Hert(z)feldt, N; Kapitän [ – ] Hert(z)feldt [Hartfelt] stand 1622 als Kapitän in den Diensten Christians von Braunschweig, wie aus dem Tagebuch des Paderborner[1] Kanzlers Konrad Wippermann hervorgeht:
„Ist weinigh thagh hernacher als dingstags post laetare den 8. Martii [1622; BW] in der finsteren nacht umb 9 uh, wie ich mich zur ruhe begepen wollen, deß hertzogen capitein Hertfeldt genant mit soldaten zu mir auff die cantzelei kohmen, auch zu sich gefordert und angemeldet, muste mich ihme im nahmen und auß bevelch des hertzogen gefangen geben und entweder mit zu dem profoß folgen, oder aber ein gewißes sicheres gemach, welches er meiner persohn halbeer uber sich nehmmen wolte, erwehlen, da er mich durch beihabende soldaten woll bewachren und bemachen laßen konte.
Ob ich nun woll vor beides und sonderlich wegen meiner weib und kinder gebetten, und die ursachen solcher gefenglichen anhaltungh zu wißen einstendigh begehret, auch g[e]nuchsamblich vor das entweichen, welches ohne daz wegen meiner weib und kinder gahr nicht zu besorgen geweßen, zu cauiren[2] erbotten; so hatt mir doch der capitein keine ursachen berichten konnen oder wollen, sonder ploß uff den fürstlichen befelch sich gezogen und sich damit entschuldiget, und hab ihme darauff alle gemacher der cantzelei offnen, endtlich aber damit ich bei den cantzelei actis und handlungen verpleiben mugte, das hinderste gemach da die repositur[3] von meinen kinderen und gesind verschloßen, erwehlen, und den soldaten die rechte cantzelei und rhattstuben zu ihrer wacht, tagh, und nachtleger einraumen, auch dabei des thagsuber untern ubelln gestanck und anderen unreinigkeiten sitzen, schreiben, eßen und trincken mußen.
Wie nun eben dieselbe nacht der burgermeister und licentiat Westphall durch selbigen capitein und auch ohne vermeldungh einiger ursachen gefenglich angenohmmen und in sein des capiteins logisament gefuhrt, so supplicirn beide des anderen thags dem hertzogen nach der Lippe,[4] bitten umb die ursach und erledigungh mit nochmahliger anerpietungh g[e]nuchsamer caution, daz auß und von der stadt Paderborn nicht zu entweichen, sonder ihrer fürstlichen gnaden zu menniglichen, so uns bei derselben ungleich angetragen zu recht stehen wollen, und schicken damit umb beßere beforderungh einen rhattsherrn Bernhardt Hackelman genant nach der statt Lippe ab.
Derselb aber bringet uns keine andere resolution zuruck, als daz uns die ursachen noch zeitigh g[n]uch solten zu wißen werden, und da uns die jetzige einlager- und anhaltungh zu glind, solten an andere und angenehmer orter gefuhret werden, damit aber der wacht und unreinigkeit auß der cantzelei und rhattstuben wider befreit, so hab mit dem capitein Hertzfeldt dahin gehandlet, daz ich ein anders gemach oben auff erwehlen mugen und die soldaten auff zwei geringert, auch auff einer kleinen kammer vor meinem gemach schlaffen und die wacht halten mugten, deßwegen gegeben ein silberen pferdt, welches mir vor etzlichen jharen von einer vornehmen stadt verehrt worden. […]
Ahm grunen donnerstagh den 24. Martii novi. Hirauff ist der hertzogh ahm heiligen grunddonnerstagh von Borgentreich,[5] Peckelßheimb,[6] Brakell[7] wieder in Paderborn kohmmen, unnd als ich woll verhoffet die heilige thage uber etwas libertet zu schuldiger betrachtungh unsers hern Gottes bitteren leidens und obliggender christlicher devotion zu bekohmmen, so schicket der hertzogh umb elff uhr in der nacht zwei seiner vornehmbster leibdiener Rochaw und Stoplitz zu mir und laßet mich betrohen, auff der cantzelei wehre noch ein besonderer schatz vorhanden oder von mir heimblich verpracht, den solte ich zeigen, oder wohin derselb gefuhret, recht berichten, oder wurde mir ein anders bejegnen.
Charfreitagh 26. Martii.
Alß nun aber mich sowoll gegen die abgesandte, alß auch den hertzogen selbst des anderen morgens entschuldigt, daz mir solche zumuthungh gar fremb angesehen, die cantzelei ein verfallen hauß und hoff geweßen und unter weiniger zeit irst gebawet, und noch, wie zu ersehen, nicht fertigh, da man keine schetze hinbringen wurde, daz ich auch sonst bei meiner zeit darauff weinigh gelts gesehen, außerhalb waz von denn beambten vor und nach, wie woll in geringen sumen gelieffert und auff die wechßell wider außgezehlet.
So ists woll darbei verplieben, wie aber hiruber der capitein Hartfelt nach dem Dringenbergh[8] mit seinen fendtlein von denn hertzogen verlegt und verschicket worden, derselbe auch die soldaten, so mich bewachet, mit haben wollen, so hab ich den capitein auch deßen leutenambt und soldaten daz ich vonn denselben nicht mit mehr soldaten und herter beleget und bewachet geweßen, besunders mit geldt verehren, zuletzt auch dem capitein und leutenant, alß wan siee sunsten nicht vortkhommen konten, mein gautschen zeugh auff drei pferde dargeben mußen“.[9]
[1] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.
[2] Kaution stellen.
[3] Aktenaufbewahrung, Archiv, Registratur.
[4] Lippstadt [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 474f.
[5] Borgentreich [LK Höxter].
[6] Peckelsheim [LK Warburg]; HHSD III, S. 607.
[7] Brakel [LK Höxter]; HHSD III, S. 112f.
[8] Dringenberg [LK Warburg]; HHSD III, S. 174.
[9] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 195ff.