer ohne sein Wissen und Verwilligung niemand weder Geld noch Proviant geben sollten. Doch wollte er (solches) an seinen He[rrn] Ob[e]r[st] nach Eger berichten, ob sie ihnen was geben sollten oder nit. Inmittelst sollte der kroatisch[e] Ober[st] seinen Regimentsquartiermeister so lang, bis der Bericht zurückkäme, allhier (hinter)lassen. Als nun der Bericht kam, wurde uns nit allein verboten, nichts zu geben, sondern der Kommandant schrieb auch den Kroaten scharf, sie sollten Rebitz unbedrängt lassen. Wollten sie dann [noch] was Widerwärtiges wider sein (Ver)hoffen vernehmen, wüßte er sie bei Kais[erischer] Majestät schon zu finden. [Er] wollte sie also hiermit treulich verwarnet haben.

Dieser Bericht gefiel den hinterbliebenen Kroaten aber nicht und murreten also davon. Aber lang hernach führte sie der Teufel wieder her. Da mußten wir Gott danken, daß sie das Geld von uns mit Willen annahmen und sonst nichts Feindliches tentierten; denn der Adelshöffer war [zu] selber Zeit nit mehr in Eger. Dieser Adelshöffer hielt herrlichen Schutz über uns. Er ließ uns nit gern in Not geraten, denn sobald Volk in der Nähe im Marsch war, hat er (solche) Vorsorg um(b) uns getragen und uns bisweilen 30 bis 50 Dragoner und Musketiere(r) zur Defension herausgeschickt. Aber bei ihm war auch Geld die Losung. Wir mußten ihm steif in die Büchsen blasen. Er war ein junger, tapferer und gelehrter Herr. Einesgleichen ist nach ihm nit mehr auf Eger [ge]kommen.

Dieser Zeit sind etlich wenig Polacken zu Münchberg[212] eingefallen und haben geplündert. Weil sich dann die Münchberger auch bedenken ließen, es wäre ihnen ein[e] Schand[e], daß sie sichj von solch[en] wenig[en] Leuten sollten tribulieren lassen, wollten [sie] ihren Mutwillen nit gestatten, fallen dieselben an, erschlagen nit allein derselben (bei) 10 oder 8 und nehmen ihnen etliche Pferde, sondern, weil sie auch sahen, daß die Polacken hübsch stark und fett [waren], haben sie etliche Riemen aus dem Leib geschnitten[213] und sind übel mit ihnen um(b)gangen. Aber sie mußten nit allein die Pferde wieder zurückgeben, sondern es wurden auch um(b) dieswillen viele zu Boden gehauen und [es wurde] wieder übel mit ihnen gehauset. Wie dann lange Zeit niemand hat doselbst wohnen und bleiben können, bis diese Völker sich wieder aus dem Land gemacht“.[214] […] Für den März 1633 heißt es: „Den 29. dito hat der chursächsische Oberst(e) Daube,[215] so bishero in der Stadt Hof und Plauen[216] (nit allein, sondern) mit etlichen sächsischen Völkern gelegen, das Kaiser[ische] Forgatzische Regiment Kroaten in ihren Quartieren zu Kirche[n]lamitz, Leutten [= Marktleuthen] usw. überfallen und gute Leut[217] gemachet. Dahero die anderen Kroaten auch nit große Lust [hatten], länger zu bleiben; wie dann der Oberst Corpes den 4. Apr[il] zu Arzberg mit den übrigen auch aufgebrochen und nach Schlesien zu marschieret [ist]“.[218]

„Zu Beginn des Jahres 1633 hatte die Bedrückung der Hofer Gegend, des Vogtlandes[219] und des Fichtelgebirges durch Einquartierungen und Plünderungen kroatischer Regimenter erhebliche Ausmaße angenommen. Das Regiment des Obersten Marcus Corpes logierte in der Gegend um Arzberg, Grafenreuth[220] und Korbersdorf, später um Adorf[221] und Hof und setzte von dort die umliegenden Gemeinden in Kontribution, während das Regiment des Grafen Miklós (Nikolaus) Fórgach um Marktleuthen, Thiersheim und Kirchenlamitz[222] Quartier bezogen hatte. Am 18. Januar überfiel Corpes Gefrees[223] und bedrohte die Orte Münchberg, Stockenroth,[224] Helmbrechts[225] und Schauenstein“.[226]

„Corpes hatte bereits Anfang Februar 1633 durch den Taupadel’schen Oberstleutnant Reinhold von Rosen[227] [aus der livländischen Linie Hoch-Rosen] eine empfindliche Niederlage erlitten. Mit 1000 kroatischen Reitern war er von seinem Quartier in Arzberg kommend in die Gegend von Kulmbach[228] eingefallen, aber durch den dortigen Hauptmann Muffel[229] abgetrieben worden. Daraufhin stellten sich die Kroaten bei Altenkunstadt,[230] unterstützt von etlichen Weismainer[231] und Kronacher[232] Ausschüssern, wo sie bei Tagesanbruch des 1. Februar von Rosen, der ca. 600 Reiter und 2 Kompanien Dragonern führte, angegriffen und in die Flucht geschlagen wurden. Auf dem Rückzug überfielen die Kroaten um 2 Uhr nachmittags den Ort Wirsberg[233] (östl. Kulmbach), plünderten 2 Stunden und setzten beim Abzug das Schloß, die Kirche und etliche Häuser in Brand. (Braun/Leopold, S. 30 (Georg Leopolds Hauschronik); Ortschronik Weißenstadt, Fehn Bd. 6, 211)“.[234]

„Besonders schlimm traf Ahornberg[235] bei Helmbrechts. Am 3. März 1633 wurde das Dorf von den Corpes’schen Kroaten überfallen, geplündert und in Brand gesteckt, die Einwohner wurden niedergemacht. 65 Personen fielen diesem Massaker zum Opfer. (Braun/Leopold, S. 27; Holle Hft. 2, S. 1-8f.; Dietel, S. 308)„.[236]

Ende März sandte Joachim von Donnersberg[237] einen Lagebericht an Wallenstein: Bayern wolle bis Ende März einen corpo volante[238] errichten und damit gegen den im Bistum Bamberg liegenden Feind ziehen. Dazu benötige er von der kaiserlichen Armee Corpus und dessen Kroaten, 1.000 schwere Pferde[239] und 3.000 oder 2.000 Infanteristen. Dafür biete Bayern die Belassung von 4.000 Mann in der Oberen Pfalz, ohne dass diese Armee geschwächt würde. Proviant werde aus der Oberen Pfalz und aus Regensburg, Artillerie aus Forchheim[240] und Lichtenau[241] beschafft werden. Dieses Corps könnte auch für den Fall eines feindlichen Einfalls in Böhmen verwendet werden. Bayern wolle diesen Truppen auch einen Monatssold bezahlen.[242]

„Ein Entsatzversuch Weismains durch kaiserliche Kroaten unter dem Obristen Marcus Corpes schlug fehl; er mußte wegen Mangels an Feldstücken wieder abziehen. Am 29. März/8. April wurde Corpes, der sich ‚mit 12 Cornets Reitern, etlichem Fußvolk und Artillerie‘ auf dem Rückweg von Weismain befand, von dem schwedischen Obersten Georg Christoph von Taupadel, der sich in Hof mit dem Reiterregiment des kursächsischen Obristen Dietrich von Taube vereinigt hatte, überfallen und bis nach Kirchenlamitz[243] verfolgt. Die schwedischen Truppen ‚gingen also in gesambt gerades weges auff den Feind zu, traffen denselben an und setzten dermassen in ihn, daß er das Feld räumen, alle Pagage im Stiche, auch über hundert todt und viel gefangen hinterlassen müssen‘. (Chemnitz II, S. 111)“.[244] „Generall Dubalt[245] hearing of some forces, entered into Moravia; and a Regiment of Horse, vnder the commander Corpus, consisting of 12. companies, marching towards Hof, there to ensconce themselues, left the Army; and with some few Troopes of Horse, aduanced against them, and fell vpon their Flancke; before they could recouer the Towne, flew many of them vpon the place, and shot the Commander Corpus through one of his Armes“.[246]

Am 16.4.1633 schrieb Piccolomin[247]i aus Königgrätz[248] an Gallas:[249] Am Vortag sei Ilow[250] mit Gallas’ Befehlen erschienen. Er habe sofort Isolano nach Landeshut[251] in Marsch gesetzt und wolle Corpus nach dessen Ankunft ebenfalls dahin kommandieren. Am heutigen Tag erwarte er Haugwitz.[252] Gallas wandte sich am 1.5.1633 aus Neiße an Illow: Er werde durch Sparr sicherlich über den Feind unterrichtet sein. Daher möge er den Regimentern Isolano und Corpes Befehle erteilen, vor der dem Feind auf der Hut zu sein.[253] Gallas wandte sich am 3.5. aus Neiße an Piccolomini: Wegen der drohenden Gefahr seitens der Ungarn seien die Regimenter Isolano und Corpes abkommandiert worden. Er möge an ihrer Statt irgendeine Reiterei nach Trautenau schicken. Der Feind habe alle seine Streitkräfte gesammelt und werde am nächsten Tag ausrücken; wohin, sei vorläufig nicht bekannt.[254] Noch an diesem Tag hatte Gallas Wallenstein unterrichtet: Soeben habe er sichere Nachrichten erhalten, dass tausend Ungarn marschierten und jeden Tag Jablunkau erreichen könnten. Er habe sofort sowohl an Philipp von Mansfeld geschrieben, er solle 200 Musketiere nach Teschen kommandieren, als auch an Rudolf Colloredo, er möge mit seinem Regiment das Feldlager beziehen. An Isolano und Corpes seien Befehle ergangen, mit ihren Regimentern den Ungarn Widerstand zu leisten.[255] Illow hatte am 5.5. Wallebnstein aus Königgrätz informiert: Gallas habe ihn angewiesen, ihm mitzuteilen, dass sich der Feind bei Schweidnitz zusammen ziehe und dass auch – der in kursächsischen Diensten stehende – Ulrich III. von Dänemark nach Bunzlau und Schweidnitz unterwegs sei. Er sammle Brot- und Biervorräte und rüste sich angeblich zum Einfall in Mähren und zur Vereinigung mit den Ungarn. Von Götz sei die Nachricht eingetroffen, dass 1.000 Ungarn gegen Jablunkau zögen. Gallas habe Philipp von Mansfeld aufgefordert, 200 Mann nach Teschen abzukommandieren und habe auch Rudolf Colloredo und die Regimenter Götz, Corpes und Isolano dorthin in Marsch gesetzt. Beigelegt war ein Schreiben Illows an Wallenstein vom Vortag: Gallas habe habe ihm geschrieben, dass sich der Feind zwischen Nimptsch und Strehlen stark zusammenziehe. Gallas habe der gesamten Reiterei den Befehl erteilt, sich bei Glatz zu sammeln. Auch Piccolomini habe seinen in der dortigen Gegend liegen Truppen befohlen, sich in Bereitschaft zu halten.[256]

Am 7.9. hatte Wallenstein aus seinem Feldlager bei Schweidnitz bestätigt, dass Corpus Außenstände von 31.996 Rt. zu fordern habe, die auch ausgezahlt wurden.[257]

Vom 28.9.1633 datiert Wallensteins „Diploma für die croatischen Obristen und Offiziere“: „Wir Albrecht etc. Vhrkunden vnd bekennen hiermit offentlich für iedermänniglich: Demnach der Röm. Kay. Mai. über die Croatische cavalerie besteltter General Ludwig Isolani,[258] Freyherr, so wol der Obr. Corpus,[259] Obr. Logi,[260] Obr. Forgatsch,[261] Obr. Rewai, Obr. Przschichofzky[262] vnd Obr. Delitsch nebenst ihren vnterhabenden officiern vnd reutterey sich in allen occasionen gegen dem Feind hertzhaft vnd tapffer gehalten vnd höchstbemeldter Ih. Mai. dienst mit vnerschrockenem gemütte, auch vngesparet ihre Lebens alles fleißes verrichtet,insonderheit bey diesem Feldtzug, als wir gegen dem feindt gelegen, denselben unablässig vnd dergestalt travagliert, das er in die euserste nohtt dardurch gerahten: Als thun wir sie kraft dieses hiermit versichern, das zu einer wolverdienten recompens[263] von denen nechsteingehenden confiscationsmitteln bemeldtem Gen. Isolani ein gutt von 60.000, Jedem der obbemeltten Obristen aber eines von 30.000, wie auch ieglichem capitain[264] ein es von 10.000 fl., doch mit dem beding, das ieder derselben capitain seinen vntergesetzten officiern, als leuttenantt,[265] fendrich,[266] corporaln[267] vnd andern, eine ergetzlichkeit darvon thun, eingereumet werden solle. Welches dann mehr höchstgedachte Ih. Mai. dero mildesten, zu recompensirung Ihro trew geleisteter dienste stetz gerichteten intention nach sonder allen Zweiffel Ihro allerdings also wolbelieben lassen werden“.[268]

Am 23.10.1633 wandte sich Gallas aus Leitmeritz[269] an Wallenstein: „Euer fürstl. Gn. gnediges schreiben, vom 21. diß im Veltlager bei Crossen[270] datiret, bekomme ich diesen Abend vmb 5 Vhr. Habe dero gnedigen befehlich gehorsamlich vernommen. Waß Herzog Franz Albrecht[271] so wol der Trompeter[272] Euer fürstl. Gn. berichtet, dz der Feind noch dießeit der Elb bey Gamitz[273] sey, kann solches wol sein, dz der Trompeter die jenigen Regimenter zu Pferd vnd commandirtes Fuß Volckh gesehen, wie E. Fürstl. Gn. ich heut vberschrieben, dz nach aller Kundschaffter[274] vnd gefangenen[275] Aussage sie ihren Marche gegen Hoyerswerth[276] vnd selbiger orthen zugenommen, zusehen, ob Euer fürstl. Gn. zur rechten oder linken seiten sich wenden würden, vnd ob sie einigen orth entsetzen könten. Sonsten aber berichten gar viel Kundschaffter, gefangene, auch die außgeschickte Partheien für gewiß, dz noch jenseit der Elb zwischen Dräsen[277] vnd Pirn[278] dz Fuß Volckh in den schanzen[279] campire, die Reuterej aber in den vmbliegenden Dörffern logiren. So bald ich aber vernommen, daß die Regimenter herüber paßiret sein, so habe in selbiger stunde den General Isolano mit aller leichten Reuterej, außerhalb des Corpus vnd Loosi, so in Meissen gewehsen, nach dieser seiten gefodert vnd gegen solchen Regimentern geschickt, mit befehl, dieselben stets zu travagliren, auch alles, waß vorgehen würde, E. fürst. Gnaden sowol mich fleißig berichten. Wann nun der Isolano den Corpus vnd Loosi hette erwarten sollen, so würde er sich zu lang aufgehalten haben; sollte ich dieselben aber hinnach schicken vnd die andere wieder zu ruckh komen lassen, so wurden sie nur strappucirt werden ohne Effect. Habe ihme also noch eines von diesen zweyen Regimentern nachgeschickt vnd nur dz eine alhier behalten, deßgleichen auch Sitta[280] mit Reuterej vnd mehrem Fuß Volckh alsobalden versehen, dz nichts verabseumet werden wird. Bin sonsten mit allem Volck in solcher bereitschafft, dz ich alle stunden marchiren kann, wenn vnd wohin E. fürstl. Gn. mir gnedig befehlen werden“.[281] Am 26.10. berichtete Gallas Wallenstein aus Leitmeritz, Corpus habe ihm einen aus Meissen stammenden adligen Gefangenen überstellt, der berichtet habe, dass der Feind über die Elbe gesetzt habe, was er in einem weiteren Schreiben vom 27.10. bestätigte.[282]

Von Oktober 1633 bis November 1633 soll Corpus sich in Lina[283] aufgehalten haben.

Der Hofer Chronist Rüthner hält weiter fest: „Den 24. januarii [a. St. 1634; BW] hat eine croatische parthey von 50 pferden Gefäll[284] ausgeplündert, das vieh hinweggetrieben und auch hierauf loßgesezt. Ihr commendant meldet sich allhier beym Untern Thor an und fragte, ob man den obrist Corpus noch etwas schuldig. Als er aber mit nein beantwortet, ist er wieder davongezogen. Diese haben den richter zu Mißlareuth[285] verbrandt, dass sein gantzer leib wie röhricht[286] fleisch worden, haben auch den schulmeister zu Trogen[287] sehr übel tractirt“.[288]

Der 1. Pilsener Schluss trägt seine Unterschrift,[289] ebenso der 2.[290]

„Für die Markgrafschaft hatte sich also gegenüber der Situation von 1633 kaum etwas geändert. Das trat schon im Januar [1634; BW] deutlich zutage, als sich die kaiserliche Besatzung von Eger[291] wieder einmal durch Raub- und Verheerungszüge und hohe Kontributionsforderungen an markgräfliche Orte bemerkbar machte. Besonders ein Zug der Kroaten unter Korbitz, der bis in die Gegend von Bayreuth[292] führte, brachte viel Jammer mit sich; denn bei eisiger Kälte und tiefem Schnee mußten sich die Bewohner der Dörfer und Städte in den Wäldern verstecken“.[293]

Leopold berichtet weiter:Umb Mitternacht [10.3.1634 a. St.; BW] sollten wir uns aufmachen und fortziehen. Wie wir nun solchergestalt abgefertigt und [um] Mitternacht uns aufmachen wollten, kam vorher(o) umb 9 Uhr(en) Schreiben von Eger, des Inhalts, daß morgen früh (Tagszeit) der Kai[serische] Generalwachtmeister Marotzin[294] mit 6000 Reitern seinen Marsch heraus nehmen und bei uns durch[ziehen] werde. Daher(o) man Vorsehung tun sollte, damit der General und andere Oberste(n) mit einem Frühstück versehen würden. Mit diesen kamen auch vom Ober[st] Gordon[295] etliche Musketiere(r), die hier [als] S[alva] Guardi[a] bleiben sollten. Daher(o) ward unser Vorhaben geendet, die Schreiben abgefordert und verbrannt und die Reise eingestellt.

Den andern Tag – (als) den 11. dito – ist morgens früh hierher(o) kommen Herr Ober[st] Steinheimb [Steinheim],[296] damals Kai[serischer] Kriegskommissar[297] und dann Oberst [Markus von] Corpes, welche berichteten, der Gen[eral] wäre allernächst mit 100 Kornet[t] Reitern. Diese begehrten auch zu wissen, was wir für Nachricht von dem Feind hätten [und] daß wir auch 10 gute Betten in Bereitschaft halten sollten. Der Ober[st] Corpes hat auch gewaltige, bedrohliche Worte aus[ge]geben wider alle, die es bishero mit dem Feind gehalten [haben]. Es sollte mancher noch unter Kopf hingehen, wie er denn seinen Blutsäbel gar oft zückte. [Er] beschuldigte auch uns allerlei verdächtiger Sachen. Er hatte auch [zu] allererst Waidhaus[298] [und] Pleystein[299] abgebrannt [und] die Leute niederhauen lassen. Das[selbe] wollte er noch vielen Orten beweisen. Wie er denn seiner löblichen Taten sonst noch viele erzählet, daß uns die Haar[e] alle über sich standen. Er wüßte gar wohl, daß wir Rebellen wären. Ein solcher Schelm[300] wäre auch der Herzog von Friedland gewesen. Wir entschuldigten uns hingegen, daß wir niemals von der Kai[serischen] Majestät gewichen, noch uns an Ihrer Maj[estät] Kriegsvolk vergriffen, vielweniger an derselben Verräterrei oder Untreue begangen. Wir konnten zwar nit leugnen, daß sich der Feind hier oft befunden, wir hatten ihn ein- und auslassen, Kaution erlegen und vielmals kontribuieren müssen. Ihr Gnaden hätten ja selbst(en) vor Augen unsere geringen Mauern, die keiner Macht widerstehen und taten auch dar, daß, sobald wir hier vom Feind was vornommen, wir solches alsbald(en) nach Eger bei Tag und Nacht berichtet hätten; wie wir uns denn deswegen auf He[rrn] Ober[st] Steinheimb, welcher zugegen war, beriefen. Derselbe gab uns auch das Zeugnis und vermahnte uns weiter allen Gehorsam[b]s und Kai[serischer] Maj[estät] Kriegsvolk alle [Be]förderung zu erweisen.

Indem kam der Gen[eral] mit dem Volk herbei. Wir gingen hinaus und warteten ihm auf vor dem Tor. Der begehrte [aber] nit hindurch, sondern hintenum(b) zu reiten. Aber Ober[st] Corpes sagte, er sollte durch. Man müßte ein wenig ein[en] Schrecken in die Leut jagen, worauf der ganze Marsch hier durch[ge]gangen. Als nun der Gen[eral] Marotzin, vorn(en) an-, und hereinkommt, wurde er gebeten, abzusteigen auf ein Frühstück, worauf er sich freundl[ich] bedankte und gar höflich sagte, wenn er wieder zurückkäme, wollte er uns nit verschmähen.

Diese seine Zusag[e] hat er gehalten, daß wir’s ihm noch mit dem Teufel zu danken [haben]. Wie nun der Marsch durch[ge]gangen, haben wir auf der Obersten wie auch der Musketiere(r) Befehl alle Haustüren wie auch alle Fenster zusperren müssen. Aber oben von der Höhe haben wir wohl mit Weib und Kindern herabsehen mögen; denn wo sie ein Haus offen gefunden und gesehen, sind sie häufig von [den] Pferden herab und in die Häuser gedrungen. Diese waren alsdann nit wieder herauszubringen weil [= solange noch] was im Haus war. Und solches ist vielen Häusern begegnet; sonderlich, wo sie was zu trinken vermerkten. Da war kein Abtreiben weil [= solange] ein Tropf[en] Bier im Faß war; denn es waren durstige Brüder und des Volks eine große Menge, auf das wenigste 5000 Mann, alle zu Roß, von allerhand Nationen, (als) Ungarn, Polacken, Kroaten, Wallonen,[301] Italiener[302] und Franzosen. Der wenigste Teil waren Deutsche. Dieser Durchzug ging gar geschwind und eilfertig durch und währte doch 3 Stund[en]. Da war abermals Furcht, Schrecken, Zittern und Zagen unter Weib[ern] und Kindern. Sie zogen auf Waldershof und blieben selbige Nacht alle dort und verderbten es sehr. Als sie nun zu Waldershof lagen, sind von selben etliche nach Pfaffe[n]reuth um(b) Futter geritten und [haben] sich in die Nacht was verhalten. Dorthin kam auch um(b) Mitternacht eine schwedische Partei von 50 Pferden und nahmen doselbst im Dorf 8 Kai[serische] Reiter gefangen mit sich hinweg. Die kühne Tat der Schwedischen verursachte unter diesem Haufen der Kaiserischen eine große Furcht, denn sie sich was anderst besorgten und begaben sich alle heraus in das Feld und stellten sich i[ns] Getaike.[303] Des andern Tags – (als) den 12. Marti[i] – ist Gen[eral] Marotzin zu Waldershof auf[ge]brochen, gegen Weiss[en]stadt[304] und Münchberg marschieret. Wie diesen Anzug Herzog Bernhard[305] vernommen, hat er die Belagerung vor Kronach[306] eilends aufgehoben und sich von Münchberg aus nach Coburg[307] gewendet. Doselbst haben die Weiber zu Münchberg – so man zusammen verwacht – die Säcke zum Pulver, so die Reiter auf die Pferd[e] [haben] binden können, machen müssen. [Damit] hat Marotzin die Stadt Kronach aufs neue mit Volk und Munition versehen. Eodem ist auch hier durch des Ober[st] Pschioffski[308] Regiment Kroaten mit 9 Kornet[t](en) und dem Marotzin nachgefolget.

Den 16. dito ist Gen[eral] Marotzin zu Münchberg wieder auf[ge]brochen und auf hiehero marschieret; auch noch selben Abend hiehero [ge]kommen. Als er nun diesen Tag hiehero kommen, hat er sich alsbald neben dem ganzen Stab mit 6 Regimentern herein gelegt. Das übrige Volk hat er auf die nächsten Dörfer einquartieren lassen. War also diesmal der ganze Markt vollgestecket. In manchem Haus lag eine ganze Kompag[nie]. Viel[e] Stuben und Kammern wurden mit Pferden erfüllet. Diese machten saubere Arbeit. War ein Winseln und Klagen den ersten Tag. Den andern Tag will verlauten, ob wollten sie still liegen. Das machte Schrecken.

Vor wenig[en] Tagen wurde diesem Gen[eral] die Ehre allhie von den Herren angetan, daß er sollte auf ein Frühstück absteigen und hier verbleiben. Da tat er’s nit. Jetzto aber, da man ihn wiederum(b) erbittet, er solle aufbrechen und seinen Fuß weiter(s) setzen und den armen Marckt nit gar ruinieren lassen, da blieb er still liegen. Er wies uns zur Geduld; mit dem Erbieten, gut[es] Kommando zu halten. Man mußte es geschehen lassen.

Am dritten Tag will er abermals nit aufbrechen. Da ging erst die Not an. Kein Biss[en] Brot war mehr vorhanden, sondern alles schon verzehret. Man hielt wieder beim Gen[eral] an und bat ihn um(b) Gottes Willen, er solle doch die Armut bedenken und aufbrechen. Aber es geschah nit, sondern er sagte zornig(lich), daß er wohl Ursach[e] hätte, uns in äußerst[es] Verderben zu setzen; denn weil er von hier außen gewesen, hätten wir die Schwedischen eingelassen, mit ihnen gefressen und gesoffen etc.

[Da haben wir] aber dem Herrn hochbeteuerlich dargetan, daß wir in seiner Abwesenheit kein[en] ein[z]igen Schwedischen gesehen, vielweniger eingelassen. Zu Waldershof wäre zwar vor 4 Tagen ein schwedischer Trupp gewesen, aber hiehero nit gerückt. Do [= wenn] es anders wäre, wollten wir Leib und Leben verfallen haben.

Als nun der General unser[e] Unschuld verstanden, hat er’s beteuert; ein Bauer habe ihm für gewiß also berichtet. Weil es dann nit geschehen, sollte es unser Glück sein. Darauf er versprochen, [am] morgenden Tag früh mit guter Manier fortzurücken, uns auch eine schriftliche Salva Guardi[a] – damit wir uns von seinem Volk weiters nit zu fürchten [haben] – [zu] hinterlassen.

Den 19. dito ist er auf[ge]brochen und [hat] sich mit allen Regimentern oben auf dem Mühlberg und auf dem Lehen gesammelt und Rendezvous gehalten. Hernach [sind sie] fortgerückt gegen Tirschenreuth.[309] Unterwegs aber haben sie an diesem Tag das Dorf Büchelberg[310] wie auch den schönen Marktflecken Mitterteich[311] an 4 Orten angezündet und bis auf Thanners Haus ganz abgebrannt und in Asche[n] gelegt.

Den 20. dito hat er Tirschenreuth, wie auch [diesen Tag] das Schloß Falkenberg mit Akkord wieder eingenommen. Auch diesen Tag wurde von ihnen angezündet und teils abgebrannt, der Markt Falkenberg[312] und sonst(en) viel Dörfer dort herum(b). Man sah allenthalten Rauch und Feuer. Wiesau wurde auch angezündet etc.

Den 24. dito kam anhero eine starke marotzinische Partei. [Sie] begehrten herein. Wir wollten sie nit einlassen, (be)warfen uns auf [des] Generals S[alva]-Guardi[a]-Brief[e], gaben ihnen gute Worte und erboten uns, ihnen Brot und Bier hinaus vor das Tor zu (ver)schaffen. Aber es halfen weder gute Wort[e] noch des Gen[erals] Schreiben, sondern sie hieben die Tor[e] und Schranken auf und brachen die Tor[e] mit Gewalt herein, tribulierten[313] und peinigten uns und plünderten den ganzen Tag. Wenn eine Partei hinausritt, kamen hingegen 2 oder 3 wieder herein. Das währte den ganzen Tag. Als ich ihnen anfangs, als sie herein[ge]kommen, zugeredet und dardurch gehofft, sie von Gewalt abzuhalten, wollten sie mich nur niedermachen, konnte ihnen auch kaum entfliehen und kam in die Kirche(n), doselbst(en) mußte ich mich unter die Weiber verstecken und den Verkriechenden spielen. Sie suchten mich lang, aber die Hand des Herrn hat mich erhalten.

Den 28. dito ist Gen[eral] Marotzin vor die Stadt Kemnath[314] – darinnen schwedische Besatzung lag – gerückt. Weil sie aber davor neben anderen einen Oberstleut(e)nant verloren [haben] und nichts richten konnten, sind sie wieder herein auf uns zu marschieret. Unterwegs aber, damit man gleich sehen konnte, daß Leute im Land wären, haben sie angezündet Riglasreuth,[315] Pullenreuth[316] und Pilmersreuth;[317] auch andere Dörfer mehr etc.

Den 29. dito als sie wieder herein[ge]kommen, hat sich der Gen[eral] mit dem Stab nach Wunsiedel[318] einquartiert, 5 Regiment[er] schickte er uns abermals über den Hals, denen wir Quartier geben mußten. Diese richteten uns das Kraut zum Herd und waren geschlachte[319] Brüder. Ich hatte eine ganze Kompagnie, die ich aushalten mußte. Ich mußte auch mit einigen Gästen (in) Brett spielen, in welchem Spiel ich sonst ein Meister. Aber damals wußte ich nicht, was Zink[320] [was] Daus[321] war, indem [mir] sonderlich meine Frau in das Ohr pfiff, wie sie die Kühe geschlachtet [haben] und das Bier aus dem Keller schrotteten[322] etc. Ich mußte fortspielen und durfte nit sauer da[r]zu sehen, denn sie sagten, was sie im Quartier gefunden, das wäre alles ihr [= ihnen]. Wir sollten Gott danken, daß sie uns die Häuser ließen etc.

Gleich wie es bei mir, also ist es auch allenthalben zu[ge]gangen. Den anderen Tag lagen sie wieder still und richteten gar zusammen, was noch übrig war; denn wir haben von diesem Marsch von einem Mal zum anderen kaum so viel Zeit gehabt, daß wir gemahlen und gebacken, so sind sie wieder [ge]kommen und haben’s zusammengefressen.

Den dritten Tag – (als) den 31. dito – brachen sie auf und marschirten gar nit weit. In diesem marotzinischen Marsch sind nun abermals grausame Insolenzion[en][323] geübet und gehört, auch viele Städte, Märkte und Dörfer abgebrannt worden; denn auch diesen Tag haben die Kroaten die Stadt Lichtenberg[324] ganz abgebrannt. Ingleichen haben sie um(b) uns angezündet Göpfersgrün,[325] Sichersreuth[326] und Tief(f)enbach.[327] Das schöne Dorf Seussen[328] hat nach diesen auch bald herhalten müssen.

Als sie nun abgehörtermaßen diesen Tag auf[ge]brochen und der General herbei[ge]kommen, ist er von uns gebeten und angesprochen worden, er sollte einen Offizier so lang hier verbleiben lassen, bis der ganze Marsch vorüber. Das tat er mit Willen und kommandierte eine ganze Kompagnie vom piccolominischen Regiment herein; mit Befehl, daß sie niemand[en] einlassen sollten und sollten verbleiben bis die Truppen alle vorüber. Dahero bildeten wir uns gar ein[en] gnädigen General ein, waren sicher und ohne Gefahr, verließen uns auf diese Helden, die in dem Markt ab und zu sprengten. Wo sie einen Soldaten an[ge]troffen, den schlug sie mit bloßem Degen zum Tor hinaus. Inmittels sperrten wir Tür und Fenster zu, begaben uns auf die Höhe und sahen abermals zu, wie der Gen[eral] oberhalb Dörflas[329] die Regimenter stellte und Rendezvous hielt. Da war ein Hin- und Herrücken mit den Regimentern, währete bei 5 Stunden; bis Nachmittag. Als wir nun mit Verlangen gerne sahen, wie sie weiterrücken würden, aber die Glocke(n) war anders(t) gegossen – wie leider zu hören ist – , (dann) da wird eingesprengt auf unseren Mark[t] zu von etlichen Truppen. Unsere Beschützer wollten sie nit einlassen, diese aber wollten herein. Sie mußten hier in Quartier verbleiben. Unsere Reiter aber stellten sich zu[r] Wehr und wollten sie nit einlassen bis sie Order vom Gen[eral] hätten. Da war nun ein greulichs Geschrei unter ihnen. Wir wußten nit, was es bedeutete [und] verkrochen uns in die Winkel. Endlich wurden wir gewahr, daß sie unsere Defensioner alle hinausgejaget und der Markt (aller) voll Kroaten war. Diese schlugen die Häuser auf, brachten uns herfür und zeigten uns Order an – die sie vom Gen[eral] hätten – , etliche Wochen mit 4 Regimentern hier zu quartieren. Ach des Jammers, als wir’s vernommen ! Es wäre kein Wunder gewesen, daß einer von großen Schrecken alsbald gestorben oder in Ohnmacht gesunken wäre ! Da hätten wir gerne Hab und Gut darum(b) [ge]geben, Haus und Hof im Stich gelassen, wenn wir nur mit Weib und Kindern in Sicherheit gewesen [wären]. Aber da war keine Änderung. Es erhob sich so ein jämmerliches Heulen und Weinen, welches nit zu glauben, noch zu beschreiben ! Wir trösteten uns untereinander und befahlen uns dem lieben Gott, der uns in dieser großen Not beistehen sollte. […]

Nun, die Quartier[e] wurden folgendergestalt gemacht: der Stab von 4 Regimentern, der Ober[st] Corpes, Ober[st] Isalon [Isolano, BW], Ober[st] Forgartsch [und] Ober[st] Pschioffszki legten sich herein in den Markt mit 1300 Pferden. Die übrigen von diesen Regimentern legten sich auf die nächsten Dörfer. Wenn sie ein Dorf [so] zugerichtet hatten, daß sie nimmer drinnen bleiben konnten, machten sie sich in ein anderes. Aber diese 1300 Pferde mit den Obersten und zu dem Stab[330] gehörigen Offizieren blieben hier still liegen ganze 7 Wochen. Über diese 4 Regiment[er] wurden noch andere 2 Regiment[er] nach Leutten [= Marktleuthen] und Kirche[n]lamitz geleget. Diese Völker waren alle Ungarn und Kroaten.

Heut Vormittag, bei dem Aufbruch, hofften wir unseres Leids ein Ende, jetzt, Nachmittag, sahen wir erst den Anfang unseres Drangsals, denn sobald sie zu uns in die Häuser kamen, da mußten wir ihnen alle Gemächer aufsperren, Boden und Keller und ihnen allen Vorrat, was noch übrig {war], weisen, hernach(er) forderten sie die Schlüssel und das Amt von uns, doch ohne Rechnung. Und wir wären wohl mit ihnen zufrieden gewesen, hätten auch gerne geschehen lassen, daß sie genommen und behalten, was vorhanden gewesen, aber sobald dies verzehret wurde und nichts mehr vorhanden [war], da mußte man bald nach Wunsiedel [oder] nach Eger um(b) dieses oder jenes schicken; ja nach Hof[331] mußten wir um(b) Salz schicken. [Es] kostete damals der Napf[332] 2 fl. Da mußte alles Geld hervor, was einer hatte und wußte. So waren auch die Marketender[333] da, die gaben gerne um 3 Batzen, was sonst 3 Kr[euzer] kostete. Da hatte kein ehrlicher Mann Rast noch Ruh, weder Tag noch Nacht, denn des Volks war zuviel. Etliche schliefen, etliche spielten; ein ander[er] Teil wollte Fressen, Saufen, ganze sieben Wochen, daß wir solchergestalt von ihnen gepeinigt wurden. Es lief ein Nachbar, ein guter Freund zu dem andern um(b) Hilf[e], Rat und Trost. Der ander[e] konnte diesem vor Angst keine Antwort geben, denn die große inwendige Angst, Herzeleid und Bestürzung, welche domaln ein jedes frommes Herz bei sich befunden, ist viel leichter zu glauben als zu [be]schreiben. Sie setzten auch von hie[r] oft aus, weit und breit in das Land, brachten große Beut[e] und oftmals Frauen und Jungfrauen [mit]. Hingegen wurde hier auch oft Lärm(en) gemacht, indem die Schwedischen etliche Male(n) kommen und einfallen sollten; deswegen sie oft hinaus in das Feld gerückt und auch oft im Feld geblieben [sind], Tag und Nacht.

Vor solchen feindlichen Einfällen haben wir uns (ganz) nicht gefürchtet, sondern aus großer Ungeduld uns oft gewünschet, daß nur der Feind kommen und alles niederhauen, sengen und verbrennen möchte, damit nur unseres Jammers und Elends ein End würde. Einen solchen Anschlag hat der schwedische Ober[st] Cra(t)z – welcher hernach zu Wien gerichtet worden – auf hiehero gehabt, ist auch schon auf dem Weg gewesen, aber nit vollbracht etc.

In dieser währenden Quartierung haben wir oft und vielmals bei einem edlen, hochweisen Rat der Stadt Eger, als unser[er] hohen Obrigkeit und dann auch bei dem Ober[st] Gordon, Kommandant doselbst(en) untertänigst und sehnlich gebeten und angehalten, daß doch das Volk möchte abgeführet und das Quartier geändert werden. Aber da war kein[e] Hilf[e] noch Rettung. Obwohl Ober[st] Gordon sich bemühte, etliche Ordonanz ausgebracht, daß sie Rebitz, sein designiertes Quartier, verlassen und nit länger beschweren sollten, sah es doch nur einem Spiegelfechten[334] gleich. Kam die Order von Marotzin, gaben sie nichts darauf, brachte man andere von Piccolomini, achteten sie es auch nicht; bis letz[t]lich Order von Graf Gallas[335] kam. Da mußten sie aufbrechen und marschieren; war uns aber zu spät.

Diese saubere[n] Gäste sind diese sieben Wochen über allezeit lustig und in Freuden gewesen. Man hörte nichts als Spielleut, Trompeten, Heerpauken und Schießen, Tag und Nacht. Diese haben manchen ehrlichen Mann ins Verderben, in Armut und in Schulden gebracht. Viel[e] fromme Bürger haben alles zu- und aufgesetzt, was sie um(b) und angehabt. [Sie haben] auszudauern gehofft, aber ihrer viel sind noch entlaufen und haben den Aufbruch nit erwarten können. Außer dem Markt haben sie die meisten Städel eingerissen und zum Wach(t)feuer verbrannt. Alle Teich[e], nahe und weit[e], groß[e] und klein[e] [haben sie] abgegraben und [ab]gefischt, dahero viel[e] Jahr[e] hernach Mangel an Besatzung und Fischen im Lande gewesen. Denn diese Leute fraßen alles hinweg, [ob] es [nun] alt odfer jung war, die Setzväter[336] und die Brut. Weil(n) sie auch hie[r] gelegen, haben sie viel 1000 Stück Vieh, Pferd[e] und Schaf[e] geraubet, hernach in [= nach] Böhmen(b) getrieben und verkauft. Bei ihrem Aufbruch hatten wir genugsam in Wach(t)feuern zu löschen, damit es nit überhand genommen, wie denn auch, weil[e]n sie hier gelegen, etliche Feuer auf[ge]kommen, aber allezeit mit Gottes Hilf[e] wieder gedämpft wurden. Bei ihrem Abschied haben sie uns vertröstet, daß sie uns nimmer sehen sollten. Sie nahmen ihren Marsch auf Mitterteich, folgends auf Regensburg,[337] welche Stadt [zu] die Zeit von Ferdinand dem Dritten,[338] damals König zu Ungarn und Böheim(b), unserem allergnädigsten Herrn belagert, auch in drei Monaten erobert worden“.[339]

Leopold erinnert sich weiter an den Februar 1634: „Den 24. dito hat der schwedische Oberst(e) Ros(s)a[340] und Oberst(e) Karpf(f)[341] von Bärnau[342] und Tirschenreuth[343] aus den Oberst(en) Corpes und mehrere Kroaten, welche um(b) Sandau[344] und Königswarth[345] gelegen, überfallen, viel[e] niedergehauen und gefangen. Auch die meisten Pferd[e] [sind] abgenommen worden“.[346] Am 25.2. wandte sich Suys[347] aus Prag an Piccolomini: Befehlsgemäß schreibe er an die Obristen beider kroatischer Regimenter, Forgach, Přichovský,[348] Corpes und Révay,[349] dass sie sich nach Pilsen in Marsch setzen sollten. Losy, Isolano und Coselky [350] seien für die Bewachung der Grenze unentbehrlich. Er erwarte Piccolominis Befehle oder die des kommandierenden Generals Gallas. Die Reiterei sei näher Richtung Prag einquartiert worden, um für alle Fälle da zu sein, die Infanterie stehe in Prag.[351]

„Die weimarische Armee traf erst am 23.2./5.3.1634 in Weiden[352] i. d. Oberpfalz ein. Von dort kommandierte Herzog Bernhard[353] den Obersten Hans Adam von Karpf mit seinem Reiterregiment auf eine Streifpartei gegen Eger. Karpf zog zuerst gegen Tirschenreuth und wandte sich dann nach Osten in Richtung Großkonreuth,[354] wo er sich gegen 3 Uhr nachmittags des 5. März mit den berittenen Truppen des Obersten Reinhold von Rosen, der bereits als Vorhut in Richtung Bärnau[355] vorausgeeilt war, vereinigte. Beide Regimenter zogen weiter nach Böhmen in Richtung des heutigen Marienbad,[356] wo der Kroatenobrist Corpes sein gesamtes Regiment in vier Dörfern, meistenteils in Königswart[357] und Sandau,[358] einquartiert hatte. Etwa gegen Mitternacht griffen die Weimarischen die Quartiere Corpes‘ zu gleicher Zeit an: ‚Also vnd dergestalt / das in die zweyhundert niedergemacht / eine ziemliche anzahl gefangen / vnd von der bursche nahend bey sechshundert pferde / mit sattel / zeug / vnd pistolen wolmontiret / überkommen worden. Obriste Corpus selbst war in person vnter ihren händen nur zu fus gewesen / doch bey dicker finsterer nacht / vnd grossem vngestüm des wetters entrunnen: Doch haben die Königl-Schwedische seine pferde ertappet / vnd davon gebracht‘. (Chemnitz II, S. 337; Braun/Leopold, S. 38)“.[359]

Obwohl Corpes mit Losy zusammen auch noch den 2. Pilsener Revers unterschrieben hatte, entging er im Gegensatz zu Losy der Folter und einer Anklage.

Der Hofer Chronist Rüthner hält fest: „Das viehtreiben wurde um diese zeit bey den merodibrüdern[360] so gemein und arg, dass auch herr obrist Corpus selbst ein mandat ausgehen lassen, dass nichts von den vieh noch andere waaren jemand von den croaten abkaufen solte“.[361]

„Horn[362] hatte am 14. Juni 1634 in Memmingen[363] ‚Rendezvous‘ gehalten, dort seine Truppen zusammengezogen und war anschließend nach Augsburg[364] weitergezogen. Wegen des Anzugs der italienisch-spanischen Armee (unter dem spanischen Kardinalinfanten Fernando[365]) zögerte er jedoch nach wie vor, Schwaben zu verlassen. Nicht besonders dienlich war auch das Verhalten Herzog Bernhards, welcher trotz mehrerer an ihn gesandten Boten sich nicht eindeutig zu einer gemeinsamen Vorgehensweise äußern wollte. Wahrscheinlich wußte Bernhard, der zwischenzeitlich auf Donauwörth[366] im Anmarsch war, selbst nicht, welches wohl die passende Strategie zu Regensburgs Rettung sein könnte. Um nicht tatenlos in Augsburg liegen müssen, entschloß sich Horn am 21. Juni das Städtchen Aichach[367] einzunehmen.

– – Die anti-kaiserliche „36. Extraordinari. 1634“ meldet unter dem 11./21.6. aus Schwaben: „Sontags ist Herrn Feldmarschalcks Horns Excellenz zu Augspurg angelangt / vnd marschirt die ganze Armee jetzo über die Lechhäuser[368] Brücken in Bayern / seynd in 14.000 Mann starck zu Roß vnd Fuß / außerlesenes Volck / die haben deß Obristen Forbuß[369] vnd Schneideweins[370] Regimenter auß Augspurg mitgenommen / vnd das Schlammersdorffische[371] wider hinein gelegt / sie haben bereits Aicha beschossen / so sich aber dapffer wehret: Man vermeynet / der Marsch möchte ferner gegen München gehen. Der liebe Gott wölle ihnen glücklichen Succeß verleyhen“.[372] – –

Dort [in Aichach; BW] lag eine Besatzung von 300 Mann vom Schnetter’schen[373] Regiment. Diese machten zwar anfänglich Anstalten zur Verteidigung, kapitulierten aber bald, da sie von den sich bereits [sich] auf dem Anmarsch befindlichen bayerischen Hilfstruppen unter Johann von Werth[374] noch keine Nachricht hatten. Werth war zwar bereits bis auf wenige Stunden an die Schweden herangekommen, seine kroatischen Kundschafter aber von diesen abgefangen worden. Der daraufhin entgegengeschickte schwedische Vortrab unter dem Obersten Erasmus Platow[375] griff allerdings etwas zu hitzig an, weshalb es zu einem Gefecht mit etlichen Toten, Verwundeten und Gefangenen kam, wodurch das Vorhaben Horns offenbar wurde und Werth sich mit seinen Truppen rechtzeitig zurückziehen konnte. Das Kroatenregiment des Marcus Corpes, 800 Mann, erlitt erneut schwere Verluste, als es sich unter Verfolgung des schwedischen Obristleutnants über das Kurländische Regiment Helmold (Helm) Wrangel[376] bis nach Dachau[377] retirieren mußte. (Chemnitz II, S. 472)“.[378] „In dem der Obr. Johan de Werth also / wie vorgemelt / mit seiner Reuterey herumb vagirt[379] / ist Herr FeldtMarschalck Horn mit seiner Armee so 14000. Mann starck war in Bayern geruckt / vnd das Stättlein Aycha belägert: Selbiges hat sich zwar eine Zeitlang tapfer gewehret: als aber Johan de Werth / welcher solches entsetzen wollen / von den Schwedischen zurück getrieben / hat es sich nach geschossener Pressa den 14. Junii mit Accord ergeben / vnnd haben sich von den abgezogenen 300. Mann 250. vntergestellt: der Oberst Leutenant Wrangel hat darauff den Kayserischen Obersten Corpus mit 800. Pferden bey Tachaw angetroffen / vnd ein guten Theil nidergehawen / darunter etliche Rittmeister vnd Officirer / ingleichem zween Rittmeister vnnd ein Leutenand neben anderen gefangen bekommen“.[380]

„Herzog Wilhelm[381] versuchte nun erneut den Feldmarschall Johan Banér,[382] der sich zwischenseitlich zu einer Unterredung bei dem schwedischen Reichskanzler Oxenstierna[383] aufgehalten hatte, zu einem Vorstoß über den Thüringer Wald zu überreden. Am 4. November traf man sich ohne Ergebnisse in Erfurt[384] und am 8.11. kam es zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen den beiden bei Leipzig.[385] Banér verließ daraufhin am 11. November Erfurt und begab sich in das Stift Magdeburg. Seine Truppen ließ er in den Quartieren um Erfurt. Herzog Wilhelm mußte sich nun nach anderen Verbündeten umsehen. Bereits am 18.10. hatte er sich auf Vermittlung des Kommissärs Heußner von Wandersleben[386] mit dem Landgrafen Wilhelm V. von Hessen,[387] dem persönlich sehr an einer Vereinigung mit den weimarischen Truppen gelegen war, in Eisenach[388] getroffen. Dort schlug er dem Landgrafen vor, alles Volk, daß er nicht unbedingt zur Besetzung seiner Pässe und Festungen benötigte, möglichst 3000 Mann zu Fuß und 2000 Reiter, zusammenzuziehen und sich in Richtung Thüringen in Bewegung zu setzen. Der Hessische Landgraf hatte sich generell dazu bereit erklärt, jedoch war Herzog Wilhelm in seiner schwankenden Haltung und durch seine Hinwendung zu Banér zwischenzeitlich wieder von diesem Plan abgekommen.

Nach dem Ausfall Banérs schienen dem weimarischen Herzog erneut alle möglichen Alternativen recht. Den Kommissär Heußner von Wandersleben sandte er zu Herzog Bernhard und Oxenstierna[389] nach Mainz.[390] Auf dem Weg dorthin sollte er bei dem Landgrafen Wilhelm von Hessen intervenieren. Am 16. November traf Heußner in Kassel[391] ein. Der Landgraf war sofort bereit, einen Teil seiner Truppen,[392] 4 Regimenter zu Roß (etwa 1500 bis 2000 Reiter) und 400 kommandierte Musketiere, unter dem Generalmajor Kurt von Dalwig[393] nach Vacha[394] an der Werra zu entsenden, wo sie sich mit den Truppen Herzog Wilhelms vereinigen sollten. Die hessischen Truppen machten sich sofort auf den Weg und standen am 21.11. bei Rotenburg an der Fulda.[395] Am 22.11. waren sie bei Vacha angelangt, wo sie aber weder Herzog Wilhelm, noch seine Truppen vorfanden. (Huschke, S. 256-261).

In der Zwischenzeit hatten sich Melchior von Hatzfelds[396] berittene Truppen unter dem Generalmajor Johann Rudolf von Bredau[397] und einige von Isolanos kroatischen Einheiten unter dem Obersten Marcus Corpes, zusammen 8 Regimenter zu Pferd und 400 Dragoner unter Oberst Wilhelm Gall a Bourg,[398] im Stift Fulda gesammelt und Dalwig sah keine andere Möglichkeit, als sich auf Hersfeld[399] zurückzuziehen. Dort kam es am 27.11.1634 zu einem folgenschweren Zusammenstoß, als die Kaiserlichen die Hessischen, welche gerade von Hersfeld (die zeitgenössischen Quellen schreiben Hirschfeld) abziehen wollten, in dichtem Nebel umringten und überwältigten. Viele Reiter wurden niedergehauen, die meisten Reiter und Offiziere (etwa 700), einschließlich des Generalmajors Dalwig, wurden gefangengenommen. Nur wenige Reiter retteten sich nach Spangenberg[400] und Kassel, von denen die meisten am 8. Januar des folgenden Jahres 1635 überfallen und endgültig vernichtet wurden. (Chemnitz II, S. 584; Theatr. Europ. III, S. 385).

Damit waren die Truppen des Landgrafen von Hessen, bis auf einige wenige Garnisonen in Hessen und Westfalen, fast völlig eliminiert, worüber der Landgraf verständlicherweise äußerst ungehalten war und aus seiner Schuldzuweisung an Herzog Wilhelm von Hessen in einem Brief keinen Hehl machte: ‚Es heißt schlecht Abschied gehalten, wenn einer so eilig aufmahnt und einer so willig ist, bleibt aber hernach aus. Es wird mich klug machen, auf ein andermal nicht so kostfrei zu sein‘. (Huschke, S. 262)“.[401]

Der schwedische Hofhistoriograph Bogislaw Philipp von Chemnitz [9.5.1605 Stettin-19.5.1678 Hallsta, Gem. Västerås] berichtet unter dem November 1634: „Nun bemühete sich zwar der Land-Graff von Hessen / dem Feinde zubegegnen / vnd nicht allein die grassirende Croaten einzuhalten / sondern auch denen / der enden aufgewiegelten / bauren zusteuren: Wie dan die seinige dieser eine gute anzahl im Städtlein Hünefeld[402] angetroffen / vnd / nachdem Sie durch eine petarde[403] das thor eröffnet / was sich von ihnen im gewehr gefunden / niedergemachet. War aber dem wercke / weil der Feind sich je länger / je stärcker machte / vnd immer mehr vnd mehr trouppen an sich zog / allein zu schwach: Derhalben Er den Königl-Schwedischen FeldMarschalck / H. Johan Baner / vnd / Hertzog Wilhelm zu Sachsen / Weimar / unb Hülfe ersuchet. Darauff Hertzog Wilhelm Ihm durch Gen-Commissarium Heusner[404] zuwissen gethan: Welcher gestalt Er mit gedachtem FeldMarschalck Sich vereinigt / dreytausend pferde / vnd zwey tausend einhundert zu fus zusammen zubringen / solche zu den seinigen zustossen / vnd ob man den Feind in etwas zurück treiben könnte / gesambter hand einen versuch zuthun; Auch dieselbige also marchiren zulassen / damit Er gegen den elfften oder zwelfften tag WinterMonats sich ohnfehlbarlich bey Vacha[405] oder Eisenach einstellen möchten. Allein solches schlug gar anders aus / dan wie der LandGraff gehoffet. Sinthemahlen in deme Er / dem verlas zufolge / von reiner reuterey vier Regimenter / vnterm Obristen Cord von Dallwig[406] / nebenst vierhundert Commendirten Knechten / zu bestimter zeit dahin geschicket / erlangten diese doch nicht allein keine nachrichtung von den andern / sondern warteten auch in dritten tag vergebens auf: Wie Sie endlich aus noth wieder aufbrechen müssen / vnd sich gegen Hirschfeld begeben. Von dannen der Feind / gleicher gestalt wie in Vach beschehen / gewichen war / indessen aber / über diesen langen verzug / sich aus vielen orten mit acht Regimentern zu pferde / vnd vierhundert dragonern zusammengezogen hatte. Damit Er / den siebenzehenden WinterMonats / die Hessische / als Sie eben von Hirschfeld abziehen wollen / in einem grossen nebel vnversehens übereilet / fast gantz ümbringet / getrennet vnd geschlagen. Worüber / ausser denen / so aufm platze todt geblieben / sambt dem Obristen Cord von Dallwig selbst / vnd vielen andern Officirern / in die siebenhundert Gemeine / an reutern vnd knechten / gefangen / vnd also diese Hessische völcker durch solche wiederwertige faction[407] fast gar capot geworden. Den überbliebenen vnd entrunnenen hieng das vnglück so gar an / das es Ihnen auch bis in Hessen gefolget: Allwo der Obriste Breda[408] / gegen ausgang des ChristMonats / zu Dresaw[409] bey Ziegenhain[410] / deren theils überfallen vnd vollends zu nichte gemachet. Wodurch die Trouppen / so der Land-Graff / ausser der nothwendigen Guarnisonen / in Hessen bey sich hatte / mehrentheils darauff gegangen / vnd Er nur noch in Westpfalen an reuttern vnd Knechten etwas übrig behalten“.[411] Das „Theatrum Europaeum“[412] berichtet dazu: „Nach dem die Käyserl. bißhero in dem Stiffte Fulda ziemblich starck eingenistet / vnd die Hessische / daß es in die länge kein gut thun würde / vermeynet / haben sie sich mit den Bannier- vnd Lüneburgischen bey Erffurt zu conjungiren vnderstanden / vnd vmb Hirschfeld ihren Rendevous anzustellen vermeynet. Es ist aber solches der Hessischen Beginnen dem Obristen Breda[413] vnd General Zeugmeister[414] Hatzfeld[415] zeitlich verkundschafft / vnd sie dergestalt praevenirt[416] worden / daß die Bredawische Cavallery / als sie nun im marchiren vnder Hirschfeld begrieffen / in dem damahl dicken Nebel auff sie avancirt / vnd also ruinirt / daß daß Hatzfeldische Regiment neben dem Hessischen General Wachtmeister vnd Obristen Court von Dalwigen / noch ein Rittmeister[417] / ein Leutenant[418] / ein Serganten[419] / ein Corporal[420] vnd 2. fliegende Cornet überkommen.

Das Wallische[421] Tragoner Regiment / 3. Capitäyn / 2. Leitenant / 1. Fähnrich / 2. Feldwäbel[422] / 6. Serganten / 1. Fourir[423] / 7. Coporaln / 1. Capitäyn de Armis,[424] 352. Knecht / 1. Leutenant zu Pferdt / 1. Cornet zu Pferdt.

Obr. Corpus, den Obr. Leutenant Daniel[425] / vnder dem Hanawischen[426] Regiment / 4. Rittmeister / 4. Leutenant / 3. Cornet / 1. Wachtmeister / 1. Quartiermeister / 16. Corporaln / 87. Soldaten zu Pferdt.

Das Bredawische Regiment aber 231. Reuter / 4. Rittmeister / 4. Fliegende Cornet / 3. Cornett ins Wasser gejagt / vnd seyn in allem bey 1500. auff der Wallstatt[427] geblieben“.[428]

In der „Denkschrift über den Ruin der Landgraffschaft [Hessen-Darmstadt] infolge des Überzugs besonders durch die Kaiserlichen, aus dem Dezember 1634“ wird Corpes allerdings positiv hervorgehoben: „Jetzt fängt man auch an, über die grausame landsverheerung und erarmung noch kontributionen zu fordern. Das einige etliche mal und durch ausgeplünderte und fast keinen untertan mehr habende amt Lichtenberg[429] soll bei meidung militärischer exekution,[430] das ist des feuers (dann kein mensch, vieh oder beweglich gut ist mehr vorhanden, an welchem man exequieren könnte) alle monat gegen Aschaffenburg[431] liefern 399 malter korn, Aschaffenburger maß 532 malter[432] korn, 42 600 pfund fleisch, 88 fuder 4 1/2 ohm[433] wein, tut 1 065 eimer,[434] und an geld 6 922 gld. 30 krz. Wann mans gar auf den leidlichen preis anschlägt, so belauft sichs monatlich auf 18 901 1/2 gld. Wann unsers gnäd. fürsten und herrn ganzes land soviel geben sollte, so wären es über 30 monat einfachen römerzugs[435] ihres anschlags. So viel soll nur ein einziges und darzu ganz öd liegendes ausgeplündertes, weder volk noch vieh noch gut habendes amt geben. In 10 jahren friedlicher läufte trägt das amt dem landesfürsten so viel nicht ein, als es jetzo monatlich reichen soll. Anderen ämtern werden auch sehr schwere, lauter unerschwingliche contributiones abgefordert, eines muß da, das andere dorthin so und so viele tausend thaler geben, noch darzu neben den kontributionen sich kümmerlich wider brand und ander ungemach lösen. Viel vom adel, auch beamte und andere seind gefänglich angenommen worden, haben sich zu 2, zu 1 1/2, zu 1 000 lösen müssen. Ihrer fürstl. gnaden ritterschaftland belegt man auch noch absonderlich. Die einige familie der Riedesel muß monatlich über 4 000 gld. geben. Jetzo hat man ihnen auf einmal 25 000 gld. abgefordert, haben auf 5 000 mit großer noth und müh akkordiert. Also gehts auch andern.

Unterschiedene hohe Offiziere, so viel man deren erreichen und mit ihnen reden können, wie es dann am möglichsten schicken, schreiben, flehen und bitten nicht mangelt, entsetzen sich über der großen konfusion, bezeugen hoch ihr mißfallen, melden, es sei unmöglich, daß gottes segen beharrlich bei so verwandtem wesen werde bleiben können. Herr graf Philipp von Manßfeld,[436] herr graf Egon von Fürstenberg,[437] herr generalcommissarius[438] von Ossa,[439] herr obrister und commissarius Lerchenfeld,[440] sonderlich aber herr obrister von Bredau und herr obrister Corps und andere erweisen sich aller geneigten guten affektion. Aber der schad ist doch vorhanden, welchen unser gnäd. fürst[441] und herr alle übrige lebenstage, da auch schon seine fürstl. gnaden noch 100 jahr in vivis sich befinden sollten, schwerlich wird verwinden können“.[442]

Auf Corpes‘ Konto geht in diesem Jahr die Verbrennung der Schlösser Alt- und Neu-Guttenberg[443] im Kulmbachischen.

„Im November 1634 setzte sich der kaiserliche Feldmarschall Graf Philipp von Mansfeld mit seiner ca. 15 000 Mann starken Armee, die er im Westfälischen und Cölnischen gebildet hatte, aus der Gegend von Cöln[444] durch den Westerwald nach der Wetterau[445] in Marsch. Sein Ziel war darauf gerichtet, den Schweden, die durch die unmittelbaren Folgen der Nördlinger Schlacht[446] ganz Süddeutschland verloren hatten, nun auch die Lande zwischen Lahn, Rhein und Main zu entreißen und den flüchtigen Priestern […] wieder zu ihren Pfründen zu verhelfen. Eine Abteilung der Armee ging vom Westerwald ab ins Dillenburgische. Nachdem Mansfeld Braunfels[447] und Friedberg[448] genommen, führte er sein Corps im November desselben Jahres über Büdingen[449] und Gelnhausen[450] teils in den Biebergrund, teils in die Nähe von Aschaffenburg.[451] Bei dieser Gelegenheit blieb in Gelnhausen eine Besatzung; die nahegelegenen Orte Altenhaßlau,[452] Großenhausen[453] und Lützelhausen[454] wurden hart mitgenommen“.[455] Am 25.11.1634 muss Corpus mit seinem Regiment in Hersfeld in Bereitschaft gelegen haben. Durch den feindlichen Vormarsch zog er sich am 26.11. nach Fulda zurück. Am 24.12. lag Corpus wieder in Hersfeld. Wie er Breda berichtete, hatte er Streifkorps nach Rotenburg,[456] Berka[457] und Ziegenhain ausgeschickt. Drei Tage später schrieb Piccolomini an Breda, Corpus solle sich bei Notwendigkeit etwas zurückziehen, aber weiter Hersfeld kontrollieren.[458] „Um den Fortschritten Mansfeld’s entgegenzutreten, beschloß Bernhard von Weimar, welcher bei Arheiligen,[459] nördlich von Darmstadt,[460] seine Armee durch Heranziehung der französischen Hilfstruppen (6000 Mann) und das Corps des Rheingrafen Otto Ludwig[461] auf 20 000 Mann completiert hatte, einen Zug an den Main und die Kinzig. Er hegte dabei die Hoffnung, daß sein Bruder, Herzog Wilhelm[462] und General Baner aus Thüringen und Hessen gegen das Stift Fulda oder Franken avancierten, um so den ziemlich auseinanderliegenden Feind mit vereinten Kräften anzugreifen und zu vernichten. Den Vortrupp bildeten 7 Kompanien zu Pferde unter Oberst Bouillon,[463] der den Auftrag hatte, sich mit der Besatzung des Generalmajor Ramsay[464] in Hanau[465] für einen etwaigen Ausfall gegen die Mansfeldischen zu vereinigen. In der Tat kam auch ein solcher bereits in der Neujahrsnacht 1634/35 auf Alzenau[466] mit Erfolg zur Ausführung.

Bei den schlechten Wegen und der grimmigen Kälte, die in jenem Winter herrschte, kam jedoch die Hauptarmee des Herzogs nur langsam vorwärts. Mansfeld gewann dadurch genügend Zeit, seine im Biebergrund und auf dem Spessart bis herab ins Freigericht[467] und in Gelnhausen gelegenen Abteilungen bereits am 3. Januar [1635; BW] früh nach Aschaffenburg zusammen zu ziehen, sich an den beiden Ufern des Mains zu verschanzen und das Maingebiet bis nach Miltenberg[468] durch Kroaten zu sichern.

Mittlerweile hatte die Piccolominische Armee das Hessenland überschwemmt; Isolani und Corpus waren mit ihren Kroaten ins Hersfeldische und Fuldaische Gebiet eingedrungen, und es erschien nun eine Verbindung der weimarischen und hessischen Truppen, wie sie Herzog Bernhard erhofft hatte, aussichtslos. Er sah sich daher genötigt, auf den Gedanken an eine Feldschlacht zu verzichten, plante jedoch, den Feind von der Wetterau,[469] die, so arg sie schon mitgenommen, für die Truppen immer noch hinlängliche Vorräte an Lebensmittel bot, abzuschneiden und ihn ohne Schwertschlag durch Hunger zu ruinieren. Am 6. Januar traf der Herzog mit seinem Stabe in Hanau ein; das Hauptquartier verblieb dort mehrere Tage und wurde dann nach Marköbel[470] verlegt, während die inzwischen eingetroffene Armee am 9. auf dem rechten Ufer der Kinzig in dem Dreieck zwischen Hanau, Gelnhausen und Büdingen Stellung nahm. Die Spitze des linken Flügels drang dabei über Gelnhausen, welches vom Feinde bereits verlassen, bis Wächtersbach[471] vor, wo eine noch zurückgebliebene Besatzung der Kaiserlichen überfallen, mehrere Leute derselben getötet, eine Anzahl Offiziere und Soldaten gefangen und der ganze Troß[472] eines Regiments erbeutet wurde. Als Mansfeld, dessen Armee durch 9 kaiserliche und 6 bairische Regimenter verstärkt worden war, durch das Freigericht am linken Ufer der zugefrorenen Kinzig bis nahe an Gelnhausen vorrückte, standen sich so beide Armeen einige Tage unmittelbar gegenüber, ohne daß jedoch die eine oder andere wagte, die Offensive zu ergreifen.

Wie Herzog Bernhard vernahm, daß der Gegner die Bredaschen Truppen aus dem Stift Fulda sowie das Corps, welches sein Schloß zu Würzburg[473] belagert, und am 8. Januar erobert hatte, mit entsprechenden Lebensmitteln an sich zog, sah er sich in seinen Hoffnungen völlig getäuscht. Er machte Kehrt und langte, in Gelnhausen und Wächtersbach Besatzungen zurücklassend, am 15. Juni [Januar; BW] wieder in Hanau an. Er selbst verweilte dort mit seinem Generalstabe und der Artillerie, die er aus dem Kinzigtal zurückgezogen hatte, bis zum 18.; der Marsch führte dann über Frankfurt und Darmstadt nach der Bergstraße,[474] wo sein Heer sich mit dem Gros der Franzosen vereinigte“.[475] Vom 1. bis zum 26.1. waren acht erhaltene Schreiben von Corpus an Piccolomini gegangen: Wilhelm V. von Hessen-Kassel habe alle katholischen Bürger nach Kassel abführen lassen. Der Feind habe Gerstungen[476] besetzt, die Kaiserlichen seien nach Fulda zurückgewichen. Zudem berichtete er ihm über die Bewegungen Bernhards von Weimar, der mit 18 Geschützen zur französischen Armee gestoßen sei, die den Rhein überschritten habe. Wilhelm IV. verfüge über 5.000, Georg von Braunschweig-Lüneburg[477] über 1.000 und Banér über 7.000 Mann.[478]

Im Januar und Februar 1635 lag Corpes noch immer in Bad Hersfeld und hatte den Auftrag, vor dem von Sir Jacob Ramsay gehaltenen Hanau zu rekognoszieren.[479] Sein Regiment war im Februar 1635 ohne die „Prima plana“[480] 720 Mann stark.[481] In diesem Februar konnte Corpus die Grafschaft Henneberg einnehmen. Zudem war er bis Sontra[482] vorgestoßen und hatte hessen-kasselische Truppen zum Rückzug nach Sontra gezwungen.[483]

1636 konnte er die Herrschaft Hauskirchen[484] erwerben, die Helena Elisabetha von Späth, geb. von Corpes, 1640 von ihrem Vater erbte.[485]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[486] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 1. November [11.11.1636; BW] ist das keyserliche Regiment Reuter des Obristen Cörbers in Schlotheim,[487] Mehrstedt[488] und Großmehlra[489] quartiret worden. Den 3. November haben von diesem Regiment etzliche Reuter auf Salva Guardi in Ebeleben[490] geleget werden sollen. Nachdeme sie aber verstanden, dass es der Schweden halber etwas gefehrlich, sind sie wieder weg gezogen“.[491] „Den 4. November morgens umb 2 Uhr sind etzliche Cörberische Reuter in Ebeleben [ein]gefallen und schwedische Guarden gesucht. Als sie aber nicht funden, haben sie im Abschiede etzliche etzliche arme Leuthe vorm Thor antroffen von Wolferschwenda,[492] welche anhero ziehen wollen. Denen haben sie etzliche Pferde genommen. Eodem die, den 4. November, ist das Cörberische Regiment von Schlotheim hinweg nach Mühlhausen[493] gewichen“.[494] Der Rudolstädter[495] Landrichter Michael Heubel [1605-1684][496] schreibt in seinen „Anmerkungen“: „Den 6. August [1637; BW] ist ein Croaten Rittmeister mit 60 Pferden, den Obristen Corpus und Obristen Ludwig[497] gen Mühlhausen zue bringen, hier vorbey gangen“.

Bei Happe heißt es weiter in seinem Tagebuch: „Den 23. August [2.9.1637; BW] ist der crabatische Obriste Coepus mit 200 Reutern zu Bendeleben[498] gelegen. Von dar ist er des andern Tages auf Großensömmern[499] marchiret“.[500]

Corpus fiel am 19.7.1638, von den Schweden „erlegt“, in der Nähe von Benfeld[501] im Elsass.[502] Das „Journal der Weimarischen Armee“ berichtet dazu: „Ob nun wohl die kayserl. Armee einen ziemlichen Vorthel und Vorsprung erlanget, so feyerte Hr. Gen. M. Taubadel doch nicht, fiehle selbigen unfern Benfeldenn[503] in vier Quartier, ruinirete 3 Regt. Croaten totaliter, bekahm alle Bagage, 8 Standorten, 4 Heerbaucken, ob 1000 Pferd und in die 1000 Persohnen gefangen und wurden bey solchen Einfall uber 200 niedergemacht, darunder dann Corpus, welcher die Croaten geführet, selbsten blieben“.[504] Angeblich sei er dabei von einem Franzosen auf seinem Geldkasten, den er habe retten wollen, erstochen worden.[504a]

Aus Schweinfurt[505] wird 1638 berichtet: „Bald darauf wurde zu Würzburg[506] eine Austheilung von etlichen Regimentern Croaten gemacht, und auf Schweinfurt, Römhild,[507] Limpurg,[508] den fränkischen Adel u. s. w. das Corpische Regiment angewiesen. Weil sich aber die Stadt darüber beschwerte, da sie erst von einer so großen Last befreyet worden und ihr jetzt noch zur Werbung der Soldaten eine große Summe nöthig wäre, so entschuldigte sich der Commissär Haffner[509] bey E. Rath, dass er daran nicht Schuld wäre, sondern der Bischof, der hätte es so haben wollen. Da man nun dem Bischofe[510] deswegen zugeschrieben hatte, gab er den Brief, als er ihn kaum zu lesen angefangen hatte, wieder zurück, unter dem Vorwande: Er habe nichts damit zu thun, sondern der Commißär Haffner“.[511]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] KÖNNECKE, Quellen I, S. 177. Den 1. Pilsener Schluss unterschrieb er allerdings mit „Marcus Corpeß“.

[2] SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 520.

[2a] WIßGRILL, Schauplatz 2. Bd., S. 158f.

[3] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“. – Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[4] Vgl. auch http://www.engerisser.de/Reenactment/Crana_Historica2008/Crana_Historica2008_6.html

[5] Heinrich Reichsgraf v. Holk [Holck, Holcke, Holcky, Holka] [28.4.1599 Kronborg auf Sjælland-9.9.1633 Troschenreuth], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ARENDT, Holks Faktotum.

[6] Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).

[7] Goan Lodovico Hector Graf Isolano [Isolani, Isolary, Isolan, Isolana, Isalon, Iselon, Isolani, Isolam] [1586 Görz-März 1640 Wien], kaiserlicher Kroaten-Obrist.

[8] So genannt wegen ihrer grauweißen Farbe.

[9] Gemeint ist: keine Gastereien gab.

[10] Gemeint ist: ließ uns keine Ruhe.

[11] Peter Melander Graf v. Holzappel [8.2.1589 Niederhadamar-17.5.1648 Augsburg], hessen-kasselischer, kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. HÖFER, Peter Graf Holzappel; GEISTHARDT. Peter Melander; LEINS, Soziale und räumliche Mobilität; LEINS, Peter Melander von Holzappel. Militärwirtschaft, Bündnisdiplomatie und Miniaturherrschaft im späten Dreißigjährigen Krieg. Phil. Diss. [in Arbeit].

[12] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.

[13] KELLETAT, Simplicissimus, S. 143 (2. Buch, 15. Kapitel).

[14] Johann Graf v. Götz [Götzen, Götze] [1599 Zehlendorf-6.3.1645 bei Jankau gefallen], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.

[15] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.

[16] KÖNNECKE, Quellen I, S. 178.

[17] Zigeuner: BURSCHEL, Söldner, S. 90f.: „Seit Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges lassen sich in den Heeren auch Zigeuner nachweisen. Hier war Platz für die Angehörigen einer ethnischen Minderheit, die man sonst nirgendwo haben wollte, die bereits der Freiburger Reichstag von 1498 des Reiches verwiesen, ja sogar – in bezeichnendem Unterschied zu anderen Vaganten – für vogelfrei erklärt hatte und die fortan in territorialen Mandanten aller nur erdenklicher Verbrechen bezichtigt wurde. 1642 zum Beispiel zogen einige wohl zum Heer Piccolominis gehörende Kompanien an Deister und Süntel vorbei in Richtung Harz, vorwiegend aus Zigeunern zusammengesetzt. Schenkt man einem Eintrag in den Bovender Gemeinderechnungen des Jahres 1623 Glauben, so konnten es Zigeuner damals sogar bis zum Offizier bringen“. Zigeuner wurden in den Heeren als Heilkundige und Kundschafter eingesetzt. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 53: „Die unruhigen Zeiten begünstigten das Wanderleben der Zigeuner, welche 1626 in erheblicher Zahl auftraten. Da sie im Verdacht standen, für den Feind Kundschafterdienste zu leisten, so ordnete die Regierung eine Streife auf sie an, welche der Pfleger Stefan Danhauser von Freudenberg und Obrist Blarer mit 28 Reitern und 150 Musketieren vom 26. bis 29. Juli in der Gegend von Hirschau, Weiden, Kemnath vornahmen. Maximilian ordnete am 4. August 1626 an, daß die verhafteten Zigeuner ‚mit der Tortur und wie es vonnöthen zu examieren‘ seien. Von den 3 in Tirschenreuth in Haft befindlichen Zigeunern hatte der Pfleger Burhuß schon am 3. August nach Amberg berichtet, daß sie unschuldig seien. Trotzdem ordnete die Regierung am 8. August deren Tortur (Folter) an. Die Folter muß sehr scharf gewesen sein, denn das Jammergeschrei der Gequälten war außen deutlich zu hören. Die junge Frau eines gefolterten Zigeuners, welche die Stimme ihres Mannes erkannte, stürzte sich aus Verzweiflung in den Schloßweiher und ertrank. Die Zigeuner blieben jedoch standhaft bei der Beteuerung ihrer Unschuld“. Dass auch die meist aller denkbaren Verbrechen beschuldigten Zigeuner (SCHUBERT, Mobilität, S. 130ff.) bereits beim Heer gewesen sind u. dort als Feldscherer eingesetzt wurden, die z. T. mit volksmedizinischen Mitteln u. auch zauberischen Praktiken arbeiteten (WALZ, Hexenglaube, S. 215ff.) ist sicher richtig; dass sie es teilweise sogar bis zum Offizier gebracht hätten (so BURSCHEL, Söldner, S. 90f., unter Hinweis auf einen Beleg bei BERNOTAT, Auswirkungen, S. 162), muss bezweifelt werden. Anscheinend handelte es sich bei dem Dattern Leutnant wohl eher um den Anführer einer Kroatenabteilung, wie sie später Isolano kommandierte; vgl. JACOBS, Zigeuner; allgem. ROECK, Randgruppen, S. 85ff.; HOFFMANN, Harzschützen, S. 98ff.  DIWALD, Wallenstein, S. 334f.: „Am 27. September [1625; BW] berichtet der Landeshauptmann, Herr von der Hagen, dem Herzog [Friedrich Ulrich; BW] über seinen Versuch, den ‚Zigeuner-Vortrab’ der Armee Wallensteins aufzuhalten, und skizziert den Zustand der kaiserlichen Truppen so: ‚Die neuen Werbungen zu Roß sind auf der Offizier vorgeschossenen Gelder vorgenommen und haben bis dato noch keinen Pfennig von Ihro Kaiserlichen Majestät erhalten. Die Reiterei ist mit keinen Waffen versehen, ist übel beritten, haben größtenteils leichte und schlechte Pferde. Im ganzen sind die Neugeworbenen malcontente. Um Blankenburg herum lassen sich viel Zigeuner bei unterschiedlichen Partien zu zehn und fünfzehn Mann sehen, über die Maßen wohl bewehrt, mit zwei langen Röhren ein jeder und die Weiber zu Pferd und ein Paar Pistolen im Sattel, sie ziehen durch ungebahnte Wege, halten sich in Gehölzen und Vorbüschen, kundschaften nach allen Dingen fleißig, also daß zu besorgen, sie in des Wallensteins Bestallung auf Verräterei, Raub, Mord und Brand ausgeschickt sein mögen’. Wallenstein soll einen Zigeuner-Vortrab zum Plündern und Morden vorausgeschickt, ihn womöglich eigens dazu angeworben haben ? Hier ist wieder einmal die Wiege einer Legende, die sich gut entwickelt und rüstig die Jahrhunderte überstanden hat. Diese Zigeuner sind nichts anderes als die leichten schnellen Reiter des Obristen Isolani, meistens Kroaten und Ungarn“.Vgl. dagegen LOTZE, Münden, S. 66: „Als Vortrab seines Heeres erblickte man Zigeunerbanden, 15 bis 20 Mann stark, bis an die Zähne bewaffnet und Weiber auf Pferden mit sich führend, deren jedes 2 Pistolen im Sattel hängen hatte. Sie verübten die größten Räubereien und rühmten sich, im Dienste Wallensteins zu stehen“. Vgl. allgem. FRICKE, Zigeuner. Für 1633 hält der Erzgebirgschronist Christian Lehmann fest: „Den 11. November kahmen die Taubischen [Dietrich v. Taube; BW], verjagten die in der [Reitzenhainer; BW] schantze und schleiften Sie. Derowegen commandirte auf Churfürstlichen befehl in anfang des September der Obrist Dietrich Taube auß der Lausnitz seine 2 Regiementer an Cavallerie und Trajoner in Meißen; sein Obrist-Wach-Meister Bodo von Bodenhausen ging den 9. November mit 300 Pferden dem feindt entgegen ans Böhmische gebirg und schleiften mit Zuthun des landtvolcks die Reitzenhaner schanz und beritten stez die Paße, streiften oft in Böhmen und hohlten Viehe, und damit mann die Schwartenbergische besatzung enger hielte und die keyßerlichen Streiffen auß Böhmen gar abschaffte, marchirten theils regiementer zue Roß und fuß auß dem lager bey Dresden, darinnen der Chur-Sächsische General Arnheim [Arnim; BW] mit der Churfürstlichen Armee von 29. September biß den 1. November Müßig lage. Des Obristen Posens regiement zue fuß wurde in Zwicka gelegt, der Obrist Dietrich Taube kam den 3. Dezember mit den andern Compagnien zue den Obrist-Wachmeister von Bodenhausen umb Chemnitz an, conjungirte sich mit des Posen regiement zue fueß auß Zwickau und zogen vor Schwartzenberg.  Nach deme nun der Commendant in Schwartzenberg mit seinen Crabaten und Zigeunern 17 wochen auf den Schloß von 4. August biß den 5. december gelegen und mächtigen Schaden gethan in gebirge, marchirte den 5. December der Obrist Taube mit 22 Compagnien Cavallerie und Tragonern von Chemnitz herauf auf Dorf-Zwenitz, Grünhein, Saxenfeld gar frühe und bekahmen doselbst eine Parthei Crabaten mit Wägen, die Futterage zueführen solten, theils kamen darvon und machten lerm in schloß. Des Posens Fußvolck marchirte uff Elterlein zue und bliebe in Schletta liegen. Von der Cavallerie aber stelleten Sich ezliche Compagnien mit fliegenden Standarten auf den Wildenauer und Grunstedler weg. Die Trajoner Musten in Schwartzenberg beym Rathhauß absteigen und sich zum sturm bereit halten. Nachdeme der Commendant lose word gabe und sich zue wehren resolvirt, brachten Sie fäßer ans Schloßthor und zündeten Sie an, das feuer ergriff auch das Ampthauß und verzehrete es mit vielen Acten, briefen und registraturen, und Do sie den ernst sahen, baten Sie um accord und abzug, musten Sich aber auf gnade und ungnade ergeben, und wurde ihnen nur das leben geschenckt, der Commendant mit seiner dama nach Annenberg geführt und behalten biß zur abstattung seiner Ranzion, Die Gemeine Crabaten und Zigeuner außgezogen und durch Elterlein nach Chemnitz geschaffet, der Leutenandt und Fehnrich wurde auch in Arrest behalten“. Zu Zigeunern als Bestandteil der kämpfenden Truppe vgl. SULLIVAN, Callot’s Les Bohémiens; KROENER, Geschlechterbeziehungen, S. 289ff. Dafür spricht, dass im kurfürstlich-sächsischen Mandat v. 1652 beklagt wird, dass sich abgedankte Offiziere den sich selbst als Zigeuner bezeichenden Vagierenden angeschlossen hätten; vgl. BOETTICHER, Zigeuner, S. 22.

[18] Vgl. CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’; MORTIMER, Wallenstein.

[19] Friedrich Ulrich Herzog v. Braunschweig-Wolfenbüttel [5.4.1591 Wolfenbüttel-11.8.1634 Braunschweig].

[20] Werbung: Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das sogenannte „Werbepatent“), in dem er ihn eine festgelegte Anzahl von Söldnern anwerben ließ. Dafür wurde ihm ein der von Städten und Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteter => Musterplatz angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung und den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung und wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Manche Rekruten wurden von den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T. invalide und mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen und noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt und durch die Erschießung von Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph II, S. 508. Wie schwierig Werbungen bereits 1633 geworden waren, zeigen die Aufzeichnungen des Dr. Molther aus Friedberg; WAAS, Chroniken, S. 141: „Im Junio [1633] hat die hiesige Stadt und allenthalben die Grafschaften und adeligen Örter Volk geworben, welches zu Heilbrunn [April 1633] ist beschlossen worden, und hat die Stadt alhier 24 Mann sollen werben. Es ist aber keiner zu bekommen gewesen. Man hat einem zu Fuß geboten 10, 20, auch 30 Thaler, wohl auch 40, und hat doch fast niemand bekommen können. Derowegen hat der Officier, so das Volk abholen sollen, die Soldaten, so die Stadt Wetzlar geworben, hero geführet, so 16 Mann sind gewesen, und so lang hier behalten, bis die Stadt ihre 24 Mann hat gehabt. Darbei noch gedrohet, er wollte, so sie nicht balde geworben, die Burger und deren Söhne mitnehmen“. In einem Bericht aus Wien (Dezember 1634) heißt es: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph III, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Für Anfang 1643 heißt es über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f.; Die Hildesheimer Handwerksmeister berichteten dem Rat am 12./22.11.1638, dass „die Handwercksbursch […] vor den Stadtthoren nicht allein angehalten und befragt worden, ob sie Lust haben, sich alß Soldaten gebrauchen zu laßen, sondern auch überredet werden, daß sie keine Arbeit allhier bekommen können […] und wann sie sich deßen verweigern, die Werber […] sie dahin nötigen, daß sie Geldt nehmen oder […] ihnen die Bündel vom Halße schneiden undt anders, waß sie sonsten bey sich tragen, nehmen, biß sie sich zu der Soldaten Charge sich verstehen wollen“. PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Unter 1642 heißt es in Raphs Chronik von Bietigheim (BENTELE, Protokolle, S. 200) , dass der kaiserliche Obristwachtmeister Dusin 1642, weil er „mit Werbung eines Regiments und Musterung desselben gegen dem Bayerfürsten großen Falsch gebraucht, auch andere tyrannische Untaten in der Marggrafschaft Durlach und anderswo unerhört verüebt, hingegen mit Klaidungen Tractamenten und Dienern sich mehr als fürstlich haltend und hierdurch alles Geld, üppiglich vergeudet hat, zu Tüwingen[Tübingen; BW] uff der Burgstaig seinem Verschulden nach mit dem Schwert gerichtet worden. Sein Großvatter soll ein Großherzog zu Venedig gewesen sein“. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566-29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“ zum April 1623: „Dietrich von Falkenstein ein Mansfeldischer Werber, so vor wenig tagen zue Breslau eingezogen, ist gerichtet, der Andere, so catholisch geworden, ist beim Leben erhalten“. DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium, S. 26. Vgl. auch ERB, Die Werber in Schwallungen 1620; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 275ff.

[21] malcontente: unzufrieden.

[22] Blankenburg (Harz) [LK Harz]; HHSD XI, S. 46f.

[23] DIWALD, Wallenstein, S. 334f. – Ungarn: Schriftlich erwähnt werden „hussarones“ (ursprünglich Grenzsoldaten in den ungarischen Festungen) erstmals 1481 in einem lateinischen Schreiben des Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1443-1490). Die Husaren hatten sich bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- und Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass), Streitkolben und Lanzen, außerdem einen Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Falls die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses drei- oder vierkantige Schwert mit einer etwa 150 cm langen Klinge auf den Oberschenkel gesetzt und als Stoßwaffe benutzt. Die von ihnen gestellten Bedingungen für ihren Einsatz waren u. a., landsmannschaftlich geschlossen kämpfen zu dürfen u. gute Aussichten auf Angriffe auf den Feind zu bekommen; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1030, S. 326. Zur zeitgenössischen Einschätzung vgl. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 456f. (1619):Es ist zwar ein außerlesen schön ungerisches Kriegsvolckh, aber auch außerlesene Freybeutter; so mit stelen und rauben niemand verschonen; lassen nichts liegen, ziehen die leutt – freund oder feind – ganz nacket auß oder hawens wol gar nieder“. Eine ganz ähnliche Klage findet sich auch in dem Wiener Bericht vom 27. Oktober [1619]: „Die Hungern haußen gar übel auch bei den Evangelischen sine omni discretione, hauen alles nieder, plündern und verbrennen alles, so erbärmlich ist; wann sie alßo procediren, möchte waß anderst drauß entstehen“. Der Marktredwitzer Chronist Leopold (1635); BRAUN, Leopold, S. 54f. „Den 6. Febr[uar] hat ein edler, hochweiser Rat der Stadt Eger hie[r]her(o) berichtet, (wie) daß etliche Regimenter Ungarn aus Böheim(b) auf sie in (den) Anzug [seien] und fürters in das Reich marschieren wollten. Weil es (dann) ein böses und loses Volk, das sich auch von niemand kommandieren, vielweniger durch Kommiss[are] führen ließen, als(o) wäre ihr Rat: Wir sollten uns beizeiten mit Weib und Kindern, Vieh und [den] besten Sachen [und dem], was wir [sonst] noch hätten in Sicherheit begeben, denn [= weil] sie aller Orten sehr übel hauseten und sie uns vor solcher Gewalt nit schützen könnten“.Der katholische irische Feldkaplan Thomas Carve [1590 – 1672 ?] berichtet; CARVE, Reyßbüchlein Bd. 2, S. 159f.: „Den 17. Octobris [1639; BW], ward ein Vngarischer Graff mit 500 Pferden / von Prag auff Prandis [Brandýs nad Labem] zu / allda die Schweden sich auffhielten / vmb Kundschafft einzuholen / außcommandirt. Dieser ist bald nach seinẽ Außzug von den Schwedischen Partheyen vmbgeben vnnd ertapffet / vnnd weilen in dem Außreissen / sein Pferdt vnter ihme gestrauchlet / gefangen worden; Obwohl nun er der Gefängnuß sich zu entledigen vermeyndt / gleichwohl gesehen dass solches durch kein anderes Mittel / alß mit gewehrter Handt geschehen könne / hat er sich allermassen ritterlich gewehret / auch der Schwedischen viele mit seiner eygenen Handt niedergemacht / biß endtlich er also verwundet / vnnd mit sieben tödtlichen Wunden verletzt / heroisch auff der Walstatt todt blieben. Sein todten Leichnamb haben nichts desto weniger die Vngaren dem Feindt entzogen / vñ mit sich nacher Prag gebracht vnangesehen irer etliche hundert das Leben darüber eingebusset / allda selbiger nach Standtsgebühr / mit grossen Ehren zur Erden bestattet worden“.

[24] Halle a. d. Saale; HHSD XI, S. 177ff.

[25] Matthias v. Bock [ – ], kursächischer Obristleutnant.

[26] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Mein Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Bericht aus Stettin vom 8.4.1631; Relation Oder Bericht Auß Pommern. o. O. 1631: „Den 27. Martii sind alhier 108 gefangene eingebracht deren nach mehr folgen sollen / die werden alle in Schweden ins bergwerck gesand / das sie etwas redliches arbeiten lernen“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14. 1633 kostete die Auslösung bei der Kavallerie: Obrist 600 Rt. aufwärts, Obristleutnant 400 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Rittmeister 200 Rt., Kapitänleutnant 70 Rt., Leutnant 60 Rt. bis 10 Rt. für einen Marketender, nach der Schlacht bei Jankau (1645) Obrist 1000 Rt., Obristleutnant 500 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Hauptmann 75 Rt., Kapitänleutnant und Leutnant 50 Rt.; GANTZER, Archivalien, S. 40f.

[27] Joachim Cratz v. Scharfenstein [ – ], kaiserlicher Rat.

[28] ARENDT, Holks Faktotum, S. 92f.

[29] Kompanie [schwed. kompani, dän. kompany]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, doch wurden Kranke und Tote noch 6 Monate in den Listen weiter geführt, so dass ihre Ist-Stärke bei etwa 70-80 Mann lag. Eine Kompanie zu Pferd hatte bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[30] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, S. 404, 416, 437.

[31] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, S. 453.

[32] Dresden; HHSD VIII,S. 66ff.

[33] Aitten: bisher unbekannt.

[34] MANN, Wallenstein, S. 712f.

[35] Zirndorf [LK Fürth].

[36] Streitberg [Stadt Ebermannstadt, LK Forchheim]; HHSD VII, S. 726f.

[37] Muggendorf, heute Ortsteil der Gemeinde Wiesental [LK Forchheim].

[38] HOLLE, Fürstenthum Bayreuth 3. Heft, S. 47.

[39] Johann Georg I. Kurfürst v. Sachsen [5.3.1585 Dresden-8.10.1656 Dresden].

[40] Generalfeldzeugmeister: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt: Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder“ [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister und die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- und Schanzenbau sowie die Anlage von Laufgraben vor Festungen.

[41] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.

[42] Feldmarschallleutnant: Der Feldmarschallleutnant war ein militärischer Dienstgrad, der gleichzeitig mit dem des Feldmarschalls im 17. Jahrhundert aufkam. Der Kriegsherr pflegte einem Feldmarschall einen „Untermarschall“ oder „Leutnant“ beizugeben, der den Feldmarschall zu unterstützen und zu vertreten hatte. Zu seinen Pflichten gehörten u. a. die Aufsicht über Proviantplätze und -straßen, die Kontrolle der Wachen usw.

[43] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab April 2013).

[44] Generalleutnant: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn und war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen und schwedischen Armee der höchste Befehlshaber und Stellvertreter des Kaisers und des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen und militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. Als Rekompens erhielt er für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossidierung von Adligen und Absetzung von Territorialherrn in den besetzten Gebieten und lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare und die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.

[45] Wolf Christoph I. v. Arnim [Arnheim] auf Pretzsch [19.12.1607 Lindow -21.3.1668 Pretzsch], kursächsischer Obrist, Generalleutnant, Kammerherr, Geheimer Rat u. Kriegsrat, Obrist u. Oberkommandant der Festungen Pleißenburg u. Wittenberg, Amtshauptmann zu Leipzig u. Grimma, zum Generalleutnant. aufgestiegen und zusätzlich zu Döben, das er schon besaß, 1647 auch mit Pretzsch an der Elbe belehnt worden.

[46] Sagan [Żagań, LK Żagań]; HHSSchl, S. 462ff.

[47] Glogau [Glogów]; HHSSchl, 127ff.

[48] ENGERISSER, Von Kronach, S. 118 (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[49] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[50] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[51] Staatsarchiv Bamberg Rep. C 48, Nr. 185, fol. 307.

[52] Zwickau [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 380ff.

[53] Stenn, heute Ortsteil von Lichtentanne [LK Zwickau].

[54] Planitz, heute Stadtteil von Zwickau [LK Zwickau].

[55] Bockwa, heute Stadtteil von Zwickau [LK Zwickau].

[56] Schedewitz, heute Stadtteil von Zwickau [LK Zwickau].

[57] Hohendorf, heute Ortsteil von Töpen [LK Hof].

[58] SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 511.

[59] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.

[60] FRITZSCHE, Stadt Altenburg, S. 16 (hier „Marquis Corpus“).

[61] Dam [Thame, Tam, Damm] Vitzthum [Vitzdum, Vizthum] v. Eckstädt [10.9.1595-21.3.1638], kursächsischer Generalmajor.

[62] Krankenversorgung: Kranke und verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten und Orten zurück und fielen diesen zur Last – sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen – , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen und vor den Kosten verweigerte. Johann Ernst von Sachsen-Weimar war einiger der wenigen, denen das Wohl der Soldaten am Herzen lag. LANGER, Heeresfinanzierung, S. 296: „Derselbe Fürst [Johann Ernst v. Sachsen-Weimar] und Heerführer sandte im Herbst des Jahres 1625 an seinen Kriegsherrn, König Christian IV. von Dänemark, ein Memorial, das die Unterbringung und Versorgung von 4.000 kranken Soldaten betraf. Die Finanzierung oblag der Kriegskasse. Johann Ernst schlug vor, je zehn Kranke einer Pflegerin gegen einen Wochenlohn von einem Gulden anzuvertrauen. Es mußten also vierhundert ‚Weiber‘ gewonnen werden, dazu noch drei bis vier Ärzte, ein Apotheker und ‚etliche Prediger‘, letztere für ein Monatsentgelt von 25 Gulden. Die Verpflegung sollten umherfahrende Marketender liefern gegen Barzahlung, die aus dem Pflegegeld abgezweigt wurde. Nach diesen Angaben war bei gleichbleibender Krankenzahl eine wöchentliche Ausgabe von weit über 400 Gulden nötig. Es scheint allerdings, daß ein solcher Aufwand mit untauglichen Söldnern eher selten war“. Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett 1647: ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.: ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %. Allerdings sorgten die kranken Soldaten in den Städten auch für Unruhe; Aus dem Memorial der Paderborner Regierungskanzlei, 26.9.1636, für den kaiserlichen Obristen Wilhelm v. Westphalen; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 175: „Alhie verbliebene krancke soldaten und sonderlich von Rabischen [kaiserlicher Obrist Johann Raab; BW] regiment stellen sich fast mutwillig an, in deme dieselbe nicht allein ihr logament ruiniren, alles darin verbrennen, und [solchen fast groß = gestrichen] solche feur anlegen, daz auch die benachbarte [Nachbarn; BW] ja die gantze stadt daruber in gefahr kommen sollte, sondern sich auch so weit verkünnen, daz sie nicht schewen den burger die schweine abzunehmen und zu schlachten“. MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Teil, S. 615: „Der Erzherzog [Leopold Wilhelm; BW] hatte, weil Zaradecky bey ihm anhielte, ein Schreiben an Lodron und Beierlein ausfertigen laßen, daß die Stadt über 500 kranke Soldaten einnehmen, verpflegen und mit Arzneyen versehen solle. Auf inständiges flehentliches Bitten D. Höfels versprach der Erzherzog die Stadt zu verschonen und die Kranken auf die Dörfer zu legen. Nichts destoweniger kam den 21. Mai ein Schreiben, daß die Stadt gedachte Soldaten in ihre Dörfer nehmen und sie 14 Tage lang obgedachter Maßen verpflegen sollte. Es blieb aber auch nicht bey den zu der Stadt gehörigen Dörfern, sondern täglich kamen welche in die Stadt, die man in das Waisenhaus und in die Bürgerscheune legte“. Aus Heilbronn wird anlässlich der Belagerung im Dezember 1631 über die einquartierten Lothringer berichtet; JÄGER, Geschichte der Stadt Heilbronn, 2. Bd., S. 206: „Die Bürger der Stadt verweigern dem General Oßa nicht nur die Hülfe, sondern schleppen auch in der höchsten Erbitterung die mit der ungar’schen Krankheit behafteten Soldaten der Besazung aus den Häusern, und werfen sie auf den Mist“.

[63] Defensioner: Angehöriger der Landesverteidigung, Landwehr: Landesverteidigung: Milizen aus von Offizieren angeleiteten Stadtbürgern und Bauern zum Schutz gegen Durchzüge marodierender Heere und Soldaten; Anlage zum Schutz von Gebietsgrenzen: mit dichten Hecken bestandener oder mit Palisaden gesicherter Wall in Kombination mit einem Graben.

„Daß die angestellte Landesdefension Erfolg haben konnte, wenn es sich bei den Übergriffen um kleinere Gruppen von Plünderern handelte, zeigte sich in unmittelbarer Nähe der Landeshauptstadt, als man in (Düsseldorf-)Gerresheim eine Gruppe brabantischer Soldaten gefangennahm, die ‚die Gerresheimer Kirch spoliert’ (geplündert) hatten. Dreizehn von ihnen wurden am 27. Januar 1625 gehenkt und sechs enthauptet“. STOMMEL, Johann Adolf Freiherr Wolff, S. 78.

[64] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.

[65] Lichtenstein; HHSD VIII, S. 201f.

[66] Reichenbach [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 298f.

[67] Neukirchen [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 245f.

[68] Kohren-Sahlis [LK Leipzig]; HHSD VIII, S. 168f.

[69] Gnandstein, Dorf in der Gemeinde Kohren-Sahlis [LK Leipzig]; HHSD VIII, S. 118.

[70] Penig [LK Mittelsachsen]; HHSD VIII, S. 274.

[71] Siebenlehn, Gemeindeteil der Stadt Großschirma [LKK Mittelsachsen]; HHSD VIII, S. 334.

[72] Obergorbitz; Stadtteil von Dresden; Erwähnung unter HHSD VIII, S. 235 (Moritzburg).

[73] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff. Vgl. auch FIEDLER, Mit Sengen und Brennen, S. 8ff.

[74] Oederan [LK Mittelsachsen]; HHSD VIII, S. 261f.

[75] Freiberg [LK Mittelsachsen]; HHSD VIII, S. 99ff.

[76] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.

[77] Augustusburg [LK Mittelsachsen]; HHSD VIII, S. 13f. Nach BERGNER, Beschreibung, S. 123, am 16.8, nach RICHTER, Historische Nachricht, S. 116, am 21.8. Holk hatte das Mobiliar für sich geplündert.

[78] spoliert: ausgeplündert.

[79] Siebenlehn, Gemeindeteil der Stadt Großschirma [LKK Mittelsachsen]; HHSD VIII, S. 334.

[80] SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 520f.

[81] Schneeberg [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 320ff.

[82] Vergewaltigung, Schändung, „Schwechung“: Vergewaltigung war in den Kriegsartikeln aller Armeen ausdrücklich verboten und mit der Todesstrafe bedroht. Auf Vergewaltigung stand schon in den Kriegsartikeln Gustav II. Adolfs von 1621 die Todesstrafe. Sie war aber von Anfang an eines der häufigsten Delikte, wenngleich z. T. in den offiziellen Kriegsberichten an den Kriegsherrn absichtlich unterschlagen, aber auch in den Taufregistern immer wieder auftauchend. Zuweilen vermerkte der Pfarrer beim Vater „drey Soldaten“, „zweene Soldaten“, um auch Mehrfachvergewaltigungen zu dokumentieren; UHLIG, Leidenszeiten, S. 11; vgl. die kirchlichen Zweifel bei GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 14, 66; „Balgstedt im Besitz der Herren von Heßler und von Schieck 1616 – 1744“: „1634 läßt Frau Thiele Zwillinge taufen; ihr Mann Hans Thiele hatte sie verlassen und war in den Krieg gezogen. In dem selben Jahre wird der außereheliche Sohn der Anna Schild getauft, welche sagt, sie sei voriges Jahr nach Pfingsten nach Laucha gegangen und auf dem Heimwege unterm Hain beim Spillingsgarten von einem Reiter überfallen worden, weshalb das Kind ‚Hans Reuter’ getauft wird“. Zur Schändung auch von Schwangeren vgl. HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 54. Teilweise waren selbst Reiterjungen daran beteiligt; BLUME; RUNZHEIMER, Gladenbach, S. 323: „2 Jungen / Reiterjungen / habenn Cuntzen heintzgenn Hansenn metgen notzüchtigen wollen, habens uff die Erde geworffen undt das Maul zu gehalten. Sey ohngefehr 13 Jahr alt. Der Hoffmeister aber hab diese Jungen der maßen gezüchtigt, das sies nit wohl leugnen können“. Die Dunkelziffer von Vergewaltigungen mag aus verständlichen Gründen um ein Vielfaches höher gelegen haben. THEATRUM EUROPAEUM Band 3, S. 617: „So ist auch ein Polnischer Edelmann / welcher sampt seinem Knecht / ein Weibsbild geschändet / und deßwegen bey seinem Obristen angeklagt gewesen / zur Rede gestellt / unangesehen er eine grosse Summa Gelts für sein Leben geboten / gleichwol anfangs der Knecht in Gegenwart und Ansehen deß Edelmanns / enthauptet / und hernach er folgenden Tags auch mit dem Schwerd hingerichtet worden“. Bei der Nonne Maria Anna Junius aus Bamberg, HÜMMER, Bamberg, S. 222, heißt es dagegen ausdrücklich, dass die Schweden in der ganzen Zeit sich „züchtig und ehrerbittig“ verhalten hätten. Vgl. JANSSON, Soldaten und Vergewaltigung, S. 197; THEIBAULT, Landfrauen; BERG, Administering justice. Vgl. auch MAHR, Monro, S. 56f. Daus Verfahren wurde sehr unterschiedlich gehandhabt, vgl. etwa die Aufzeichnungen des Schmalkaldener Chronisten Pforr; WAGNER, Pforr, S. 141: „Den 22. 9br: [1636] sollte ein [schwedischer] cornet gerichtet werden, weil er eine magd genotzüchtiget. Weil aber sein knegt die magd geehligt, dem er 2 pferd geben und 20 thlr in die kirchen gebüst, ist ihme das leben geschenckt worden“. Auf Klagen bei Kommandieren hieß es z. T.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 122: „es sei aus unterschiedenen regimentern kommandiert volk und unter denselben Spanier, Neapolitaner, Burgunder, Italiener etc., die man nicht also in zaum halten könnte“.Vergewaltigung gehörte z. T. zur üblichen Topik in zeitgenössischen Berichten oder bei Geburt unehelicher Kindern; vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 52. Bei der Nonne Maria Anna Junius aus Bamberg, HÜMMER, Bamberg, S. 222, heißt es ausdrücklich, dass sich die Schweden in der ganzen Zeit „züchtig und ehrerbittig“ verhalten hätten. Vgl. JANSSON, Soldaten und Vergewaltigung, S. 197; THEIBAULT, Landfrauen; BERG, Administering justice; die Beschwerden der Pommern’schen Gesandten (1630); THEATRUM EUROPAEUM Bd. 2, S. 190, CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 309f.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 108ff. SEMLER, Tagebücher, S. 212f. (1635): „es ist kein wunder, daß wir kein glückh haben könnden, daß vnser aigen volckh mit den gaistlichen sachen so vebel vmbgehet, daß ein erschröckhen ist. Diser tagen haben vnser reütterey daß stätlin Gebweiler [Guebweiler; Frankreich, Dép. Haut-Rhin], so doch kein feind darinnen wahre, veberfallen, dem priester, so eben consecrirte, den kelch auß der hand genommen, die closterfrawen noth gezwungen, andere weiber auf dem heiligen altar geschändt und geschmächt [geschwächt !; BW]“. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet zu 1632 über die Rache von Frauen; DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 22: „Im Dorff Kienblad [Kühnblatt; BW] im Stift Wirtzburgk, wie ein Kais. Soldat mitt eines bauern Tochter zue grob scherzen wollen, ist Er von ihr vnd andern Weibern vbermeistert, castriret vnd in ein Teich erseufft worden“. Zum Teil wird diese Gewalt gegen Frauen auch mit „schwechen“ umschrieben. Zum Teil scheint man Versuche nicht besonders ernst genommen zu haben. Aus Zwickau (1632) wird berichtet; WILHELM, Descriptio, S. 181: „Den 14. Wurde ein Soldat auffm Esel gesetzt / welches zuvorhin offt geschehen / das er einem WeibesVolck Vnehr angemutet vnd sie zwingen wollen / dem wurden Stöcke an die Füsse gelegt / so dem guten Bruder sehr vexiret / welches gewähret / biß nach Mittag vmb 3. Vhr / do gehet ein Soldaten Jung vorvber / deme befehlen andere alda stehende Soldaten / er sollte dem die Stöcke von Füssen thun / so er verrichtet / vnnd solche auff einen Holtzwagen / so gleich vorvbergegangen geworffen / Es ist aber derselbe folgende Nacht auff die leiter gebracht worden / vnnd gehencket werden sollen / darbey grose Ceremonien vorlieffen / in deme man den Commendanten vnterschiedlich zu geruffen / vñ vmb gnade geschrien / so eine gute halbe Stunde gewehret / allein es hatte endlich das ansehen / als wen es nur zur Pravada wehre angestellet gewesen“.

[83] Gemeint sind Leibchen.

[84] Diskretion(sgeld): Verehrung = „Ehrengeschenk“, das von ein- oder durchziehenden Offizieren erwartet oder erzwungen wurde, in Geld- oder Sachleistungen der verschiedensten Art.

[85] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266. Teilweise wurde nur ein einzelner Salvaguardist einquartiert, teilweise aber ging die Zahl je nach Kriegs- und Ortslage erheblich in die Höhe. 1635 hielt Heinrich Graf Schlick 100 Mann zum Schutz seiner Herrschaft Plan für notwendig; SENFT, Geschichte, S. 124.

[86] Kontribution: Kriegssteuern, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. In den bei Angriffen und Belagerungen ohnehin gefährdeten Vorstädten waren die Kontributionsleistungen geringer. Allerdings bestand hier auch immer die Gefahr, dass die Vorstädte entweder vom Feind abgebrannt oder seitens der Stadtkommandanten abgerissen oder abgetragen wurden, um dem Feind keine Verstecke zu bieten und um ein freies Schussfeld zu haben.

[87] Soldatenkrankheit: vgl. http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/s/ks22319.htm: Kriegs=Krankheiten und Seuchen, Feld=Krankheiten.

[88] Pest: Eine während des gesamten Krieges immer wieder auftretende Seuche war die Pest (die „zur frühen Neuzeit wie das Amen in der Kirche“ gehörte, ULBRICHT, Seuche, S. 10) als demographische Katastrophe für einzelne Landstriche, von HAPPE [mdsz.thulb.uni-jena.de: I 87r] und seinen Zeitgenossen neben Krieg und Hunger zu den drei Hauptstrafen Gottes gerechnet; vgl. dazu auch LANG, Pestilentz, S. 133 f. Truppenbewegungen, Zerstörungen, Hungerkrisen bzw. chronische Unterernährung, mangelnde Hygiene etc. trugen zur Verbreitung der Pest bei, die in vier Formen auftrat: 1. die abortive Pest als „leichte“ Variante: Symptome waren leichtes Fieber sowie Anschwellen der Lymphdrüsen. War die Infektion überstanden, wurden Antikörper gebildet, die eine etwa 10 Jahre anhaltende Immunisierung gegen die drei anderen Formen bildete. MARX mdsz.thulb.uni-jena.de] starb 10 Jahre nach der Pest von 1625 an der Pest von 1635. 2. die Beulenpest (Bubonenpest nach griech. bubo = Beule), die nach ca. 9 Tagen zum Tod führen konnte, wenn der Erreger ins Blut eintrat, die Letalität konnte zwischen 60-80 % liegen). Die Ansteckungszeit lag zwischen wenigen Stunden und etwa einer Woche, Symptome waren Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Benommenheit, Schlaflosigkeit, später treten Bewusstseinsstörungen und Ohnmachtsanfälle auf. Im Bereich des Flohbisses bildeten sich stark anschwellende und äußerst schmerzhafte Beulen am Hals, an den Leisten und Achselhöhlen. Diese Beulen erreichten eine Größe von ca. 10 cm und waren durch die die Blutungen in den Lymphknoten dunkelblau bis schwarz eingefärbt. Sie fielen nach Vereiterung in sich zusammen. Die Beulenpest an sich war nicht tödlich, da die Beulen von selbst abheilen konnten. Das Aufschneiden der Beulen war insofern gefährlich, da die Bakterien über das Blut in andere Organe gelangen konnten. Bei den unbehandelten Patienten kam es wohl bei 30-50 %r zur gefährlichen Lungenpest. Die Beulenpest verbreitete sich im Winter kältebedingt langsamer als im Sommer und erreichte ihren Höhepunkt im Herbst. 3. die Pestsepsis (Pestseptikämie), wenn die Bakterien in die Blutbahn eintraten, entweder über offene Wunden oder beim Platzen der Pestbeulen nach innen. Symptome waren hier hohes Fieber, Kopfschmerzen, Anfälle von Schüttelfrost, danach kam es zu größeren Haut- und Organblutungen. Der Tod trat bei Nichtbehandelten wohl spätestens nach 36 Stunden auf. 4. die Lungenpest, bei der die Erreger durch die Pestsepsis in die Lunge kamen oder von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen wurde, bei der der Tod angeblich in 24 Stunden, zumeist aber unbehandelt in 2 bis 5 Tagen eintrat und die eine Letalität von 95 % hatte. Angeblich konnte man sich in nur 1 bis 2 Tagen anstecken. Symptome waren eine starke Atemnot, Husten, blaue Lippen und blutiger Auswurf. Das führt zu einem Lungenödem, verbunden mit dem Zusammenbruch des Kreislaufs. MARX’ Angaben [mdsz.thulb.uni-jena.de] lassen vermuten, dass es sich bei der Pest von 1625 um die Beulenpest gehandelt haben muss. Geschlecht, sozialer Status und Ernährung waren Determinanten, die über Ansteckung und Abwehrkräfte entschieden. Der Pestbazillus wurde durch Rattenflöhe, Wanzen, Läuse und andere Parasiten übertragen. Das Bakterium blieb z. B. in Flohkot, Staub, Kleidung, Pelzen, Wasser und Erde wochenlang virulent. Zumindest scheint man in Erfurt 1625 recht sorglos mit der Ansteckungsgefahr umgegangen zu sein, HEUBEL, S. 42 [mdsz.thulb.uni-jena.de]. Möglicherweise hatte der Rat jedoch durch eine strenge Quarantäne von vierzig Tagen Versorgungsengpässe befürchtet und wollte die Handelsbeziehungen nicht gefährden. Zur Pest in Wismar (1630) heißt es: BALCK, Wismar, S. 50f.: „Auf Wallensteins Anordnung wurden Gegenmaßregeln getroffen: Der Stadtsyndikus erhielt den Auftrag zur Beschaffung der notwendigen Heilmittel, außerdem wurde ein Pestbarbier angenommen, die infizierten Häuser, Buden und Keller wurden gesperrt, Pflegerinnen und auch besondere Totengräber bestellt. Trotzdem erlosch die Seuche nicht, was man vor allem auf die Fahrlässigkeit und Gleichgültigkeit der Soldaten schob. Sie begruben ihre Toten zum Teil selbst, Kranke stiegen aus den Fenstern ihres Quartiers und besuchten Gesunde, die ihrerseits auch wieder zu den Kranken kamen; ja sie nahmen sogar die Kleider der Gestorbenen an sich. Deshalb wurden auf Wengerskys Befehl vom 4./14. Januar 1630 die Kranken durch besondere Abzeichen kenntlich gemacht, ferner von jedem Regiment ein Feldscherer bestellt und, soweit nötig, die infizierten Häuser durch Posten bewacht. Am 16. August 1630 ordnete schließlich [der kaiserliche Kommandierende; BW] Gramb an, daß 12 wüste Häuser, auf jede Kompagnie eins, bestimmt werden sollten, in denen dann die infizierten Soldaten zu isolieren seien“.Aus Schweinfurt wird 1628 berichtet; HAHN, Chronik 2. Theil, S. 377 (Datierung nach dem a. St.): „Der Rath ließ am 27. December bekannt machen: Daß diejenigen, welche mit der jetzt grassirenden Pest entweder persönlich angesteckt, oder nur aus angesteckten Häusern und Orten wären; sich der gemeinen Badstuben und anderer gemeinen Versammlungen äussern und enthalten sollten“. Auf die seltsamste Weise versuchte man sich übrigens damals vor Ansteckung zu schützen: So legte man frisches, warmes Brot auf die Toten und im Sterbezimmer wurden Zwiebeln aufgehängt, da man glaubte, beides ziehe das Pestgift aus der Luft“ [http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1600-1700]. Die Kurfürsten äußerten im Oktober 1630 ihre Befürchtungen, die aus Italien zurückkehrenden Soldaten würden Pest und Syphilis mitbringen; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 33, S. 32. Allerdings scheint die in der Forschung vertretene Meinung, dass gerade die unteren Schichten die Angst vor der Pest beiseite geschoben hätten (ULBRICHT, Seuche, S. 44), so nicht stimmig. Mehr als 50 Pestheilige, angeführt von den Heiligen Sebastian und Rochus, wurden angerufen. Gebet, Frömmigkeit, Sittenreinheit und Liebe zu Gott galten aus theologischer Sicht als wirksamer Schutz vor der Pest. Man glaubte sich durch die Umwicklung mit Stroh auch der Leichen vor der Ansteckung mit der Pest schützen zu können. HAHN, Chronik 2. Teil, S. 375 (Schweinfurt 1627): „Von dem Rathe dahier wurde am 4. December beschlossen, dass alle an der Pest Gestorbene bey Nacht und ohne Procession begraben werden sollten“. Pestzeiten boten einen durchaus lukrativen Erwerb für die verachteten Totengräber, der von „ehrlichen“ Berufsgruppen ausgeübt wurde, da z. T. pro Begräbnis bis zu 20 Rt. (BRAUN, Marktredwitz, S. 52f.) verlangt wurde, aber auch von Angehörigen der ärmeren Bevölkerungsschicht. RUTHMANN, „Was damals fruchtbar und gebauet“, S. 78f. II. Zum Teil wurden ansteckende Krankheiten seit dem Mittelalter als „peste“ (z. B. die „Ungarische Krankheit“) bezeichnet. Vgl. die Ausführungen des Arztes Johann Gigas (1582-1635-1638; PRINZ, Johann Gigas), des Leibarztes v. Kurfürst Ferdinand von Köln u. des Osnabrücker Bischofs Franz Wilhelm von Wartenberg, der auch Anholt u. Tilly behandelte; SÖBBING, Eine Beschreibung, S. 13, 15: „10 Unnd weil die pest niemandt leichtlich angreifft, er sei dan dazu disponirt, daß ist, habe viel ungesunde feuchtigkeitenn bei sich, alß ist guet, bei gueter zeitt purgiren, aderlaßen, schwitzen etc., dan diese entwedder frey sein, oder aber lichtlich konnen errette[t] werden. 11 Hiezu ist auch gehoerigh mäßigh unnd zuchtigh lebenn, ordentliche diaet, naturlicher schlaeff, bewegungh des leibs, kunheit unnd zulaßige freuwde, dann die traurigenn unnd forchtsamen ins gemein die ersten sein. 12 Endtlich weill dießes alles von Godt, ist ein christlich eifferigh gebett, godtsehliges lebenn, meidungh der sunden, daß aller wrombste, soll nicht allein hinder, sondern warnen und allenhalben in acht genommen werden“. Vgl. die Beschreibung der Symptome bei dem erzgebirgischen Pfarrer u. Chronisten LEHMANN, der die Pest mehrfach erlebte: „Diese entsetzliche Seuche führt unzählig viel ungewöhnliche Zufälle und Beschwerden mit sich, nachdem das Gift und Patient beschaffen. Sie fället an mit ungewöhnlichem Frost, auch Schrecken und Schwindel, innerlicher Hitze und Unruhe, Mattigkeit in allen Gliedern, Hauptschmerzen, Rücken- und Seitenstechen, schwerem Odem, hitzigen Augen, Vertrocknung des Mundes, brennendem Durst, Blutstürzen, Achsel-, Ohren- und Seitenschmerzen. Sonderlich ist dabei große Herzensangst, Traurigkeit, Ohnmacht, tiefer Schlaf oder stetes Wachen und Rasen. Der Magen empfindet vom giftigen Ferment lauter Unlust, Aufstoßen, Erbrechen, Durchlauf, daher erfolgen oft gefährliche Spasmi, Konvulsionen, Schwindel, Fresel [Krämpfe; BW], Zittern und Schlagflüsse. Es schießen Karfunkel und Branddrüsen auf in den Weichen, unter den Achseln, hinter den Ohren. Die mühlselige Natur ängstigt sich, daß allerhand rote, gelbe, grüne, blaue, dunkelbraune Giftflecken ausschlagen. Das Angesicht wird ungestalt, gilbicht und grünlicht, der Puls schlägt hitzig, zitternd, unordentlich, die Glieder erkalten oft, es bricht die Herzensangst mit großem Schweiß aus, und zeigen die Schmerzen, Stiche, Flecken, Schlag, Wüten, Toben, Drüsen und Schwären, Urin und Exkremente an, welche innerlichen Hauptgliedmaßen am meisten leiden müssen. Ist also kein Wunder, daß die Pest, nachdem sie mit einem und anderm Zufall auf das schrecklichste grassieret, so vielerlei Namen führet“. LEHMANN, Erzgebirgsannalen, S. 96ff. 1624 ließ sich der Stadtmedikus in Neumarkt (Oberpfalz) durch die beiden Nürnberger Pestilentiarii über die Erscheinungsformen der in Nürnberg ausgebrochenen Pest informieren: „Das pestilenzialische Contagium dieser Stadt ist theils ein unmittelbares, theils ein mittelbares. Uebrigens weil bei den praktischen Aerzten das durch Gegenstände verbreitete Kontagium wie das in Distanz wirkende gleichmässige Kontagium genannt wird (denn man gebraucht es sowohl zur Bezeichnung eines Ansteckungsstoffes als auch der infizirten Luft), so ist zu bemerken, dass wir unter demselben nichts anderes verstehen, als einen Krankheits-Herd (Fomes). Das Pest ‚Miasma‘ ist Gott Lob bei uns zur Zeit nicht durch die Luft verbreitet worden. Daher ergreift die Pest die Menschen bei uns entweder durch einen besonderen Zunder (Fomes) oder durch unmittelbare Berührung. Auf die erste Weise nahm die Krankheit ihren Anfang, auf die zweite gewann sie Verbreitung. Was die Kranken selbst betrifft, so werden diese meist gleich vom Anfang an von einer bedeutenden Hinfälligkeit ergriffen mit Gefühl von Frost oder Hitze, Brechreiz, wirklichem Erbrechen und zuweilen von Bewusstlosigkeit, worauf sich in Kürze Anthraces und Bubonen, theils von verschiedener Farbe, theils von der Farbe der Haut selbst bilden. Doch sind diese Symptome nicht bei allen gleich, sondern verschieden, je nachdem diese oder jene Theile zuerst mit dem Ansteckungsstoff in Berührung kommen. Denn einige werden mit Kopfschmerz, Hinfälligkeit, Ohnmacht befallen, andere klagen über unstillbaren Durst, Fieberhitze und Schlaflosigkeit, auf welche bald Delirien folgen, wieder bei anderen erscheinen sogleich die charakteristischen Zeichen der Pest und zwar oft ohne die den Pestbeulen gewöhnlich vorhergehenden heftigen Schmerzen. Bei einigen Pestkranken entstanden unter den Erscheinungen der Euphorie Abscesse, bei anderen war damit unter heftige Ohnmacht verbunden. Bei einigen beobachtete man bloss Anthraces, bei anderen traten Anthraces und Bubonen zugleich auf. Diejenigen, bei welchen in entfernteren Theilen, z. B. der Leistengegend, Bubonen ausbrachen, wurden fast alle geheilt, während die, bei denen sie auf der Schulter oder der Brust ausbrachen, fast alle starben. Nicht selten trat übrigens der Tod plötzlich, unter scheinbar günstigen Symptomen ein, aber eben so oft sah man auch solche, welche durch die Heftigkeit der Erscheinungen in der äussersten Lebensgefahr zu schweben schienen, gegen alle Erwartung der Gefahr entrinnen und genesen. So gross ist die Täuschung und Bösartigkeit dieser Krankheit“. 1631 erhielt der „Pestilential-Chirurgus“ in Zwickau lediglich freie Wohnung und wöchentlich 1 ½ Rtlr.; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 417. Vgl. auch LAMMERT, Geschichte; RUFFIÉ; SOURNIA, Die Seuchen, S. 17ff.

[89] LEHMANN, Kriegschronik, S. 34f.

[90] KUNATH, Kursachsen, S. 104. Annaberg-Buchholz [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 5ff.

[91] HALLWICH, Briefe und Akten 2. Bd., S. 792.

[92] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 266, S. 99.

[93] Voigtsberg [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 353f.

[94] Plauen [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 279ff.

[95] Adorf [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 1f.

[96] Trompeter: Eigener, mit 12 fl. monatlich – teilweise wurden in besetzten Städten 12 Rt. (18 fl.) herausgepresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15); Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461 – der Trommelschläger recht gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.

[97] Plünderung: I. Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich, S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, dass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. II. zum Teil aber auch bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“. Zum Teil plünderten auch Nachbarn die Hinterlassenschaft ihrer geflüchteten oder abgebrannten Mitbürger; KRAH, Südthüringen, S. 95.: „So berichtete Suhl, daß ‚sich noch etliche volks- und ehrvergessene Leute allhier und anderswo gelüsten lassen, sich an der armen verbrannten Sachen, so nach der Plünderung und Brand in Kellern, Gewölben und sonderlich im Feld und in den Wäldern geflüchtet und übrig geblieben, zu vergreifen und dieblich zu entwenden. Wie dann etliche – auf frischer Tat allzu grob begriffen und darum zu gefänglicher Verhaftung gebracht‘ seien. Auch Benshausen erhielt seine Salvaguardia, um dem täglichen Plündern, nicht nur durch streifende Soldaten zu wehren !“

[98] Leibkompanie: Mit Leibkompanie oder Obrist-Kompanie wurde im 17. und 18. Jahrhundert die erste Kompanie eines Regiments bezeichnet. Der Obrist und Inhaber des Regiments war gleichzeitig Inhaber der Leibkompanie, was ihm durch die Kompaniewirtschaft zusätzliche Einnahmen verschaffte. Das gleiche galt für die Kompanie (Oberstleutnants-Kompanie), deren Inhaber sein Stellvertreter (Obristleutnant) war, später auch für die Kompanie eines Majors (Majors-Kompanie). Diese Kompanien wurden aber tatsächlich geführt von einem Kapitänleutnant oder StabsKapitän, die im Rang unter einem Hauptmann standen, der gleichzeitig Inhaber einer Kompanie war [wikipedia].

[99] Musketier [schwed. musketerare, musketör, dän. musketeer]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 2 – 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm] verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß, S. 43ff., über die Bedienung; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[100] Amtsschösser: Der Schösser nimmt die Wirtschaftsverwaltung eines Amtes wahr, vor allem die Einnahmen durch Schoss, Zinsen, Gefällen. Der Schoss war eine allgemeine Vermögensabgabe, die zwar vom Schösser in regelmäßigen Abständen eingezogen wurde, bei Bedarf jedoch extra und auch in vielfacher Höhe erhoben werden konnte. Der Schösser führt das Rechnungswesen des Amtes. Schösser und Amtmann bezeichnen im 17. Jahrhundert häufig den Träger derselben Verwaltungsfunktion, deshalb ist auch der Terminus Amtsschösser gebräuchlich. [mdsz]

[101] ARENDT, Faktotum, S. 125f.

[102] Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff. Vgl. www.ra.se/kra/0425.html; 0425 a Sveriges krig, Krieget i Tyskland 1628-1648) unter 0425:03:107 „Keÿserliche Schlacht Ordnung Wie solche durch den General Walenstein ist gestellet vnd gehalten worden den 6. Novembris Anno 1632. vnd diese Schlachtordnung ist bestanden in nachfolgenden Nehmlichen 26,000 Mann Zue Fues, 2000. Dragons, 8000 Curassier, 5000 Herquebuss: 3000 Croat: insumma 44,000 Mann, die Fronte ist breit 979 Ruthen Reinlandisch macht 4895 Pass“. – Lützen [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 286f.

[103] BRZEZÍNSKI, Lützen 1632, S. 25.

[104] Weipert [Vejprty, Bez. Komotau, Tschechien]; HHSBöhm, S. 650.

[105] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer.

[106] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) und bildete sich, neben den Offiziers- und Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern und Heilkundigen, Köchen und Handwerkern, Händler/innen und Marketender/innen, Invaliden und Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen und Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen und zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Nach der Kapitulation der Kaiserlichen 1632 in Zwickau rückten angeblich 1150 Infanteristen, 800 Kavalleristen (zumeist Kroaten), 2100 Huren und Troßbuben ab; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 427. Der schwer bewegliche Tross („Geschlaif und Geschlepp“: Bezeichnung aus Württemberg; SIEBER, Oberamt Besigheim, S. 43) und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, und war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms und seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 119 (Bad Windsheim 1635), S. 119: „1635. den 11. Martii zogen die beede Schwäbischen Compagnien unterm Hauptmann Rödeln und Richtern aus der Stadt / solten 421. Mann seyn / aber als man sie unter dem Thore zehlete / warens 1800. Köpffe in allem mit Weib und Kindern“.[106]Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombatanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S. 19.

[107] Obristwachtmeister [schwed. Major, dän. oberst sergent]: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 40 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] oder 50 fl. – nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 240 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. 320 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , also 600 fl. (900 R.) jährlich, was 1634 dem Monatssold eines Obristen entsprach oder dem Jahresgehalt eines bayerischen Hofrats – entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht. Daneben war er zum Teil auch Rittmeister, um seinen Sold aufzubessern.

[108] Melchior Moser [Mosen] [ – ], kursächsischer Obristwachtmeister.

[109] Pressnitz [Přisečnice; Kr. Chomutov (Komotau)]: Bergstadt im Erzgebirge, bis 1974 an der Stelle, wo sich heute die große Fläche der Pressnitztalsperre (vodní nádrž Přisečnice) erstreckt. Häuser, Kirchen und Schloss von Přisečnice sowie die benachbarten Dörfer Rusová (Reischdorf) und Dolina (Dörnsdorf) wurden abgerissen und an deren Stelle der Fluss Přísečnice (Pressnitz) gestaut.

[110] Laniena: Gemetzel.

[111] Waltersdorf, heute Ortsteil von Liebstadt [Sächsische Schweiz-Osterzgebirge].

[112] Annaberg-Buchholz [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 5ff., HHSD VIII, S. 41f.

[113] Drohworte.

[114] Bärenstein bei Weipert [Vejperty, Bez. Komotau, Tschechien]; HHSBöhm, S. 650.

[115] Großrückerswalde [Erzgebirgskreis].

[116] LEHMANN, Kriegschronik, S. 58.

[117] Pockau-Lengefeld [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 200.

[118] Marienberg [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 215f.

[119] Johann Christoph v. u. zu Adelshofen [Adelshöfer, Adelshöffer, Adelßhoff, Adelzhoffen, Adelhoff] auf Trochtelfingen [ – Januar ? 1649], kaiserlicher Generalwachtmeister.

[120] raiteln, reuteln, radeln: zügeln, züchtigen, quälen, insbesondere foltern. Bei dieser Foltermethode wurde ein Strick um die Stirn oder den Unterleib gelegt und mittels eines Holzpflocks zusammengezogen. Am Unterleib traten auf diese Weise die Gedärme hervor. Am Kopf traten die Augen aus den Höhlen, die Kopfhaut wurde eingeschnitten und am Ende brach, so wird berichtet, die Schädeldecke. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing: „Diese ‚Tortur’ besteht darin, dass sie ihrem Opfer den Kopf bis zur Stirnhöhe (cerebrotinus) mit einem Bündel Seiden- oder Leinenfäden, die sie zu einer Schnur drehen, umwinden. Dabei pressen sie durch immer strafferes und strengeres Herumdrehen die Hirnschale immer fester und so lange zusammen, bis die Augäpfel mehr und mehr aus den Augenhöhlen hervorquellen und in abscheulicher Weise herausgetrieben werden“. SIGL, Wallensteins Rache, S. 151.

[121] Frauenstein; HHSD VIII, S. 98f.

[122] LEHMANN, Kriegschronik, S. 52.

[123] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[124] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.

[125] Creussen [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 129.

[126] Arzberg, Kirchenlamitz, Selb, Thierstein, Weißenstadt und Wunsiedel, 1613 gebildet.

[127] Arzberg [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 31f.

[128] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[129] Weidenberg [LK Bayreuth].

[130] Bindlach [LK Bayreuth].

[131] Goldkronach [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 240.

[132] Bad Berneck i. Fichtelgeb. [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 57f.

[133] Gefrees [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 228.

[134] Wernstein [LK Kulmbach]; HHSD VII, S. 811.

[135] STICHT, Markgraf Christian, S. 171f.

[136] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.

[137] Polen, Polacken [„Husacken“, „Hussaria“]: Die übliche, zunächst nicht pejorative Bezeichnung für die im kaiserlichen Heer wenig geschätzten polnischen Truppen, die hauptsächlich von Spanien besoldet und in habsburgischen Diensten standen. Vgl. Wallenstein an Gallas, 30.1.1633; NÉMETHY, Das Schloß Friedland, S. 106: „wenn die nacion siehet das ihnen einer nachgiebt oder ihrer von nöthen hat so seind sie insuportabili [unerträglich; BW]“. Die Kampfkraft dieser Truppen galt als gering. Einerseits galt ihre Führung als schwierig, andererseits waren sie wegen ihrer Tapferkeit und Geschicklichkeit im Umgang mit Muskete, Pistole, Säbel, Lanze und Wurfspeer gesuchte Söldner. Von Philipp Graf v. Mansfeld-Vorderort gegenüber Ilow stammt die negative Beurteilung; HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 512: „Die Beschaffenheit vnserer Pohlen habe Ich gestern dem Herren ausführlich, sowohl dem Herren Veldtmarschalch auch ieczo bey diesem überschriben. Der Herr zweifle nur nit, daß ihnen nicht viel hunderterler persvasiones eingeprediget, getruncken vndt geßen worden; die Bestien haben auch capiret, aber viel eher aus dem gedechtnüß verlohren, alß der Wein aus dem Kopf und Magen verdeyet worden. Sie freßen wohl weder Sambstag noch Freytag Butter oder Ayer; sich aber sonsten für den catholischen glauben, daß Römische Reich oder auch ihr aigeneß Vatterlandt ainige Vngelegenheit zue machen, seindt sie gancz keine leüth. Warheit oder Ehr hat bey ihnen nicht lenger bestandt, alß weil es ihnen zum profit dienet; wan der aufhöret, schwehren sie für fünff groschen einen Aydt, daß Gott nie zur Welt gebohren. Mit diesen ehrlichen Leuthen habe Ich diese Tage hero meine Zeit zuebringen müßen; kehme es nur endtlich zue nuczbahren diensten deß Kaysers, möchte man alleß deßen vergeßen. […] mitlerweile mich bey Herrn Veldtmarschalch helffen entschuldigen, daß Ich mit diesen Leuthen nicht eher erscheine, ist ia ie ein pur lautere Vnmöglichkeit geweßen, sie ehender fort zue bringen; hoffe zu Gott, wir werden noch entlich zue rechten Zeit kommen, inmaßen dann dieser Canali nur in der ersten furi arbeit vndt action geben werden muß, worauf dieselbe inmittelß, doch ohne maßgeben, bestermaßen bedacht sein wollen“. Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik (Oktober 1636), S. 89: Die polnischen Reiter „soffen sehr viel bier auß, machten es mit Plündern, schenden erger denn alle feinde, ritten uff die welde, durchschändeten die Weibsbilder, dass Sie nicht gehen kundten, nötigten die Steinalten Weiber, dass Sie starben, zernichteten alles in heußern, weil ihrethalben alles uff die Welder und in die Städte gewichen wahr, haben viel vergrabene sachen aufgesucht, vermaurete keller gefunden, zien und kupfer mitgenommen, kirchen erbrochen, kelche, leichen- und Altartücher mitgenommen. Den 31. October s. n. fiel das Fest aller heiligen ein, drumb blieben Sie liegen, feyerten es mit fasten und speisen nur von öhl, Eßig und fischen, wo sies haben kundten, wahren aber nichts desto frömmer und brachen an Sontag frühe auf und marchirten auf Presnitz und Wiesenthal. Das ärgste und grausambste an ihnen wahr, dass Sie schöne kinder, gleich wehren Sie Turcken oder Tartarn, mitgenommen“. WAGNER, Pforr, S. 129. THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 616f.: „Vnder diesen Crabaten vnd Pollacken ward eine scharpffe Kriegs-Disciplin vnnd gute Ordnung gehalten / wie dann drey ihrer Soldaten / welche in einem Dorff auß einer Kirchen etwas gestohlen / vnnd darüber ergriffen worden / eine harte Straff haben außstehen müssen / in deme sie alle drey an Pfählen angebunden / vnd lebendig im Fewer verbrändt worden. So ist auch ein Polnischer Edelmann / welcher sampt seinem Knecht / ein Weibsbild geschändet / vnd deßwegen bey seinem Obristen angeklagt gewesen / zur Rede gestellt / vnangesehen er eine grosse Summe Gelts für sein Leben gebotten / gleichwol anfangs der Knecht in Gegenwart vnnd Ansehen deß Edelmanns enthauptet / vnd hernacher folgenden Tags auch mit dem Schwerd hingerichtet worden“. Bei dem Rothenburger Chronisten Dehner werden die polnischen Kosaken aus der Ukraine als „Husacken“ bezeichnet; HELLER, Rothenburg, S. 20. Vgl. auch SCHWARTZ, Die Neumark, S. 53ff.

[138] Gefrees [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 228.

[139] Goldkronach [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 240.

[140] Gemeint ist Weidenberg-Görau [LK Bayreuth].

[141] Gemeint ist Weidenberg-Görau [LK Bayreuth].

[142] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[143] Reinhold v. (Hoch-)Rosen.

[144] Weidenberg-Görau [LK Bayreuth].

[145] Lothar Dietrich Freiherr v. Bönninghausen [ca. 1598 Apricke-13.12.1657 Schnellenberg], in ligistischen, kaiserlichen, spanischen u. französischen Diensten, zuletzt Feldmarschallleutnant. Vgl. LAHRKAMP, Bönninghausen.

[146] Peter Graf Keglevich [Keglewitz, Kechleritz, Kegleritz, Keglaritz] de Bužim [ – ], kaiserlicher Obrist.

[147] Arzberg, Kirchenlamitz, Selb, Thierstein, Weißenstadt und Wunsiedel, 1613 gebildet.

[148] Arzberg [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 31f.

[149] Rehau [LK Hof]; HHSD VII, S. 613.

[150] Peter Graf Forgách [Forgatsch, Forgatzsch, Forkar, Vorjaz, Vorgartz] de Gýmeš [Ghymes] u. Gács [ – ], kaiserlicher Obrist.

[151] Daniel Beygott z Reinderštatu [Beygold, Beygoldt, Beigoldt, Beigolt, Beygoth, Beycott, Beuchold, Peygott, Peigoldt, Peigolt, Peycott] [ -um 1650 ?], kaiserlicher Obrist.

[152] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[153] Oberkotzau [LK Hof]; HHS VIII, S. 547.

[154] Verschrieben für „ebenermeldter“.

[155] 73, 28 Liter.

[156] 1 Fass = 997,08 Liter ?

[157] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[158] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[159] Schauenstein [LK Hof]; HHSD VII, S. 662.

[160] Helmbrechts [LK Hof]; HHSD VII, S. 282.

[161] Creussen [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 129.

[162] Kurbayerische Truppen aus der Oberpfalz

[163] Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, auch Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefecht oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein; Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten Scharmützel auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die sich in diesem kleinen Krieg hervortaten. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten.

[164] Muskete [schwed. musköt, dän. musket]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung hatten jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier und Kugelform kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5-4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm]. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber und langem Lauf, die von Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, in denen man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Der Preis für eine Muskete lag je nach Qualität zwischen 4 und 6 Rt., also zwischen 6 und 9 fl.

[165] Trommelschläger: Trommler (Tambour) wurden bei der schwedischen Armee auch als Boten eingesetzt, deren Aufgabe darin bestand, im feindlichen Lager als Kundschafter zu fungieren. Trommelschläger wurden z. T. als Übermittler bei Belagerungen oder Verhandlungen eingesetzt, ein durchaus gefährlicher Job, den sonst Trompeter ausübten. So schnitten 1642 aufständische Bauern einem schwedischen Trommler Nase, Ohren und die Finger ab, um zu zeigen, dass sie an Verhandlungen keinerlei Interesse hatten; THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 839. Vgl. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 41: „Sie sollen sich auf allerley Schläge / alß Lermen / Marsch / Versammlung / Troupen / Wacht / Rebell oder Travaille / verstehen / und allerley Marsch und frömder Völkeren Schlag können. Sie sollen nicht Narren und Possenreisser / sonder verständige Leuthe seyn, welche / so man zu dem Feind schicket / Gefangene zulösen: item / Befehl und Bottschaft zuverrichten: Briefe zuüberliefern / ihren Befehl verständig verrichten / auf alles was sie gefraget werden / vernünftig antworten / und was zu schaden gereichen möchte / verhälen / und die Heimlichkeit bey ihren Eiden niemandem offenbaren / sich nüchter halten / und so der Feind sie füllen / und ihnen mit starken trünken zusetzen wollte / solches verweigern und abschlagen: auch so sie gefraget wurden / davon schad entstehen möchte / sich entschuldigen / daß sie deren dingen keine wüssenschaft haben“. Ein Trommelschläger erhielt 1626 als Regimentstrommelschläger in der brandenburgischen Armee monatlich 12 fl.

[166] Dragoner [schwed. dragon, dän. dragoon, frz. dragon]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. So sprechen auch Zeitgenossen in der Regel von Reitern und Dragonern. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd und eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Ein schwedisches Dragonerregiment soll zu einem Drittel aus Zigeunern bestanden haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.

[167] Töpen-Ober- und Tiefendorf [LK Hof].

[168] HÖFNER, Dörfer, S. 132f.: „Am 1. III.1633, Freitag vor Fastnacht, wurden fünf Regimenter des Obristen Corpus in Hof einquartiert. Sieben kroatische Reiter waren als Spähtrupp auf die Straße Hohendorf – Mödlareuth kommandiert worden. Als sie keine Feinde antrafen, kehrten sie im Wirtshaus Tiefendorf ein, ließen die Pferde füttern, zehrten für ihr Geld und blieben die Nacht dort. Nach Aussagen der Ortsbewohner hatten sie niemand gekränkt oder sich feindselig benommen. Die benachbarten Gutsbesitzer Joachim Ernst, Dietrich und Friedrich von Zedtwitz, Gebrüder, und Caspar von Beulwitz, alle zu Töpen wohnhaft, erkundeten, dass die Soldaten schöne Pferde, gute Monturen und viel Beute bei sich hatten, holten etwa dreißig ihrer Lehensleute herbei und fielen ‚ohne Ursach’ auf Lobensteiner Grund und Boden nächtlich ein. Sie erschlugen die Reiter in ihren Quartieren mit Holzäxten und nahmen die Pferde und die Beute weg. Die Leichen schleppten sie auf den Pferden in den Busch. Ein Reiter und ein Bursche des Offiziers von Bodenhausen hatten sich jedoch nicht zur Ruhe begeben und entrannen, als der erste Schuß in die Stube fiel. Sie schlichen sich hinweg und meldeten in den ersten Morgenstunden dem Obristen in Hof die Bluttat. Sofort wurde ein Regiment alarmiert. Der Kommandant begehrte vom Rat der Stadt Führer, die das Dorf zeigen sollten. Die unangenehme Aufgabe wurde dem Stadtvogt Hans Christoph Hendel übertragen. Als die Truppe in Tiefendorf ankam, kroch ein schwerverletzter Reiter aus der Wirtshausscheune und erzählte den Verlauf der Untat. Der Oberst nahm an, dass die inzwischen geflüchteten Bewohner von Hohen- und Tiefendorf den Überfall auf dem Gewissen hätten und befahl die Einäscherung beider Dörfer, während die Schuldigen in Töpen keine Bestrafung erfuhren. Die Rauchsäulen konnten in Hof gesehen werden“.

[169] Stadtvogt: Ratsherrenfunktion: die beiden Stadtvögte waren Gerichtsherren und Notare des Landgebiets und die Vorgesetzten der Landvögte.

[170] Dietrich Freiherr v. Taube [Daube] [1594 Maardu [Estland]-29.1.1639 Dresden], kursächsischer Obrist.

[171] Tiefendorf, heute Ortsteil von Töpen [LK Hof].

[172] Hohendorf, heute Ortsteil von Töpen [LK Hof].

[173] Tiefendorf, heute Ortsteil von Töpen [LK Hof].

[174] Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101.

[175] rächen.

[176] Joachim Christian Freiherr, 1642 Graf v. der Wahl [Waall] [1590-31.8.1644 Ingolstadt], kurbayerischer Feldmarschall.

[177] Bayreuth-Morizhöfe, im Süden von Bayreuth.

[178] Creußen-Gottsfeld.

[179] Creußen-Schnabelweid, Creußen-Haidhof, Creußen-Lindenhardt [LK Bayreuth] und Thurnau-Hörlinreuth [LK Kulmbach].

[180] Creußen-Haidhof.

[181] Creußen-Schnabelweid, Creußen-Haidhof, Creußen-Lindenhardt [LK Bayreuth] und Thurnau-Hörlinreuth [LK Kulmbach].

[182] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedischer Generalleutnant.

[183] Laufbrunnen.

[184] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. S. 429f.

[185] Stephan Garmathey [ – ], kaiserlicher Rittmeister.

[186] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[187] Schleiz [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 380ff.

[188] Haare lassen; Verluste hinnehmen

[189] KLUGE, Hofer Chronik, S. 7ff. (eine sehr gut kommentierte Edition zur Geschichte Hofs und seines Umlandes).

[190] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[191] Peter Graf Forgách [Forgatsch, Forgatzsch, Forkar, Vorjaz, Vorgartz] de Gýmeš [Ghymes] u. Gács [ – ], kaiserlicher Obrist.

[192] Thiersheim [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[193] Marktleuthen [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[194] Kirchenlamitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[195] Daniel Beygott z Reinderštatu [Beygold, Beygoldt, Beigoldt, Beigolt, Beygoth, Beycott, Beuchold, Peygott, Peigoldt, Peigolt, Peycott] [ -um 1650 ?], kaiserlicher Obrist.

[196] Schirnding-Fischern [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHsD VII, S. 665f.

[197] Markhausen => Pomezná (Markhausen), heute Ortsteil der Gemeinde Libá [Bez. Cheb].

[198] Pal [Paul, Pauli] Orosi [Orosio, Orossi, Orosy, Rosy, Rose, Horatius, Horatio, Horosie] [ – September 1633], kaiserlicher Obrist.

[199] Mühlbach [Pomezi nad Ohří [Bez. Eger (Cheb)].

[200] Kunreuth [LK Forchheim]; HHSD VII, S. 380f. ?

[201] Liebenstein [Libštejn, seit 1950 Libá; Bez. Eger]; HHSBöhm, S. 339f.

[202] Grafenreuth, heute Ortsteil von Thiersheim [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[203] Korbersdorf, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[204] Lorenzreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[205] Haag, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[206] Brand, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[207] Seußen, heute Ortsteil von Arzberg.

[208] Proviantmeister: Der Proviantmeister war zuständig für die Versorgung der Truppe mit Nahrungsmitteln, für die Fouriere und die Marketender. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er 40 fl. monatlich.

[209] vergiftete Waffen und Kugeln: Angeblich „vergiftete“ Waffen wurden vor allem den Kroaten zugeschrieben; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, möglicherweise handelte es sich jedoch auch um Sepsis durch den Hieb. Der Chronist Leopold (1633); BRAUN, Marktredwitz, S. 29: „Und ist dies gar gewiß, daß sie solche vergiftete Waffen hatten, daß, wer nur ein wenig von ihnen beschädigt wurde, der mußte daran sterben, er trieb’s gleich lang oder kurz“. Auch waren angeblich Kugeln vergiftet; WALTHER, Ohne verschonung, S. 17 (anlässlich des Blutbades von Nixdorf). Ernst von Anhalt-Bernburg [19.5.1608 – 3.12.1632] starb an einer vergifteten Kugel in seinem Schenkel, die er in der Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 erhalten hatte. BORKOWSKY, Schweden, S. 52f.; PLANER, Fürst Ernst von Anhalt. Im Falle eines unter dem Verdacht des Mordes arrestierten Bauern heißt es 1630: Bei ihm seien „etzlichen Kugeln in welche Glaß und vester Stein eingegossen befunden worden und will der Feldscher davor halten das die Kugeln womit er geschossen noch darzu vergiftet gewesen“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 55. Christoph Graf Schlick soll am 10.3.1633 vor Höchstadt a. d. Aisch von 2 vergifteten Kugeln tödlich verwundet worden sein. Vgl. NEORITIUS,Casparus,  Christliche Leich- und Ehren-Predigt / Uber den allzufrüezeitigen / aber doch seligen Tod und Abschied Des … Herrn Christoph Carl Schlickens / Grafen zu Passau … : Welcher den 28. Febr. dieses 1633. Jahrs in Höchstadt/ im Bambergischen gelegen / im ersten Sturm an der Spitzen / do er mit 2. vergifften Kugeln geschossen / geblieben / den 9. Martii von Bamberg auff dem Wasser gen Schweinfurt gebracht: Den 11. huius aber … allda in der … Stadtkirchen … beygesetzet worden / Neoritius, Casparus. [VD17 39:138149D] Bei dem Marktredwitzer Chronisten Georg Leopold [1603 – 1676] heißt es, dass die Kroaten „solche vergiftete Waffen hatten, daß, wer nur ein wenig von ihnen beschädigt wurde, der mußte daran sterben, er trieb’s gleich lang oder kurz“. BRAUN, Marktredwitz, S. 29. Vermutlich wurden die Waffen mit Aconitin versehen.

In der Propagandaschrift „Acta Mansfeldica“ (1624) heißt es anlässlich der Schlacht bei Wimpfen (6.5.1622): S. 102: „alle [Durlachischen; BW] mit einander / fürnemblich die Reutterey / mit Gifft die Rappier angestrichen / daß alle diejenige / so von ihnen im Anfang verwundt worden / hernach vber etliche Monathen auß Krafft des Giffts / ohn einiges Mittel weggestorben“. Vgl. auch BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 154, bei der Eroberung Landsbergs am Lech (1633) durch die Schweden seien mit Gift bestrichene Schwerter eingesetzt worden. So auch bei der Eroberung Bischofswerda vergiftete Säbel; PUSCH, Episcopali …, S. 137. Im Falle eines unter dem Verdacht des Mordes arrestierten Bauern heißt es 1630: Bei ihm seien „etzlichen Kugeln in welche Glaß und vester Stein eingegossen befunden worden und will der Feldscher davor halten das die Kugeln womit er geschossen noch darzu vergiftet gewesen“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 55. JÜRGENS, Chronik, S. 505 (1632): „Unter diesen allen [Hannover Bürgern] hat Dietrich Dirkes nur einen Stich bekommen, daran er gestorben. Die andern sein vielfältig verwundet gewesen, daß auch theils bey 30 Wunden gehabt, und in die todten Körper greulich tyrannisiret worden, haben sie nackend ausgezogen. Etlichen sind die Kleider vom Leibe gebrandt, weil sie mit Speck und vergifteten Kugeln geschossen worden, haben großen Jammer getrieben und sein mehrentheils gestorben“.

[210] Markhausen => Pomezná (Markhausen), heute Ortsteil der Gemeinde Libá [Bez. Cheb].

[211] Hohenberg a. d. Eger [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 307f.

[212] Münchberg [LK Hof]; HHSD VII, S. 464.

[213] Riemenschneiden: streifenförmiges Ablösen einzelner Hautpartien, wobei zur zusätzlichen Peinigung die Wunde mit Salz und Pfeffer eingerieben oder heißes Öl in sie gegossen werden konnte. Tilly entschuldigte im Niedersächsisch-Dänischen Krieg die Gewalttaten seiner neugeworbenen und unerfahrenen Soldaten, die von den Bauern immer häufiger angegriffen wurden und ungeachtet ihrer eigenen Herkunft aus bäuerlichen oder unterbäuerlichen Schichten diese als Feinde ansehen mussten, damit, dass „die Bauern durch ihren beharrlichen und vermittelst bei sich habender Directorn und Offizierern besteiften Ungehorsam und rebellische Mordthaten es verdient hätten, als ob sie die Bauern nit auch der Soldaten Weib und Kinder schänden und schinden, Ohren und Nasen, Händ und Füß, ja gar die Häls und Häupter mit Aexten, auch den vornehmsten Offizieren unter den Soldaten greulich abhauen und theils lebendig schinden, ihnen Riemen aus den Leibern schneiden und sie also lebendig liegen lassen thäten, wie bei Holzminden und anderen Orten den Soldaten wahrhafftig beschehen“ sei. OPEL, Der niedersächsisch-dänische Krieg Bd. 2, S. 247. Vgl. dazu die Strafexpedition des kaiserlichen Obristen Pecker v. der Ehr gegen Harzschützen u. deren Hinrichtung in Halberstadt, wo ihnen „Riemen ausgeschnitten“ wurden; BOBLENZ, Aktionen, S. 105f.; BOBLENZ, Aktionen, S. 294, Anm. 96: Pecker habe die „Hartzbauren gar erbärmlich in Halberstadt hinrichten, rädern, spiessen, mit glühenden Zangen ziehen, auch zum theil Riemen ausschneiden, andre aber köpfen und hängen lassen“. BÖTTCHER, Halberstadt, S. 182. Zum »Riemenschneiden« im Strafvollzug HEINEMANN, Richter, Abb. 114.

[214] BRAUN, Marktredwitz, S. 27ff.

[215] Dietrich Freiherr v. Taube [Daube] [1594 Maardu [Estland]-29.1.1639 Dresden], kursächsischer Obrist.

[216] Plauen; HHSD VIII, S. 279ff.

[217] Beute ?

[218] BRAUN, Marktredwitz, S. 30.

[219] Vogtland; HHSD VIII, S. 350ff.

[220] Grafenreuth, heute Ortsteil von Thiersheim [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[221] Adorf [Vogtlandkr.]; HHSD VIII, S. 1f.

[222] Kirchenlamitz; unter Hohenberg a. d. Eger; HHSD VII, S. 308.

[223] Gefrees [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 228.

[224] Stockenroth, heute Ortsteil von Sparneck [LK Hof].

[225] Helmbrechts [LK Hof]; HHSD VII, S. 282.

[226] ENGERISSER, Von Kronach, S. 173 (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[227] Reinhold v. Rosen [Rosa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr v. Bollweiler u. Herrenstein [nach 1595, um 1604 Ninigall, Livland-8./18.12.1667 Schloss Dettweiler, Kr. Zabern; Elsass], schwedisch-französischer Obrist, Generalmajor.

[228] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[229] Hans Christoph Muffel v. Ermreuth „uff Neuses, Bieberswehr und Göppmannsbühl“ [ -1648] Amtshauptmann v. Kulmbach, Kommandant der Festung Plassenburg 1614-1636, Obristleutnant u. Obrist in brandenburg-kulmbachischen Diensten.

[230] Altenkunstadt [LK Lichtenfels].

[231] Weismain [LK Lichtenfels].

[232] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[233] Wirsberg [LK Kulmbach].

[234] ENGERISSER, Von Kronach, S. 148.

[235] Ahornberg, heute Ortsteil von Konradsreuth [LK Hof].

[236] ENGERISSER, Von Kronach, S. 173f.

[237] Joachim Freiherr von Donnersberg [1561 München-18.9.1650], bayerischer Obersthofkanzler.

[238] corps volante: eine sehr bewegliche Reitereinheit für überraschende Raids im Feindesland, wie sie auf Königsmarck zurückgeführt wird.

[239] Gemeint waren Kürassiere.

[240] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.; nach Maximilian I. „Schlüssel des Bayernlandes“; denn „mit Forchheim und Kronach steht und fällt das ganze Stift“ [zit. bei KUPFER, Forchheim, S. 64.].

[241] Lichtenau [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 405f.

[242] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 426, S. 146.

[243] Kirchenlamitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[244] ENGERISSER, Von Kronach, S. 148.

[245] Jacob [James, Joachim, Heinrich Jakob] Freiherr Duwall [MacDougal, MacDougall, Duwall, Duwalt, Duwaldt, Dubwaldt, Duval, Dual, Duual, Dugaldt, Dougal, Douwall, Duvald, Thubald, Mag. Dubald, Mack Duwall, Tubal, Tubald] [um 1589 Prenzlau-28.4./9.5.1634 Oppeln], schwedischer Obrist, Generalkommissar. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 1623.

[246] The Swedish Intelligencer 5. Teil, S. 10.

[247] Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).

[248] Königgrätz [Hradec Králové, Tschechien]; HHSBöhm, S. 269ff.

[249] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[250] Christian Freiherr v. Ilow [Illo, Illow, Illau] [um 1585 Sternberg-25.2.1634 in Eger ermordet], kaiserlicher Obrist, Feldmarschall.

[251] Landeshut [LK Kamienna Góra]; HHSSchl, S. 261ff.

[252] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 445, S. 155.

[253] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 463, S. 159.

[254] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 469, S. 160.

[255] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 470, S. 160.

[256] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 478, S. 162.

[257] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 552, Anm. 1.

[258] Goan Lodovico Hector Graf Isolano [Isolani, Isolary, Isolan, Isolana, Isalon, Iselon, Isolani, Isolam] [1586 Görz-März 1640 Wien], kaiserlicher Kroaten-Obrist.

[259] Markus v. Corpes [Corpus, Corpitz, Corps, Cörber, Coepus, Korpus, Korbitz] [ -9.7.1638 bei Benfeld], kaiserlicher Kroaten-Obrist.

[260] Peter [Pál, Petrus] Freiherr v. Losy [Losey, Loysen, Loosi, Loßi, Loschi, Loschy, Lossii, Lossy, de Laucy, Lohse, Logy] [ – ], kaiserlicher Obrist.

[261] Miklós Forgách Graf de Gýmeš [Ghymes] u. Gács [1586-1635], kaiserlicher Obrist.

[262] Jan Karel [Johann Karl] Freiherr (1651) Přichovský z Přichovic [Prischoffsky,Pschioffsky, Psionsky, Prisiosky, Briovsky, Petzloffsky] [ -1660], kaiserlicher Obrist.

[263] Rekompens: ständig eingeforderter Ausgleich, eine Entschädigung und Belohnung für geleistete oder noch zu leistende Dienste z. T. aus noch zu konfiszierenden Gütern; HALLWICH. Wallenstein’s Ende 1. Bd., Nr. 759, S. 628.

[264] Kapitän [schwed. Kapten, dän. kaptajn]: Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl., d. h. 1.920 fl. jährlich, ein bayerischer Kriegsrat erhielt 1637 jährlich 792 fl. Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Der tägliche Unterhalt für einen Kapitän betrug in der brandenburgischen Armee (1631) 2 Rt.

[265] Leutnant [schwed. Löjtnant, dän. Løjtnant]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-80 fl. – zumindest wurden in den besetzten Städten monatlich 80 Rt. (120 fl.) erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 -, was etwa dem Sold eines bayerischen Kriegsrats entsprach. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der infanterie 60 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 52f.: „Ein Leutenant wird von dem wörtlein Lieutenant, quasi locum tenens, Ort / Platz / Stell- oder Statthalter eines Capitains genant / diweil er in abwesen seines Capitains desselben Stell verwaltet / er könnte auch der Unterhaubtmann geheissen werden. Ein solcher sol ein dapferer / aufrichtiger / Kriegsgeübter / und praver Cavalier seyn / und ist dem Capitain der nächste: in dessen abwesen commandiert er follkommen / und hat auch in gegenwart des Capitains den gantzen Befehl über die Compagnie: dann wann dem Capitain von dem Regiment etwas anbefohlen wird / so gibt er dem Leutenant Ordre / wie er sich in einem und anderem verhalten solle / der dann durch seine nachgesetzte Officier den Befehl follstrecken laßt: Dieser sol auch des Capitains guten Namen / Ehr / und Reputation lieb haben und schirmen / alß sein eigen Leben und Ehr / und sich sonderlich dem Capitain um dapfere und versuchte Soldaten umschauen / auch wie er die Soldaten logiren und wol einquartieren möge: Darneben soll er fleissig achtung geben / daß alles gleich zugehe / nach guter ordnung und ohne klag. Alle Abend sol er sich auf der Parade finden lassen / und sehen / wo mangel erscheine: ob auch die Parade / Wacht / und Ordre wol angestellet und gehalten werden: dagegen sol er sich in seinem Commandement gravitetisch und ernsthaft erzeigen / daß ihn seine untergebene Officier und Soldaten ehren / und so wol alß den Capitain fürchten. Die Soldaten werden auch durch ihn gestraft / und ligt ihme aller Last auf dem hals: dann so er die Compagnie nicht versehen müßte / mangelte man keinen Leutenant. Sein Oberwehr ist eine Partisane / er thut keine Wacht / alß die Haubtwacht / da die Compagnie wachet. Er sol auch die Corporalschaften an Mannschaft gleich außtheilen / und keiner mehr versuchte Soldaten geben alß der anderen / daß einer die besten / ein anderer aber die schlechtesten Soldaten habe / woran in einer Occassion vil gelegen ist: Er sol den strafwürdigen streng / den gehorsamen aber gutthätig seyn: Er sol auch aller Soldaten humores erkennen. In summa / er sol wüssen in abwesen des Capitains die Compagnie mit satsamer genugthuung zuregieren / alß wann der Capitain selbst zugegen were / und beyde Officia unklagbar zuverwalten“.

[266] Fähnrich [schwed. fänrik, dän. fændrik]: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f. In der brandenburgischen Armee erhielt er monatlich 40 fl., nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 50 fl. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 48 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460.

[267] Korporal [schwed. Korpral, dän. korporal]: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich; „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 24 Rt. erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461. DESING, Historia auxilia 2. Bd., S. 186: „Corporal ist ein Unter-Officier, der viel zu thun hat: Darumb seynd bey einer Compagnie zwey, drey oder vier. Für seine 15. Mann, welche man eine Rott nennt, empfängt er vom Capitain d’Armes das Gewehr, vom Fourier das Quartier, vom Muster-Schreiber das Geld, vom Sergeanten die Ordre, gehört nit zur Prima plana“. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 60: „Die Corporalen sollen gute / redliche / und versuchte Soldaten seyn / die schreiben / lesen / und rechnen können. In dem commandieren sollen sie gleiche ordnung halten / die Schiltwachten zu guter zeit aufstellen / und ihr Ansehen bey den Soldaten erhalten: Sie sollen gantz eiserne Ladstecken / Krätzer / und Kugelzieher an ihren Musqueten haben / daß sie den Soldaten zu hülff kommen mögen“.

[268] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 591f.

[269] Leitmeritz [Litoměřice, Tschechien]; HHSBöhm, S. 324ff.

[270] Krossen oder Crossen a. d. Oder [Krosno Odrzańskie; Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 246f.

[271] Franz Albrecht Herzog v. Sachsen-Lauenburg [10.11.1598 Lauenburg-10.6.1642 Schweidnitz], kaiserlich-kursächsischer Feldmarschall.

[272] Trompeter: Eigener, mit 12 fl. monatlich – teilweise wurden in besetzten Städten 12 Rt. (18 fl.) herausgepresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15); Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461 – der Trommelschläger recht gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.

[273] Kamenz [LK Bautzen]; HHSD VIII, S. 158ff.

[274] Kundschafter: Auf Spionage, die gerade Pappenheim sehr kostenintensiv betreiben ließ, stand die Todesstrafe durch den Strang oder durch Enthaupten. Oft wurden Kundschafter über die Stadtmauer hinaus gehängt. Vgl. WAGNER, Pforr, S. 98, über den Herzog Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorp, der in jedem Bauern einen potentiellen Widerstandskämpfer sah: „Zwen soldaten, welche darvonlauffen wollen, hat der hertzoch laßen hencken, ingleichem ein bauren auß Heßen vor ein kuntschaffer hencken laßen. Und nachdem seine soldaten ein bauren auß dem Braunschwiger land bey Barchfelt bekommen und ihn auch vor ein kundschaffer gehaltten, hat ihn der hertzoch ohne einige erbarmung entheupten, hernach viertheilen und auff vier straßen hencken laßen, also in großer furcht hat er alhier gelegen“. Das THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 137, berichtet: „Eines sol dieses Orts ungeandert nicht bleiben / daß als vor hoch- und wolgedachte Herrn Altringer und Feria mit dem Gedancken ins Hertzogthumb Würtemberg einzubrechen umbgiengen / haben sie unterschiedliche Spionen und Kundschaffter außgesandt / die Päß und Steig desselben Lands abzusehen / und den Augenschein einzunehmen: Es kamen aber diese Spionen übel an / dann ihrer acht darvon gefänglich einbracht worden / unter welchen auch einer auß den Herrn Patribus Societatis von Ingolstadt gewesen / dieselbige seynd allesampt an die Päß und Steige auffgeknüpfft / der Herr Pater aber auff den Pfullinger Steig bey Reutlingen auffgehenckt worden“. Abgemildert wurde die Todesstrafe bei Frauen und Heranwachsenden durch die Verhängung entehrender Verstümmelungsstrafen wie dem Abschneiden von Nasen und Ohren. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan erinnert sich unter dem 20./30.9.1634; SCHLOTTER, Acta, S. 205: „Ein Weib, so vor etzlichen Tagen Briefe aus der Stadt Paderborn anhero gebracht, und daß sie deswegen verdächtig gehalten, wurd an den Pranger gebundeten mit geblößeter Brust und Rücken und oben dem Haupt an Pranger (von) 2 Reutern“. Protokoll der Paderborner Stiftsregierung, 9.3.1637; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 74: „Demnach gewißer bericht einlangr, waß maßen etliche feiendts reuter [hessen-kasselische Reiter; BW] in bawren kleidern einstelhen und auffhalten sollen,, als soll offendlich mitt dem trummenschlag umb und offendtlich angeschlagen werden, von allen einkombligen, er sey baur, burger adel oder unadel, weck oder kindt, so des nachts sich auffhalten wollen, die namen hern obrister alle abend einzuschicken. Item keine briefe nach feindtlichen guarnisonen zu schicken, noch einig von denen auffzunemmen, es sei dieselb[i]g zuvorderst von hern obrister […] undt gelesen“. Kundschafter, die z. B. im Auftrag belagerter Städte unterwegs waren, übten eine lebensgefährliche Tätigkeit aus; KESSLER, Belagerung, S. 55: „Den 31. August [1634; BW], nachts um 11 Uhr, hat man [der Rat v. Nördlingen; BW] den krummen Schneider von Baldingen, weil Adam bis auf den 3. Tag ausgeblieben, hinausgelassen und zu Herzog Bernhard schicken wollen. Dieser aber hat sich unterwegs selbst beim Zurückgehen verraten. Als ihn eine kaiserliche Wache angetroffen, sie seien Schwedische und wollten zu Herzog Bernhard, ist er mit solchen Worten bald gefangen und aus ihm herausgebracht worden, daß er ein Kundschafter sei. Deswegen hat man ihn auf der Stelle gefangengenommen und Eines Ehrbaren Rats Brieflein von ihm bekommen. Darauf ist ihm die Zunge aus- und abgeschnitten und er sofort um Garten des Barbierers David Günzler aufgehängt worden“. Theatrum Europaeum 3. Band, S. 137 (1633): „Eines sol dieses Orts ungeandert nicht bleiben / daß als vor hoch- und wolgedachte Herrn Altringer und Feria mit dem Gedancken ins Hertzogthumb Würtemberg einzubrechen umbgiengen / haben sie unterschiedliche Spionen und Kundschaffter außgesandt / die Päß und Steig desselben Lands abzusehen / und den Augenschein einzunehmen: Es kamen aber diese Spionen übel an / dann ihrer acht darvon gefänglich einbracht worden / unter welchen auch einer auß den Herrn Patribus Societatis von Ingolstadt gewesen / dieselbige seynd allesampt an die Päß und Steige auffgeknüpfft / der Herr Pater aber auff den Pfullinger Steig bey Reutlingen auffgehenckt worden“. Vgl. dazu auch als Fallbeispiel Adam Jacker in den „Miniaturen“. Zur ständigen Furcht vor „Konspiration“ vgl. auch STERLY, Drangsale, S. 15. Daneben wurde auch „Aufklärung“ durch Beauftragte der Regierungen betrieben; SPIEKER, Geschichte, S. 182f.

[275] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Mein Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Bericht aus Stettin vom 8.4.1631; Relation Oder Bericht Auß Pommern. o. O. 1631: „Den 27. Martii sind alhier 108 gefangene eingebracht deren nach mehr folgen sollen / die werden alle in Schweden ins bergwerck gesand / das sie etwas redliches arbeiten lernen“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14. 1633 kostete die Auslösung bei der Kavallerie: Obrist 600 Rt. aufwärts, Obristleutnant 400 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Rittmeister 200 Rt., Kapitänleutnant 70 Rt., Leutnant 60 Rt. bis 10 Rt. für einen Marketender, nach der Schlacht bei Jankau (1645) Obrist 1000 Rt., Obristleutnant 500 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Hauptmann 75 Rt., Kapitänleutnant und Leutnant 50 Rt.; GANTZER, Archivalien, S. 40f.

[276] Hoyerswerda [LK Bautzen]; HHSD VIII, S. 152ff.

[277] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[278] Pirna [Sächsische Schweiz-Osterzgebirge]; HHSD VIII, S. 276ff.

[279] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Nach DILICH, Krieges-Schule, S. 42, hatte der Rumormeister „Huren und Buben“ zu dieser Arbeit zu zwingen. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f.. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bei den Schweden wurden bevorzugt die Finnen zu diesen schweren Arbeiten herangezogen. Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 [von ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb; STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“. Augsburg 1632; STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 211: „Den 14. Septembris ließ der Gouverneur Oxenstirn [Bengt Bengtson Freiherr v. Oxenstierna; BW] etliche Bischöfliche, Capitlische und Fuggerische Beamte und Vögte, so ihre Unterthanen bey der Schantz-Arbeit zu erscheinen nicht angehalten hatten, zur Straffe durch den Profosen etliche mal um das höltzerne Roß oder Esel herumführen“. Fehlte es auf Grund von grassierender Pest an zwangsverpflichteten Bürgern, mussten auch Soldatenfrauen Schanzarbeiten leisten. Zur Schanze vgl. auch STUHR, Die Schanze.

[280] Zittau [LK Görlitz]; HHSD VIII, S. 371ff.

[281] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 2. Bd., S. 30.

[281] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 433, S. 147.

[282] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 2. Bd., S. 38f.

[283] Lina, heute Ortsteil von Neustadt a. d. Donau [LK Kelheim].

[284] Gefell [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 129f.

[285] Reuth-Mißlareuth [Vogtlandkreis], bei Gefell.

[286] röhricht: geräuchert.

[287] Trogen [LK Hof].

[288] KLUGE, Hofer Chronik, S. 42 (eine sehr gut kommentierte Edition zur Geschichte Hofs und seines Umlandes).

[289] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 2. Bd., S. 187.

[290] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 2. Bd., S. 233.

[291] Eger [Cheb, Tschechien]; HHSBöhm, S. 119ff.

[292] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.

[293] STICHT, Markgraf Christian, S. 178.

[294] Camill [Kamil, Grant Moros, Johann] Rudolf [Rudolfo Giovanni] Freiherr (1632) auf Hohenelbe, Eglitz und Platten, Graf (1636) v. Morzin [Marazin, Marazini, Marrazino, Marzin, Marotzin, Morazin] [um 1585-1646 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.

[295] John [Johann] Gordon [Hubert Seger ?] [ -1649 Danzig], kaiserlicher Obrist.

[296] Veit Dietrich v. Steinheim [Stainhain, Steinheimb, Steinhammer] auf Seeberg zu Haslau [ -5.4.1657], kaiserlicher Obrist.

[297] Kriegskommissar: Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontribution). Als Quartierkommissar legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung; vgl. s. v. „Fourier“.) Der „Musterkommissarius“ führte in landesherrlichem Auftrag die Musterungen durch und überwachte die Zusammensetzung des Heeres. Musterkommissare waren bei gemeinen Soldaten wie Offizieren gleichermaßen verhasst, da sie Manipulationen und Betrügereien auf den Musterplätzen zu unterbinden suchten: Söldner erschlichen sich vielfach Sold, indem sie sich unter verändertem Namen mehrfach mustern ließen, Offiziere führten zuweilen mehr Männer in den Soldlisten, als tatsächlich vorhanden waren, um die eigene Tasche mit den überschüssigen Löhnungen zu füllen (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120ff.). Auch hatten sie die Abdankungen und die Zusammenlegung und Neuformierung kleiner Einheiten zu überwachen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51; vgl. auch PFEILSTICKER, Lang. In einer Landtagsbeschwerde des Gerichtes Hörtenberg wird geklagt, daß bei Durchzügen „auch tails beglaitcommissari den unntertonnen mehr sched- als nutzlich sein, in deme sy mer dem soldaten beifallen, unnd in ansuechenden unerzeuglichen sachen recht geben, als den unnderthonnen obhabennden gebierennden schutz erweisen“. SCHENNAT, Tiroler Landesverteidigung, S. 63. Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. „Im Dreißigjährigen Krieg machten sich jüdische Kommissare unersetzlich. Ein schwedischer Diplomat sagte: ‚Alle Juden sind Kommissarii, und alle Kommissarii sind Juden‘ “ [MÜHLAUER, Des Kaisers Kommissar]. Teilweise wird in zeitgenössischen Chroniken auch festgehalten, dass Kriegskommissare ihr Amt aufgaben, um sich nicht länger an der Ausbeutung der armen Leute zu beteiligen; Chronik des Sweder von Schele, Teil 3, fol. 877 (Juli 1634).

[298] Waidhaus [LK Neustadt/Waldnaab]; HHSD VII, S. 781.

[299] Pleystein [LK Neustadt/Waldnaab]; HHSD VII, S. 589f.

[300] „Schelm“ war früher der Berufsname des => Abdeckers. Jemanden einen Schelm (Bösewicht, Betrüger, Verführer, Schinder, Teufel) zu schelten, jemanden zum Schelmen zu machen, galt als eine der ehrenrührigsten Beschimpfungen, eine der größten Ehrverletzungen überhaupt. Vgl. BERG, Regulating war, S. 55f. „Jemanden zum Schelmen machen“ hieß, in Kriegsgerichtsverfahren einen Straftäter für ehrlos zu erklären, aus der Armee zu verstoßen und der Stadt/des Landes zu verweisen; WAAS, Chroniken I, S. 127. Zur grobianischen Schimpfartistik der Soldaten vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 36f.: „Die soldaten thun unse große uberlast, die manß personen mußen ihr dieb, schelm, boßwicht und hunde sein, die weibs personen ihr schand und brand, hurn auch, ihr hexen und zauberinnen. (57v) Ihr fluch und wunsch ist schrecklich, nicht allein die alten fluch der kriegs knecht und marter hansen, sondern neu fluchen, so der sathan herfur gebracht, als das dich der donner, blitz und hagel schlag“. Der Stadtmedikus von Friedberg, Dr. Johannes Volhard (1646); WAAS, Chroniken, S. 226: “Den 29. Okt. [1646] schickte Herr Obrister [Hans Anton Schweikard, Freiherr von Reiffenberg; BW] einen Gefreiten von der Hauptwacht (lage der Zeit in Bender Andresen Haus) heraus zu dem Aelteren Herrn Bürgermeister [Peter Huth] …. Wo der abgeforderte Bot blieb ? Und als derselbige bei ihm ankommen, hat er sich flugs feucht gemacht [wichtig, klug geredet]: wo der Bot bliebe, und viel Fluchens dabei gethan über den Herrn Bürgermeister mit Vorwenden, was er davon hätte in diesem großen Regen, daß er heraus gehen müssen; und als Herr Consul [Bürgermeister] geantwortet, der Stadtknecht gehe herumb, einen zu bekommen, hat er angefangen, er solte den Boten schaffen oder solte ihn Gotts Sakrament schenden. Als Herr Consul replicirt [antwortet], möchte ihn schenden; was er viel zu schelten hab, solte sein Kommission ausrichten, Antwort annehmen und wieder hinziehen. Woruf er sehr erbittert worden, ihn einen Schelm gescholten, solt ihm den Boten stellen oder solt ihn Gotts Sakrament schenden, ihn nochmals ein Schelmen gescholten und solte ihn im Arsch lecken. (salvo honore [mit Verlaub !]) Welches der Bürgermeister empfunden und zu klagen sich vorbehalten, wie denn auch durch den Jüngeren Bürgermeister [Engelbert Thomas] solches also bald Herrn Obristen geklagt, welcher sich zwar angenommen, ob mißfiele es ihm ihm solches höchlich und wollte es strafen. Wie man aber hernach erfahren, ist er nur 2 Stunden aufn Esel gesetzt worden”.

[301] Wallonen: Französischsprachige Bevölkerung in den Niederlanden (Artois, Hennegau, Namur, Luxemburg, Limburg, Teile Flanderns und Brabants), z. T. im Fürstbistum Lüttich. Die Regimenter mit hohem Anteil an Wallonen (z. B. das Regiment Johanns II. v. Mérode) waren bei Freund und Feind seit Anfang des Krieges wegen ihrer Erbarmungslosigkeit allgemein gefürchtet. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 459 (1619): „Die Wallonen und Ungern reissen sehr vom Spannischen Lager auß, weiln sie keine bezahlung haben können, die thun auff den Strassen deß Landts grossen schaden, greiffen die Leut auch gar in theil Vorstätten an, ziehen sie auß und hauens darnieder, wie sie dann den 26. diß drey Dörffer abgebrandt, ass man solches am Kalnberg selbsten zu Wien gesehen“. Zur Einschätzung bei den eigenen Verbündeten (10.1.1632): Man „weiß wohl, wie die Wallonen beschaffen, nur auf Plackherey und rauberey, doch zum fechten seyn sy wenig nuz, es heißt wol dem gemeinen Sprichwort nach: vill geschrey und wenig wohl. Thuet doch den armen undertanen wol soviel plagen als ein ganzes volles Regiment“. HELML, Oberpfalz, S. 121. Nach Ansicht des Grafen Albig von Sulz sei bei ihnen „gantz kein Rgt. zu halten“. HELML, Oberpfalz, S. 87; ENGELBERT, Wallonen.

[302] Italiener, „italienische Truppen“, „Neapolitaner“, „Welsche“: Die „italienischen“ Truppen in der kaiserlichen Armee genossen einen schlechten Ruf. So berichtet ZEITHOFF, Stolberg, S. 277: „Ja es wurde auch zu Erpressung solcher Gelder eine gantze Compagnie zu Fuß unteutscher Italiänischer Völcker den 17. Maji huius anni [1628] hieher gelegt / welche / weil man sie nicht verstehen konnte / grossen Frevel übeten / die Leute sehr quäleten / sich auf freyer Strasse prostituirten / Mägde und Knaben schändeten / ja (ich erstaune über solcher Erzehlung) gantz Sodomitisch mit dem unvernünftigen Vieh / sonderlich mit den Ziegen zuhielten / dass deren etliche sturben / und kein Bürger in einem Jahre fast kein Ziegenfleisch essen wollte“. Unter Sodomie, dem abscheulichsten Sittlichkeitsverbrechen im Verständnis der Zeit überhaupt, verstand man Homosexualität wie „bestialitas“, d. h. Unzucht mit Tieren. Die Delinquenten wurden mit dem betreffenden Tier bei lebendigem Leib verbrannt, wenn nicht der Täter gnadenhalber vor der Verbrennung stranguliert wurde. Im ländlichen Bereich oder in den Heeren war sie alltäglich und weitverbreitet. In der „Constitutio Criminalis Carolina“ Karls V. hieß es unter Art. 116: „Item so eyn mensch mit eynem vihe, mann mit mann, weib mit weib, vnkeusch treiben, die haben such das leben verwürckt, vnd man soll sie der gemeynen gewonheyt nach mit dem fewer vom leben zum todt richten“. [CCC; online verfügbar unter: llv.li/pdf-llv-la-recht-1532_peinliche_halsgerichtsordnung_carolina_pdf]. Zudem wurde ihnen besonderer Vandalismus nachgesagt. Am 26.5.1636 berichtete der Überlinger Stadtschreiber Hupertus an den noch in Wien weilenden Dr. Pflummern; SAMLER, Tagebücher, S. 281, Anm. 787: „Dieses volckh hatt so sauber in allen orten auf dem land abgeraumbt, daß nit eins pfennings werth (ausser der zerbrochenen heuser) vbergeblieben; alles khupfer, zinn, eisen vnd blech hat herhalten müssen, khein nagel in der wand ist sicher gewesen; zu Ittendorff ebenmessig alle fenster eingeschlagen, daß bley, bandt von den thüren, eiserne hackhen oder kloben mit zerschlagung des gemäurs auß den stainen außgegraben vnd hingenommen. Zu Kippenhausen vnd Hagnaw haben sie 2 gloggen abgehebt vnd hingeführt: die kirchen aber zu gemeltem Hagnaw gantz außgeplünderet, die meßgewandt, paramenta, fenster, orgel, eiserne gätter, item die thür vnd rigel des sacrarij, in summa waz hat nur können abgebrochen werden, ist alles hin vnd noch darzu die stül und kirchen gantz zerschlagen. – Noch viel anderst ist der flecken (in deme nun viel wochen khen mensch gewohnt) zugericht; die törckel, standen, faß, zäun, stül, bänckh, tisch, bettladen vnd kästen alles sauber verbrandt, vnd dass was billich schmertzlich sein solle, haben besagte soldaten die schöne geschöß und samen an den rebstöckhen sambt dem laub vielfältig abgestraiffet vnd den rossen zum fueter fürgelegt“. SEMLER, Tagebücher, S. 289: „Den 16 May empfang ich dermaln antwort von stattschreiber Huperto veber meine drey schreiben vom 20 Marty, 2 vnd 9 Aprilis, da ich in 14 tagen zuvor von ihme nichts empfangen, der bericht, wie vnchristlich die Modenesische in den veberlingischen dörffern sich verhallten, die kirchen zu Hagnow und Sernatingen spolirt, kelch und meßgewandt gestohlen, auch einem vnderthonen zu Althaimb die füeß gebrathen, daß er jetzo armseeligh vmbher kriechen müeße. Gleiche clagen seyn auch von Salmanßweil einkommen vnd insonderhait volgende thatten, so diß jahr die vmbstraiffende soldaten, die vermůttlich die vitzthumbische gewßt, in zeit nechster hohentwielischer belägerung vervebt, beschrieben worden.

Caspar Rauscher, genant keichenmändlin von Thifingen ist mit einem strickh vmb den kopf also getrößlet worden, dass ihme die augen vor dem kopf herauß gestanden, darveber er auch endtlich sterben müeßen: vnd hat ein armes weib samt 3 khindern hinderlassen, wellche seithero, weilen sie aller hilff wegen deß verlustes ihres mannß vnd vatters beraubt sein müeßen, thails gestorben, vnd thailß noch hunger sterben müeßen. – Michael Michel von Thifingen ist vnder vebersich gehenckht vnd mit dem schwedischen trunckh ertrennckht worden. Daß hinterlassen weib vnd kindt hernach vß khimmernuß vnd hungersnoth, als gleichfallß aller hilff beraubt, todts verblichen. – Georg Michel, Andreas Dilger von Raheltshofen knecht, ist mit einem steckhen, welchen sie ihme, ohnangesehen er zu großen geweßen, ins maul hin ein gezwungen vnd darmit ettlich zän eingestoßen, also tractirt vnd vf schwedisch getrenckht worden, dass er anietzo ain ellender mensch ist. – Georg Keller von Mimmenhaußen, ist auch jämerlich ermördt: vnd benantlich (abhorret calumus scribere: die Feder schreckt davor zurück zu schreiben) in pudendis angefösslet vnd gebunden: mit ainem roß hin vnd wider geschleppt, vnd allso erschröckhlich ertödt worden“. Vgl. auch die Einschätzung des schottischen Obristen Monro; MAHR, Obrist Robert Monro, S. 100f. anlässlich der Einnahme Letzings (1631): „Dort lagen im Schloß über 600 Soldaten der Kaiserlichen, die um gute Kapitulationsbedingungen hätten kämpfen können. Sie waren aber beim Wachehalten so nachlässig und ließen unsere Musketiere, nachdem diese die Brücke überquert hatten, in das Schloß eindringen, ehe die Besatzung zu den Waffen greifen konnte, und da sie so überrumpelt worden waren, erhielten sie schlechtere Kapitulationsbedingungen, als wenn sie gekämpft hätten. Die Soldaten und Offiziere, die zuerst eindrangen, machten deshalb so reiche Beute an goldenen Kretten und Geld, weil die Kaiserlichen schon so lange dort gelegen waren, und obwohl sie das ganze Geld des Landes dort aufgehäuft hatten, waren sie doch nicht so klug gewesen, es wegzubringen. Es waren dumme, unbedarfte Italiener, die armseligsten Offiziere, die ich je hesehen habe, die es nicht wert waren, daß man sie als Soldaten bezeichnet, denn obwohl sie von unserem Marsch wußten, ließen sie sich auf so jämmerliche Weise überraschen“.

[303] Getaike: Geteiche; mhd. tichen = schleichen, lauern; hier: Hinterhalt.

[304] Weißenstadt [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 803f.

[305] Bernhard Herzog v. Sachsen-Weimar [16.8.1604 Weimar-18.7.1639 Neuenburg am Rhein], schwedischer, dann französischer General. Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst; RÖSE, Herzog Bernhard der Große.

[306] Kronach; HHSD VII, S. 375f.

[307] Coburg; HHSD VII, S. 127f.

[308] Jan Karel [Johann Karl] Freiherr (1651) Přichovský z Přichovic [Prischoffsky,Pschioffsky, Psionsky, Prisiosky, Briovsky, Petzloffsky] [ -1660], kaiserlicher Obrist.

[309] Tirschenreuth [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 747f.

[310] Büchelberg, heute Ortsteil von Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg [LK Amberg-Sulzbach].

[311] Mitterteich [LK Tirschenreuth].

[312] Falkenberg [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 192f.

[313] tribulierten: quälten.

[314] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[315] Riglasreuth, heute Ortsteil von Neusorg [LK Tirschenreuth].

[316] Pullenreuth [LK Tirschenreuth].

[317] Pillmersreuth, heute Ortsteil von Schwarzenbach am Wald [LK Hof].

[318] Wunsiedel; HHSD VII, S. 836f.

[319] geschlacht: fein (ironisch).

[320] Zink: fünf Augen im Würfelspiel.

[321] Daus: zwei Augen im Würfelspiel.

[322] schrotten: auf Schrotleitern (Leiterbäumen) bewegen.

[323] Insolentien: Unverschämtheiten, Beleidigungen, Grobheiten; Ungebührlichkeiten.

[324] Lichtenberg [LK Naila]; HHSD VII, S. 406f.

[325] Göpfersgrün, heute Stadtteil von Wunsiedel [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[326] Sichersreuth, heute Ortsteil von Bad Alexandersbad [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[327] Tiefenbach, heute Ortsteil von Wilhelmsthal [LK Kronach].

[328] Seußen, heute Ortsteil von Arzberg [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[329] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].

[330] Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Die Bedeutung ergibt sich metonymisch: Der Stab war das Zeichen der Amts- und insbesondere der militärischen Obergewalt. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchs auch der Umfang des Stabes Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchsen auch der Umfang des Stabes und damit die Belastung bei Einquartierungen. Vgl. die Lebensmittelmengen, die der Stab Piccolominis 1635 in Dülken beanspruchte; ARBEITSGRUPPE VIERSEN, S. 90.

[331] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[332] Napf = 9, 34 Liter (1/32 Kor)

[333] Marketender/In: Dem Heer nachziehende Händlerin oder Händler, der oder die vom Obristen befugt war, den Soldaten Lebensmittel zu verkaufen. Dafür hatten sie ihm z. B. von jedem Eimer Wein oder Bier 2 Maß für die Küche abzugeben und zumeist 10 Prozent ihrer Einkünfte. Zudem mussten sie ein „Schanzgeld“ für die Aufstellung ihrer Zelte und Holzhütten im Lager bezahlen. Sie waren auch zum Kranken- und Munitionstransport verpflichtet, falls die üblichen Rüstwagen nicht ausreichten. Marketender und Marketenderinnen handelten auch mit Beutegut, wobei das Beutegut weit unter Wert angenommen wurde. Vgl. auch GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 259f.: „Ordinantz / Nach welcher sich ein Marcketender richten soll“, erlassen vom schwedischen Generalauditor 1631. Die Frauen unter ihnen waren nicht nur Händlerinnen, sondern auch Helferinnen, Partnerinnen, Krankenschwestern, häufig Prostituierte. Bei einem im April 1634 in Dinkelsbühl einquartierten Regiment fanden sich bei 950 Soldaten 11 Marketender, aber 26 Marketenderinnen; HEILMANN, Kriegsgeschichte S. 465 Anm. Obwohl bekannt war, dass kein Heer ohne Marketender existieren konnte, standen diese – wie die übrigen Trosser – in schlechtem Ansehen: Sie traten als Geldverleiher auf, und so mancher Söldner war bei ihnen verschuldet. Sie standen zudem in dem Ruf, für die materielle Not vieler Söldner verantwortlich zu sein, indem sie bei Nahrungsmittelknappheit und Ausbleiben der Soldzahlungen das Heer verließen und ihre Fahne in den Wind besserer Märkte hängten. Gewalttätige Übergriffe auf die Marketender durch Bauern, Bürger und eigene Soldaten waren vielfach die Folge, zumal diese z. T. zum 15fachen Preis Waren an die Bürger verkauften, die von diesen auf den Druck einquartierter Soldaten hin erstanden werden mussten (BRAUN, Markredwitz, S. 45). Vgl. MENSING, Sierk, S. 172f.: „Anno 1628 des sondages nachtes na lichtmissen heft sich eine rotte thosamen gemacket vnde hebben dem marcotenter, welcher van des keisers armade tho Osterrade mit im quarter gelegen, syn geld gewaltsamer wyse genamen, dar men van secht, dat idt eyne grote summa geldes scholde gewest synn; wo idt dar na gan wyll, werdt de erfaringe gehven. Nachtrag: Idt hebben de deder namal mit ehm gehandelt vnde hebben em betalen möten negenhundert rixdaler, den daler tho 3 U, vnd noch etliche perde dar entbaven“.Vgl. KLUGE, Hofer Chronik, S. 163: „Das rauben und plündern war um diese zeit [April 1640] sehr arg, wie dann die kayßerlichen ihre eigenen marquetener, so zu Culmbach wein und vieh erhandelt und erkauft, ganz ausgeplündert, auch zugleich ein 800 thaler darzu an geld abgenommen“. Häufig wurden sie als Spione verdächtigt. Auch Juden wurden als Marketender geduldet; LOTZE, Geschichte, S. 80f. Nach dem schwedischen Residenten Martin Residenten gegenüber Bernhard von Sachsen-Weimar waren sie als Kundschafter für Schweden geeignet, da „auch fast kein kaiserisch Regement zu finden, das nit gewise Juden bei sich het, die als Marketender sich dabei aufhalten“; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 410, S. 141. Die Aussicht auf großen Gewinn ließ Zivilisten oder Amtsträger (vgl. PFEILSTICKER, Tagebuch) häufig für einige Zeit zu Marketendern werden. REDLICH, Marketender; Continuatio Der Siegreichen Victorien, S. 4f. Der Salemer Mönch Bürster hielt den Erwerb der Amtleute fest; WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 220: „So seyen auch unsere amptleute fast alle marketender, damit sie süch, weib und künd ernehren und außbringen möchten, seyen naher Constanz gefahren, wain flaisch, vüsch, käß und brod, salz, schmalz, unschlig, schmer, gflügel, in summa allerlay sachen uff- und im läger widerumb den soldaten verkauft, daß sich also mancher zümlich und wohl darbey befunden und hindurchbringen hat kenden“.

[334] Spiegelfechten: etwas nicht Vorhandenes vorgeben, etwas vorgaukeln, prahlen, anführen, betrügen, heucheln.

[335] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[336] Setzvater: Zuchtfisch.

[337] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[338] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.

[339] BRAUN, Marktredwitz, S. 40ff.

[340] Reinhold v. Rosen [Rosa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr v. Bollweiler u. Herrenstein [nach 1595, um 1604 Ninigall, Livland-8./18.12.1667 Schloss Dettweiler, Kr. Zabern; Elsass], schwedisch-französischer Obrist, Generalmajor.

[341] Hans Adam v. u. zu Karpf [Karpff, Karpffen, Karpen] [ -1663 ?], schwedisch-französischer Obrist.

[342] Bärnau; HHSD VII, S. 73.

[343] Tirschenreuth; HHSD VII, S. 747f.

[344] [Ober-]Sandau [Dolní Zandov].

[345] Bad Königswart [Lázně Kynžvart, Bez. Eger]; HHSBöhm, S. 20f.

[346] BRAUN, Marktredwitz, S. 38.

[347] Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf v. Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] u. Tourabel [ -1645], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.

[348] Jan Karel [Johann Karl] Freiherr (1651) Přichovský z Přichovic [Prischoffsky,Pschioffsky, Psionsky, Prisiosky, Briovsky, Petzloffsky] [ -1660], kaiserlicher Obrist.

[349] Paul [Peter] Freiherr v. Révay [Rewaj, Rewai] [ – ], kaiserlicher Obrist.

[350] Sebastian Coselky [Cosalki, Koscheski, Kossetzky, Kosetzky, Cosetzleÿ, Casselcki, Golzecki] [ – ], kaiserlicher Obrist.

[351] TOGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 752, S. 246.

[352] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.

[353] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[354] Großkonreuth, heute Ortsteil von Mähring [LK Tirschenreuth].

[355] Bärnau [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 73.

[356] Marienbad [Mariánské Lázně, Bez. Eger, Tschechien]; HHSBöhm, S. 367f.

[357] Bad Königswart [Lázně Kynžvart, Bez. Eger, Tschechien]; HHSBöhm, S. 20f.

[358] [Ober-]Sandau [Dolní Zandov, Tschechien].

[359] ENGERISSER, Von Kronach, S. 231.

[360] Marodeur, Merodebruder: Diebesbande, Nachzügler, Feldstreicher. Marodeur: Der Begriff ist abgeleitet vom französischen „maraude“ oder „maraudage“, was „Felddiebstahl“ – besonders durch Soldaten – bedeutet. Verwandt ist das deutsche Eigenschaftswort „marode“, welches synonym zu „heruntergekommen“, „verfallen“ oder „verkommen“ verwendet wird. Marodeure schließen sich häufig in Banden zusammen. Je länger ein Konflikt andauert, desto größer wird naturgemäß das Marodeursunwesen, weil die Zahl der Menschen wächst, die keine andere Überlebensmöglichkeit mehr haben oder sehen. Aus diesem Grund war eine große Zahl von Marodeuren auch eine der Begleiterscheinungen des Dreißigjährigen Krieges. Das Phänomen ist jedoch keineswegs auf die Frühe Neuzeit beschränkt. [wikipedia]. Der Marodeur bezeichnet jemanden, der am Rande von Kampfhandlungen brandschatzt, plündert, erpresst, raubt, stiehlt, vergewaltigt und mordet. Zumeist handelt es sich dabei um durch Krankheit oder Verwundung untauglich gewordene und ausgemusterte oder wegen Verfehlungen aus der Truppe ausgestoßene Kombattanten oder um Deserteure. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 87: „Alle Nachtvögel / so die Strassen unsicher machen / und keinen Herren haben / sol man henken lassen. Der Ausdruck Merode-Brüder wird in der germanistischen Forschung meist auf Truppen des braunschweig-lüneburgischen, dann schwedischen Obristen Werner v. Merode bezogen, die 1635 an der Elbe meuterten und auseinander liefen, während Grimmelshausen die Verbände des kaiserlichen Obristen Johann II. v. Mérode meinte. => Gurgeln, Kriegsgurgeln, „Merode-Brüder“ in den „Miniaturen“.

[361] KLUGE, Hofer Chronik, S. 48.

[362] Gustav-Carlsson Horn af Kanckas, Graf af Björneborg [22.10.1592 Örbyhus im Kirchspiel Vendel-10.5.1657 Skara], schwedischer Feldmarschall. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13818.

[363] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[364] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[365] Don Fernando de Austria [16. oder 24.5.1609 Madrid-9.11.1641 Brüssel], spanischer Kardinalinfant.

[366] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[367] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.

[368] Lechhausen; heute Stadtteil von Augsburg.

[369] Arvid (Alexander, Artweh) Freiherr v. Forbes [Fin-Forbes, Finnesse-Forbes, Forbes den Aldre, Forbus, Forbusch, Vohrbuß, Vohrbris, Vorbusch, Forburg, „Sorbus“] [15.1.1598 Borgå, Finnland-20.1.1665 Stettin], schwedischer Generalmajor. MURDOCH, SSNE ID : 2227.

[370] Johann Schneidewind [Schneidewein, Schneidewin] [ – ], schwedischer Generalmajor.

[371] Thomas Sigmund v. Schlammersdorff [um 1590-nach 20.12.1637], schwedischer Obrist. WÖLLPER; STOLCH, Das Lebensbild des Obristen Thomas Sigmund von Schlammersdorff. Privatdruck 2014.

[372] Archives Municipales Strasbourg AA 1065.

[373] Caspar Freiherr v. Schnetter [Schmetter, Schnitter, Schneder] [ -Oktober ? 1644], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.

[374] Jan Freiherr v. Werth [1594 Büttgen-16.9.1652 Benatek], bayerischer, kaiserlicher General der Kavallerie. Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth; KAISER: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/W/Seiten/JanvonWerth.aspx [17.6.2014].

[375] Erasmus Freiherr v. Platen-Hallermund [Platow, Platho, Plato] [5.3.1590 Granskevitz auf Rügen-15.3.1663 Erxleben], schwedischer Obrist.

[376] Helm[old] [Wilhelm] Wrangel [Wrangler] genannt der „tolle Wrangel“ [1599-25.8.1647], schwedischer Generalmajor.

[377] Dachau [LK Dachau], HHSD VII, S. 129ff.

[378] ENGERISSER, Von Kronach, S. 289f.

[379] vagiert: gezogen.

[380] THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd. (1644), S. 286.

[381] Wilhelm IV. Herzog v. Sachsen-Weimar 11.4.1598 Altenburg-17.5.1662 Weimar], schwedischer Generalleutnant. Vgl. HUSCHKE, Wilhelm IV.

[382] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall. Vgl. BJÖRLIN, Johan Baner.

[383] Axel Gustafsson Oxenstierna Greve af Södermore [16.6.1583 Fanö bei Uppsala-28.1.1654 Stockholm], schwedischer Reichskanzler. Vgl. WETTERBERG, Axel Oxenstierna; FINDEISEN, Axel Oxenstierna; BACKHAUS (Hg.), Brev 1-2.

[384] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[385] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[386] Sigismund [Sigmund] Heusner [Heussner, Heußner, Häussner, Heysener, Heisener, Heißler, Heißner, S. v. Wandersleben] v, Wandersleben [17.4.1592 Coburg-12.4.1645 Wittenberg], schwedischer, dann kaiserlicher Generalkriegskommissar.

[387] Wilhelm V. Landgraf v. Hessen-Kassel [14.2.1602 Kassel-21.9.1637 Leer]. Vgl. ALTMANN, Wilhelm V.; KEIM, Landgraf Wilhelm V. v. Hessen-Kassel I, II; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; GEYSO, Beiträge I-III.

[388] Eisenach [Kr. Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.

[389] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.

[390] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[391] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.

[392] Hessen-kasselische Armee: „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312, über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885. Vgl. auch SODENSTERN, Die Anfänge.

[393] Kurt [Cord, Court] v. Dalwigk [Dallwig]-Schauenburg [ – ] hessen-kasselischer Obrist, Generalmajor.

[394] Vacha [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 447f.

[395] Rotenburg a. d. Fulda [LK Hersfeld-Rotenburg]; HHSD IV, S. 387ff.

[396] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.

[397] Hans Ludolf [Rudolf] Freiherr v. Breda [Bredaw, Bredau, Brettau, Brede, Breda, Bredon] [um 1595-14.11.1640 bei Riebelsdorf gefallen], kaiserlicher Feldmarschall.

[398] William [Wilhelm] Graf Gall [Gaill, Gill, Galles, Gallas] de Burgo [v. Burch, à Bourck, Bourg] [ -1655], kaiserlicher Obrist.

[399] Bad Hersfeld [LK Hersfeld-Rotenburg]; HHSD IV, S. 20ff.

[400] Spangenberg [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 417f.

[401] ENGERISSER, Von Kronach, S. 386ff.

[402] Hünfeld [LK Fulda]; HHSD IV, S. 238f.

[403] Petarde: durch Petardiere angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren. Zum Teil wurden Soldaten durch Sonderzahlungen zu dieser unter Umständen lebensgefährlichen Tätigkeit gebracht; THEATRUM EUROPEUM 5. Bd., S. 535 (1644). FEIL, Die Schweden, S. 461 Anm.: „Petarden (Pétara Polyclastra, Sprengkessel), zum Aufsprengen von Festungsthoren, Zugbrücken, Fallgittern, Palissaden, Ketten, Minen u. s. w. bestimmt, waren aus Stückgut oder Eisen gegossene Kessel, mit gutem Kornpulver gefüllt, welche mit der breiten Mündung auf einem starken Brett (Mandrill-Brett) befestiget und dann an das zu sprengende Objekt (z. B. Thor) entweder angeschraubt, oder mittels eines Balkens mit starkem Stachel angestemmt, oder auf einem Karren soweit angetrieben wurden, bis sie hafteten. Losgebrannt wurden sie mittels Lauffeuers oder Lunten“. „Sie dienten zum Zerstören von solchen Objekten, denen man durch direkten Kanonenschuss nichts anhaben konnte. Besonders häufig wurden sie zum Sprengen von Toren und Eindrücken von Contre-Escarpen beim Sappe-Durchbruch oder zum Sprengen von Pallisaden etc. verwendet. Die Petarde war ein mörserartiges bronzenes Gefäss, welches mit 0,5 bis 100 kg Pulver geladen [normal waren 6-8 Pfd. Pulver; BW] und nach gehöriger Dämmung mittels Schrauben, Ketten oder Seilen an ein beschlagenes Brett befestigt wurde. Man brachte die Petarde unter Schutz der Dunkelheit an den Ort der Verwendung (meist durch Freiwillige) und hängte sie dort an. Sie wurde dann durch eine lange Feuerleitung durch die im Boden angebrachte Brandröhre zur Explosion gebracht. Die Anwendung soll 1574 von den Franzosen herrühren. Die Kaiserlichen unter FM Adolf v. Schwarzenberg sprengten mit Hilfe zweier Petarden bereits am 29.3.1598 zwei Tore der von Türken verteidigten Festung Raab. Sie waren unter der Leitung des FZM Johann Albrecht v. Sprinzenstein auf seine eigenen Kosten in Wien erzeugt worden. Die Gefäße hielten der Explosion stand und konnten wieder verwendet werden ! Sprinzenstein hatte eine Reihe von Verbesserungen bei der Artillerie eingeführt und eine Reihe von Erfindungen gehen auf sein Konto. Er hatte für Herzog Wilhelm V. v. Baiern ein Geschütz mit gezogenem Rohr als Hinterlader hergestellt. (Der Herzog schenkte es späte Kaiser Rudolf II.) Die Petarden hatten ein großes Gewicht. Auf 5 kg Ladung wurden 40 kg Metall gerechnet, eine leere Petarde für 100 kg Ladung wog 2,5 Zentner !“ [http://www.kuk-wehrmacht.de/regiment/artillerie/artgesch.html].

[404] Sigismund [Sigmund] Heusner [Heussner, Heu0ner, Häussner, Heysener, Heisener, Heißler, Heißner, S. v. Wandersleben] v, Wandersleben [17.4.1592 Coburg-12.4.1645 Wittenberg], schwedischer, dann kaiserlicher Generalkriegskommissar.

[405] Vacha [Wartburgkr.]; HHSD IX, S. 447f.

[406] Kurt [Cord, Court] von Dalwig [Dallwig]-Schauenburg [ -27.11.1634 bei Hersfeld] hessen-kasselischer Obrist, Generalmajor.

[407] Faktion: Gruppe, Tatgemeinschaft.

[408] Hans Ludolf [Rudolf] Freiherr v. Breda [Bredaw, Bredau, Brettau, Brede, Breda, Bredon] [um 1595-14.11.1640 bei Riebelsdorf gefallen], kaiserlicher Feldmarschall.

[409] Treysa, heute Stadtteil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kreis].

[410] Ziegenhain, heute Stadtteil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kr.]; HHSD IV, S. 483ff.

[411] CHEMNITZ, Königl. Schwedischer […] Kriegs Ander Theil, S. 584f.

[412] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.

[413] Hans Ludolf [Rudolf] Freiherr v. Breda [Bredaw, Bredau, Brettau, Brede, Breda, Bredon] [um 1595-14.11.1640 bei Riebelsdorf gefallen], kaiserlicher Feldmarschall.

[414] Generalfeldzeugmeister [schwed. general för artilleriet, dän. generelt feldzeugmeister]: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt. Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Er erhielt nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) monatlich 1.200 fl.Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder“ [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister und die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- und Schanzenbau sowie die Anlage von Laufgraben vor Festungen.

[415] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.

[416] praevenieren: zuvorkommen.

[417] Rittmeister [schwed. Ryttmåstere, dän. kaptajn]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, in besetzten Gebieten wurden schon einmal 240 Rt. monatlich erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15), während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich datiert gewesen. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[418] Leutnant [schwed. Löjtnant, dän. Løjtnant]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-80 fl. – zumindest wurden in den besetzten Städten monatlich 80 Rt. (120 fl.) erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 -, was etwa dem Sold eines bayerischen Kriegsrats entsprach. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der infanterie 60 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 52f.: „Ein Leutenant wird von dem wörtlein Lieutenant, quasi locum tenens, Ort / Platz / Stell- oder Statthalter eines Capitains genant / diweil er in abwesen seines Capitains desselben Stell verwaltet / er könnte auch der Unterhaubtmann geheissen werden. Ein solcher sol ein dapferer / aufrichtiger / Kriegsgeübter / und praver Cavalier seyn / und ist dem Capitain der nächste: in dessen abwesen commandiert er follkommen / und hat auch in gegenwart des Capitains den gantzen Befehl über die Compagnie: dann wann dem Capitain von dem Regiment etwas anbefohlen wird / so gibt er dem Leutenant Ordre / wie er sich in einem und anderem verhalten solle / der dann durch seine nachgesetzte Officier den Befehl follstrecken laßt: Dieser sol auch des Capitains guten Namen / Ehr / und Reputation lieb haben und schirmen / alß sein eigen Leben und Ehr / und sich sonderlich dem Capitain um dapfere und versuchte Soldaten umschauen / auch wie er die Soldaten logiren und wol einquartieren möge: Darneben soll er fleissig achtung geben / daß alles gleich zugehe / nach guter ordnung und ohne klag. Alle Abend sol er sich auf der Parade finden lassen / und sehen / wo mangel erscheine: ob auch die Parade / Wacht / und Ordre wol angestellet und gehalten werden: dagegen sol er sich in seinem Commandement gravitetisch und ernsthaft erzeigen / daß ihn seine untergebene Officier und Soldaten ehren / und so wol alß den Capitain fürchten. Die Soldaten werden auch durch ihn gestraft / und ligt ihme aller Last auf dem hals: dann so er die Compagnie nicht versehen müßte / mangelte man keinen Leutenant. Sein Oberwehr ist eine Partisane / er thut keine Wacht / alß die Haubtwacht / da die Compagnie wachet. Er sol auch die Corporalschaften an Mannschaft gleich außtheilen / und keiner mehr versuchte Soldaten geben alß der anderen / daß einer die besten / ein anderer aber die schlechtesten Soldaten habe / woran in einer Occassion vil gelegen ist: Er sol den strafwürdigen streng / den gehorsamen aber gutthätig seyn: Er sol auch aller Soldaten humores erkennen. In summa / er sol wüssen in abwesen des Capitains die Compagnie mit satsamer genugthuung zuregieren / alß wann der Capitain selbst zugegen were / und beyde Officia unklagbar zuverwalten“.

[419] Sergeant [schwed. Sergeant]: Der Sergeant war Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung und Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. und 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, und im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang und Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung und Weitergabe der Losung an die Korporale und Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Compagnie und die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- und Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie und Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere. 1620 erhielt er in der kurbrandenburgischen Armee monatlich 15 fl. , der tägliche Unterhalt war 1631 mit 9 Grroschen angesetzt.

[420] Korporal [schwed. korpral, dän. korporal]: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich; „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 24 Rt. erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461. DESING, Historia auxilia 2. Bd., S. 186: „Corporal ist ein Unter-Officier, der viel zu thun hat: Darumb seynd bey einer Compagnie zwey, drey oder vier. Für seine 15. Mann, welche man eine Rott nennt, empfängt er vom Capitain d’Armes das Gewehr, vom Fourier das Quartier, vom Muster-Schreiber das Geld, vom Sergeanten die Ordre, gehört nit zur Prima plana“. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 60: „Die Corporalen sollen gute / redliche / und versuchte Soldaten seyn / die schreiben / lesen / und rechnen können. In dem commandieren sollen sie gleiche ordnung halten / die Schiltwachten zu guter zeit aufstellen / und ihr Ansehen bey den Soldaten erhalten: Sie sollen gantz eiserne Ladstecken / Krätzer / und Kugelzieher an ihren Musqueten haben / daß sie den Soldaten zu hülff kommen mögen“.

[421] Oliver [Olivier] Wallis [Waller, Walli, Wallisch, Walsh, Wallis of Carrickmines], Freiherr v. Karighmain [1600–21.6.1667 in Ungarn], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.

[422] Feldwebel [schwed. fältväbel, dän. sergent]: Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung und Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. und 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, und im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang und Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung und Weitergabe der Losung an die Korporale und Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Compagnie und die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- und Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie und Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 20 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) hatte er Anspruch auf 21 fl.; 1634 erhielt er beim Fußvolk 9-14 fl. Sold. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 46ff.

[423] Fourier, Fouragier, Fourageur: Der Fourier übte eine ähnliche Aufgabe wie der Quartiermeister aus, indem er vor allem die Verpflegung der Truppe und die Beschaffung von Viehfutter in den besetzten Gebieten sicherstellen sollte. Geschickte Fouriere konnten gerade in ausgezehrten Landstrichen wichtig für das Überleben der Einheiten werden. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 24 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Die herbei geschafften Nahrungsmittel stammten zum größten Teil aus Plünderungen. Daneben leisteten die z. T. weit herum kommenden Fouriere auch Kundschafterdienste.

[424] Capitain d‘armes: Unteroffizier einer Kompanie, der die vorrätigen Bekleidungsstücke, Waffen etc. beaufsichtigt und ausgibt. 1620 erhielt er in der kurbrandenburgischen Armee monatlich 15 fl.

[425] N Daniel [ -27.11.1634 bei Herzfeld]; kaiserlicher Obristleutnant.

[426] Augustin v. Hanau [10.8.1591-24.8.1661 Gamig], kursächsischer, kaiserlicher Obrist u. Generalwachtmeister.

[427] Walstatt: Schlachtfeld, Kampfplatz. ursprünglich mhd. „Leichenfeld“, „von Leichen bedecktes Schlachtfeld“ oder überhaupt „Ort, wo gekämpft worden ist“; DWB Bd. 27, Sp. 1360, 62.

[428] THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 385.

[429] Lichtenberg, heute Ortsteil von Fischbachtal [LK Darmstadt-Dieburg].

[430] Exekution: (notfalls gewaltsame) Umsetzung von Bestimmungen und Auflagen; Zwangsvollstreckung, Zwangseintreibung von Kontributionen. Das Militär setzte dafür gern die allseits gefürchteten Kroaten ein; LEHMANN, Kriegschronik, S. 68f., 70. Die Bürger hatten den zwangsweise bei ihnen einquartierten Soldaten Wohnung, Holz, Licht, Salz und Lager zu gewähren und für jeden Tag und Mann z. B. ein Kopfstück zu zahlen, bei halben Tagen dementprechend ein halbes Kopfstück und bei einzelnen Stunden im Verhältnis weniger, bis die fragliche Summe aufgebracht war. Der Memminger Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“ eine derartige Exekution, SCHORER, Memminger Chronick, S. 146f.: „Was die Soldaten / im Hornung / Merzen vnd April [1637; BW] / vor grewliche Tyranney geübet / die Thor gesperret / den vornembsten Burgern eingefallen / eine grosse Summa gelt zuerpressen / ist vnbeschreiblich. Zu diesem Elend kam noch ein Verbott / vnd Ringerung etlicher Müntzsorten im Römischen Reich / also daß der arme Mann vmb sein gering übrigs Geltlen kein bissen Brodt bekom̃en konnte. O deß grossen Elendts ! über diesen grossen Jam̃er / kam im Mayen Ordinantz / daß die Stadt 1 ½ Regiment vom Piccolominischen Volck verpflegen solle: Darzu man Monatlich 3200. Gulden geben muste. Als man den 10. May durch einen Commissarium mit den Officirern rechnete / war die Stadt gezwungẽ der Officirer Rechnung / welche sie nach ihrem Beliebẽ gemachet / zu vnderschreiben. Den 31. May waren Herrn Burgermeister vnd Geheimbde [Ratsherren; BW] in Arrest / in deme die Officirer viel tausent Gulden begehrten. Den 2. Junii haben die Officirer die vornehmbste Häusser bezogen / vnd sich mit Gewalt eingelegt / Geld zu erpressen / wehrete biß auff den 7. Junii. Man forderte das Gericht und Rath zusamen / vmb Mittel zu sehen Gelt auffzubringen / aber es scheinete vnmöglich / also weil nunmehr die Burgerschafft vmb ihr baares Gelt / Gold /Silbergeschirr vnd Kleinodien gäntzlich gekommen / hat man sich resolvirt / den Soldaten Zin / Kupffer vnd Kleider anzubieten. Darauff gieng den 10. Junii das Exequiren widerum an. War ein kläglicher Tag / konnte kein Burger dem andern helffen / bald hörte man wie die Soldaten da / bald dort eingefallen / vnd Gelt presseten. Den 13. Junii war der Rath widerumb arrestirt / vnd Soldaten in der Burger Häuser geschicket / von manchem 200/300/400 biß in 500 fl. zuerpressen: Da man sich dann mit ihnen vergleichen / oder so lang zu Essen vnd zu Trincken geben müssen. Wie sich dann befunden / dass sie auff die 2049. fl. von den Burgern in ihren Häusern erpresst: auch 160. Kühe vñ 60. Pferdt ihnẽ weg genom̃en / solches auch vnder grossem heulen vnd wehklagen der armen Burger / vnd ihren kleinen Kindern fort biß nach Ochsenhausen getriben / doch hernacher widerumb allher gebracht / vnd auff 30. Stuck an ihrer Forderung in behalten. Als man ihnen nun satisfaction gegeben / an Vieh / Gelt / Geltswerth vnd Obligationen / etlich tausent Gulden betreffent / seyn sie (die vom Beckischen Regiment) den 17. Junii weggezogen / worauff die Stadt widerumb etwas Lufft / vnd die Schlüssel zu den Thoren bekommen. Es befande sich nach ihrem Abzug / als die Rechnungen von Biberach / Ravenspurg / Kauffbeuren / Leutkirch vnd vnserer Stadt zusamen getragen wurden / daß die Beckische [Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec]; BW] Soldaten / diese bemelte Stätt innerhalb 5. Monaten auff die 130000. fl. gekostet“.

[431] Aschaffenburg; HHSD VII, S. 33ff.

[432] Malter: sehr unterschiedliches Maß in den einzelnen Territorien oder Städten: Aachen = 148.268 Liter; Altenburg (Thüringen) = 293.944 Liter; Baden = 150 Liter; Coburg = 167.1 Liter; Düsseldorf = 165.84 Liter; Erfurt = 715.358 Liter; Frankfurt/M. = 114.729 Liter; Fulda = 174.122 Liter; Hanau = 122.122 Liter; Hannover = 186, 91 Liter; Heidelberg = 111.416-125.343 Liter; Hildesheim = 155.6-158.7 Liter; Höchst = 114.729 Liter; Homburg 100-128 Liter;  Kaltennordheim/Thüringen = 167.5 Liter; Kassel = 643 Liter; Kleve = 214.4 Liter; Koblenz = 192.366Liter; Köln = 143.54 Liter; Krefeld = 137.512 Liter; Limburg/Lahn = 200.022 Liter; Lippe-Bückeburg = 105.5 Liter; Lippe-Detmold = 474.168 Liter; Mainz = 109.388 Liter; Mannheim = 111.08 Liter; Meiningen = 8 Maß = 32 Metzen = 167.1016 Liter; Mühlhausen/Thüringen = 161.613 Liter; Oldenburg = 273.636 Liter; Osnabrück = 244.4 Liter; Ostheim = 117.64 Liter; Paderborn = 291.608 Liter; Sachsen-Weimar = 150.588 Liter; Trier = 236.97 Liter; Weimar = 150.588 Liter; Wernigerode: 1 Malter Hafer = 12 Scheffel = 600 kg; Wiesbaden = 109.388 Liter.

[433] Ohm: ca. 120 bis 150 Liter.

[434] Eimer: altes Flüssigkeitsmaß = 70, 9347 Liter (Erfurt), Leipziger Weineimer 75, 85 Liter, Biereimer 86, 89 Liter, 1 Eimer = 79, 73 Liter (Schmalkalden), 60, 68 Liter (Erzgebirge), 69 Liter (Nürnberg), ca. 76 Liter (Olmütz), 1 Eimer = 3 Hosen = 72 Kannen = 144 Nösel =  67,3632 Liter (Sachsen), 1 Eimer = 64, 20 Liter (Wasserburg). Österreich: 40 Maß = 160 Seidel = 56, 589 Liter, Franken:1 Eimer = 80 Liter; 1 Eimer (Sachsen) = 67, 3632 Liter.

[435] Römermonat: nach der Reichsmatrikel berechnete allgemeine Reichssteuer zur Finanzierung des Reichsheeres (zunächst als Unterstützung für Karl V.), die über die Reichskreise auf die Reichsstände umgelegt wurde; der Hauptstreitpunkt bei der Kriegsfinanzierung. Die Steuer wurde für ein Heer von 4.000 Mann zu Pferd und 20.000 Mann zu Fuß berechnet. 1541 wurden die Kosten für den Heeresunterhalt auf 128.000 Gulden pro Monat festgelegt. Dieser „Römermonat“ diente fortan als Simplum der Monatszahlungen bei Reichssteuern im Allgemeinen. Der Name verweist auf die Römerzüge: auf einen militärischen Begleitschutz des Zuges nach Rom zur Krönung des deutschen Kaisers. Es wurde jedoch nie eine militärische Hilfe oder Reichssteuer für den Römerzug bewilligt. Vgl. RAISS, Römermonat.

[436] Philipp (V.) Graf v. Mansfeld-Vorderort zu Bornstedt [1589-8.4.1657 Raab], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. die Erwähnungen bei SEIDEL, Die Grafen von Mansfeld.

[437] Egon VIII. Graf v. Fürstenberg-Heiligenberg [21.3.1588 Speyer-14.8.1635 Konstanz], bayerisch-ligistischer Obrist.

[438] General(kriegs)kommissar: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- und Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontributionen), zur Kontrolle der Kriegskommissare und übernahm auch militärische Aufgaben. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er monatlich 600 fl. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld und in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie aufgrund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- und Truppenfinanzierung zu senken und Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport und die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten und gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- und Reichstagen auf und war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen) und Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter. DAMBOER, Krise, S. 27:  „Im Schreiben des Generalkommissars Schäfer an Maximilian vom 13. Dezember 1644 schrieb dieser, die Generalkommissare suchten nichts als des Kurfürsten und der Armada Interesse und würden trotzdem immer verfolgt, gehasst und beneidet“. Vgl. auch KAPSER, Die bayerische Kriegsorganisation, S. 101ff.

[439] Wolf Rudolf Freiherr v. Ossa [Oßen] [ca. 1574-16.9.1639 Regensburg], kaiserlicher Generalkriegskommissar, Feldmarschall u. katholischer Hardliner.

[440] Christoph Freiherr v. Lerchenfeld [ -1649], bayerischer Generalkriegskommissar.

[441] Georg II. Landgraf v. Hessen-Darmstadt [17.3.1605 Darmstadt-11.6.1661 Darmstadt]; „Hessen-Darmstadt, Georg II. Landgraf von“, in: Hessische Biografie <http://www.lagis-hessen.de/pnd/118884352> (Stand: 8.3.2012). Vgl. DIEHL, Georg II.; BECK, Die Neutralitätspolitik Landgraf Georgs II.; WACHENDORFER, Möglichkeiten und Grenzen

[442] HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 110ff.

[443] Guttenberg [LK Kulmbach].

[444] Köln; HHSD III, S. 403ff.

[445] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.

[446] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.

[447] Braunfels [Lahn-Dill-Kreis]; HHSD IV, S. 59f.

[448] Friedberg [Wetteraukr.], HHSD IV, S. 145ff.

[449] Büdingen [Wetterau-Kreis]; HHSD IV, S. 66f.

[450] Gelnhausen [Main-Kinzig-Kr.]; HHSD IV, S. 164ff.

[451] Aschaffenburg; HHSD VII, S. 33ff.

[452]Altenhaßlau, heute Ortsteil von Linsengericht [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 7f.

[453] Großenhausen, heute Ortsteil von Linsengericht [Main-Kinzig-Kreis].

[454] Lützelhausen, heute Ortsteil von Linsengericht [Main-Kinzig-Kreis].

[455] KREUTER, Gelnhausen II, S. 68. Kreuter datiert nach dem alten Stil.

[456] Rotenburg a. d. Fulda [LK Hersfeld-Rotenburg]; HHSD IV, S. 387ff.

[457] Berka a. d. Werra [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 47f.

[458] KÖNNECKE, Quellen I, S. 175.

[459] Arheilgen, heute Stadtteil von Darmstadt.

[460] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.

[461] Otto Ludwig Wild- u. Rheingraf v. Salm in Kirburg, Mörchingen u. Tronecken [13.10.1597-16.10.1634 Speyer], dänischer, dann schwedischer General.

[462] Wilhelm IV. Herzog v. Sachsen-Weimar 11.4.1598 Altenburg-17.5.1662 Weimar], schwedischer Generalleutnant. Vgl. HUSCHKE, Wilhelm IV.

[463] David Bouillon [Bullion, Bullian, Bullier] [ – ], schwedischer Obrist.

[464] Sir James Ramsey „the Black“ [1589-28.6.1639 auf Schloss Dillenburg], schwedischer Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 3315.

[465] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.

[466] Alzenau; vgl. Freigericht [hess. Kr. Gelnhausen und bayr. Kr. Alzenau]; HHSD IV, S. 143f.; Alzenau i. Ufr. [LK Aschaffenburg]; HHSD VII, S. 19f.

[467] Freigericht [hess. Kr. Gelnhausen und bayr. Kr. Alzenau]; HHSD IV, S. 143f.

[468] Miltenberg [LK Miltenberg]; HHSD VII, S. 448ff.

[469] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.

[470] Marköbel, heute Ortsteil von Hammersbach [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 323f.

[471] Wächtersbach [Main-Kinzig-Kr.]; HHSD IV, S. 443f.

[472] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) und bildete sich, neben den Offiziers- und Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern und Heilkundigen, Köchen und Handwerkern, Händler/innen und Marketender/innen, Invaliden und Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen und Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen und zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Nach der Kapitulation der Kaiserlichen 1632 in Zwickau rückten angeblich 1150 Infanteristen, 800 Kavalleristen (zumeist Kroaten), 2100 Huren und Troßbuben ab; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 427. Der schwer bewegliche Tross („Geschlaif und Geschlepp“: Bezeichnung aus Württemberg; SIEBER, Oberamt Besigheim, S. 43) und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, und war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms und seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 119 (Bad Windsheim 1635), S. 119: „1635. den 11. Martii zogen die beede Schwäbischen Compagnien unterm Hauptmann Rödeln und Richtern aus der Stadt / solten 421. Mann seyn / aber als man sie unter dem Thore zehlete / warens 1800. Köpffe in allem mit Weib und Kindern“. Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombatanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S. 19.

[473] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[474] Bergstraße; HHSD IV, S. 43f.

[475] KREUTER, Gelnhausen III, S. 69f.

[476] Gerstungen [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 144.

[477] Georg Herzog v. Braunschweig-Lüneburg [17.2.1582 Celle-2.4.1641 Hildesheim], kaiserlicher Obrist, 1631 schwedischer General. Vgl. DECKEN, Herzog Georg.

[478] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1119, S. 352.

[479] KÖNNECKE, Quellen, S. 175f.

[480] Prima plana: das erste Blatt der Musterrolle, auf dem die Personen verzeichnet waren, die zum Kompaniebefehl gehörten: Hauptmann, Rittmeister, Leutnants, Fähnriche, Kornett (als Oberoffiziere der Prima plana), Feldwebel, Führer, Fourier, Musterschreiber, Feldscherer (Unteroffiziere der Prima plana). Korporäle, Gefreite, Spielleute und Fourierschützen galten dagegen als gemeine Befehlshaber.

[481] KÖNNECKE, Quellen I, S. 174.

[482] Sontra [Werra-Meißner-Kreis]; HHSD IV, S. 417.

[483] KÖNNECKE, Quellen I, S. 179.

[484] Hauskirchen [Bez. Gänserndorf, Niederösterreich].

[485] SCHWEICKHARDT, Darstellung, S. 295f.

[486] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[487] Schlotheim [Unstrut-Hainich-Kreis], HHSD IX, S. 385.

[488] Mehrstedt [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 454.

[489] Großmehlra [Unstrut-Hainich-Kreis].

[490] Ebeleben [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 84f.

[491] HAPPE II 54 v – 55 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[492] Wolferschwenda [Kyffhäuserkreis].

[493] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.

[494] HAPPE II 55 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[495] Rudolstadt [Kreis Saalfeld-Rudolstadt].

[496] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 118.

[497] Ludwig [Lodovico, Lukasch] v. Perwast [Pervast, Prevost, Premast], genannt „Ludwig“ [ – ], kaiserlicher Obrist.

[498] Bendeleben [Kyffhäuserkreis].

[499] Großensömmern, veraltete Bezeichnung für Sömmerda [Kreis Sömmerda].

[500] HAPPE II 146 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[501] Benfeld [Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[502] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 595.

[503] Benfeld [Elsass, Dép. Bas-Rhin; Frankreich].

[504] LEUPOLD, Journal, S. 331f.; DROYSEN, Bernhard von Weimar 2 Bd., S. 380.

[504a] ELLRODT, Gefrees, S. 138 Anm.

[505] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[506] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[507] Römhild [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.

[508] Limpurg: eine zeitweise weitverzweigte schwäbisch-fränkische Adelsfamilie, brachte zahlreiche hochgestellte Reichsbeamte, Bischöfe und Domherren hervor. Ihren Namen tragen sie nach der Burg Limpurg bei Schwäbisch Hall. Noch heute wird ihr ehemaliges Herrschaftsgebiet, das sich zwischen Schwäbisch Hall, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen erstreckte, als Limpurger Land bezeichnet. Hauptort der ehemaligen Grafschaft ist die Stadt Gaildorf (Landkreis Schwäbisch Hall).

[509] Wolfgang Hafner [Haffner] [ – ], kaiserlicher Oberkriegskommissar.

[510] Franz v. Hatzfeldt [13.9.1596 Schloss Crottorf-30.7.1642 Würzburg], Fürstbischof v. Würzburg u. Bamberg. Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg.

[511] MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 500.

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