Herrera [Hercra ?] und Barrientes, Martin Freiherr von
Herrera [Hercra ?] und Barrientes, Martin Freiherr von; Obrist [ – ] Herrera [Herver, Herero, Hercra] stand als Obrist in kaiserlichen Diensten. Er nahm an der Schlacht bei Wittstock[1] am 4.10.1636 teil.[2]
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[3] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 8. Oktober [19.10.1636; BW] haben wir die leidige Post bekommen, dass uns 12 Regimenter Hatzfeldisch keyserlich Reuter einquartiret werden solten. Den 10. Oktober [20.10.1636; BW] sind diese Regimenter ankommen, als der Obriste Conzago, Oberiste Coloredo, Obriste Lombardo mit 30 Compagnien im Amt Clingen[4] und Stadt Greußen,[5] das Herverische des Obristen Nitrams, Obristen Manteufels, Obristen Zweyers und Obristen Wendrums Regimenter von 28 Compagnien in das Amt und Stadt Sondershausen,[6] das Harossische, Wolckensteinsche, Altwallensteinische und Bönnigheusische im Ambt Keula[7] und Ebeleben,[8] ist ein unaussprechlicher Schade|Jammer| allenthalben“.[9] „Eodem [die] [29.1./82.1637; BW] ist das Heretrische Regiment zu Sondershausen auch aufgebrochen und alhier zu Ebeleben durch marchiret, haben ein Nachtquartier begehret, wir es Ihnen aber nicht geben wollen, sind fort gezogen bis Mehrstedt,[10] da sie im Felde pernoctiren müssen“.[11] „Eodem [die] [29.1./8.2.1637; BW] der Obriste Herero von Sondershausen hinweg gezogen“.[12]
Am 8.2.1641 teilte Ferdinand III.[13] aus Regensburg[14] Rudolf von Colloredo mit: In der jetzigen Zeit, da Gerüchte über Banérs beabsichtigten Feldzug gegen Pilsen[15] umliefen, scheine ihm die Ernennung Herreras zum Stadtkommandanten recht ungenügend. Er schicke deshalb einen Sonderkurier an Borri nach Eger.[16] Dieser möge nach der Kommando-Übergabe und entsprechenden Instruktionen an Neuhaus nach Pilsen gehen und sich dort der Leitung der Verteidigung annehmen.[17]
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[18] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[19]erinnert sich an den April 1642: „Den 7. (dito) April sind an die 70 neu geworbene Reiter, zu des Herrn Oberst und Freiherrn von Herrera Regiment gehörig, aus Österreich durch Böheim(b) nach Arzberg[20] [ge]kommen und haben sich daselbst und zu(m) Seussen[21] einquartiert. Den 8. dito sind sie hie[r]hero kommen, haben die Schranken alsobald eröffnet und Quartier haben und machen wollen, was wir ihnen aber alsbald rund abgeschlagen. Doch haben wir ihnen, wenn sie das Quartier anders(t)wo nehmen würden, versprochen, ihnen 100 Pfund Brot, 2 Eimer[22] Bier, 6 Maß Hafer und absonderlich [dazu] auch [noch et]was für die Offiziere(r). [Daraufhin] haben sie ihr Quartier zu Dörflas[23] nehmen wollen, was ihnen aber der markgräfliche Kommissar, Kapitänleutnant Seifert, der soeben zu Dörflas mit 60 Musketiere(r)n vom markgräflichen Ausschuß gelegen, auch nit gestattet, sondern ihnen zum Quartier Leutendorf[24] und Meußelsdorf[25] ansigniert [hat], so sie auch angenommen [haben].
Als sie außenhinum(b) geritten, haben wir den Rittmeister, welcher den Trupp kommandierte, neben dem Obersten Schönschal hereingelassen und ihnen einen Trunk gereicht, bis wir Brot, Bier, auch etwas von Fischen und Stockfischen zusammenbrachten, [um] es mit ihnen hinauf zu (ver)schaffen. Weil diese [aber] dem Herrn Oberstwachtmeister Melchior Adam Moser von Eger zu Albenreuth[26] 4 Ochsen zur Vorspann mitgenommen, (al)so haben wir auf Begehren der Einspänner von Eger den Hofmeister des Rittmeisters – welcher sich eben hie[r] befunden, [um] sich ein Koller machen [zu] lassen, hier in Arrest behalten, bis die Ochsen restituiert wurden. Darauf[hin] hat der Rittmeister die Ochsen durch seinen Trompeter hereingeschickt und seinen Hofmeister [wieder] abholen lassen. Sie sind mittags auf[ge]brochen und gegen Erckendorf marschiert“.[27] […] „Den 13. dito hat uns abermals ein e[dler], fester Rat der Stadt Eger durch [einen] eigenen Boten ein Schreiben überschickt, darinnen gemeldet, daß H[err] Oberst Freiherr von Herrera und Barrientes mit ungefähr 60 Pferden bei ihnen angelangt und seinen Marsch auf uns [zu] nehmen würde. Dahero [habe] er sie gebeten, daß sie uns solches avisieren, damit ihm allhier bei seiner Ankunft [et]was von Proviant gereicht würde. Dahero ermahnen sie uns, daß wir dem H[errn] Oberst und den Seinigen, wenn er ankommen würde, etwas vom Proviant sekurieren sollten.
Als nun der Oberst nachmittags mit 80 Pferden bei uns an[ge]kommen, hat er weder mit [dem] Proviant noch mit dem Quartier in den Vorstädten zufrieden sein wollen, sondern hat das Quartier im Markt [begehrt], was wir aber nit bewilligen wollten. Darauf hat er hoch geschworen, er wolle sich [zwar] in die Vorstadt einlegen, solche Widersetzung [freilich] alsbald nach Prag berichten und von hier nit weichen, bis wieder Order von Prag käme. Obwohl wir uns lang gegen ihn mit guten und bösen Worten setzten, konnten wir doch nichts anders(t) von ihm erhalten, als daß wir ihn letztlich [doch] mit seinen zugehörigen Leuten hereinlassen mußten; wie er mich denn [auch] einmal vor dem Tor gar zorniglich mit dem Pistol bedrohte, indem er sprach, ich sollte wissen, daß e r der Freiherr von Herrera wär ! Die anderen 2 Rittmeister, die mit ihm waren, haben mit ihrem Gesind[e] und Pferden in beiden Vorstädten quartiert. Diesem Oberst(en) mußte Wein verschafft werden. Auch die andern [mußten] alle herrlich traktiert werden. Des andern Tags ist er zu allerfrühst auf[ge]brochen und auf Erbendorf[28] (zu) marschiert. Zu seinem Fortzug haben wir 14 Ochsen vorspannen müssen. Zu Erbendorf hat er 10 wieder zurückgelassen, die [übrigen] vier aber noch (weiter) mitgenommen bis eine Meil[e] Wegs hinter Vilseck,[29] wo er sie dann auch zurückgelassen hat. Und do sie selben Abend nit wären hinweg[ge]kommen, hätte er sie [sicher] noch weiter(s) mitgenommen; denn als doselbst die Bauern, [bei denen] er das Quartier gehabt, vor seiner Ankunft aus Furcht ihre Einspann, [nämlich] 10 Ochsen, in ein Erdloch im Holz getan und sie den andern Tag holen und einspannen wollte – da sie gesehen, daß er ohne Vorspann nit fortzubringen [war] – , fanden sie 9 Ochsen tot. Sie [waren] alle erstickt. Den 10. haben sie noch lebendig heraus und also [nur] einen davongebracht. Wie sie ihm dann keine Vorspann haben verschaffen können und er auch unsere den [vorhergehenden] Abend bereit[s] zurückgelassen, hat er seine Pferd[e] einspannen und fortmarschieren müssen. Dieser Oberst hat uns diesmal [alles] in allem 98 K[ronen] gekostet“.[30]
„1645 wird das Archiv der Stadt Kallenhardt[31] durch die Truppen des kaiserlichen Obristen Hercra geplündert“.[32] Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Herrera.
[1] Wittstock [Kr. Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff.
[2] Zur Bedeutung der Schlacht vgl. REBITSCH, Schlacht.
[3] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[4] Clingen [Kyffhäuserkreis].
[5] Greußen [Kyffhäuserkreis].
[6] Sondershausen [Kyffhäuserkreis].
[7] Keula [Kyffhäuserkreis].
[8] Ebeleben [Kyffhäuserkreis].
[9] HAPPE II 45 v – 46 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[10] Mehrstedt [Unstrut-Hainich-Kreis].
[11] HAPPE II 49 v – 50 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[12] HAPPE II 86 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[13] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.
[14] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[15] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[16] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[17] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1143.
[18] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[19] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[20] Arzberg; HHSD VII, S. 31f.
[21] Seußen, heute Ortsteil von Arzberg [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].
[22] 1 Eimer = ca. 80 l (fränk.)
[23] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].
[24] Leutendorf, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[25] Meußelsdorf, heute Ortsteil von Markredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[26] Albenreuth [LK Tirschenreuth].
[27] BRAUN, Marktredwitz, S. 159.
[28] Erbendorf [LK Tirschenreuth].
[29] Vilseck; HHSD VII, S. 771f.
[30] BRAUN, Marktredwitz, S. 161f.
[31] Kallenhardt; HHSD III, S. 376f.
[32] TEMPEL, Rüthen, S. 220.
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