Couture, Julius Caesar de la; Rektor [1597-1651 oder 1659] Couture war Rektor des Jesuitenkollegs in Neuhaus[1] und wahrscheinlich Verfasser der Flugschrift „Friedlands Verraderey ontdeckt“, die lateinisch und flämisch 1634 in Brüssel erschien. Coutures militärische Angaben sind zutreffend:
„Die Obristen Leslie, Gordon und Butler wußten gar wohl, daß ihre Gelegenheit nun gekommen war. Also haben sie Tag, Zeit, Nachtmahl und Ort bestimmt und vorbereitet, um die Verräter zu massakrieren. Da liegt ein Kastell [die Burg von Eger], durch seine Werke von der Stadt ein wenig abgeschieden, allwo Leslie, der neue Gouverneur [er löste Gordon ab], sein Logement hielt. Dasselbe hatte er zur Zeit mit fünfzig treuen irischen Soldaten besetzen lassen und die Schlüssel von der Pforte wohlweislich zu sich genommen, so daß niemand aus noch ein können. Seine getreuesten Soldaten ließ er allhie Wache halten. Seiner eigenen Kompanie hatte er befohlen, den Markt zu verwahren. Danach, als alles vorsichtig und secret bestellt war, hat er mit seinen Mit-Obristen einigen Kapitänen eröffnet, welche Greulichkeit die Verräter wider den Kaiser im Schilde führten. Auch wurde ihnen der kaiserliche Befehl mitgeteilt. Nachdem diese ihre Hilfe und Treue versprochen, haben die Obristen zwei Kapitänen Befehl gegeben, mit zwanzig auserlesenen Iren während des Nachtmahls gewaffnet herbeizukommen. Die anderen Officiere wurden zu den Soldaten kommandiert, um daselbst Ordre zu halten und die Wache zu beaufsichtigen.
Als sie diese Dinge also bestellt hatten, sind Trczka, Kinsky und Illo und Neumann [Niemann; BW] – da Friedland am Podagra lag – zur festgesetzten Zeit, wiewohl nicht sehr lustig, sondern beinahe wider Willen – sei es, daß ihre Conscienz doch Böses ahnte, sei es, daß sie die große Schwere des vorgenommenen Verrates unruhig machte – zu ihrem letzten Nachtmahl auf Erden gewandelt. Im Kastell haben sie wohl gegessen und getrunken, bis das letzte Gericht aufgetischt war. Da haben die zwei Kapitäne ein Pistol gelöst und sehr heftig gerufen: ››Vivat, Haus von Österreich !‹‹, wobei sie auf diie Verräter achteten, die durch diese Rufe sehr verstört wurden. Darauf legte der Obrist seine Hand auf den Degen, welches das Zeichen für die Soldaten war. Diese sind jählings in die Kammer eingefallen und haben Kinsky und Illo, die sich nur wenig wehrten, zur Erde geworfen und erstochen, aber Trczka, den die Güte seines Kollers sehr vor den Rappieren beschirmte und der sein Leben mit viel Geld ganz kleinherzig und weibisch zu erkaufen suchen, haben sie die ganze Brust entblößt und durchstoßen, Neumann, der einige Wunden empfangen, war allbereits in die Mitte des Hofes geflüchtet, ist jedoch dort auch tot zur Erde gefallen. Dann sind noch zwei Knechte, die für ihre Herren den Degen gezogen hatten, mit umgebracht worden. Doch ist alles sehr still und ohne großes Geräusch zu Ende gebracht und die Wege sind durch die Wache so wohl verwahrt worden, daß niemand die Zeitung hievon an den Herzog bringen können. Nachdem dieser Anfang so wohl geglückt war, haben sie sich mit großer Courage zu der prinzipalen Sache, die an Friedland hing, begeben. Doch waren sie sich noch nicht eins, ob man ihn sollte gefangen nehmen oder töten. Schließlich ward nach reiflichem Erwägen der Sache für gut befunden, ihm gleichfalls das Leben zu nehmen, denn ››Eier in der Pfann, da kommen keine Küken van‹‹, Auch fürchtete man, daß er, wenn er am Leben bleibe, leichtlich durch einen oder anderen Geist, mit welchem er nun schon so lange Gemeinschaft gepflogen, so viel sollte zuwege bringen, daß ihm der Kaiser neuerlich möchte gnädig werden und er dann letztlich wieder Occasion erhielte, sich zu rächen. Also erschien es am rätlichsten, ihn um den Hals zu bringen. Darauf haben sie dem Kapitän Ebrox [Deveroux] mit zwanzig Soldaten die Exekution anbefohlen. Das Logement des von Friedland war in der Stadt. Derhalben, daß alles in der Stille möchte verrichtet werden, haben sie sich also verteilt: Gordon hat sich auf das Kastell der Stadt geben, Leslie zur Wache und der Obrist Butler zu den Regimentern von Trczka und [Franz Albrecht von Sachsen-; BW] Lauenburg, die außerhalb der Stadt lagen und die, als die davon hörten, größtenteils den Verrat ihrer Obristen verfluchten.
Leslie hat auch noch 300 Dragoner aus Butlers Regiment zu sich auf den Markt genommen und als Wache aufgestellt, zu welcher er also zu sprechen begonnen: ››Streitbare Soldaten, da ist ein großer Verrat in der Stadt. Die Bürgerschaft, das deutsche Reich, die kaiserliche Majestät und wir selbst sind in großer Gefahr. Aber seid guten Muts und erweist euch als Soldaten, die ihren Herrn und Meister, den Kaiser, dem sie die Treue geschworen, nimmer verlassen wollen und dann soll alles erhalten bleiben.‹‹ Weil ein jeder überlaut rief: ››Wir sind des Kaisers Eigen, führt uns für seine Majestät, wohin Ihr wollt !‹‹ Darauf er geantwortet: ››Wohlan, ein Monat Sold extraordinaris sei euch geschenkt. Stellt euch in Schlachtordre und ladet eure Musketen, haltet die Lunten auf den Hahn und die Kugeln im Mund und hört auf mich, der euch, wenn nötig, dabei vorangehen und auch nie verlassen wird.‹‹ Und also hat er die ganze Nacht, wiewohl in der Stadt kein Aufruhr, sondern alles in Ruhe war, bei seinen Soldaten verbracht. Inzwischen hat der Obrist Butler das Haus des Friedland mit einigen Soldaten umzingelt, und Ebrox, der mit seiner Hellebarde gewaltig an das Tor geschlagen hatte, war unterdessen bis vor das Schlafzimmer des Herzogs selber gekommen. Die Wachen, so dieses verwahrten, waren verwundert, was da rumoren sollte, und einer von ihnen hat gerufen: ››Wer da ! Welche Raserei überkommt euch, daß ihr den Herzog in seinem ersten Schlaf stört !‹‹ Aber das Wort war ihm kaum entflohen, da fielen die Soldaten über ihn her, worauf die anderen die Flucht ergriffen, während er niedergestochen wurde. Darauf haben die Soldaten die Tür gewaltsam erbrochen und den Friedländer als Rebellen ausgerufen. Laut schrien sie, er müsse sterben.
Dieser, durch die Geräusche aufgeschreckt, war schon von seinem Bett in einem linnen Unterkleid, des Podagras nicht achtend, nach dem Fenster gelaufen. Aber Ebrox, auf ihn zustürzend, schrie: ››Oh, Ihr verräterischer Schelm ! Gott selber kommt jetzo Rache nehmen ob Eurer gottlosen Pläne und Verrätereien. Von dieser Hand empfanget Euren Lohn und verdiente Strafe !‹‹ Und also hat er ihm, ohne daß jener ein Wort gesprochen, die Hellebarde durch die Brust gestoßen. Man sagt, daß er (Walstein) sterbend mit seiner Seel also großen Dampf ausgespien, wie es diejenigen tun, so gewaltig Tabak trinken und Mund und Kehle voll haben, und daß der Leichnam mit heftigem Getöse niedergefallen sei, als ob ein großes Geschütz abgeschossen worden wäre. Auf dieses streuten die Soldaten aus, der Teufel selber hätte ihn daniedergeworfen, um mit ihm Abrechnung zu halten. Nachdem all das geschehen war, haben sie den toten Körper des Herzogs in einen Teppich gewickelt und nach dem Kastell geführt. Als die anderen dazugebracht waren, ward sein Leichnam zu oberst, Illo und Trczka ihm zu Füßen und Neumann zu Füßen der letzteren gelegt“.[2]
[1] Neuhaus [Jindřichuv Hradec; HHSBöhm, S. 398ff.].
[2] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 358ff.