Faugy [Fauge], Charles de; Obrist [ – ] Faugy stand 1643/1644 als Obrist unter dem Befehl des Herzogs Karl IV. von Lothringen. 1643 war sein Regiment im Fürstentum Speyer einquartiert.[1] „Diese lothringischen Truppen hielten im Sommer und Herbste 1643 das ganze Gebiet zwischen Hardt und Schwarzwald besetzt und operierten von hier aus gegen die Hessen, während die ‚bayerische Reichsarmada bei Gernsbach'[2] die Franzosen am Oberrheine beschäftigte. Freilich ging es nicht ohne ‚disordre‘ ab, wiewohl die fürstbischöflichen Räte dem in Speier[3] durchreisenden Herzoge (8. Aug.) eine ansehnliche Beisteuer zusicherten. Im rechtsrheinischen Stifte that das Regiment Faugy ziemlichen Schaden, im linksrheinischen machte sich das Regiment Houssé breit und untersagte sogar den Deidesheimern,[4] ‚eine ’salvaguardia‘ von Bamberger [dem Kommandanten von Philippsburg; BW] anzunehmen“.[5]
Für das Jahr 1644 konnte der katholische Kempener[6] Chronist Wilmius erkennbar befriedigt den Abzug der Hessen aus Kempen und Rabenhaupts Gefangennahme notieren: „Am Samstag, den 10. April [1644], verließen die von Kalkar[7] gekommenen Hessen wieder unsere Stadt. Sie zogen auch aus Linn[8] und Neuß[9] die Besatzungen heraus und stellten sie zu einer schlagstarken Truppe zusammen. Es kamen noch holländische Soldaten hinzu, die durch einige Fähnlein verstärkt waren. Mit dieser auserlesenen Schar zogen sie in aller Stille nach Jülich[10] gegen die Lothringer, die sich in dem Dorf Eschweiler[11] allzu sicher fühlten. Vor Tagesgrauen machten die Feinde einen Überfall, schlugen und zerstreuten sie. Die Hessen machten reiche Beute, steckten das Dorf in Brand und lieferten ein Beispiel unerhörter Grausamkeit und Unbeherrschtheit gegenüber dem anderen Geschlecht. Mit reicher Beute beladen, schickten sie sich an, den Rückmarsch anzutreten. Da sahen sie in der Ferne die Kaiserlichen heranrücken. An ein Entrinnen war nicht zu denken, da die schwere Beute eine Beschleunigung des Marschtempos nicht zuließ. Gegenseitig feuerten sie sich zum Widerstand an und rüsteten zur Schlacht, entschlossen, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Doch mit Ungestüm fielen die Kaiserlichen über sie her und richteten ein Gemetzel an, daß jeder nur durch die Flucht diesem Inferno zu entrinnen versuchte. So wurden die Hessen und Holländer geschlagen und zerstreut, die sich insgeheim von Maastricht[12] aus entgegen ihrer Neutralitätserklärung gegenüber den Kaiserlichen mit den Hessen verbündet hatten. So kehrten sie ohne ihre fette Beute in einzelnen Trupps ruhmlos nach Hause zurück. 500 waren gefallen und genausoviel in Gefangenschaft geraten. Auf Seiten der Kaiserlichen wurden von den namhaften Männern der Graf [Christian; BW] von Nassau und einige andere vermißt. Sie waren wohl gefallen. Von den Hessen gerieten in Gefangenschaft der berühmte Karl Rabenhaupt, der Gouverneur und ein gewisser Bochorst, der höchste Offizier dieser Streitmacht und viele andere. Die Kaiserlichen errangen ihren Sieg unter dem Befehl des Hatzfeld“.[13] In Wassenbergs „Florus“ von 1647, einem Bestseller dieser Zeit, heißt es dazu: Zu eingang deß Aprils / als die Hessische verkundschafftet / daß vier Lothringische Regimenter mit dem Geschütz vnweit vom Schloß Merode,[14] im Dorff aber daselbsten Obrister de Gierecourt zu Fuß / und Obrister de Mondragon zu Pferd / im Quartier gelegen / seynd sie auß Neuß / Kempen / vnnd Kalckar / vnterm Begleite deß Obristen Rabenhaupts / zu Nacht mit fünfhundert Reuttern / dreyhundert Tragonern / vnnd vierhundert Musquetierern außgangen / haben das Lothringische Hauptläger überfallen / vnnd / vnerachtet starcker Gegenwähr / den Obristen Bellemont / auch in zweyhundert gemeine Lothringische erleget / hundert vnnd sechzig Reutter gefangen / zweyhundert Pferde sampt sampt zwey Stücken Geschütz / auch was sonsten im Läger vorhanden / zur Beute bekommen. Vnter wehrendem scharmutzieren hat / nach deß Obristen Bellemont Tode / Obrister de Fauge sich noch über ein halbe stund aufgehalten / biß endlich das Pferd vnter ihm erschossen / vnnd er darüber gefangen worden / da dann die Lothringischen endlich nach deß Obristen Gierecourts Quartier ihre Flucht nehmen müssen.
Nachdem aber inzwischen Herr Graff Christian zu Nasaw-Sigen / etc. hiervon bericht eingezogen / hat er mit dreyhundert Reuttern / sampt dem Mandelslohischen Regiment / die zerstrewete Lothringische hauffen in Eil widerumb gesamblet / vnnd auff die Hessischen (welche vnnöthiger weise lang im Feld geblieben / vnnd auß denen eroberten Stücken geschossen : ) mit wol gefaster Resolution angangen / da es dann erst rechte Stösse geben / vnnd beyderseits frisch zusammen geschlagen worden / biß endlich die Hessische Parthye in vnordnung gerathen / vnnd von beyden Theilen in fünffhundert auff der ställe todt geblieben : wobey dann die vorhin von den Hessischen gefangene Lothringische Obristen vnnd andere / sampt denen zwey eroberten Stücken / vnd mehr Beuten wider vmb / deßgleichen viel gesattelte Pferde / erobert / die Hessische Obristen / Rabenhaupt vnd Brunckhorst [Bronckhorst; BW] / auch der Obriste Leutenant vom Ebersteinischen Leib-Regiment / weitere sechs Beampten vnd hundert neunzig gemeine Soldaten gefangen / vnd sämptlich nach Münster-Eifel gebracht worden.
Doch ist auff der andern Seiten vorgedachter Herr Graff von Nassaw / aller andern zugeschweigen / ebenfalls todt / drauff gangen / der junge Landgraff [Friedrich von Hessen-Rotenburg; BW] auf der Hessischen Seite verwundt worden / jedoch glücklich wider nach Neuß kommen“.[15] In der Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611 – 1675] gibt es weitere Details: „Hirentusschen hefft den oversten Ravenhoefft, commendant tot Nuis, den 9 deser maent 400 te voete voer heen ut Nuis geschicket ende ist selvest den 10 dito met 9 companien perden gefolget, warmede hee den 11 des morgens te 5 uhren 3 regement[e] perden en 3 regemente te voete Lamboysche en Lottringesche in’t dorp Merode, unfern von Eschweiler, averfallen ende geruinert hefft, bekommende 2 veltstucken, voele gefangen ende schonen buit. Mar also dieselve haer in’t plunderen te lange upheelden, ende tot bravade die 2 | bekommenne veltstucken (welck man segen wilde, dat de los was, in dien dese vorschrevene 6 regementer in noot waren, umme die andereumherligende keisersche truppen tot hun secors te trecken) loossbranden, hebben haer die verstroyden weer vergadert, ende met een goodt deel van die nast umhergelegene keiserschen versterckt synde, die Hesseschen weer verfolget ende unfern van Caster[16] in’t dorp Vrimersdorp[17] achterhaelt ende geheel geslagen, die 2 stucken neffens buit ende alle gefangene verloset ende van ddie Hesseschen umtrent 500 man (warunder was den oversten Ravenhoefft, den overste Luytenant Bakoes neffens andere | officeren) en tussen 5 ende 600 perden gefangen bekommen, umtrent 200 doot geslagen. Van die keiserschen waren ock prinsepalick in den ersten inval voele gebleven, warunder was den grave von Nassouv neffens einige andere officiren“.[18]
[1] BAUR, Fürstentum Speier, S. 27.
[2] Gernsbach [LK Rastatt]; HHSD VI, S. 251f.
[3] Speyer; HHSD V, S. 350ff.
[4] Deidesheim [Kr. Neustadt a. d. W.]; HHSD V, S. 71.
[5] BAUR, Fürstentum Speier, S. 29f.
[6] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[7] Kalkar [LK Kleve]; HHSD III, S. 374f.
[8] Linn [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 468f.
[9] Neuss; HHSD III, S. 556ff.
[10] Jülich [LK Jülich]; HHSD III, S. 367ff.
[11] Eschweiler [LK Aachen]; HHSD III, S. 211f.
[12] Maastricht [Niederlande, Provinz Limburg].
[13] WILMIUS, Chronicon, S. 145.
[14] Merode [LK Düren]; HHSD III, S. 510.
[15] WASSENBERG, Florus, S. 566f.
[16] Kaster [LK Bergheim]; HHSD III, S. 381f.
[17] Frimmersdorf, heute Stadtteil von Grevenbroich [Rhein-Kreis Neuss]; HHSD III, S. 237.
[18] STROTHMANN, Westfalen, S. 141f.