Poiler, Johann, gen. Krause Kop; Straftäter [ – ] Poiler aus Hilchenbach[1] war wegen zahlreicher Überfälle, Diebstähle und Gewaltttaten im Amt Bilstein[2] und angrenzenden Orten Ende April 1635 gefasst worden. „Poiler gibt in der Vernehmung zu, daß er zuvor in kaiserlichen Diensten gewesen sei. Er sei aber nicht – wie ihm vorgeworfen wird – ohne Paßzettel von der Truppe weggegangen, sondern habe diesen in Arnsberg[3] erhalten. Er habe sich seiner Kompanie nicht wieder anschließen können, da diese vor Hameln[4] geschlagen worden sei. Erhalten. Zu einigen Delikten bekennt sich Poiler, andere – insbesondere Mordtaten – leugnet er und beschuldigt zugleich seine Kumpane. So soll die Erschießung des Hermann Gutbier 1634 in Kirchhundem[5] durch Johann von der Heiden erfolgt sein. Die Entführung und Mißhandlung des Jost Kin aus (Ober-)Veischede[6] gehe auf Johann von [.]etphe, Contzen Sohn, und Johan Tier zurück. Bedeutsam erscheint, daß der Graf zu Nassau-Dillenburg [Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg; BW] den gefangenen Übeltäter gegen ‚rantzonen‘ (Lösegeld) frei bekommen möchte. Der Graf trägt ein Jahr später die Verantwortung für die Erschießung des Kaiserlichen Obristen von Lintelo auf Haus Valbert[7] bei Oedingen,[8] in dessen Dienst sich Johann Poiler angeblich begeben wollte.
Postscriptum. Großgepietender her la[ndd]roste. Am vergangenen sontage hat sich begieben, das wenig soldaten, so sich dieser ortter uffhalten und bie oberst Lindtlohe oder sonsten in dienst gieben wollen, einen genants Johan Poiler oder Krausekop, gehn Kickmeke[9] auß der grafschafft Nassawe und dorffe Hilchenbach abgehalet. Selbigen habe ich durch hiesige soldaten anhero bringen laißen, darumb daß derselbe, da er fur 3 oder 4 jaren, dieser seit auß Kayserlicher Mayestät dienste ohne paßporte außgetretten, sich hier auf der grenße nicht alleine mit unaufhorlichem rauben, fangen und tormentieren der reisenden leute weitlich geprauchet, sondern auch schier alle dorffer hir helffen berauben und außplundern, ja der anstiffter und fuhrer solches ubelß und Herman Gutbier auf den Carfreitag und meher leute erschoißen haben sol, so daß seine boße thaten soweit sich erstrecken, das er dießen underthanen allen ein schrecken; und nun hat Ihre Gnaden zu Dillenberg ihnnen gigen rantzonen zu erlaißen begert, wie auß beiverwarter uberschickter mißiven zu ersehen, waiß von mir auch darauf geantwortet, weiset bielagendes concept auß. Also euer woledlen, gestrengen liebden erclerunges und verhalten hiruber erwarte. Und ist bie dieß hoch in consiteration zu zihen, da er erlediget werden solte, daß wegen seiner von jugent auf angewenter boßen natur und verubten ubelthaten, kein dorff noch einiger bawr vor ihme sicher“.[10] Leider ist hier der Ausgang des Verfahrens nicht mitgeteilt. Möglich wäre jedoch, dass er ins kaiserliche Heer eintrat und dort als Rittmeister Krauskopf auftauchte.
[1] Hilchenbach [LK Siegen]; HHSD III, S. 322f.
[2] Bilstein [Gem. Kirchveischede, LK Olpe]; HHSD III, S. 77f.
[3] Arnsberg [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 28ff.
[4] Hameln; HHSD II, 192ff. Gemeint ist wahrscheinlich die Schlacht bei Hessisch-Oldendorf am 28.6./8.7.1633: Schwedisch-hessische Truppen unter Dodo von Knyhausen, hessische unter Melander (Holzappel) und Georg von Braunschweig-Lüneburg schlagen die kaiserlich-ligistische Armee unter Gronsfeld, Mérode-Waroux und Bönninghausen, die an die 4000 Tote Verlust haben. In einer zeitgenössischen Flugschrift war auf die ungewöhnlich hohen Verluste in dieser Schlacht verwiesen worden; COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN: „Vnnd ist der eigentliche Bericht von den Gräfflichen Schaumbergischen Dienern einbracht / daß derselben auffs höchste etwa in die vierhundert Mann / die man alle hätte zählen können / in Münden [Minden; BW] ankommen wehren / vnnd ist eine solche Schlacht geschehen / daß weder in der Leipzischen Anno 1631. noch Lützischen Schlacht / Anno 1632. so viel Todten auf der Wahlstatt gefunden vnnd gesehen worden / wie jetzo“. Abgesehen von der reichen Beute hatte der Sieg bei Hessisch-Oldendorf jedoch eine nicht zu unterschätzende Wirkung im protestantischen Lager, glaubte man doch, dass „deß feindes force vollents gebrochen sein solle“; Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 112 (Ausfertigung): Johann Casimir von Sachsen-Coburg an Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach, Coburg, 1633 VII 04 (a. St.). In der COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN hieß es: „Bei den Konföderierten sind fast alle Reuter Reich worden / vnnd ist Silber Geld vnnd Pferde gnug zur Beute gemacht worden / denn der Feind allen seinen Trost bey sich gehabt: Deßwegen vnsere Hohe- vnnd Nieder Officirer vnnd alles Volck dermassen Resolut zum fechten gewesen / daß nit zu glauben / noch gnugsam außzusprechen / vnd ist abermahls der Papisten Ruhm / in der Compositione pacis prächtig angeführt: Daß die Evangelische keine offene FeldSlacht wider die Papisten niemals erhalten / durch Gottes Krafft zu nicht vnd zur offnen Weltkündigen Lügen geworden“.
[5] Kirchhundem [LK Olpe]; HHSD III, S. 395f.
[6] Oberveischede, heute Ortsteil von Olpe [LK Olpe].
[7] Valbert [LK Altena]; HHSD III, 728f.
[8] Oedingen [LK Meschede]; HHSD III, 584f.
[9] Kickmeke: nicht identifiziert.
[10] CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 341f.