Zastrow [Zastro, Zastrau, Gastrau], Christian von
Zastrow [Zastro, Zastrau, Gastrau], Christian von; (Obrist?)-Leutnant [ – ] Zastrow, ein Adliger aus Pommern, stand als Leutnant in schwedischen Diensten unter George Leslies Befehl.
Der sächsische Chronist Lehmann berichtet für 1639: „In Annenberg[1] lag ein Schwedischer Leutenant Christian Zastro, ein Pommerischer von Adel, zur Salvaguardia, der kundte zue mancher Zeit die Stad nicht schuzen. Den 7. April an Palm-Sonntag kam von Chemnitz[2] herauf eine Esquadron Schweden in Annenberg, logirten 2 Tage in der Stadt und trozeten vor ihren abzug 3000 thl. herauß und gingen wieder zuerück uff Geyer[3] nach der Armee. 8 Tage darnach, den 16. April, am 3. Ostertag kamen 250 königsmärckische vor das Wolckensteiner thor und wolten mit gewalt in die Stad, do es Ihnen die Salvaguardia abschlug, lagerten Sie sich in die Scheunen und auf den Gottesacker, zündeten Veit Wolffens Vorwerck an und Do sein Sohn nebenst eines andren bürgers Sohn, Caspar Enderleins, auß der Statt sich wagten und leschen wolten, ritten Sie zuerücke und schoßen beyde todt. Da wahr schaden und jammer !“[4]
„Der Obriste Lesle [George Leslie; BW] von Schwedischen hatte Seinen leutenandt Christian Zastro, einen Pommerischen von Adel, zur Salvaguardia mit 40 Pferden mit Consens des Generals in Annenberg gelegt. Der thete der Statt in hinn und wieder reiten viel guts, aber den Böhmen viel böses an der gränze, welche ihm contribuiren musten, daß er sich mit wolle, gedreiht, gelt vor seine Person wohl bestochen hatte. Der schickte in Martio seinen Reutern Georg Webern, einen Pommeraner, nach den klösterle[5] in Böhmen, 300 thl. Contribution zue hohlen, reitet die straße uffn Weipert,[6] Newengeschrey[7] und Königswalder[8] Höhe wieder zuerück nach Annenberg und greift untterwegens auf der höhe an Georg Helmming, eeinen Spizenhändler und rathswirth zum Weipert, der sein Weib, viel Zwirn und gelt bey sich hat, nimmet ihn den Zwirn, soll das gelt auch geben. Do reist der Helm ihn von Pferd, giebt ihn mit seinen eeignen Degen, den er ihn mit beißen, alß der Soltat uff ihn gefallen, auß den Händen bracht, 21 hieb und stich, kan sich kaum des hundes, den der Soltat bey sich gehabt, erwehren, Nimmet ihn das Pferd und lest ihn liegen. Daß weib untterdeß in königswald und bittet umb rettung, es wolte ein rauber ihren Mann ermorden; darmit wirds laut, wer es gethan. Der Soltat bleibt die Nacht liegen, der hundt bey ihm, der seine finger, die iihn abgehauen worden, vor hunger gefreßen, wird noch lebendig aufgehoben, in Annenberg bracht, doselbst stirbt er und wurd den 22. Martii begraben. Dorüber wird den Weinbergern mit feuer und schwerd gedrohet, wofern Sie den Helm nicht schaffen, und weil er in fluchten gangen, wird des Soltaten Pferd des Nachts vor das Buchholtzer thor angebunden. Die Weiperter schlagen Sich rein, und muß der Helm den Soltaten mit 250 thl. bezahlen. Den Braunen hundt hat der Zastro, der den Helm viel zue thun gemacht, hernach hochgehalten. Unter diesen 40 Pferden auf Annenberg wahr auch ein Freyreuter, Hans Sauer genant, ein guter Soltat, der nahmb oft 10, 12 Pferde und vagirte umb Freyberg[9] und Dresden,[10] bracht und ließ gefangene, alß einest eine Churfürstliche Pathey untter einen Rit-Meister ihn biß in Annenberg verfolget, zurückging und sich des Nachts in Edelhof zue Forchheim,[11] in Dorff untter Lengefeld[12] eingelagert, nimmet dieser Sauer 50 Pferd zue sich von den Annenbergischen und einer Erfurdischen[13] Parthei, die gerade zur meße kommen, geht den Churfürstlichen wieder nach, fallen ihn zue Furchheim ein, bekommen Rit-Meister, Capral, viel Pferde und Soltaten, nach deme Sie viel niedergeschossen, drunder ihr Trompeter auch gewesen. Solche Hatzen gabs zue der Zeit viel, die ich nicht alle mögen beschreiben. Denn den 3. Junii hat eine Churfürstliche Parthei die Statt erstiegen, das thor aufgehauen und die reuter eingelaßen, welche des Zastro Pferde, sachen, kleider alles weggenommen und darmit fortgangen. Der Zastro ist kaum auß den bette entleischet und dißmal darvonkommen, aber in Marienberg[14] hat er vollent alles eingebußet. Darmitt er sich wieder beritten machte, hat er ängstlich nach Pferden, welche mächtig selzam wahren in gebirg, gethan und erfahren, daß Theophil Groschupf, ein Burger zum Scheibenberg[15] schöner 3 Pferd pro 130 thl. von Wien bracht. Den 24. Junii abendt umb 10 Uhr nach den tag Johannis Baptistae fellet er von Annenberg mit einer Parthei ein, raubt diese 3 Pferde und 200 thl. Wehrt an mitgebrachter Leinwandt, kleitung und anderen Mobilien dem Groschupf, denen bürgern in lerm, und schießen 5 Ochsen weg, und wolte es doch Niemand gethan haben. Obs nun wohl beyn Obristen in Zwicka,[16] untter deßen Contribution Scheibenberg gehörte, wurde geklaget, wahr doch keine audienz noch hülffe, jeder muste den schaden haben“.[17]
„Weil Baner in Böhmen agirte, ließ er viel Munition von Erfurt abhohlen. Diese hatte convoiret der Obriste Höcking [Heuking; BW] mit 250 Pferden und 200 zue fueß. Der Obriste Leutnant Printz und Commendant in Chemnitz ging ihnen entgegen mit 200 Finländern, item der Leutenant Zastro von Annenberg mit 40 Pferden und brachten die Munition den 16. August in Chemnitz sicher ein, ließen sie stehen, biß Sie General-Major Stalhans [Stålhanske; BW] abhohlete, darzue viel Pferde gepreßet worden. Bey dieser Munition wahren viel Pagagi-Wägen, Ober- und Untter-Officirer, ihre weiber, die viel mobilien in und viel beuten auß Böhmen abholen wolten. Die hielten zue Marienberg ublen Marck. Den alß Sie den 19. August mit 250 Pferden und 70 Musquetirern von Chemnitz auß abendt umb 5 Uhr die Statt Marienberg erlanget hatten, noch auf den Marck und in gaßen hielten und izt quartir machten, kommet der Freyberische Commendant Stritzky mit 4 Compagnien Trajonern und einer starcken parthey Taubischer Pferde Pferde, welche, von Dresden auß commandirt, sich mit ihnen conjungirt hatten, vor die Statt, hauen 3 thor auf, undt obwohl die 70 Schwedische zue fuß sich ihnen in einen thor entgegen gesezt, auch die Schwedischen Reuter in der Statt fochten und sich tapfer wehreten, doch wurden Sie alß Müde übermannet, ein Schwedischer Major und 8 Ssoltaten todtgeschoßen, der Obrist Höcking [Heuking; BW], 4 Obriste-Leutenants, 7 Ritmeister, 4 Hauptleute, 2 Cornete, 2 Fehnriche und sonst viel untter-Officirer und die gemeinen Soltaten, die das gewehr niedergeleget, alle gefangen mit den Pagagen, weibern und mobilien weg-geführet. Dabey sonderlich zue mercken, daß der Obriste Lesle und seine Exequirer, der das gebirge so außgesauget und viel 1000 thl. durch seine blutegeln, sonderlich den Annenbergischen Zastro erpreßet, darbey schlecht Glück gehabt. Den wie oben gemeldet, ist nicht allein der Obrist Leßle vor Prag gefangen, Sondern auch der Zastro mit seinen eigenen schaz und 20000 thl. contribution vor den Lesle in Marienberg ertapfet, ihme alles abgenommen, und er mitgefangen nach Freyberg geführet worden, daß Sich weder Herr noch diener des gebirgischen geldes erfreuen noch bedienen dürffen, und weil viele Bürger von Annenberg und andern ohrtten, so ezliche Wagen mit tüchern, kolleern, stiefeln, strümpfen, schuen, Tabac und wandern wahren beladen hatten, Sich auch mit diesen Obrist Höcking aufgemacht, ins lager zue reißen und ihre wahren zueverhandeln, haben Sie darum auch alle das ihre zuegebust, und ist alß Schwedische beute mitabgenommen worden. Von Zastro 40 Pferden kahmen 9 kerl zue fuß darvon. Dieser einfall wahr der der Marienberger glück und unglück. Ihr glück, daß Sie den Schwedischen dißmahl nicht durfften quartier geben. Den es wahr weder brod noch bier in der Statt Marienberg, sondern lautter noth, elend und armuthey wegen vielen exactionen und preßuren der Partheien, die an den Reizenheiner[18] Pas hin und wieder zogen und die Statt aufraßen. Ihr Unglück, daß Sie alle ihre heuser von Chur-Sächsischen mussten visitiren und ihnen Manches schöne stück untter den Schein, alß wehre es des feindes, wegnehmen laßen, ja auch von Schwedischen den Nahmen haben musten, alß hette Sie bey den Churfürstlichen verrathen. Den 22. August trugen die Zünfte Soltaten in schwartzen Särgen zuegrabe, Den 24. August wiederumb 2, die an schaden gestorben, 1 Churfürstlichen und 1 Schwedischen in einen grabe, Da mochten Sie Sich vertragen“.[19]
„Von Obrist(?)-Leutenant Zastro wahr in dem Einfall (s. o.) sein freyreutter Hans Saur mit andern 8 zue fuß darvon kommen. Die legten Sich auf die Wälde, ließen ihnen Speiße und tranck zuetragen, lauerten uff Pferde, damit Sie sich wieder beritten machten. Darzue schlagen Sich ezliche auß denen benachbarten Flecken, und wolte er eine Parthei aufrichten. Den 26. August lauerten Sie beym gerederten Mann[20] Nahe bey der Gottesgabe[21] uff einen handels-Mann, der zue seinen glück sich nicht hatte uff den Weg gemacht, und kommet gerade der Gottesgaber hird mit 50 stücken Viehe getrieben; das nahmen Sie ihme und treiben nach Scheibenberg zue. Der hirt entlauft und macht lerm in Stedtel Gottesgab. Do machen Sich uber 40 bürger mit gewehr und Prügeln auf, vervolgen die kühemaußer biß in Scheibenberg und nehmen ihnen das viehe richtig wieder ab“.[22]
[1] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.
[2] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[3] Geyer [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 114f.
[4] LEHMANN, Kriegschronik, S. 104. Lehmann datiert nach dem alten Stil.
[5] Klösterle an der Eger [Klášterec nad Ohří, Bezirk Komotau], im Besitz v, Christoph Simon Graf von Thun
[6] Weipert [Vejperty, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 650.
[7] Neugeschrei [Nové Zvolání; Bez. Chomutov].
[8] Königswalde [Erzgebirgskreis].
[9] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.
[10] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[11] Forchheim, heute Ortsteil von Lengefeld [Erzgebirgskreis].
[12] Lengefeld [Erzgebirgskreis].
[13] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[14] Marienberg [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 215f.
[15] Scheibenberg [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 316ff.
[16] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[17] LEHMANN, Kriegschronik, S. 108f.
[18] Reitzenhain; heute Ortsteil v. Marienberg [Erzgebirgskreis].
[19] LEHMANN, Kriegschronik, 110.
[20] Gerädeter Mann, Waldstück im Crottendorfer Revier bei Gottesgab [Boží Dar, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 168.
[21] Gottesgab [Boží Dar, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 168.
[22] LEHMANN, Kriegschronik, S. 111.
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