Navarre, Heinrich de; Quartiermeister [ – ] Navarre stand 1646 als Quartiermeister unter Turenne in französischen Diensten. „Ende August oder Anfang September war Weilheim[1] von der schwedischen Kommandantur zu Landsberg[2] aufgefordert worden, mit der Lieferung von Brot, Getreide und Pferden zur Versorgung der dortigen Garnison beizutragen. Am 3. September schloß der Rat einen »Akkord«, einen Vertrag mit den Schweden. Der Rat verpflichtete sich damit zur Lieferung von 35000 Pfund Kommißbrot und 100 Sack Getreide. Dafür legten die Schweden eine aus etlichen Soldaten bestehende Schutzwache in die Stadt. Für diese Kleinstbesatzung hatte die Stadt Quartiere und Verpflegung zu stellen. Die Salva guardia gewährleistete, daß niemand aus den schwedischen oder verbündeten französischen Truppenverbänden die Stadt belästigte. Andererseits wachte sie darüber, daß keine bayerischen oder mit Bayern verbündeten kaiserlichen Truppen in die Stadt gelassen wurden.
Weilheim hatte sich also im September 1646 in schwedische Abhängigkeit begeben. Die Nähe zu dem am Lech stehenden feindlichen Truppenaufgebot mögen der Stadt keine andere Wahl gelassen haben. Verbindungen zwischen Weilheim und der kurfürstlichen Residenzstadt München bestanden aber nach wie vor.
Es läßt sich nicht ermessen, wie schwierig es für die Verantwortlichen in der Stadt Weilheim gewesen sein mag, in diesen verworrenen Umständen zu erkennen, was der Stadt zum Wohle oder zum Schaden gereichen konnte. Dabei darf man sich keinesfalls vorstellen, die Bürgerschaft sei einer Meinung gewesen.
Aus welchen Gründen auch immer: Die Stadt kam ihren den Schweden gegenüber eingegangenen Verpflichtungen nicht nach. So drohte der schwedische Kommandant zu Landsberg am 25. September, er werde auf Befehl des französischen Generalfeldmarschalls de Turenne die Stadt in Asche legen lassen, wenn nicht binnen kürzester Frist die geforderten 35000 Pfund Brot angeliefert würden.
Allem Anschein nach verstand es der Weilheimer Rat, den schwedischen Kommandanten zu Landsberg mit Ausflüchten hinzuhalten. So ging am 27. September an den Quartiermeister Heinrich von Navarre ein Schreiben, in dem es zwischen den üblichen barocken Höflichkeitsfloskeln heißt, die Stadt könne zwar 40 bis 50 Scheffel ankaufen, es sei jedoch nur eine der Weilheimer Mühlen betriebsfähig, so daß die Anlieferung sich noch eine Zeitlang verzögern werde; zudem mangele es an Zugpferden, und man wisse noch nicht, wie man das Getreide herbeischaffen solle. Im übrigen wäre ein Transport nach Landsberg gegenwärtig kaum zu verantworten, weil die Wege durch herumstreifende kaiserliche Truppen unsicher seien; so wären erst in der vergangen Nacht 70 Mann, an Weilheim vorbei, in Richtung München gezogen. Diesen Bescheid überbrachte eine zweiköpfige Weilheimer Bürgerabordnung am 28. September dem Landsberger Kommandanten. Dieser zeigte sich zunächst damit einverstanden, daß das Brot geschickt werde, das aus dem vorhandenen Mehl gebacken werden könne. Einen Tag später sandte er jedoch ein Schreiben hinterher, in dem er auf der unverzüglichen Lieferung der vollen vereinbarten Menge bestand. Am 6. Oktober schrieben die Weilheimer zurück, die geforderte Lieferung müsse unterbleiben; Getreide habe nicht angekauft werden können, wenn man aber an die eigenen Wintervorräte gehe, bedeute dies für die Stadt den Ruin.
Daraufhin zogen die Schweden am 14. Oktober im Einvernehmen mit der Stadt ihre Salva guardia ab. Dies bedeutete jedoch keineswegs ein Lossprechen von den eingegangenen Verpflichtungen, auch nicht von jener, keine bayerischen oder kaiserlichen Truppen in die Stadt zu lassen. Es mußte jedoch damit gerechnet werden, daß Schweden und Franzosen gesonnen waren, sich gewaltsam zu holen, was ihnen verweigert worden war. Von weiteren Verhandlungen ist bis zum 8. November nichts bekannt“.[3]
[1] Weilheim [LK Weilheim-Schongau]; HHSD VII, S. 797.
[2] Landsberg a. Lech; HHSD VII, S. 385f.
[3] BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 68f.