Christoffer von Steineckers Briefe an Carl Gustav Wrangel aus Rain am Lech 1647 (IV)

Christoffer von Steineckers Briefe an Carl Gustav Wrangel aus Rain am Lech 1647 (IV)

von Suzanne von Steinaecker und Dr. Bernd Warlich

Christoph 1612 -2 mid-resCarl_Gustaf_Wrangel_David_Klöcker_Ehrenstrahl_1652_stor

 Das linke Porträt zeigt Christoffer von Steinecker, das rechte Carl Gustav Wrangel.

Zu den bereits übermittelten Veränderungen in der kaiserlichen Heeresleitung teilte Steinecker Wrangel[1] auch mit, dass wahrscheinlich Piccolomini[2] [=> Abbildung rechts]Piccolomini  an Stelle von Gallas[3] Gallas[=> Abbildung links]  zur Armee kommen solle, der allerdings noch wegen ausstehender Soldgelder[4] in Brüssel verweilen musste und erst nach Gallas‘ Tod und der verlorenen Schlacht bei Zusmarshausen[5] 1648 das Kommando über die kaiserliche Armee übernehmen konnte. Dass Piccolomini allerdings nur darauf wartete, ins Reich und in die Führung der kaiserlichen Armee zurückkehren zu können, war jedoch allgemein bekannt. Gallas selbst hatte am 1.1.1647 aus Wasserburg[6] an Ferdinand III. geschrieben, Maximilian Graf Kurz[7] [Abb. rechts] Kurz.v.Senftenau.Maximilianhabe ihm im Auftrag Maximilians I. mitgeteilt, man könne sich nicht erklären, wieso der Feind rechtzeitig von allen geheimen Angelegenheiten, sogar von den Briefen des Kaisers und des Kurfürsten an Leopold Wilhelm[8] [Abb. links]Leopold Wilhelm, Erzherzog von Österreich und umgekehrt unterrichtet sei.[9] Was war daran jedoch verwunderlich, wenn selbst Steinecker durch den Eichstätter[10] und Würzburger Bischof[11] während seiner Schweinfurter Kommandantur über derartige Personalia unterrichtet war ?

„Hochwolgeborner Herr General[12] vnd FeltMarschall,[13], Gnediger Herr,

E. Excell. nach meiner gehorsame dienste offerirunge zu berichten habe Ich nicht laßen sollen, das deroselben am 26 hujus Ich zu wißen gemacht, das der feindt noch beÿsammen, vnd die Kays. p ihre haubtqvartier zu Woltza[14]Wolnzach [=> Abbildung links] zweÿ meilen[15] von Freysingen,[16] die Baÿerschen aber beßer nach Landßhuet,[17]Landshut [Abbildung rechts] doch das die armeën mit den qvartieren zusammen stoßen. Vnd kan E. Excell. ietzt nicht bergen, das der Feindt annoch also logiret, auch biß dito keine separation der beiden armeën vorgangen, man saget zwar davon, das es geschehen soll, aber man weiß nicht, zu welchem Ziele. So bald Ich es vernehmen werde, sollen E. Excell. stündlich advertiret werden. Der Ertzhertzog ist wol 14 tage schon von der Armeë, soll sich annoch in Regenspurg[18] befinden, deme Hatzfelt[19] [Abb. links]Hatzfeld[1044] auch folgen, vnd sich in ein Closter, alß die rede gehet, begeben wirt. Vnd obwol vorhin spargiret[20] worden worden, das Gallas wiederumb zu der Armeë kommen würde, ist es doch vermuthlicher das es Piccolomini sein werde, welcher schon in Persohn zu Wien sein solle.[21] Was Ich weiter davon erfahre wil E. Excell. Ich ohngeseumbt zu wissen machen. Sonsten befindet sich der alte Kolbe[22] mit seinen 1500 wolgemundirten[23] teutschen Reutern, welche alle Carabins[24] haben sollen, vnd etlichen Dragouns[25] ohne den Croaten,[26] welche zusammen in die 2000 Mann machen sollen, beÿ Neumarck[27] vnd Weyda[28] in der Pfaltz, was seine intention sein mag, kann Ich nicht erfahren. Nebst diesem soll E. Excell. Ich auch vnverhalten laßen, das am andern festtage der alten Weihnachten herr Graff von Trautmansdorff[29] [Abb. rechts]Trauttmansdorff_(1584-1650) nebst dem h. General Commissario[30] Schäffer[31] sich nacher von Augspurg[32] aus nacher Ulm[33] begeben, ob Sie nun aber wegen des Friedens oder Stillstandes der Waffen[34] ausrahten werden, wirt die zeit öffnen.[35] Was vom feind Ich sonsten werde Kundschafft einziehen, darmit will Ich nicht seumen, E. Excell. zu berichten. Vnd thue dieselbe Gottes gnediger bewahrung befehlen, Mich aber in dero beharliche Gnade ergeben, verbleibend E. Excellence

                      gehorsamer vnd getrewer Knecht

ChvonSteinëcker

Rhain den 30ten Decembris anno p 1646. p“.[36]

„Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

E. Excell. soll nach meiner gehorsame dienste offerirunge Ich nicht verhalten, das vntern dato vmb 11 vhr der Zölner von Lauingen[37] aus Newburg[38] [Abb. rechts]Neuburg_an_der_Donaw_Detail anhero gekommen vnd berichtet, das alda für gewiß berichtet worden, das zwischen Regenspurg vnd Ingolstadt[39] zween Schiffbrügken geschlagen würden, worüber so wol die Kaÿs. alß Baÿrische armeë,[40] alß vber jedwede Brügke eine armeë, gehen würden, welches gar gewiß wer, maßen die Leuthe jenseit der Thonaw alles naher Ingolstadt, Newburg vnd ander örter fleheten.[41] Vber das ist auch ein Einspenniger[42] von Höchstedt,[43] so Mir 40 schaff[44] getraÿdig anhero gebracht, alhir angelanget, welcher eben solches berichtet, den er vorgestern zu abend aus Ingolstadt geritten da hat man solches daselbst für gewiß ausgesaget[45] vnd alß er gestern abend zu Renertzhoffen,[46] eine Meile[47] von hir vber der Thonaw, alwo er auch diese vergangene Nacht gelegen, gekommen, hat der Bürgermeister daselbst Ihme auch berichtet, das Er von den Fürst. Pfaltz-Newburgischen Rhäten befehl hette, alles Viehe vnd Pferde von Rönertzhoffen wegk, vnd nacher Newburg zu bringen, den es würden die Kaÿs. vnd Bayerschen Völcker vber die Thonaw gehen.[48] Nebst diesem berichten auch beide Theile, so wol der Zöllner, alß der Einspennige von Eystedt,[49] das Sie noch solten in consideration gezogen haben, ob beide armeën hinüber gehen würden, das Sie in fürchten stünden, wan Sie mit beiden Armeën vbergiengen, das E. Excell. vber die Iser gehen müchten. Ob sie nun willens Graff Gustav[50] [=> Abbildung rechts] CarlX.Gustav-7nach zugehen, oder sich gar nacher herrn Generaln Wittenberg[51] zu begeben, weiß man noch nicht; Ich wil aber nicht laßen den h. Rittmeister[52] ausgehen zu laßen, damit er sich bemühe, einige Gefangene[53] zubekommen, vnd was Ich alßdan weiters vernehmen werde, wil E. Excell. Ich ohngeseumbt zu wißen machen, vnd thue dieselbe Gottes gnediger bewahrung getrewligst befehlen, Mich aber zu dero beharliche Gnade ergeben, verbleibend E. Excellence

                                   gehorsamer vnd getrewer Knecht

ChvonSteinëcker

Rhain den 30. Decemb. ao p. 1646 p“.[54]

„Ps: Bregenz,[55] den 9. Jan: 1647

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excell. solle nach wünschunge eines glückseligen vnd freudenreichen Newen Jahres, so wol meiner gehorsamen dienste offerirung Ich nicht laßen verhalten sein, das gestern dreÿ Reuter von der frantzösischen armeë, welche etliche Wochen beÿ den Baÿerschen gefangen gewesen, anhero gekommen, vnd berichten, das beide, alß Kaÿs. vnd Baÿrsche, Armeën vorgestern, am 1ten Januarÿ, nicht weit von Ingolstadt zu Roß vnd fueß, mit der Artigleria[56] vnd alle pagage[57] vber die Thonaw gegangen, vnd were im gesprech gewesen, alß solten die Baÿrischen in die Pfaltz gehen, die Kaÿs. aber im Bistumb Eÿstedt vnd Newburgischen sich logiren, jedoch meÿnen die kundschaffter, das man nichts gewißes berichten kan. Ich habe aber den Rittmeister[58] sambt den Reutern nacher Thonawerth[59]Donauwörth [=> Abbildung links] geschicket, sich mit denselben alda zu conjungiren, damit sie gewiß Gefangene einbringen möchten, vnd man also gewißheit von Ihnen bekommen könte. Was nun derselbe bringen wirt, soll E. Excell. meiner schuldigkeit nach eilfertigst berichtet werden. Vnd thue dieselbe Gottes gnediger bewahrung getrewligst befehlen, vnd Mich in dero beharliche Gnade ergeben, verbleibend E. Excellence

gehorsamer vnd getrewer Knecht

                                                                                     ChvonSteinëcker

Rhain den 3. Januarii ao p 1647 p“.[60]

[ohne Präsentationsvermerk]

„Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

E. Excell. nach meiner gehorsame dienste offerirunge sol Ich nicht bergen, das die Kaÿs. vnd Baÿrsche Armeë noch vber der Thonaw eine Meil von Ingolstadt sich befinden thut, vnd hat Graff Gallaß, welcher nunmehr beÿ der Armeë ist, maßen Ich seinen Paß alhir gehabt, in deme[61] ein Kaÿs. Trompeter,[62] etliche Gefangene hir abgeholet, sein Qvartier im Flecken Keschingen,[63] Graff Pompei[64] nebst Jenen andern GeneralsPersohnen hat das Qvartier im Flecken Gaimershaim;[65] vnd sollen noch dreÿ Regimenter zu Roß beÿ Ihnen logiren. Beide Flecken Keschingen vnd Gaimershaim sollen eine stunde gehens von einander liegen.[66] Rittmeister Löber ist ausgewesen, in meinung, vff der seithen der Thonaw etliche Gefangene zu bekommen, aber Sie haben nichts richten können, den zwischen Newburg vnd Thonawerth 500 Reuter vom Feindt gestanden, welche die Vorwacht gehabt, das Sie also vnverrichter sachen wieder zu rügke gehen müßen. Sonsten vermeinet man dieser örter, das die Baÿrschen wieder vber die Thonaw vnd weiter vber die Iser gehen, die Kaÿs. aber ihren marche nacher der Pfaltz vnd Böheimb nehmen[67] würden. Ich wil nicht laßen, kundschafft einzuziehen, vnd was Ich vernehmen werde, soll E. Excell. eilfertigst advertiret werden. Womit E. Excell. Ich Gottes gnediger bewahrunge getrewligst befehlen, vnd Mich In dero beharliche Gnade begeben thue, verbleibe E. Excellence

S. gehorsamer vnd getrewer Knecht

ChvonSteinëcker

Auch ist man der Meinung, daß beide Armeën wieder herüber gehen, vnd nach der Iser sich wenden möchten, den Sie in fürchten sein sollen, das E. Excell. mit der Cavallerie eine Cavalcada[68] vber die Iser thun möchten. Wiewol anderer Meinung nach alhir spargiret worden, das Sie auff Weißenburg[69] gehen würden, ist doch[70] solches bißher nicht geschehen, laßet sich auch noch nicht an, das solches erfolgen möchte“.[71]

Die in Frankfurt/M.[72] erscheinende „Relationis Historicæ Semestralis Continuatio“ berichtet zum Januar 1647 über die weiteren Aktivitäten Königsmarckischer[73] Truppen und die Streifereien der in Schrobenhausen[74]Schrobenhausen2 [=> Abbildung links] liegenden Kurbayerischen, bei denen Steinecker dringend benötigte Pferde eingebüßt hatte: „Den 17. Januarij haben die Schwedischen auß Mindelheim[75] denen Bawern / die Holtz / Hew vnd Geträid nach Augspurg führen wollen / eine Stunde von der Statt hinderm Sandberg auff 80. Pferde / entgegen die Bäyrischen von Aicha[76] vnnd Schrobenhausen denen von Rain / auch 30. in 40. Fouragier-Pferd[77] weggenommen“.

Am 16.1.1647 hatte Maximilian I. bei Gallas auf die Eroberung Weißenburgs [=> Abbildung rechts] Weissenburg_im_Nordgaugedrängt,[78] das schließlich am 3.2.1647 von Fernemont[79]Fernemont [=> Abbildung links] eingenommen werden konnte. Steinecker informierte Wrangel über diesen Angriff der Kaiserlich-Bayerischen auf Weißenburg, die dabei eingesetzten Geschütze, die weiteren Absichten beider Armeen sowie über den schlechten Gesundheitszustand des schwerkranken Gallas, der bereits in einer Sänfte die Armee begleiten musste.

„Ps Bregentz dat. 6. Febr. 1647

„Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

E. Excell. nach meiner gehorsamen dienste offerirunge zu berichten habe Ich nicht laßen sollen, das der Feind, alß Kaÿs. vnd Baÿrsche Armeën, bißher im Bisthumb Eystedt vnd dem Fürstenthumb Newburg gelegen, nunmehr sich moviret, vnd stehen ietzo beide armeën eine Meile von Weißenburg, welches Sie auch attaqviren werden, maßen es schon vor 4 tagen mit 8 trouppes berennet gewesen, auch seint die schwere Stücke[80] vnd FewrMörser,[81] [=> Abbildung rechts]Mörser wozu Sie 3 halbe Cartaunen[82] vnd 2 große FewrMörser nebst 8 wagen mit Granaten[83]# [Einfügung am linken Rand: # aus Ingolstadt], so auff Bürger wagens hinaus gebracht, genommen, auch sollen Sie willens sein, Dünckelspiehl zu attaqviren; Ich verhoffe aber, das solche örter sich wol halten werden, zumalen sie sich zimblich darin verbawet. Auch soll ihre intention sein, wan Sie solche örther bekommen, das Ich doch nicht hoffen wil, sich mit beiden armeën in Francken vnd die Pfaltz zu setzen. Dieses hat der Bischoff zu Eystedt Mir in geheimb durch deßen Abgeordneten, welcher sich beÿ Mir beclaget, das die Kaÿserliche beÿ Ihnen gelegen, vnd darneben gebeten, Mich ein wenig zu patientiren,[84] wan die Armeën vorbeÿ, wolte der Bischoff sich mit Mir vergleichen laßen, vermelden vnd berichten lassen. Was Ich weiter erfahren vnd vernehmen werde, soll eiligst E. Excell. zu wißen gemacht werden. womit E. Excell. Ich Gottes Schutz befohlen, vnd Mich in dero Gnade ergebend, verbleibe E. Excell.

                                                                     gehorsamer vnd getrewer Knecht

PS.

Graff Gallas ist wieder beÿ der Kaÿserlichen Armeë, er leßet sich aber in einer Sänffte nachtragen, dan er gleich ietzo am podagra[85] laboriren thut.

                                                                          ChvonSteinëcker“.[86]

Anscheinend war es zwischen Steinecker und Wrangel zu einem ernsten Zerwürfnis gekommen, was die Forderungen an das Fürstentum Pfalz-Neuburg bzw. die angedrohte militärische Exekution[87] anging, obwohl Wrangel ja selbst zunächst ein hartes Vorgehen befohlen hatte. Am 30.10.1646 hatte er gegenüber seinem Vorgänger Torstensson[88] seine militärischen Ziele in Hinblick auf Bayern dahingehend formuliert, „den krieg in diesen landen so lange als müglich zu behaubten undt den feindt neben uns darin zu behalten, auff das von beiden parten der vorrath des bayrlandes also consumiret werden möge, damit dem Churfürsten seine […] kräfte und recruitirungsmittell aufs höchste außgehen undt aus handen kommen thetten“.[89]

Werth[90]Werth2 [=> Abbildung links] seinerseits hatte am 7.1.1647 aus Wolnzach[91] nach München berichtet: „Er vernemme von ainem gefangen gewesten Croaten Rittmaister für gewis, Wrangl, vnd Königsmarckh [=> Abbildung rechts]Königsmarck, Hans Christoffer Graf lasse ieder noch ein Brigad[92] zu Fueß werben, vnd alle Reutter armiren zu Fueß werben, sondern der dolle Wrangel[93] habe auch vmb mehrer Völcker nach Strallsundt[94] geschickht, der Rittmaister hette iüngst bey einer vornehmen Officiers Kündts-Tauff selbst persöhnlich gehört, das die höchsten Officiers, vnnd Generals Personen vom Feundt, die Spöttlich: vnd schimpflichsten Reden wegen des vorhabenten Friden nit nur hören lassen, sondern auch offentlich vorgeben, vnd genzlich resolviert seyen, mit aller Ihrer Macht, vnd stuckhen,[95] in kurzer Zeit wider in Bayern, vnnd recta yber die Iser zu gehen, alda Sye alsdan des Fridens erwarthen wollen“.[96]

Welche Folgen das für Garnisonen[97] wie Rain hatte, zeigen die Briefe Steineckers nur allzu deutlich.

„Prs Bregentz dat. 17. Jan.1647

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excell. seindt meine gehorsame dienste zu allen zeiten willigst alß schuldig, vnd habe dero Schreiben vom 29 Decembr. aus Bregentz in gebürlichem respectu erhalten, auch daraus ersehen, das E. Excell. mein Schreiben vor übel aufgenommen, da Ich es doch keiner bösen Meinung gethan: sondern aus Noth schreiben müssen, weil Ich solche böse Nachbarn beÿ Mir habe, die Mir nichts zu willen sein wöllen, wie offt Ich mit guten vnd scharpffen Schreiben darum gefordert. Wollen derowegen E. Excell. derhalben keine Vngnade auff Mich werffen, sondern denen zumeßen, die Mich dazu vervrsachet haben. Ob Ich auch wol auff E. Excell. gegebene ordre, mit brandt zuverfahren, vnd also zu versuchen, ob Sie zu andern gedancken möchten gebracht werden, Sie abermahlen mit harten Schreiben bedrohet, das Sie dasjenige, was E. Excell. bewilliget, Mir ohnteilbahr liefern solten, oder Ich wolte die militarische execution ergehenn laßen; So ist darauff heute der h. Cantzler[98] von Newburg anhero gekommen, vnd vorgegeben, das Sie noch 1500 thlr[99] reichen laßen wolten, darmit solte die verfloßene zeit richtig gemacht sein, maßen Sie verhoffen, Ew. Excell. würde es Ihnen dabeÿ laßen, vnd solches ins künfftige noch geringer machen, weil das Land von den Kaÿs. vnd Bayrschen beÿ ihrem marche sehr mitgenommen, darauff Sie auch zu E. Excell. diesen abgefertiget. Ich habe aber dem h. Cantzler darauff zur antwortgegeben, solche reise würde vergebens sein, maßen des jetzigen Kriegs wegens für dißmahl nicht anders geben könte, alß das solches aus dem Fürstenthumb Newburg erfolgen, vnd erleget werden müste. Wie dan auch E. Excell. iedoch ohne maßgebung, es beÿ voriger bewilligunge werden bewenden laßen, damit solches volgendß# [am linken Rand eingefügt: # monath vff vorrath] richtig herein gelieffert, vnd diese Gvarnisoun daran nicht verhindert werde. Der Bischoff zu Eystedt[100] hat sich erbotten, wan er wegen des Kaÿs. vnd Bayrschen raum haben werde, Jemanden zu schicken, vmb sich mit Mir vff ein gewißes zuvergleichen, vnter deßen möchte Ich mit der militarischen execution innenhalten, Er wolte nochmals daßelbe, was aus dem Bistumb zu geben kommen würde, richtig lieffern lassen. Das Metall betreffend, habe Ich funff Centner naher Thonawerth geschicket, wolte auch lengst mehr hingeschicket haben, wan Ich es nur hette können zugeschnitten[101] bekommen, Ich will Mich aber bemühen, das Ich es förderligst möge zugeschnitten werden, damit es könne nach Thonawerth geführet werden, wiewol Ich für wenig tagen viele Pferde verlohren, in deme der Feindt aus Aichaw,[102] Schrobenhausen, Augspurg vnd Ingolstadt, worin der Feindt noch Reuter werffen lassen, so das 300 Reuter starck die Pferde, so pallisaden[103] holen sollen, wegk genommen, jedoch aber wil Ich sehen, so balt Ich Sie werden können zerschnitten bekommen, das Sie nach Thonawerth gebracht werden. Womit E. Excell. Ich Gottes gnediger Auffsicht, vnd bewahrung getrewligst befehlen, vnd Mich in dero beharliche Gnade ergeben thue, immer verbleibend E. Excell.

gehorsamer vnd getrewer Knecht

ChvonSteinëcker

Es berichtet auch der h. Cantzler, das I. F. Durch. aus ihren Ämbtern Geträÿdig holen ließen,  das Sie hir anhero lieffern lassen könten, aber der Commendant[104] zu Lauingen wolte solches nicht paßiren laßen. Bitten demnach die Rhäte E. Excell. wollen belieben, deßfals mit dem H. FeltMarschalln Touraine[105] zureden, das derselbe dem Commendanten ordre geben müchte, das er solch Getraÿdig folgen ließe, dan Sie sonsten keine Mittel hettendas geringste herein zuschaffen.

Rhain den 21. Januarÿ anno p. 1647. p

Auf der Adressenseite findet sich von fremder Hand, augenscheinlich aus Wrangels Feldkanzlei zur schnellen Information des Feldmarschalls, eine Zusammenfassung des Schreibens:

„Obrister Steinecker meldet: Daß die Newburg. Cantzler vnd Räthe ihme wegen der verfloßenen zeit in allem nur 1500 Rt. anerbieten laßen bitten Se. Excellence wolten es das dero ergangene g. resolution hirunter bewenden laßen. deß Metallenß hette er 5. Cent. naher Donawert geschicket, wollen sehen wie er die vbrige hinnach bringen laßen könne, welches bißhero dieserwegen verbleiben weilen ihme ein theil pferde vom feinde weg genommen“.[106]

„Ps: Bregentz dat. 17ten Jan. 1647

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excell. soll nach meiner gehorsamen dienste offerirunge Ich nicht verhalten, das sich der Feindt mit beiden Armeën hinter der alten Mühlen[107] befindet, hat etliche tage Weißenburg starck beschoßen, auch des Nachts viele Granaten[108] hinein werffen laßen.[109] Damit Ich aber vernehmen möchte, wie es damit beschaffen, das Ich Ew. Excell. solches advertiren könte, habe Ich den Rittmeister[110] ausgehen laßen, welcher sich mit denen zu Thonawerth conjungiren, vndt mügligsten Vleiß anwenden sollte, einige Gefangene zu bekommen vnd einzubringen, was nun derselbe bringen wirdt, soll E. Excell. ohne verzugk von Mir zu wißen gemacht werden. Die fouragirer[111] gehen alle ins Newburgische, vnd holen ihre fourage heraus, wie auch beÿdes Kaÿserliche alß Baÿrsche im Bisthumb Eÿstedt liegen. Was Ich weiters vernehmen werde, Soll E. Excell. eilendß berichtet werden, vnd thue dieselbe Gottes Schutz getrewligst befehlen, Mich aber in dero beharliche Gnade ergeben, verbleibend Ew. Excellence

                                                      gehorsamer vnd getrewer Knecht

 

Rhain den 12ten Janarÿ Anno p. 1647 p.                   ChvonSteinëcker“.[112]

Königsmarck war am 25.1.1647 aus dem Bodenseeraum als Befehlshaber eines Korps nach Westfalen geschickt worden, um zwischen Ems und Weser, an Fulda und Werra Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel[113]Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg [=> Abbildung rechts] gegen Kaiser, Kurköln und die westfälischen Stände zu unterstützen. Tatsächlich führte er aber wieder seinen eigenen Krieg. Doch schon am 24.1.1647 teilte Westphalen,[114] zuständig für Informationen aus Niedersachen und Westfalen, seinem Gönner Piccolomini mit, dass „im land spargirt[115] wirt, alswan der Generalmajor[116] Königsmarck das kommando über die hessischen völcker[117] antretten und die Generallieutenantsstelle[118] acceptiren würde und die stadt Lemgo[119] den Hessen einräumen sollen“.[120] Otto Christoph von Sparr[121]Sparr.Otto_Christoph [=> Abbildung links] informierte Hatzfeldt [=> Abbildung rechts]Hatzfeld.Melchior im Februar, dass es Gerüchte gäbe, Königsmarck wolle zum Niederrhein ziehen.[122] Am 15.2. hieß es,daß nachdem der Generallieutenant Königsmarck sich von der haubtarmada, in der marche zu Sahlmünster[123] vier Nassauische[124] companien zu roß ausgehoben, forters den Generalmajor Lowenhaubt[125] an sich gezogen und sambt einigen ccommandirten Hessischen für Kirchhain[126] gerückt, solches bey dieser occasion wegzunehmmen und den Niederhessischen zu uberlieffern. […] Post scriptum. Kirchain haet sich den 12. oder 12. huius uff gnad und ungnad ergeben, und die besatzung untergestoßen[127] worden. Sobalt sich die schwedische volcker refrenchirt,[128] solte es diesen ohrt ohnfehlbar gelten. Zu dessen behuf die Hessische alle praeparatoria schaffen“.[129]

Schwierigkeiten gab es inzwischen für Steinecker auch mit dem bei allen Kriegsparteien übel beleumdeten Obristen Wancke,[130] der sich auch nicht an Wrangels Anweisungen zu halten pflegte und Orte im Eichstättischen, die Steinecker zugewiesen waren, zu seinem eigenen Vorteil auspresste.

„pr: Bregentz dat. 11ten Febr. 1647

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excell. seind meine gehorsame dienste iederzeit bereit, vnd habe dero Schreiben vom 9ten Januarÿ wol erhalten, vnd daraus ersehen, das Ich den H. Commendanten in Thonawerth mit Pulver vnd Bleÿ, wan Ihme vom Feindt etwas gewaltsames würde zustoßen, aushelffen solte, welchen befehl Ich der gebühr nach nachleben wil. Wan aber E. Excell.

Mir daher nicht expressè ordre[131] gegeben, würde Ich Mich deßen in etwa gewegert haben, da Ich aber dennoch herrn Obersten Jurgaßen[132] vorhin vff sein ansuchen 2000 Musqueten[133] Kugeln nebst einem halben Centner Bleÿ zue doppelhacken[134] [=> Abbildung rechts: Landau]Doppelhakenbüchse-Landau zugeschicket. Wirt der orth vom Feinde attaqviret vnd an Pulver vnd Bleÿ von Mir etwas begehret werden, wil Ich solches folgen laßen. Der Feindt ist annoch für Weißenburgk, hat gestern wiedrumb starck aus Stücken geschoßen, wie es endlich darumb abgehen wirt, stehet zu erwarten,[135] H. Rittmeister Löber[136] ist aus, so er Gefangene mit sich bringen wirt, vnd Ich etwas gewißes bemerken werde, soll E. Excell. stündlich advertiret werden. Der Rittmeister ist newlicher Tage auch ausgewesen, was Sie gebracht, ist E. E. Excell. von h. Obersten Jurgaßen p posta zu wißen gemachet. Wan auch der Feindt von Weißenburg gehen wirt, vnd Ich vernehmen werde, wohin Er sich wendet, will E. Excell. Ich auch wißen lassen. Die Newburgische vnd I. F. Gn. Bischoffen zu Eÿstädt[137] betreffend, habe Ich von denselben nichts mehr erhalten, alß E. Excell. aus meiner vberschicketen Specification vorhin ersehen werden, der Feindt an beiden orthen starck, das er Ihnen auch die besten Städtlein vnd Flecken dermaßen soll ruiniret vnd verderbet haben, das Sie davon nichts mehr thun könten, worüber Sie sich auch beschweren, dz Ihnen vnmüglich were, hernegst Getraÿdig herein zu schaffen, würde aber der Feind weiter von Ihnen gehen, wolten Sie was Ihnen müglich thun. Vnd ob Ich wol ietzo die executions-mittel für die handt nehmen wollte, muß Ich solches wegen deß Feindes Partÿen einstellen, wie das auch in Ingolstadt, Aichau, Schrobenhausen vnd Augspurg starck mit Reutereÿ versehen. E. Excell. berichte Ich hirneben, das vff dero gnedige ordre Ich auch die Schantze[138] [=> Abbildung rechts]Schanzen-Schanzbauern-Erdwerke-2 [350778] an der Lechbrügke besetzet vnd den Gründelschen[139] Capitain[140] mit seinen Dragouns naher Thonawerth marchiren laßen. das auch E. Excell. dies regiment[141] bedencken wöllen, vnd mir geschrieben, den reg. Qvartiermeister naher Nördlingen[142] zu schicken, vnd alda vff weitere ordre zu warten, dafür thue Ich Mich vnterthänig bedancken, habe auch den Qvartiermeister dahin geschicket, vnd werden E. Excell. dero gnedigen belieben nach weitere ordre geben, wie Ich auch hirbeÿ die listen, wie starck mein vnterhabendes regiment sich befindet, vberschicken thue. Weil auch vber das von der Armeë noch 16 Mann, so theils beÿ occupirunge dieser Stadt kranck zu rügk gelassen,[143] theils vom Feinde wieder herüber gefangen worden, welche aber noch zur zeit nicht dienst gethan, maßen Sie immer kranck gewesen, hier sein, vnd vbel bekleidet: Alß werden E. Excell. dero gnedigen belieben nach darin zu thun wißen, Auch sint von meinem regiment in die 50 Mann kranck, vnd liegen an der haubtkranckheit,[144] iedoch habe Ich dem Allmächtigen Gott zu dancken das mir noch keiner gestorben. Beÿ verfertigung dieses habe E. Excell. Schreiben vom 13 hujus wegen der Völcker, so herrn Generaln Königsmarck vnd h. Obersten[145] Wolffen[146] zugehen sollen, gebührlich erhalten, verhalte aber E. Excell. darauff nicht, das von des h. Generaln Königsmarcks Regiment nur einer hir ist, welcher aber so kranck, das er weder gehen, stehen, reiten noch fahren kann, derohalben er nothwendig hir bleiben müßen. Von dem Wolffeschen aber ist nicht ein einziger hir, auch keiner hir gewesen. Was die 2 halbe Cartaunen[147] betreffen thut, gibt es viel arbeit mit dem entzweÿ schneiden, so bald Sie aber zerschnitten, wil Ich Sie nach Thonawerth schicken, wie Ich dan vorhin 5 Centner dahin geschicket, aber Ich habe noch zur zeit nicht eine handt granate[148]OLYMPUS DIGITAL CAMERA [=> Abbildung links] von Nördlingen bekommen. Ich bitte auch nochmaln, E. Excell. wölle H. Obersten Bülowen gnedige ordre ertheilen, das Er Mir von dar aus, wann er das metall abholen laßet, 400 schauffeln, weil Ich solche hir nicht bekommen kann, vnd das steinigte Erdreich viele wegnimbt, nebst den hand granaten anhero schicken möge. Auch kan E. Excell. Ich nicht verhalten, das der Oberste Wancke sich vnterstehet etliche örter in dem Bisthumb Eÿstedt an sich zu ziehen, vnd daraus Gelte zu erpreßen, wie er dan schon beÿ 4 oder 500 thaler bekommen, alß von I. F. D. dem Bischoffe Mir berichtet worden, Ich habe zwar deswegen an H. Obersten darneben geschrieben, sich deßen zu enthalten, damit Ich an dem Meinen nicht verkürtzet würde, aber von Ihnen keine keine antwort erhalten. Derowegen E. Excell. Ich bitten thue, Sie wöllen auch an bemelten H. Obersten ein Ordre ergehen laßen, das er sich hinfüro solcher forderungen vnd preßuren enthalten müchte. p Womit E. Excell. Ich gottes gnediger Auffsicht vnd bewahrung Ich getrewligst befehlen, vnd mich in dero continuirliche Gnade ergebend, stetts verbleibend E. Excellence

                                                              gehorsamer vnd getrewer Knecht

                                                                                      ChvonSteinëcker

Rhain den 19. Januarÿ anno p. 1647 p“.[149]

Mittlerweile war Weißenburg von den Kaiserlichen am 3.2.1647 wieder eingenommen worden.[150]

„ps:[151] Bregentz dat. 11ten Febr. 1647

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excell. soll nach meiner gehorsamen dienste offerirunge Ich nicht verhalten, das die Kaÿserliche ihren marche in Böheimb nehmen, die Chur-Baÿrische aber gehen nach Amberg,[152] [=> Abbildung A] alwo ihr haubtqvartier wirt werden, der Kaÿserlichen haubtqvartier wirt dem berichte nach in Klattow[153] ein, vnd wirt die Armeë vmb Pilsen[154] vnd daherumb sich delogiren.[155] Das die Chur-Bayersche naher Amberg gegangen, ist der Vermuthungen nach geschehen, das Sie dem H. Generaln Königsmarck oder auch dem General Majeurn Graff Gustav Lewenhaubt[156] [ Abbildung links]Lewenhaupt.Gustav. Adolf in einem oder andern hinderlich sein möchten. Zweÿ regimenter aber von den Chur-Bayrschen, alß das alt-Kolbische[157] vnd das Geylingsche,[158] befinden sich annoch im Stifft Eÿstedt, liegen hinter der altmühl in zweÿen Städlein, was nun ihre intention ist, ob Sie alda verbleiben, oder auch noch wegk gehen werden, kan ich noch nicht erfahren. Auch ist Weißenburg mit 300 Mann,[159] welche ein Oberster Wachtmeister[160] commandiret, besetzet, ob Sie nun an demselben orth, was ernieder geschossen worden, wieder aufbauen werden, weiß Ich noch nicht, was Ich von einem oder andern weiters vernehmen werde, wil E. Excell. meiner schuldigkeit nach Ich zu wißen machen. Sonsten berichte E. Excell. das stets eine Parthÿ fast in die 300 Pferd, so sich aus Ingolstadt, Augspurg, Aichau vnd Schrobenhausen zusammen thun, hir herunter gehet, vmb zu recognosciren, ob auch alhir etwas vber die Brügken kommen möchte. Zu deme wirt berichtet, das Zweÿ regimenter zu Fueß nach München gegangen, die Stadt darmit desto beßer zu verwahren. E. Excell. habe Ich beÿ Herrn Obersten Jurgaßen die listen von meinem vnterhabenden regiment vberschicket, verhoffe, E. Excell. werden dieselbe bekommen haben, wie dan auch auff E. Excell. ordre Ich meinen reg. Qvartiermeister[161] naher Nördlingen geschicket, alda auffzuwarten, biß E. Excell.  H. Obersten Bülowen,[162] dero Schreibens nach, weiter ordre ertheilen werden. auß dem Newburgischen habe Ich nichts mehr, alß was E. Excell. Ich vor diesem berichtet, bekommen, ob Ich wol mit der Execution getrohet, haben Sie doch fort vnd fort gebeten, Ich möchte darmit innen halten, biß die Armeën aus ihrem Lande weren. Weil nun dieselbe wegk sein, stellen Sie sich doch vmb nichts ein, sondern haben abermahlen zu E. Excell. diesen Postilion mit Schreiben abgeschicket, welcher nur darumb geschickt, das Sie mich auffhalten, vnd vernehmen laßen, was beÿ der Armeë paßiret, dar mit Sie dieses anderwerts berichten können. Mit I. F. Gn. Bischoffen zu Eystedt gehet es Mir gleichermaßen, der will nicht mehr geben, alß was Ihme dienet nemblich 1400 thaler vnd 60 schaff[163] Getraÿdig dieses maßes Monathlich, begehret auch gleich wie die Newburger nicht mehr alß vff den Novemb. vnd Decembr. Monath abgewichenen Jahres zu geben, da doch meine Leuthe so wol in diesem, alß dem vergangenen Jahre ihren Vnterhalt haben müßen. Vnd ob Ich wol zum öffteren an dieselbe geschrieben, Sie wolten dazu thun, das Ich richtigkeit haben, und daßjenige, was Ich zum behueff[164] dieser Gvarnison haben müste, bekommen möchte; ist doch nichts alß Schreiben darauff erfolget, das Sie beÿ dem Vorigen bleiben, weshalben dan I. F. D. der Bischoff auch ihren Stallmeister[165] an Mich geschicket, mit Mir einen Schluß zu machen, was Sie auff die vorgedachte beide Monath geben solten, jedoch demselben aber keine andere instruction gegeben, alß das er beÿ den 1400 thalern vnd 60 schaff Getraÿdig bleiben sollte. Darauff Ich den Stallmeister etliche Tage beÿ Mir behalten, vermeinend, I. F. D. würden sich eines andern resolviren, aber Sie bleiben halsstarrig auff ihrer Meinung nichts mehr zu geben, vnd auff diese andere Monath fast gar nichts. Derowegen Ich es nicht machen werden können, alß das Ich mit der execution, wie E. Excell. Mir vnterschiedlich geschrieben, verfahren muß, den in der güte ist von Ihnen nichts zu bringen. E. Excell. habe Ich auch vor diesem berichtet, das Ich alhir an materialien mangel hette, vnd gebeten, Sie wöllen in Gnaden geruhen, H. Obersten Bülowen ordre zu geben, daß derselbe Mir von Nördlingen 4 oder 500 schauffeln anhero schicken möchte, weil Ich dieselbe weder alhir in Rhain noch Thonawerth, viel weniger aber aus dem Newburgischen vnd Eÿstedischen bekommen kann, maßen Sie keinen Eisen-Hammer[166] haben. Das steinigte Erdreich nimbt die schauffeln sehr wegk, das Ich auch gar wenig mehr habe, die Ich gebrauchen kan. Bitte demnach nochmalen, E. Excell. wöllen wolbemelten H. Obersten in Nördlingen ordre geben, das er Mir solche schauffeln schicken möge, damit Ich an der arbeit nicht feiren dürffe. Handtgranaten habe Ich auch noch nicht bekommen, Ich habe eine dreÿ viertheils Cartaun[167] in vier Stücke zerschneiden laßen, welche Ich ehist nach Thonawerth schicken wil. Ich habe auch an I. F. G. als Marggraffen[168] [=> Abbildung links]Albrecht_von_Brandenburg-Ansbach in Dinckelspiel[169] geschrieben vnd gebeten, Sie möchten vff E. Excell. befehl alhir den Rothgießer,[170] so von Dinckelspiel ist, mit den Formen zu den Handgranaten hieher nach Rain schicken, so wolte Ich alhir einen Ofen machen laßen, das sie alhir könten gegoßen werden, was Ich für antwort darauff bekomme, wil E. Excell. Ich advertiren. Hirneben kann E. Excell. Ich auch nicht verhalten, das hochgemelte F. Gn. sich vnterstehen, etliche örter in dem Bisthumb Eystedt, namentlich Herriern[171] vnd Arberg,[172] an sich zu ziehen, maßen Sie schon 600 thaler davon bekommen, vnd noch 600 thaler fordern vnd begehren. Wan Ich dan schon das meine nicht haben vnd bekommen kann, vnd dadurch Ich noch mehr wirt verhindert werden: Alß wil E. Excell. Ich vnderthänig gebeten haben, Sie wöllen an I. F. Gn. deßenhalben schreiben, das Sie fürtershin nicht allein sich deßen enthalten, sondern auch die empfangenen Gelder Mir wieder auszahlen müchten, darmit Ich das Meine haben könne. Womit E. Excell. Ich Gottes gnediger Auffsicht vnd bewahrunge getrewligst befehlen, vnd Mich in dero beharliche gnade ergeben thue, versterbend Ew. Excellence

                                                                                  gehorsamer vnd getrewer Knecht

Rhain den 1ten Februarÿ  Anno p. 1647 p“.                                    ChvonSteinëcker

Beigelegt war die Liste des erhaltenen Getreides und des Viehs:

„Auff das, was von des H. FeltMarschallens p. Excell.

aus dem Fürstenthumb Newburg an früchten

vnd Viehe zu geben verordnet, Eß in allem

geliefert worden.

61 schaff 1 Metze ———- Korn.

81 schaff 7 Metzen ——– Gersten.

24 schaff 5 Metzen ——– Hopffen.

65 stücke Rindtviehe —–

80 stücke Schaffe ———

          restiret also vff die beide verfloßenen Monathe.

438 schaff Korn. 7 Metzen —— Korn

218 schaff ——- 1 Metze ——– Gersten

  55 schaff ——- 3 Metzen —— Hopffen                 Auß dem Bisthumb Eystedt

  35 stücke Rindtviehs ————-                             habe Ich bekommen

220 stücke Schaff.                                                        80 schaff Korn“.[173]

„Ps: Bregentz dat. 9ten Febr. 1647 .|.

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excell. nach meiner gehorsamen dienste offerirunge in Eil zu berichten, habe Ich nicht laßen sollen, den Mir gleich vmb 8 vhr früe die gewiße Kundschafft kompt, das Jean de Werth, nach dem schon vor etlichen tagen, 2000 Pferde vorausgeschicket, mit 9000 Pferden vnd 2000 Mann zu fueß nebst neuen Stücken Geschützen folgen soll, in meinung, dem Herrn General Königsmarck vorzugehen. Gewiß ist es, den die Leuthe, so es Mir berichtet, haben Sie marchiren gesehen. Das Kayserliche haubtqvartier ist zu Sultzbach,[174] das Baÿrische aber zu Veltdorff[175] 4 Meilen davon, die Infanterie soll beÿ den haubtqvartieren vff den dörffern dislogirt sein. Auch ist der H. General Wachtmeister[176] Sporck[177] [=> Abbildung rechts] Sporck1mit dreÿen regimentern zu Roß, vnd dreÿen zu fueß zu Ingolstadt wieder vber die Thonaw gangen, solle sich mit selbigen regimentern, dem Verlaut nach, naher Pfaffenhoffen[178] begeben, vnd alda liegen bleiben, vmb acht zu haben, wie es mit Lindaw[179] abgehen, vnd was E. Excell. fernere intention sein werde. Was Ich weiters einziehen, vnd vernehmen werde, sol E. Excell. meiner schuldigkeit nach eiligst zu wißen gemacht werden, vnd thue denselbe Gottes gnediger Auffsicht vnd bewahrung getrewligst befehlen, vnd mich in dero beharliche Gnade ergeben, verbleibend Ew. Excellence

                      gehorsamer vnd getrewer Knecht

Rhain den 5ten Februarÿ                                            ChvonSteinëcker

Anno p. 1647 p“.[180]

Dazu findet sich eine Aufstellung der in Rain liegenden Soldaten:

„Lista Meines vnterhabenden Regiments

Ober Officiers complet, wie auch der Staab,[181]

Vnter Officiers[182] complet, dazu                      72

Spielleuthe vnd Gemeine[183]                            577

 Summa Ober vnd Vnter Officiers

                                           Nebst den Gemeinen 685 Mann.[184]

der anhero gecommendirte Capitain hat mit sich anher gebracht,

1 Lieutenant[185]

1 Fendrich[186]

4 Vnter Officiers.

32 Gemeine, aus 7 Brigaden.[187]

Auch sind von der Armeë alhir kranck zurügk geblieben, vnd theilß wieder herüber gefangen worden, alß nachfolgend ausweißet.

   Von I. Excell. Leib-Regiment[188]      ——- 3 m., vnter

welchen deren einen ein Bein abgeschossen ist,

vnd kann keine dienste thun,

Von des H. General Mortaigne[189] reg. —– 1 m.,

    welcher auch Kurier Dienste thut.

Von dem Lindischen[190] reg. —————— 2 m.

Von dem Borchstorffschen[191] reg. ———- 5 m. wovon 3 kranck,

Sint also von der Armeë herein gecommendiret, kranck zurügk geblieben, vnd wieder

    herüber gefangen gefangen worden ——— 107 Mann

    worunter die Officiers mit gerechnet“.[192]

[ohne Präsentationsvermerk]

„Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excell. nach meiner gehorsamen dienste offerirunge zu berichten habe Ich nicht laßen sollen, das die Kays. armeë in Böheimb gegangen, vnd vmb Eger[193] logiren soll, die ChurBayrsche aber in der Pfaltz, wiewol sich die ChurBayrschen wiederumb einzelich vber die Thonaw ziehen, der Vrsachen, daß mans nicht mercken soll, das Sie von den Kays. gehen werden, da man doch vermeinet, die ChurBayrsche werden sich sammtlich wieder vber die Thonaw begeben, vnd dieseit sich delogiren,[194] wie auch berichtet wirt, das I. Churf. Durch. in Bayern an den Bischoff zu Saltzburg[195]Paris_Lodron_1638 [=> Abbildung rechts] begehret, ihre Familie in das Saltzburgische zunehmen, vnd dieselbe darin zu verlegen; wie wol der Bischoff solche mit gutem nicht einlaßen will, gehet da die Rede, das I. Churf. Durch. dero Armeë mit gewalt hinein gehen laßen werde, wie auch der Bischoff etliche Völcker werben sol, was daraus werden will, wirt die zeit öffnen.[196] Sonsten haben sich 3 Regimenter zu Roß, von den Chur-Bayrschen zwischen der Iser vnd Ihne[197] verleget, vnd ein Regiment zu fueß lieget in Freisingen, wie auch Schongaw,[198] Landßberg, die Lech-Päße von den ChurBayrschen besetzet sein. In Schrobenhausen liegen auch noch zweÿhundert Mann, desgleichen in Aichach eben so viel, an Reutern, Dragouns vnd etlichen zu fueß. Der H. Feldzeugmeister[199] Encevort[200]Enckenfort [=> Abbildung links] aber ist mit dreÿen Kays. regimentern zu fueß in Tyroll gegangen, vmb dieselbe alda zu recruitiren[201] vnd ander regimenter mehr an sich zu ziehen, von dar aber wirt er in Westphalen gehen,[202] vnd die Armeë, so Melander,[203] [Abb. rechts] Holzappel.Peterwelcher beÿ der Käys. Armeë für einen FeldMarschall fürgestellet, gefüret, darin commendiren vnd hinfüro führen soll. Wan Ich mehrers einziehen werde, soll E. Excell. ehist advertiret werden. Mit meiner arbeit alhir habe Ich eine zeitlang, weil ein starcker frost gewesen, inhalten müssen, wil aber dieselbe, maßen sich solches Wetter endert, wieder anfangen, das Ich den Graben vollendß ausführen, woran Ich dan nichts seumen wil. Das metall bereichend, habe Ich denselben naher Thonawerth geschicket, wovon H. Oberster Bülow schon dreÿ Stücke abholen laßen, auch das ander vollendß holen laßen wirt. Wegen des tuches berichte E. Excellence hirmit, das Ich meinen Qvartiermeister naher Nürnberg[204] geschicket gehabt, ist mir aber vnmüglich, solches dannen hero holen zu laßen, zumahlen Ich solches mit Zweÿ in die 300 Pferde nicht zu werck richten könte, maßen im Bisthumb Eÿstedt noch alle ChurBayrsche Croaten sich befinden und logiren, für welche solches nicht kann vollzogen werden, das Ich das Tuch anhero bekommen möge.

Womit E. Excellence Ich Gottes gnediger Auffsicht vnd bewahrung getrewligst befehle, vnd mich in dero beharliche Gnade ergebe, stetts verbleibend Ew. Excellence

                                                    gehorsamer vnd getrewer Knecht

Rhain den 12ten Februarÿ                                         ChvonSteinëcker

ao . 1647 p“.[205]

Am 26.2.1647 war Wrangel von der vergeblichen Belagerung Lindaus[206] [=> Abbildung rechts] Lindau_im_Bodensee_alte_Ansichtwieder abgezogen, zeitgenössische Flugblätter sprachen von 500 bis 1.000 Mann Verlust.[207] Die durch Berichte aus dem schwedischen Feldlager[208] informierte „Relationis Historicæ Semestralis Continuatio“ berichtet: „Weil dann die Schwedischen sahen / daß diesem vberauß vesten Ort Lindau mit Gewalt nichts anzuhaben / die Beschützer desselben wie eine Mawer gestanden / vnd das jhrige / so viel an jhnen / zu Tag vnnd Nacht / als redliche wachsame Leute / gethan / haben sie den Muth sampt der Hoffnung einer eingebildeten Eroberung fallen vnd sincken lassen: Vnd weil jhnen zu solcher noch diese Beschwernuß vber den Halß kommen / daß an Korn vnd Fütterung (Wein vnnd Fleisches war da kein Mangel:) grosser Abgang vorfallen wollen / als haben sie angefangen / die schweren Stücke von der statt abzuführen / welches geschehen Mittwochs den 24. Febr. A. oder 6. Martij N. C. den 26. Febr. 8. Martij geschahe der völlige Auffbruch deß Schwedischen Lägers gen Ravenspurg[209] zu dem Würtenberger Land / zuvor aber wurden alle beste Sachen aus Bregentz / wie auch die Schiffe / deren etliche verbrannt[210] / nach obbesagter Insul Meynau[211] geführt / die Schantzen vnd Wercke vmb besagtes Bregantz nidergerissen / das Schloß[212]Hohenbregenz [=> Abbildung links] daselbsten zersprengt / das Closter Altzhausen[213] eingeäschert / also daß allein das Schloß Langen-Argen[214] Langenargen_19Jh[=> Abbildung links] vnd die Meynau besetzt gelassen vnd bevestiget worden. Welches also hiemit der vornemste Verlauff der Belägerung Lindau / so in 8. Wochen lang gedauert / vnnd die eygentliche Beschaffenheit der geführten Kriegsthaten am Bodensee / worbey wir es für dieses mal bewenden lassen. Was aber in währender Zeit den Schwedischen für Volck drauff gangen / oder was die Belägerten dabey sonsten für Schaden erlitten / davon möchte noch wol zu seiner Zeit können referirt werden / für jetzo ist nichts versicherts einzutragen“.[215] Auch später erfolgte keine Verlustliste. Wahrscheinlich hatte Wrangel absichtlich eine Nachrichtensperre verhängt.

Einige Truppen wurden auf die Mainau und nach Überlingen verlegt, etwa 500 Mann kamen als Garnison nach Memmingen.[216] Der Heerzug von angeblich 12.000 Berittenen, 88 Kompanien[217] zu Fuß, 52 Geschütze, 300 Munitionswagen und etwa 3000 Trossfuhrwerkern[218] bewegte sich langsam wieder nordwärts.

Anscheinend hatte Steineckers Sorge um seine erkrankten Soldaten doch bewirkt, dass ihm nur ein Kapitän[219] an der „Hauptkrankheit“[220] verstorben war und dass sich der Rest der Erkrankten[221] wieder erholen konnte.

„Ps: Dalmensingen,[222] dat. 12. Martÿ 1647.

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excell. seind meine gehorsame dienste zu allen zeiten willig alß schuldig, vnd habe dero Schreiben vom 24. Febr. sub dato Bregentz in gebührlichem respectu erhalten, auch daraus ersehen, das E. Excell. befehlen, I. F. G. des Herrn Bischoffen zu Eÿstedt Stallmeistern[223] des arrests zuerlassen, vnd das E. Excell.  hochgemelten F. G. dem H. Bischoffen die contribution[224] wegen des Bisthumbs Monathlich zu 1300 thalern gelassen, den Stallmeister bereichend, habe Ich denselben einen tag oder Nacht beÿ Mir behalten, weil Sie sich so trotzig vnd halstarrig Mir wiedersetzet, vnd Mir die contribution nicht einlieffern wöllen, wie offt Ich auch darum geschrieben habe, in meinunge, I. F. G. der Herr Bischoff würden alßdan mit erlegunge der contribution sich williger bezeigen, weil aber gleichwol nichts darauff erfolgen wollen, habe Ich den Stallmeister wieder hinüber gelaßen. Das auch E. Excell. dem Bisthumb Eÿstedt die contribution zu 1300 thalern gelaßen, muß Ich dero gnedigen verordnunge nach geschehen vnd Mir gefallen lassen, wie wol I. F. G. der Herr Bischoff newlicher zeit an Mich geschrieben, Sie wolten den Monath Januarium dem Novemb. vnd Decemb. gleich bezahlen vnd erlegen lassen, Ich möchte aber wegen des Feb. vnd der folgenden Monathen auff ein leidenliches mit dero abgeordneten tractiren, wie E. Excell. aus der beilage ersehen werden. Was nun auff die Gvarnisoun alhir gehet, werden E. Excell. aus des anhero verordneten Proviantbedienten verzeichnis in gnaden ersehen, da dan die 2000 thaler, aus dem Bisthumb Eÿstedt aber nur 1300 thaler gegeben werden. Zu deme kann E. Excell. zu berichten Ich nicht laßen, das aus dem Bisthumb Eÿstedt Ich arbeitsleuthe begehret, weil man nunmehr wieder in die Erde kommen kann, damit Ich meine arbeit vollendß verfertigen könte; aber Mir ist zur antwort worden, Sie hetten mit E. Excell. für contribution, arbeitsleuthe vnd allem auff die 1300 thaler tractiret, derowegen Sie keine arbeitsleuthe anhero schicken noch geben könten, da Ich doch aus dem Bisthumb von Anfang biß hieher nicht keinen einigen Menschen zur arbeit anhero bekommen können. Damit Ich aber deßen gewißen bericht haben möchte, ob E. Excell. die arbeitsleuthe mit in die bewilligte 1300 thaler geschlossen, habe Ich nicht laßen können, E. Excell. deswegen mit diesem anzusuchen; vnd gelanget an E. Excell. mein vnterthäniges bitten, Sie wöllen in gnaden geruhen, vnd Mir davon ordre ertheilen, wie es mit den arbeitsleuthen gemeinet, vnd soll gehalten werden, ob I. F. G. der Herr Bischoff aus dem Bisthumb keine andere zur arbeit folgen lassen dörffe, wodurch Ich dan an der arbeit sehr verhindert würde, maßen hir auff dem Lande sehr wenig leuthe, Ich auch aus dem Fürstenthumb Newburg nicht viele bekomme. Wöllen demnach E. Excell. mir gnedige ordre ertheilen, wie Ich es deswegen halten solle. E. Excell. kan Ich hirbeÿ auch nicht bergen, das vor 14. Tagen Mir ein Capitain an der haubt kranckheit gestorben,[225] welchen Ich auch schon zur Erden bestattigen laßen, die Soldaten sint auch zimblich an selbiger kranckheit gelegen, aber sint doch, Gott lob, nicht gestorben, sondern nach gerade wieder auffgekommen.[226] Weil man auch wegen einfurunge des Getraÿdigs aus dem Fürstenthumb Newburg, auch dem Bisthumb Eÿstedt, nicht zu dem Gelde gelangen können: Alß haben die Officiers nicht mehr fourage geben alß von drittehalben Monathen, die Knechte aber nicht mehr als dreÿ thaler wegen des Monaths Januarÿ vnd Februarÿ gelt bekommen, maßen man mit dem Gelde wegen des Getraÿdigs einfurunge nicht hat reichen können. Das Ich den Officiers die fourage gelder[227] gegeben, ist darumb geschehen, weil die Bürger keine Pferde haben, vnd die Officiers die gantze zeit für das Holtz zu den pallisaden, so wohl zu den Wachten haben führen laßen müßen, vnd Sie von den Wirthen, welche von den Poleÿschen[228] Reutern vnd Gründelschen Dragouns verderbet, kein futter bekommen können, hernegst aber wirt solchen Ihnen auch  nicht mehr können gegeben werden. Womit E. Excell. Ich Gottes gnediger bewahrung getrewligst befehle, Mich aber in dero beharliche Gnade ergeben thue, verbleibend Ew. Excellence

                                                        gehorsamer vnd getrewer Knecht

Rhain den 8ten Martÿ

   ao p 1647 p“.[229]                                                         ChvonSteinëcker

Beigelegt war das Schreiben des Bischofs vom 5./15.3.1647:

„Von Gottes Gnaden Marquardt Erzbischove zue Eÿstedt. p

Vnsern frl. gruß zuvor Edler Gestrenger besonder lieber.

Wir haben des herrn Obristen anthworthschreiben empfangen, vnd dessen inhalt mit mehrerem wol vernom̃en: Ist vns zugleich von dem vesten vnßern Rath, Stallmeister Pflegern[230] zu Dollnstain[231] vnd lieben getreuen Johann Sigismund Schenckhern von Stauffenberg[232] gehorsamblich referirt worden, was der herr Obriste auch an Ihme für erinnerung gethon. Nun wir dann hier auff alsobaldt  die verordnung gethon, das Er gedachter vnser Stallmeister sich dorthin begeben vnd allein den ausstandt der Contribution für den abgewichenen Monath Januarÿ richtig machen, sondern auch sich mit dem herrn Obristen wegen des Monaths Febr. vnd fürters vff ein leideliches vnd erschwingliches nach jeziger beschaffenheit vnser Stiftes verderblichen Zustand, nach billichen vnd möglichen dingen vergleichen solle. Dehn ist an den herrn Obristen vnser frl. ersuchen, das Er Ihme nicht allein guetwillig vnd dero notturft nach anhören, vns vnd vnsers Stiffts[233] Zustandt von Ihme vernehmen, vnd sich fürters dergestalt mit Ihme des ferneren beÿtrages halben vergleichen wolle, damit gleichwolen vnser arme landt vnd leuth solches erschwingen, vnd wir zumahlen auch selbsten nicht gar vnser Stifft selbst eigner sustentationsmitteln[234] entplößet werden. So wie dem herrn Obristen aus sonderbarem guten vertrauen nicht wollen verhalten, verbleiben demselben dabenebens mit frl. Willen zu allem gueten ganz wol gewogen. Dat. in vnserm Schloß vff St. Willibaldtesburg [=> Abbildung rechts] Eichstättzue Eÿstedt den 5. Martÿ anno 1647.

                 Deß Herrn Obristen  freundwilliger

                                                     Marquard“.[235]

„Ps:  Dalmensingen,[236] dat. 14. Martÿ 1647.

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excell. nach meiner gehorsamen dienste offerirunge zu berichten habe Ich nicht laßen sollen, das dero Schreiben vom 27ten Febr. sub dato Rabensburg[237] Ich in gebürlichem respectu erhalten, vnd daraus ersehen, das E. Excell. Ich zu wißen machen soll, ob das metall von den zerschnittenen Stücken weg geschicket, oder noch hir were. Worauff E. Excell. Ich nicht verhalten soll, das Ich die beÿde Dreÿ Viertheil Cartaunen[238] zerschneiden laßen, auch noch beÿ dem Froste nach Donawerth geschicket habe, lengst auch Zweiffels ohne albereits zu Nördlingen sein werden. E. Excell. habe Ich solches auch geschrieben, solch Schreiben aber muß nicht sein insinuiret[239] worden. Aus E. Excell. ietzigem Schreiben habe Ich auch ersehen, das derselbe Mir vor diesem ordre gegeben, Ich solte die hir wesende Schwedische halbe Cartaune, so schadhaft, naher Donawerth schicken; darauff kann E. Excell. Ich nicht verhalten, das Mir solches Schreiben nicht worden, sonsten solte Sie lengst sein hingeschicket worden, so balt aber aus E. Excell. ietzigem Schreiben Ich solches ersehen, habe Ich dieselbe alßfort dahingeschicket. Ich habe einen Fourirer[240] zu der Armeë geschicket, vnd E. Excell. wegen dieser Gvarnisoun, Newburg vnd Eÿstedt berichtet, verhoffe auch, das der Fourirer werde beÿ der armeë angelanget sein, vnd E. Excell. solche meine Schreiben gebürlich insinuiret haben. Das Tuch bereichend, wil Ich den Qvartiermeister naher Nürnberg schicken, das er mit dem Rentmeister zusehen möge, wie solches vff Nördlingen zu bringen seÿ. E. Excellence werden aus eingelegtem ersehen, was der Fürstl. PfaltzNewburg. Durchl. Statthalter[241] vnd Rhäte an Mich geschrieben, Ich habe Ihnen aber keine antwort darauff gegeben, dan Ich vor erst erwarte, was E. Excell. Mir deswegen vor ordre geben werden, welcher alßdan nachzukommen meiner schuldigkeit nach Ich nicht laßen will. Womit E. Excellence Ich Gottes gnediger Auffsicht vnd bewahrunge befehlen, Mich aber in dero beharliche Gnade ergeben thue, immer verbleibend Ew. Excellence

                                                         gehorsamer vnd getrewer Knecht

Rhain den 12ten Martÿ                                                  ChvonSteinëcker

 anno p. 1647 p“.[242]

 „WolEdler, Gstrenger fr. p geliebter vnd Hochgeehrter Herr Oberster,

Demnach beÿ vorigen Kriege aus Ihrer F. Durch. vnsers gnedigsten Fürsten Vnd Herrens Zeughauß alhir eine Veldtschlange[243]Feldschlange_thoerl [=> Abbildung links: thoerl] vnd halbe Cartaunen nacher Rhain kommen, So, wie wir berichtet werden, noch alda stehen, ohne die, welche in dreÿ Stücke zerschnitten, vnd naher Donawerth geführet sein solle,  Als ersuchen wir den Herrn Obersten hiermit fl[1] p, das Ihme belieben wolte, wo nicht solche Stücke von sich selbsten wieder hirhero verabfolgen, iedoch anderwerts hir auch nicht verführen zu lassen, biß man dern wiederlieferung halber die Notturft, womit man im Werck begriffen, beÿ des Herrn General vnd FeltMarschallen Wrangels Excell. angebracht, vnd darüber verhoffende wilfehrige resolution erhalten haben wirdet. Vnd wir verbleiben

                                                    des Herrn Obristen

                                                                Freunddienstwillige

Fürstl. PfaltzNewburg p. Drhl.

anwesende Statthalter, HoffMarschalck p.

Cantzler vnd geheime Rhäte. p                                        HLEgloffstein

Newburg den 19. Martÿ anno p 1647 p“.[244]

Im folgenden Schreiben Steineckers ging es um den Ulmer Waffenstillstand[245] bzw. die beschlossene Einräumung Rains an die Kurbayerischen. Es scheint etwas naiv, Wrangel zu diesem Stillstand zu gratulieren bzw. noch einen Waffenstillstand mit den Kaiserlichen zu wünschen, war Wrangel ein überzeugter Bellizist und über die Friedensverträge von Münster und Osnabrück äußerst empört, verminderten sich doch damit auch seine lukrativen Kriegs- und Nachkriegsgeschäfte.[246] Der auf kurbayerischer Seite an den Stillstandsverhandlungen beteiligte Reuschenberg[247]Reuschenberg [=> Abbildung links] hatte in seinem Lagebericht aus Ulm[248] vom 24.1.1647 Gallas u. a. geschrieben, jeder, der bei den Schweden war, sage, diese hätten weder Lust zu einem Waffenstillstand noch zu einem Frieden, da sie sich am Krieg bereicherten. Ein einziger schwedischer General habe 80.000 Rt. über einen Ulmer Kaufmann nach Hamburg[2] geschickt.[249]

Mit der Schilderung der desolaten Lage seines Regiments versuchte Steinecker Wrangel davon zu überzeugen, ihm entweder Memmingen oder Überlingen[250] [=> Abbildung rechts]Überlingen zur Kommandantur anzuvertrauen. Letztlich dürfte wohl die folgende Befehlsübernahme in der Freien Reichsstadt Schweinfurt[251]schweinfurt-1647-kupferstich-merian-1707 [147662] [=> Abbildung links] im Mai dieses Jahres als Anerkennung für in Rain geleistete Dienste zu werten sein.

„ps: Erbach,[252] den 19. Martÿ  1647

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excell. nach meiner gehorsamen dienste offerirunge mit diesem zu berichten, habe Ich nicht lassen sollen, das dero gnediges Schreiben vom 19. hujus sub dato Dalmensingen[253] Ich in gebührlichem respectu erhalten, vnd daraus ersehen habe, das nunmehr zwischen I. König. Mayt. zu Schweden p vnser allergnedigsten Königinnen[254] p [=> Abbildung rechtsChristina1] vnd Churf p. Durchl. in Baÿern ein armistitium getroffen vnd beschlossen, welches wegen auch die ratificationes[255] täglich ausgeantwortet würden, wofür Gott lob vnd danck, vnd wollte Ich wünschen, das E. Excell. das Glück von Gott haben solten, das Sie Solches auch zwischen der Röm. Kaÿ. Mayt. vnd I. Königl. Mayt. zu Schweden vnserer  allergnedigsten Königinnen p zu wege bringen, vnd ins Werck setzen möchten. Das auch E. Excell. in dero Schreiben Mir befehlen, das Ich mir diesen Orth nach wie vorhin sol befohlen sein lassen, das er in I. Königl. Mayt. zu Schweden vnserer allergnedigsten Königinnen devotion verbleiben möge, biß E. Excell. Mir deswegen andere ordre geben würden. Darauff kan E. Excellence Ich nicht bergen, das Ich demselben also nach zuleben, wie auch meine schuldigkeit erfordert, keines weges vnterlaßen wirt, vnd soll dieser orth keinem eingeräumet werden, E. Excell. haben Mich dan zuvohr beordert. Was auch E. Excell. wegen dieser örther Rhain, Donawerth, Mindelheimb[256] vnd Wembdingen[257] vermelden, das dagegen E. Excell. Memmingen vnd Überlingen abgetretten würden, werden dieselbe dero hohem verstande nach darin zu disponiren wißen; Würden aber E. Excell. Mir die Gnade thun, vnd einen von denen beiden orthen wieder vertrawen, wil Ich Mich also darin verhalten, das I. Königl. Mayt. vnsere allergnedigste Königin, so wol E. Excell. mit Mir deswegen freindlich sein können. Wie dan auch die Knechte diesen Winter alhir große travailles,[258] aber dagegen so gar viel nicht gehabt haben, wie E. Excell. solches ohne Zweiffel wol werden erfahren haben, zu deme ist E. Excell. ohne mein erinnern wol wißent, wie es mit meinem vnterhabenden regiment beschaffen, Es viele von den Paderbornischen darunter, welche zu 3 vnd 4 Kinder haben, ihre Pferde aber, wormit Sie die Kinder fortgebracht, verkaufft,[259] vnd wegen solcher Kinder in ermangelunge der Pferde, auch theils knechte wegen leibes schwach: vnd kranckheit, schlecht werden fortkommen können, Auch habe Ich etliche teutsche Knechte von denen Bönningkhausischen,[260] welche Ich beÿ Mir zubehalten vermeine, würden aber dieselbe von Mir kommen, würden Mir vber 450 Mann nicht bleiben. Verhoffe dennoch, E. Excell. werden Mir die Gnade thun, mein regiment accomodiren, vnd Mir einen von denen beiden örthern vertrawen, damit Ich mein regiment daselbst etwas recruitiren könne, Ich will denselben eußerst zu verwahren, Mir högst angelegen sein lassen. Was nun E. Excell. dero gnediger disposition nach Mir für eine ordre geben werden, derselben will Ich gehorsamblich nach zuleben vnd zufolgen wißen. Den alhir vorhandenen vorrath an Munition, Geschütz vnd Magazin werden E. Excell. aus der Beÿlage[261] mit Gnaden vernehmen, so auch der Fürstl. PfaltzNeuburgischen Durchl. Statthalter vnd Rhäte weiters wegen der Stücke beÿ Mir anregung thun würden, wil an E. Excell. dieselbe Ich zuweisen, wie Ich vorhin auch gethan, nicht vnterlassen. Womit E. Excellence Ich Gottes gnediger Auffsicht vnd Bewahrunge getrewligst befehlen, vnd Mich in dero beharliche Gnade ergeben thue, stetts verbleibend Ewer Excellence

                                                              gehorsamer vnd getrewer Knecht

Rhain den 17ten Martÿ                                     ChvonSteinëcker

anno p 1647 p“.[262]

Aus Rain wird abschließend über die Kosten der Besatzungszeit unter Steinecker berichtet: „Die Stadt wurde von den Feinden besetzt, und die Bürgerschaft litt theils von den Franzosen, theils von den Schweden alle Arten von Erpressungen und Plagen, und zwar 27 Wochen lang, vom September 1646 bis März 1647. Während dieser, an sich kurzen, aber unter dem Drucke aller möglichen Kriegslasten ewig langen Zeit, hatte die Bürgerschaft einen Vermögens-Verlust von 76,899 fl. 55 kr.[263] Dieser Vermögens-Verlust ist um so bedeutender, wenn man den damaligen Geldwerth und die geringen Preise der Dinge in Anschlag bringt.

Man findet sie nämlich angesetzt:

1 Pferd – – – – – – – – – – – – – 40 fl. – – – kr.[264]

1 Kuh   – – – – – – – – – – – – – 12 fl. – – – kr.

1 gemästetes Schwein – –  6 fl. – – – kr.

1 Schaf – – – – – – – – – – – – –  1 fl.  30 kr.

1 Metzen[265] Getreide – – – – –       20 kr.

1 Schober[266] Stroh – – – – –  1 fl. – – – kr.

1 Fuder Heu – – – – – – – – —  3 fl.  30 kr.

1 verheertes oder abgebranntes

   Haus oder Scheune      2 bis 400 fl.[267]

In diesen Vermögens-Verlust reihet sich der nie ersetzbare Schaden, welcher der Bürgerschaft durch die Zerstörung ihrer Wasserwerke bei bei der Küttelmühle, der gewölbten Wasserleitungen in die Stadt, und der Brunnenthürme in derselben verursacht worden. Am Ende der 27. Leidenswoche erscholl die frohe Botschaft: daß Churfürst Maximilian mit den Schweden und Franzosen einen friedlichen Vergleich abgeschlossen, und seine Heere von der kaiserlichen Armee zurückberufen hätte. Diese Bothschaft klang um so süßer in den Ohren der Bürgerschaft zu Rain, da ihr der feindliche General Wrangel so eben wieder eine neue Contribution auferlegt hatte, und sie eben der Obristlieutenant[268] Schretter[269] auf eine executive Weise eintreiben wollte“.[270]

Der Abzug Steineckers mit seinen Söldnern[271] aus Rain nach Franken erfolgte am 1.4.1647. Die „Relationis Historicæ Semestralis Continuatio“ hält den weiteren Marschweg der schwedischen Truppen fest: „Solch allem nach ist die sämptliche Schwedische Armee den 3. Aprilis N. C. hart an Vlm vorbey gegen Elwangen[272] passirt / jhren Weg nacher Nördlingen genommen / daselbsten Rendez-vous oder Musterung[273] gehalten werden sollen / vmb sich mit Herrn General Löwenhaupts[274] Fußvölckern in 3000. starck zu conjungiren / vnd dann ferner nach dem Franckenland zu gehen“.[275]

Steinecker wurde sofort bei der Belagerung Schweinfurts eingesetzt. Am 25.4.1647 akkordierte die kaiserliche Besatzung Schweinfurts unter dem verhassten, ebenso arroganten wie unfähigen Hieronymus Graf Lodron,[276] der seine Position nur seinen verwandtschaftlichen Beziehungen zum Salzburger Erzbischof zu verdanken und der Belagerung nicht standgehalten hatte. Steinecker wurde als neuer Kommandant von Wrangel eingesetzt, wo er bei dem umfassenden Neuaufbau bzw. weiteren Ausbau der Befestigungen seine in Eisenberg[277] und vor allem in Rain gewonnenen Erfahrungen umsetzen konnte.[278]

WappenSteineckerSteineckers Wappen

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] fl, fr: freundlich.
[2] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.
[1] Carl Gustav Wrangel [Wrangel], Graf zu Salmis u. Sölvesborg, Freiherr zu Lindeberg u. Ludenhof, Herr zu Skokloster, Bremervörde, Wrangelsburg, Spycker, Rappin, Ekebyhov, Gripenberg u. Rostorp [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Obristleutnant, Generalmajor u. Feldmarschall. 1630 Holland-Reise und Ausbildung in Navigation u. Schiffbau, anschließend Weiterreise nach Frankreich, 1631 Eintritt in die Dienste Gustav II. Adolfs v. Schweden als Kammerjunker u. als Kornett in dessen Leibregiment, am 16.11.1632 Teilnahme an der Schlacht bei Lützen, 1633 Dienst als Obristleutnant im Infanterieregiment Bengt Bagges in Elbing, 1634 als Obristleutnant beim Kavallerieregiment Joakim Moltkes in Pommern, am 19.10.1635 Teilnahme am Kampf bei Lüdershausen unter Johan Banér, 1636 Beförderung zum Obristen im Leibregiment zu Pferde, 1638 zum Generalmajor u. Chef des Dal-Regiments (gegen den Widerstand Banérs), 1641 Ernennung zum Regionalbefehlshaber im Reich u. Stabschef bei Lennart Torstensson, am 13.10.1644 Sieg als Oberbefehlshaber der schwedischen Flotte über die Dänen bei Femern, am 28.4.1646 Ernennung zum Feldmarschall u. Generalgouverneur in Pommern; Ernennung zum Reichsrat. Dezember 1646 Aktivität als Oberbefehlshaber der schwedischen Armeen in Deutschland, am 17.5.1648 zusammen mit Turenne Sieg über Holzappel u. Gronsfeld bei Zusmarshausen und anschließende Vandalisierung Bayerns, 1651 Erhebung in den Grafenstand durch Königin Christina v. Schweden, am 26.2.1653 Ernennung zum Reichsvizeadmiral, 1655 Tätigkeit als Verbindungsoffizier zu Kurfürst Friedrich Wilhelm v. Brandenburg in der dreitägigen Schlacht vor Warschau, am 23.10.1657 Eroberung von Fredriksodde im Dänemark-Feldzug, am 11.12.1657 Ernennung zum Reichsadmiral, am 30.1.1658 Übergang über den Kleinen Belt, am 5.2.1658 Marsch über das Eis bei Nyborg nach Langenland u. Seeland, am 6.9.1658 Besetzung Kronborgs, am 29.10.1658 Kampf im Öresund auf dem Flaggschiff “Victoria”, Frühjahr 1660, nach Carls X. Gustav Tod, Ernennung zum Oberbefehlshaber der schwedischen Armee in Dänemark, 1664 Ernennung zum Reichsmarschall u. Präsidenten des Kriegskollegiums, 1665 Aktivität als Befehlshaber des schwedischen Korps gegen Bremen, 1674 als Oberbefehlshaber der schwedischen Armeen in Deutschland. LOSMAN, Carl Gustaf Wrangel, Skokloster und Europa; LOSMAN, Carl Gustav Wrangel och Europa; BAENSCH, Geschichte der Familie von Wrangel Bd. 1. Vgl. auch die Erwähnungen bei BACKHAUS, Brev 1-2; ASMUS, Unter der schwedischen Krone, S. 52ff.; ASMUS, Das Testament des Grafen, S. 193ff.; HEINKE, Carl Gustav Wrangel.
[2] Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Teilnahme am Böhmischen Krieg, unter Pappenheim Dienst als Obristleutnant, 1627 wurde er Kommandant der Leibgarde Wallensteins, Teilnahme am Mantuanischen Erbfolgekrieg u. am 16.11.1632 an der Schlacht bei Lützen, Mitunterzeichner des 1. Pilsener Revers u. Hauptakteur bei der Verschwörung gegen Wallenstein, danach erhielt er reiche Schenkungen in Böhmen, er war kaiserlicher Feldmarschall in der Schlacht v. Nördlingen am 5./6.9.1634, es folgten Kämpfe in Lothringen, am 7.6.1639 Sieg über die französische Armee unter Feuquières bei Diedenhofen (Thionville) u. Ernennung zum kaiserlichen Geheimen Rat bzw. zum Herzog v. Amalfi durch Philipp IV. v. Spanien, am 5.9.1639 Ernennung zum Befehlshaber der kaiserlichen Hauptarmee in Böhmen. Nach mehreren Niederlagen u. der Katastrophe Piccolominis u. Erzherzog Leopold Wilhelms gegen Torstensson in der Schlacht bei Breitenfeld am 2.11.1642 legte er den Oberbefehl nieder, 1644 war er erneut bei den Kämpfen der Spanier in den Niederlanden aktiv, 26.5.1648 Ernennung zum Generalleutnant, Einsatz als Prinzipalgesandter bei den Nürnberger Verhandlungen zur Umsetzung des Westfälischen Friedens (Mai 1649-Juli 1650), 1650 Erhebung in den Reichsfürstenstand. Vgl. BARKER, Piccolomini, S. 322-369, WOLTZ, Piccolomini, S. 93-145. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten v. ELSTER (=> Literaturregister).
[3] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Feldmarschall u. Generalleutnant. 1606 Eintritt in spanische Dienste, 1615-1617 Teilnahme am Friaulischen Krieg, 1618 Beförderung zum Hauptmann, Kommandant v. Riva u. Bekanntschaft mit Johann v. Aldringen. Durch dessen Vermittlung 1629 Wechsel aus kurbayerischen in kaiserliche Dienste, nachdem Gallas die Festnahme wegen Unbotmäßigkeiten u. Erpressungen angedroht worden war. Am 18.7.1630 zusammen mit Aldringen Beteiligung an der Plünderung Mantuas, wo er (nach heutigen Begriffen) ein Millionenvermögen erbeutete. Am 10.3.1632 Erhebung in den Reichsgrafenstand, am 13.10.1632 Ernennung zum kaiserlichen Feldmarschall, im September 1633 zum Generalleutnant unter Wallenstein. Zusammen mit Aldringen u. Piccolomini betrieb Gallas die Entlassung Wallensteins. Am 24.1.1634 Übernahme des Oberbefehls über das kaiserliche Heer, nach Wallensteins Ermordung, deren Planung und Durchführung er Piccolomini überlassen hatte, erhielt er dessen Herrschaft Friedland. Am 5./6.9.1634 hatte Gallas entscheidenden Anteil am Sieg über die Schweden bei Nördlingen. Sein schlechter Ruf als Trinker u. Spieler sowie glücklos verlaufene Feldzüge wie im Winter 1633 in Schlesien, 1635/1636 in Lothringen, 1637 gegen Johan Banér u. im Winter 1644 im Rückzug vor Lennart Torstensson brachten ihm bis heute den Ruf eines “Heeresverderbers” ein. Im November 1639 wurde Gallas entlassen, anschließend erneut berufen, im Januar 1645 wiederum entlassen, um dann von Dezember 1646 bis zu seinem Tod letztmalig das Kommando zu übernehmen. Vgl. REBITSCH, Gallas I; REBITSCH, Gallas II; BECKER, Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[4] Soldrückstände: Soldrückstände waren v. Anfang des Krieges an ein Problem. Hauptmann Burgunder von der Ley stand während des Gradiskaner-Krieges als Hauptmann im Dienst des Erzherzogs Ferdinand v. Österreich. Er musste sein Tafelsilber verpfänden, um die Soldrückstände seiner Soldaten ausgleichen zu können; PECHMANN, Obrist Gabriel Pechmann. So waren bei den beiden würzburgischen Regimentern 160.000 fl. Sold für 22 Monate ausgeblieben; den letzten Sold hatte man im Dez. 1621 erhalten. Nach DÜRR, Ehrenberg, S. 14, sollen (unter Berufung auf Staatsarchiv Würzburg Militärsachen 3105/150) 160.000 fl. im Herbst 1622 ausgezahlt worden sein. Anfang 1624 drohten Schönburg u. Wolf Dietrich Truchsess v. Wetzhausen Ehrenberg mit Plünderung; DÜRR, Ehrenberg, S. 23. Vgl. Staatsarchiv Würzburg Militärsachen 3105 (Ausfertigung): Truchsess v. Wetzhausen an Ehrenberg, Eschwege, 1624 VII 02; ders. an Tilly, Eschwege, 1624 VII 02. Die dann getroffene Regelung sah vor, dass beide Regimenter jeweils 1/3 des ihnen v. Okt. 1622 bis Sept. 1624 zustehenden Solds erhielten; DÜRR, Ehrenberg, S. 24f. 1624 hatte man den Offizieren der nach den Kämpfen gegen Bethlen Gábor abgedankten Regimenter während der Verhandlungen in Freistadt vorgehalten, kein Kriegsherr habe je alle Außenstände beglichen, ein Nachlass sei doch üblich; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2345, fol. 69f. (Abschrift): »Fürhalt« an die Offiziere der Liga-Regimenter u. Freikompanien, Freistadt, 1624 V 15. Die sogenannten „freien u. einschichtigen“ Kompanien (1619-1648) schlugen immerhin mit 5.042.840 fl. 58 kr. in der Hauptkriegskostenrechnung zu Buch; GOETZ, Kriegskosten, S. 123; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 282. Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595 – 1655], berichtet noch zum März: „Ein Soldat mit dem Übernamen Reißteufel, Schuster von Beruf, aus Gmünd gebürtig, der in erster Linie unter denen gewesen sein soll, die neulich Sold gefordert (oder Lebensmittel erpressten ? stipendia exegerant) hatten, wird vom Generalkommissariat zum Galgen verurteilt und heute [27.3.1648; BW] hingerichtet, vom weiblichen Geschlecht aufs höchste beklagt. Drei Jungfrauen, die ihn aus den Händen der Henker zu befreien suchten, erfuhren eine Ablehnung“. STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1138. GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 209: „Eine Beschwerde über seine Notlage war für den Soldaten gefährlich, wie das Beispiel von neun Soldaten der Schweinitzschen Kompanie zeigt, die am 30. April 1645 zum Tode verurteilt wurden (einer von ihnen wurde tatsächlich in Freiburg gehenkt), weil ‚sie sich ihrer hinderstelligen wöchentlichen Lehnungen halber beklaget’ “. THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 764 (1637): „Es hatten damalen etliche Comp. Reuter vnter dem Obr. Leutenant Cronenberger [Nicolas (Nikolaus) v. Cronenburg (Cronberger, Cronenberger); BW] von der Kayserl. Werthischen Armee in den Cöllnischen Landen angefangen zu meuteniren / vñ mit ernst Gelt haben wollen / sonsten sie ihre Dienste anderstwo zu præsentiren wüsten: Dieweil sie nun von gedachtem ihrem Obristen Leutenant deßwegen zur Patientz gewiesen / vnd sothaner importunitet halber wolmeynend gestrafft worden / haben sie denselben alsbalden niedergeschossen / darvon zwar hernach von den Thätern 6. auffgehänckt / vnd etliche archibusirt worden / der meiste theil aber nach Kerpen in der Stadischen Dienst sich begeben“. Aus Osnabrück (1634) über die schwedische Garnison; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 275: „Die soldaten werden nicht bezahlt, bekommen keine leynung [=> Lehnung; BW], doch mußen die burger, einn jeder nach ihren stande, alle wochen gewiß ihr contribution außgeben. Die soldaten brechen des nachts den burgern ihn ihre heuser durch dycke mauren und fenster. Den armen hauß[leuthen] nehmmen sie butten [außerhalb; BW] der stad leynwand und was sie sonst fur war zur stad zu kaufe bringen. Ja, bey liechten tag berauben sie die haußleuth mit gewalt auf denn straßen“. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 277 (1634): „Am gemelten dingstage sein 2 Soldaten bey mir hergangen bey r[atsherr] Joh[ann] Fischers hause. Der ein sagt zum andern: In 3 Wochen habe ich nur 12 ß [Schilling = 6 Heller = 12 Pfennig; das entsprach insgesamt dem Tageslohn eines Maurers; BW]. Ich wol, das der donner und der blytz inn der statt schlüge, das es bränte und kein hauß stehen bliebe. Muß das nicht Gott erbarmen. Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Da der Sold fast ständig ausblieb, musste man sich bei den Schweden mit der von den besetzten Städten erpressten => Lehnung behelfen.
[5] Schlacht bei Zusmarshausen am 17.5.1648: Die französisch-schwedischen Truppen unter Turenne u. Wrangel schlagen die Kaiserlich-Kurbayerischen unter Holzappel, der dabei fällt, u. Gronsfeld. Vgl. HÖFER, Ende, S. 175ff.
[6] Wasserburg am Inn [LK Rosenheim]; HHSD VII, S. 790ff.
[7] Maximilian Kurz Graf v. Valley, gen. Ahamstein, Freiherr v. Senftenau u. Toblach [10.7.1595 München-10.7.1662 München], Geheimer Rat, bayerischer Obristkämmerer (1643) u. Obersthofmeister [1648], Bruder des Reichshofrats Richard Vincenz Ferdinand v. Kurz.
[8] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien] Bischof v. Straßburg (1625-1662) u. Passau (1625-1662), Erzbischof v. Magdeburg (1629-1635), Olmütz (1637-1662), Breslau (1655-1662) u. Halberstadt (1627-1648), Administrator v. Hersfeld, Fürstabt v. Murbach u. Lüders, Hoch- u. Deutschmeister (1641-1662), Generalstatthalter der Spanischen Niederlande (1646-1656), Oberbefehlshaber über die kaiserlichen Truppen u. kaiserlicher Generalissimus (seit 1639). 1640 Siege über die schwedischen Truppen in Böhmen u. Niedersachsen, Frühjahr 1641 militärische Erfolge in der Oberpfalz u. Entsatz Regensburgs mit Rückzug Johan Banérs, am 2.11.1642 Niederlage in der 2. Schlacht bei Breitenfeld u. Niederlegung des Oberkommandos, 1645 neuerliche Ernennung zum kaiserlichen Oberbefehlshaber u. Abgabe der Erzbistümer Magdeburg u. Bremen, Spätherbst 1646 Ernennung zum Generalstatthalter der Spanischen Niederlande durch Philipp IV., 30.1.1648 Frieden Spaniens mit der Republik der Vereinigten Niederlande, 20.8.1648 Niederlage in der Schlacht bei Lens, 21.1.1656 päpstliche Bestätigung der Wahl Leopold Wilhelms zum Bischof v. Breslau 1655, 1656 Niederlegung des Amtes des Generalstatthalters. 1657 versuchten einflussreiche katholische Kreise, Leopold Wilhelm für eine Kaiserkandidatur zu gewinnen. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation v. SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[9] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 944, S. 303.
[10] Marquard II. Schenk v. Castell [10.8.1605 Liebenau-18.1.1685 Regensburg], Fürstbischof v. Eichstätt 1637-1685. Vgl. RAUSCH, Die Reorganisation des Hochstifts Eichstätt.
[11] Johann Philipp v. Schönborn [6.8.1605 Laubuseschbach-12.2.1673 Würzburg], Erzbischof v. Mainz, Fürstbischof v. Würzburg, Kurfürst v. Mainz (19.11.1647). Vgl. WILD, Johann Philipp von Schönborn; JÜRGENSMEIER, Johann Philipp von Schönborn.
[12] General: Zumeist als Oberbegriff für alle Generalsränge verwendet, wenn eine genauere Zuordnung des Rangs dem Zeitzeugen nicht möglich war oder um in den schriftlichen Zeugnissen Papier zu sparen. Darunter fielen in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, „General(feld)wachtmeister“ („Generalmajor“ bei den Schweden). Etwa 20 % der bayerischen Generäle hatten sich „von der Pike auf“ hoch dienen müssen, während die Beförderung in der schwedischen Armee je nach Verdienst wesentlich schneller erfolgte. Sowohl in der kaiserlichen als auch in der kurbayerischen Armee spielten Herkunft, Gönner u. verwandtschaftliche Beziehungen („Freundschaft“) eine entscheidende Rolle bei der Karriere. Bereits Anfang 1628 hatte Maximilian I. festgestellt: „An der fromen khaisers gueten intention ist zwar nit zu zweiflen; aber er ist seiner ministrorum bevorab denen, die daß kriegswesen dirigirn und füehren, so wenig mechtig alß dieselbige ihrer soldatesca; die experienz hat bißher gewisen, daß die generales des khaisers und die soldaten der generalen ordinanzen nur so weit in acht nemmen, alß es ihnen gelegen und gefellig. Daher alle ietzige confusiones.“ Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 218, fol. 63: Memorial für Richels Sendung nach Kurmainz, Januar/Februar 1628.
[13] Feldmarschall [schwed. fältmarskalk, dän. feltmarskal]: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen u. Zuständigkeit für Ordnung u. Disziplin auf dem Marsch u. im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- u. Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)], die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften aus der Beute u. Ranzionsgeldern – hier erhielt er 100 Rt. pro 1.000 Rt. Erlös; HOFMANN, Peter Melander, S. 155 – , den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.
[14] Wolnzach [LK Pfaffenhofen a. d. Ilm]; HHSD VII, S. 831f.
[15] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.
[16] Freising [LK Freising]; HHSD VII, S. 209ff.
[17] Landshut; HHSD VII, S. 386ff.
[18] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[19] Melchior Friedrich Gottfried Reichsgraf Hatzfeldt [Hartzefeld] v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], Bruder des Würzburger Bischofs Franz v. Hatzfeldt, für den geistlichen Stand bestimmt, kaiserlicher bzw. kurbayerischer Feldmarschall-Leutnant, Generalfeldzeugmeister u. Feldmarschall. Am 6.8.1623 Teilnahme am Kampf bei Stadtlohn, 1625 Wechsel ins Heer Wallensteins als Obristleutnant unter Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg, 1627 Teilnahme am Feldzug gegen die Dänen, 1629 Marsch nach Mantua, am 17.9.1631 Teilnahme an der Schlacht bei Breitenfeld, 1632 Obrist u. Kommandeur eines eigenen Regiments, 1633 Beförderung zum Feldmarschallleutnant, 1634 wurde er Generalfeldzeugmeister u. 1635 Feldmarschall wegen der Verdienste um die Eroberung Kaiserslauterns, am 4.10.1636 Niederlage in der Schlacht bei Wittstock gegen Johan Banér als militärischer Ratgeber Johann Georgs I. von Sachsen, 1637 Venichtungsfeldzug in Sachsen, am 17.10.1638 Sieg bei Vlotho über Ruprecht v. der Pfalz, 1639 Belehnung mit der Herrschaft Gleichen (Thüringen) durch den Kurfürsten v. Mainz (diese Belehnung zwang Johan Banér 1640 zur Aufhebung der Belagerung Leipzigs), 1641 Erwerb der Herrschaft Trachenberg in Schlesien aus dem Besitz des hingerichteten Wallenstein-Anhängers Hans Ulrich v. Schaffgotsch, Kommandeur der kaiserlichen Armee in Westfalen, 1641 Eintritt in kurbayerische Dienste wegen Differenzen mit Matthias Gallas, am 24.11.1643 Erfolg in der Schlacht bei Tuttlingen über die Franzosen unter Josias von Ranzau, 1644/1645 Ernennung zum Kommandeur der kaiserlichen Hauptarmee, am 6.3.1645 Gefangennahme in der Schlacht bei Jankau. Am 30.8.1657 zum kaiserlichen Heerführer gegen die Schweden in Polen ernannt, eroberte Hatzfeldt Krakau.
[20] spargiert: (gerüchtweise) verbreitet.
[21] Wahrscheinlich v. Steineckers Regimentssekretär bereits unterstrichen.
[22] Andreas Freiherr Kolb v. Reindorf [Rhaindorf] [ -13.4.1666], kurbayerischer Obrist.
[23] Montierung, Mundierung: Ausrüstung bzw. Wiederaufstellung u. -ausrüstung (Remonte, Remontierung) v. Truppen. Die Montierung („Mundierung“) war die gesamte (Neu-)Ausrüstung eines Soldaten, die auch von den Bürgern u. Bauern erzwungen wurde. JORDAN, Mühlhausen, S. 66; SCHWARTZ, Die Neumark, S. 51. Die angeblichen Kosten wurden natürlich dem Kriegsherrn in Rechnung gestellt. Ein leichter Reiter sollte mit Helm, Rücken- u. Brustschild, zwei Pistolen u. einem Schwert ausgerüstet sein, aber bereits Ende 1630 wurden Rüstungen nur an die vorderen Reihen der Fußregimenter ausgegeben. 1632 sollen nur wenige Kavalleristen überhaupt eine Rüstung getragen haben. Meist trugen sie Lederjacken. Ende der 30er Jahre war das schlechte Erscheinungsbild „fast schon legendär“; das tschechische Wort „Szwed“ war gleichbedeutend mit „Mann in Lumpen“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 39. 1647 wurden die Ausrüstungskosten für einen Reiter mit 80 Rt. veranschlagt. PETER, Eisenach, S. 52. Ein durchaus üblicher Vorgang war es angesichts der meist schlechten Versorgungslage mit Bekleidung, dass man den Toten u. Verwundeten nach der Schlacht die Kleider auszog. Bei den Schweden wurden Kleider nach Stockholm verbracht, geflickt, gereinigt u. wieder an die Truppe ausgeteilt. Vgl. JORDAN, Mühlhausen, S. 66, über die Leibkompanie Wilhelms IV. v. Sachsen-Weimar: „haben haben die geringsten von ihren Wirthen erpresst Sattel, Zeug, Stiefel, Sporen, Pistolen, Degen etc.“ Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg 3. Bd., S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. Der Sekretär des schwedischen Kommandanten Paykull berichtet im Oktober 1644 während der Belagerung von Olmütz, FLADE, Tagebuch, S. 465, „dass des Feündts nemblichen des Römischen Kaysers Soldathen nur buben, und nackendes gesindl wären, und theilss laimete Säcke anstatt der Hosen, und blosse füsse hätten“. Für seine Ausrüstung war jeder Soldat selbst verantwortlich. So heißt es etwa im Artikelbrief des kaiserlichen Regiments St. Julien vom 24.4.1628; SAINT JULIEN, Heinrich Johann Guyard von St. Julien, S. 101: „Item eß soll auch sonsten ain Jeder sein Rüstung vnd Ober wehr vnd sonderlich die Schüezen Jre Mußquetten, Haggen vnd Zuegehör in guetter gewarsamb vnd bereitschafft auch Jedzeit Rain vnd sauber halten, vnd sich ohne Kraut vnd Loth auch andere notthurfft nicht finden lassen, da aber ainer anderst befunden dergestalt dass Er seiner wöhr, Mußquetten od Haggen, Auf züg vnd achten geg dem feindt nicht gebrauch Kundte, der soll darumben am leib gestrafft werden“. Der Schuster Heberle hält für September 1646 fest, ZILLHARDT, Zeytregister, S. 209f.: „Weil nur die Schwedischen mehr umb und bey der stat gelegen als die Keysserischen, haben die heren von Ulm den Schwedischen vüll mentel und  schuo machen lassen umb das gelt“. Dabei wurde 1 Mantel mit 9 fl., ein Pferd mit 60 fl. veranschlagt. Der Verlust der Montierung eines Reiters z. B. bei der Eroberung einer Stadt durch den Feind war gleichbedeutend mit dem Abstieg innerhalb der militärischen Hierarchie zum einfachen Soldaten. Allerdings wurden auch Reiterregimentier, die sich nicht bewährt hatten, durch Wegnahme der Pferde und der Waffen zu Infanteristen degradiert, so etwa unter Borri vor Olmütz 1643; CHEMNITZ, Königlich Schwedischen in Teutschland geführten Krieges 4. Teil, 3. Buch, S. 39: „Vnter denen verhielten zweyhundert Österreichische Reuter sich in einer Occasion nicht allerdings, wie ihnen gebühret: Daher Er sie abgesetzet zu fußknechten, vnd mit ihren pferden vnd gewehr drey vnberittene Sperreuterische Compagnien wieder beritten gemachet“.
[24] Karabiner: kurzes Reitergewehr mit Radschlossmechanismus, im Sattelhalfter oder am Schulterriemen zu tragen (die in Suhl gefertigten Karabiner hatten eine Gesamtlänge v. 1 Meter bei 16,2 mm Kugeldurchmesser). Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 561f. Über die maximale Schussweite ist nichts bekannt. Um Hinweise wird gebeten !
[25] Dragoner [schwed. dragon, dän. dragoon, frz. dragon]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. So sprechen auch Zeitgenossen in der Regel v. Reitern u. Dragonern. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen u. zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd u. eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung u. Deckung v. Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- u. Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff.  Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Ein schwedisches Dragonerregiment soll sogar zu einem Drittel aus Zigeunern bestanden haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[26] Kroaten: kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. Im Dreissigjährigen Krieg dienten rund 30.000 kroatische Söldner in fremden Heeren; http://croatia.ch/kultura/knjizevnost/petkov02.php. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’“. METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK Vorpmmern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche / in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / on sie Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“. Gefangene Kroaten wurden von den Schweden in deren Kupferbergwerke verbracht; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 349. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“.
[27] Neumarkt in der Oberpfalz [LK Neumarkt in der Oberpfalz; HHSD VII, S. 505f.
[28] Weiden in der Oberpfalz; HHSD VII, S. 794ff.
[29] Maximilian Graf v. Trauttmansdorff u. Weinsberg [23.5.1584 Graz-8.6.1650 Wien], kaiserlicher Geheimrat, Obersthofmeister u. Diplomat.
[30] General(kriegs)kommissar [schwed. allmänt krig kommissionär, dän. generalt war kommissær]: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- u. Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung v. Kriegssteuern (Kontributionen), sowie zur Kontrolle der Kriegskommissare. Er übernahm auch militärische Aufgaben. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er monatlich 600 fl., bei der dänischen Kavallerie sogar 908 Rt.; OPEL, Der niedersächsisch-dänische Krieg 2. Bd., S. 171. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld u. in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie auf Grund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- u. Truppenfinanzierung zu senken u. Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport u. die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten u. gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- u. Reichstagen auf u. war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen), „Verehrungen“ u. Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare u. Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph v. Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter. DAMBOER, Krise, S. 27:  „Im Schreiben des Generalkommissars Schäfer an Maximilian vom 13. Dezember 1644 schrieb dieser, die Generalkommissare suchten nichts als des Kurfürsten und der Armada Interesse und würden trotzdem immer verfolgt, gehasst und beneidet“. Vgl. auch KAPSER, Die bayerische Kriegsorganisation, S. 101ff.; SAITOM, Das Kriegskommissariat der bayerisch-ligistischen Armee.
[31] Johann Bartholomäus Schäffer [ – ], kurbayerischer Generalkriegskommissar u. Kriegsrat [1632-1648/49].
[32] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[33] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.
[34] Ulmer Waffenstillstand vom 14.3.1647: Waffenstillstand zwischen Frankreich, Schweden und Hessen-Kassel auf der einen u. Kurköln u. Kurbayern, der am am 14.3.1647 in Ulm unterzeichnet wurde: Die Gebiete des Kurfürsten waren danach v. Kampfhandlungen u. Durchmärschen zu verschonen, nur die Obere Pfalz durfte v. der schwedischen Arme für Truppenbewegungen genutzt werden. Heilbronn ging an Frankreich, Überlingen u. Memmingen an Wrangel, während unter anderem Rain an Bayern zurückfiel. Vgl. die ausführliche Untersuchung von IMMLER, Maximilian I.
[35] IMMLER, Kurfürst Maximilian I., ist dieser Vorgang nicht bekannt.
[36] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 17./27.12.1646, präsentiert: Leutkirch, 20./30.12.1646 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[37] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.
[38] Neuburg a. d. Donau [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 497ff.
[39] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[40] Die Unterstreichungen stammen wahrscheinlich auch v. Steineckers Regimentssekretär Johann Honning (Hening).
[41] Flucht: Überlebensstrategie in Kriegszeiten. Der Schuhmacher Hans Heberle listet in seinem „Zeytregister“ 30 Fluchten nach Ulm auf. ZILLHARDT, Zeytregister, S. 225; DEMURA, Flucht, S. 187ff. Der Bieberauer Pfarrer  Johann Daniel Minck; KUNZ/LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253f.: „Viele verkrochen und versteckten sich zwar in Wälder, Höhlen, Klippen etc., waren aber ausgespähet, denn die [kaiserlich-bayerischen] Soldaten hatten bei sich menschenspürige Hunde, welche, wann sie an Mensch und Vieh kamen, mit ihrem Bellen die Leute verrieten und den Räubern Anzeig gaben. Darumb flohe alles auf die Schlösser. Da lagen alle Gassen, Höfe und Winkel voller Leute, besonders zu Lichtenberg, welches ein kleiner Behelf. Und derhalben auch viele im Regen, Schnee und Kälte unter dem freien Himmel lagen, teils lagen in Fässern und Bütten. Die Stuben waren Winterszeit so voll, dass wegen der Menge keines sitzen, sondern dicht ineinander stehen müssen. War ein groß Jammer und Elend anzusehen, zu geschweigen, selbst mit darin begriffen sein“. BENTELE, Protokolle, S. 192 (1634): „Des andern Tags, als man vernommen, dass die ganze Armee marchiere, haben sich Mann und Weib mit den Kindern in das Feld, Weinberg, Hülen, Klüften und Wäld mehistentails begeben, in Hoffnung, daselbsten sicher zue sein, bis das Ungewitter fürübergieng. Aber die wurden allerorten durch die Hund der Soldaten ausgespürt, gehetzt, gejagt, gefangen, ranzioniert, übel tractiert, und tails erbärmlich ermordet. War auch zu solcher Zeit Tag und Nacht schön und warm Wetter auf vierzehn Tag aneinander, daß doch also mancher dessentwegen desto besser in einem verborgenen Winkel durch Gottes väterliche Obacht bewahret gewesen, und sein Leben wie eine Ausbeut darvon gebracht hat“. Abt Veit Höser (1577-1634) v. Oberaltaich bei Straubing berichtet; SIGL, Wallensteins Rache, S. 142f.: „In diesen Tagen [Dezember 1633; BW] trieben es die Schweden überall ganz arg. Sie streiften in alle Richtungen und Gegenden herum, durchstöberten sogar die menschenleeren Ödnisse und Wälder, alle Berghänge, jedes Tal, jede Schlucht, jeden Schlupfwinkel, daß die Menschen sich vor Todesängsten überhaupt nicht mehr auskannten, sich nicht mehr helfen und raten konnten. Unter dem eigenen Dache gab es ja ohnehin keine Sicherheit. In ihrer Bedrängnis flohen alle aus ihren Wohnungen, als wären das selbst Räuberhöhlen, flüchteten in die Berge, versteckten sich in Hecken, im Dickicht, in der Wildnis, obgleich sie auch dort nirgends bleiben konnten wegen der Winterkälte, die in unserer Waldgegend noch viel ärger ist. Wenn sie sich überhaupt ein Feuer machen konnten, verriet sie schon von weitem der aufsteigende Rauch bei Tag und bei Nacht der Feuerschein; ja, die Flucht in ein Versteck verriet sie selbst schon wieder durch die unvermeidlich im Schnee hinterlassenen eigenen Spuren. Die schlauen Spürhunde folgten mit ihrer Nase diesen tiefen Fußstapfen und spürten den Flüchtlingen fleißig nach, ohne deren Todesängste zu spüren. Schau, laß dir sagen, was diese ungemein scharfsinnigen Bösewichte nicht alles aushecken, damit ihnen ja kein einziger Mensch entwischt. Überall in den Wäldern, in Dickichten, auf Viehtriften, wo sich einer geflissentlich verstecken könnte, veranstalteten sie blutige Treibjagden (veneticam tragediam). Sie stellten Reihen von Scharfschützen in einem größeren Abstand voneinander auf und durchstreiften so das vom Eingang her das Gelände, indem sie obendrein noch abgerichtete Jagd- und Spürhunde vor sich herhetzten. Diese reizten sie mit ihrem Hussa-Hussa zum Bellen, ließen sie durchs Dickicht und Gebüsch stöbern, nach Feuerstellen schnüffeln, schickten sie in unzugängliche Stellen, damit sie überall die versteckten Menschen ausmachen, mit ihrem Verbellen verraten und heraustreiben. In undurchdringliches Heckengestrüpp (truteta) schossen sie mit ihren Gewehren hinein, um die allenfalls darin verborgenen Menschen zu zwingen, dass sie herauskriechen oder herausspringen. Wollten solche arme „Angsthasen“ jedoch sofort bei dem Hussa-Geschrei der Jäger und dem Hundegebell der unausbleiblichen Flucht zuvorkommen und davonlaufen, wurden sie dort von den Musketieren zur Strecke gebracht, die den Wald von draußen in regelmäßigen Abständen voneinander umzingelt hatten, sodaß die ohnehin schon zu Tode geängstigten Menschen, wohin sie auch immer flüchten wollten, in die Fänge und Fallen dieser Menschenjäger fielen“. Auch die Heranziehung zu schwersten Schanzarbeiten veranlasste Bürger zur Flucht. Das Einfliehen in die nächsten Städte war allerdings nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen v. hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, v. Bürgern u. Bürgerinnen 1 Reichstaler, v. einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. In Weimar hielten sich 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Zum Teil ließ der Rat wie in Augsburg die Flüchtlinge aus der Stadt bringen (SIGL, Geschichte, S. 47) oder verweigerte die Aufnahme. Zur Migration allgemein ASCHE, Krieg, Militär und Migration, S. 11ff. Die Flucht in die nächsten Städten war nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen v. hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, v. Bürgern u. Bürgerinnen 1 Taler, v. einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. KLUGE, Hofer Chronik, S. 180 (1641): „Den 11. januarii wurde der sächßischen von adel hier eingeflehet rindt- und schaafvieh, so theils zum thor hinaus, alles wieder hereingetrieben und aufs neue verarrestiret, und solten von einem stück rindvieh 1 thaler, von einem schaaf aber 1 groschen geben, unangesehen, daß das liebe vieh zum theil dermassen verhungert, daß es kaum gehen konnte, wie dann auch viel dahingefallen und aus mangel futters umkommen müßen“. In Weimar hielten sich z. B. 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Geflohenen Bürgern drohte man mit dem Verlust des Bürgerrechts u. erlegte ihnen die dreifache Steuer auf. Zudem führte die Überfüllung mancher Städte durch Flüchtlinge zum Ausbruch v. Seuchen u. der Ausbreitung eingeschleppter Krankheiten.
[42] Einspänniger: a) Kriegsknecht mit einem Pferd; fürstlicher Diener, Stadtknecht; auch Einspänner; b) Eigentümer eines kleinen bäuerlichen Besitzes, der meist nur Handdienste leistet; c) reitender Bote, Geleit- und Meldereiter.
[43] Höchstädt a. d. Donau [LK Dillingen]; HHSD VII, S. 301f.
[44] Scheffel (Schaff):1 Scheffel = 222, 35 Liter (Bayern).
[45] Die Unterstreichungen stammen wahrscheinlich auch von Steineckers Regimentssekretär Johann Honning (Hening).
[46] Rennertshofen [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 620f.
[47] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.
[48] Die Unterstreichungen stammen wahrscheinlich auch v. Steineckers Regimentssekretär Johann Honning (Hening).
[49] Eichstätt [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 160ff.
[50] Gustav Adolf Graf v. Lewenhaupt [Leijonhufvud, Lauwinnhaupt, Lowenhaupt] [24.12.1619 Vinäs-29.11.1656 bei Wyborg], schwedischer Obrist, Generalwachtmeister, Generalmajor.
[51] Johan Wittenberg [Wittberger, Wirtenberg, Witteberg] v. Deber [Döbern] [ -1679], schwedischer Obrist, Generalmajor.
[52] Rittmeister [schwed. ryttmåstere, dän. kaptajn]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Schwadron, Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, u. die eigentlich militärischen Aufgaben wurden v. seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler u. Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler u. Plattner 1 Feldkaplan u. 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- u. Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich dotiert gewesen. Als kommandierender Rittmeister einer Streifschar einer Besatzung erhielt er auf 1.000 Rt. Beute u. Ranzionierungen quasi als Gefahrenzuschlag 59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- u. Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[53] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen des schottischen Söldners Monro bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Mein Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold  freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke u. Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt u. wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Bericht aus Stettin vom 8.4.1631; Relation Oder Bericht Auß Pommern. o. O. 1631: „Den 27. Martii sind alhier 108 gefangene eingebracht deren nach mehr folgen sollen / die werden alle in Schweden ins bergwerck gesand / das sie etwas redliches arbeiten lernen“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14. 1633 kostete die Auslösung bei der Kavallerie: Obrist 600 Rt. aufwärts, Obristleutnant 400 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Rittmeister 200 Rt., Kapitänleutnant 70 Rt., Leutnant 60 Rt. bis 10 Rt. für einen Marketender, nach der Schlacht bei Jankau (1645) Obrist 1000 Rt., Obristleutnant 500 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Hauptmann 75 Rt., Kapitänleutnant u. Leutnant 50 Rt.; GANTZER, Archivalien, S. 40f. Einfache Soldaten sollten gegenseitig um einen Monatssold ausgelöst werden.
[54] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 30.12.1646/9.1.1647, ohne Präsentationsvermerk, geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[55] Bregenz; HHSÖ II, S. 446ff.
[56] Artillerie: Zur Wirksamkeit der Artillerie vgl. ENGLUND, Verwüstung Deutschlands, S. 424f.: „Sowohl bei sogenannten Kernschüssen als auch bei Visierschüssen zielte man mit dem Geschützrohr in mehr oder weniger waagrechter Position. Ein in dieser Position eingestellter Neunpfünder hatte eine Reichweite von etwas über 350 Metern. Dann schlug die Kugel zum erstenmal auf dem Boden auf, wonach sie regelmäßig einen Sprung machte und noch einmal 350 bis 360 Meter flog, bevor sie kraftlos erneut aufprallte – acht von zehn Kugeln sprangen mindestens dreimal auf. (Der Abprall hing davon ab, ob der Boden eben oder buckelig und uneben war.) Die Kugel flog die ganze Zeit in Mannshöhe. Sie konnte also auf ihrer gesamten Bahn töten und verwunden, und wenn sie im rechten Winkel durch eine dünne Linie von Männern schlug, pflegte sie im Durchschnitt drei Mann zu töten und vier oder fünf zu verwunden, aber es kam auch vor, daß eine einzige Kugel 40 Menschen auf einen Schlag tötete. Menschen und Tiere wurden meistens mit einem hohen und entsetzlichen Reißgeräusch zerfetzt. Es gibt Beschreibungen von Schlachten dieses Typs – wie es aussah, wenn brummende Vollkugeln in die von Pulverdampf eingehüllten und dicht gestaffelten Reihen aufrecht stehender Männer einschlugen: In der Luft über den Verbänden sah man dann eine kleine Kaskade von Waffenteilen, Rucksäcken, Kleidern, abgerissenen Köpfen, Händen, Beinen und schwer identifizierbaren menschlichen Körperteilen. Der tatsächliche Effekt beruhte in hohem Grade auf der Größe der Kugel. Leichte wie schwere Geschütze schossen im großen und ganzen ihre Kugeln mit der gleichen Anfangsgeschwindigkeit ab, etwas unter 500 Meter in der Sekunde, doch je größer die Kugel war – das Kaliber in Pfund bezeichnet das Kugelgewicht – , desto höhere Geschwindigkeit und Durchschlagskraft hatte sie, wenn sie ihr Ziel erreichte: die Beine und Muskeln und Zähne und Augäpfel eines Menschen auf der anderen Seite des Feldes“. Der technische Aufwand war beträchtlich, bei 60-Pfündern rechnete man für 8 Tage à 30 Schuss 3 Ztr. Pulver, 13 Wagen mit 99 Pferden, dazu 3 Knechte u. 2 Büchsenmeister sowie deren Zubehör. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 575ff. Bei den Schweden führte eine Kompanie die Regimentswaffen, drei Kompanien führten die schweren Waffen, während eine Kompanie die „Feuerwerker“ transportierte u. eine weitere die für eine Belagerung erforderlichen Bergleute bzw. Mineure. Zu jeder Kompanie gehörte ein Schütze („konstapel“) u. ein Assistent („handlangere“), größere Geschütze erforderten zwei Assistenten u. ein „styckjungere“, die sich in zwei Kanonen teilten, im Bedarfsfall wurden Musketiere ausgeliehen. Zudem war die Tätigkeit bei der Artillerie nicht nur schwer, sondern hochgefährlich, da des Öfteren in Schlachten (etwa bei Wimpfen 1622) die Munitionswagen explodierten.
[57] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder v. der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter u. Heilkundige, Feldchirurg, Feldscher, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern u. Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[58] N Löber [Lober] [ – ], schwedischer Rittmeister.
[59] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[60] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 30.12.1646/9.1.1647, ohne Präsentationsvermerk, geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].].
[61] Die Unterstreichungen stammen wahrscheinlich auch v. Steineckers Regimentssekretär Johann Honning (Hening).
[62] Trompeter: Eigener, mit 12 fl. monatlich – teilweise wurden in besetzten Städten 12 Rt. (18 fl.) herausgepresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15); Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461 – wie der Trommelschläger recht gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs u. bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge. Vgl. dazu etwa Siedeler in den „Miniaturen“.
[63] Kösching [LK Eichstätt]. Zumindest vom 13. bis 19.1.1647 hielt Gallas sich in Kösching auf, bevor er nach Thalmässing weiterzog.
[64] Tonio [Tommaso, Thomas] Pompeio [Pompei, Pompeius, Pöpel], Graf v. Ilassi [Ilassy] [1610-5.10.1654], kaiserlicher Feldmarschall-Leutnant.
[65] Gaimersheim [LK Eichstätt].
[66] Beide „Flecken“ liegen ca. 10, 9 km Fußmarsch auseinander.
[67] Die Unterstreichungen stammen wahrscheinlich auch von Steineckers Regimentssekretär Johann Honning (Hening).
[68] Kavalkade: Reiterzug, Ritt, Kriegszug, für die z. B. Königsmarck mit seinem fliegenden Korps bekannt war. Ferdinand III. an Gallas, 2.5.1643; BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1476, S. 479: Er habe in Erfahrung gebracht, dass die Reiterei ohne hinreichende Gründe häufig überflüssige u. strapaziöse Kavalkaden unternehme. Deshalb solle die Ausrüstung der Reiterei nicht fortgesetzt werden. Jeder Obrist u. jeder Rittmeister sollten ab jetzt für jede Kompanie 1.2000 fl. erhalten, eine Hälfte im Dezember, ein Hälfte im Mai. Diese Summe müssse für den Ersatz verlorener Pferde u. ä. ausreichen.
[69] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.
[70] Die Unterstreichungen stammen wahrscheinlich auch von Steineckers Regimentssekretär Johann Honning (Hening).
[71] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 5./15.1.1647 [ohne Präsentationsvermerk, geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[72] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[73] Hans Christoffer [Christoph] Graf v. Königsmarck [Königsmark, Königsmarx, Khiningsmarckh, Köningsmarkt, Coningsmarck, Conigsmarckius, Conigmarc, Kingsmark] [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall. Vgl. [RÜDIGER], Leben und Thaten; FRITZEL, Der Stader Raum, S. 14ff. => Königsmarck [Königsmark, Königsmarx, Khiningsmarckh, Köningsmarkt, Coningsmarck, Conigsmarckius, Conigmarc], Hans Christoffer [Christoph] Graf v. [I], [II], [III], [IV], [V], [VI], [VII], [VIII], [IX], [X], [XI] in den „Miniaturen“.
[74] Schrobenhausen [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 680f.
[75] Mindelheim [LK Unterallgäu]; HHSD VII, S. 450ff.
[76] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.
[77] Fourage [Futterage]: Viehfutter, auch Unterkunft u. Verpflegung für die jeweilige Einheit. Die Fourage musste v. der betreffenden Garnisonsstadt u. den umliegenden Dörfern aufgebracht werden u. war an sich genau geregelt; vgl. auch die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Wrangels Kammerordnung, Bregenz, 20.2.1647, sah vor; HELLER, Rothenburg, S. 362: „Fourage: Auf jedeß Dienst Pferd Monatlich 8 Scheffel Haber Erfurtisch Meeß [1 Scheffel = 59, 6132 Liter], 360 Pfund Hewe, 6 Gebund Stroh; auf die Bagagepferd wird halb so viel Futter alß auf ein Dienst Pferd gereicht“. Natürlich wurde gegen die Bestimmungen immer wieder verstoßen. Auch wurden sogenannte Fouragegelder beigetrieben.
[78] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Älteres Archiv Kasten 2502 (Konzept): Maximilian I. an Gallas, o. O., 16.1.1647.
[79] Johann Franz Barwitz [Barwith, Baruzius], Freiherr v. [de] Fernemont [Fernamont, Fernamond, Fernamund, Fernemundt, Farnamont, Vernemund, Vernamont, Fürnemondt] [1597-nach dem 13.9.1667 Glogau], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[80] Grobe Stücke: große Geschütze, meist: Kartaune [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17, 5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde nötig: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge des Kalibers (15 cm), schoss 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-75 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt.
[81] Feuermörser, Mortier: Steilfeuergeschütz, dessen Rohre aus geschmiedeten Schienen bestanden, die, wie bei einem hölzernen Fass, durch eiserne Reifen zusammen galten wurden. Bei einem Kaliber von bis zu einem Meter Durchmesser waren die Feuermörser bis zu 2, 50 m lang und wurden vor dem Abschuss in die Erde eingegraben. Ihre Stahlkugeln hatten eine sehr steile Flugbahn, man konnte mit ihnen also hinter Mauern schießen. Sie dienten auch zum Werfen v. Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) u. mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll). Nach Pflummerns Aufzeichnungen konnte man mit ihnen Kugeln v. 100 Pfund u. mehr werfen; SEMLER, Tagebücher, S. 68. Vgl. auch die Abbildung bei FREYTAG, Der Dreißigjährige Krieg 1. Bd., S. 89.
[82] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.
[83] Granaten: „Die ersten mit einer Sprengladung gefüllten Hohlgeschosse der Artillerie tauchten vereinzelt im 14. Jahrhundert auf. Die Entwicklung der Granate begann in Europa Anfang des 16. Jahrhunderts, als neben den massiven Stein- und Eisenkugeln als Bomben bezeichnete Hohlgeschosse aufkamen. Sie waren mit Schwarzpulver gefüllt, mit Schwammzünder oder Zündschnur versehen und wurden aus Steilfeuergeschützen (Haubitzen oder Mörser) verschossen. Neben Spreng- und Brandgeschossen wurden als Vorläufer der Kartätschen Kugelbehälter mit „Hagel“ (Eisenstücke und Steine) verwendet. Im 17. Jahrhundert begann man, die Bezeichnung Granate auf alle Hohlgeschosse von Kanonen und Haubitzen anzuwenden, während die Geschosse schwerer Mörser bis ins 19. Jahrhundert weiterhin Bomben hießen. Vor 1700 waren die Granaten teilweise mit eisernen Spitzen versehen, um an Palisaden und anderen Holzbauten festzuhaften. Vom 17. bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Granaten aus Eisen und Glas in mehreren Lagen in große topfartige Bomben gefüllt („Granathagel“) und als Streuschuss aus Mörsern oder schweren Haubitzen abgefeuert. Andere Geschossarten waren glühende Kugeln sowie Stangen- und Kettenkugeln. Insgesamt bot die Granate jedoch die beste Wirkungsmöglichkeit“ [Wikipedia]. Herstellung und Gebrauch werden ausführlich beschrieben bei MIETH, Neue curieuse Beschreibung, S. 126ff. MÜHLICH, Chronik 3. Teil, S. 453 (Schweinfurt 1635): „Wie leicht durch Unvorsichtigkeit ein Unglück geschehen könne, erfuhr man hier am 19. dieses. Die Kaiserlichen Feuerwerker füllten im Zwinger Granaten, während des Stampfens fing eine Feuer, durch welche 200 nicht weit davon liegende angezündet wurden und mit einem entsetzlichen Krachen zersprangen. Ein Bauer und ein Hirtenjunge, die um Lohn mitgearbeitet hatten, blieben sogleich auf auf der Stelle todt, zwölf Feuerwerker, die im Laboratorium waren, wurden an ihrem Körper so beschädigt, daß 11 davon nach vielen ausgestandenen Schmerzen starben, nur ein Einziger blieb als Krüppel am Leben. Ein großes Glück für die Stadt war, daß das Feuer die vielen 100 großen Bomben, die in einer Nebenkammer nicht weit davon lagen, nicht angezündet hatte, sonst würde das beßte Kleinod der Stadt, die Mainmühle, in Rauch aufgegangen sein“. Der Straßburger Chronist Johann Jakob Walther beschreibt die Wirkung dieser Geschosse; REUSS, Strassburg, S. 27: „Vor Schlettstadt gienge es auch heyss daher undt haben grausam geschossen auch viel granaten und feuerballen hinein geworffen…. was aber der effect einer solchen granatkugel seye hatt man daselbsten gesehen, indem eine solche kugel den 21. Novembris [1632] in dass würtshauss zum schwartzen Adler daselben oben eingefallen, welches ein gantz steinern hauss gewesen, undt durch fünff boeden durchgeschlagen biss zu underst in den keller undt alles zerschmettert“. Granat(feuer)kugel: eiserne Sprengkugel als „eine spezielle form der granate älteren gebrauchs, die auch in der feuerwerkskunst verwendet wurde“ [DWB]. Zum Teil versuchte man diese in Schlachten (z. B. Hessisch Oldendorf 1633) in die Munitionswagen der Gegner zu werfen. Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 115 v (Ausfertigung): August Erich an Johann Ernst v. Sachsen-Eisenach, Kassel, 30.6.1633 (a. St.).
[84] patientieren: gedulden.
[85] Podagra: „Die Gicht (Urikopathie) ist eine Purin-Stoffwechselerkrankung, die in Schüben verläuft und (bei unzureichender Behandlung) durch Ablagerungen von Harnsäurekristallen (Urat) in verschiedenen peripheren Gelenken und Geweben zu einer gelenknahen Knochenresorption und Knorpelveränderungen sowie durch langfristige Schädigung des Ausscheidungsorgans Niere letztlich zur Niereninsuffizienz führt. Die Schädigung der Nieren geschieht schmerzlos, ist aber ein größeres Problem als die schmerzhaften Gichtattacken an den Gelenken“. Die Gicht trat bei Heerführern während des DK häufig auf – z. B. auch bei Gallas u. Torstensson – u. wurde v. Zeitgenossen auf den übermäßigen Fleischkonsum zurückgeführt. Vgl. auch die Definition des Arztes BLANKAART, Accurate Abhandlung von dem Podagra; S. 11f.: „Das Podagra oder Ziperlein ist eine Verstopfung an ein / zwey oder mehr gelencken zugleich / worbey man grossen Schmertzen / Geschwulst / Röthe / kalkichte und steinichte Materie / auch andere Zufälle mehr / entweder zu gewissen oder ungewissen Zeiten wahrnim̃t“.
[86] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 9./19.1.1647; präsentiert Bregenz, 15./25.1.1647 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[87] Exekution: (notfalls gewaltsame) Umsetzung v. Bestimmungen u. Auflagen; Zwangsvollstreckung, Zwangseintreibung v. Kontributionen. Das Militär setzte dafür gern die allseits gefürchteten Kroaten ein; LEHMANN, Kriegschronik, S. 68f., 70. Die Bürger hatten den zwangsweise bei ihnen einquartierten Soldaten Wohnung, Holz, Licht, Salz u. Lager zu gewähren u. für jeden Tag u. Mann z. B. ein Kopfstück zu zahlen, bei halben Tagen dementprechend ein halbes Kopfstück u. bei einzelnen Stunden im Verhältnis weniger, bis die geforderte Summe aufgebracht war. Der Memminger Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“ eine derartige Exekution; SCHORER, Memminger Chronick, S. 146f.: „Was die Soldaten / im Hornung / Merzen vnd April [1637; BW] / vor grewliche Tyranney geübet / die Thor gesperret / den vornembsten Burgern eingefallen / eine grosse Summa gelt zuerpressen / ist vnbeschreiblich. Zu diesem Elend kam noch ein Verbott / vnd Ringerung etlicher Müntzsorten im Römischen Reich / also daß der arme Mann vmb sein gering übrigs Geltlen kein bissen Brodt bekom̃en konnte. O deß grossen Elendts ! über diesen grossen Jam̃er / kam im Mayen Ordinantz / daß die Stadt 1 ½ Regiment vom Piccolominischen Volck verpflegen solle: Darzu man Monatlich 3200. Gulden geben muste. Als man den 10. May durch einen Commissarium mit den Officirern rechnete / war die Stadt gezwungẽ der Officirer Rechnung / welche sie nach ihrem Beliebẽ gemachet / zu vnderschreiben. Den 31. May waren Herrn Burgermeister vnd Geheimbde [Ratsherren; BW] in Arrest / in deme die Officirer viel tausent Gulden begehrten. Den 2. Junii haben die Officirer die vornehmbste Häusser bezogen / vnd sich mit Gewalt eingelegt / Geld zu erpressen / wehrete biß auff den 7. Junii. Man forderte das Gericht und Rath zusamen / vmb Mittel zu sehen Gelt auffzubringen / aber es scheinete vnmöglich / also weil nunmehr die Burgerschafft vmb ihr baares Gelt / Gold /Silbergeschirr vnd Kleinodien gäntzlich gekommen / hat man sich resolvirt / den Soldaten Zin / Kupffer vnd Kleider anzubieten. Darauff gieng den 10. Junii das Exequiren widerum an. War ein kläglicher Tag / konnte kein Burger dem andern helffen / bald hörte man wie die Soldaten da / bald dort eingefallen / vnd Gelt presseten. Den 13. Junii war der Rath widerumb arrestirt / vnd Soldaten in der Burger Häuser geschicket / von manchem 200/300/400 biß in 500 fl. zuerpressen: Da man sich dann mit ihnen vergleichen / oder so lang zu Essen vnd zu Trincken geben müssen. Wie sich dann befunden / dass sie auff die 2049. fl. von den Burgern in ihren Häusern erpresst: auch 160. Kühe vñ 60. Pferdt ihnẽ weg genom̃en / solches auch vnder grossem heulen vnd wehklagen der armen Burger / vnd ihren kleinen Kindern fort biß nach Ochsenhausen getriben / doch hernacher widerumb allher gebracht / vnd auff 30. Stuck an ihrer Forderung in behalten. Als man ihnen nun satisfaction gegeben / an Vieh / Gelt / Geltswerth vnd Obligationen / etlich tausent Gulden betreffent / seyn sie (die vom Beckischen Regiment) den 17. Junii weggezogen / worauff die Stadt widerumb etwas Lufft / vnd die Schlüssel zu den Thoren bekommen. Es befande sich nach ihrem Abzug / als die Rechnungen von Biberach / Ravenspurg / Kauffbeuren / Leutkirch vnd vnserer Stadt zusamen getragen wurden / daß die Beckische [Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec]; BW] Soldaten / diese bemelte Stätt innerhalb 5. Monaten auff die 130000. fl. gekostet“.
[88] Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], einer der fähigsten schwedischen Heerführer, der durch die Schnelligkeit seiner Operationen berühmt wurde. 1618 Kammerknecht bei Gustav II. Adolf, 1621 Teilnahme an der Eroberung Rigas, 1624 Fähnrich, 1626 Kapitän, 1627 Obristleutnant, 1629 Obrist. Teilnahme an der Schlacht v. Breitenfeld am 7./17.9.1631, Sommer 1632 General der Artillerie, 24.8.1632 Gefangennahme beim Sturm auf die Alte Veste bei Zirndorf u. Inhaftierung mit schweren gesundheitlichen Schäden in der Festung Ingolstadt, März 1633 Auswechslung gegen Otto Friedrich Graf v. Harrach, den Schwager Wallensteins. Dezember 1634 Reichszeugmeister, 1641 Reichsrat, Feldmarschall u. Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen auf Reichsboden, 2.11.1642 Sieg in der 2. Schlacht bei Breitenfeld, Herbst 1643 Marsch nach Dänemark, Januar 1645 erneuter Einfall in die kaiserlichen Erbländer u. Vorstoß bis vor Wien, 6.3.1645 Sieg bei Jankau, September 1645 Rückzug nach der vergeblichen Belagerung Brünns, April 1646 Rückkehr nach Schweden, 1647 Erhebung zum Freiherrn u. Grafen, Mai 1648 Generalgouverneur über Västergötland, Värmland, Dal u. Halland. Vgl. TINGSTEN, Fältmarskalkarna Johan Baner och Lennart; HOLMBERG, Lennart Torstenson S. 13 ff.
[89] DEUTINGER, Schwedische Verwüstungen, S. 730f.
[90] Jan Freiherr v. Werth [1594 Büttgen-16.9.1652 Benatek] Sohn westfälischer Bauern, Obrist, Generalwachtmeister, Feldmarschall-Leutnant und General. Werth war der Prototyp des „Soldaten v. Fortune“. Seit 1608 war er Reiter in spanischen Diensten, 1620 nahm er unter Don Balthasar de Marradas an der Schlacht am Weißen Berg teil, 1622 wurde er Rittmeister, anschließend kurkölnischer u. 1631 kurbayerischer Obristwachtmeister, nach einem erfolgreichen Angriff auf Claus Hastvers Belagerungskorps vor Herrieden am 18.12.1632 wurde er am 30.12. Obrist, am 1.2.1634 Generalwachtmeister, nach seinen Erfolgen in der Schlacht bei Nördlingen (am 6.9.1634) Feldmarschall-Leutnant. 1635 wurde Werth in den Reichsfreiherrnstand erhoben, am 26.6.1637 eroberte er die Festung Ehrenbreitstein. Am 3.3.1638 geriet Werth in der Schlacht bei Rheinfelden in Gefangenschaft u. war anschließend vier Jahre lang im französischen Staatsgefängnis v. Vincennes ‚ehrenhaft’ inhaftiert. Am 24.3.1642 wurde er gegen den schwedischen Feldmarschall Gustav Horn ausgetauscht. Im Mai 1643 wurde er kurbayerischer General der Kavallerie u. nahm an den Schlachten v. Herbsthausen (5.5.1645), Jankau (6.3.1645) u. Alerheim (3.8.1645) teil. Nach seiner Revolte im Juli 1647, bei der er vergeblich versucht hatte, das gesamte bayerische Heer u. die v. Frankreich abgefallenen Weimarer in habsburgische Dienste zu bringen, wurde er v. Maximilian I. geächtet u. setzte sich mit wenigen Getreuen ins kaiserliche Lager ab. Am 4.10.1648 Sieg bei Dachau über die Schweden u. Franzosen. Werth verstarb auf der ihm v. Ferdinand III. verliehenen Herrschaft und Schloss Benatek in Böhmen. LAHRKAMP, Werth; KAISER, Werth.
Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth; KAISER: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/W/Seiten/JanvonWerth.aspx [17.6.2014].
[91] Wolnzach [LK Pfaffenhofen a. d. Ilm]; HHSD VII, S. 831f.
[92] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann u. 256 Offizieren, ab 1631 nach Gustav II. Adolfs Reform nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann u. 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere u. 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.
[93] Helm[old] [Wilhelm] Wrangel [Wrangler] genannt der „tolle Wrangel“ [1599-25.8.1647], schwedischer Generalmajor.
[94] Stralsund [LK Vorpommern-Rügen]; HHSD XII, S. 292ff.
[95] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5-19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis. Halbe Kartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. „Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite v. 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211. Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen v. gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen v. Brand- u. Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.
[96] WESTENRIEDER, Denkwürdigkeiten, S. 202f.
[97] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie u. Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis u. die Fourage mussten v. der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden u. waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger u. Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.
[98] Dr. Wolfgang Michael v. Silbermann [ -26.10.1657], pfalz-neuburgischer Kanzler 1638-1657.
[99] Reichstaler/Gulden: 1 Reichstaler = 1,5 Gulden; 1 Reichstaler = 18 Batzen = 72 Kreuzer = 288 Pfennige, 1 Reichstaler = 21 Schillinge (ß) = 252 Pfennige (δ); 1 fränk. Rt. = 1, 2 fl. (1632), 1 fl. = 50 Liter Bier, = 5 Paar junge Hühner, Entgelt für die Säuberung zweier Wachtlokale. 1 fränk. Gulden = 1 rhein. Gulden 15 Kreuzer = 6 Schreckenberger = 28 Schillinge = 3 Dreier = 6 Pfennige; 9 Schillinge = 24 rhein. Kreuzer. http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1700-1800/die-reichsstadt-schweinfurt-während-des-letzten-jahrzehnts-ihrer-reichsunmittelbarkeit/. Umrechnung von fl. in €: Wie problematisch eine derartige Umrechnung ist, zeigt www.mhoefert.de/PDFs/30_jaehriger_Krieg.pdf, der 30.000 fl. in ca. 3 Mill. € umrechnet (!). 1 fl. dürfte maximal 50 € entsprochen haben. Wenn selbst Bauernstiefel schon mit 20 fl. aufgelistet sind, würde das 1.000 € entsprechen. Sinnvoller wäre es, mit den Preisen für Gebrauchsgüter, Löhne etc. in den betreffenden Jahren zu verfahren, die in den einzelnen Gebieten je nach Kriegslage sehr unterschiedlich sind.
[100] Marquard II. Schenk v. Castell [10.8.1605 Liebenau-18.1.1685 Regensburg], Fürstbischof v. Eichstätt 1637-1685. Vgl. RAUSCH, Die Reorganisation des Hochstifts Eichstätt.
[101] Die Unterstreichungen stammen wahrscheinlich auch v. Steineckers Regimentssekretär Johann Honning (Hening).
[102] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.
[103] Palisaden: 20–30 cm starke, 3–4 m lange, oben teilweise zugespitzte Pfähle. Sie werden in der Befestigungskunst als Hindernismittel mit Zwischenräumen v. 6–8 cm etwa 1 m tief eingegraben u. in der Erde durch eine Grundschwelle, am oberen Ende durch eine aufgenagelte Latte verbunden. Das Wort aus dem Französischen Wort palissade löste seit dem späten 16. Jahrhundert zunehmend das bis dahin gleichbedeutende Wort „Bollwerk“ (d. h. Bohlenwerk) ab. [ …] Zur Deckung gegen Beschuss schüttete man Erde v. außen gegen die Palisade bis zur Schießschartenhöhe. Der dadurch gebildete Spitzgraben erschwerte zugleich die Benutzung der Scharten v. außen. Verteidigungspalisaden nutzte man zum Schutz der Kehle offener Feldwerke, bei der Ortsverteidigung, ja selbst im freien Feld in Gestalt v. runden, sogenannten Tambours, etwa zur Deckung einzelner Feldwachen gegen Überfall durch Kavallerie [nach Wikipedia]. Die Bürger besetzter Städte wurden v. Freund u. Feind zu dieser harten Arbeit gezwungen. Bevorzugt verwendet wurden Weinbergspfähle.
[104] N de Laubergatt [ – ], französischer Offizier im Regiment des Charles de Ste. Maurice, marquis, später duc de Montausier [Montesier, Montos] [1610-1690], französischer Feldmarschall. RÜCKERT, Lauingen in der zweiten Häfte des dreissigjährigen Krieges, S. 43.
[105] Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne [11.9.1611 Sedan-27.7.1675 Sasbach], Marschall v. Frankreich.
[106] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 11./21.1.1647; präsentiert Bregenz, 17./27.1.1647 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[107] Altmühl.
[108] Granat(feuer)kugel: eiserne Sprengkugel als „eine spezielle form der granate älteren gebrauchs, die auch in der feuerwerkskunst verwendet wurde“ [DWB]. Zum Teil versuchte man diese in Schlachten (z. B. Hessisch Oldendorf 1633) in die Munitionswagen der Gegner zu werfen. Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 115 v (Ausfertigung): August Erich an Johann Ernst v. Sachsen-Eisenach, Kassel, 30.6.1633 (a. St.).
[109] Die Unterstreichungen stammen wahrscheinlich auch v. Steineckers Regimentssekretär Johann Honning (Hening).
[110] N Löber [Lober] [ – ], schwedischer Rittmeister.
[111] Fourier, Fouragier, Fourageur: Der Fourier übte eine ähnliche Aufgabe wie der Quartiermeister aus, indem er vor allem die Verpflegung der Truppe u. die Beschaffung v. Viehfutter in den besetzten Gebieten sicherstellen sollte. Geschickte Fouriere konnten gerade in ausgezehrten Landstrichen wichtig für das Überleben der Einheiten werden. Sie erhielten in der Regel 15 fl. monatlich. Teilweise wurden aber auch 20 Rt. als Monatssold von besetzten Städten erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, S. 15. Die herbei geschafften Nahrungsmittel stammten zum größten Teil aus Plünderungen. Daneben leisteten die z. T. weit herum kommenden Fouriere auch Kundschafterdienste.
[112] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 12./22.1.1647; präsentiert Bregenz, 17./27.1.1647 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[113] Amalia Elisabeth Landgräfin v. Hessen-Kassel [29.1.1602 Hanau-3.8.1651 Kassel]. Vgl. BUCKREUS, Die Körper einer Regentin; PUPPEL, Amelie Elisabeth; BECHERT, Die Außenpolitik; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; HELFFERICH, The Iron Princess.
[114] Wilhelm v. Westphalen [1590-1656], Landdrost, kaiserlicher Obrist. Vgl. NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 107ff.
[115] spargiert: gerüchtweise verbreitet.
[116] Generalmajor [schwed. generalmajor, dän. generalmajor]: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen, bayerischen, dänischen u. schwedischen Armee wahr. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen u. dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen u. dem Feldmarschallleutnant
[117] Hessen-kasselische Armee: „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312, über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein.  Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885. Vgl. auch SODENSTERN, Die Anfänge.
[118] Generalleutnant [schwed. generallöjtnant, dän. generalløjtnant]: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn u. war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen u. schwedischen Armee der höchste Befehlshaber u. Stellvertreter des Kaisers u. des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen u. militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. 1625 wurde er mit 908 Rt. monatlich in der dänischen Armee besoldet; OPEL, Der niedersächsisch-dänische Krieg 2. Bd., S. 171. Als Rekompens erhielt er in der kaiserlichen u. kurbayerischen Armee für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossedierung v. Adligen u. Absetzung v. Territorialherrn in den besetzten Gebieten u. lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare u. die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.
[119] Lemgo [LK Lemgo]; HHSD III, S. 452ff.
[120] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 120.
[121] Otto Christoph Freiherr v. Sparr [1605 Lichterfelde-9.5.1668 Prenden], kaiserlicher, brandenburg-preußischer  Generalfeldmarschall. Vgl. GÖSE, Der erste brandenburgisch-preußische Generalfeldmarschall.
[122] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 372.
[123] Salmünster, heute Ortsteil von Bad Soden-Salmünster [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 395f.
[124] Moritz Heinrich Graf v. Nassau-Hadamar [24.6.1626 Hadamar-24.1.1679 Hadamar], kaiserlicher Obrist.
[125] Ludvig Weirik [Weyrich] Graf v. Lewenhaupt [Leijonhufvud, Lowenhaubt, Löwenhaubt] [25.8.1622 Hästholmsvägen-16.4.1668 Charlottenburgs slott], schwedischer Obrist.
[126] Kirchhain [LK Marburg-Biedenkopf]; HHSD IV, S. 269f.
[127] Unterhaltung, Untersteckung, Unterstellung: sich unterhalten lassen“, unterstellen, d. h., in die Dienste des Gegners zu treten, geschah bei Gefangennahme entweder freiwillig oder auch gezwungenermaßen (=> Untersteckung), wenn man nicht genügend Ranzion stellen konnte oder Gefahr lief, getötet zu werden. Untersteckung war die (zwangsweise) Eingliederung v. (insbesondere gefangen genommenen) Soldaten in bestehende unvollständige Verbände. „Die ‚Untersteckung’ von gefangenen Soldaten des Kriegsgegners war in der frühen Neuzeit allgemein üblich, wurde für gewöhnlich von den Betroffenen ohne Widerstände akzeptiert und scheint gar nicht selten die Zusammensetzung eines Heeres erheblich verändert zu haben” (BURSCHEL, Söldner, S. 158). Die „Relation deren Geschichten / Ritterlichen Thaten und Kriegßhandlung“, S. 12, berichtet, wie Bucquoy mansfeldische Söldner zur Unterstellung zwang: „Dann als mann sie (in der Zahl ohngefehr 1200.) gen Crumaw bracht / hat man sie Rotten vnd Hauffen weiß in Kammern so eng zusammen gesperrt / daß sie weder sitzen noch niderligen können / auch neben dem wenig Essen / das man ihn vorgestellt / ihnen gar nichts zu tricken geben / vnd es also etliche Tag vber / mit inen getrieben / Sie dardurch zu nötigen / daß sie dem Keyser ihre Dienst versprechen müsten / als auch geschehen. Dann nach dem sie auffs eusserst allerhand Ungemach außgestanden / vnnd etliche Tag kein tropffen zu trincken vberkommen / haben sie fast alle vnder solchem erschröcklichen Joch vnd Zwang sich schmücken vnd biegen / vnd dem Feind ihre Dienst zusagen müssen“. In der kurbayerischen Armee – Maximilian I. v. Bayern war grundsätzlich gegen die Untersteckung wegen der Unzuverlässigkeit in Schlachten – wurden sie als Kugelfang beim Angriff oder Sturm auf eine Stadt vorausgeschickt; SEMLER, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 67. Franz v. Mercy hatte nach seinem Sieg bei Tuttlingen (24.11.1643) an die 2000 Franzosen untergesteckt. HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 69f. Doch wurden schon seit dem Böhmischen Krieg Gefangene, die die Untersteckung verweigerten, oft hingerichtet. HELLER, Rothenburg, S. 158: (1645): „Die [bayr.] Furir aber haben alle Häußer, wo Franz. oder Weimar. gelegen, außgesucht und was sie hinterlaßen, alles weggenommen. Wie sie denn im güldenen Greifen einen Weimarischen Feldscherer sampt seiner Feldtruhen, welcher allhie geblieben und hernach wollen nach Hauß ziehen in Holstein, ertapt, übel gemartert und geschlagen, endlich mit sich hinweggefürt und, wie man gesagt, weilen er ihnen nit wollen dienen, auf dem Feld erschoßen”. MAHR, Monro, S. S. 157, bei der Einnahme der Schanze bei Oppenheim: „Als unsere anderen Leute sahen, daß das Schloß gefallen war, rannten sie los, die vorgelagerte Schanze zu erstürmen, in der sich neun Kompanien Italiener mit ihren Fahnen befanden. Ihre Offiziere sahen nun, daß das Schloß hinter ihnen überrumpelt war und daß der Angriff vor ihnen losbrach, da warfen sie ihre Waffen weg und riefen nach Quartier, die ihnen auch gewährt wurde. Ihre Fahnen wurden ihnen abgenommen. Da sie alle bereit waren, in unsere Dienste zu treten, wurden sie vom König Sir John Hepburn zugewiesen, der nicht nur ihr Oberst wurde, sondern auch ein guter Schutzherr, der sie in guten Quartieren unterbrachte, bis sie neu eingekleidet und bewaffnet waren. Aber sie zeigten sich undankbar und blieben nicht, sondern liefen in Bayern alle davon. Nachdem sie einmal die warme Sommerluft verspürt hatten, waren sie vor dem nächsten Winter alle verschwunden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70f. (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, daß die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. => Kriegsgefangene. Der häufige Fahnenwechsel konnte natürlich auch insofern Folgen haben, als gerade die Offiziere gute Detailkenntnisse mit ins gegnerische oder in das Lager von Verbündeten nahmen. OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 538: „Diesesmal gehörte auch Adam Philipp zu den Unsicheren. Um ihn zu halten, stellte ihm der Kurfürst folgendes Ultimatum, vom 4. März 1632: ‚Ir sollt die Ursache schreiben, aus welcher ir merfach geäussert habt, dass ir in unseren und des katholischen Bundes Kriegsdiensten zu continuiren wenig Lust habt oder, eurem Vorgeben nach, gedrungen werdet, ander Resolution zu fassen. Wir haben euch vor anderen zum General-Wachtmeister gemacht. .. Andere hohe und niedere Officirs, auch gemeine Soldatesca würde von euch ein bös und schädlich Exempel nehmen … Ihr habt versprochen zu continuiren und ist das in der jetzigen allgemeinen necessitet eure Schuldigkeit’. … Der Kurfürst will sich versehen ‘Ir werdet furtherhin einer mehreren discretion und dankbahrkeit bezeigen. Wenn aber ir andere resolution zu fassen gedenket, so begehren Wir, zuvor zu vernehmen: wohin Ir eure Resolution gestelt und ob ir die euch anvertraute charge und das Regiment zu resigniren gemeint wäret’. Gleichzeitig soll er berichten: ob er endlich den Tross und die pigage [Bagage; BW] reduzirt habe ? Die Antwort Adam Philipps auf diese ernste Mahnung zur Fahnentreue liegt nicht vor. Dass der Verdacht des Kurfürsten gegen ihn wohlbegründet war, wird sich später erweisen; wie auch, dass einige seiner Offiziere ihren jungen Obristen drängten”.
[128] refrenchiert: erholt.
[129] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 122.
[130] Jacob Wancke [Wanke, Wank, Weerke, Weynecke, Wanek, Wunicke] [ – ], schwedischer Dragoner-Obristleutnant, Obrist.
[131] expressè ordre: ausdrücklicher Befehl.
[132] Hans [Johann] v. Jurgas [Zürgaß, Görries v. Gorgaß ?] [ – ], schwedischer Obrist.
[133] Muskete [schwed. musköt, dän. musket]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel u. den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln u. legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung hatten jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier und Kugelform kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm u. wog etwa 4,5-4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm]. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- u. Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten u. Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung v. maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber u. langem Lauf, die v. Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, in denen man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung v. maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Der Preis für eine Muskete lag je nach Qualität zwischen 4 u. 6 Rt., also zwischen 6 u. 9 fl.
[134] Doppelhaken: auch Hakenbüchse: Der Haken war ein bis ins 17. Jahrhundert gebräuchliches schweres Feuergewehr, mit einem Haken am Schaft, mit dem es auf einem dreibeinigen Gestell befestigt war oder auf die Brüstung aufgelegt wurde, um den enormen Rückstoß abzufangen. Diese Waffen wogen 7,5 bis 10 Kilo, nach anderen Angaben sogar mit bis zu 25 Kilo. Damit wurden Ladungen mit je 4 Lot Blei, Doppelhaken bis 400 g, verschossen. Als man diese Hakenbüchsen später auch im offenen Feld verwendete, musste man sie in einer Gabel abstützen. Daher nannte man diese Waffe auch Gabelarkebuse. Die Treffgenauigkeit der Hakenbüchsen war so gering, so dass ihr Einsatz nur auf kurze Distanz oder massiert als Batterie sinnvoll war. Die Haken wurden ihrer Größe nach eingeteilt in Doppelhaken, ganze Haken u. halbe Haken. Vgl. die ausführliche Beschreibung unter http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Doppelhaken.html. Die Stadt Überlingen kaufte 1633 erbeutete Doppelhaken um kaum 3 fl. auf; SEMLER, Tagebücher, S. 27f.
[135] Vgl. auch LATOMUS, Relationis Historicae Semestralis Continuatio (1647), S. 67ff.
[136] N Löber [Lober] [ – ], schwedischer Rittmeister.
[137] Marquard II. Schenk v. Castell [10.8.1605 Liebenau-18.1.1685 Regensburg], Fürstbischof v. Eichstätt 1637-1685. Vgl. RAUSCH, Die Reorganisation des Hochstifts Eichstätt
[138] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung u. zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage v. Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen u. dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen u. schlecht bezahlt wurden. Nach DILICH, Krieges-Schule, S. 42, hatte der Rumormeister „Huren und Buben“ zu dieser Arbeit zu zwingen. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger u. Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten zwangsverpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig u. entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, sogar ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann v. Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig u. sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bei den Schweden wurden bevorzugt Finnen zu diesen schweren Arbeiten herangezogen. Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 (v. ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb;  STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“. Augsburg 1632; STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 211: „Den 14. Septembris ließ der Gouverneur Oxenstirn [Bengt Bengtson Freiherr v. Oxenstierna; BW] etliche Bischöfliche, Capitlische und Fuggerische Beamte und Vögte, so ihre Unterthanen bey der Schantz-Arbeit zu erscheinen nicht angehalten hatten, zur Straffe durch den Profosen etliche mal um das höltzerne Roß oder Esel herumführen“. Fehlte es auf Grund von grassierender Pest an zwangsverpflichteten Bürgern, mussten auch Soldatenfrauen Schanzarbeiten leisten. Zur Schanze vgl. auch STUHR, Die Schanze.
[139] Simon Grundel-Helmfelt [Grundel, Gründel, Gründling, Grundler, Gundel] [25.9.1617 Stockholm-14.7.1677 bei Landskrona], schwedischer Generalquartiermeister, Obrist.
[140] Kapitän [schwed. Kapten, dän. kaptajn]: Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben u. ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute v. ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure u. verstorbene Soldaten ersetzen musste. Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl., d. h. 1.920 fl. jährlich – ein bayerischer Kriegsrat erhielt 1637 jährlich 792 fl. – sein Anteil aus Beute und Ranzionierung betrug pro 1.000 Rt. Erlös  59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156.Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, u. die eigentlich militärischen Aufgaben wurden v. seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben u. auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte die Feldscher u. die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- u. Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant u. dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Der tägliche Unterhalt für einen Kapitän betrug in der brandenburgischen Armee (1631) 2 Rt.
[141] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold u. die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl v. Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute v. ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments v. 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments v. 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 u. 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 u. 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 u. 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 u. 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 u. 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, vom Vorgänger übernommen u. oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet u. kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[142] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[143] Krankenversorgung: Kranke u. verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten u. Orten zurück u. fielen diesen zur Last – sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen – , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung v. Seuchen u. vor den Kosten verweigerte. Johann Ernst v. Sachsen-Weimar war einiger der wenigen, denen das Wohl der Soldaten am Herzen lag. LANGER, Heeresfinanzierung, S. 296: „Derselbe Fürst [Johann Ernst v. Sachsen-Weimar] und Heerführer sandte im Herbst des Jahres 1625 an seinen Kriegsherrn, König Christian IV. von Dänemark, ein Memorial, das die Unterbringung und Versorgung von 4.000 kranken Soldaten betraf. Die Finanzierung oblag der Kriegskasse. Johann Ernst schlug vor, je zehn Kranke einer Pflegerin gegen einen Wochenlohn von einem Gulden anzuvertrauen. Es mußten also vierhundert ‚Weiber‘ gewonnen werden, dazu noch drei bis vier Ärzte, ein Apotheker und ‚etliche Prediger‘, letztere für ein Monatsentgelt von 25 Gulden. Die Verpflegung sollten umherfahrende Marketender liefern gegen Barzahlung, die aus dem Pflegegeld abgezweigt wurde. Nach diesen Angaben war bei gleichbleibender Krankenzahl eine wöchentliche Ausgabe von weit über 400 Gulden nötig. Es scheint allerdings, daß ein solcher Aufwand mit untauglichen Söldnern eher selten war“. Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett 1647: ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.: ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %. Allerdings sorgten die kranken Soldaten in den Städten auch für Unruhe; Aus dem Memorial der Paderborner Regierungskanzlei, 26.9.1636, für den kaiserlichen Obristen Wilhelm v. Westphalen; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 175: „Alhie verbliebene krancke soldaten und sonderlich von Rabischen [kaiserlicher Obrist Johann Raab; BW] regiment stellen sich fast mutwillig an, in deme dieselbe nicht allein ihr logament ruiniren, alles darin verbrennen, und [solchen fast groß = gestrichen] solche feur anlegen, daz auch die benachbarte [Nachbarn; BW] ja die gantze stadt daruber in gefahr kommen sollte, sondern sich auch so weit verkünnen, daz sie nicht schewen den burger die schweine abzunehmen und zu schlachten“. MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Teil, S. 615: „Der Erzherzog [Leopold Wilhelm; BW] hatte, weil Zaradecky bey ihm anhielte, ein Schreiben an Lodron und Beierlein ausfertigen laßen, daß die Stadt über 500 kranke Soldaten einnehmen, verpflegen und mit Arzneyen versehen solle. Auf inständiges flehentliches Bitten D. Höfels versprach der Erzherzog die Stadt zu verschonen und die Kranken auf die Dörfer zu legen. Nichts destoweniger kam den 21. Mai ein Schreiben, daß die Stadt gedachte Soldaten in ihre Dörfer nehmen und sie 14 Tage lang obgedachter Maßen verpflegen sollte. Es blieb aber auch nicht bey den zu der Stadt gehörigen Dörfern, sondern täglich kamen welche in die Stadt, die man in das Waisenhaus und in die Bürgerscheune legte“. Aus Heilbronn wird anlässlich der Belagerung im Dezember 1631 über die einquartierten Lothringer berichtet; JÄGER, Geschichte der Stadt Heilbronn, 2. Bd., S. 206: „Die Bürger der Stadt verweigern dem General Oßa nicht nur die Hülfe, sondern schleppen auch in der höchsten Erbitterung die mit der ungar’schen Krankheit behafteten Soldaten der Besazung aus den Häusern, und werfen sie auf den Mist“.
[144] Ungarische Krankheit: „ein bösartiges Faulfieber, welches vorzugsweise unter den Heeren, welche in Ungarn standen, herrschte, und daher auch Lagerfieber genannt wird; es kommt aber auch ausser dem Heere, beim Volke vor. Es ist in Ungarn zuweilen epidemisch, und befällt dann viele Leute, ohne Rücksicht auf Alter, Geschlecht und Temperament, besonders werden diejenigen Personen davon ergriffen, welche sich in Sumpfluft aufhalten müssen, und schlechte Diät halten, dabei vollblütig sind. Es fängt gewöhnlich mit gelindem Froste und Müdigkeit an; darauf folgt etwas Kopfschmerz und Ekel; dann starker Frost, Zittern und heftiges Kopfweh, welches beständig anhält, und das unerträglichste Symptom der Krankheit ist. Die Hitze ist anfangs gelinde, wird aber nachher immer heftiger, und der Ekel verwandelt sich in Cardialgie. Der Kranke hat heftige Magenschmerzen, besonders wenn man mit einem Finger auf die Herzgrube drückt, welche Gegend angelaufen, hart und sehr heiß ist. Der Geschmack im Munde ist bitter, die Zunge aufgerissen, trocken, oft schwarz und geschwollen; die Farbe des Angesichts bleich, der Athem schnell, beschwerlich, stinkend; oft zeigen sich Flecken auf der Haut gleich den Flöhstichen; auch gesellt sich gern die Bräune zu diesem Uebel. — Der Puls ist <195, 685> anfangs nicht merklich vom natürlichen unterschieden, verändert sich jedoch mit der Zunahme der Krankheit, und wird schneller, ungleich, wellenförmig, aussetzend, bald stark, bald sehr schwach, überhaupt sehr unordentlich. Der Schweiß zeigt sich anfangs zuweilen häufig, zuweilen schwach, und nur an einigen Theilen des Leibes kalt oder stinkend. Der Stuhlgang ist bald verstopft, bald dünn, stinkend, häufig, und zuweilen mit Würmern begleitet; der Harn ist anfangs nicht verändert, verändert sich aber nachher und wird dünn, wässrig, bei den meisten Kranken zuletzt dick, trübe, feurig und stinkend. Gegen Abend nimmt die Krankheit merklich zu, auch gesellen sich oft noch dazu Ohrensaufen, Taubheit, Delirien, Zuckungen und andere beim Faulfieber gewöhnliche Zufälle. — Die Dauer der Krankheit ist verschieden; sie endiget sich entweder durch einen kritischen Schweiß, oder durch Durchfall, Blutflüsse und Versetzungen in die Ohren=, Achsel= und Leistendrüsen. Die übelste Krisis ist, wenn oben an den Füßen kleine Geschwulste entstehen, da diese leicht in den Brand übergehen. Ueberhaupt charakterisirt sich diese Krankheit als bösartiges Nerven= und Faulfieber durch heftige Kopfschmerzen Cardialgie und Bräune oder Halsentzündung und Petechien“ [KRÜNITZ, Oekonomische Encyklopädie; http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/u/ku02486.htm]. Vgl. auch die zeitgenössische Darstellung von GRABA, Gar kurtz- iedoch nothwendig Erinner- und Anweisung.
[145] Obrist [schwed. överste, dän. oberst]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer u. exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung u. Bezahlung seiner Soldaten u. deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung u. Befehlsgewalt über Leben u. Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität u. Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) u. Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- u. Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold v. 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 920 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15). Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm als Obrist u. Hauptmann der Infanterie 800 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe v. Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung v. Heiratsbewilligungen, aus der Beute – hier standen ihm 27 Rt. 39 Albus pro 1.000 Rt. Beute zu; HOFMANN, Peter Melander, S. 156 – u. aus Ranzionsgeldern, Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung v. Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ, im Schnitt für 5 Rt., – u. auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung u. Beschaffung von Waffen, Bekleidung u. Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen – Obristen belieferten ihr Regiment mit Kleidung, Waffen u. Munition – , gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 277 (1634) zur schwedischen  Garnison: „Am gemelten dingstage sein 2 Soldaten bey mir hergangen bey r[atsherr] Joh[ann] Fischers hause. Der ein sagt zum andern: In 3 Wochen habe ich nur 12 ß [Schilling = 6 Heller = 12 Pfennig; das entsprach insgesamt dem Tageslohn eines Maurers; BW]. Ich wol, das der donner und der blytz inn der statt schlüge, das es bränte und kein hauß stehen bliebe. Muß das nicht Gott erbarmen. Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 64: „Fälle, daß die Obersten mit ihren Werbegeldern durchgingen, gehörten nicht zu den größten Seltenheiten; auch stimmte bei den Musterungen die Anzahl der anwesenden Mannschaften außerordentlich selten mit den in der Kapitulation bedingten. So sollte das Kehrberg’sche [Carl Joachim v. Karberg; BW] Regiment 1638 auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Es wurde dem Obersten der Proceß gemacht, derselbe verhaftet und kassirt. Aehnlich machte es der Oberst Rüdiger v. Waldow [Rüdiger [Rötcher] v. Waldow; BW] und es ließen sich noch viele ähnliche Beispiele aufführen“. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen u. nichts anderes als eine Form von Erpressung darstellten, u. die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) u. nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben u. Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über drei Regimenter), was Maximilian I. v. Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel v. seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) u. den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden u. auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist u. Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. OELSNITZ, Geschichte, S. 64f.: Der kurbrandenburgische Geheime Rat Adam Graf zu „Schwarzenberg spricht sich in einem eigenhändigen Briefe (22. August 1638) an den Geheimen Rath etc. v. Blumenthal [Joachim Friedrich Freiherr v. Blumenthal; BW] sehr nachtheilig über mehrere Obersten aus und sagt: ‚weil die officierer insgemein zu geitzig sein und zuviel prosperiren wollen, so haben noch auf die heutige stunde sehr viele Soldaten kein qvartier Aber vnter dem schein als ob Sie salvaguardien sein oder aber alte reste einfodern sollen im landt herumb vagiren vnd schaffen ihren Obristen nur etwas in den beutel vnd in die küch, Es gehöret zu solchen dantz mehr als ein paar weißer schue, das man dem General Klitzingk [Hans Kaspar [Caspar] v. Klitzing; BW] die dispositiones vom Gelde und vonn proviant laßen sollte, würde, wan Churt borxtorff [Konrad [Kurt] Alexander Magnus v. Burgsdorff; BW] Pfennigmeister vnd darvber custos wehre der katzen die kehle befohlen sein, wir haben vnd wissen das allbereit 23 Stäbe in Sr. Churf. Drchl. Dienst vnd doch ist kein einsiger ohne der alte Obrister Kracht [Hildebrand [Hillebrandt] v. Kracht; BW] der nit auß vollem halse klaget als ob Man Ihme ungerecht wehre, ob Sie In schaden gerieten, Man sol sie vornemen Insonderheit die, welche 2000 zu lievern versprochen vnd sich nit 300 befinden vndt sol also exempel statuiren – aber wer sol Recht sprechen, die höchste Im kriegsrath sein selber intressirt vnd mit einer suppen begossen“. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Meist führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Die z. T. für den gesamten Dreißigjährigen Krieg angenommene Anzahl v. rund 1.500 Kriegsunternehmern, von denen ca. 100 bis 300 gleichzeitig agiert hätten, ist nicht haltbar, fast alle Regimentsinhaber waren zugleich auch Kriegs- bzw. Heeresunternehmer. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; BOCKHORST, Westfälische Adelige, S. 15ff., REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte 1. Bd., S. 413ff.
[146] Hans Erhard Wolff [ – ], schwedischer Obrist[leutnant ?]. Wolff stand 1647 als Obristleutnant (?) unter Steineckers Befehl in Schweinfurt.
[147] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.
[148] Handgranaten: runde, mit Pulver gefüllte Eisenkugeln, die mit einer Lunte gezündet wurden. Granaten können, als selten erhaltene Beispiele damaliger Feuerwerkerkunst, noch heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg besichtigt werden. Während die Handgranaten aus runden, mit Pulver gefüllten Eisenkugeln bestanden und mit einer Lunte gezündet wurden, gab es auch schon Fallgranaten, die beim Aufschlag mittels eines Reibungszünders explodierten. Granadiere waren ursprünglich Soldaten, die Handgranaten gegen den Feind schleuderten. Bereits 1631 wurden sie bei der Eroberung Frankfurt a. d. Oder v. den Iren eingesetzt; MAHR, Monro, S. 112. Als Generalmajor Lars Kagge 1634 in Regensburg belagert wurde, forderte er zu dieser gefährlichen Tätigkeit – ihre Splitter konnten bis zu 50 Schritte gefährlich werden – Freiwillige gegen höheren Sold auf und wurde so der Schöpfer der Granadiere. Chemnitz, S. 467, beschreibt bei dieser Gelegenheit erstmalig den Einsatz von Handgranaten: „Gebrauchte sich [der Gen. Maj. Kagg] hierunter zuforderst der handgranaten, den Feind in confusion zubringen, nachgehends, wann solches geschehen, der Kurtzen wehren [Helmbarten] zum niedermetzeln. Wobey er jennige, so die handgranaten zu erst geworffen, mit einer gewissen recompens [nach Heilmann 2 Reichstaler] zu einer so gefährlichen action angefrischet‘. ENGERISSER, Von Kronach, S. 277.
[149] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 19./29.1.1647; präsentiert Bregenz, 11./21.2.1647 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[150] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1647 II 7 ½ (Ausfertigung]: Fernemont an W. E. v. Lobkowitz, Hauptquartier Sulzbach 7.2.1647. WASSENBERG, Florus, S. 713f.; THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd., S. 1241f.
[151] Nicht auflösbar.
[152] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.: “Amberg, durch Eisenerzbergbau reich geworden, leistete sich eine gigantische Stadtbefestigung. Sie muss in der damaligen Zeit so furchteinflößend gewesen sein, dass sie bis 1703 (im Spanischen Erbfolgekrieg wurde Amberg nach mehrwöchiger Belagerung durch kaiserliche Truppen besetzt) nie ernsthaft belagert wurde. Über 100 Türme und mehrere Kilometer zweireihige Stadtmauern beschützten die Amberger. Die ganze Stadt wurde durch den stets gefüllten und aufgestauten Stadtgraben zu einer Wasserfestung. Der Bürgermeister Michael Schwaiger schrieb in seiner Chronica Amberg 1564: „München seyn die schönst, Leipzig die reichist, Amberg die festeste Fürstenstatt‘“ [wikipedia].
[153] Klattau [Klatovy, Tschechien]; HHSBöhm, S. 262ff.
[154] Pilsen [Plzeň, Tschechien]; HHSBöhm, S. 444ff.
[155] delogieren: ausquartieren, umlagern.
[156] Gustav Adolf Graf v. Lewenhaupt [Leijonhufvud, Lauwinnhaupt, Lowenhaupt] [24.12.1619 Vinäs-29.11.1656 bei Wyborg], schwedischer Obrist, Generalwachtmeister, Generalmajor.
[157] Andreas Freiherr Kolb v. Reindorf [Rhaindorf] [ -13.4.1666], kurbayerischer Obrist.
[158] Heinrich Christoph Gayling [Gehling, Geiling] v. Altheim zu Hauenstein u. Bobenhausen [1604-20.12.1654], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.
[159] Vgl. VOLTZ, Chronik der Stadt Weißenburg, S. 117: […] „sind wir ferners in Commando Herrn Wilhelm Hermann von Enschering, Löbl. Graf Gallasischen Regiments, bestellten Obrist-Wachtmeister noch mit 250 Musquetiren, 200 Croaten und 50 commandirten Reutern von der Kaiserl. und Chur-Bayrischen Armee beleget worden, welche dann das übergelassene Drittel des Getreidtes in kurzer Zeit völlig verzehret und aufgefretzet, also daß wir Letzlichen, um des großen Futtermangels willen (weil der Commandant auf sein, seiner Officiers- und Reuter-Pferde alle Wiesen um die Stadt herum ruiniren lassen, auch Obrist-Lieutenant Blire, als Commandant auf der Wülzburg mit seinen Frei-Reutern ebenmäßig nicht wenig dazu geholfen) mit dem Unterhalt um baar theuer Geld nicht mehr aufkommen, und dadurch um der bevorstehenden und mehrmalen ins Werk gesetzten scharfen Execution willen, unsern übergroßen Jammer und Elend mit bluttriefenden Zähren nicht genugsam beweinen, viel geschweigen beschreiben können, welche starke Garnison, erlittene Angst und Marter, vermög der Bürger, damals übergebenen Abrechnungs-Zettel, der Stadt sowohl an baarem Geld als rauh und glattem Futter gekostet …. 20263 fl“.
[160] Wilhelm Hermann v. Enschringen [Entschering] [ – ], kaiserlicher Obristwachtmeister.
[161] Regimentsquartiermeister [schwed. regementskvartermästare, dän. regimentets kvartermester]: Der Regimentsquartiermeister war der Dienstvorgesetzte aller Quartiermeister des Regiments, ein einträgliches Amt, da ihm viele „Verehrungen“ zukamen, um die Einquartierungen abzuwenden. Ein Quartiermeister erhielt in der kaiserlichen Armee 40 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)], in der brandenburgischen Armee im Monat 50 fl. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 40 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Regimentsquartiermeister führten in der Regel auch eine eigene Kompanie, was ihnen Sondereinnahmen verschaffte.
[162] Bartold [Berthold] Hartwig [Bartle Hartwigle] v. Bülow [Bilau, Billau, Pilau, Bullau] auf Hundorf [7.4.1611-19.11.1667 Wolgast], schwedischer Obrist. Nach http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=16223 am 19.10.1667 in Wolgast verstorben.
[163] Scheffel: 1 Scheffel = 222, 35 Liter (Bayern).
[164] Behuf: Notdurft, Nutzen, Absicht, Ansinnen, Intention, Plan, Vorhaben, Zweck.
[165] Johann Sigismund Schenk v. Stauffenberg [ – ], erzbischöflich-eichstättischer Rat, Stallmeister u. Pfleger zu Dollnstein.
[166] Eisenhammer: „Die Eisenhämmer verhütteten Eisenerz mit Holzkohle in den so genannten Rennherden. […] In diesen Schmelzöfen, die mit ebenfalls durch Wasserkraft betriebenen Blasebälgen versehen waren, wurde das Erz zu einem glühenden Klumpen aus rohem weichem Eisen, flüssiger Schlacke und Kohleresten verschmolzen. Das Eisen wurde dabei allerdings nicht flüssig wie in einem Hochofen, sondern blieb vor allem infolge des Gehaltes an flüssiger Schlacke ein „teigiger“ und poröser Klumpen. Dieser hist. Luppen genannte Klumpen aus Eisenschwamm wurde zunächst per Hand durch Vorschlaghämmer verdichtet. Darauf wurde es meist mit dem maschinellen Schwanzhammer oder Vorschlaghämmer mehrfach ausgeschmiedet, bis sämtliche Schlacke und Kohlereste entfernt waren. Dazu wurde das Eisen in einem weiteren Schmiedeherd (Esse) erhitzt. Das Eisen konnte anschließend als weiches Schmiedeeisen direkt weiterverwendet werden“ [Wikipedia].
[167] Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis.
[168] Albrecht II. Markgraf v. Brandenburg-Ansbach [18.9.1620 Ansbach-22.10.1667 Ansbach], Markgraf 1634-1667.
[169] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.
[170] Rotgießer: Der Rotgießer gießt aus einem verflüssigten Gemisch v. Kupfer, Zinn u. Zink in Formen Gebrauchsgegenstände.
[171] Herrieden [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 288f.
[172] Arberg [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 28.
[173] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 1.2.1647; präsentiert Bregenz, 11./21.1.1647 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[174] Sulzbach-Rosenberg [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 728ff.
[175] Velburg [LK Neumarkt/OPf.]; HHSD VII, S. 766f. Hier hatte Geleen sein Hauptquartier.
[176] General(feld)wachtmeister [schwed. generalmajor]: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer. In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten u. verwandtschaftlichen u. sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. So erhielt er pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 33 Rt. 26 Alb. Anteil; HOFMANN, Peter Melander, S. 155. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen u. dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen u. dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen u. dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden u. Regimenter im Felde u. beim Marsch.
[177] Johann Graf v. Sporck [Sporgk, Spurgk, Spork, Sperckh] [um 1601 Westerloh-6.8.1679 Heřmanův Městec], kurbayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[178] Pfaffenhofen a. d. Ilm [LK Paffenhofen/Ilm]; HHSD VII, S. 579f.
[179] Gemeint ist die Belagerung Lindaus durch Wrangel. Vgl. neuerdings MAYR, Die Belagerung.
[180] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 5./15.2.1647; präsentiert Bregenz, 9./19.2.1647 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[181] Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchsen auch der Umfang des Stabes u. damit die Belastung bei Einquartierungen. Vgl. die Lebensmittelmengen, die der Stab Piccolominis 1635 in Dülken beanspruchte; ARBEITSGRUPPE VIERSEN, S. 90.
[182] Unteroffizier: Feldwebel, Führer, Fourier, Musterschreiber, Feldscherer waren die Unteroffiziere der Prima plana. Auf drei Unteroffiziere kamen pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzionierung 11 Rt., 66 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Korporäle, Gefreite, Spielleute u. Fourierschützen galten dagegen als gemeine Befehlshaber.
[183] Knecht, gemeiner [schwed. knektar, finn. nihti] : dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr., in der brandenburgischen Armee auf 8 fl. 10 gr. = 7 Rtl. 2 Gr; nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 6 fl. 40 kr., schwedische u. finnische Knechte erhielten 1632 nur 1 ½ Rt., deutsche in der Royal-Armee dagegen das Dreifache. Ein Soldat oder Reiter einer Streifschar aus einer Garnison erhielt v. 1.000 Rt. Beute quasi als Gefahrenzuschlag 5 Rt. 72 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar v. Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg 3. Bd., S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung. In den Feldlagern (über)lebte er unter den schwierigsten Bedingungen bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 3, 4 Jahren. Bei Gefangennahme oder Stürmen auf eine Stadt lief er immer Gefahr, getötet zu werden, da für ihn keine Ranzion (Lösegeld) zu erwarten war, oder wenn eine Untersteckung unter die eigenen Truppen nicht notwendig erschien. Generell wurden jedoch „teutsche Knechte“ gegenüber etwa den „Welschen“ bevorzugt übernommen u. bei den Schweden besser besoldet.
[184] Danach müsste der Stab 36 Mann umfasst haben.
[185] Leutnant [schwed. Löjtnant, dän. Løjtnant]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-80 fl. – zumindest wurden in den besetzten Städten monatlich 80 Rt. (120 fl.) erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 -, was etwa dem Sold eines bayerischen Kriegsrats entsprach. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 60  Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Als einer Leutnant einer Streifschar aus einer Garnison erhielt er quasi als Gefahrenzuschlag pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 28 Rt. 54 Alb. 6 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 52f.: „Ein Leutenant wird von dem wörtlein Lieutenant, quasi locum tenens, Ort / Platz / Stell- oder Statthalter eines Capitains genant / diweil er in abwesen seines Capitains desselben Stell  verwaltet / er könnte auch der Unterhaubtmann geheissen werden. Ein solcher sol ein dapferer / aufrichtiger / Kriegsgeübter / und praver Cavalier seyn / und ist dem Capitain der nächste: in dessen abwesen commandiert er follkommen / und hat auch in gegenwart des Capitains den gantzen Befehl über die Compagnie: dann wann dem Capitain von dem Regiment etwas anbefohlen wird / so gibt er dem Leutenant Ordre / wie er sich in einem und anderem verhalten solle / der dann durch seine nachgesetzte Officier den Befehl follstrecken laßt: Dieser sol auch des Capitains guten Namen / Ehr / und Reputation lieb haben und schirmen / alß sein eigen Leben und Ehr / und sich sonderlich dem Capitain um dapfere und versuchte Soldaten umschauen / auch wie er die Soldaten logiren und wol einquartieren möge: Darneben soll er fleissig achtung geben / daß alles gleich zugehe / nach guter ordnung und ohne klag. Alle Abend sol er sich auf der Parade finden lassen / und sehen / wo mangel erscheine: ob auch die Parade / Wacht / und Ordre wol angestellet und gehalten werden: dagegen sol er sich in seinem Commandement gravitetisch und ernsthaft erzeigen / daß ihn seine untergebene Officier und Soldaten ehren / und so wol alß den Capitain fürchten. Die Soldaten werden auch durch ihn gestraft / und ligt ihme aller Last auf dem hals: dann so er die Compagnie nicht versehen müßte / mangelte man keinen Leutenant. Sein Oberwehr ist eine Partisane / er thut keine Wacht / alß die Haubtwacht / da die Compagnie wachet. Er sol auch die Corporalschaften an Mannschaft gleich außtheilen / und keiner mehr versuchte Soldaten geben alß der anderen / daß einer die besten / ein anderer aber die schlechtesten Soldaten habe / woran in einer Occassion vil gelegen ist: Er sol den strafwürdigen streng / den gehorsamen aber gutthätig seyn: Er sol auch aller Soldaten humores erkennen. In summa / er sol wüssen in abwesen des Capitains die Compagnie mit satsamer genugthuung zuregieren / alß wann der Capitain selbst zugegen were / und beyde Officia unklagbar zuverwalten“.
[186] Fähnrich [schwed. fänrik, dän. fændrik]: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie u. Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen v. Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) u. die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann u. Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f. In der brandenburgischen Armee bekam er monatlich 40 fl., nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 50 fl. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 48 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Als Fähnrich einer Streifschar aus einer Garnison erhielt er quasi als Gefahrenzuschlag pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 17 Rt. 60 Alb. 2 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156.
[187] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann u. 256 Offizieren, ab 1631 nach Gustav II. Adolfs Reform nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann u. 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere u. 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.
[188] Gemeint ist Wrangels Dragoner-Leibregiment.
[189] Kaspar Kornelius Mortaigne de Potelles [Mordani, Mordoni, Mortaiger, Montagne, Mortagne, Mortaine, Mortague, Montani] [um 1609 Wallonien-18.7.1647 vor Rheinfels], schwedischer Generalmajor, dann hessen-kasselischer Generalleutnant.
[190] Lorenz Freiherr v. der Linde [Linden, Liche] [30.7.1610 Stockholm-25.6.1671 Stockholm], schwedischer Obrist, Feldmarschall.
[191] Hans Christoph v. Burgsdorff [Burckersdorff, Burchtorf, Busdorp] [14.9.1602 Prag-30.3.1672 Halberstadt], schwedischer Obrist.
[192] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, undatiert [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[193] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[194] delogieren: ausquartieren, umlagern.
[195] Paris Graf v. Lodron, Fürstbischof v. Salzburg [13.2.1586 Burg Noama-15.12.1653 Salzburg]. Vgl. HEINISCH, Paris Graf Lodron.
[196] HEINISCH, Salzburg, S. 192f. „Schon im Februar sandte Maximilian deshalb seinen Kammerpräsidenten Johann Mändl zu Paris Lodron. Man stellte den Erzbischof vor die Alternative, entweder den neuerlich für den Unterhalt der Reichsarmada bestimmten Betrag von 120 Römermonaten zu erlegen oder sich mit der Einquartierung von Truppen im Erzstift einverstanden zu erklären. Da Paris Lodron beides ablehnte, drohte Maximilian, daß sich das Reichsheer die Quartiere im Erzstift mit Gewalt nehmen werde. Er hielt dem Erzbischof die Not des Reiches und der Soldaten vor Augen und wies darauf hin, daß das Erzstift bisher von Einquartierungen und Durchzügen verschont gewesen ‚und wie man sagt im Rosengarten gesessen sei. Paris Lodron entwortete dem Kurfürsten, daß Bayern noch immer nicht die Salzschulden bezahlt habe, und das Erzstift zufolge des Vertrages von Linz während der Zahklungsfristen für frühere Kontributionen von allen anderen Abgaben befreit sei. In Salzburg hatte man die feste Absicht, sich mit den wenigen geworbenen Soldaten und den aufgebotenen Kompanien der ‚Landfahne‘ gegen die bayerischen Zumutungen in möglichst gute Verteidigungsbereitschaft zu setzen“.
[197] Isar und Inn.
[198] Schongau [LK Weilheim-Schongau]; HHSD VII, S. 675f.
[199] Generalfeldzeugmeister [schwed. general för artilleriet, dän. generelt feldzeugmeister]: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt. Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Er erhielt nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) monatlich 1.200 fl. Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder“  [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken u. ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein  kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] u. mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister u. die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- u. Schanzenbau sowie die Anlage von Laufgraben vor Festungen.
[200] Adrian Graf v. Enckevort [Enckevoer, Enckfurth, Enckefurt, Enquenfort, Enckenfurth] [20.8.1603 Diest-3.6.1663 Ledeč], kurbayerischer Feldmarschall.
[201] Rekrut: neugeworbener Soldat. Valentin v. Winter, Kommandant von Olmütz, 20.11.1646 an Carl Gustav Wrangel; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 236. „Er klagt, dass das ihm vnterstehende brave Regiment viel an Mannschaft verloren habe ‚hiesigen orthes aber bey so schlecht einkommenden Mitteln ihm wenige hülffe geschehen kann, viel recruten auch anhero zu spediren von nöthig achte, sintemalen an diesem vngesunden orthe, wie auch sonsten dieser landen geworbene, nicht thauern, noch Füss halten, sondern da sie schon gantz versperret gehalten werden, dennoch alle mittel, wiederumb zu entgehen suchen“. Zur Werbung: Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das sogenannte „Werbepatent“), in dem er ihn eine festgelegte Anzahl von Söldnern (auch „Neugeschriebene“ genannt) anwerben ließ. Dafür wurde ihm ein der von Städten und Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteter => Musterplatz angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung und den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung und wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Manche Rekruten wurden von den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T. invalide und mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen und noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt und durch die Erschießung von Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph II, S. 508. Wie schwierig Werbungen bereits 1633 geworden waren, zeigen die Aufzeichnungen des Dr. Molther aus Friedberg; WAAS, Chroniken, S. 141: „Im Junio [1633] hat die hiesige Stadt und allenthalben die Grafschaften und adeligen Örter Volk geworben, welches zu Heilbrunn [April 1633] ist beschlossen worden, und hat die Stadt alhier 24 Mann sollen werben. Es ist aber keiner zu bekommen gewesen. Man hat einem zu Fuß geboten 10, 20, auch 30 Thaler, wohl auch 40, und hat doch fast niemand bekommen können. Derowegen hat der Officier, so das Volk abholen sollen, die Soldaten, so die Stadt Wetzlar geworben, hero geführet, so 16 Mann sind gewesen, und so lang hier behalten, bis die Stadt ihre 24 Mann hat gehabt. Darbei noch gedrohet, er wollte, so sie nicht balde geworben, die Burger und deren Söhne mitnehmen“. Für Anfang 1643 heißt es in den Aufzeichnungen aus Mühlhausen über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. In einem Bericht aus Wien (Dezember 1634) heißt es: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph III, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Für Anfang 1643 heißt es über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f.; Die Hildesheimer Handwerksmeister berichteten dem Rat am 12./22.11.1638, dass „die Handwercksbursch […] vor den Stadtthoren nicht allein angehalten und befragt worden, ob sie Lust haben, sich alß Soldaten gebrauchen zu laßen, sondern auch überredet werden, daß sie keine Arbeit allhier bekommen können […] und wann sie sich deßen verweigern, die Werber […] sie dahin nötigen, daß sie Geldt nehmen oder […] ihnen die Bündel vom Halße schneiden undt anders, waß sie sonsten bey sich tragen, nehmen, biß sie sich zu der Soldaten Charge sich verstehen wollen“. PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Unter 1642 heißt es in Raphs Chronik von Bietigheim (BENTELE, Protokolle, S. 200), dass der kaiserliche Obristwachtmeister Dusin 1642, weil er „mit Werbung eines Regiments und Musterung desselben gegen dem Bayerfürsten großen Falsch gebraucht, auch andere tyrannische Untaten in der Marggrafschaft Durlach und anderswo unerhört verüebt, hingegen mit Klaidungen Tractamenten und Dienern sich mehr als fürstlich haltend und hierdurch alles Geld, üppiglich vergeudet hat, zu Tüwingen [Tübingen; BW] uff der Burgstaig seinem Verschulden nach mit dem Schwert gerichtet worden. Sein Großvatter soll ein Großherzog zu Venedig gewesen sein“. Der Schweriner Dompropst u. Ratzeburger Domherr, Otto v. Estorf [1566-29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“ zum April 1623: „Dietrich von Falkenstein ein Mansfeldischer Werber, so vor wenig tagen zue Breslau eingezogen, ist gerichtet, der Andere, so catholisch geworden, ist beim Leben erhalten“. DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium, S. 26. Vgl. auch ERB, Die Werber in Schwallungen 1620; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 275ff.
[202] Das war allerdings eine Spekulation, die sich nicht erhärten sollte.
[203] Peter Melander Graf v. Holzappel [8.2.1589 Niederhadamar-17.5.1648 Augsburg], hessen-kasselischer, kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. HÖFER, Peter Graf Holzappel; GEISTHARDT. Peter Melander; LEINS, Soziale und räumliche Mobilität; LEINS, Peter Melander von Holzappel. Militärwirtschaft, Bündnisdiplomatie und Miniaturherrschaft im späten Dreißigjährigen Krieg. Phil. Diss. [in Arbeit].
[204] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[205] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 12./22.2.1647 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[206] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff. Vgl. MAYR, Die Belagerung Lindaus.
[207] Vgl. MAYR, Die schwedische Belagerung, S. 276.
[208] Feldlager: „Den Offizieren und insbesondere den Obristen fehlte es in ihren wetterfesten, zum Teil gefütterten und mit Öfen beheizbaren Zelten auch während der Feldzüge nicht an Bequemlichkeit. Durch zumeist senkrechte Wände boten sie ausreichend Platz. Die dichte Webart und das Aufbringen von Wachs machten den dicken Stoff wasserdicht. Eine zweite Stofflage im Inneren war oftmals kunstvoll bestickt“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 99. Einfache Soldaten bauten je nach Jahreszeit ihre Zelte aus Brettern, Türen, Dielen, Getreidegarben, Stroh u. Laub, stabilisiert mit Spießen u. mit Tüchern verhängt, während Offiziere fertige wetterfeste Zelte, die zum Teil gefüttert waren, mit sich führten. LANGER, Hortus, Abb. 62, EICKHOFF; GROTHE; JUNGKLAUS (Hg.), 1636, S. 96f. Zum Feldlager mit Holzhäusern für Offiziere und den Hütten und Zelten für die Gemeinen vgl. WAGNER, Tracht, S. 230. In der spanischen Flandern-Armee hatte eine Baracke Platz für vier Personen mit zwei Betten. Daneben gab es eine Doppelbaracke für acht Personen mit vier Betten. Der Salemer Mönch Bürster hat die Beschreibung eines französischen Lagers hinterlassen: „Ein groß Wunder war zu sehen, wie es von Rückenbach bis Mimmenhausen hinunder nit ist zu schreiben noch zu malen, wie die Berg aussehen. Schier ein Hütten an der andern, von weitem sehe es wie eine große Stadt so abgebränt. Ueber die Aach waren hin und wieder Steg und Brücken, dass sie frei von und zu allen Orten könnten reiten; die Hütten machten sie schön aneinander, in Mitten aber hin und wieder zu reiten große Straßen und Plätz gleich wie in großen Städten; etliche machten’s von Stroh, Gras und Heu, andere aus Mayen, darum sie großen Schaden thaten an den jungen Büchlein, andere mit Hanf und Früchten insonders mit Roggen, denn es eben in der Erndt und in 8 Tagen der Liechtenberg sollte werden geschnitten … andere von Thüren, Tafeln und Brettern, so sie aller Orten, insonders aber im Gotteshaus abgebrochen etc. etc.“ GONZENBACH, Erlach, 2. Bd., S. 287, Anm.; LAHRKANP, Dreißigjähriger Krieg, S. 198. War während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. Die Feldlager waren entsprechend dem Tross kaum noch kontrollierbar. Die Beute- u. Solidargemeinschaft der Soldatenfamilien bot einen gewissen Schutz, solange man kranke u. verwundete Soldaten nicht in den Städten zurückließ u. deren Frauen u. Kinder fortschickte, die ums Überleben kämpfen mussten. Zudem gab es angesichts der schlechten hygienischen Bedingungen die üblichen Lagerseuchen, so dass wohl 20 % der Soldaten als Kombattanten ausfielen. Vgl. auch den Brief des kurkölnische Fähnrichs Johann Christian Schneid(en) an seine Ehefrau; Wahrhaffter Abtruck / eines Cöllnischen Fewerrohr-Fähnrichs auß dem Läger bey Münster. Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi; EICKHOFF; GROTHE; JUNGKLAUS, 1636, S. 97ff.; STOLCH; WÖLLPER, Schweden, S. 77ff.
[209] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.
[210] Nach MAYR, Die schwedische Blägerung, S. 275, waren nur 2 große Lädinen verbrannt worden.
[211] Mainau [Konstanz, LK Konstanz], HHSD VI, S. 498f. Vgl. ROTH von SCHRECKENSTEIN, Die Insel Mainau.
[212] Burg Hohenbregenz [heute Gebhardsberg] war Wrangels Residenz gewesen u. durch fünf Minen beim Abzug gesprengt worden.
[213] Deutschordenskommende Altshausen: 1264-1806 Kommende des Deutschen Ordens in der Deutschordensballei Schwaben-Elsass-Burgund in Altshausen [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 23f.].
[214] Langenargen [Bodenseekreis]; HHSD VI, S. 445.
[215] LATOMUS, Relationis Historicæ Semestralis Continuatio 1647, S. 62f.
[216] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.
[217] Kompanie [schwed. kompani, dän. kompany]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch u. schwedisch) umfasste v. der Soll-Stärke her 100 Mann, doch wurden Kranke u. Tote noch 6 Monate in den Listen weiter geführt, so dass  ihre Ist-Stärke bei etwa 70-80 Mann lag. Eine Kompanie zu Pferd hatte bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie v. einem Hauptmann, die berittene Kompanie v. einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[218] HÖFER, Das Ende, S. 37.
[219] Kapitän [schwed. Kapten, dän. kaptajn]: Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben u. ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute v. ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure u. verstorbene Soldaten ersetzen musste. Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl., d. h. 1.920 fl. jährlich – ein bayerischer Kriegsrat erhielt 1637 jährlich 792 fl. – sein Anteil aus Beute und Ranzionierung betrug pro 1.000 Rt. Erlös  59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, u. die eigentlich militärischen Aufgaben wurden v. seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben u. auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte die Feldscher u. die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- u. Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant u. dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Der tägliche Unterhalt für einen Kapitän betrug in der brandenburgischen Armee (1631) 2 Rt.
[220] Hauptkrankheit, ungarische Krankheit: Hungarica Febris, dt. Ungarisches Fieber, Synonyme: Feldfieber, Soldatenkrankheit, Lagersucht. Die Ungarische Krankheit, die v. der heutigen Medizin als Fleckfieber bezeichnet wird, war eine durch Kleiderläuse bzw. Läusekot übertragene Infektionskrankheit, begleitet v. einem bösartigen, meist tödlichen hitzigen Fieber, das teils mit Flecken, teils mit ‚Raserei‘ u. heftigen Kopfschmerzen, teils mit Furcht u. Delirium, einherging. Namensgebend war, dass erstmals deutsche Soldaten auf Feldzügen in Ungarn an ihr erkrankten. Die unmittelbare Ursache der Krankheit sahen zeitgenössische Mediziner in einer Fäulnis des Blutes, die sie teils auf traurige ‚Begriffe der Lebensgeister‘ zurückführten: auf die Furcht der Soldaten, im Kampf zu sterben, teils auf die erhöhte Konzentration v. Fäulnisteilchen in der Luft, wie sie aus den ungarischen Sümpfen sowie der großen Zahl unbeerdigter Leichen auf den Schlachtfeldern entstand. Förderlich schien darüber hinaus der große Unterschied zwischen den Tages- u. Nachttemperaturen in Ungarn. Sie trat während des Krieges immer wieder auf. Vgl. Art. „Hungarica Febris“, in: ZEDLER, Universal Lexicon Bd. 13, S. 1223-1227; KRÜNITZ, Oekonomische Encyklopädie Bd. 195, S. 684ff.; HAESER, Geschichte der Medicin, S. 476ff.; dazu BÄHR, Semantik. Die Ungarische Krankheit wurde auch als „Hauptkrankheit“ oder „Hirnwurm“ (KRÜNITZ, Oekonomische Encyklopädie Bd. 195, S. 684ff.) bzw. „Lagerseuche“ bezeichnet, weil sie in der Regel mit heftigen Kopfschmerzen u. deliriösen Zuständen einher ging (vgl. s. v. „Delirium“). BÄHR, Semantik. Vgl. auch ZEITFUCHS, Stolberg, S. 313: „Anno 1631. grassirte hier die Haupt-Kranckheit starck / daran ihrer etliche / doch mehrentheils alte Leute sturben / wurden gar wahnwitzig und sinnloß / kriegten auch das Recidiv wohl dreymahl. Hieß bei denen Medicis morbus novus & antea incognitus“. SEMLER, Tagebücher, S. 138f. (1634): „Neben disen vom feindt erlittenen stäthen trangsalen, sorg vnd angsten hatt der allmächtige zumaln die statt Veberlingen mit einer schwären hauptsucht, gleich einem hungarischen fieber haimbgesucht, daran oftmaln in einem tag in 6, 7 vnd mehr personen, jedoch mehrer theilß nhur frembde baursleütt oder arme burger wegen ihres vnordentlichen leben oder vnsaubern hauß halltens (so wegen veberhäfften in die statt herein gewichnen landtvolckhs roß vnd vich in gemainen häußern durch keine oberkaidtliche gebott oder verordnungen abzustellen gewßt) hingenommen worden. […] Sonsten sein an dieser sucht noch vil andere junge vnd gemainlich die stärckhere leütt, sonderlich die ihenige, welche dem wein hievor vnmäßiglich ergeben geweßt oder welliche sich dessen in wehrender kranckhaitt nicht enthallten, gestorben. – Zu Costantz [Konstanz; BW] hatt diese sucht nicht weniger auch starckh grassirt auß oben angezaigter vrsachen“. Die Angaben bei METZKE, Lexikon, S. 69, „Gehirnentzündung, auch Typhus“, sind falsch.
[221] Krankheiten: Die meisten Opfer des Krieges forderten Krankheiten u. Epidemien wie Pest, Pocken, Blattern, Ruhr, Ungarische Krankheit etc., die v. den Soldaten eingeschleppt wurden oder durch Unternährung, Frost etc. begünstigt wurden. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es: „Imgleichen wahr unleugbars das etzliche und viele todte Corper in den heußeren gefunden so eins theils thodt geschlagen, andertheils vonn Kranckheit und Armodt gestorben, die denoch vonn den Kriegsleutten durch arme und beine gestochen, uhme zuersehen, ob sie den doet fingirten, sonder ob es auß Kranckeit oder anderer Gestalt beschehe“. SÖNNERT, Lembeck, S. 167. Der Rat v. Osnabrück lehnte 1642 die Aufnahme ruhrkranker schwedischer Soldaten des in schwedischen Diensten stehenden schottischen Stadtkommandanten J. Lumbsdain ab; STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 79. Vgl. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 53ff. u. a.
[222] Thalmässing [LK Roth]; HHSD VII, S. 738f.
[223] Johann Sigismund Schenk v. Stauffenberg [ – ], erzbischöflich-eichstättischer Rat, Stallmeister u. Pfleger zu Dollnstein.
[224] Kontribution: Kriegssteuern, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) u. Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), u. der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer u. Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare u. Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph v. Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister u. Advokat Johann Georg Maul [? -nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph v. Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. In den bei Angriffen u. Belagerungen ohnehin gefährdeten Vorstädten waren die Kontributionsleistungen geringer. Allerdings bestand hier auch immer die Gefahr, dass die Vorstädte entweder vom Feind abgebrannt oder seitens der Stadtkommandanten abgerissen oder abgetragen wurden, um dem Feind keine Verstecke zu bieten u. um ein freies Schussfeld zu haben.
[225] Lebenserwartung: LINDEGREN, Frauenland und Soldatenleben, S. 143f.: „Insgesamt starben zwischen 1620 und 1630 ungefähr 50.000 schwedische und finnische Soldaten, zwischen 1640 und 1650 waren es 40.000. Im Durchschnitt starben folglich jeweils 38 % der zwanzigjährigen schwedischen und finnischen Männer zwischen 1620 und 1630 im Kriegsdienst, im folgenden Jahrzehnt 33 Prozent. … Ein einfacher schwedischer Soldat lebte im Dreißigjährigen Krieg durchschnittlich drei Jahre und vier Monate. Exakt genauso lange lebten jene Soldaten, die am Großen Nordischen Krieg (1700-1721) teilnahmen. Offiziere überlebten bedeutend länger, im Durchschnitt acht Jahre. Zwischen Garnisonsverbänden und Feldverbänden gab es in dieser Hinsicht keinen Unterschied“. 2011 fand man in einem Massengrab (Schlacht bei Lützen 1632) Soldaten zwischen 14 und 45 Jahren. DIE WELT vom 19.1.2013;
 http://www.welt.de/geschichte/article112864396/Kindersoldaten-und-Greise-im-Krieg-der-Religionen.html: „Die Jüngsten der Toten aus dem Massengrab waren 14 bis 16 Jahre alt, also gerade einmal so alt wie der Krieg. Die Ältesten glichen mit 35 bis 45 Jahren schon Greisen. Die 1,65 Meter bis 1,80 Meter großen Kämpfer hatten tödliche Schuss-, Hieb- und Stichverletzungen“. Nach ZSCHUNKE, Konfession und Alltag, S. 185, betrug die durchschnittliche Lebenserwartung eines Soldaten in Oppenheim 40, 3 Jahre.
[226] Dagegen wird aus dem pfalz-neuburgischen Lauingen berichtet: „Von den im Spital untergebrachten verwundeten Franzosen starben von September bis Dezember 105 Mann, ausserdem 33 Soldatenweiber“. RÜCKERT, Lauingen in der zweiten Hälfte des dreissigjährigen Krieges, S. 39.
[227] Fourage [Futterage]: Viehfutter, auch Unterkunft u. Verpflegung für die jeweilige Einheit. Die Fourage musste v. der betreffenden Garnisonsstadt u. den umliegenden Dörfern aufgebracht werden u. war an sich genau geregelt; vgl. auch die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Wrangels Kammerordnung, Bregenz, 20.2.1647, sah vor; HELLER, Rothenburg, S. 362: „Fourage: Auf jedeß Dienst Pferd Monatlich 8 Scheffel Haber Erfurtisch Meeß [1 Scheffel = 59, 6132 Liter], 360 Pfund Hewe, 6 Gebund Stroh; auf die Bagagepferd wird halb so viel Futter alß auf ein Dienst Pferd gereicht“. Natürlich wurde gegen die Bestimmungen immer wieder verstoßen. Auch wurden sogenannte Fouragegelder beigetrieben.
[228] Caspar Polley [Poley, Pollay, Paley, Poleg, Boulay] [ – ], schwedischer Obrist.
[229] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 8./18.3.1647; präsentiert Thalmässing, 12./22.3.1647.
[230] Pfleger: Der Pfleger stand an der Spitze eines Gerichts- oder Verwaltungsbezirkes (Landgericht).
[231] Dollnstein [LK Eichstätt]
[232] Johann Sigismund [Sigmund] Schenk v. Stauffenberg [1607-14.1.1679 Eichstätt], erzbischöflich-eichstättischer Rat, Stallmeister u. Pfleger zu Dollnstein.
[233] Stift: Das Hochstift bzw. Erzstift war das weltliche Herrschaftsgebiet eines geistlichen Reichsfürsten u. dessen Verwaltung.
[234] Sustentationsmittel: Unterhaltsmittel.
[235] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Marquard II. Schenk v. Castell an Christoffer v. Steinecker, Eichstätt, 6./15.3.1647 [gesperrte Schlussformel von eigener Hand].
[236] Thalmässing [LK Roth]; HHSD VII, S. 738f.
[237] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff. Im Februar war Wrangel in Ravensburg zu Besprechungen mit Turenne zusammengetroffen. Dort kommandierte Israel Isaacson [Isaaksohn] [ – ], schwedischer Obrist. Vgl. EBEN, Versuch einer Geschichte der Stadt Ravensburg, 2. Bd., S. 265f.
[238] Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis.
[239] insinuieren: (ein Schriftstück) einreichen, übergeben, zustellen, bekanntgeben, heimlich beibringen, mitteilen, nahelegen
[240] Fourier, Fouragier, Fourageur: Der Fourier übte eine ähnliche Aufgabe wie der Quartiermeister aus, indem er vor allem die Verpflegung der Truppe u. die Beschaffung v. Viehfutter in den besetzten Gebieten sicherstellen sollte. Geschickte Fouriere konnten gerade in ausgezehrten Landstrichen wichtig für das Überleben der Einheiten werden. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 24 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Die herbei geschafften Nahrungsmittel stammten zum größten Teil aus Plünderungen. Daneben leisteten die z. T. weit herum kommenden Fouriere auch Kundschafterdienste. KELLER, Die Belagerung, S. 80: „Die Fouriere haben blinde Namen gemacht, nämlich von den Reichen Geld genommen, hernach den Armen Geld für das Quartiergeld auferlegt oder einen Soldaten (in sein Haus) eingelegt“.
[241] Dr. Wolfgang Michael v. Silbermann [ -26.10.1657], pfalz-neuburgischer Kanzler 1638-1657.
[242] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 12./22.3.1647; präsentiert Thalmässing, 14./24.3.1647.
[243] Feldschlange: Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34faches Kaliber (10, 5-11, 5 cm), schoss 8-10, teilweise 12 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt. Die Schussweite betrug 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.
[244] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Anlage zu Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 12./22.3.1647; präsentiert Thalmässing, 14./24.3.1647.
[245] Ulmer Waffenstillstand vom 14.3.1647: Waffenstillstand zwischen Frankreich, Schweden u. Hessen-Kassel auf der einen u. Kurköln u. Kurbayern auf der anderen Seite, der am am 14.3.1647 in Ulm unterzeichnet wurde: Die Gebiete des Kurfürsten waren danach v. Kampfhandlungen u. Durchmärschen zu verschonen, nur die Obere Pfalz durfte v. der schwedischen Arme für Truppenbewegungen genutzt werden. Heilbronn ging an Frankreich, Überlingen u. Memmingen an Wrangel, während unter anderem Rain an Bayern zurückfiel. Vgl. die ausführliche Untersuchung v. IMMLER, Maximilian I.
[246] Krieg als Geschäft ?: KREBS, Schlacht, S. 2: „Wie die übliche mehrjährige Reise an fremde Höfe, so gehörte es womöglich auch zum Inbegriffe einer guten Erziehung, eine Zeitlang unter den Augen eines bekannten Feldhauptmanns die Kriegskunst practisch erlernt zu haben. Man knüpfte auf diese Weise Bekanntschaften an, welche sich später vortheilhaft verwerthen liessen und bei der eigenthümlichen Art der Soldzahlung wurde der Krieg namentlich von verarmten Adligen häufig als ein Geschäft aufgefaßt, bei welchem man verdienen und verlieren konnte“. Diese Auffassung mag vor allem für den Nordwesten des Reiches gegolten haben. Nach KSOLL, Die wirtschaftlichen Verhältnisse, S. 54f., war dagegen das Interesse bayerischer Adliger (vgl. ALBRECHT, Maximilian I., S. 12ff.) am Militärdienst (aber wohl nur in der Anfangsphase !) sehr gering, da die Aussichten, zu einem Vermögen zu gelangen, als sehr riskant eingeschätzt wurden, zumal die Aufbringung eines Regiments durch einen Obristen hohe finanzielle Eigenleistungen erforderte. KSOLL übersieht dabei wohl auch, dass dies vielleicht mit der wesentlich geringeren Bezahlung in der bayerischen Armee zusammenhängen könnte, was jedoch relativ zu sehen ist, angesichts der Einkünfte hoher Offiziere, die z. T. als Monatssold das Jahresgehalt eines Hofrats beanspruchten u. erhielten; vgl. die Klagen J. S. v. Törring, dass drei seiner Söhne Kriegsdienst leisteten, die er „in die acht vnnderschiedlich mahlen mit grossen Spesa“ hatte „mundieren miessen“; KSOLL, Die wirtschaftlichen Verhältnisse, S. 117. Zum Ärger Maximilians I. über das Desinteresse des bayerischen Adels am Militärdienst WOLF; BREYER, Geschichte Maximilians I.,  Bd. 1, S. 307. Baur v. Eysenek, Truchsess v. Wetzhausen, Hirschberg, Herrliberg, Schmidt v. Wellenstein,  Herzelles u. Schönburg waren würzburgisch (vgl. auch ARNOLD, Kriegswesen); Zum gestiegenen Anteil 1635-1649 KAPSER, Die Kriegsorganisation, passim. Zacharias Allert [?-nach 1660] hält in seinem Reisetagebuch unter dem 19.2.1627 fest; KREBS, Zacharias Allerts Tagebuch, S. 47f.: „Zu Mittag hat mit den Herren Herr Friedrich Rost, des Raths zu Halle und jetziger Abgesandter an den kaiserlichen Hof, mit Herrn Balzer und dero Orten bei Quartirung der kaiserlichen Armee ausgestanden, wie auch die Soldaten erstlich als Hallunken und Bettler aufgezogen, hernach [als] grosse Cavaliere, prächtig bekleidet von ihnen abgezogen“.
[247] Johannes Ernst Freiherr v. Reuschenberg [Rauschenberg, Ruischenberg] [29.3.1603 in Setterich getauft-5.3.1660 Köln], kurbayerischer, kaiserlicher Generalfeldzeugmeister, Feldmarschall. Vgl. REUSCHENBERG, „Jesus Maria und kein Quartier !“; EHRENPREIS, Feldmarschall Johann von Reuschenberg.
[248] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.
[249] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 976, S. 313.
[250] Überlingen [Bodenseekreis]; HHSD VI, S. 807f.
[251] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[252] Erbach [Alb-Donau-Kreis].
[253] Thalmässing [LK Roth]; HHSD VII, S. 738f.
[254] Christina Königin v. Schweden [17.12.1626 Stockholm-19.4.1689 Rom]. Vgl. FINDEISEN, Christina von Schweden; HERMANNS, Christina Königin von Schweden; BUCKLEY, Christina; HEYDEN-RYNSCH, Christina von Schweden.
[255] Ratifikation: schriftliche Bestätigung.
[256] Mindelheim [LK Unterallgäu]; HHSD VII, S. 450ff.
[257] Wemding [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 806f.
[258] travailles: Arbeiten, Mühlseligkeiten, Belastungen.
[259] Ein Pferd wurde in Rain um 40 fl. verhandelt.
[260] Gemeint ist das für französische Dienste aufgestellte Regiment des Lothar Dietrich Freiherr v. Bönninghausen [ca. 1598 Apricke-13.12.1657 Schnellenberg], in ligistischen, kaiserlichen, spanischen u. französischen Diensten, zuletzt Feldmarschallleutnant. Vgl. LAHRKAMP, Bönninghausen. Bönninghausen selbst, am 5.7.1647 offiziell begnadigt, trat in diesem Jahr wieder in kaiserliche Dienste.
[261] Diese Beilage fehlt hier.
[262] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 17.3./27.3.1647; präsentiert Erbach, 19./29.3.1647.
[263] Zum Vergleich: Die französische Garnison in Lauingen kostete vom 14.9.1646 bis 9.5.1647 ohne Servis u. Futter 116795 fl. RÜCKERT, Lauingen in der zweiten Hälfte des dreissigjährigen Krieges, S. 38, Anm. 2.
[264] In Ulm wurden dagegen die zwangsweise an die schwedische Armee abzugebenden Pferde mit 60 fl. berechnet.
[265] Metze: 1 Metze (Bayern) = 37.059 Liter.
[266] Schober: Haufen v. Getreide, möglicher Weise zu 60 Garben.
[267] Zur versuchten Umrechnung von fl. in €: Wie problematisch eine derartige Umrechnung ist, zeigt www.mhoefert.de/PDFs/30_jaehriger_Krieg.pdf, der 30.000 fl. in ca. 3 Mill. € umrechnet (!). 1 fl. dürfte maximal 50 € entsprochen haben. Wenn selbst Bauernstiefel schon mit 20 fl. aufgelistet sind, würde das 1.000 € entsprechen. Sinnvoller wäre es, mit den Preisen für Gebrauchsgüter, Löhne etc. in den betreffenden Jahren zu verfahren, die in den einzelnen Gebieten je nach Kriegslage sehr unterschiedlich sind.
[268] Obristleutnant [schwed. överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, v. den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch v. Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten u. die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren u. Soldaten bewies u. für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments u. die Anwerbung v. Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- u. Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse u. Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog – in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 400 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , in der brandenburgischen u. dänischen Armee sogar 300 fl. KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 320 Rt. monatlich zu. Dazu kam sein Anteil an der Beute, der pro 1.000 Rt. 16 Rt. 39 Albus betrug; HOFMANN, Melander, S. 156. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der „unkatholischen“ Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann oder Rittmeister einer Kompanie, wofür er ein zusätzliches Einkommen bezog, so dass er bei Einquartierungen u. Garnisonsdienst zwei Quartiere u. damit auch entsprechende Verpflegung u. Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[269] N Schröder [Schretter] [ – ], schwedischer Obristleutnant.
[270] WEBER, Versuch einer Geschichte, S. 70f.
[271] Söldner: Söldner rekrutierten sich zumeist aus den städtischen u. ländlichen Unterschichten aus ganz Europa, d. h. überschuldete Bauern, entflohene Leibeigene, nachgeborene Bauernsöhne, durch die engen Zunftordnungen quasi erwerbslose Handwerksgesellen u. arbeitslose Bergarbeiter. Teilweise erhielten sogar Straßenräuber bei ihrer Gefangennahme Pardon, wenn sie in die Armee eintraten. Vgl. RATHJEN, Soldaten im Dorf, S. 211ff. Aber auch Straftäter bzw. die, die dem Hexereiverdacht entgehen wollten (=> Hexenverfolgungen im Heer), ließen sich anwerben, u. Vagabunden wurden unter die Armee gesteckt, wie z. B. in England oder in Spanien. Söldnerführer wurden meist unter den Familienmitgliedern der Feudalherren u. deren Gefolge, den schottischen Clans, mitunter auch innerhalb der Bürgerschaften der Städte angeworben, zumeist aber im fremden Gebiet auf einem speziell dafür eingerichteten Musterplatz. Das war ein v. den Städten und Territorien gefürchteter Platz zur Musterung u. Einstellung v. Söldnern, dessen Einrichtung man nach Möglichkeit u. Zahlungen zu verhindern suchte. Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die v. Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert u. für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben u. zum Teil durch Landschützen begleitet, um ein sofortiges Ausreißen zu verhindern, an ihren Bestimmungsort verbracht. Dazu wurden Fangprämien ausgelobt; CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 271. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl v. Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. BURSCHEL, Söldner, S. 126f.). LANGER, Hortus, S. 92f. Vgl. die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; MURDOCH, SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”. Den Söldnern haftet immer noch negativer Ruf an. Oft werden sie als Totschläger angesehen, die für Geld töteten u. den Bauern ihre Existenzgrundlage nahmen. Die Söldnerhaufen immer wieder als Sammelbecken für Kriminelle, fahrendes Gesindel u. Ausgestoßene beschrieben. Erst in der letzten Zeit wird versucht, diese soziale Gruppe wertneutral zu betrachten u. ihre Herkunft, ihre Lebensweise u. ihre Motivation, Söldner zu werden, zu ergründen; vgl. das Tagebuch des Söldners Hagendorf; PETERS, Söldnerleben. Auch die simple Zuschreibung der Täterrolle ist zu hinterfragen, da sie in vielen Fällen selber von den Kriegsunternehmern oder ihren Offizieren ausgenutzt wurden. Allmählich bildete sich im Zuge der Aufstellung immer größerer Heere ein Offizierkorps heraus, das sich überwiegend aus dem Adel rekrutierte. Meist stammten ihre Offiziere je nach Rang aus dem niederen bis hohen Adel, jedoch aus verschiedenen Ländern. In wenigen Fällen war es sogar möglich, trotz niedriger Herkunft oder auch trotz eines verachteten Berufsstands durch Verdienst in den Adel aufzusteigen. Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das so genannte „Werbepatent“), in dem er  ihn eine festgelegte Anzahl v. Söldnern anwerben ließ. Dafür wurde ihm einer der v. Städten u. Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteten „Musterplätze“ angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung u. den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung und wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Manche Rekruten wurden v. den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T.  invalide u. mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen u. noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt u. durch die Erschießung von Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph  II, S. 508. In einem Bericht aus Wien (Dezember 1634) heißt es: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph Bd. 3, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur dass sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Für Anfang 1643 heißt es über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f.; PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Das Werbegeld war Handgeld für neugeworbene Soldaten; eine Summe, die dem Werbeoffizier zur Ausführung v. Werbungen anvertraut wurde, die je nach Truppengattung u. Armee differierte u. oft v. Werbeoffizieren unterschlagen wurde. Üblich waren etwa 8 Rt., der Durchschnittssatz für Fußsoldaten. Für Kürassiere (mit ganzem Harnisch) erhielt ein Obrist 1635/37 15-20 Rt., für Kroaten 10-13.30 Rt., Kosaken (polnische Reiter) 20 Rt., Dragoner 12 Rt., Arkebusiere 15 Rt.; ERNST, Madrid und Wien, S. 301. 1633 wurden in Mühlhausen bis zu 34 Rt. für einen Söldner ausgegeben bzw. in Rechnung gestellt. Nach der Aufstellung von KAPSER, Kriegsorganisation,  S. 271ff., entstammten v. den 1638-1648 in Kurbayern u. in der Oberen Pfalz Rekrutierten folgenden Beschäftigungsbereichen: 1, 6 % Handel, 16, 2 % Nahrungsmittel- und Gastgewerbe, 28 % Bekleidungs-, Textil- u. Lederverarbeitungssektor, 16, 7 % Baugewerbe, Holz- u. Metallverarbeitung, 17, 3 % Landwirtschaft, Gartenbau u. Viehzucht; alle anderen Gewerbe lagen bei max. 1, 7-1, 1 % oder niedriger. Nach SCHLÖGL, Bauern, S. 157, kam ein Dienstbote im bayerischen Raum auf etwa 12 Gulden pro Jahr (ohne Verpflegung), so dass der Militärdienst angesichts des Werbegeldes unter Umständen attraktiv erscheinen konnte. PARKER, Der Dreißigjährige Krieg, S. 284, vermutet, dass Handgeld, neue Kleidung sowie Aussicht auf Sold u. Beute als Alternative zur Unsicherheit der Existenz (bei rückläufiger Produktion) u. der Möglichkeit, v. Söldnern beraubt oder durch Steuern ruiniert zu werden, betrachtet wurden, u. dass trotz aller Umstände die Armee eine gewisse Sicherheit bot. Für die bayerische Armee 1648 trafen angesichts sinkender Preise u. steigender Löhne aber nur Handgeld u. die Aussicht auf Beute zu. Der einfache bayerische Soldat wurde mit 12 Dukaten abgefunden. Zur Motivation schottischer Söldner MAHR, Oberst Robert Monro, S. 54: „Hier ist auch zu sehen, dass der Baron von Foulis edlen Andenkens es nicht für eine Beeinträchtigung seines Ansehens hielt, zuerst meinem Lord Reay und seinem Regiment als Freiwilliger zu folgen, bis er einige Gefechte gesehen und einige Erfahrung gesammelt hatte. Dann begann er mit einer Kompanie und wurde zuletzt mit Ansehen Obrist eines Regiments zu Fuß und zu Pferd. So ermunterte er andere seines Namens und seiner Verwandtschaft, seinem Beispiel zu folgen und ehrenvoll im Ausland zu leben, anstatt ihren Freunden zu Hause, wie es viele tun, zur Last zu fallen. Dabei müssen sie, wie wir in Schottland sagen, für einen halben Laib Brot springen, während andere aufgrund ihrer Tapferkeit nobel im Ausland leben, sich Diener leisten können und von silbernen Tellern speisen“. Es wurden jedoch zuweilen auch bereits zehn- bis fünfzehnjährige Jungen als Soldaten rekrutiert (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120). Bei den Schweden galten 15 Jahre als ideales Eintrittsalter. Im kursächsischen Fuß-Regiment Eustachius v. Löser fanden sich unter 1145 Mann 209 Weiber, 131 Kinder, 8 Mägde immerhin 80 Soldatenjungen; BORKOWSKY, Schweden, S. 64. Vgl. dazu die sehr positive Darstellung des französischen Gesandten d’Avaux; LORENTZEN, Die schwedische Armee, S. 84ff.: „die Schweden hatten die schönste und disziplinierteste Armee, welche man seit den Legionen des Cäsar gesehen hat. Sie waren beinahe sicher, alles, was sich ihnen entgegenstellte, entweder zu schlagen oder durch Beharrlichkeit zu vernichten. Sie waren im Felde zu allen Jahreszeiten gut, abgehärtet sowohl gegen die Hitze der Hundstage, als auch gegen die heftigste Kälte. Sie hielten drei Monate in den Quartieren aus, in welchen die kaiserliche Armee nicht acht Tage bestehen konnte, so dass mit der Zeit ihnen nichts entwischen konnte. Die Armee war ihr Hof, ihr Gut, sie war ihr wirkliches Vaterland, denn alle Kinder, welche sie seit zwanzig Jahren bekommen hatten, waren im Lager geboren, waren von der Wiege an an das Gewehrfeuer gewöhnt und trugen, erst sechs Jahre alt, ihren Vätern in den Laufgräben oder zur Schildwache das Essen hin. Trotzdem die Armee kein sehr geeigneter Platz ist, die Jugend zu erziehen, so achtete man doch sorgsam auf die Unterweisung, indem man sie in den kleinen Schulen, welche im Quartier, oder wenn man im Felde lag, im Lager waren, Lesen und Schreiben lehrte. Sobald die Armee ihr Lager aufgeschlagen hatte und die Quartiere verteilt waren, gingen die Kinder zu den besonders für die kleinen Schulen eingerichteten Plätzen. Da sind Dinge vorgekommen, welche kaum zu glauben wären, wenn sie nicht von allen Generälen bestätigt wären: es wurde erzählt, dass die Feinde manchmal so nahe gewesen wären, dass ihre Kanonen sogar die Schulen erreichen konnten. Da wären 3-4 Kinder von einer einzigen Kugel hingerafft worden, ohne dass die übrigen auch nur den Platz gewechselt hätten oder die Feder weggelegt hätten, welche sie in den Händen hatten. Solche Standfestigkeit war ganz anders, als die der jungen Lacedämonier, welche sich lieber die Eingeweide zerfleischen ließen, als ihren Diebstahl zu gestehen. Die Rekruten ihrer Infanterie wurden lediglich von diesen Lagerkindern genommen. Im Alter von 16 Jahren nahmen sie schon das Gewehr und desertierten niemals, weil sie kein anderes Leben, keine andere Beschäftigung kannten. Bei der Kavallerie wurden die Bedienten der Herren aufs Pferd gesetzt, wenn sie sieben oder acht Jahre bei der Armee gedient hatten, und waren schon vorher in den Waffen geübt und an den Krieg gewöhnt, bevor sie angeworben wurden, so dass man sagen konnte, dass unter ihnen ebenso viele Offiziere waren, als Soldaten“. Vgl. auch Trossbube; LAHRKAMP, Dreißigjähriger Krieg, S. 199. Söldner rekrutierten sich auch aus ehemaligen Trossbuben (oder Trossjungen). Diese wurden als Bedienung der unteren militärischen Chargen sowie zur Versorgung der Pferde u. für die Beaufsichtigung der Viehherden eingesetzt. Sie stammten häufig aus den Soldatenfamilien, die den Heereszug im Tross begleiteten. Sie wurden oft misshandelt u. von ihren Herrn sogar getötet, ohne dass Anklage erhoben wurde. Teilweise wurden sie auch aus Überlebensgründen v. den Eltern Soldaten mitgegeben. Da die Trossbuben ökonomisch vollkommen abhängig und zudem schlecht versorgt waren, lassen sie sich häufig als Diebe nachweisen. Vielfach gerieten die 13 bis 15 Jahre alten Jungen als Trommlerbuben u. Pferdejungen ins unmittelbare Kriegsgeschehen. Soweit sie eine Muskete bedienen konnten, konnten sie, falls erforderlich, auch im Kampf eingesetzt werden, was häufig bei spanischen Einheiten der Fall war. Trossbuben, die v. ihren Herren schon bei der geringsten Verfehlung totgeschlagen werden konnten (NEBE, Drangsale, S. 134), waren teilweise nur sechs oder sieben Jahre alt, wenn sie zum Militär kamen oder v. ihren Eltern dem Militär übergeben wurden, damit sie dort überleben konnten. Die Älteren wurden bei der Reformation der Bagage auch als Knechte in die Feldartillerie gesteckt, wenn sie dazu brauchbar erschienen (DAMBOER, Söldnerkapitalismus, S. 259). Sie wurden als Kindersoldaten u. Soldatenjungen missbraucht, die teilweise unter elendsten Umständen umkamen, v. erbitterten Bauern erschlagen wurden oder v. ihren Herren zurückgerlassen wurden. Vgl. die Pfarrchronik von Vach (10./20.10.1632), GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 27: „Ein Soldatenjung [Offiziersbursche] aus Holland, hat vom Pfarrhof nicht gewollt. Wird ohne Zweifel mit seinem Herrn sein Quartier im Pfarrhof gehabt haben, hab ihm Brot und frisches Wasser gereicht, denn er sonsten nichts trinken wollen, auch nichts zu bekommen gewesen; stirbt auf der Miststatt“. Vgl. auch die Erlebnisse des 16jährigen Curd Kästener, der sich mit 12 Jahren hatte der kaiserlichen Armee anschließen müssen u. am 25.11.1641 der Hungersnot in seinem Regiment nach Erfurt entfloh. BERG, Regulating war, S. 15f.; HAHN, Kriegserfahrungen, S. 9-14. Groß war die Anzahl der Frauen, die neben den Soldatenfrauen im Tross hinter den Soldaten herzogen. Der Jesuit J. Drexel, Hofbeichtvater und Begleiter Maximilians I. auf dem Böhmischen Feldzug (1620 X 04); MILGER, Gegen Land und Leute, S. 89: „Sonderbar anzusehen war eine Frau, die ihr Kind auf dem Kopf trug, weil ihre Hände mit Gepäck beladen waren. Es ist unglaublich, wieviel Last eine solche Soldatenfrau schleppen konnte. Rücken, Kopf, und beide Hände waren beladen, dazu beide Hüften mit Bündeln umbunden. Ich sah eine andere, die eine Muskete wie ein Mann vor sich trug und in gleicher Weise ging. Doch weshalb erzähle ich von diesen Absurditäten ? Es gibt sie ohne Ende”. Aufzeichnungen des Barbiers Hartmann Thomas [1588-nach 1623]; WAAS, Chroniken, S. 60: „Dieses 1621. Jahr haben die Soldatenweiber, welche alhier in der Garnison gelegen, alles Obs, auch Kraut und Rüben heimgetragen und gebraucht, zum Teil auch verkauft, also daß die Bürgersleut das wenigs Teil davon bekommen haben, dann fast ein jeglicher Soldat [Ernst I. Graf von Isenburgs Regiment; BW] Weib und Kinder gehabt hat, weil sie auch sieben Jahr zu Aachen in Besatzung gelegen haben, und des Faulenzens gewohnt seind gewesen”. Vgl. auch die Aufzeichnungen des Söldners Hagendorf; PETERS, Söldnerleben. 1623 sollen allein 140 Dienstmägde den Soldaten des Vitzthum’schen Regiments gefolgt sein; RITTER, Einfluss, S. 44; ZIMMERMANN, Tagebuch, S. 11. Doch sollte sich die lange Besatzungszeit der Ligisten in einer allgemeinen Verwilderung der Sitten z. B. auch in Hameln bemerkbar machen. In ihrer Werbung v. 1631 hatte sich die Bürgerschaft bitter über die immer mehr um sich greifende „Unzucht und Hurerei“, die wohl zum Teil auch aus Überlebensgründen heraus praktiziert wurde u. zur Stadtverweisung führte, über Felddiebstähle u. die sich in der Stadt herumtreibenden „ledigen Mannes- und Weibespersonen“ sowie über die übermäßige Heranziehung Hamelner Bürger zu den v. den Soldaten verachteten Schanzarbeiten, da nach Tillys »Schultheißeninstruktion« Huren und Trossleute wie auch verurteilte Verbrecher dazu verpflichtet waren, beklagt. Zum Kindsmord unter Soldatenfrauen vgl. JÜRGENS, Chronik, S. 517: „Den 21. Martii [1634] ist ein todtes Kind in dem Sode bey der Apotheken gefunden worden, welches ein Soldatenweib vom Andreasberge bürtig, Catharina Evers genant, und von einem andern, ehe sie sich verehelichet, geschwängert worden, und deshalben inscio marito darhinein geworfen hatte. Nach wenig Tagen kam es aus, und zwar vom Handtuch, darauf der Wirtinn Nahme gestanden gestanden, und ward das Weib eingezogen und den 25. April alhier auf dem Markte decolliret“. Schon KIRCHHOFF, Militaris Disciplina, S. 106, hatte geklagt: Das „seltzame / wüst und Gottloß gesindtlein / welches daheym Vatter und Mutter / Herren / Frawen / &c. nicht gehorchen / und niemandt redlich gut thun wil: aber den Kriegsleuten ihren Plunder nachträgt: Thut den armen Leuten / wo sie hinkommen / etwa manchmal / sonderlich die Niderländischen / mehr Uberdruß unnd Schaden / dann die Knecht selber: Jn Summa / mit einem kurtzen Nahmen / Hurn und Buben”. Anscheinend hatten sich auch die Soldatenfrauen u. Trossweiber der Konföderierten an dem Gemetzel an den Kaiserlich-Ligistischen in der Schlacht bei Hessisch-Oldendorf 1633 beteiligt; Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 117 (Abschrift, PS): August Erich an Johann Ernst v. Sachsen-Eisenach, Kassel, 1633 VI 30 (a. St.): „Unter andern sagt mann auch, dz ein solcher ewer unter den soldaten weibern gewesen sei, daß die Heßische und Schwedische sambt andern soldaten weibern die Merodischen und Gronsfeldischen mit meßern unnd gewehr darnieder gestoßen, und ihnen ihre kleider sambt andern außgezogen und abgenommen“. Mit dem Heerwurm zogen die einfachen Soldatenweiber, die die Ernährung der Familie sicherstellen mussten u. zum Teil 50-60 Pfd. geschleppt haben sollen. BURSCHEL, Himmelreich, S. 189: „Ehe, Familie – unter den Bedingungen eines Lebens in und vom Krieg hieß das in erster Linie Hilfs-, Not-, Versorgungs- und nicht zuletzt auch Beutegemeinschaft”. Am 15.2.1645 hatte Maximilian I. wieder einmal angeordnet, dass die Konkubinen u. nicht ehelichen Frauen der Offiziere u. Mannschaften abzuschaffen u. in den Quartieren der Obristleutnants Galgen zu errichten seien; HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 249. Am 24.5.1645 hatte Maximilian auch schon Franz v. Mercy befohlen, „ingleichen sollet Ihr die Concubinen bei der Armada nit gedulden, sondern, waß nit eheliche Weiber seindt, davon wekhschaffen“. HEILMANN, Kriegszüge, S. 230. Allem Anschein nach hatte der Versuch der Durchführung dieser neuerlichen Anordnung zur Verhinderung der „fleischlichen Verbrechen“ – teilweise lebten Soldaten mit Ehefrau u. Konkubine in den Lagern – das „ehrlose Gesinde, wie sie Luther nennt, die also alle Länder nach Kriegen auslaufen, und Seel und Leib und Geld – wie die Huren – feiltragen“ (Sebastian Franck; WOLLGAST, Friedensidee, S. 232) – zu Aufruhr unter den Soldaten geführt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold ausgezahlt und wurden fortgeschickt. Zum Teil sollen doppelt so viele Frauen wie Soldaten mit den Regimentern gezogen sein; HOYOS, Kaiserliche Armee, S. 178. Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen”. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f., für 1637: „Den 31. März [10.4.; BW] ist der Oberst Spork mit seinen Völkern allhier vor die Stadt gekommen, hat Quartier begehret und daneben angedeutet, wie ihm Nordhausen auch assignirt worden; des andern Tages ist er wieder von hier nach Nordhausen gezogen. Den 4. [14.; BW] April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren”. Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen […] vornen an die spüz” als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner. Das bayerische Memorial vom 16.4.1643 [Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern Äußeres Archiv 2763, fol. 23, Punkt 9] bestimmte, dass, wenn ein Neugeworbener ausreiße, sofort nachzuforschen sei, welche besonderen Kennzeichen er habe; diese seien alsbald zu notieren. Wenn trotzdem einer nicht mehr aufgefunden werde, so solle sein Namen an den Galgen geschlagen, u. wenn er Handwerker sei, ein solches den Zünften alsbald zu notifizieren sei, damit dergleichen meineidige Gesellen über kurz oder lang v. Handwerks wegen aufgeschrieben u. zur Strafe gezogen werden könnten. Dies sei den Neugeworbenen, insbesondere den Handwerksgesellen, schon bei der Neuwerbung u. Eidesleistung zu eröffnen. DAMBOER, Krise, S. 264f. Vgl. SIKORA, Söldnergeschichte(n); neuerdings EICKHOFF; SCHOPPER, 1636.
[272] Ellwangen (Jagst) [Ostalbkreis]; HHSD VI, S. 172f.
[273] Musterung: Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die von Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert u. für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben u. an ihren Bestimmungsort verbracht. Auf dem ersten Blatt der Musterrolle, der „Prima plana“, waren die wichtigsten Ämter bis hin zu den Unteroffizieren aufgeführt. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl v. Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. Vgl. auch BURSCHEL, Söldner, S. 126f.; LANGER, Hortus, S. 92f. Nürnberg soll sogar im Sommer 1625 100.000 fl. geboten haben, um keinen Musterplatz gewähren zu müssen; KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 58. Zum Teil erfolgte die Musterung sogar, wenn noch nicht alle Waffen vorhanden waren; GRÄF, Söldnerleben, S. 110; SEMLER, Tagebuch, S. 115 (1633Vgl. die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; vgl. MURDOCH, SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”. Teilweise wurden sogar ungemusterte Soldaten als Besatzungstruppen eingesetzt. Vgl. MANKELL, Arkiv, S. 229 (1631 in Arnswalde). HELLER, Rothenburg, S. 308: „In den Musterplätzen wurden die im Auftrag der Regimentsinhaber auf den Werbeplätzen angeworbenen Mannschaften durch einen Kommissar des Kriegsherren […] gemustert: Es wurde der Personalstand aufgenommen, d. h. Stammrollen (damals Musterrollen genannt) angelegt, Waffen, Pferde, Ausrüstung auf Kriegsbrauchbarkeit nachgesehen und die Mannschaft vereidigt. Die Muster- und vor allem die Werbeplätze bildeten eine schwere Landplage und Fürsten und Städte scheuten keine Kosten, ihr Gebiet davon freizuhalten. Wo die Werbetrommel ertönte (umgeschlagen) wurde), strömte das landfahrende Gesindel zugleich mit den nicht viel besseren Gartbrüdern (abgedankte Soldaten, die sich vom Garten, d. h. Betteln im Herumziehen, nährten) zusammen und hielt auch nach Annahme des Werbegeldes nicht die geringste Spur von Kriegszucht; erst mit dem Schwur unterwarfen sie sich dem Kriegsrecht. – Auf eigene Faust verübten die Neugeworbenen Bedrückungen und Erpressungen schwerster Art, legten sich beim Bürger und beim Bauern ein und waren nur durch Geld und reichliche Wegzehrung zum Weiterziehen zu bewegen – allen Vorschriften zum Trotz, die ein Einlagern der zum Musterplatz marschierenden Neugeworbenen nur für eine Nacht erlaubten“.
[274] Gustav Adolf Graf v. Lewenhaupt [Leijonhufvud, Lauwinnhaupt, Lowenhaupt] [24.12.1619 Vinäs-29.11.1656 bei Wyborg], schwedischer Obrist, Generalwachtmeister, Generalmajor.
[275] LATOMUS, Relationis Historicæ Semestralis Continuatio 1647, S. 95.
[276] Hieronymus Graf Lodron [Ladron, Latron, Latroe, Fladeron, Catron] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[277] Eisenberg [Saale-Holzland-Kreis]; HHSD IX, S. 96f.
[278] Vgl. dazu Christoffer von Steineckers Briefe an Carl Gustav Wrangel und Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken aus Schweinfurt 1647/49 (I, II, III, IV, V, VI, VII) in den „Miniaturen“.
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