Hollstein, N; Hauptmann [ – ] Hollstein war 1626 Hauptmann unter Christian von Braunschweig.
„Zellerfeld[1] steht für andere. Herzog Christian beorderte 300 Söldner dorthin. Sie sollten die Gemeinde wirksam gegen die streunenden Marodeure kaiserlicher oder ligistischer Provenienz schützen. An den unvernünftig hohen Geldforderungen, als Kontributionen maskiert, welche die Tillyschen geltend machten, änderten auch sie nichts. Ein erstes Scharmützel hatten fünfzig aus Osterode[2] heraufkommende Reiter, die Aufklärung zu betreiben gedachten, zu bestehen. Sie kamen dem Kommandeur der 300 Söldner, Hauptmann Hollstein, einem schneidigen Offizier, in die Quere. Mit seiner sechsfachen Übermacht jagte er die vorwitzigen Berittenen in die Pilze. Das war nur Vorspiel, aber Auftakt einer dramatischen Entwicklung. Clausthaler wie Zellerfelder, von den herzoglichen Truppen nicht angetan, gaben dem Hauptmann zu verstehen, sich zurückzuziehen, und redeten allen Ernstes von einem Schutzbrief, um den sie den Herzberger [Herzog ? BW] Georg bitten wollten. Die schroffe Ablehnung seiner Leute brachte den Hauptmann Hollstein auf, er mißbilligte hauptsächlich das Verhalten der Clausthaler, mußte jedoch mit ansehen, daß Herzog Georg ebenfalls 300 schickte, die Clausthal beschirmen sollten. Bis zum Privatkrieg zwischen den beiden kleinen Verbänden fehlte so gut wie nichts. Am 2. März 1626 warf Hollstein die Truppe Georgs aus Clausthal hinaus und setzte sich im Ort fest, was als feindlicher Akt begriffen wurde. Womöglich fühlte sich Hollstein nicht mehr wohl in seiner Haut, er ersuchte Christian um weiteren Nachschub, und dieser entsandte unverzüglich deutsche wie dänische Söldner,. Zum Zuwachs gehörten der dänische Major Mütschefall [Metzfall; BW] und Hauptmann Schulze. Sofort machten die Männer die Orte verteidigungsfest.
Wie verworren sich die Lage darbot, ist aus dem Hilferuf Herzog Georgs deutlich geworden. Er wollte Braunschweiger und Dänen aus seinem Fürstentum heraushaben, was sich nur durch Blutvergießen erreichen ließ. Weil er selber nicht stark genug war, brauchte er den Angriff Tillys. Nach im März setzte der Feldherr seine Heerscharen in Bewegung, um eine Ordnung wiederherzustellen, die keine gewesen war.
In Clausthal und Zellerfeld herrschte, ob der deprimierenden Nachrichten, höchste Alarmstufe. Friedrich Gärtner schildert die zivile Seite des Sturms auf Zellerfeld: »Die Zellerfelder wehrhaften Männer stellten sich unter der Führung des Stadthauptmanns Thomas Merten den Fremden entgegen und leisteten mit ihren ungenügenden Waffen tapferen und erbitterten Widerstand, der aber angesichts der großen Überlegung des Feindes erfolglos bleiben mußte. Sicher sind unter den tapferen Bürgern auch viele Schützenbrüder gewesen. Das dürfte daraus zu entnehmen sein, daß sie ihren Kampf bis zu ‚ihrem‘ Schützenhaus führte, wo sowohl Thomas Merten als auch die meisten in der Chronik des Pastors Albert Cuppius aufgeführten Bürger fielen.«
Die andere, die militärische Seite war ein Trauerspiel. Weder Braunschweiger noch Dänen rafften sich zur Verteidigung auf, sie versagten vor der heranrückenden Streitmacht, obschon sie hätten bestehen können. Nicht Mütschefahl, nicht Hollstein, der doch schon Mut bewiesen hatte, noch Schulze warfen sich ins Schlachtgetümmel. Was nützte das Bekenntnis der Bergstädter, mit ihnen Seite an Seite zu kämpfen; die Söldner retteten ihre Haut, sollten doch die Einheimischen die ihre zu Markte tragen.
Clausthal betrug sich vor dem berühmten, aber schon alt wirkenden, Feldherrn und seinen Truppen manierlich, der Rat entbot seinen Gruß. Ein nicht minder leichtes Spiel hoffte Tilly in Zellerfeld zu haben. Zumindest war seine Hoffnung einen Versuch wert. Er betraute einen Trompeter mit der Aufgabe, den Zellerfeldern die Übergabe schmackhaft zu machen. Zwei Fliegen mit einem Schlag ? Durfte er auf den milden Sinn der Gegenseite bauen ? Zwar hatte er die Truppen der Braunschweiger und Dänen in seinem Kalkül, glaubte jedoch, mit ihnen fertig zu werden. Wann erfuhr er, daß die Verteidiger das Feld geräumt hatten ? Vorerst traf ihn die bestürzende Nachricht, daß sein Trompeter tot war, von den Zellerfeldern ermordet, die von der Unversehrtheit eines Parlamentärs keine Ahnung gehabt hatten. Zur selben Stunde jagte die Furie des Krieges über die kleine Stadt hinweg, fochten die Mannen um Thomas Merten mit verzweifeltem Mut, aber vergebens gegen die wütende Soldateska. […] In den Mauern Zellerfelds wiederholte sich die Tragödie Grunds:[3] Mord, Totschlag, Plünderung, Vergewaltigung: Frauen, Greise, Kinder, wehrhafte Männer waren die Opfer. Wer konnte, flüchtete in die Wälder, in die Gruben, nahm den kalten Schnee in Kauf: Nur fort ! Familien verloren sich aus den Augen, starben Hungers, sanken, entkräftet, zu Tode erschöpft, in den Schnee und wachten nicht mehr auf. Der Ort war tot – und trotzdem voller Leben; eine nicht mehr zu bändigende Söldnerschar hauste nach Belieben, nichts fand Gnade vor ihren Augen. Als wäre das Ende der Welt gewalttätig eingeläutet worden“.[4]
[1] Clausthal-Zellerfeld [Kr. Zellerfeld]; HHSD II, S. 98f.
[2] Osterode; HHSD II, S. 370ff.
[3] Bad Grund [Kr. Zellerfeld]; HHSD II, S. 25.
[4] HOFFMANN, Harzschützen, S. 60ff. Vgl. GÜNTHER, Harz, 279ff.