Forbes [Forbesse], Duncan; Hauptmann [ – 28.9.1627] Forbes[1] stammte aus Schottland und stand 1627 als Hauptmann im Regiment Mackay in dänischen Diensten.
Hauptmann Wilson war Kommandant auf Schloss Pinneberg[2] gewesen und musste am 12.9.1627 vor Tilly kapitulieren.
Der schottische Kriegsteilnehmer Robert Monro schreibt: „Major Wilson hatte mit zwei Kompanien das Schloß Lauen[3] besetzt. Die feindliche Armee kam heran, geführt von Tilly, legte sich vor das Schloß und forderte Wilson zur Übergabe auf. Der Major weigerte sich und wurde daher belagert. Nachdem die feindlichen Batterien das Schloß eine Zeitlang beschossen hatten, verhandelte der Major wegen einer Übergabe durch Akkord. Noch vor der Übergabeverhandlung war General Tilly durch den Schenkel geschossen worden. Nun wurden Bürgen ausgetauscht, der Akkord wurde ausgehandelt; Wilson sollte nach dem Trommelsignal ‚Pales aux bouches'[4] mit Sack und Pack ausmarschieren und von einer Eskorte nach Hohenlockstedt[5] geleitet werden. Der Akkord wurde unterschrieben, war aber weder klug noch vorsichtig ausgehandelt worden, denn als Wilson herauskam, wurden ihm seine Fahnen abgenommen. Er hatte vergessen, sie in den Vertrag mit aufnehmen zu lassen. Als er sich über den Vertragsbruch beschwerte, bat man ihn, den Text durchzulesen, und als er fand, daß alles den Abmachungen entsprach, war er gezwungen, ohne Fahnen nach Hohenlockstedt zu marschieren, wo er wegen dieses Versehens mit Ungnade seines Postens enthoben wurde. Seine Kompanie wurde dem rechtmäßigen Eigentümer, Hauptmann Duncan Forbesse, zurückgegeben“.[6]
Der schottische Fähnrich J. Lumbsdain soll den Sturm der Kaiserlich-Ligistischen auf Schloss Breitenburg[7] als Einziger überlebt haben. Schloss Breitenburg, angeblich eine der stärksten Festungen des Landes im Besitz der von Rantzau, das von einer schottischen Besatzung unter Dumbarre verteidigt wurde, wurde nach der Eroberung am 28.9.1627 teilweise zerstört und die Besatzung auf Befehl Wallensteins massakriert. Der schottische Söldner Monro erinnert sich: „Dieser edle Degen berühmten und würdigen Andenkens hatte, wie schon früher berichtet wurde, auf der Boizenburger[8] Schanze an der Elbe treue Dienste geleistet. Er zog sich dann nach Hohenlockstedt zurück und erhielt dort, als der Feind in Holstein eingefallen war, den Befehl, mit vier Kompanien Schotten und einigen Deutschen das Schloß Breitenburg zu besetzen, das aber weder recht stark noch den militärischen Erfordernissen entsprechend befestigt war.
Meine Informationen über diese Vorgänge habe ich von dem kleinen tapferen Hauptmann Lumsdale, der damals noch Fähnrich des Majors war und als einziger bei dem Blutbad, das der Feind im Schloß anrichtete, mit dem Leben davonkam.
Alle übrigen mußten bei diesem Wüten über die Klinge springen und wurden getötet. Dieser Gentleman, der es mir erzählte, befand sich mit dem Major in der Nähe des Schlosses auf einem Spaziergang, als sich der Feind näherte. Er war unbemerkt (I, 39) bereits so nahe gekommen, daß sie beide, als sie sich zum Schloß zurückzogen, fast keine Zeit mehr hatten, die Fallbrücke hochzuziehen. Und dann hatte der Feind auch schon mit seinen Streitkräften – die, wie man annahm, 10 000 Mann stark waren und von Tilly angeführt wurden – , das Schloß auf allen Seiten umzingelt. Der Feind schickte einen Trompeter und forderte die Verteidiger zur Übergabe auf, was abgelehnt wurde. Darauf schickten sie sich an, das Schloß anzugreifen, doch die Verteidiger hielten stand. Der Kampf, der wie eine Komödie begonnen hatte, endete mit einer Tragödie. Der ganze Schloßhof und die Gebäude schwammen in Blut, unserem schottischen Blut, mit dem die Mauern und der Boden bespritzt sind, wie man es heute noch sehen kann. Da ich den Kampf nicht gesehen habe, will ich bei der Darstellung der Vorgänge nicht in Einzelheiten gehen, damit ich nicht irrtümlich der Welt Nachrichten über Dinge gebe, die ich nicht selbst gesehen habe. Dafür gebe ich einen Bericht, der naturgemäß nicht so im Detail ausfällt, wie es sonst bei Dingen geschieht, die wir selbst gehört und gesehen haben.
In diesem Schloß Breitenburg befand sich neben den Soldaten eine große Anzahl von Männern, Frauen und Kindern, die sich dorthin geflüchtet hatten, um vor dem Feind Schutz zu suchen, der damals zum ersten Male ins Land einbrach. Im Schloß befand sich auch eine Menge Güter und Reichtümer, die vom Land hereingebracht worden waren und sowohl dem Herrn des Schlosses gehörten als auch den Flüchtlingen. Der Major verteidigte das Schloß tapfer sechs Tage lang. Während dieser Zeit hatte sich der Feind an den Wallgraben herangearbeitet und an zwei Stellen Breschen in die Mauern geschossen. Da der Feind so nahe war, schickte er einen Trommler zum Major, um von ihm zu erfahren, ob er verhandeln wolle. Aber der Trommler kehrte mit der Antwort zurück: Solange noch ein Blutstropfen in Dumbarres Gehirn sei, würde das Schloß nicht übergeben. Diese Antwort brachte den Feind so gegen die Verteidiger auf, daß er schwor, wenn er die Oberhand gewänne, dann sollten alle Verteidiger ohne Gnade sterben. Kurz nachdem die Antwort überbracht worden war, wurde Major Dumbarre von einer Musketenkugel in den Kopf getroffen und starb. Die übrigen Offiziere aber schämten sich, auf Akkord zu kapitulieren, was auch der Major abgelehnt hatte. Kurz darauf fiel Hauptmann Duncan Forbesse, danach Leutnant Barbour, dann Hauptmann Carmichell, der dort gar kein Kommando hatte, sondern zufällig vorbeigekommen war, um seine Kameraden vor dem Herannahen des Feindes zu besuchen, und dessen Verhängnis es war, daß er sterben mußte, weil er solange geblieben war.
Der Feind, der inzwischen bei einem Generalangriff den Wassergraben überwunden hatte, achtete nicht darauf, wenn sich jemand mit dem Ruf ‚Quartier‘ ergeben wollte, und nachdem er einmal eingedrungen war, ließ er alle über die Klinge springen und tötete alle ohne Unterschied des Ranges, des Alters und des Geschlechtes auf grausame Weise, so daß höchstens fünf oder sechs davonkamen, von denen Fähnrich Lumsdale wunderbarerweise einer war. Der Feind aber hatte, bevor er das Schloß stürmen konnte, wie ich erfahren habe, über 1000 Mann verloren, was seine Wut noch steigerte, während von unserem Regiment über 300 Mann fielen. Es wird berichtet, daß der Feind, nachdem sich seine erste Wut gelegt hatte, nach der Leiche des Majors suchte, und als man ihn gefunden hatte, schnitt man ihm die Brust auf, riß das Herz heraus, öffnete dem Toten gewaltsam den Mund und stopfte das Herz hinein. Man tötete auch den Prediger, der auf seinen Knien um sein Leben flehte. Aber sie gewährten ihm keine Gnade.
… Nun kenne ich einige Leute, die, um Dumbarre zu tadeln, einwenden, er habe sich geweigert zu verhandeln, als es keine Aussicht mehr gab, weder auf Hilfe, noch darauf, daß er durchhalten könne. Ich kann darauf nichts anderes sagen, als das, was er selbst zu einigen seiner Offiziere gesagt hat, die ihm am nächsten standen: Er bedaure es, daß die Verantwortung für das Leben sovieler Menschen auf seinen Schultern liege. Aber wenn er das Schloß übergebe, so sei er überzeugt, daß der König als sein Kriegsherr ihn werde hängen lassen, denn er wüßte, daß er Feinde bei S. M. habe, die ihn sterben lassen würden, auch wenn er unschuldig sei. Deshalb wolle er lieber ehrenvoll sterben als seinen Namen ins Gerede kommen lassen, um dann am Ende noch leiden zu müssen …“ [9]
Die Rache für dieses Massaker nahm man im April 1628 in Eckernförde,[10] wie Monro weiter berichtet: „Da räumte er [der Gegner] die Schanze, erreichte das Tor vor uns und sperrte uns aus. Nur ein paar Verwundete blieben zurück. Da die Stadt nicht ummauert war, rissen wir den Palisadenzaun nieder, brachen in breiter Front ein und verfolgten den Feind bis zum Marktplatz, in der Hoffnung, er würde sich uns dort zum Kampf stellen. Aber der Feind zog sich in die Kirche zurück, schloß die Türen und verteidigte die Kirche. Unsere Soldaten, die die vom Feind bei Breitenburg verübten Grausamkeiten nicht vergessen hatten, beschlossen, ihnen keinen Pardon zu geben. Mit Hilfe einer langen Leiter stießen wir mit Menschenkraft die Kirchentüre ein und drangen in das Innere vor. Ich dachte, ich könnte die Offiziere gefangennehmen, fand sie aber nicht. Plötzlich sah ich eine Menge Pulver, das sich in einer Spur quer durch die Kirche zog, und da ich befürchtete, sie könnten die Kirche in die Luft sprengen, befahl ich bei Todesstrafe, daß sich jedermann sofort aus dem Gebäude zurückziehe. Der Befehl war noch nicht richtig ausgesprochen, als das Pulver losging. Dabei flog der obere Teil der Kirche in die Luft, so daß über 100 Mann getötet wurden, während andere schlimme Verbrennungen davontrugen, darunter auch ich und Leutnant David Monro, der hinter mir stand. Kaum war die Explosion vorüber, da stürmte Hauptmann Chamberlain hinein, fand die Offiziere und gab ihnen als seinen Gefangenen ‚Quartier‘. Von den 250 Soldaten konnten vielleicht einige wenige oder auch gar keine entkommen“.[11]
[1] MURDOCH, SSNE ID: 133.
[2] Pinneberg; HHSD I, S. 206f.
[3] Monro irrt sich hier; gemeint ist Pinneberg; HHSD I, S. 206f.
[4] Pales aux bouches: „Mündungsschoner aufstecken“ = Signal zur Feuereinstellung.
[5] Lockstedt [Kr. Steinburg]; HHSD I, S. 152.
[6] MAHR, Monro, S. 36.
[7] Breitenburg [Kr. Steinburg]; HHSD I, S. 23f.
[8] Boizenburg [Kr. Hagenow]; HHSD XII, S. 5ff.
[9] MAHR, Monro, S. 54ff.
[10] Eckernförde; HHSD I, S. 38f.
[11] MAHR, Monro, S. 62.