Wallenrodt [Wallenrod, Walleradt], Siegmund Friedrich von; Obrist [11.12.1620-10.12.1666] Wallenrodt stand 1636 als Obrist in kaiserlichen Diensten.
Im Tagebuch des Schulmeisters Gerlach von Albertshausen[1] bei Würzburg[2] heißt es für 1635: [2.1.1636] „Immer noch Einquartierung. (gott erbarm’s). Contribution Wallenrodt’sches Regiment hat 106 fl. betragen“.[3]
1647 stand er als Obristwachtmeister unter Sigismund Friedrich Graf von Götz in kaiserlichen Diensten.
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[4] aus dem von Eger[5] abhängigen Marktredwitz[6] erinnert sich an den September/Oktober 1647: „Eodem [29.9.; BW] haben wir dem H[errn] Oberst Beltin nach Waldsassen[7] 1 Faß Weißbier gesandt. Den 30. Sept. sind die Soldaten von Waldershof[8] früh vor Tags[anbruch] auf den Galgenberg und in die Sandgrube(n) herabgekommen, [um] daselbst(en) auf die Fuhren zu lauern, die wir von hier nach Eger schickten und sie (hin)wegzunehmen. Weil sie aber keine ertappt [haben], sind sie anhero vor das Tor [ge]kommen und haben sich sehr unnütz gemacht. Den 5. Oktober ist früh mit dem [anbrechenden] Tag eine churbayerische Partei – an die 300 Pferd[e] stark – von Reutlas[9] hervor auf Dörflas[10] hineingesprengt, hat sich gegen den Pfaffenbühl zu gewendet und ist dort durchs Wasser auf die Rößlermühl zu, wo sie gehalten, 2 Reiter hereingeschickt und begehrt hat, Fleisch, Bier, Brot und 30 Säck[e] Hafer(n) hinauszuschaffen. Da sie sich als Schwedische ausgegeben [haben], haben wir auch etwas bewilligt. Sie sind dann nach Leutendorf[11] gerückt, wohin wir 20 Laib[e] Brot, etwas von Semmeln, 3 Eimer Bier und 10 Maß Hafer(n) führen ließen. Von dort sind sie nach Kemnath“.[12]
„Den 8. Oktober ist der Oberst Beltin, der Kommandant zu Waldsassen, hier durch und nach Waldershof. Diesmal ist Waldsassen nit allein außen herum(b) mit vielen 100 Palisaden, sondern auch innerhalb der Mauer(n), in allen Gärten und Gassen besetzt und mit vielen Gräben und Abschnitten befestigt worden. Den 11. Oktober begehrte ein edler, fester Magistrat der Stadt Eger, bei Vermeidung der Exekution, die verfallene Kontribution. Den 12. Oktober schrieb uns der churbayerische Oberst Wilhelm Beltin, der Kommandant zu Waldsassen, daß wir uns bishero unterstanden [hätten], dem Feind nach Eger (von) allerhand Viktualien zuzuführen. Weil er aber solches länger(s) nit gestatten könne, so verwarne er uns treulich, solches einzustellen; widrigenfalls aber, wenn dergleichen Fuhren wieder von uns abgingen und [sie] ertappt würden, sollten nit allein Einspann und Wagen (hin)weggenommen, sondern auch den(en) dabei befindlichen Personen [die] Nasen und Ohren abgeschnitten werden“.[13] Die Strafandrohung entsprach dem von dem kaiserlichen Kommandierenden Holzappel erlassenen Befehl, um die Versorgung Egers zu unterbinden. Den 19.10. waren kaiserliche Truppen unter dem Kommando Wallenrodts nach Marktredwitz gekommen: „Den 19. Okt. sind wiederum(b) an [die] 100 kaiserl. Reiter dahin und ihnen nachgefolgt. Die haben abermals oberhalb Weißenstadt[14] etliche Fuder Wein [zusammen] mit Wagen und Pferd[en], von denen die meisten nach Thiersheim gehörten, weggenommen. Dem Hans Hartung [haben] sie allein 20 Eimer und 5 Pferd[e geraubt]. Eodem abends, als es schon lang finster war, sind diese Völker zurück und hier vor das Tor [ge]kommen. Sie haben herein und über [die] Nacht zu verbleiben begehrt. Obwohl wir gemeint [hatten], es im guten abwenden zu können, hat es doch nichts helfen wollen, da sie willens waren, die Tore mit Gewalt zu (er)öffnen. Wir haben geöffnet und für den Oberst Götz(en),[15] der das Volk führte, für seinen Obristwachtmeister, dem von Wallenrodt, für 8 Rittmeister, 8 Kornette(n), 8 Leutnante, etliche Dragonerhauptleut[e] und an [die] 400 gemeine Reiter [die] Billetten und [das] Quartier gemacht. Graf Götz ist aber mit wenig Pferden durch und [in] selber Nacht noch auf Waldsassen. Die übrigen aber sind samt den Weinfuhren hier verblieben.
Sobald nun der Oberstwachtmeister herein[ge]kommen [war], hat er uns [al]sobald zu sich kommen und durch H[errn] Rittmeister Bruml andeuten lassen, daß er [am] vorgehenden Tag stilliegen müsse. Unterdessen sollten wir ihm etliche Boten und 20 Paar Ochsen zur Fortbringung des Weines verschaffen. Wir haben aber dementgegen gebeten, uns mit dieser starken Vorspann zu verschonen, da wir [erst] neulich vom Feind spoliiert worden [wären] und um all unsere Vorspann [ge]kommen wären. Da wir dazu noch [ge]treue Untertanen der kaiserlichen Majestät wären, müßten wir hoffen, daß er sein Vorhaben ändern würde.
Hierauf sagte er, wir wären freilich kaiserl. Untertanen, aber wir wären [auch] danach ! Wir stünden schon im schwarzen Register und bei den kaiserlichen und churbayerischen Völkern in einem solchen Konzept, daß man uns für Verräter, Schelmen und Rebellen achte, die mit dem Feind in guter Korrespondenz lebten und dergleichen an allen kaiserlichen Erblanden nit zu finden [wären]. Deshalb hätte er auch Befehl, mit uns wie mit Rebellen zu hausen.
Wir haben uns hierauf entschuldigt und vorgebracht, daß kein Mensch auf Erden zu finden sein wird, der uns einer begangenen Verräterrei oder Untreu[e] gegen die kaiserliche Majestät beschuldigen könnte. Wir trügen auch [keine] Bedenken, auf solche falsche[n] Auflagen [hin] vor der kaiserlichen Majestät oder deren Generalität Rede und Antwort über unser Tun zu geben. Wir baten nochmals und (ver)hofften, er wolle solchen falschen Angaben keinen Glauben schenken, sondern uns vorher zur Verantwortung kommen lassen und uns mehr vertrauen.
Der Oberstwachtmeister sagte [aber] nochmals, es wären dergleichen Schreiben, die nit lügen würden, an hohen Orten gegen uns ein[ge]kommen. Darin stünd[e] unter anderem auch, daß wir unseren katholischen Pfarrer vertreiben und dafür einen lutherischen einsetzen wollten. Wir widersprachen alles [und legten dar], daß uns alles ein[z]ig und allein wegen der Religion fälsch und zur Ungebühr zugeschrieben würde, da wir der Augsburgischen Konfession zugetan wären.
Daraufhin hat er sich etwas besser erwiesen und erklärt, daß er [am] morgigen Tag früh aufbrechen und gut[es] Kommando halten würde, obwohl er scharfe Order hätte, uns mit Feuer und Schwert zu traktieren. Es sollte aber keinem [ein] Leid geschehen, und auch die Vorspann wollte er bis auf 1 Paar Ochsen fahren lassen. Dazu haben wir dann noch 3 Dutze[n]d oder 36 Reichstaler versprochen, dem Oberst Beltin, der nit bei der Stell[e] war, 10 Taler und dem Rittmeister Bruml 8 Taler und 1 Faß Weißbier, was er [alles] mitgenommen [hat]. Daraufhin hat er [wiederum] versprochen, unsere Unschuld an gebührenden Orten darzutun und zu [bestätigen], daß wir ehrlich[e] Leut[e] wären.
Er ist dann auch am anderen Tag früh nach dem Frühstück mit guter Order abmarschiert und gegen Waldsassen [ge]gangen, hat unterwegs die Dörfer sehr beraubt und auch unsere 2 Ochsen zurückbehalten.
Einen Tag vor Ankunft dieser Völker ist unser Mitbürger, der Geber Georg Haubner in Waldsassen gewesen, [um] Leder abzuholen. Er ist vor den [dortigen] Kommandanten, H[errn] Oberst Beltin gebracht worden und von ihm mit rauhen [und] harten Worten angefahren worden. Er hat gesagt, wir Redwitzer seien rechte Gesellen, die dem Feind nach Eger Tag und Nacht allerhand Viktualien zubrächten. Falls er einen ertappen würde – selbst wenn es der Bürgermeister wäre – , so wollte er ihm, seinem Befehl nach, die Nase und die Ohren abschneiden und ihm dann Galgen und Rad an die Stirn[e] brennen. Er solle sich nur hinpacken, er ließ nach Redwitz nichts folgen; wenn er nach Hause käme, würde er schon genug Gäste [vor]finden. Daraus ist wohl leicht(lich) zu entnehmen, daß wir schon vorhero die Glocke[n] über uns gegossen [hatten].
Wir haben aber hierzu nit geschwiegen, sondern haben am 23. dieses [Monats] zum Oberst Beltin nach Waldsassen geschickt und uns mündlich und schriftlich purgieren wollen. Er aber hat unsere Abgeschickten, den Gerichtsschreiber Görg Haug(en) und Christof Kammerer übel empfangen und sie ‚lutherische Buben‘ und ‚lose Brut‘ gescholten. Er hat sie auch in dem einen und anderen heftig bedroht und nit anhören wollen. Dazu hat er auch ausdrücklich vor[ge]geben, daß es ihn nit wenig verdrossen habe, daß der Graf Götzische Oberstwachtmeister entgegen seiner Order und wider seinen Willen von uns so bald abgezogen sei, denn wir hätten verdient, daß wir zu Grund ruiniert, von Haus und Hof verjagt und in Brand gesteckt worden wären“.[16] […]
„Den 26. Dezember – am Tag Stephani – ist der Oberstwachtmeister vom Götzischen Regiment zu Wunsiedel[17] aufgebrochen und nachmittags mit 100 Pferden hierhero [ge]kommen. Er hatte einen Leutnant mit etlichen Pferden vorausgeschickt, der bei uns um Nachtquartier anhalten sollte, was wir aber abgeschlagen haben. Der Leutnant hat dann auf Befehl des Oberst-wachtmeisters um(b) ein Diskretionsgeld [angehalten] und außerdem noch Weißbier, Grundel[n], Vorspann und noch viel mehr begehrt. Weil sie dann aber alle toll und voll gewesen, haben wir ihnen, damit wir sie alle (mit Willen) weiterbrachten, 6 Taler versprochen und sie durch den Markt ziehen lassen. Seinem Feldscher(er) aber, der zurück geblieben war und der das Geld und anderes mitnehmen sollte, haben wir nur 4 Taler zugestellt und [ihn] laufen lassen“.[18]
In der Korrespondenz Melchiors von Hatzfeldt taucht noch 1655 ein Obrist Martin Wallerodt auf.[19]
[1] Albertshausen; heute Ortsteil von Reichenberg [LK Würzburg].
[2] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[3] ZIMMERMANN, Tagebuch, S. 21.
[4] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[5] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[6] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.
[7] Waldsassen [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 785ff.
[8] Waldershof [LK Tirschenreuth].
[9] Reutlas, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[10] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].
[11] Leutendorf, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[12] BRAUN, Marktredwitz, S. 309; Kemnath; HHSD VII, S. 351f.
[13] BRAUN, Marktredwitz, S. 310.
[14] Weißenstadt; HHSD VII, S. 803f.
[15] Sigismund Friedrich Graf v. Götz.
[16] BRAUN, Marktredwitz, S. 309ff.
[17] Wunsiedel; HHSD VII, S. 836f.
[18] BRAUN, Marktredwitz, S. 325f.
[19] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 535.