Flettingen [Flettinger], Johann von; Obrist [ – ]
1643 hatte er als Obristleutnant[1] im Fußregiment Franz von Mercy gestanden und war Kommandant von Rottweil[2] gewesen, das im August dieses Jahres von Guébriant vergeblich belagert wurde.[3] Im November lagen noch 60 Mann zu Fuß des Regiments Gold von Lampoding unter Flettingen in der von Guébriant belagerten und am 18.11.1643 durch Obristleutnant Jobst Hettlag übergebenen Stadt.
„Mit beiläufig 16 000 Mann eröffnete Guébriant am 7. November die Belagerung von Rottweil. In der Stadt lagen unter dem Oberstleutenant Jobst Hettlach vom Regiment Gold einige Compagnien zu Fuss [unter Flettingen;[4] BW] und 2 Compagnien Dragoner [unter Brion;[5] BW]; doch nahmen auch die Bürger thätigen Antheil an der Vertheidigung ihrer Stadt.
Am 13. Nov. wurde die Stadt aus 3 Batterien beschossen, nachdem die Belagerer vergeblich versucht hatten, bei dem Predigerthurm eine Mine anzulegen. Die Beschiessung wurde am 14. fortgesetzt, da eine Aufforderung zur Uebergabe abgeschlagen worden war. Am 14. und in der darauf folgenden Nacht wurden 520 Bomben und Kugeln gegen die Stadt geworfen und geschossen. Am 16. kam die Bresche bei dem Rumpferbad zu Stande, die aber von den Belagerten sofort verrammelt wurde. Am 17. beschossen die Belagerer einen Thurm, Mehlsack, oberhalb der Hochbrücke, bei welcher Gelegenheit dem Grafen Guébriant der rechte Arm abgeschossen wurde.
Nachdem bei dem Mehlsack und Hochbrückenthurm Sturmlücken gelegt waren, beschloss Hettlach, ungeachtet des Protestes von Seiten des Magistrats, zu kapitulieren. Am 18. übergab Hettlach die Stadt den Franzosen.
Der Capitulation zufolge zog Hettlach mit der Besatzung am 19. Nov. Morgens nach 7 Uhr mit Kriegsehren aus der Stadt. Obwohl die Besatzung nach der geschlossenen Uebereinkunft zum bayerischen Heer begleitet werden sollte, wurde der Commandant mit seinem Gefolge ganz ausgeplündert und die Mannschaft gezwungen, bei dem Feinde Dienst zu nehmen. Hettlach wurde vor ein Kriegsgericht gestellt und seiner Stelle entsetzt“.[6]
1647 stand Flettingen als Obristleutnant im Regiment Caspar Schoch, der sich der Meuterei Johanns von Werth angeschlossen hatte und im Bodenseeraum sehr erfolgreich war, aber nicht zur Hauptarmee nach Böhmen geführt werden konnte, um Maximilian I. nicht noch weiter zu verärgern. „Eine nachträgliche Zustimmung zum Ausbleiben des Regiments Schoch kann man darin sehen, daß der Kaiser dem Obristen Schoch und seinem Stellvertreter, Obristleutnant Flettinger, für ihre Verdienste im Felde goldene Ketten schenkte. Die Verleihung einer goldenen Kette war eine hohe Auszeichnung, Kriegsorden gab es nicht“.[7]
Flettingen war 1648 Obrist[8] im Regiment Jan van der Croon und Kommandant in Wunsiedel.[9] Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[10] aus dem von Eger[11] abhängigen Marktredwitz[12] erinnert sich an den Februar 1648: „Den 10. dito hat der Oberst des Lacronischen [van der Croon; BW] Regiments, Herr Johann Flettinger, der in Abwesenheit des Oberst in Wunsiedel das Kommando führte, durch seinen Hofmeister um(b) eine Diskretion[13] anhalten lassen, wie er das auch vorher schon etliche Male getan hat. Wir haben uns erboten, die Handwerksleut[e], die bei ihm gearbeitet haben, bezahlen zu wollen und hofften, daß der Herr Oberst damit zufrieden sei, da sich [die Summe] auf 30 fl. erstrecken würde“.[14] […] „Den 14. dito ist der Leutnant, der jüngst auf den Dörfern Lorenzreuth,[15] Wölsau[16] und Pfaffenreuth[17] losierte, mit 16 Pferden hierhergekommen. Er hatte Order vom Oberst Flettinger, ihn hier einzulassen, ihm Quartier zu geben und ihn mit Futter und Mahl zu versehen. Er ist 2 Tage und Nächte hier gelegen, um dritten [Tag] hat ihn der Oberst wieder nach Wunsiedel abgefordert. Seine Reiter haben in der Fastnacht um(b) Mitternacht einen großen Lärm verursacht, indem sie sich auf der Gasse(n) mit bloßem Degen so zerfetzt haben, daß der Leutnant genug(sam) zu wehren und der Bader zu flicken bekam“.[18] […] „Den 3. Marti[i] ist auch H[err] Oberst Flettinger mit etlichen Offizieren hierher gekommen und dem H[errn] Oberst entgegen [geritten]. Um(b) 1 Uhr nachmittags ist H[err] Oberst Lacron, welcher über Nacht zu Tirschenreuth[19] gelegen [hatte], hier durch und wiederum(b) nach Wunsiedel. Herr Oberst Flettinger hat uns diesmal den Leutnant Nostitz, welchem wir für 10 Tag[e] Quartier geben mußten, mit 5 Pferden hier gelassen, von denen wir 3 (Pferd) nach Pfaffenreuth und 2 (Pferd) nach Manzenberg[20] gelegt haben“.[21]
[1] BRINZINGER, Des französischen Marschalls Jean Baptiste Budes Grafen von Guébriant Sieg und Tod zu Rottweil a. N. im Jahr 1643, S. 227, hier als Hauptmann (!) bezeichnet.
[2] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.
[3] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 652.
[4] BRINZINGER, Des französischen Marschalls Jean Baptiste Budes Grafen von Guébriant Sieg und Tod zu Rottweil, S. 227, hier als Hauptmann bezeichnet.
[5] BRINZINGER, Des französischen Marschalls Jean Baptiste Budes Grafen von Guébriant Sieg und Tod zu Rottweil, S. 227
[6] HOLTZ, Holtz, S. 90 (nach HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 654f.).
[7] HÖFER, Ende, S. 112.
[8] Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Selbstzeugnissen, Chroniken etc. nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt.
[9] Wunsiedel; HHSD VII, S. 836f.
[10] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[11] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[12] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.
[13] Diskretion bedeutet hier „Verehrung, Geschenk“ [!], keinesfalls eine Schonung oder Minderung der Leistungen, wie BRAUN, Marktredwitz, S. 328, Anm. 591, anführt. Das war nur das Ziel einer derartigen „Diskretion“.
[14] BRAUN, Marktredwitz, S. 328.
[15] Lorenzreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[16] Wölsau, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[17] Pfaffenreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[18] BRAUN, Marktredwitz, S. 328.
[19] Tirschenreuth; HHSD VII, S. 747f.
[20] Manzenberg, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[21] BRAUN, Marktredwitz, S. 330.