Thun, N von; Graf, Obrist [ – 14.11.1643] Thun stand 1643 als Obrist in kaiserlichen Diensten.
Das Theatrum Europaeum berichtet für 1643: „Kurze Zeit für oberzehlten Händeln / hatte sich in der Stadt Briege[1] ein Vnglück zugetragen / Nemblich dieses / in dem Dinstags am 14. Nov. Herr Graff von Thun[2] / vnd Obrister Gabo / bey dem Herrn Gen. Graffen von Gallas zum Frühmal gewesen / vnd beyde über der Tafel / gegeneinander mit Vexation vnd Worten gerathe: Ist darauffer nach vollendeter Mahlzeit besagter Graff auffgestanden / vnd ersterwehntem Obristen etwas heimlich in ein Ohr gesagt. Darauffer sind sie so bald hinauß gegangen / sich zu Pferdt gesetzt / vnd auff dem Ring zu Briege / Kugeln gewechselt. Worbey sich zugetragen / daß in dem mehrbesagten Grafen die Pistol am ersten Ritt versagt / Obrister Gabo ihn durch den Schenckel geschossen.
Wie nun der Graf sich gewandt / vnnd vermeynt mit der zweyten Pistoln ihm eines anzumachen / ist Gabo abermals fürkom̃en / vnd den Graffen durch den Kopff geschossen / also / daß er von stundt an todts verblieben: Gabo aber nicht am wenigsten verwundt worden.
Nach dem er aber gesucht / sich vermittelst der Flucht ausser Gefahr zu begeben / ist ihm zwar am ersten Thor der Paß verwaigert worden / dorauff er nichts destoweniger bey dem andern Thor durchkomen / deme sein Secretarius nachgefolgt / aber ebenmässig von der Wacht angehalten werden wöllen. In dem selbiger nun mit berührter Wacht viel Wortwechselns gemacht / der Obriste aber inmittelst seiner gewartet / vnd endlich gewahr worden / was seinen Secretari zurück halte / hat er vermeynt die Wache mit blossem Dägen zu schrecken: Welches ihm dann übel bekommen. Dann als von einem Feldwäbel befohlen worden Fewer zu geben / haben dem wort 2. Mußquetirer thätlich parirt / vnd besagten Obrist von dem Pferd herunter geschossen. Auff diese Tragœdi ist Herr General Graff Gallas zum hefftigsten bewegt worden.
Inmittelst hat man beyde / am 20. dieses / nemblich den vorbesagten Graffen / vnd Obristen todt nacher Glatz[3] überbracht. Von dannen Gabo auff Prag geführet / der von Thun aber von dem Graffen von Anneberg[4] daselbst behalten / vnd in der Kirchen in ein Capell beygesetzt worden“.[5]
[1] Brieg [Brzeg]; HHSSchl, S. 54ff.
[2] Möglicherweise Maximilian Graf zu Thun.
[3] Glatz [Klodsko; Grafschaft u. Stadt]; HHSSchl, S. 116ff.
[4] St. Annenberg [1641 Annaberg, Góra Świętej Anny, Kr. Groß Strehlitz]; HHSSchl, S. 469f.
[5] Theatrum Europaeum Bd. 5, S. 188.