Carve [Carew, Carue], Thomas
Carve [Carew, Carue], Thomas; Feldkaplan [um 1590 Mobarnan (County of Tipperary)-1664 Wien/1672 ?]
Der irische Feldkaplan Thomas Carve [Carew, Carue][1] wurde um 1590 in Mobernan, County of Tipperary geboren und war erst Feldkaplan im Regiment Butler, dessen Feldkaplan er bis 1632 war, bis er nach einem Aufenthalt in Irland 1635 zu Deverouxs Regiment kam. 1640 wurde er Generalkaplan aller in kaiserlichen Diensten stehenden Truppenteile englisch-irischer Herkunft, der sogenannten „Wildgänse“. 1646 wurde er apostolischer Notar in Wien. Von ihm stammt das dreiteilige kulturgeschichtlich interessante „Itinerarium R. D. Thomae Carve“, erschienen 1639-1646.
In dem „Reyßbüchlein“ Carves, der ab 1636 als katholischer Priester ein irisches Regiment in kaiserlichen Diensten begleitete,[2] heißt es: „Als nun die unsrigen den Feind gezwungen, befestigte Orte aufzusuchen, befahl Gallas seinen Obristen, die festen Städte und Schlösser zur kaiserlichen Devotion zu zwingen. Das geschah so, daß zugleich den Schweden jede Proviantierung abgeschnitten wurde, und besonders denen zu Stralsund,[3] Anklam,[4] Greifswald[5] und Demmin.[6] So verwüsteten sie zu diesem Ende auch das ganze umliegende Land, so daß der Feind für lange Zeit keine Hoffnung auf Lebensunterhalt haben konnte. Die Rechtfertigung für Gallas‘ Vorgehen lieferte Carve gleich mit: „Ich will dafür halten, dies sei mit Gottes Billigung geschehen. Dies Land hatte das schwedische Kriegsvolk aufgenommen und unterstützt und dadurch das ganze Römische Reich jämmerlich verdorben, so daß es jetzt gleiches Elend und Verderbnis erleiden muß. […] Durch diese Mittel verringerte sich ihr Nachschub sehr, so daß der Obrist Wrangel genötigt war, nicht ohne Gefahr seine Leute auf verschiedene Orte aufzuteilen. Baner schickte ihnen zwar bisweilen einige Schifflein mit Korn zu, sie wurden aber entweder von den unsrigen abgefangen oder wirkten nicht viel bei einem so großen Haufen … die Kürassiere des Grafen Broy [Bruay; BW] trafen zwei Boten, die des jungen Wrangel an den Älteren trugen, in dem er das erbärmliche Elend sehr beklagte, in dem er und Baner steckten“.[7]
Weiter heißt es: „Der Kaiser zog nach Prag und Gallas fing gegen Sommer an, die Soldateska ins Winterlager zu verweisen. Etliche Regimenter schickte er ins Herzogtum Holstein, dem von Florenz [Mattia di Toscana; BW] wurde das Stift Bremen verordnet, der Graf von Ridberg [Ernst Christoph I. von Rietberg; BW] kam nach Braunschweig und Lüneburg, Goltz legte sich ins Erzstift Mainz und herum, Generalwachtweister von Salis blieb in Mecklenburg, um den Baner in Zaum zu halten. Wir Irländer mußten nach Dannenberg[8] und weiter nach Wolfsburg[9] und an solche Orte ziehen, wo es weder zu fressen noch zu beißen gab. Der Fürst von Braunschweig war so unbarmherzig zu uns, daß er nichts für die Pferde und Soldaten lieferte. Ja die Bauern fielen unsere Knechte ungestraft an, und wo sie einen allein antrafen, mußte er des Todes sterben. Auch die Offiziere wurden nicht verschont, wenn sie etwas Brot und Mehl suchten. So geschah es, daß viele dahinstarben oder davonlaufen mussten“.[10]
„Der Irländer Thomas Carve aus Tipperary hat in seinem Itinerarium, dessen erster, die Jahre 1630 bis 1639 umfassender Teil 1639 herausgegeben wurde, der Wallensteinkatastrophe eine eingehende Darstellung gewidmet, die alsbald wörtlich in die erweiterte Neuausgabe der ‚Commentaria de Germania sacra restaurata’ des ehemaligen Wiener Nuntius Carlo Caraffa übernommen wurde. Carve kam 1630 nach Deutschland und schloß sich an seinen Landsmann Walter Butler, damals Oberstleutnant, an; dessen ‚individuus comes’ nennt er sich, vermutlich war er bis um die Mitte 1632 Butlers Feldkaplan, dann kehrte er in seine Heimat zurück und wurde 1635 Feldgeistlicher des irischen Dragonerregiments, das nach dem Tode Butlers Deveroux zum Lohne für seine Bluttat erhielt. Augenzeuge der Vorfälle von Eger war Carve nicht, er weilte im Februar 1634 in Irland, er vernahm nach seiner Rückkehr nach Deutschland die Kunde von Butlers Ende Dezember 1634 erfolgtem Tode. Seine Nachrichten können demnach nicht auf Mitteilungen Butlers, sondern nur auf solchen Deveroux’ beruhen, der zwar Butlers vertrautester Offizier war, selbst aber an den geheimen Besprechungen Butlers, Gordons und Leslies nicht teilgenommen hatte, sondern nur von Butler als Instrument bei der Exekution benützt worden war. Zudem liegen fünf Jahre zwischen den Ereignissen und ihrer Aufzeichnung durch Carve, und sein Werk ist von dem Geiste heißer Parteinahme für seine Landsleute Butler und Deveroux erfüllt, streng kaiserlich und katholisch gesinnt, und steht an Kritik nicht eben hoch; immerhin verleiht ihm die Gewährsmannschaft Deveroux’ für Einzelheiten, die dessen Person betreffen, einigen Wert, soweit Carves Angaben nicht mit zuverlässigen Quellen in Widerspruch stehen“.[11]
Carve, der noch immer das Regiment Deveroux begleitete, schrieb: „Nach vielem erlittenen Schaden und äußerstem Elend wurden wir den 7. Mai 1639 über Hannover[12] nach Schaumburg[13] geschickt, wo wir Winterlager im Sommer haben sollten. So geht es zu, geneigter Leser, in der jetzigen Zeit wird alles verkehrt. Im Winter zwingt man uns zu fechten, zur Zeit der Feldzüge muß man im Winterquartier liegen. Doch geschieht nichts ohne Ursache. Die Kriegskommissare pflegen die Völker im Winter im Feld aufzuhalten, damit sie selbige Örter fein abgrasen und den besten Gewinn davon bringen“.[14]
Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !
[1] Thanks to Dr. Virginia DeMarce for her contributions to this article.
[2] Vgl. WORTHINGTON, Eyewitnesses.
[3] Stralsund [Kr. Stralsund]; HHSD XII, S. 292ff.
[4] Anklam [Kr. Anklam]; HHSD XII, S. 153ff.
[5] Greifswald [Kr. Greifswald]; HHSD XII, S. 194ff.
[6] Demmin; HHSD XII, S. 175ff.
[7] MILGER, Gegen Land und Leute, S. 314.
[8] Dannenberg [Kr. Lüchow-Dannenberg]; HHSD II, S. 106f.
[9] Wolfsburg; HHSD II, S. 508f.
[10] MILGER, Gegen Land und Leute, S. 318.
[11] SRBIK, Wallensteins Ende, S. 147f.
[12] Hannover; HHSD II, S. 197ff.
[13] Schaumburg [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S. 413.
[14] MILGER, Gegen Land und Leute, S. 318.
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