Hagen, Heinrich von; Major [ – ] Hagen stand als Major in schwedischen Diensten und war 1648/49 Kommandant von Weiden[1] (Obere Pfalz).
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[2] aus dem von Eger[3] abhängigen Marktredwitz[4] erinnert sich an den Juli 1648: „Der schwedische Major Hagen ist mit [etwa] 40 Musketiere(r)n, seinen Dienern, 3 Wagen und nahezu 24 Pferden am 11. Juli abends hiehero [ge]kommen und hat Quartier begehrt. Weil wir verstanden [haben], daß er zu Weiden Kommandant werden sollte, ist es ihm alsbald bewilligt worden. Die Musketiere(r) sind auf die Torhäuser, der Major und seine Offiziere(r) sind in beide Wirtshäuser gelegt und alle nach Notdurft gespeist worden. Am, anderen Tag ist er früh auf[ge]brochen und zu seinem Kommandanten nach Weiden fort[ge]gangen“.[5]
„Der schwedische Kommandant von Weiden, Major Heinrich von Hagen bedrohte am 18. September [1648] in einer Bekanntmachung jeden mit der Todesstrafe, der Getreide in eine feindliche Garnison oder in einen neutralen Ort liefere. Die Amberger[6] Regierung verbot am 2. Oktober die Bekanntgabe dieser Drohung. Der Pfleger von Treswitz,[7] Anton Mehler, hatte das schwedische Verbot nicht bekannt gegeben, den Untertanen verboten, Getreide nach Weiden zu liefern, die Schweden als Feind bezeichnet und sie ausgelacht. Außerdem hat er Getreide und Malz nach Amberg geliefert. Er wurde deshalb von den Schweden um 300 Taler gestraft, am 25. September nach Weiden in Haft gebracht, dort in Eisen geschlagen und bis 5. November dort eingesperrt. (Um diese Zeit wurde der Friedensschluß bekannt). Major von Hagen begnügte sich nun mit einem Betrag von 100 Talern“.[8]
„Bei dem Abzug Kannebergs kam von Oberstleutnant Gaudi in Neumarkt die Aufforderung, die rückständige Kontribution [der Auerbacher;[9] BW] zu bezahlen, widrigenfalls eine Exekution vorgenommen würde. Eine Erfüllung dieser Forderung war natürlich unmöglich. Tags darauf kam der Oberstleutnant des Rgt. Kanneberg mit seinen 3 Komp. aus Nürnberg[10] zurück, blieb in Auerbach über Nacht und verzehrte 3 Mahlzeiten. Die Geiseln [v. Auerbach; BW] wurden nun entlassen und befanden sich am 19. [Juni] wieder in Auerbach. Da bei der herrschenden Not das Geld nicht bezahlt werden konnte, wurden im November nochmals 3 Untertanen der Ämter Auerbach und Michelfeld[11] als Geiseln nach Weiden verschleppt und dort in Haft behalten. Am 25. Dezember verfügte der dortige Kommandant, Major von Hagen, daß sie nicht früher entlassen werden sollten, bis der letzte Heller bezahlt sei. Eschenbach[12] mußte monatlich 285 Taler abliefern, außerdem eine Menge Lebensmittel, Bau- und Brennholz. Als der Stadtschreiber mit seinem Kollegen von Grafenwöhr[13] am 16. November mit der fälligen Kontribution nach Weiden kam, wurden beide in Haft gesetzt, da noch ein angeblicher Rest von 308 1/2 Talern für nicht geliefertes Bauholz ausständig sei. Beide waren am 2. Dezember noch in Haft. Nabburg[14] mußte eine Brandschatzung von 4 000 Talern zahlen und 4 Geiseln nach Weiden stellen, 2 000 Strich (1 Strich ist 93, 3 l) Korn, 500 Strich Hafer, 50 Pferde und 60 Ochsen liefern. Die monatliche Lieferung an Geld, anderen Lebensmitteln und Holz ist nicht bekannt. Nach Friedensschluß hatte es noch 1 220 fl an Weiden zu zahlen“.[15]
„Am 18. Januar [1649; BW] lagen hier [in Weiden; BW] 397 Mann mit 162 Pferden. Die Kosten für deren Unterhaltung betrugen monatlich 3 436 Taler, 21 Groschen. Die Weidener beschwerten sich über die unerträglichen Lasten, weshalb die Sulzbacher Regierung sich am 10. März an Wrangel wandte, der am 8. April aus Schweinfurt[16] antwortete, daß die Garnison bald aus Weiden entfernt werde. Das Verhalten der Neuburger Regierung und dessen Landrichter de la Haye auf Parkstein[17] hatten jedoch zur Folge, daß die Schweden bis zum 17. August 1650 in Weiden blieben. Bis zum 6. Juli 1649 betrugen die Kosten für Verpflegung im Gemeinschaftsamt und in der Stadt Weiden 71 259 fl 30 kr. Hierbei sind die Auslagen der über die Gebühr gewährten Verpflegung nicht gerechnet. Am 3. August klagten die Bürger, daß die Schweden manchen Einwohner monatlich 20-90 fl kosten. Die Reiter seien mit 12 kr, die Musketiere mit 8 kr pro Tag nicht zufrieden und verlangten 2-3 kr mehr. Weiden hatte damals 150 Bürger; diese sollten ohne das Servis und die Fourage zu rechnen, monatlich 2 000 fl zahlen, was sie nicht leisten könnten. Kraut und Rüben hatten die Schweden schon weggenommen. Die Neuburger[18] Regierung gewann (durch Bestechung ?) sowohl den schwedischen Kommandanten in Weiden, Major Heinrich von Hagen, als auch den bayerischen Generalkriegskommissär Schäffer, der die Truppen auf die Quartiere verteilte. Der Sulzbacher[19] Landrichter in Weiden, von Ehrenstein, berichtete hierüber am 30. August: daß Hagen ‚den Ruml (Neuburger Landrichter in Weiden) niemals nicht beißt …‘ ‚Wie er dann auch den abgesetzten catholischen Rath mehr als den Evangelischen flattirn thut‘. Am 11. September meldete Ehrenstein, daß die Neuburger Räte mit Hilfe Schäffers den Sulzbacher Erbämtern alle Drangsale aufbürden. Am 11. September verlangte Major Hagen, daß an Stelle des zum Füttern untauglichen Grases an die Pferde Hafer abgegeben werde. Am 19. November beklagten sich die Weidener, daß die Schweden nachts in Häuser einbrechen, stehlen und Weiher abfischen“.[20]
[1] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.
[2] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[3] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[4] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[5] BRAUN, Markredwitz, S. 345.
[6] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.
[7] Treswitz, heute Ortsteil von Moosbach [LK Neustadt a. d. Waldnaab].
[8] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 278 (die umfassendste Darstellung der Kriegsereignisse in der Oberen Pfalz).
[9] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[10] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[11] Michelfeld; HHSD VII, S. 446f.
[12] Eschenbach (i. d. OPf.), HHSD VII, S. 186.
[13] Grafenwöhr [LK Neustadt a. d. Waldnaab].
[14] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.
[15] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 293.
[16] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[17] Parkstein; HHSD VII, S. 570.
[18] Neuburg a. d. Donau; HHSD VII, S. 497ff.
[19] Sulzbach-Rosenberg [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 728ff.
[20] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 304.