Abraham von Prag

Abraham von Prag; jüdischer Heereslieferant [ – ] Abraham von Prag war jüdischer Heereslieferant, der auch für die ligistische Armee arbeitete.

Im Oktober 1625 verlangte ein in Saarstedt einquartierter Teil der niedersächsischen Kreistruppen Proviant aus Hildesheim;[1] Tilly selbst forderte die Lieferung von hunderttausend Dreipfundbroten nach Poppenburg.[2] Als Proviantbeschaffer trat dabei in Hildesheim der Jude Abraham von Prag auf. Mit einem von dem Generalleutnant ausgestellten Passierschein versehen erreichte er, dass er die aufgebrachten Lebensmittel ohne die fällige Akzise aus der Stadt schaffen konnte; doch gab man ihm zu verstehen, dass er die Stadt nicht mehr aufsuchen solle.[3] Als er trotzdem zwei Monate später wieder erschien, hob man die Befreiung von der Akzise auf.[4] Der jeweilige Kriegsschauplatz hatte für die Verpflegung der kämpfenden Truppen aufzukommen, wobei die verhassten Juden – denen in den Artikelbriefen die Betätigung als Söldner nicht untersagt war[5] – als Heereslieferanten und Marketender geduldet wurden, wie aus Tillys lakonischer Antwort auf die Beschwerden der Stadt Münden[6] vom November 1626 hervorgeht: „Wir dulden die Juden nur deshalb bei unserer Armada, damit sie derselben Lebensmittel und anderweitigen Bedarf zuführen und billig verkaufen“.[7] Sie mussten immerhin 25 % Abgaben an die Offiziere leisten.


[1] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[2] FISCHER, Hildesheim, S. 10; GEBAUER, Geschichte Bd. 2, S. 44; AUFGEBAUER, Geschichte der Juden, S. 113.

[3] Stadtarchiv Hildesheim 50/154 Bd. 9, fol. 47 v.

[4] Stadtarchiv Hildesheim 50/154 Bd. 9, fol. 66 r.

[5] GLANZ, Geschichte, S. 67ff.; ferner BATTENBERG, Europäisches Zeitalter, S. 166ff., 234ff.

[6] Hann. Münden; HHSD II, S. 333f.

[7] Zit. bei LOTZE, Münden, S. 81; Vgl. NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 411: Sitzungsprotokoll Paderborn, 1643 V 29, betr. jüdische Marketender im Regiment Velen.

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