Borri [dal Borro, Boree, Borrel, Bohre, Borey, Boery, Buori, Pori, Barre, Gory], Alessandro Freiherr (Graf) von [del]; Obrist, Feldmarschall [22.4.1600 Arezzo-2.12.1656 Korfu]
Alessandro Freiherr (Graf) von [del] Borri [dal Borro, Boree, Borrel, Bohre, Borey, Boery, Buori, Pori, Barre, Gory][22.4.1600 Arezzo-2.12.1656 Korfu][1] war Rittmeister, Obristwachtmeister, Obrist und Generalwachtmeister in kaiserlichen Diensten, bevor er in toskanische Dienste trat. Angeblich war er stolz auf seine Fettleibigkeit, die damals als Statussymbol galt.
1631/1632 diente er als Obristwachtmeister im belagerten Wismar.[2]
„Am 22. August 1631 war bereits die Einschließung der Stadt vollzogen; vom Lande konnten keine Lebensmittel mehr hereingebracht werden, auch war das frische Wasser seit einigen Tagen abgeschnitten. Über die Zusammenstöße der Garnison mit den Belagerern gibt Schröders ‚Ausführliche Beschreibung’ folgende Mitteilungen. Am 16. September machten die Kaiserlichen, nachdem schon am 2. die Schweden sechs Mühlen um Wismar abgebrannt hatten, einen Ausfall, zerstreuten einige Kompagnien Reiter, denen sie auch Verluste beibrachten, und kamen mit einer Beute von 10 Gefangenen, unter denen sich ein Rittmeister Zülow befand, und 40 Pferden wieder zurück. Nach der Einnahme Rostocks[3] wurde Poel[4] am 9. und 10. freiwillig geräumt. Am 11. und 12. wurden dann größere Ausfälle mit 1000 Mann gemacht; an dem zweiten Tage erlitten trotz anfänglicher Erfolge die Kaiserlichen vernichtende Verluste; nur wenige der Soldaten, die ausgerückt waren, kamen wieder zurück, auch sie zum großen Teil verwundet, so der Oberstwachtmeister Alexandri mit zerschossenem Arm und der Rittmeister Martolini oder Mortellini mit zwei Kugeln in der Seite. Am 17. ließ Gramb mehrere Mühlen und Dörfer vor der Stadt abbrennen, am 23. widerfuhr St. Jakobs dasselbe Schicksal. Am 29. abends kamen 20 schwedische Strusen[5] mit einigen Boyerts[6] bei dem Walfisch an; am 30. segelten sieben von ihnen an die Stadt heran, um die Zufuhr zu sperren; am 31. folgten die übrigen Schiffe. Sie erbeuteten den ‚Tiger’, der vorher von der Besatzung verlassen war; er besaß 7 Stücke. Am 5. November schossen die Schweden von Wendorf[7] aus mit vier Stücken und vielen Musketen zwei Salven auf die Stadt, woraufhin dann Gramb die Verhandlung begann.
Am 20./30. November 1631 schloß er mit Herzog Adolf Friedrich, der dabei für sich selbst und im Namen des schwedischen Königs handelte, einen Waffenstillstand, wonach ein Grambscher Hauptmann unter freiem Geleit zum Feldmarschall von Tiefenbach reisen sollte, um von diesem Instruktionen einzuholen; doch müsse er in drei Wochen, spätestens in einem Monat wieder zurück sein. Inzwischen sollten die Kapitulationsbedingungen aufgesetzt, auch beiderseits Geiseln gegeben werden – was dann nach Schröder von Gramb aus am 24. November geschah – ; die Befestigungsarbeiten sollten aufhören, alle Truppen in ihren augenblicklichen Stellungen verbleiben, der Walfisch von der Stadt aus nicht mit Munition oder Lebensmitteln versehen werden; würde er während des Waffenstillstandes kapitulieren, so sollte dadurch der Vertrag nicht aufgehoben sein; nach Rückkehr des Hauptmanns sollte Gramb ohne Rücksicht darauf, was dieser für einen Bescheid brächte, die Festung mit allen umliegenden Schanzen übergeben.
Die Kapitulation selbst erfolgte dann am 7./17. Januar 1632; sie hatte sich also etwas länger hinausgezogen, als im Waffenstillstand verabredet war, und Pufendorf berichtet dann auch III 46, Tott habe den Obersten erst zum Abzug zwingen müssen. Als Grund für die Kapitulation wird angegeben, daß der Proviant ausginge, daß der Frost die Bestürmung erleichtere und daß Succurs nicht zu erwarten sei. Der Vertrag ist vom Feldmarschall Achatius Tott, Obrist Lohausen, Obrist Gramb, dem Obristen=Wachtmeister Alexander Borri, dem Kroatenrittmeister Lorenz Plaschkowitz und dem Hauptmann Rothwegk Rottenfeld unterschrieben. Er enthielt im wesentlichen folgende Bestimmungen: Die Besatzung des Walfisches, zu der damals ein Hauptmann und zwei Leutnants gehörten, sollte freien Abzug haben und ihren Posten zwei oder drei Tage vor dem gänzlichen Abzug aus Wismar räumen dürfen. Ebenso sollte die ganze Wismarsche Garnison mit fliegenden Fahnen, Standarten und voller Ausrüstung, unter Trommelschlag, mit Sack und Pack frei abziehen, eingeschlossen zwei Priester und das Gesinde. Zwei halbe Kartaunen mit dem kaiserlichen Wappen, ein Feldstück, 20 Zentner Pulver je ebenso viel Lunten und Musketenkugeln, schließlich 24 eiserne Kugeln für jedes Stück dürsten mitgenommen werden. Die übrige Munition und Geschütze – die Stadt selbst besaß 12 neu gegossene die mit ihrem Wappen gezeichnet waren -, sowie der Proviant sollten an die Schweden ausgeliefert, die Befestigungen nicht zerstört werden. Schaden, den die Soldaten und Bürger einander getan hätten, sollte vergessen sein, noch bestehende Streitigkeiten schleunigst ordnungsmäßig erledigt werden. Für den Abmarsch, der am 10./20. angetreten werden sollte, wird des Näheren bestimmt: Grambs Truppen werden von einer schwedischen Abteilung bis an den Ort geleitet, wohin sie nach Anweisung des Generals gehen sollten. Täglich soll 2 – 2 1/2 Meilen marschiert werden, im Lande Mecklenburg sind ein, in der Mark Brandenburg zwei Rasttage gewährt, auch darf bei schlechtem Wetter der Marsch unterbrochen werden. Wagen für den Transport von Kranken und Munition sowie Vorspann für die Stücke und Rüstwagen werden – zum Teil von der Stadt Wismar – gestellt. Für den Durchzug durch die Mark sollen dem brandenburgischen Kurfürsten Geiseln für das gute Verhalten der Grambschen Truppen gegeben werden, ebenso bis zur Rückkehr der Geleitmannschaften und der Rückgabe der mitgenommenen Wagen und Vorspannpferde ein Hauptmann und ein Leutnant. Gefangene schließlich werden ohne Lösegeld, doch gegen Bezahlung der Verpflegungskosten ausgewechselt. Die Zahl der Truppen wird im Vertrage angegeben aus 3000 Mann zu Fuß außer den Offizieren und zwei Kompagnien Reiter.
Daß diese Zeit der Belagerung und des Übergangs der Festung in die Hände der Schweden der Stadt sehr schwere neue Leiden und Lasten brachte, ist zum Teil schon oben angegeben. – Als verwüstet und zum Teil in Asche gelegt werden in den Abrechnungen aufgezählt St. Jakobshof und Kirche, der Kreyhan, der Mühlenhof mit der Mühle, Hof Stesfin, der Stellmannsche Hof, drei Wassermüehlen und zwei Windmühlen, Hof Martensdorf, Hof Klüssendorf, die Dörfer Triwalk, Hornstorf, Rüggow, Benz, Pepelow, Bantow, Vorder= und Mittel=Wendorf, Dammhusen, ‚sammt der Walckmühlen, und Landtwehren’. Ferner macht Schröder die durch die Abrechnung bestätigte Angabe, daß die Bäcker, ohne Bezahlung dafür zu erhalten, von ihrem eigenen Roggen Brot backen mußten, das den Soldaten teils vor, teils bei dem Abzuge gegeben wurde; der Wert wird auf 480 oder 594 Rtlr. angegeben. Auch heißt es bei Schröder, am 23. und 24. Dezember hätte Gramb 80 Tonnen Bier, ferner Ochsen und anderes Vieh den Bürgern mit Gewalt genommen und es bei einem Bankett, das er am 27. (dem Tage der heiligen drei Könige nach dem neuen Kalender) gehalten hätte, zum Besten gegeben.
Am 10. Januar sollte Gramb nach dem Kapitulationsvertrag abmarschieren; tatsächlich geschah der Abzug, wie Schröder berichtet und durch ein Schreiben des Rates von 11. April bestätigt ward, erst am 12. abends. Weit sollte der Oberst nicht kommen. Wie die Bürger später behaupteten, hatte er wider den Vertrag auf seinen Rüstwagen Stücke mitgenommen, andere versenken lassen, Pulver und Munition teils verkauft, teils vergraben. Das bestritt er allerdings. Zum Verhängnis aber ward ihm, daß seine Leute – wie behauptet wurde, auf seine Veranlassung – einen schwedischen Leutnant oder Reiter aus der Begleitmannschaft niederschossen. Die Schweden setzten ihm von Wismar aus nach, nahmen ihn gefangen und brachten ihn nach Greifswald,[8] wo ihm der Prozeß gemacht wurde; er ist jedoch, wie Schröder unter Berufung auf sein ‚gewisses Manuskript (s. u.) sagt, schließlich freigesprochen’ “.[9]
Nach den Befehlen des kaiserlichen Kommandierenden Gallas[10] an Ottavio Piccolomini[11] für den Vormarsch gegen Bernhard von Weimar[12] im Juni 1635 lag das Regiment Borri in Wertheim.[13]
Ein Teil seines Regiments war 1636 in Gerolzhofen[14] [Hochstift Würzburg] eingelagert: „Es erfolgten aber mit diesem 1636. Jahre noch stärkere Einquartirungen und Contributionen, als im Verflossenen. Am 20. Februar erhielt die Stadt eine Compagnie Infanterie vom Borrischen Regiment in Quartier, welche Soldaten nicht nur die Bürger durch Schlagen mißhandelten, sondern sie auch ungewöhnlich aussaugten. Denn nebst dem an den Oberstwachtmeister zufolge eines fürstlichen Befehls vom 9. April in dessen Küche gelieferten halb Fuder Wein und einen Ochsen betrug der Unterhalt für einen Corporal, einen Feldscherer 2 Spielleuten, vier Gefreiten, 25 gemeine Knechte und 2 Pferde von dessen Compagnie vom 20. Februar bis 19. Mai 1002 fl., eine Summe, welche für die verarmten Bürger so beträchtlich war, daß sie am 24. Mai an ihren Oberamtmann Fust [Faust] von Stromberg schrieben, eine so ungeheuere Anlage würde sie endlich zwingen, aus Armuth Haus und Hof zu verlassen, und ins Elend zu ziehen. Diese Klagen der Bürger waren um so begründeter, da sie hiebey nebst der dem Fürsten [Franz v. Hatzfeldt; BW] in diesem betrübten Zeitpunkt zu liefernden vier Monathsgeldern zugleich am 18. März an die Münsterische Reuterei monatlich 537 fl., an das Eckstadtische [Hans Ernst Vitzthum v. Eckstätt; BW] Currashier Regiment aber monathlich 489 1/3 fl. 2 Pfund 14 Pfennig liefern mußten. Hiezu kam am 26. Mai ein gedrucktes fürstliches Mandat, wodurch jeder Unterthan, der Beamte nicht ausgenommen, monathlich zur Unterhaltung der Garnison in Königshofen[15] von 100 fl. zehn Kreutzer einliefern. Und ebenso mußte die Stadt nebst der ehemals an das Borrische Regiment entrichteten Contribution vom 15. Julius an wöchentlich 6 fl. nach Mainberg[16] zur Unterhaltung der Garnison in Würzburg[17] und Königshofen entrichten, wozu auch die Dörfer Zeulitzheim[18] und Lilsfeld[19] nach einem fürstlichen Befehl vom 8. August beytragen mußten“.[20]
Der Schmalkaldener[21] Chronist Johann Georg Pforr [1612 – 1687] hält fest: „Den 24. April: [1636; BW] lag der Keyß: Obriste Graff Broy mit 3 compagnia reutter zu Flohe[22] und Seligenthall.[23] Und weill die leuth außgewichen geweßen, haben die reutter die heußer und kirchen sehr zerschlagen. Beim uffbruch haben die Flöher ein soldaten erschossen, darfür der obrist 200 thlr haben wollten. […]
Den 8 Jun: hat abermahl Graff Broy mit 10 compagnia kuraßier in den waltdörffern uber nacht gelegen. Sein rauberisch volck hat viele viehe, so sie in Türingen genommen, bey sich gehabt“.[24]
Am 6.9.1638 schrieb Ferdinand III.[25] an Gallas, den Obristen, die sich in Prag und nicht bei der kaiserlichen Armee in Pommern aufhielten, nämlich Gonzaga [?], Harrach, Borri und Salazar, werde anbefohlen werden, zu ihren Regimentern zurückzukehren.[26]
1638 wurde Borri Inhaber des 1632 errichteten Fußregiments von Funke.
Augenscheinlich war er jener im Akkord Pfuels erwähnte Buori [möglicherweise auch Bruay[27]], der am 2.3.1639 mit Hans Wolf von Salis und anderen Offizieren in schwedische Gefangenschaft geriet.[28] Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 – 1676][29] aus dem von Eger[30] abhängigen Marktredwitz[31] erinnert sich an den Februar 1639: „Den 20. Febr[uar] ist ein Geschrei allhier ein[ge]kommen, [dar]ob, [daß] die schwedische Armee, [die] unter dem Feldmarschall Banner [Banér] um Altenburg[32] [gelegen], ankomme. [Sie soll auf] die Kaiser. Völker bei Zwickau[33] eingefallen sein, etliche Regimenter ruiniert und sie bis nach Ölsnitz[34] und Adorf[35] verfolgt [haben]. Daher [war] um uns ein großer Schrecken; wie denn auch das Volk so im Markgrafentum gelegen, aus Furcht auf[ge]brochen [ist] und sich nach der Stadt Kronach[36] retiriert [hat]. Es ist hernach Bericht eingelangt, daß dieser schwedische Anfall zu Rupertsgrün bei Plauen[37] geschehen ist. [Dabei sind] worden: der Kaiser. Feldzeugmeister Freiherr von Salis, der Gen[eral]quartiermeister Mannslohe [Hermann v. Mandelsloh; BW], Oberl[eutnant] Barre [Borri; BW], Oberl[eutnant] Spiegel und fast alles Fußvolk; welches denn bei den Kaiser[ischen] auch großen Schrecken verursachte“.[38]
Am 11.10.1639 schrieben Erzherzog Leopold Wilhelm[39] und der Kriegsrat an den für die Verteidigung Böhmens zuständigen Rudolf Graf Colloredo: Vor dem hereinbrechenden Winter müssten die von Borri begonnenen Befestigungsarbeiten in der Stadt Prag[40] beendet werden. Bisher seien mehrere hundert Einwohner der Prager Städte bei den Befestigungsarbeiten beschäftigt gewesen; ihm, Colloredo, werde aufgetragen, die Prager Städte von der Notwendigkeit der Fortsetzung dieser Arbeiten zu überzeugen.[41] Borri selbst teilte Piccolomini unter dem 19.11.1639 aus Prag mit: Gallas habe die Stadt verlassen;, während sich Leopold Wilhelm noch dort aufhalte. Die Stadt werde gegen Banér befestigt. Adolf von Puchheim sei nach einem unglücklichen Schuss aus seiner Pistole, die ihm sein Page reichte, gestorben.[42]
Am 14.3.1640 schrieb Colloredo an Borri: Er sei von Leopold Wilhelm und Piccolomini angewiesen worden, bei Nimburg[43] eine Brücke über die Elbe zu schlagen; seiner Meinung nach wäre Kosteletz[44] der dafür am besten geeignete Ort, den er habe eine günstige Lage und Verbindung mit Rostok[45] an der Moldau.[46] An diesem 14.3. teilte Piccolomini einem nicht genannten Empfänger aus Sobotka[47] mit: Die Truppen seien am Ort konzentriert, die aus Prag, Kolin[48] und Nimburg angelieferten Vorräte würden vorläufig noch ausreichen. Den Angriff auf Brandeis[49] werde nach dem genehmigten Plan Borri leiten. Noch sei die Stadt nicht in Brand gesteckt worden, doch Banér habe befohlen, mehrere Tonnen Pulver unter das Schloss zu legen, um es in die Luft zu sprengen, und habe vorläufig die Stadt Melnik[50] völlig ausgeplündert. Es seien Beschwerden über Ausschreitungen kaiserlicher Soldaten in Deutschbrod,[51] Časlau[52] und Ledetsch[53] eingegangen.[54]
Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611 – 11.12.1688][55] notiert zum Jahr 1640: „Der Ertzherzog (Leopold Wilhelm) brach auch auf von Prag den 22. Martii mit den fußvolck und der Artillerey in meinung, ihn (Baner) zuereilen und zum stande zue bringen, allein der böse weg und die waßer, Darüber Sie neue brücken machen musten, verhinderten Sie, daß Sie zue Spate kahmen, nur der keyßerliche Obrist Pori kahm mit 600, Meist Cüraßirern, in Annenberg[56] an, Plünderte etzliche heußer, darvon eine Parthei den Schweden, die noch immer über den Zwenitzer[57] walde marchirten, biß nach Elterlein[58] nachhieben, darnach aber von Annenberg wieder zuerück den Presnizer Pas[59] hineingingen, wo sie herkommen waren“.[60] Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 – 1676][61] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[62] erinnert sich an den Oktober 1640: „Am 5. Oktober ist des Kaiser. Generalwachtmeisters Gory [!][63] Quartiermeister mit etlichen Reitern hie[r]hero [ge]kommen und [hat] für seinen General und dessen Volk, welches seinem Vorgeben nach allbereit[s] heranmarschierte, Quartier begehrt. Weil wir dann gehofft, daß wir solches abwenden oder aber das meiste von uns [ab]schieben sollten, bin ich ihm [zusammen mit] Herrn Vetter Christof Hagen entgegengeschickt worden. [Wir] haben aber bei ihm [nur] ein Geringes zu erhalten verspüren können, als wir ihn, mit dem Regiment stillhaltend, oberhalb Waldershof[64] [an]getroffen. Doselbst [hat]er sich nit anders(t) erklärt, als daß er mit uns herabreiten und rekognoszieren wollte. Sobald er hierher[ge]kommen [war], hat er das Hauptquartier hier in den Markt [nehmen] und die Regimenter auf die Dörfer ordnen und anstellen wollen. Weil aber ein Geschrei vom Feind erschollen [ist], (also) hat er alles Vieh beisammen gehalten und [auch] solchergestalt einquartiert. Er selbst(en) hat neben dem Oberst(en) Cabo [Caba; BW], Oberstleutnant Clari, dem Sohn des [Andrea ?, BW] Piccolomini, Herrn Generalwachtmeister von Brettau [Breda, BW] [und] seiner Gemahlin sein Quartier vor dem Badtor genommen. Die anderen Oberst[e] sind mit den Regimentern in den Stadeln vor dem Obertor und dem Untertor gelegen. Es ist also bei diesem Marsch niemand in dem Markt, auch niemand – außer den Pollacken, welche zu Oberrebitz logierten – auf den Dörfern gelegen, sondern [er ist] mit allem Volk – also mit 6 Regimentern zu Fuß und 2 Regimentern zu Roß – in den Städeln und Vorstädten über einen Haufen liegen(d) (ver)blieben.
Über diese 8 Regiment[er] [hinaus] sind auch 200 Polacken mit marschiert, welche – wie ob[en] gehört – zu Oberredwitz logierten: Einige sind auch in Dörflas einquartiert worden. Obwohl wir hier im Mark[t] kein Quartier gehabt, so haben wir doch des Generals Tafel versehen und herrlich in die Küche (ver)schaffen müssen. Auch haben wir für die Regiment[er] hinaus[ge]geben 800 Brot[e], 800 Maß Bier und 2 Rinder. Überdies hat (ein)jeder Bürger, der seinen Stadel nicht zugrund reissen oder gar verbrennen lassen wollte, hinaus[ge]geben Fleisch, Fisch, Futter, Bier, Brot und Geld. [Es] ist dadurch auch sehr wenig erhalten worden, denn fast in jedem Stadel [hat] eine Kompanie gelegen, welche (dann) alles Heu, Stroh, ungedroschenes Getreide, Holz und Bretter aus den Stadeln in das Feld getragen. Es sind daraus Hütten gemacht und hernach meistens verbrannt [worden]. Um das, was liegen geblieben war, haben sich die Nachbarn auch [noch] gezankt. Sie haben auch alle Zäun[e] um die Gärten, Planken [und] Um(b)schrote umgehauen und verbrannt. Alle(e) unser[e] Fischkästen, [von denen] ein[jeder] vorher um 50 K[ronen] erkauft [worden war], haben sie in einer Geschwind[igkeit] eingehauen, zerrissen, hinweggetragen und in Grund verdorben. [Auf] dem neuen Freithof, welcher erst neu gemacht worden war, haben sie die Schindel[n] abgeschlagen und sam(b)t dem Tor verbrannt. In Summa, diese Leute haben einen großen Schaden getan in dem ungedroschenen Getreide, Futter, (Ge)stroh und holz. [Sie haben auch] fast alle Stadel im Grunde zerschlagen und das Gezimmer verbrannt; denn die Kälte war sehr groß. Daher [haben] sie auch außer[halb] der Stadel noch über 1000 Feuer angezündet und gehalten. Was sie in den Vorstädten ertappt haben, [das haben] sie (hinweg)genommen und das Vieh geschlachtet. Die Nacht [über] hat die ganze Bürgerschaft auf Befehl des Generals um und um auf der Mauer im Gewehr stehen und wachen müssen. Ungeachtet dessen aber sind die Musketiere(r) doch an vielen Stellen über die Mauer hereingestiegen, [sind] in die Ställ[e] eingebrochen, [haben] kleines Vieh erwürgt und was sie sonst [noch] bekommen konnten, [haben sie] mitgenommen und [sind dann] wieder hinausgewischt. Dies geschah (nun) an vielen Orten, [so] daß wir also genug(samb) zu wehren und solches zu verhindern hatten. Die Tor[e] hatte er selbst(en) besetzt und mit seiner Wacht versehen.
Auch auf dem Land ist es übel hergegangen. Alles ist spoliieret worden. Des anderen Tags ist er mit allen Regimentern aufgebrochen und auf Eger marschiert. Er hat selbige [Stadt] auch sehr bedrängt, wie wir [später] hören werden. Er hinterließ uns einen Fähn(d)rich zur Salva Guardi[a]. Die Regiment[er] ließ er alle von hier [ab]rücken. Da er auch eine große Menge Bagage bei sich hatte, wurde alles Volk, zusammen mit dem Troß, über 6000 Mann stark geschätzt. Bei ihrem Aufbruch hatte man genug(samb) zu tun, daß man an etlichen Orten das aufgegangene Feuer mit Gottes Hilfe wieder (er)löschen konnte.[65]
Borris Regiment nahm an dem Sturm auf Höxter[66] Ende September 1640 teil.[67]
Im „Theatrum Europaeum“ heißt es: „Die Käis. eroberten Höxter im dritten Sturm so weit / daß die darinnen gelegene 900. Lüneburgische unterm Gen. Major Eduard Pithan accordirten; sie setzen darauff mit etlichen Truppen über die Weser / streiffeten auff die neugeworbene Lüneburgischen / und selbigen Außschuß / und schickten deren viel mit blutigen Köpffen zu Weib und Kindern; Herzog August zu Braunschweig geworbenes Volck muste deßwegen an die Weser eilen / ferneres Übersetzen / biß Banner kame / zu verhindern“.[68]
In einer Chronik aus Höxter ist festgehalten: „In diesem 1640. jahr hat der ertzhertzog Leopold [Wilhelm; BW] alß er mit der kayserlichen armee von 60.000 mann den Bannier [Banér; BW] verfolgete, hat er auch die statt Huxar belagert, dieselbige auch per accordt nach dreymahligen, andere tagen funffmahligen sturm erobert, eß haben darin 900 mann Braunschweigische völcker unter dem obristen Brauns gelegen, wie nuhn diese belagerung abgangen, kann man aus folgenden besehen. Den 29./19. Septembris. Nach dem ihre kayserliche mayestät bruder eine geraume zeit hero gegen den schwedischen feldmarschallen Johan Bannier zu Fritzlar[69] und Wildungen[70] zue felde gelegen, undt nach dem auffbruch auff Warburg[71] undt ferner auf Höxer zog, hat er den 19. Septembris durch generall von Gleen [Geleen;[72] BW] die statt mit 5000 pferden berennen laßen, undt folgenden abents und nachts mit seinem gantzen krieges heer gefolget, alsobalt die stücke gepflanzet, undt unterschidtliche läger von Bruchhausen[73] an bis ober der statt von der Klippmühlen an unter dem Bielenberg heer bis an den Brenckhaüser thurn, undt von dannen unter dem Roseberg heer bis nach Albexen[74] (seindt also das ganze läger in die sechtzigtausendt mann bestanden) schlagen lasen, darauff auch alsobalt angefangen mit 12 stücken an zweyen unterschidtlichen örthern auff den Stumrigen wallen an den mauren presse zu schiesen, das Peters thoer abgebrandt, undt über 825 grose kugelen (so weit mann nachrichtung hatt) in die statt geschoßen; wie aber die belagerten unter dem commando herrn obristen Brauns undt den dreyen hauptleuten, Milert, Fischers und Wilcken sich tapfer gewehret, undt mit allerhandt mit mittelen (worzu sie auch etliche immekörbe[75] gebrauchet, welche sie über die mauren unter den feindt geworffen) fünff generalsturm, worunter einer 3 stunden ohne auffhören gewehret, hurtig abgeschlagen, das dem bericht nach über 70 mann todt undt viell gequetschet worden, entlich aber wie noch 5000 mann beordert worden, abermahlß einen sturm zu thun, undt nach eroberung keines menschen zu verschonen, hat der gnädige Gott gegen den abendt ein groses schreckliches blitzen undt donner wetter erwecket, dabey ein ungewöhnlicher regen gefallen, das dem feindt alles pulfer naß undt untüchtig worden: Dannenhero die kayserlichen bewogen worden, den belagerten einen accordt anzubieten; sie wolten anfangklich nichtes davon hören, doch entlich, wie der entsatzs ausblieb undt ein klägliches wintzelen undt wehklagen in allen ecken der statt ware, der obriste auch von den belagerten gahr starck hierzu angehalten wurdt, gingen sie den accord ein, da dan verwilleget worden, bey sonnenschein sselbigen tages noch mit sack undt pack undt mit fliegenden fahnen, krieges gebrauch nach über die Weeser außzuziehen, wie sie sich aber etwas über bestimte zeit in der statt verweilten, wardt ihnen der accord nicht gehalten, sondern alle miteinander (ausgenohmen den obristen, capiitäinen, lietenanten undt fendrichen) sich unterstellen müsen, darauff ist der obriste Mercii [Caspar v. Mercy; BW] mit seinem regiment gelegt worden in Huxar“.[76]
Am 4.12.1640 schrieb Ferdinand III. vom Regensburger[77] Reichstag an Colloredo und verfügte die Dislozierung der Regimenter. Borri sollte Pressnitz[78] und sämtliche Grenzübergänge bis Aussig[79] besetzen.[80] Bei dem Hofer[81] Chronist und Organist Jobst Christoph Rüthner [1598 – 1648] heißt es: „Den 5. december [a. St.; BW] kam der duclasische [Douglas; BW] mit einigen starcken trouppen zur abhohlung der hinterstelligen und an den 3000 thaler, was noch restirete, contribution, oder nahm gleichwohl an mangel bahrer bezahlung an tuch, sättel, pistohlen und andere sachen und marchirte noch selbigen abendts wieder auf Plauen,[82] schickte aber zuvor eine parthey gegen Culmbach,[83] weil der kayßerliche generalmajor Bronj mit 20 regiementer auf Eger,[84] den leuthmerizischen[85] paß zu verwahren, gegangen“.[86] Ferdinand III. informierte Colloredo am 30.12.1640: Es gingen Berichte darüber ein, dass der Gegner in der Absicht, in Böhmen oder Franken einzufallen, immer mehr Regimenter in Thüringen konzentriere. Um dies zu verhindern, habe er beschlossen, die von Bruay und Borri geführten Regimenter zu verstärken, und zwar mit dem Regiment Alt-Piccolomini, das bis auf weiteres im Kreis Pachen[87] einquartiert werden solle.[88]
Am 5.1.1641 teilte Leopold Wilhelm Colloredo aus Regensburg mit: Er habe seinem letzten Brief entnommen, dass Banér, eine Krankheit vorschützend, am 28.12.1640 in Erfurt[89] zu einem entweder gegen Böhmen oder über die Obere Pfalz ins Donauland gerichteten Feldzug rüste; es sei möglich, dass er sich dabei entweder in Eger oder in Amberg[90] befestigen wolle. Um etwaigen Folgen dieses Vormarsches Banérs zuvorzukommen, habe er beschlossen, seine Streitkräfte umzugruppieren, unter Zusammenschluss seiner und der kurbayerischen Truppen ein Korps von 10.000 Reitern und Fußsoldaten aufzustellen und es nach Amberg und in die umliegenden Stellungen zu kommandieren. Colloredo sollte nach der beigelegten Liste auch hinsichtlich der unter ihm stehenden Regimenter alle Vorkehrungen zur Formierung dieses Korps treffen. Der Kommandant in Franken, Feldmarschall Geleen, sei angewiesen, seine Truppen aus diesen Stellungen abzuziehen, die Quartiere jedoch frei zu lassen und infolge der Bewegungen des Gegners weder Rekrutierungen noch Remontierungen stärker zu betreiben. Zwecks größerer Sicherheit Egers habe er befohlen, nicht nur die Gallas’schen Dragoner aus Kulmbach,[91] sondern auch die in der Umgebung liegenden Truppen Borris in die Stadt zu überstellen. Beigelegt war der Befehl Leopold Wilhelms an Borri, in dem er ihm die Absicht des Gegners bekannt gab. Er wies ihn an, zusammen mit den Gallas’schen Dragonern Eger und die Grenzen des Königreichs Böhmen zu schützen.[92]
Am 9.1.1641 schrieb Ferdinand III. erneut an Colloredo: Er erteilte eine Instruktion betreffs der Besetzung, Verteidigung und Versorgung Egers, die so ausgeführt werden müsse, dass Borri die Stadt mit einer ausreichenden Besatzung zumindest so lange verteidigen könne, bis die kaiserliche und die kurbayerische Armee ihre Stellungen eingenommen hätten.[93]
Leopold Wilhelm teilte Colloredo am 12.1. aus Regensburg mit: Der Feind habe von seiner Absicht, gegen Eger zu marschieren, abgelassen, abgelassen und ziehe in die Obere Pfalz gegen Amberg. Colloredo solle ein entsprechendes Corps aufstellen und zusammen mit der in Böhmen zurückgelassenen Infanterie die Grenzen gegen das Vogtland[94] und Plauen[95] besetzen lassen. Die Summe von 40.000 fl. zu Remonten und Rekrutierungen werde er wohl aus Iglau[96] bereits erhalten haben. Jeder Offizier sei verplichtet, die Remonte binnen 14 Tagen durchzuführen. Die Städte Eger und Pilsen[97] müssten mit einer ausreichenden Anzahl von Reiterei und Infanterie besetzt werden. Obrist Borri sei zum Kommandanten von Eger ernannt und Bruay mit dem Oberbefehl über die ganze Kavallerie in Böhmen betraut worden. Die Passübergänge gegen die Obere Pfalz und das Vogtland sollen, wie es bereits den Hauptleuten des Kreises Pilsen befohlen wurde, mit Verhauen versehen werden. Aus Iglau werde Militärkleidung zur Armee gebracht; Colloredo möge schriftlichen Verkehr mit Goltz unterhalten und dem Kaiser alle Ereignisse melden.[98]
Der Erzgebirgschronist Lehmann erwähnt Borri auch anlässlich der Belagerung und Eroberung Zwickaus 1641,[99] während er sich im Februar 1641 noch in Eger aufgehalten haben muß, so jedenfalls erinnert sich Leopold: „Der Kaiserische Generalwachtmeister Borrei wollte seine Zeit zu Eger auch nit gar um(b)sonst und vergeblich zubringen, sondern ließ alle der Stadt zunächst gelegenen Häuser in den beiden Vorstädten neben der schönen, neu gebauten Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit auf dem Freithof, in Grund einreißen. Auch hat er alle fruchtbaren Bäume rings um die Stadt abhauen und hingegen an etlichen Orten Schanz[en] abstechen lassen“.[100]
Am 8.2.1641 teilte Ferdinand III. aus Regensburg Rudolf Graf Colloredo mit: In der jetzigen Zeit, da Gerüchte über Banérs beabsichtigten Feldzug gegen Pilsen umliefen, scheine ihm die Ernennung Herreras zum Stadtkommandanten recht ungenügend. Er schicke deshalb einen Sonderkurier an Borri nach Eger. Dieser möge nach der Kommando-Übergabe[101] und entsprechenden Instruktionen an Neuhaus nach Pilsen gehen und sich dort der Leitung der Verteidigung annehmen.[102] Leopold Wilhelm schrieb am 12.2.1641 aus Passau[103] an Colloredo: Borris Anmarsch in Pilsen müsse, sofern dies nicht bereits geschehen sei, beschleunigt werden.[104]
Am 12.3. teilte der Kaiser Colloredo mit, dass die Kreise Eger, Elbogen[105] und Saaz[106] dem Regiment Borri als Quartiere zugewiesen worden seien, das mit allem Notwendigen zu versehen sei.[107]
Am 19.3. traf die nächste kaiserliche Weisung an Colloredo ein: Ferdinand III. befahl die unverzügliche Abkommandierung von vier ausgesuchten Infanterieregimentern zusammen mit Borris Regiment und allem, was einsatzfähig sei, von Prag nach Pilsen,[108] wo dieses Kriegsvolk unter Borris Kommando in voller Bereitschaft stehen solle. Auf Befehl des Erzherzogs oder Piccolominis werde es Borri an einen vorher bestimmten Ort führen. In Pilsen sei bloß eine Garnison von 200 Mann zurückzulassen.[109] Am 20.3. informierte Ferdinand III. Colloredo: Er sei im Besitz von Nachrichten, dass Banér sich von Cham[110] fort bewegte, morgen früh in Furth im Wald[111] stehen und über den Gebirgspass nach Böhmen kommen könnte. Colloredo solle daher alles in Bereitschaft halten. An Borri sei der Befehl ergangen, die Festung Königgrätz[112] mit 300 Dragonern zu besetzen.[113]
Das „Theatrum Europaeum“ fasst die Ereignisse unter Verwendung eines Berichts des Ingenieurs Carlo Cappi bis zu Banérs Eintreffen in Zwickau zusammen: „Es war aber Herr General Banner desselben Tags kaum nach Trinitz[114] kommen / daß nicht der Chur-Bäyrische General / Herr von Geleen / in selbiger Nacht schon auch in Chamb / mit dem in Böhmen gelegenenem und mehrerm zugegebenen Volck ankommen / und setzte andern Tags den 10. 20. Martii demselben nach / dergleichen vom Herrn Piccolomini und Mercy den 11. 21. ejusdem, so bald man mit dem Schlangen und den seinigen fertig gewesen / auff der Strassen von Wald-Neuburg[115] / Retz[116] und Wald-München[117] auß / gegen Tachau[118] und Plan[119] zu / auch geschehen. Sie konten aber seiner eher nicht / als im Paß deß erstgedachten Orts Breßnitz[120] ansichtig werden / gestalt es auß nächst fürstehendem Bericht-Schreiben deß Käiserl. Ingenieurs Carlo Cappen, sampt dem Abriß / communiciret / zu ersehen.
Nach dem Neuburg erobert / haben Ihre Hochfürstl. Durchl. sich in Eyl mit der Armada nach Retz begeben. Von dannen Herr Feld-Marschall Piccolomini und General Mercy / mit ihrer Cavalleria gegangen / den Herrn General Banner mit seiner Armada zu verhindern / daß er nicht über den Fluß Eger sollte kommen / welcher deß Tags von 5. biß in 6. Meylen gezogen / dessen Infanteria der Cavallerie gleich marchiren müssen. Herr Feld-Marschall Graf von Geleen folgete ihm nach / mit denẽ auß Böhmen und Schlesien ankommenen Regimentern / und etlichen Sächsischen Troppen / welcher den Herrn Banner mit täglichen grossen Scharmützeln aufgehalten / und gemacht hat / daß er theils serines Geschützes / Bagage, und anders / so ihme am marchiren hinderlich seyn mögen / unterwegs lassen müssen. Herr Feld-Marschall Piccolomini und General Mercy zogen in grosser Geschwindigkeit biß nach Eger / da sie zu vorderst dem Commendanten darinnen / Herrn General Wachtmeister Borry zuwissen thäten / daß er alle Brücken über den Fluß / so viel Zeit halben möglich einreissen / abwerffen / uñ abbrennen lassen solle. Als sie sich in der Stadt Eger kaum ein paar Stunden auffgehalten / in 300. Fußknecht darauß genommen / und über das Wasser gesetzet / seynd sie Tags so Nachts der Schwedischen Armada nachgefolget / und haben / daß dieselbige bey Caden[121] durch die Infanteria eine Floß-Brücken gemacht / darüber schon kommen seye / zeitlich erfahren. So grossen Fleiß / als Herr Piccolomini und Mercy angewendet / haben sie doch den Banner nicht eher als zu Breßnitz[122] antreffen mögen / allda er im Castell etliche Mußquetirer gelassen / und sich in den Böhmer-Wald retiriret / daselbsten nach etwas gefasten Vortheil / die Armada in Bataglia gestellet hat. Die Berge und der tieffe Schnee hinderten die Käiserl. mercklich in Ordnung zu marchiren / in deme sie auch nur einen einzigen Berg nahend an einem Wasser voller Morast und Weyher / darzu gehabt. Als nun die käiserl. Armada beysammen gewesen / und ein Theil den andern ersehen mögen / hat Herr Feld-Marschall Piccolomini und Mercy etliche Tragoner herfür rücken lassen / welche / als sie etwas mit denen in erwehntem Castell gelegenen Schwedischen scharmütziret / dieselben bezwungen es zu verlassen / und sich zu den ihrigen im Wald ligenden zu retiriren. Indeme auch Herr Feld-Marschall durch Herrn Grafen Bruye [Bruay; BW], General-Wachtmeistern / und andere Soldaten die gantze Lands-Gelegenheit recognosciren lassen / und er selber in Person neben Herrn Grafen von Geleen / Mercy und Borri abgesehen / wie man den Banner angreiffen möchte / der sich auff seinem Posto mit 600. Fuß-Knechten / Artigleria und Cavalleria fortificiret / die Käiserl. aber neben denen auß Eger genommenen 300. Knechten / und etlichen Comp. Tragoner / nur Cavalleria bey sich hatten / haben den 27. Martii um 2. Uhr Nachmittag resolviret / an den Schwedischen auff 3. Seiten den Angriff zu thun / darum sie ihr Volck in 3. Theil oder Corpi abgetheilet / konten aber wegen grossen Schnees und deß Morats nirgends als von obgedachtem eintzigen Weg an sie kommen / daselbsten Herr Feld-Marschall Piccolomini und Gen. Mercy mit etlichen Tragonern / Bäyr. Cavalleria, und 400 Pferden vom Piccolominischen neuen Regiment / die Schwedischen auff ihrer rechten Seiten nahend dem Bagagy angegriffen / und ob sie wol sich mit Canonaten und Moschetaten starck gewehret / starck gewehret / auch der Paß eben enge / dabeyneben voller Schnee / auch Wald und Morast vorhanden gewesen / haben sie doch die Schwedischen bezwungen / sich in die Flucht zu begeben / und 6. Stück Geschütz sampt 500. Bagagy-Wägen zu hinderlassen / die sie zwar in Brand gestecket / ihnen aber solches nach ihrem Wunsch nicht angangen ist. Die Käiserl. waren von der Nacht überfallen / retirirten sich / doch hatten sie im Wald zwischen den Bäumen / die Herr Banner hinder sich fällen lassen / viel Schwedische Soldaten ergriffen / die auch die gantze Nacht durch und folgenden Tag kommen seyn / sich zu deß Herrn Feld Marschalls Piccolomini Gnaden zu ergeben / die auch von ihm gnädig angesehen / tractiret und begabet seyn worden. […]
In Summa / Gen. Banner ist auch für dißmal den Käiserl. und Bäyr. entgangen / den 20. Martii [30.3.; BW] in Zwickau mit seinem erhaltenen Volck / und der Artillerie ankommen / mit deme sich die Weymarischen / so auff dem Separations-Weg gestanden / wiederum conjungiret : und ob er wol darüber erkrancket / und gestorben / ist doch das Volck bald hernach samptlich vor Wolffenbüttel[123] / biß zur Aufhebung selbiger Belägerungs Blocquade, gebraucht worden / dannenher es diß Jahr noch keinen Frieden / wie emsig auch sich andere darum bemühet haben / auch zu keinem Stillstand / der weder einem noch anderm Theil annehmlich gewesen / sich anlassen wollen“.[124]
Piccolomini schrieb dem Kaiser am 24.5.1641 aus Rosenberg:[125] Er stehe in Verbindung mit Borri, dem er geraten habe, vor der Zusammenziehung ausreichender Streitkräfte keinen Angriff auf Zwickau[126] zu wagen. Bei Halberstadt[127] sei auch Stålhanske zum Gegner gestoßen, aber die Schweden seien nach Banérs Tod unsicher und keineswegs kampfeslustig.[128] In seiner Korrespondenz mit dem Kommandanten von Wolfenbüttel,[129] Reuschenberg,[130] teilte Piccolomini diesem mit, Borri habe nach der Rückkehr von der Inspektion der Befestigungen Wolfenbüttels diese für gut befunden.[131]
Im Juni 1641 wurde Zwickau[132] von den Kaiserlichen erobert, wie Lehmann berichtet: „Uber der Schwedenflucht wahr große freude in Böhmen und in Meißen, daß der Churfürst den 27. Martii zue Dresden[133] ein Freudenfest hielte und die stucke ließ losbrennen und praeparatoria machen, die Schweden auß Zwicka zue jagen, Wie den auch von keyßerlichen Sich der Obrist [Friedrich Conrad; BW] Spiegel mit 5 Regiementern, Nicolaischen und [Hans Abraham von; BW] Gersdorfischen trouppen erst darfür geleget, die umb Werda[134] an der Pleiß logirten und Zwicka von ferne blocquirten. Die Schwedische besazung in der Stadt achtete des nichts, sondern fiel den 12. April in Glauche,[135] plünderten des Nachts 3 stunden lang auß und nahmen weg Pferde, viehe, gedreit, Victualien und, was Sie kunten fortbringen, kahmen darmit Sicher den 13. April früe ein. Den 11./12. Maii kam darfür General-Wachmeister Alexander Freyherr von Borri mit etlichen Regiementern zue Roß und Fuß, ein Regiement de Sove [Soye; BW], 1 regiement des Nicolai, 4 Compagnien de [Hieronymus; BW] Coloredo, 1 Compagnie des [Maximilian v.; BW] Wallensteins, 1 Compagnie von Borri, 300 Pferde von Buchheim [Puchheim; BW] und Mißlich [Mislik; BW], 300 Trajoner von Gallas und Geleen, 300 Pferde Saxische. Das stellete er nach-Mittag umb 5 Uhr in Bataglia[136] vor Zwicke und schlag das lager an dem ort, wo der Unger vorn jahr gelegen. Des abendts branden die Schweden die Lerchenmühl ab. Mann sahe auch mehr feuer. Den 16. Mai brandte Oberhohndorf[137] ab, am 18. huius halb Planitz;[138] an den tag kahmen 4 halbe Carthaunen an von Dresden[139] mit einer Compagnie Trajoner von Grosenhain.[140] Den 19. folgten 4 falconen mit 1 Compagnie Pferde von Radeberg,[141] an den tag machten die keyßerlichen 3 schantzen vor der Statt, eine vorn Frauenthor, die andere Osterstein[142] gegenüber, die 3. uff den Holzanger. Den 22. Maji kahmen die 2 Freyfehnlein von Chemnitz[143] und den 25. huius 8 Compagnien von Schleinizischen [Joachim von Schleinitz; BW] darüber. Den 24. Maji branden die Schweden die Schneide- und Pulvermühle weg und hieben alle beume umb vor der Stadt. Den 1. Junii steckten Sie an die Walck-Mittelmühle und die heußer auf den graben an. So lange aber die Schweden die Schloßmühle, die 9 gänge hat, behielten, kunten Sie der Statt nichts anhaben, welche die belägerer den 2. (12.) Junii mit sturm wegnahmen. Den 28. Maii hatten Sie von Dresden mehr stücke bracht, 2 gantze und 4 halbe Carthaunen, 6 flacianer,[144] 3 Feuermorsel, viel Munition; darauß schoßen Sie auf einen tag binnen 4 stunden 232 mahl auf die stadt, daß mans hier allezeit bobern gehöret. Es kahmen auch mehr völcker darfür, Ertzherzogliche, Beyerische und Saxische, von Duc de Savelli und Grafen von Suys, daß Sie vor der stat starck lagen 5000 zue fuß und 3000 zue roß. Die machten 20 000 schantzkorbe und So viel faschinen.[145] Den 6. Junii wurde hefftig geschoßen, 3 Minen gemacht und der Statt so hefftig zuegesezt, daß die Schweden den 7. Junii parlirten, und muste sich die besatzung auf discretion ergeben, des Obristen Johann Beers Reuter absitzen, Standarten, Pferd und Obergewehr zuerücklaßen, des Obristen Hans Heinrich von Schlieben regiement zue fuß aber nur die fehnlein von sich geben, zogen den 9. Junii auß und wurden nach ihrer Armee convoirt: Die Stat aber mit den 2 Freyfehnlein zue fuß untter des Obrist-Leutenandt [Daniel v.; BW] Schliebens (s. o.) commando besezet, und das hauß Wiesenburg[146] ihnen darzue anvertrauet. Zwicke muste den Borri geben 4000 thl., denen Artollerey verwanden 550 thl. vor die glocken“.[147]
Der Hofer Chronist Rüthner weiß zu berichten, dass Borri fünf seiner Soldaten eigenhändig erstochen habe, die beim Plündern gefasst wurden: „Den 8. juni ist Zwickau mit accord übergegangen und aufgegeben worden, jedoch in auszug der schwedischen darinnen gelegene soldaten der accord nicht allerdings gehalten und fast meistentheils spoliret worden, unangesehen der kayßerliche general Borey 5 seiner eigenen leute über den raub erstochen“.[148]
Der Hildesheimer[149] Arzt, Ratsherr und Chronist Dr. Jordan hält unter dem 6./16.8.1641 fest: „Diesen Morgen brach Alexander Boery, der Kayserl. Feldmarschall, von Bockenem[150] auf, ließ den Ort mit 250 Dragoner besetzt und fortificirt ihn daneben“.[151]
In drei Schreiben vom 29.1. bis zum 6.2.1642 informierte Borri Piccolomini aus Wien: Man warte hier sehnlich auf Nachrichten von den Kriegsschauplätzen. Er habe Trauttmansdorff getroffen und ihm seine Anmerkungen gegeben, die Trauttmansdorff in der nächsten Ratssitzung vorlegen werde. Er danke ihm für die Erlaubnis zur Reise nach Italien und sehe darin einen Vertrauensbeweis. Laut Vereinbarung zwischen dem Kaiser und Ferdinando II. de Medici, des Großherzogs von Toskana, solle er auf die Dauer von vier Monaten in die Dienste des letzteren übernommen werden. Nach seiner Rückkehr in kaiserliche Dienste würde er gern sein Regiment zurück erhalten.[152] Am 19.2. schrieb er Piccolomini erneut aus Wien und informierte ihn über die verlorene Schlacht Lamboys gegen Eberstein und Guébriant bei Kempen[153] am 17.1.1642.[154] Bald danach muss er seine Reise nach Italien angetreten haben. Am 3.3. wandte er sich aus Venedig an Piccolomini und gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass sich die Nachricht von Piccolominis Tod in der Schlacht gegen die Schweden als falsch herausstellte. Ferdinando II. de Medici wolle mehrere ältere Soldaten und Offiziere in seine Dienste nehmen; seiner, Borris, Meinung nach könnte aus seinem Regiment und aus anderen Regimentern in Böhmen Leute über Innsbruck herkommandiert werden, unter der Bedingung, dass sie nach Schluss der Dienstzeit wieder zurückkehrten. Aus ihnen sollte eine Abteilung subalterner Offiziere, die italienisch sprächen, gebildet werden, und solche Männer gäbe es in den genannten Regimentern in Böhmen genug. Es werde dem kaiserlichen Dienst keinen Abbruch tun, da der ihn, Borri, vertretende Obristleutnant sie sofort durch andere ersetzen könne. Die hiesigen Herren würden selbst noch Mannschaft anwerben, suchten aber Offiziere; sie beabsichtigten, 10.000 Mann anzuwerben, wollten aber weder Deutsche noch Franzosen. Morgen werde er nach Pisa fahren.[155] Schon am 6.3. teilte Piccolomini dem Großherzog mit: Zu seinem Ansuchen um Militärfachleute für Toskana eröffnete er ihm seine Bereitschaft, ihm erfahrene Soldaten aus seiner eigenen Leibgarde bis zu 600 Mann – je nach Entscheidung des Kaisers – zu überlassen. Borri, der diese Angelegenheit erledige, werde sicher die besten Männer auswählen. Ein Austausch gegen in Tirol angeworbene Rekruten sei möglich; die Hauptsache sei Ferdinandos II. Zufriedenheit.[156] Am 19. und 26.4. schrieb er Piccolomini aus Florenz: Er hoffte, Mitte Mai nach Wien und dann zur Armee zurückkehren zu können. In Florenz herrsche politische Unklarheit; es gebe eine spanische Partei, eine französische, eine kaiserliche, ein gewisser Pater habe sogar eine Seelenmesse für Gustav II. Adolf gelesen. Die Niederlage der Spanier in Katalonien werde hier für schwerer gehalten als die von Lamboy bei Kempen erlittene. Niemand sei im Besitz genauer Nachrichten, jedermann beurteile die Lage nach seiner eigenen Parteinahme. Die Politik des Großherzogs von Toskana weise gegen den Papst gerichtete Tendenzen auf.[157]
Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg[158] berichtet in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ über die Eroberung von Olmütz[159]im Juni 1642: „Nach eroberung der Statt Schweinitz[160] haben die Schwedischen Neuß[161] eine Bischofliche Residentz-Statt berennet / auch derselben mit dem Canon dergestalt zugesetzet / daß sie also der Belägerer ernst wol spüren können: weil aber den Belägerten von General Torstensohn zimliche conditiones zu accordiren angebotten worden / sie dasselbige aber gantz und gar nicht eingehen wollen / sondern mit dem herauß schiessen / ie lenger ie hefftiger fortgefahren / vnd den Schwedischen grossen schaden zugefüget / als ist die Statt mit gantzer Macht angefallen / vnd durch vnauffhörlich schiessen vnnd Fewereinwerffen endlich gezwungen / worinnen dann die Kroaten vnd Burgschützen alle nidergemacht / das übrige Volck aber / bey 200. Mann / von deß General Wachtmeisters Borry Regiment zu Fuß vntergestellet worden / hat also die Statt vor die plünderung eine starcke Summa Geldes / nemblich 30000 Reichsthaler / 300 Faß Wein / 200 Faß Bier / viel Getreid / Schaaf vnd ander Viehe / ingleichem funnfzehen hundert mit Sattel vnd Zeug wolversehene Regimenter vnterhalten müssen“.[162]
Am 13.10.1642 schrieb Leopold Wilhelm Colloredo, dass auch das Regiment Borri bei Leitmeritz[163] aufgestellt und ständiger Bereitschaft gehalten werden sollte.[164] Am 18.10. ging ein erneutes Schreiben des Erzherzogs an Colloredo, dass auch Borris Regiment mit den anderen bei Leitmeritz liegenden Regimentern so zusammen gezogen werden sollte, das es jederzeit schnellstens zur Hauptarmee abberufen werden könnte.[165] Zwei Tage später erhielt Colloredo von ihm neue Anweisungen: Leopold Wilhelm sei im Besitz von Nachrichten darüber, dass der Gegner an Bautzen[166] vorbei gegen Kamenz[167] ziehen wolle. Colloredo solle daher für die Zusammenziehung nach Tetschen[168] und die Kampfbereitschaft aller mit Borri zusammen liegenden Regimenter sorgen. Diese Truppen sollten dann von Tetschen entweder zur Armee oder zum Kurfürsten von Sachsen abkommandiert werden.[169]
Am 11.11.1642 teilte Ferdinand III. seinem Bruder Leopold Wilhelm mit, Borri „wird versuchen, um 24.000 thaler 2000 mann zufues in 10 compagnien zu bekhumen“.[170]
Ferdinand III. informierte Gallas am 1.4.1643, laut Nachricht von Feldmarschall Hofkirchen rüste sich der Gegner zum Angriff auf Troppau.[171] Auch Piccolomini habe am 26. und 28.3. gemeldet, dass der Gegner nach Schlesien oder Böhmen marschiere. Um Zeit zu gewinnen habe er, Ferdinand III., Hofkirchen und Borri angewiesen, Infanterie aus den nächstliegenden Truppenteilen nach Troppau zu legen und der Stadt einen tüchtigen Kommandanten zu geben.[172] Am 4.4.1643 schrieb Borri aus Prossnitz[173] an Gallas: Der kaiserliche Kriegsrat habe ihm versichert, er werde in Olmütz[174] an die 600 Mann und in der Umgebung der Stadt an die 300 Mann der gegnerischen Truppe finden. Nach seiner Ankunft musste er feststellen, dass die schwedische Truppe mehr als doppelt so stark war. Die eigenen Soldaten desertierten während der Truppenverschiebungen, ein Kroatenregiment sei spurlos verschwunden. Die Hälfte der Reiter sei krank, Kavallerie, Dragoner und Artillerie ohne Kommando; die Offiziere seien samt den Dienern davon gelaufen. Die Wallachen wollten keinen Kriegsdienst versehen, sondern nur rauben, plündern und brandschatzen.[175]
Das „Theatrum Europaeum“[176] berichtet: „Vmb diese Zeit / im Monat Aprili / haben die R. K. M. auff deß Königs zu Hispanien Anhalten / den Herrn Feldmarschalln / Graffen Piccolomini / auff ersuchen der Signoria zu Venedig / dem Camillo Gonzaga / vnnd auff solicitirn deß Herzogs von Modena / den General Wachtmeister Broy / deßmahls Commendanten in Mähren / wegen ihres gehabten Carico / jedoch auff gewisse Conditiones erlassen / vmb sich / auff der Röm. Käys. May. Erfordern / wiederumb einzustellen.
Ist also / an statt Herrn Feld-Marschalln Piccolomini / in Nahmen Ihro Käy. May. mit Herrn Graffen von Gallas gehandelt worden. Vmb sein vorigen gehabten Carico / die General-Lieutenants-Stelle betreffend / wieder anzutretten: Welcher dann sich zu solchen officio allergehorsamst auffs newe bestellen zu lassen. Wie dann auch Herr Graff Henrich Schlick / Käys. Geheimbter Kriegs-Raths Præsident / die direction deß Kriegs zugleich mit übernommen. An statt deß Herrn Graffen von Broy / hat Herr Feld-Marschall / Johann Graf von Götz[177] / die Blocquirung der Statt Olmütz in Mähren fortgesetzet“.[178]
Am 16.4.1643 teilte der Kaiser Gallas mit, der Großherzog von Toskana verlange die Überlassung Borris für sein Heer, denn in Italien erwarte man den offenen Kampf. Er habe ihm diesen Wunsch gern erfüllt; Gallas müsse daher einen anderen Kommandanten für das Kriegsunternehmen bei Olmütz aussuchen. Seiner Meinung nach könnte es B. L. von Waldstein sein, doch überlasse er ihm die Wahl.[179] Noch am 25.4. schrieb der Kaiser Gallas, er erwarte Borris Ankunft in Wien sowie einen Vorschlag für die Stelle des Olmützer Kommandanten.[180]Am 13.6.1643 schrieb Ferdinand III. an Colloredo, in Mähren habe er Obristfeldwachtmeister B. L. von Waldstein beordert, dass das Regiment Borri mit einem geeigneten Kommandanten Iglau[181] besetzen solle.[182] Am 30.12.1645 teilte Formarini aus Linz[183] Piccolomini mit: Keine der nach Leopold Wilhelms Abreise getroffenen Dispositionen sei bislang verwirklicht worden. Alles habe sich durch das Zutun von Schlick und Kurz geändert, die Gallas in den Himmel heben. Zwar hätten sie Borri zum Artilleriegeneral machen wollen, doch wollten sie ihm nur eine kleine Abteilung geben, mit der er die besetzten Städte entsetzen sollte. Der Gesandte Venedigs, Nicolo Sagredo, habe allerdings bekanntgegeben, dass die Republik Venedig Ferdinando II. de Medici, den Großfürsten von Toscana, bereits ersucht habe, Borri für ihren Krieg gegen die Türken freizugeben. Vom Kaiserhof sei bisher kein Gesuch abgegangen – wohl wegen der Meinungsverschiedenheiten, von denen er nicht zu schreiben wage.[184] Am 7. 11.1646 unterrichtete er Piccolomini aus Pressburg,[185] dass Gallas zum Armeekommandanten ernannt worden sei, mehrere Generäle seien abgelöst worden. Gallas selbst sei für Piccolominis Rückkehr, auch Borri, aber der einflussreiche Terranova, der spanische Orator, sei dagegen.[186]
Der in venetianische Dienste getretene Borri starb am 2.12.1656 auf Korfu an seinen im Kampf gegen die Piraten erlittenen Verletzungen.