Couriers [Coriere], Francisco [Franciscus] de

Couriers [Coriere], Francisco [Franciscus] de; Obristleutnant [ – ] Francisco [Franciscus de Couriers [Coriere] stand 1625 als Obristleutnant[1] im 1618 aufgestellten Regiment[2] Collalto[3] von 10 in den Spanischen Niederlanden stationierten Kompanien[4] zu Fuss.[5] 1626 erscheint er nicht mehr in den Kriegslisten. Von 1625-1628 finden sich allerdings noch 47 Briefe de Couriers an Collalto über Fragen der Verpflegung, Verteilung und Truppenverschiebungen,[6] desgleichen Briefe Wallensteins[7] an de Couriers.[8]

Wallenstein schien Collalto zunächst wirklich geschätzt zu haben, denn noch am 15.11.1625 schrieb er noch aus Halberstadt[9] seinem Schwiegervater Karl Leonhart von Harrach:[10] „Der Graf Collalto ist dahie und assistirt mir in allem über die Massen wol, und gewiss man hette mir niemandsen schicken können, den ich lieber gesehen hette, denn er überhebt mich vieler Mühe“.[11]

Wegen einer Befehlsverweigerung de Couriers‘ aber kam es zum Zwist Wallensteins mit Collalto. Wie der Generalissimus am 31.1.1626 aus Halberstadt an Ferdinand II.[12] schrieb, da Collaltos Obristleutnant seinem Befehl nicht gehorcht habe, habe er ihn bestrafen wollen. Collalto habe dies jedoch anders ausgelegt und im Zorn um seine Entlassung nachgesucht. Er selbst sei Collalto stets gewogen gewesen und die Ursache des Zwistes sei nicht bei ihm zu suchen.[13] „Am bekanntesten ist sein heimliches Entweichen aus Wallensteins Heer im Februar 1626, dessen tieferer Grund wahrscheinlich die Einsicht in die Unmöglichkeit war, Wallenstein überholen zu können“.[14] Der Historiker Golo Mann schildert den zugrunde liegenden Vorfall: „Knapp drei Monate später verließ Collalto das Heer, bat höheren Ortes um seine Entlassung und kehrte nach Wien zurück. Die Bewandnis war diese. Wallenstein hatte der Herzogin von Braunschweig[15] für den Transport von zwanzig Faß[16] Wein und allerlei Waren einen Geleitbrief erteilt, einen Talisman, der Sicherheit vor Plünderung[17] durch die eigene Soldateska gewähren sollte und manchmal auch gewährte. In diesem Fall nicht. Der Oberstleutnant des Regimentes, welches Collalto persönlich unterstand, um das er aber als in Wien residierender Höfling sich wenig gekümmert hatte, ein Bursche namens Couriers, ließ den Zug überfallen und die Schätze plündern, sei es für sich selber, sei es für den Feldmarschall, welcher als der Freund eines guten Tropfens wie auch anderer Qualitätsprodukte galt. Die Herzogin führte Klage. Wallenstein griff ein, zwang, was er in ähnlichen Fällen nur selten vermochte, den Räuber zur Herausgabe der Beute und enthob ihn seines Amtes. Schwere Verstimmung Collaltos; die Disziplinierung seines Offiziers hätte ihm selber, als dem unmittelbar Kommandierenden, nicht dem Obergeneral oblegen; Wortwechsel zwischen den beiden. Ein Monat, während dessen alles so ging wie vorher; dann plötzliches Entweichen Collaltos. Es war diese Verschwiegenheit, diese Tücke seines Adjutanten, welche Wallenstein völlig außer Fassung brachte“.[18]

Am 23.2.1626 schrieb Wallenstein bereits Karl von Harrach verärgert aus Aschersleben:[19] „Mit dem Grafen von Collalto werde ich nimmer mehr mich accomodiren“.[20]Noch am 26.6.1626 wandte er sich zutiefst verärgert und beunruhigt aus Aschersleben an Harrach: „Ich vernimb, dass der Graf von Collalto durch Bayern practiciren[21] thuet, dass unter dem Praetext[22] der rebellischen Pauren[23] man ihm das Volk, so ich in Schwaben mustern lass, sollte untergeben und wollte gern seine vanitatem[24] darmit treiben und zum Herrn Tilly[25] stossen, doch nicht lang darbei, wie sein Brauch ist, bleiben. Nun versehe ich mich nicht zu Ihr Mtt., dass sie mich auf solche Weise despectiren werden, denn das Volk sollte man einem untergeben, ders nicht verstehet, darzu das Volk, so ich mit harter Mühe zusammen auf mein Credit gebracht hab, müsste mir in der Gruben leid sein, dass ich je ein einzigen Tritt in Ihr Mtt. Diensten gethan habe, zum andern sollte man alle die andere hohe Officier, so bei dieser Armee seind, zurücksetzen und den Grafen von Collalto accomodiren, wäre die grösste Injustici von der Welt, dass die, so Tag und Nacht travagliren,[26] sollten hinden angesetzt werden, der Graf aber wegen seiner so oft begangener Impertinenzen[27] vorgezogen werden, zum dritten so würde jedermann vermeinen, dass nicht er, sondern ich an seinem Wegziehen Ursach gewest bin, wiewol wegen seiner im Krieg Qualitäten ich zwar nichts an ihm verloren hab, nichts desto weniger müsste ich bei der Welt diesen Spott haben, dass ich Ursachen dessen bin, im Fall weniglich judiciren thete, dass ihm Ihr. Mtt. wie Satisfaction[28] darmit geben. Ich hab meinem Herrn zuvor geschrieben, dass er durch Anlassung seiner bösen Natur mir Intrigi wird machen wollen, aber ich hab ein Remedium[29] darfür, da es geschicht, dass ich nicht werde länger dienen, darauf mir dann mein Herr im Namen Ihr. Mtt. zur Antwort hat geben, ich sollte mich gewiss drauf verlassen, das es nicht geschehen wird, itzt aber practicirts der Collalto anders, obs aber Ihr Mtt. Dienst ist, so wird’s man nach meinem Abzug gar wol sehen. Ich hab auch den Obristen daselbst befohlen, sie sollen kein Ordinanz von ihm nehmen, dann ich gar wohl weiss, dass er ein Practicant[30] ist, bis dass ich Ihr Mtt. recht informirt hab, ob ihnen lieber ist, dass der Collalto in ihrem Dienst oder ich bleiben sollte, es hett es wohl nicht bedürft, denn der Herzog von Sachsen[31] hett es ohne das nicht gethan und gewiss, wenn sie zuvor hetten gewusst, dass ich nicht empfinden würde, so hetten ihm die wenigsten obedirt. Bitt derowegen mein Herr wolle destwegen mit Ihr Mtt. reden, auf dass sie mir dies Unrecht nicht than, denn geschichts, so kann ich kein Augenblick diesen; was ich vor gusto[32] und Nutz bei diesem Dienst hab, kann mein Herr leicht erachten, denn ich hab albereit etlichmal hundert Tausend von dem meinigen zugesetzt und bei 500.000 Reichsthaler vor den Kaiser erhalten, dies hette er gewiss nicht ins Kaisers, sondern in sein Beutel gelegt“.[33]

Und am 3.7. hieß es erneut aus Aschersleben: […] ich verhoffe gewiss mit Gottes Hülf etwas fruchtbarliches zu richten, nur tractire man nicht übel wegen des Collalto, denn was mein Volk in Schwaben anbelangt, des bin ich versichert, dass sie ihm nicht werden obediren,[34] er practiciret aber, dass man ihn mit etwas herausschickt und dadurch müsste ich leiden, denn mäniglich meinet, dass man ihms zur Satisfaction gibt, dieweil er zuvor Ursach hat gehabt abzuziehen, ich hab albereit zuvor meinem Herrn so viel Motiven vorgebracht, dass er gar wohl mein Ragon[35] sehen kann, dass ich nicht ohne Ursache, sobald er ins Reich etwas zu commendiren geschickt würde, den Augenblick abziehen musste, in Summa der Collalto ist ein grosser Practico aber kein Soldat und auf den Valor bei ihm muss man nicht denken, er hat bald nach seinem Abzug anfangen bei Bayern zu practiciren, auf dass, wenn der Herr Tilly sollte abgehen, man ihm der Liga[36] exercitum[37] sollte untergeben, es wäre wol versehen wie ein Dorf mit einem unsinnigen Pfaffen, ich vernimb auch auch, dass er gegen etlichen gemeldt hat, fass er den Präsidentendienst[38] deswegen angenommen hat, dass er die Sachen also will imbroliren,[39] dass ihn der Kaiser wird müssen brauchen, itzt sehe ichs gar wol dass ers thut und mir ist wahr worden, was ich ihm durch den Questenberg[40] hab sagen lassen, dass er mir gar wol kann trauen, ich ihm aber nicht, in Summa wenn ich darauf denk, dass man mir wegen seiner den torto[41] will thun, so vergeht mich aller Lust zu dienen“.[42]

Im PS hieß es noch: „Itzt gleich kompt mir ein Schreiben von dem Kurfürsten aus Baiern,[43] dass man mein Volk aus Schwabenland will nach dem Land ob der Enns führen. Ich bitt man thu es nicht, denn darmit wird man mir alle meine disegni interrumpieren, denn dies ist alles des Grafen von Collalto Practica, welcher mit seinen Chimeren[44] gern wollte aufziehen, in Summa vor lauter disgusto[45] ich weiss nicht, was ich thue, denn ich sehe, dass man nicht die in acht nimbt, so wohl diesen, sondern die, so wohl practiciren; ich will die Antwort auf mein vielfältige Schreiben erwarten, alsdann will ich gewiss mein Resolution nehmen, denn wegen des Kerls will ich mich nicht übel tractiren lassen“.[46]

Unter dem 6.7. wandte er sich erneut aus Aschersleben an Harrach: „Wegen der Pauren im Land ob der Enns vernimb ich, dass gar langsamb zugehet, nimbt mich nicht wunder, dieweil die Herrn den Collalto nicht verstehen wollen, dass nicht sein mira ist des Kaisers, sondern sein Nutz in Acht zu nehmen und sich zum Gen. etwan an einem Ort zu machen; denn ich hab von Don Balthasar[47] gehört, dass der Collalto gesagt hat, dass er destwegen des Präsidenten Ampt hett auch sich genommen per perscir con generalato (?),[48] ich glaub ihms wohl, denn er kann mehr imbrolij[49] machen als valor[50] erzeigen, in Summa bin ich resolvirt, gibt man ihm ein Commando über eine einzige Militia im Reich oder in Böhmen oder Schlesien, dass ich den Moment werde abziehen, denn ich habe umb den Kaiser nicht verdient, dass er mich wegen seiner sollte übel tractiren, denn wenn er nur ein Regiment oder zween aparte hatte zu commendiren, so hebet er mit der ganzen Welt zu competiren[51] und disgustiert mäniglich“.[52]

Ab 1627 führte Giovanni Batista Chiesa[53] das Regiment als Obristleutnant.[54]

Um weitere Hinweise wird gebeten !

[1] Obristleutnant [schwed. Överstelöjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog, in der brandenburgischen Armee sogar 300 fl. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[2] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[3] Rambaldo [Reimbalt XIII, Rombald] Graf v. Collalto e San Salvatore [21.9. oder 21.12. (?) 1579 Mantua-19.11. oder 19.12.1630 Chur], kaiserlicher Geheimer Rat, Hofkriegsratspräsident, Kämmerer, Feldmarschall.

[4] Kompanie [schwed. Kompani]:Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[5] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, S. 147.

[6] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 12, S. 7.

[7] Vgl. auch CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’; MORTIMER, Wallenstein.

[8] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 25, S. 48.

[9] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.

[10] Karl Leonhart Graf v. Harrach [1570 Rohrau-16.5.1628 Prag], 1620 Mitglied des Geheimen Rats, 1627 Reichsgraf, Schwiegervater Wallensteins.

[11] TADRA, Briefe, S. 307.

[12] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.

[13] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 161, S. 92.

[14] DUCH, Arno, „Collalto, Rambaldo Graf von“, S. 320-322 [Online unter: http://www.deutsche-biographie.de/pnd116637005.html.

[15] Anna Sophia Herzogin v. Braunschweig [1598–1659], Tochter des Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg, Gemahlin von Friedrich Ulrich Herzog v. Braunschweig-Wolfenbüttel [5.4.1591 Wolfenbüttel-11.8.1634 Braunschweig].

[16] Was immerhin etwa 7.800 Liter entsprach. Fass Wein: äußerst unterschiedliche Maßeinheit: Braunschweig-Lüneburg: 390 Liter, Sachsen: 252.85 Liter; Rudolstadt (Unterherrschaft): 303.048 Liter; Leipzig: 379.26 Liter; Dresden: 393 Liter; Nordhausen: 425 Liter; Österreich: 566.05 Liter; Böhmen: 672 Liter; Gotha: 869.4 Liter. Angaben nach SCHLAGBAUER, http://www.web-schlagbauer.de/Main/Gewichte/Liter.php?64_38_.

[17] Plünderung: I. Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass„man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“.DIETERICH, D. Konrad Dieterich, S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, dass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. II. zum Teil aber auch bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“. Zum Teil plünderten auch Nachbarn die Hinterlassenschaft ihrer geflüchteten oder abgebrannten Mitbürger; KRAH, Südthüringen, S. 95: „So berichtete Suhl, daß ‚sich noch etliche volks- und ehrvergessene Leute allhier und anderswo gelüsten lassen, sich an der armen verbrannten Sachen, so nach der Plünderung und Brand in Kellern, Gewölben und sonderlich im Feld und in den Wäldern geflüchtet und übrig geblieben, zu vergreifen und dieblich zu entwenden. Wie dann etliche – auf frischer Tat allzu grob begriffen und darum zu gefänglicher Verhaftung gebracht‘ seien. Auch Benshausen erhielt seine Salvaguardia, um dem täglichen Plündern, nicht nur durch streifende Soldaten zu wehren !“

[18] MANN, Wallenstein, S. 338.

[19] Aschersleben [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 23ff.

[20] TADRA, Briefe, S. 328. – accommodiren: sich (gütlich) vergleichen, sich fügen, anpassen; einquartieren.

[21] practicieren: intrigieren, vorgehen, etwas unternehmen gegen jemanden, betrügen, hinterhältige Anschläge verüben; vorführen, beweisen, zeigen; bestimmen, durchsetzen.

[22] Praetext: Vorwand.

[23] Vgl. KURZ, Versuch einer Geschichte; HEILINGFSETZER, Der oberösterreichische Bauernkrieg 1626. Wien 1976; STIEVE, Der oberösterreichische Bauernaufstand.

[24] Vanitas: Lügenhaftigkeit, Prahlerei, leeres Geschwätz, Selbstgefälligkeit, Einbildung.

[25] Johann ‘t Serclaes Graf v. Tilly [Feb. 1559 Schloss Tilly, Gemeinde Villers-la-Ville/Villers; Herzogtum Brabant-30.4.1632 Ingolstadt], ligistischer Feldmarschall. Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.

[26] travalgieren: arbeiten, sich anstrengen.

[27] Impertinenzen: Unverschämtheiten, Frechheiten, Dreistigkeiten, Respektlosigkeiten.

[28] Satisfaktion: Genugtuung.

[29] Remedium: Heilmittel, Abhilfe.

[30] Practicant: Einer, der mit Praktik: Betrug, Hinterlist, List, Schlauheit, Umtriebe umgeht.

[31] Franz Albrecht Herzog v. Sachsen-Lauenburg [10.11.1598 Lauenburg-10.6.1642 Schweidnitz], kaiserlich-kursächsischer Feldmarschall.

[32] Gusto: Vorliebe, Neigung; Geschmack.

[33] TADRA, Briefe, S. 374f.

[34] obediren: gehorchen.

[35] Ragon: ital. ragione: Vernunft, Verstand.

[36] Liga:Die Liga war das Bündnis katholischer Reichsstände vom 10.7.1609 zur Verteidigung des Landfriedens und der katholischen Religion, 1619 neu formiert, maßgeblich unter Führung Maximilians I. von Bayern zusammen mit spanischen und österreichischen Habsburgern an der Phase des Dreißigjährigen Krieges bis zum Prager Frieden (1635) beteiligt, danach erfolgte formell die Auflösung. Das bayerische Heer wurde Teil der Reichsarmada. Zur Liga-Politik vgl. KAISER, Politik, S. 152ff.

[37] Exercitium: Heer.

[38] Gemeint ist hier das Amt des Präsidenten des Hofkriegsrats.

[39] imbrolieren: embrouiller: durcheinander bringen, verwirren.

[40] Gerhard Freiherr v. u. zu Questenberg [um 1580 Köln-1.7.1644 Wien], kaiserlicher Hofkriegsrat, einer der am besten informierten kaiserlichen Beamten, Anhänger Wallensteins.

[41] Torto (ital.); Tort: Unrecht; Verdruss, Schaden, Spott, Hohn, Ärger.

[42] TADRA, Briefe, S. 382.

[43] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.

[44] Chimäre: Hirngespinst, Trugbild, Traumbild.

[45] Disgust(o): Missfallen, Beleidigung, Verstimmung.

[46] TADRA, Briefe, S. 383.

[47] Don Balthasar de Marradas y Vique [1580 Valencia-12.8.1638 Prag], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. FINDEISEN, Der Dreißigjährige Krieg, S. 175f.

[48] per perscir con generalato: per persequir con generalato: um das Generalat anzustreben.

[49] Imbrolium: embolium: Zwischenspiel (auf dem Theater).

[50] Valor: Mut, Kraft.

[51] competieren: streiten.

[52] TADRA, Briefe, S. 385.

[53] Kaspar Franz [Francesco] Chiesa [ – ], kaiserlicher Obrist u. Generalkriegskommissar.

[54] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, S. 426.

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