Zerman, Michael; Kapitän [ – ] Zerman stand 1641 als Korporal in kaiserlichen Diensten im Kampf gegen die „Harzschützen“, eine Widerstandsbewegung gegen die Kaiserlichen im Harz.
„Im Sommer 1641 wurde dem kaiserlichen Korporal Michael Zerman befohlen, gegen das Eichsfeld hin aufzuklären. Ihm stand eine Gruppe Berittener zur Verfügung. Der Weg führte von Wolfenbüttel[1] aus über den Harz und strapazierte Mensch und Tier. Der Hinritt verlangte weniger Aufmerksamkeit als die Rückkehr, bei der sich die Gruppe verfranzte. Einheimische wichen ihnen wohl aus; wer mochte schon, wenn vermeidbar, mit Söldnern zu tun haben ? Vielleicht ritten sie im Kreis; gegen Morgen rasteten sie bei Hohegeiß,[2] um sich zu stärken. Das Dorf dürfte ihnen verborgen geblieben sein. Um so überraschender traf sie das Gebrüll und Schießen der aus dem Wald hervorbrechenden Harzer, welche die Söldner seit einiger Zeit im Visier gehabt haben müssen. So war’s denn ein Hinterhalt.
Hohegeißer, die keinen Uniformierten mehr riechen konnten, griffen von allen Seiten an, wie der Korporal schriftlich rekonstruierte: » … die Bauern und Einwohner des Dorfs uns ohne alle ihnen gegebene Ursach ganz unvermutlich mörderischer Weise überfallen, daß auch ich nicht allein nebst noch einem Reiter ganz übel geschossen und verwundet, besonders meiner Pistolen und anderer Sachen beraubt, und uns also das unsrige mit Gewalt abzunehmen nicht abgeneigt gewesen.«
Dieser Überfall, nichts ganzes und nichts halbes, endete für die Soldaten nicht mit einem Fiasko; die Harzbauern hätten mit ihnen auch einfach Schluß machen können. Sie erlaubten dem Trupp, mit zwei Verwundeten und um einige Sachen erleichtert, zu entkommen. Wie hatten sich die Zeiten geändert.
Michael Zerman, der lange brauchte, sich von Blessuren und Schock zu erholen, wandte sich erst im Mai 1642 an die Regie- rung in Halberstadt;[3] er war nicht auf Vergeltung, sondern auf den Ausgleich des Schadens aus. Zerman schilderte den Vorfall und bezifferte »Verlust, Schaden und Schmerzen« auf 40 Taler. Gewiß zum ersten Mal versuchte ein gedemütigter kaiserlicher Korporal, Entgelt für erlittenes Ungemach zu kassieren.
Über den Stadtvogt und den Grafen Heinrich Ernst in Stolberg[4] trug Zerman sein Ersuchen, im Tonfall eines Bittenden, der wußte, was sich im Umgang mit besseren Herrschaften gehörte, vor. Dem Grafen dürfte der Zwischenfall mehr als peinlich gewesen sein. Dem Korporal sollte Genugtuung widerfahren. Der Anführer der Bauern, »Hans Ludewig nebst seiner Gesellschaft«, fand sich im Arrest wieder. Einmal im Schuldturm, hörten die Häftlinge, daß sie sich entweder zur Zahlung bereiterklären oder Bürgen stellen müßten.
Mittels eines Vergleichs schafften die Kontrahenten die leidige Angelegenheit aus der Welt: »Die Hohengeißer wollen alsbald einen Boten in ihrer Gemeinde abfertigen, welcher wegen des Felleisens und Pistolen sich erkunden, und wo es vorhanden, in Johann Witten Behausung einliefern solle. Im übrigen wollen sie auf dem Rückwege von Braunschweig[5] sich desto emsiger bemühen, daß solches zu handen verschafft werden möge; und hat Kläger auf den Fall fernere Mittel ihm vorbehalten und anitzo des Arrestes sie zu erlassen begehrt.«
Einige Jahre vorher hätte die Besatzung Wolfenbüttels das Dorf Hohegeiß gänzlich niedergebrannt und zumindest die Verantwortlichen der Tat vor Gericht gestellt und exekutiert. Auch die Obrigkeit hätte sich drakonischen Maßnahmen kaum entzogen. Alle waren mit einem blauen Auge davongekommen“.[6]
[1] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[2] Hohegeiß, heute Stadtteil von Braunlage [LK Goslar].
[3] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.
[4] Stolberg [LK Harz]; HHSD XI, S. 453ff.
[5] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.
[6] HOFFMANN, Harzschützen, S. 93f.