Haraucourt [Hareaucourt, Hauncourt, Harronkurdt, Harracourt, Harancourt, Harancofurt, Heraucourt] de St. Simon [St. Balemont, Balemont], marques de Faulquemont, Henri; Generalwachtmeister [1595–Sept. 1632] Haraucourt[1] stand als Generalwachtmeister[1a] in lothringischen Diensten.
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[2] erwähnt ihn und seine Truppen in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 14. September [24.9.1630; BW] ist der Oberste[3] Harcourt, ein Frantzos, mit 6 Compagnien und der Oberste Bernstein mit 5 Compagnien[4] keyserlichen Reutern durch das Ambt Keula[5] nach dem Ambt Heringen[6] marchiret. Haben allenthalben großen Schaden gethan. Mir haben 6 Streifer von diesem Volcke einen schönen 3jährigen jungen Fohlen zu Sußra[7] von der Weyde hinweg genommen, haben im Durchzuge über hundert Pferde gestohlen, darunter 6 Pferde von Toba,[8] 2 von Holzthalebra,[9] 1 von Keula, 1 von Großmehlra,[10] mir eines, 2 von Rohnstedt,[11] 3 von Schernberg,[12] 19 aus dem Sondershäusischen,[13] so vorgespannet, sind alle außen blieben. Den 15. September haben auch etzliche Reuter dem Herren Cantzler zu Sondershausen 2 Pferde aus dem Pfluge genommen“.[14]
Eine Bitte des bayerischen Statthalters der Unterpfalz, Heinrich von Metternich, um Verstärkung gegen schwedische Truppen hatte Haraucourt 1631 abgeschlagen, weil er von Karl IV. von Lothringen[15] an Ossa gewiesen worden war, der ihm den Marsch nach Hagenau[16] befohlen hatte.[17] Sechs Kompanien von Harancourts Regiment wurden am 1.2.1631 zur Blockade Magdeburgs[18] eingesetzt. Am 15.6.1631 war er in Mühlhausen[19] einquartiert.[20]
Der Salemer[21] Zisterziensermönch Sebastian Bürster [? – 1649][22] schreibt in seiner Chronik: „Item den 8. diß [8.6.1632; BW] ist der general und graf Harronkurdt allhieher von Biberach, quatier[23] zue machen, sampt seinen reutern und stab[24] ankomen, nachdem er solche in 2 mahlen mit sturm angeloffen, nichts außgerücht und mit großem spott abgetriben, allhie 8 tag lang außgerastet und nahmahlen naher Wien gezogen“.[25]
Sein Regiment unter dem Obristleutnant Jean Baptiste Saint-Martin de la Baume war bei der Schlacht an der Alten Veste[26] bei Zirndorf am 3.9.1632 eingesetzt.[27]
[1] Vgl. SCHMIDT-BRENTANO, Die kaiserlichen Generale, S. 216f.
[1a] General(feld)wachtmeister: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer („Generalmajor“ bei den Schweden). In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.
[2] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[3] Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in Jden Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt.
[4] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[5] Keula [Kyffhäuserkreis].
[6] Heringen [Kreis Nordhausen].
[7] Sußra [Kyffhäuserkreis].
[8] Toba [Kyffhäuserkreis].
[9] Holzthaleben [Kyffhäuserkreis].
[10] Großmehlra [Unstrut-Hainich-Kreis].
[11] Rohnstedt [Kyffhäuserkreis].
[12] Schernberg [Kyffhäuserkreis].
[13] Sondershausen [Kyffhäuserkreis].
[14] HAPPE I 249 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[15] Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[16] Hagenau [Elsass, h. Frankreich, Dép. Bas-Rhin].
[17] MAIER, Unterpfalz, S. 510, Anm. 6.
[18] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[19] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.
[20] JORDAN, Chronik, S. 51.
[21] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f.
[22] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 59f.
[23] Biberach an der Riß [LK Biberach]; HHSD VI, S. 80ff.
[24] Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Die Bedeutung ergibt sich metonymisch: Der Stab war das Zeichen der Amts- und insbesondere der militärischen Obergewalt. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchs auch der Umfang des Stabes.
[25] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 23.
[26] Alte Veste [Gem. Zirndorf, LK Fürth]; HHSD VII, S. 14. 3./4.9.1632: vergeblicher Sturm Gustavs II. Adolf auf Wallensteins befestigtes Lager bei Zirndorf und Schlacht an der Alten Veste, 18.9. Abzug Gustavs II. Adolf. Vgl. MAHR, Wallenstein vor Nürnberg; MAHR, Schlacht.
[27] Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 646 (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).