Gaudeck [Gaudeckh, Gaudecker], Heinrich Burghard von
Gaudeck [Gaudeckh, Gaudecker], Heinrich Burghard von; Obrist [1583 Marburg-19.6.1636 Zabern] Gaudeckh stand als Obrist in den Diensten Bernhards von Sachsen-Weimar.[1]
„Neben den zur Tagesordnung gewordenen Ausfällen [der Besatzung v. Villingen;(2) BW] war das hauptsächlichste Ereignis des Monats Juni [1634; BW] die Entsendung eines Hilfskorps an den Generalmajor Rheingrafen Johann Philipp, der im Verein mit seinem Bruder Otto Ludwig die von dem tapfern Obersten [Franz v.; BW] Mercy, dem spätern kurbayerischen Feldmarschall, standhaft vertheidigte Waldstadt Rheinfelden[3] belagerte und einen Entsatz fürchtete, welchen die Breisacher[4] Garnison mit einem Theil der Villinger Reiterei und den zahlreichen, den Kaiserlichen ergebenen Schwarzwälder Bauern im Schilde führten, wie denn letztere von einem festungsartigen, zwischen St. Blasien[5] und Villingen gelegenen Verhau aus, verbunden mit Soldatenhaufen, bald den Breisachern, bald den Rheinfeldern Zufuhr und Ersatzmannschaften forderten. (Barthold, Deutscher Krieg. 1842. I, 172.)
Der schwedische Oberst Heinrich von Gaudeckh, Kommandant von Freiburg i. Br.,[6] durch dessen Vermittlung das Ansuchen des Rheingrafen gestellt wurde, berichtet am 7. Juni, dass Hilfe dringend nothwendig, da gestern die ganze Nacht als Zeichen der äussersten Noth ein Feuer auf dem Kirchthurm zu Rheinfelden gebrannt habe und der Feind sich stets verstärke. Vor einigen Tagen seien 150 Pferde Lothringisch Volk aus Burgund zum Feind gestossen, die sie zwar ertappt und von denen sie etlich und dreissig niedergemacht und gefangen, es sei aber zu befürchten, dass wenn Rheinfelden entsetzt werde, nicht allein dem Breisgau,[7] sondern auch dem Herzogthum Württemberg Gefahr und Schaden erwachsen möchte. Genau beschreibt er den Weg, den das Detachement zu nehmen habe, beifügend, dass zu grösserer Sicherheit demselben von Freiburg aus der Major Nothaft mit einem starken Reiterkonvoi vom Zyllenhardt’schen Regiment entgegengeschickt werden.
Das Hilfsvolk, bestehend aus 100 Reitern und 400 Musketiren, zu dessen Führung anfänglich [Georg Friedrich vom; BW] Holtz, dann der Oberstlieutenant Pflaumer vom Herzog beordert war, marschirte am 13. gegen Freiburg zu ab. Als Ersatz sollten in den nächsten Tagen der Major Widerholt mit 6 Compagnien zu Fuss aus dem Leonberger[8] Oberamt und später 4 Landkompagnien des Holtz’schen Regiments abgeben, welch letztere am 19. in Metzingen[9] und Ofterdingen[10] ihr Rendezvous haben würden.
Schon nach einigen Tagen jedoch kehrte die Hilfstruppe zurück, indem, wie ein Ueberläufer Namens Hans Ankhelin von Tiefenbach,[11] Maulbronner[12] Amts, der zuvor unter dem Schaffalitzky’schen Regiment untergestellt, dann wieder gefangen und übergelaufen sei, am 14. mittheilte, dass der kaiserliche Oberst Schönau mit 500 Mann zu Fuss und 600 Reitern zum Entsatz von Rheinfelden zwischen diesem Ort und Breisach von dem Rheingrafen geschlagen und mit mehreren vornehmen Offiziers gefangen worden sei“.[13]
Gaudeckh fiel 1636 beim Sturm auf Zabern.[14] Dazu berichtet das „Theatrum Europaeum“:[15] „Entzwischen seynd Hertzog Bernhard von Weinmar mit einem ziemlichen Theil von dero Armee durch einen andern Weg auff Pfaltzburg[16] zu/ ankommen / und ehe man sich dessen versehen können / in Person mit 1000. commandirten Mußquetirern unnd 500 Pferdten vorher gewischt / welche also conjunct den 2. Junij morgends vor Tag die Schantz ob Zabern erstiegen / occupirt / und viel darinnen niedergemacht / und (welches zu verwundern) damahlen zwar von den ihrigen nicht einen Mann verlohren. Dieweil aber die Frantzösische Artollerey nicht bey der Hand / und deß Volcks zu wenig / die Statt Zabern aber starck und mit viel vornehmen Obristen besetzt war / hat man derselben / wie man gewolt / ernsthafftig nicht zusetzen können / biß den 9. hujus Breche gemacht / unnd darauff gegen Abend Sturmb angelauffen worden / allda die Frantzosen / so der Herr Cardinal [Jean Louis de Nogaret-La Valette; BW] dahin com̃andirt / und die Avantgarde oder den Vortrab gehabt gehabt / so furioß und manlich angangen / daß sich darüber zu verwundern gewesen / und ungeachtet / daß sie von Hertzog Bernhards succurrirenden Teutschen Trouppen nit weniger tapffer secundiret worden / auch die eine Statt bereits occupirt / haben sie doch einen so beständigen Widerstand gefunden / daß sie dritthalb Stund in solcher Statt unter der Breche fechten / und weilen die Nacht eingefallẽ / daß man weder Freund noch Feind erkennen / weniger unterscheyden können / endlich wiederumb weichen müssen. In diesem Sturmb seynd Hertzog Bernhard an einem Finger verletzt / Graff Jacob von Hanaw Müntzenberg aber / Item Obrister Gaudecker / und etliche andere Officirer neben ungefehr 80. Soldaten todt geblieben / deren in der Statt nit weniger gewesen / dahero dann folgenden Tags / mit beyderseits Belieben / auff 4. Stund Stillstand / die Todten zu begraben / gemacht / und damals von denen in der Stadt gefragt worden / ob sie solten einen erleydlichen Accord erhalten können“.[17]
[1] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst. „Heinrich Burghard von Gaudeckh“ nach HERBST, Die Burg Hachberg, S. 70.
[2] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.
[3] Rheinfelden (Baden) [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 659.
[4] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[5] St. Blasien [LK Waldshut].
[6] Freiburg im Breisgau; HHSD VI, S. 215ff.
[7] Breisgau; HHSD VI, S. 113f.
[8] Leonberg [Kr. Böblingen]; HHSD VI, S. 463f.
[9] Metzingen [LK Reutlingen]; HHSD VI, S. 525f.
[10] Ofterdingen [Kr. Tübingen].
[11] Tiefenbach, heute Ortsteil von Östringen [LK Karlsruhe].
[12] Maulbronn [Enzkreis].
[13] HOLTZ, Generalfeldzeugmeister Georg Friedrich vom Holtz, S. 45f.
[14] ZIMMERMANN, Stadt und Land, S. 725; Zabern [Saverne; Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].
[15] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.
[16] Pfalzburg [Phalsbourg, Dép. Moselle].
[17] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 663.
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