Hamilton, Hugh [Hugo]; Obrist [um 1607-1678] Der Schotte Hugh [Hugo] Hamilton[1] [um 1607-1678] stand als Obrist in schwedischen Diensten.
Hamilton war bei der Einnahme von Landsberg am Lech[2] [27.10.1632] beteiligt. „Am 26. Oktober 1632 kam folglich der schwedische General Pfalzgraf Christian von Birkenfeld vor der Stadt an und forderte sie zur Übergabe auf. Die Besatzung unter dem Kommando des Obristen Juritsch leistete tapferen Widerstand, übergab jedoch auf inständiges Bitten der Bürger, welche bei längerem Widerstand Angst hatten, alle Grausamkeiten vom Feind auszustehen, die Stadt unter vorteilhaften Bedingungen an die Schweden. Diese hielten aber, sobald sie von Landsberg Besitz genommen hatten, die ausgehandelten Bedingungen nicht ein. Sie machten es weit ärger als zuvor und verdoppelten alle Gewalttätigkeiten, Erpressungen und andere unausstehliche Bedrängnis sowohl gegen die Bürger als gegen das ganze Landgericht“.[3]
Der schottische Kriegsteilnehmer Robert Monro erinnert sich: „Pfalzgraf Christian war von S. M. eingesetzt worden, die Armee in Bayern zu führen. Nachdem er in Rain am Lech[4] vier Kompanien Schweden unter Oberst Werbran zurückgelassen hatte, brach er mit der Armee nach Aichach[5] auf, und als er die Stadt durch Akkord eingenommen hatte, setzte er seinen Marsch nach Landsberg am Lech fort. Wir näherten uns der Stadt bis auf eine halbe Meile[6] und schlugen für eine Nacht ein Lager, bis die Vorbereitungen bezüglich der Lebensmittel und der Ausrüstung getroffen waren, die wir zu einer Belagerung benötigten. Als das getan war, marschierten wir am nächsten Tag in Schlachtordnung auf die Stadt zu. Wir stellten uns in Kanonenschußweite vor ihren Wällen in den sichersten Abschnitten auf, und während sie mit Kanonen unter uns hineinfeuerten, teilten wir unser Fußvolk in Brigaden auf und schickten diese in die jeweiligen Stellungen. Die Reiterei wurde ebenfalls aufgeteilt. Einige Reiter wurden abkommandiert (II, 171), das Gelände auf der Seite zu erkunden, wo der Feind herkommen könnte, andere erhielten den Auftrag, neben der Infanterie zu bleiben, damit sie bei einem Ausfall gegen Soldaten beistünden, oder gegen Entsatztruppen, falls diese zur Stadt kämen. Der Rest unserer Reiterei wurde in Quartiere eingewiesen, aber Meldereiter blieben zur Nachrichtenübermittlung zurück. Die Stadt wurde nun von allen Seiten her belagert. Wir bauten eine Brücke über den Fluß und schickten eine starke Wache zu Fuß und zu Pferd dorthin, die verhindern sollte, daß der Feind von dieser Seite Nachschub bekäme oder dort entweichen könnte. Zugleich begannen wir die Arbeit an den Annäherungsgräben, und Befehle wurden gegeben, in aller Eile Batteriestellungen zu errichten. Sowohl die Kanonen als auch die Schanzarbeiter in den Gräben bekamen Schutzwachen, während die Obristen die Wälle vor ihren Abschnitten erkundeten. Dabei erhielt als erster Oberst Fowle einen Musketenschuß durch den Schenkel. Er wurde sofort zur Behandlung nach Augsburg[7] gebracht. Noch vor der Nacht schickten wir eine zweite Reiterabteilung zur Erkundung los, damit nicht ein Mißgeschick über die erste käme, aber auch damit wir nicht vom Feind überrascht würden, der bei München in großer Stärke zusammengekommen war.
Spences Regiment und meines wurden beauftragt, sich für den General bei seinem Quartier zur Verfügung zu halten, mein Oberstleutnant befehligte die Wachen bei den Batteriestellungen und den Gräben in unserem Abschnitt, und Generalmajor Ruthvens Brigade hatte den nächsten Abschnitt nahe beim Fluß inne. Unter den Offizieren der beiden Brigaden entstand nun ein Tüchtigkeitswettstreit, wer zuerst mit seinen Annäherungsgräben den Wall erreiche, aber die Leute von Ruthvens Brigade mußten uns trotz ihres Fleißes den Vortritt lassen, da wir eben ältere Burschen waren als sie, denn in der Tat waren wir, was die Disziplin anging, ihre Lehrmeister, und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als das anzuerkennen.
Dieser Wettstreit unter uns förderte den Sieg, so daß vor dem nächsten Morgen unsere Batterie, in der Sinclair das Kommando führte, eine Bresche in eine außerhalb der Stadt liegende Schanze schoß. Im Abschnitt des Generalmajors wurden zwei feindliche Offiziere auf dem Wall getötet und die Geschütze aus den Bettungen gerissen, dazu schoß man eine große Bresche in den Wall. Als der Feind sah, daß er zwei große Breschen zu verteidigen hatte, rührte er die Trommel und wünschte zu verhandeln. Das wurde ihm gewährt, der Akkord kam voran, und den Feinden wurde es erlaubt, ohne Waffen herauszumarschieren, denn der General hatte Nachricht, daß eine feindliche Armee käme, sie zu befreien. So war er froh, daß er ihnen diese Bedingungen gewähren konnte, bevor er vom Feind, der zu ihrer Hilfe schon nahe herangekommen war, gezwungen würde, die Belagerung der Stadt aufzuheben. Als der Feind herausmarschiert und mit einem Geleit weggebracht worden war, schickte der General den Generalmajor Ruthven mit einer starken Abteilung Infanterie in die Stadt, damit er alle Stellen besetze und dann auf die Vorräte und Waren aufpasse, die sich in der Stadt befanden, Getreide, Wein, Geschütze, Munition, Pferde und andere Waren aller Art, die sie zu ihrem Vergnügen gebrauchen konnten. Als das getan war, wurde die Infanterie in ihre früheren Quartiere zurückgeschickt, um sich dort auszuruhen, bis weitere Befehle erteilt würden (II, 172).
Die Reiterei schickte man ebenfalls in die Quartiere in der Stadt, ebenso für die Obersten der Reiterei und der Infanterie für die Zeit, in der der General sich voraussichtlich dort vergnügte. Verschiedene unserer Infanteristen, die in den Batteriestellungen und Gräben verwundet worden waren, erhielten Quartiere in der Stadt, und es wurde ihnen erlaubt, Chirurgen beizuziehen, die sie kurieren sollten. Die Stadt wurde sofort wieder mit vier Kompanien aus Oberst Hugh Hamiltons Regiment besetzt, neu ausgehobenen Leuten aus der Schweiz, die sein Major, ein Ire [Christian Selle; BW], kommandierte. Ein anderer deutscher Major namens Montagne [Mortaigne; BW] wurde eingesetzt, die Garnison zu befehligen. Diejenigen, die zuerst in die Stadt hineinkamen, machten gute Beute an Pferden und an anderen Waren. Aber das meiste wurde von den Generalspersonen beschlagnahmt, die den Gewinn an sich rafften, obwohl sie keine Mühen dafür ertragen hatten. Zum erstenmal vermißten wir dabei unseren früheren Führer, den unbesiegbaren Gustav, der bei solchen Gelegenheiten nicht nur die Verdienste der Kavaliere anerkannte, sondern auch bereit war, sie durch seine Geschenke zu belohnen und ihnen Gnadengeschenke gewährte, so wie er es gegenüber Generalleutnant Gunne getan hatte“.[8]
Ott Heinrich Fugger hatte am 18.12.1632 erneut und vergeblich versucht, Landsberg, das noch vor kurzem seiner Pflege anvertraut war, zu belagern und zu erobern. „Graf Fugger konnte die Schmach eines ergebnislosen Abzuges nicht verwinden. Er drang in General Aldringer [Aldringen; BW], der noch in der Oberpfalz stand, die Stadt zu befreien. Nachdem dieser endlich Weisung erhalten hatte, Landsberg anzugreifen, wurde Kriegsrat gehalten, an dem Aldringer, Fugger mit Graf [Ernesto; BW] Montecuccoli und den Obersten Ruepp, Starzhausen und Offa [Ossa !; BW] teilnahmen. Man beschloß, am nächsten Tag »gegen Landsberg zu marschieren und zu sehen, ob man in passando denselben Ort occupieren könne, wo nicht, und wenn der Feind denselben mit Macht würde behaupten und succiren [succurieren !; BW] wollen, daß man daselbst nicht aufhalten sondern weiter hinaufgehen und sehen wolle, einen Paß über den Lech zu haben und sich deren in Schwaben vorhanden Städtleins zur Erleichterung Bayerns und Unterbringung des Volkes zu bemächtigen«. Sodann brach die kaiserlich-bayerische Armee am 27. Dezember von Weilheim[9] und Schongau[10] her auf und baute bei Apfeldorf[11] einen Steg über den Lech für das Fußvolk, während Reiterei und Geschütze durch eine Furt über den reißenden Fluß gingen.
Das Hauptquartier wurde in Leeder[12] eingerichtet. Von Leeder aus wurde in aller Frühe unbemerkt vor Landsberg aufmarschiert, wobei Musketiere und Dragoner sich vor den Pallisaden postierten, nachdem man sich der Lechbrücken bemächtigt hatte, die nicht zerstört waren.. Dies sah Aldringer als guten Grund an, die Stadt wiederum von der schwäbischen Seite her anzugreifen. Nachdem sich Mannschaften am jenseitigen Ufer festgesetzt hatten, wurden vier halbe Kartaunen und vier »Schlangen« über den Lech in den Gärten in Stellung gebracht. Nachdem, um eine Bresche zu schießen, die Mauern bei den »Wehren« einige Stunden heftig befeuert worden waren, wurden zur Kapitulation aufgefordert. Doch der schwedische Stadtkommandant Hamilton, der erst tags zuvor dazu ernannt worden war, wollte davon nichts wissen und suchte die Soldaten zu weiterer Ausdauer anzuspornen. Allein die Bürger baten um Frieden.
Nach heftigem Hin- und Herreden und nachdem die Belagerung zum Sturm bereitstanden, übergab Hamilton noch an diesem 28. Dezember abends um 5 Uhr die Stadt auf Gnade und Ungnade mit ihrer Besatzung von neun Kompanien zu Fuß und einer Kompanie Dragoner. Erbeutet wurden unter anderem 4 Falkonen, 200 Musketen und 11 Zentner Pulver.
Oberst Hamilton samt seinen Offizieren wurde erst im Schloß gefangengehalten, dann wurden er und Major Mortaigner [Mortaigne; BW] nach Burghausen,[13] die übrigen Offiziere als Kriegsgefangene in die Festung Ingolstadt[14] verbracht. Die einfachen Soldaten wurden die bayerischen Regimenter »gestoßen« (in diese eingereiht). Vor ihrer Übergabe wollten die Schweden noch das Schloß, unter denen sie Pulverminen gelegt hatten, in die Luft zu sprengen; man kam ihnen aber zuvor“.[15] Monro schreibt weiter: „Doch der Feind hatte inzwischen die Stadt Landsberg eingenommen, die durch Oberst Hugh Hamilton auf Akkord übergeben worden war, der dabei in Gefangenschaft geriet und drei Jahre darin verblieb“.[16]
„Weitere Verwicklungen veranlaßten die zu München internierten schwedischen Gefangenen. [Hans Wolf v.; BW] Salis hatte schon bald nach Antritt seines neuen Postens auf die Nachteile dieser Internierung hingewiesen. Diese Gefangenen, auch die Offiziere, schrieb er (20. November 1632) an den Kurfürsten, seien von ‚wenig Nutzen‘; auch könne man sie ’so ganz und gar doch nit Hungers sterben lassen‘; aber niemand wolle sich dazu verstehen, ihnen Unterhalt zu reichen. Er fragt deshalb an, ob es nicht besser wäre, behufs Auswechselung der Gefangenen einen Trompeter an den Kommandanten von Augsburg abzuordnen. (Akt. Tom. 205, Fol. 29.)
Dieser Vorschlag wurde indes nicht akzeptiert. Am 31. Dezember sandte Salis eine ‚Designation‘ der zu Landsberg neuerdings gefangenen schwedischen Offiziere, unter welchen Oberst Hamilton und Major Mortaigni die vornehmsten waren. Da dieselben ebenfalls nach München überführt werden sollten, machte Salis darauf aufmerksam, daß die Münchner-Garnison dermalen ‚ziemlich schwach‘ sei, mit der man kaum ‚die blossen Wachten der Pforten‘ und ’nothwendigsten Posten‘ versehen könne, weshalb die Gefangenen hier ‚gar schlecht in acht genommen‘ und andernwärts ohne Zweifel ’sicherer untergebracht und beobachtet‘ würden. Er bittet deshalb um Anweisung, wie es mit den Gefangenen, auch mit ihrem Unterhalt und ihrer ‚Bagage‘ gehalten und was den Offizieren an Dienerschaft gelassen werden solle. (Akt. Tom. 205, Fol. 65)
In seiner Antwort vom 3. Januar (1633) befiehlt der Kurfürst, Oberst Hamilton und Major Mortaigni sollen unter genügender Bedeckung nach Burghausen überführt und dort in sichern Gewahrsam, die übrigen Offiziere wie Hauptleute, Leutnants und Fähnriche nach Ingolstadt verbracht werden. (Ibid. Fol. 64.)
Am 10. Januar (1663[17]) erfolgt sodann folgende strenge Rüge: ‚Wir vernemmen mit hohem Befremden, welcher gestalt die zu Landsperg gefangene Schwedische offiziere bißhero zu München in der Statt öffentlich hin: und widergangen, sich lustig erzaiget, ohne Scheich (Scheu) geferliche Droworth ausgestossen und bey dir selbst zu Gast gewest. Wann uns aber zu sonderm mißfallen geraicht, daß du ermelte gefangene nit in besserer Verwahrung: (sie auch) noch darzu selbst zu gast gehalten mit mit Ihnen freundschafft gemacht (hast), Alß wollen wür Dir’s hiemit ernstlich verwiesen haben‘. Wofern sich in der anzustellenden ‚Inquisition‘ ergebe, daß unter den noch zu München verbliebenen ‚gemeinen officiren‘ einer oder der andere solche Drohungen verlauten lasse, so sollen solche ‚in einer Thurmgefänckhnuß als etwa in dem Teschenthurm verwahrt, die ybrigen aber enge und vor aussreissen sicher gehalten werden‘. In einem eigenhändigen Zusatz droht der Kurfürst noch: ‚denn sollte durch diese zu viil gebne libertät einer oder der Andere ausreißen, (so hatten wür solches bey deinem Khopf billich zu suchen‘ „.[18]
[1] MURDOCH, SSNE ID: 2582.
[2] Landsberg a. Lech; HHSD VII, S. 385f.
[3] BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 145f.
[4] Rain am Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 599f.
[5] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.
[6] 1 Meile = 7, 420 km.
[7] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[8] MAHR, Monro, S. 195f.
[9] Weilheim [LK Weilheim-Schongau]; HHSD VII, S. 797.
[10] Schongau [LK Weilheim-Schongau]; HHSD VII, S. 675f.
[11] Apfeldorf [LK Landsberg am Lech].
[12] Leeder [LK Landsberg am Lech].
[13] Burghausen [LK Altötting]; HHSD VII, S. 115.
[14] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[15] BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 148ff.
[16] MAHR, Monro, S. 199.
[17] 1633.
[18] SALIS-SOGLIO, Hans Wolf von Salis, S. 31.