Franzin, Matthias; Kriegskommissar [ – ] Der kaiserliche Kriegskommissar Matthias Franzin teilte dem kaiserlichen Obristen Rudolf von Thun am 5.3.1636 aus Wien mit: Der Kaiser habe beschlossen, die Armee zu reformieren und 30 Regimenter aufzulösen. Zu diesem Zweck wurde eine Kommission mit Generalkommissär Freiherr von Walmerode an der Spitze konstituiert, die ein Verzeichnis der aufzulösenden Regimenter aufstellen sollte. Er, F., habe erfahren, dass auf dieser Liste auch Thuns Regiment stand. Auf seine Fürsprache hin wurde er von dieser Liste gestrichen, so dass sein Regiment bestehen bleibt. Die meisten früher in Tirol stehenden Regimenter sollen aufgelöst werden, ohne finanzielle Vergütung, was in der Armee Unzufriedenheit hervorrufe.[1] Am 25.2.1640 schrieb Franzin an W. E. von Lobkowitz: Schweizer Nachrichten zufolge hätten der Vertreter Kardinal Richelieus und der bayerische Gesandte in Einsiedeln eine geheime Konferenz gehabt. Beide Länder seien bereits übereingekommen. Frankreich wolle Bayern bei der Bewahrung der Kurfürstenwürde sowie der Pfalz behilflich sein, Bayern wieder Frankreich Breisach[2] und das Elsass halten helfen. Erst die Zeit werde alles an den Tag bringen; durch eine solche Allianz könnten, weiß Gott, Dänemark, England und andere Mächte zur Änderung ihrer Beschlüsse bewogen werden. Die schwedische Krone sei über den französischen Vormarsch in Breisach und dem dortigen Land recht wenig erfreut und hätte sich dies lieber für ihr zukünftiges Bündnis mit Frankreich vorbehalten.[3] Franzin wandte sich am 5.4.1640 wieder an W. E. von Lobkowitz: Im Vogtland lägen zehnmal 100 000 fl. für die kaiserliche Armee bereit; sie sollten am übernächsten Tag mit starkem Konvoi weggeführt und an die Soldaten verteilt werden. Die Vorbereitungen zur Abreise des Kaisers seien bereits beendet; der Kaiser müsse sich unbedingt in größerer Nähe des Nürnberger Konvents aufhalten, um den Beratungen eine bessere Richtung zu geben, denn sonst könnten sie sich für das Haus Österreich schwierig gestalten. Über die bayerisch-französischen Verhandlungen werde vieles erzählt und geschrieben, doch dürfe man nicht alles glauben.[4] Am 29.1.1641 schrieb Franzin vom Regensburger[5] Reichstag an W. E. von Lobkowitz: Er werde aus der Abschrift ersehen, was für eine Antwort der hier anwesende Kaiser den Reichsständen in Sachen des Waffenstillstands gab. Die Stände hätten nun begonnen, über diese Antwort und den kaiserlichen Beschluss in den Hauptsachen und in genere zu verhandeln; Er, F., wolle dann über das Endergebnis referieren. Banér habe seine Absicht, Regensburg zu belagern, kundgetan. Bei dem warmen Wetter aber sei das Eis der Donau geschmolzen, die kaiserlichen und bayerischen Truppen seien angekommen und der schwedische General habe seine Absicht aufgegeben; er ziehe aber in Richtung Böhmerwald, so dass der Krieg wiederum seinen Einzug in Böhmen halte. Die weimarischen Truppen hätten sich von Banér getrennt und marschierten nach Franken.[6] Am 26.2.1641 teilte Franzin W. E. von Lobkowitz aus Regensburg mit: Er übersandte ihm in Abschrift den Text der zweiten Proposition der Gesandten der Fürsten von Braunschweig-Lüneburg und der Landgräfin von Hessen-Kassel an die Reichsstände. In puncto amnistiae erwarte man nun die die Annahme des Beschlusses durch alle drei Stände. Dann würden die Lüneburger und Hessen-Kasseler ihre Stellungnahme bekannt machen müssen. Arnim und Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg hätten sich verpflichtet, in Niedersachsen für den Kaiser eine völlig neue Armee aufzustellen.[7] Schon am 1.3. 1641 schrieb Franzin wieder aus Regensburg an W. E. von Lobkowitz: Dieser Tage hätten sich die Kurfürsten mit den Fürsten endlich auf eine Amnestie, von anno 1630 angefangen und generaliter, das ist mit Aufhebung und Kassierung des beim Prager Frieden abgemachten Nebenreces geeinigt; all dies mit dem Vorbehalt, dass der effectus amnestiae so lange suspendiert wird, bis alle Stände zusammen kommen, ihre Armeen von den feindlichen trennen und sie unter dem Oberkommando des Kaisers bereinigen. Das Städtekollegium sei anderer Meinung und trachte nach einer allgemeinen, unbegrenzten und unbedingten Amnestie von Kriegsbeginn an, d. h. seit 1618. Das Städtekollegium habe freilich nur eine beratende, keine mit entscheidende Stimme. Am heutigen oder morgigen Tag werde der Beschluss der Kurfürsten und Fürsten den Vertretern Braunschweig-Lüneburgs und Hessen-Kassels zur Kenntnisnahme der Schlusserklärung vorgetragen werden. Banér stehe in Cham,[8] solle aber angeblich zwecks Kommandoübernahme mehrerer Regimenter nach Böhmen gehen. Vorgestern sei Erzherzog Leopold Wilhelm eingetroffen, denn am 20.3. würden die kaiserlichen und bayerischen Truppen ihr Generalrendezvous abhalten und dann gegen den Feind ausrücken.[9] Am 19.3.1641 schrieb Franzin wieder aus Regensburg an W. E. von Lobkowitz: Am vergangenen Sonntag hätten sich die kaiserlichen und bayerischen Truppen gegen Schwandorf[10] und Cham in Marsch gesetzt, wo der schwedische Generalmajor Slange mit 3.000-4.000 Reitern stand; beim Heranrücken der Kaiserlichen sei dieser mit 100 Reitern in Richtung Neunburg vorm Wald[11] entkommen. Banér habe vorgestern noch nicht glauben wollen, dass die ganze kaiserliche Armee gegen ihn heranmarschiere. Er habe zwar den Befehl zur Vereinigung seiner Truppen erteilt und an viele Stellen um Hilfstruppen geschrieben, doch werde er sich, erhaltenen Nachrichten zufolge, bald mit einer erhofften Hilfe mehr trösten können. Dieser glückliche Ausgang werde sicher zur Folge haben, dass die Vertreter Braunschweig-Lüneburgs und Hessen-Kassels eine bessere Antwort auf den ihnen von den Reichsständen vorgelegten Beschluss über einen vollständigen Waffenstillstand geben werden.[12] Franzin schrieb am 22.3.1641 aus Regensburg an W. E. von Lobkowitz: Der in Neunburg vorm Wald eingeschlossene Slange habe sich zusammen mit dem jungen Markgraf Karl Magnus von Baden-Durlach und 2.000 Reitern Leopold Wilhelm ergeben, sei hierher gebracht und kurz darauf nach Wien überführt worden. Jene Reiterei bildete angeblich den Kern von Banérs Kavallerie und bestehe größtenteils aus Finnen. Banér sei am vorigen Montag durch Cham gekommen und jetzt nach Böhmen unterwegs, ihm folge General Geber auf dem Fuße; es bestehe die Hoffnung, dass er ihn völlig zerstreut und vernichtet. Der Erzherzog habe Hilfstruppen an Geber abkommandiert; überdies auch Spiegel, der Banér zuvorkommen und ihm den Weg nach Eger abschneiden soll. Banér werde sich für diesen Fehler bei seiner Krone schwerlich verantworten können. Nun bleibe abzuwarten, was Braunschweig-Lüneburg und Hessen-Kassel daraus für Lehren ziehen.[13]
Im Oktober 1643 berichtete Franzin dem kaiserlichen Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt von den Verhandlungen wegen Reichersdorf, einem Gut bei Eger, und der Herrschaft Karlsberg.[14] Torstensson stände in Schlesien.[15]
[1] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 196.
[2] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[3] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 995.
[4] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1018.
[5] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[6] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1132.
[7] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1161.
[8] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.
[9] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1164.
[10] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.
[11] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.
[12] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1173.
[13] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1176.
[14] Karlsberg [BH St. Veit/Cl].
[15] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 341.