Plesse [Pleß], Hieronymus [Jeronimus] von
Plesse [Pleß], Hieronymus [Jeronimus] von; Obrist [1591-2.8.1639 Itzehoe] Hieronymus [Jeronimus] von Plesse [Pleß] [1591-2.8.1639 Itzehoe] stand als Obrist unter Baudissin in schwedi-schen Diensten.
Zusammen mit Pappenheim gelang es Jost Maximilian von Gronsfeld, die konföderierten Truppen durch dessen mittlerweile wieder verstärkten Verbände – nach Einschätzung des glücklosen und stets nach Ausreden suchenden Baudissin „stärker als die alte Tillysche Armee“;[1] dagegen sprach Pappenheim von „einer nakenden, ohnbezahlten armada“[2] – und offensives Vorgehen zu beschäftigen. Gronsfeld, der sich bevorzugt in Geseke[3] aufzuhalten pflegte,[4] traf bei Brakel auf vierzehn schwedische Kompanien[5] und schlug sie in die Flucht, was der glücklos operierende Baudissin, der offenbar größeren strategischen Aufgaben nicht gewachsen war und mehr auf persönliche Bereicherung aus war, in seinem Bericht allerdings genau ins Gegenteil verkehrte.[6] Nach Baudissins Aussage habe „der Feind keine Seide gesponnen, angesehen er mit Fußvolk, Stücken und Cavallerie in allem gefochten, das Feld und die Walstatt quittiren und verlassen müssen und sich über den Paß, da ihm dann nicht mehr beizukommen gewesen, retirirt; in solcher seiner Flucht (!) aber ihm 3 Stück Geschütze abgejaget und 2 Standarten wieder erobert, und also die Unserigen das Feld behalten“.[7] Das war eine bei der schwedischen Feldpropaganda durchaus übliche Methode, den Besiegten als Sieger erscheinen zu lassen.[8] Bei dem Chronisten Dr. Jordan heißt es unter dem 24./25.9.: „Als der Schwedische Majeur Windelbusch mit seinen Dragonern in Brakel[9] von Graff von Gronßfeld ufgefordert, sein darüber beede Theile zum Gefechte gekomen, daß endlich die Dragoner, denen obrist Pleß von Baudißin zum Succurs geschickt, Brakell und das Feld räumen, auch drei Corneth, so den Gronßfeldischen zue Theil worden, verlaßen müßen, wie aber die Finnen und andere mehr den Schweden succurrirt, haben jenne aus ihren Fortell weichen und drey Stück Geschütz im Stich laßen müßen“.[10]
„Auf die Nachricht, daß zwei spanische Regimenter zu Gronsfeld gestoßen seien, bat der Landgraf [Wilhelm V. von Hessen-Kassel; BW] den General Baudissin dringend, daß er sich mit der Zusendung der 1600 Reiter und 1600 Mann z. F., die er ihm durch Dr. Wolf versprochen habe, beeile. Es war ein buntes Gemisch von 20 Komp. z. Pf. und 9 Komp. z. F. (das Hanauische Regiment) und 1500 Mann vom Wetterauer Ausschuß, die Reiterei ‚ein wüstes, undiszipliniertes Volk‘, das langsam unter argen Ausschreitungen heranrückte. Mit ihrem Führer, dem Obersten Pless, wurde die Verbindung über Biedenkopf[11] hergestellt. Von den Herzögen Georg und Wilhelm waren noch keine Nachrichten eingegangen. Kasseler[12] Kaufleute, die von der Leipziger[13] Messe zurückkehrten, brachten die erste Kunde von der Teilung der großen Armee und von dem Aufenthalt Oxenstiernas in Halle.[14] – Die 4 Tage in Frankenberg [15] waren für das Hauptquartier eine Zeit reger Tätigkeit. Erst am 15. war alles soweit geordnet, daß der Vormarsch auf Stadtberge[16] angetreten werden konnte. Am 16. erfuhr man in Korbach,[17] daß Gronsfeld in Paderborn[18] sei und mehr Truppen, besonders Reiterei zusammengebracht habe, als man angenommen hatte. Der Landgraf meinte, wenn die lüneburgischen und weimarischen Truppen nicht mit eingriffen, müsse er seine Absicht, Lippstadt[19] und Soest[20] fortzunehmen, aufgeben. Der fürstliche Burggraf Hans Beugereifen erhielt den Auftrag, die beiden Herzöge aufzusuchen, und Graf Eberstein sandte ‚Parteien‘ von 20-25 Reitern aus. Sie sollten Briefe überbringen, in denen mitgeteilt wurde, der Landgraf sei aufgebrochen, um dem Feinde im Stift Münster[21] möglichsten Abbruch zu tuen, insbesondere um seine Werbungen zu ruinieren. Der Feind sei aber stark überlegen, habe allein 4000 Reiter, er bäte dringend, sein Unternehmen kräftig zu unterstützen und fortgesetzt mit ihm zu korrespondieren. Am 19. Januar meldete Hans Beugereifen, daß General Knyphausen mit 8000 Mann von Bernburg[22] auf Hildesheim[23] marschiere, den Herzog Georg habe er noch nicht aufgefunden, Herzog Wilhelm von Weimar sei nicht geneigt, die Winterruhe seiner bei Erfurt[24] liegenden Truppen zu unterbrechen“.[25]
„Im Februar [1633; BW] gaben auch schon die Baudissinschen Truppen zu manchen Klagen Veranlassung. Der Oberst v. Pless, der Führer der Kavallerie, über dessen Ausschreitungen Geyso und der Statthalter von Recklinghausen[26] berichteten, mußte die den Einwohnern fortgenommenen Pferde und abgepreßten Geldsummen wieder zurückgeben, der Major vom gelben Regiment,[27] der bei der Fortnahme von Dülmen[28] geplündert hatte, wurde in Arrest gesetzt u. a. m.“[29]
„Am 5. September [1633] kam der schwedische Oberst Hieronymus Pleß (Plesse) nach Wildeshausen[30] und zeigte eine ihm auf das Amt Wildeshausen ausgestellte Schenkungsurkunde vor. Am 7. September nahm der Obrist im Amtshaus den Eid von Bürgermeister und Rat entgegen – die Geistlichen des Kapitels verweigerten den Eid – und setzte einen Jobst von Warendorf als Drost ein. In den Tagen hielten sich vorübergehend in Wildeshausen auf der Major Eitzen, der schwedische Kommissar Klausberger[30a] und ein Sachverwalter des Obersten Pleß“.[31]
„Am 30. Oktober 1635 flüchteten der Oberst Pleß und der Drost von Warendorf[32] mit Sack und Pack aus Wildeshausen nach Bremen“.[33]
Ab dem 20.4.1636 stand er als Obrist in dänischen Diensten.
Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx de wird gebeten !
[1] AOSB II/9, S. 800.
[2] HALLWICH, Briefe und Akten Bd. 3, S. 253ff.; 305.
[3] Geseke [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 253f.
[4] BRUNS, Geseke, S. 166: „Selbigen jahrs 14. Septembris [1632; BW], als Georg von Gronsfeldt in der Delbrück und Lipstroem mit 7 regimentern gelegen, seiner Excellenz zur kücken schicken müssen butter 2 rt., 10 hüner ad 1 rt. 9 schilling, zwey hemmel ad 2 1/2 rt., zwey schinken ad 2 rt., 100 eyer ad 1/2 rt., weißbroit 2 rt. Den 17. Septembris [1632] nacher Boeck für die kriegsvolker schicken müssen broit 1000 pfund ad 20 rt., zwey faß bier 20 rt. Noch am 20. Novembris [1632] abermal ordinanz bekommen auf 15000 pfund broit und 8 faß bier, darauf gelibert 5000 pfund broit ad 100 rt., vier faß bier ad 40 rt“.
[5] Nach FRITSCH, Tagbuch, S. 127, waren es Hessische, die v. Pappenheim geschlagen worden seien.
[6] XYLANDER/ARETIN, Kriegsschriften, S. 92f.; FISCHER, Hildesheim, S. 51; SCHLOTTER, Acta, S. 55.
[7] MANKELL, Arkiv Bd. 2, Nr. 833. Staatsarchiv Hannover Cal. Br. 16/322 (Ausfertigung): Baudissin an Herzog Georg, Höxter, 1632 IX 16; zit. bei DROYSEN, Krieg, S. 378. Pappenheim selbst sprach dagegen v. einem Sieg; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 961, fol. 314f. (Abschrift): Pappenheim an Kurfürst Ferdinand, Hildesheim, 1632 X 10; auch der sächs. Gesandte Lebzelter stellte es als einen Erfolg Gronsfelds dar; Hauptstaatsarchiv Dresden Loc. 8240 FLZ 1929-33, fol. 143f. (Ausfertigung): Lebzelter an J. G. I. v. Sachsen, Hamburg, 1632 X 04/14.
[8] VELTZÉ, Ausgewählte Schriften Bd. 1, S. 181f.
[9] Brakel [LK Höxter]; HHSD III, S. 112f.
[10] SCHLOTTER, Acta, S. 55.
[11] Biedenkopf; HHSD IV, S. 50f.
[12] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[13] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[14] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.
[15] Frankenberg; HHSD IV, S. 124f.
[16] Marsberg, Ober- und Nieder- [LK Brilon]; HHSD III, S. 494ff.
[17] Korbach [Kr. Waldeck]; HHSD IV, S. 275ff.
[18] Paderborn; HHSD III, 601ff.
[19] Lippstadt [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 474f.
[20] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.
[21] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[22] Bernburg [Kr. Bernburg]; HHSD XI, S. 37ff.
[23] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[24] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[25] GEYSO, Beiträge II, S. 20f.
[26] Recklinghausen; HHSD III, S. 625f.
[27] Nach Geyso, Beiträge II, S. 21, Anm. 3, wahrscheinlich identisch mit dem Regiment Hanau.
[28] Dülmen [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 180f.
[29] GEYSO, Beiträge II, S. 25.
[30] Wildeshausen [Kr. Oldenburg]; HHSD II, S. 492ff.
[30a] Clemens [Clemann] Clauberg [Clausberg, Klauberg, Claubert, Klaubert, Klauberger, Klausberger, Klomberg] [1605-23.7.1643 Halberstadt], schwedischer Obristleutnant.
[31] STRAHLMANN, Wildeshausen, S. 17f.
[32] Warendorf [LK Warendorf]; HHSD III, S. 754ff.
[33] STRAHLMANN, Wildeshausen, S. 19; Bremen; HHSD II, S. 69ff.
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