Bussy de Lameth [Lamoussé, L’Amoussay], Charles de, Baron de Marigny, Seigneur de

Bussy de Lameth [Lamoussé, L’Amoussay], Charles de, Baron de Marigny, Seigneur de; Generalmajor [ – ]

„Marschall Turenne war am 26. März mit 8000 Mann, größtenteils Deutschen, auf einer Schiffbrücke bei Speyer[1] über den Rhein gegangen und hatte, da Mercy ohne ausdrücklichen Befehl des Kurfürsten ein Treffen scheute, sich mehrerer Orte in Franken und Schwaben bemächtigt; Ende April nahm er sein Hauptquartier zu Mergentheim.[2] Da er der kurbayerischen Armee somit ihre Musterplätze und Unterhaltsmittel weitgehend entzog, erbat und erhielt Mercy von Maximilian den Befehl zum Angriff. Er sammelte seine Truppen um Feuchtwangen[3] und beabsichtigte, wie seinerzeit bei Tuttlingen die Gegner unvermutet zu überfallen. Am Abend des 4. Mai marschierten die Bayern ohne Trommelschlag in tiefer Stille von Feuchtwangen ab, kampierten nachts in freiem Felde, brachen am 5. mit anbrechendem Tag wieder auf und stießen beim Dorfe Herbsthausen[4] unweit Mergentheim auf die Feldwachen des Feindes.

Marschall Turenne hatte rechtzeitig seine Truppen alarmieren lassen und Zeit gefunden, mit dem Hauptteil seiner Armee eine Schlachtordnung zu formieren, so daß den Bayern die angestrebte Überraschung nicht völlig gelang. Er selbst stand mit dem Fußvolk auf dem rechten Flügel, angelehnt an ein Wäldchen und vor der Front durch tiefe Gräben gedeckt, während Generalmajor von Rosen mit der weimarschen Kavallerie, die den linken Flügel bildete, auf einer Anhöhe Stellung genommen hatte. Unter dem Losungswort ‚Sancta Maria‘ rückte die bayerische Infanterie unter dem Kommando des Feldzeugmeisters von Reuschenberg auf dem linken bayerischen Flügel, welchen Jan von Werth befehligte, gegen Turennes Infanterie vor, – die Geländeverhältnisse erlaubten keine Kavallerieattacke – warf den Gegner mit Ungestüm über den Haufen und drang bis zum Dorfe Herbsthausen vor. Mit minderem Erfolg focht der rechte kurbayerische Flügel unter Sperreuter und Gayling, der beim Vorrücken durch Rosens Reiter zum Weichen gebracht wurde; in diesem Moment eilte der Obrist Hans Jakob Kolb, der mit drei Reiterkompanien ’noch dahinden gewest und in dieser Occasion einen sondern Ruhm verdient‘, ihm zur Hilfe, verstärkt durch etliche Regimenter, die Jan von Werth geistesgegenwärtig vom linken Flügel heranführte. Unter dem Anprall der bayerischen Reiterei wandten sich auch die weimarischen Regimenter zur Flucht, nachdem das Gefecht nur etwa eine Stunde gedauert hatte. Auf der Verfolgung wurde Rosen gefangen, Turenne, der vergeblich versucht hatte, mit der Infanterie im Dorfe Herbsthausen den Kampf zu erneuern, jagte nach Mergentheim zurück, mit zwei Reiterregimentern, die zu spät zur Schlacht gekommen waren, einen geordneten Rückzug zu decken. Beide Regimenter – sein Leibregiment und das des Obristen Tracy – wurden von der bayerischen Avantgarde angegriffen, in die Flucht geschlagen ‚und mehrerntheils ruinirt‘. Mercy ließ sammeln, sandte die Reiterei zur Verfolgung aus und rückte gegen Mergentheim, wo sich die Besatzung des festen Schlosses in Stärke von 200 Mann sogleich ergab.

Noch einmal hatten die Bayern einen großen Erfolg errungen; Turennes Armee bestand nicht mehr. Neben Rosen waren der französische Maréchal-de-Camp Schmidtberg und die Generalmajore de Bussy-Lameth und Marquis du Passage gefangen, dazu 183 Offiziere und etwa 2500 ‚gemeine Reuter und Fußknecht‘; sechs Geschütze sowie 59 Standarten und Fahnen wurden erbeutet. Die ohne allen Zusammenhalt an Rhein und Main flüchtenden Trümmer der Armee wurden auf der Verfolgung ereilt und gefangen, andere gerieten auf einzelne, ohne Kunde der Niederlage marschierende kaiserliche oder bayerische Regimenter und wurden niedergemacht, so Turennes zu Schwäbisch-Hall gelegene Garnison, die nicht am Treffen teilgenommen hatte, bei Sindringen[5] am Kocher, wo sie durch den Dragonerobristen Creutz überfallen wurde. Die moralische Wirkung des Sieges war groß; zumal Werth hatte durch sein rechtzeitiges Eingreifen entscheidend zum Erfolg beigetragen. Von Mercys Armee waren 300 Mann gefallen, darunter der Obrist Beauvau und drei Hauptleute. Die Gefangenen wurden in bayerische Regimenter eingereiht. Feldmarschall Mercy schrieb dem Kurfürsten, sie würden wohl gut tun müssen, ‚denn, wenn sie ausreißen sollten, will ich von ihnen brav aufhängen, auch selbige, wann es vonnöten, schon vorausschicken und totschlagen lassen‘ „.[6]

In der „Begründten Summarischen Relation“[7] über die Schlacht bei Alerheim[8] am 3.8.1645 heißt es: „Nachdeme eingangs ermelte zwo widrige Armaden den 3. Augusti Anno 1645. fast zugleich im Rieß eingetroffen / seynd sie noch darüber selbigen Tags bey dem Dorff Allershaimb zur Hauptaction kommen / die Bayrische haben ermeltes Dorff Allershaimb zu ihrem Vortel gehabt / vnnd anfangs mit ihren Stucken den Französischen vil schaden gethon / Nach welchem die Französische ihr maiste sforza von der Infanteria auff besagtes Dorff Allershaimb / welches von den Bayrischen auch mit Fueßvolck starck besetzt gewest / angeführt / da dann zwischen beederseits Infanteria vber zwey Stund lang ein hartes treffen geschehen / warunder die Französische das Dorff in Brandt gesteckt / die Bayrische aber vngeacht dessen / vnnd daß sie auff einer Seyten / wie auch thails im Rucken das Fewr: auff der andern Seyten / vnd vor sich die Französische zum Feind gehabt / ihren Posto in solchem Dorff ein als den andern weeg manutenirt, vnnd eines thails durch dapfferes antreiben deß Bayrischen Feldmarschalln Freyherrn von Mercy / wie auch deß Kayerischen Feldtmarschalln Graffen von Geleen / welcher den Feldmarschall von Mercy secundirt, andern thails durch anführung deß Bayrischen General Zeugmaisters Freyherrn von Ruischenberg [Reuschenberg; BW] den Französischen mit continuierlichen Mußquetaten ernstlich begegnet / daß also die Französische endtlich von dem Bayrischen / wie auch Gelenischen im Dorff fechtenden Fueßvolck / vnnd etlichen Esquadronen Reutern / mit grossem ihrem der Französischen verlurst zuruck geschlagen: aber darüber der FeldtMarschall Freyherr von Mercy / welcher das Volck Ritterlich vnnd eyferig angeführt / Todt geschossen worden / vnnd wiewol hinnach / als beederseyts Caualleria zum treffen kommen / vnd der Feldmarschall Graf von Geleen bey solchem Reutertreffen gefangen in der Französischen gwalt kommen / sie die Französische mit maistenthails Infanteria, vnnd thails Reuterey auffs new in besagtem Dorff Allershaimb angesetzt / seynd sie doch durch den General Zeugmaister von Ruischenberg / welcher ihnen mit dem Bayrischen Fueßvolck vnnd etlich dabey gestandenen Esquadronen Reutern testa gemacht / mit ihrem der Französischen grossen verlurst nochmaln zuruck geschlagen worden.

Das Reutertreffen aber ist inzwischen mit vngleichem success abgeloffen / dann auff der Bayrischen vnnd Geleenischen seyten / ist der rechte Flügel von dem Französischen lincken in die Confusion gebracht / vnd der Feldmarschall Graf von Geleen / wie gemelt / gefangen worden / hingegen aber hat der Bayrischen lincker Flügel / deme der General von der Reuterey Johann Freyherr von Wörth [Werth; BW] commandirt, den Französischen rechten Flügel völlig in die Flucht geschlagen / zugleich das noch restierende Französische Fueßvolck in Confusion gebracht / vnnd darunder vil schaden gethon / Also daß die Französische Armada ausser ihres lincken Flügels in völliger Flucht vnnd Confusion: Von den Bayrischen aber / noch der lincke Flügel / sambt der ganzen Infanteria in Ordnung: auch es an deme gewest / daß der Französischen Armada lincker Flügel ebenmessig geschlagen / vnd dardurch selbige Armada sambt ihren conjungirten were ruiniert worden / wann es nicht die zu bald eingefallene Nacht verhindert hette / welche den Französischen zeit vnnd lufft geben / daß sie in der Nacht die zersträten guten thails wider versamblen könden. Seynd derowegen die Bayrische selbige Nacht auff der Wahlstatt stehn bliben / solches den Französischen sowol durch loßbrennung ihrer der Bayrischen selbst / als thails der Französischen eroberten Stucken zuuerstehn geben / zugleich ihre Wachten den Französischen vnder die Augen gestelt. Demnach sich aber in solcher Nacht die maiste Bayrische Artigleriaknecht mit den Pferdten verritten / thails in dem beym Tag vorgegangnem treffen / sonderlich / was bey ihrem rechten Reuterflügel gestanden / Todt geschossen worden / vnnd welches das vornembste geweßt / ihnen den Bayrischen wenig Monition vbergebliben / weil sie in besagtem Treffen ein vnglaubliches verschossen / thails Monition aber / welche bey erst besagtem ihrem rechten Reuterflügel geweßt / in selbiger Confusion verlohren gangen / haben sie die Bayrische sich resoluirt, den darauff gefolgten 4. Augusti auff Thonawörth[9] zugehen / damit sie allda die nothwendige Monition vnnd andere requisiten an sich ziehen könden / allermassen solches in guter ordre in Bataglia geschehen / vnnd sie 14. Stuck / darunder 3. eroberte Französische geweßt / mit sich genommen / die vbrige Französische Artigleria vnnd Stuck / welche sie mehrern thail erobert gehabt / wie auch thails der ihrigen selbst / haben sie auß angeregter vrsach der verrittenen Artigleria Pferdt nicht alle bespannen bespannen / sonder stehn lassen müssen / die Französische Armada ist / nach deme sie sich möglichist colligirt, gegen der S[t]att Nördlingen[10] gangen / welche Statt vnderm Prætext einer angenomenen neutralitet ihnen mit aufnem- vnd Curirung der häuffigen geschädigten / (die sonst der Französischen Officier selbst bekennen nach mehrenthail crepirn, vnd zugrund gehen müssen) hergebung Proviant / vnnd in ander weg alle assistentz gethan / auch der Französischen Armada zugelassen / daß sie vnder ihrem Canon logiren könden / ausser dessen / vnd wann die Statt Nördling sich nit so vnzeitig accomodirt, hette die Französische damaln von dem fürgangnen treffen vbel zugerichte Armada sich nechster Tagen mehren thails consumirn müssen / vnd den Bayrischen / welche sich zu Thonauwörth mit Monition versehen / vnnd in etlich Tagen wider ganz außgerüst / in mainung vnnd deß verlangens vnverlengt wider auff die Französische Armada zugehen / weiter nit resistirn könden.

Bey disem vorgangen scharpffen Haupttreffen / ist der französischen Armada Fußvolck mehrernthails zugrund gangen / vnd nidergehaut worden / vnnd würdet die zahl der Todten ihrer seyts wenigst auff 6000. Mann geschetzt / ohne ihre habende häufftige geschädigte / darvon noch täglich vil sterben / in specie seynd vnder der Französischen Armada Todten / sovil man dermal in gewise erfahrung brongen könden / von der Französischen Nation zween Feldmarschall / darunder der Marquis de Borri, zween General Maior, Item der Marquis de Pisani, deß Duca di Anguien [d’Enghien; BW] assistentz Rath / Gubernator de Chatteleu [Castelnau; BW], mehrernthails Obriste deß Französischen Fußvolcks / auch thails von der Französischen Reuterey / vnnd gar vil Obriste Leutenant / Obrist Wachtmaister / Rittmaister / Haubtleut / vnd dergleichen Officier, Insonderheit ist vnder den Französischen Auenturirn, wie man nachricht hat / eine nit geringe anzahl / vnd darunder vil vornemme Leut / Todt gebliben / so ist auch von den Weinmarischen vnd Hessischen Todt / der General Maior Graf von Witgenstein [Sayn-Wittgenstein; BW] / Obrist Truchseß [von Wetzhausen; BW] / Obrist Schwerdt [Sweerts; BW] / Obrist Fabri, Obrist Leutenant Saurzapff [Sauerzapf; BW] / Obrist Leutenant Hailmann / vnd mehr andere Obrist Leutenant / Obrist Wachtmaister / Rittmaister / vnd Haubtleut. Vil hohe Officier, vnder den Französischen / Weinmarischen / vnd Hessischen seynd geschädigt worden / darunder General Marzin [Marsin; BW], Feldmarschall Marchese de Castel nouo [Castelnau; BW], General Maior Lamossè, Obrist Lamperti, Obrist vnd General Commissarius Trasi [Tracy; BW], Obrist Fleckenstain [Friedrich Wolfgang von Fleckenstein; BW] / etliche Obrist Leutenant / vnd vil andere Officier. In gleichem seynd der gefangenen hohen Officirer, nit wenig / darunder der vornembst ist der Französisch General Leutenant vnd Mareschal de France Monsieur Grandmont [Gramont; BW]. An der Bagagi hat die Französische Armada auch vil schaden gelitten deren thails von den Bayrischen erobert / thails von dem Französischen Volck selbst geplündert worden. Auff Seyten der Bayrischen Armada vnnd deß Geleenischen succurs seynd bey 1000. Mann todt gebliben / vnd verlohren gangen / darunder das Royerische Regiment zu Fueß / welches den Posto auff einem Berg negst dem Bayrischen rechten Flügel gehabt / von den Franzosen vnder wehrender Schlacht mit grossem gwalt attacquirt, vnd nach dapfferm widerstand mehrern thails nidergehaut: Von dem Gilli de Hasischen [Haes; BW] Regiment aber in die 300. Mann auff einem Kirchhoff / allda sie sich wol gewört / vbergwältigt : vnd mehrern thail gefangen worden / Von ermelter Bayrischen Armada vnnd dem Geleenischen succurs, hat von hohen Officiern, so todt gebliben wäre / ausser etlichen Rittmaister / Hauptleut / vnd dergleichen Officier fast niemand das Vnglück getroffen / als wie hiebevor angedeut / den Feldmarschall Freyherr von Mercy / welcher bald anfangs im Dorf Allershaim todt gebliben. So ist auff ihrer Seyten gefangen worden / von dem Geleenischen Succurs / als der Herzog [Philipp Ludwig; BW] von Holstain / vnd Obrist Hillen [Hiller; BW] / von den Bayrischen / der Obrist Royer / Obrist Coob [Christoph Cobb; BW] / vnd Obrist Stahl [Johann von Stahl; BW] / der Royerische Obrist Leutenant Geißler / der Geylingische [Gayling; BW] Obrist Wachtmaister Fabri, etliche Rittmaister vnd Hauptleut. An Fendlen vnnd Corneten hat die Französisch Armada / sambt deren coniungirten in die 70. die Bayrische aber in allem 15. darunder 8. Fändel vnnd 7. Cornet verlohren. Dises ist nun der Hauptsächlich vnpartheyische Verlauff / solchen fürgangnen Treffens / der Allmächtig verleyhe anstatt dergleichen Christlichen Blutvergiessens / nunmehr einest den lieben Friden“.

Passage, Schmidtberg, Rosen und Bussy de Lameth saßen in der Festung Ingolstadt in Gefangenschaft.[11]

[1] Speyer; HHSD V, S. 350ff.

[2] (Bad) Mergentheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 41ff.

[3] Feuchtwangen [LK Feuchtwangen]; HHSD VII, 196f.

[4] Herbsthausen [Bad Mergentheim, Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 330.

[5] Sindringen [Forchtenberg; Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 744.

[6] LAHRKAMP, Werth, S. 153ff.

[7] Begründte Summarische Relation Deß zwischen der Chur=Bayrischen ReichsArmada / vnd dem auß Westphalen beygestosse-nen Kays. Succurs eines thails: Dann der Königl. Frantzösischen dem Duca di Anguien vndergebnen Armada / bey deren sich auch die Weinmarische vnd Hessische befunden / andern thails / bey dem Dorff Allershaimb im Rieß den 3. Augusti / Anno 1645. fürgangne Haupttreffens. Gedruckt im Jahr 1645 [StB Ulm Sch 8227].

[8] Alerheim [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 6f.

[9] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[10] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[11] LAHRKAMP, Werth, S. 160.

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